Was ist Missbrauch?


Das erstemal

Ich war drei, da war er das erstemal da
und ich machte mich ganz klein doch er kam mir zu nah.
Er sagte zu mir, es tut doch nicht weh,
aber jede Faser meines kleinen Körpers schrie, Bitte Geh!
Es hörte nicht auf, er hat weitergemacht
und ich habe geweint und er hat über meine Tränen nur gelacht.
Es war mir, als würde er meinen jungen Körper zerreissen
und um diese Schmerzen zu ertragen konnte ich nur in mein eigen Fleisch beissen.

Irgendwann, nach Minuten oder Stunden,
hörte er auf und hat nicht länger meinen Körper geschunden.
Er nahm mich ganz sanft in den Arm
und sein Körper war noch ganz nass und eklig warm.
Er flüsterte mir ganz leise in mein kleines Gesicht,
Mama und Papa dürfen dies wissen nicht.
Sie werden sonst traurig und weinen ganz viel
und dann gebe es nichts mehr was ihnen an mir gefiel.
Wenn ich es ihnen sage, dann tue ich ihnen nur weh
und würde ich es denn verkraften, wenn ich Mama wegen mir weinen seh`?
Ich habe genickt und meine Tränen unterdrückt,
ich war fast taub, der Schmerz in mir machte mich fast verrückt.

Die Zeit verging schnell und mit ihr mein Lachen,
ich wollte mich doch immer wehren und konnte doch nichts machen.
Ich war erst 4,
da hat er mich für immer vergiftet und kam in mir.
Ich wollte es nicht länger ertragen,
schon bald trug meine Seele von seinen Wunden viele Narben.
Ich konnte nicht mehr schlafen, denn immer war er da,
doch es würde ihm bald zu wenig und er kam mir auch am Tage nah.
Ich wusste nicht, wohin ich könnt laufen,
ich wollte nur einmal des Nacht meine Ruhe und ein bisschen verschnaufen.
Es tat unbeschreiblich weh und wurde immer mehr,
mein Kinderlachen ging fort und meine Augen wurden schwarz und leer.
Meine Seele hatte geschrien um all das Leid noch zu ertragen,
aber wenn ich weinte, kam mich niemand fragen.
Stattdessen wurde ich immer wieder zu ihm geschickt
und wenn man mich fragte, ob es mir gefallen hat, habe ich nur genickt.

In meiner Kindheit, habe ich gelernt zu schweigen,
den Schmerz hinunter zu schlucken und die meinen Tränen nicht zu zeigen.
Ich war schon gestorben, bevor ich anfing richtig zu leben,
denn er war immer da und konnte mir das Lachen nehmen.
Ich war 13 und hatte 10 Jahre ununterbrochene Schmerzen hinter mir,
da kam er das letzte mal in seiner alten Gier.
Er legte sich zu mir in das kleine Bett
und ich wollte fort, wollte rennen und schreien und kam dennoch nicht weg.
In mir schrie alles Nein und er fasste mich trotzdem wieder an,
er sagte zu mir, ich mache so lange weiter bis ich nicht mehr kann.
Er nahm meine Hände in die seinen,
streichelte über mein Gesicht und sagte zu mir, ich müsse doch nicht weinen.
Er sah mir in die Augen und ich wollte mich übergeben,
doch er zog mich in seine Arme und aus mir wich all das letzte Leben.
Wir spielen jetzt unser Spiel, hat er gelacht
und dabei all das eklige mit meinem Körper gemacht.
Ich zeige dir nur, wie die Großen sich lieb haben, weh tuen wird es nicht,
sagte er und ich könnt dann stolz sein auf mich.
Denn so etwas macht man nur mit ganz besonderen Frauen,
die so hübsch und jung wie ich ausschauen.
Ich konnte spüren, was er da mit mir macht,
doch ich verlor all mein Zeitgefühl in dieser Nacht.
Waren es Minuten oder Stunden in denen er mich quälte,
aber mein Schmerz blieb gleich, es war nicht Dauer die zählte.

Fast 4 Jahre sind vergangen seit diesen letzten Schmerzen,
aber es gab nichts was mich lebendig werden ließ in meinem schwarzen Herzen.
Heute muss ich ihn noch sehen und wünsche mir nur noch den Tod,
es hätte alles ein Ende, mein Tod wäre schnell und nicht blutig Rot.
Ich habe verloren schon als ich 3 Jahre alt war
und ich fragte mich so oft , ob es Einbildung ist oder doch wahr.
Über 10 Jahre konnte ich mit dem Schmerz in mir überleben,
doch es gibt nichts mehr was mir jetzt nötige Kraft könnt geben.
Ich habe verloren, ich weiß es schon seit langer Zeit,
denn es gibt nichts, nichts was diese Wunden heilt...

Wie viele Kinder in Deutschland jährlich missbraucht werden lässt sich nicht sagen. Es liegen Zahlen vor, aber die Dunkelziffer dürfte leider weit aus höher sein. Man kann davon ausgehen, dass alle 2 sek. ein Kind irgendwo missbraucht wird.

1997 wurden 15.000 Fälle von sexuellen Missbrauch in Deutschland angezeigt. Laut BKA soll die tatsächliche Zahl von Missbrauch in Deutschland jedoch bei 300.000 liegen. Das Durchschnittsalter von missbrauchten Kindern liegt bei 9,5 und 12 Jahren, wobei man hier nicht von einem "Durchschnitt" oder "Durchschnittsalter" sprechen sollte, denn jeder und jede kann betroffen sein!
Der Großteil der Täter sind Männer, aber die letzten Jahre zeigten deutlich, dass auch Frauen immer öfters zu Täterinen werden. Erschreckend ist jedoch, dass mehr als ein Viertel der Täter selbst noch Kinder oder Jugendliche sind.

Wenn ein Kind sexuell missbraucht wird, dann leidet nicht nur das Kind sondern auch das gesamte Umfeld. Der oder die Täter zerstören dabei nicht nur den Körper und die Seele des Kindes sondern oftmals auch die Familie.

Sexueller Missbrauch in der Kindheit oder im jugendlichen Alter lässt sich nie vergessen oder verdrängen. Die Überlebenden können nur lernen, damit zu leben, aber es wird für immer ein Teil ihres Leben bleiben.

Definition Missbrauch

> Was ist sexueller Missbrauch?

Missbrauch entwickelt sich in den meisten Fällen über eine längere Zeitspanne hinaus. Findet der Missbrauch in der Familie oder im Freundeskreis statt, kann er über Jahre hinweg andauern.

Zu sexuellen Missbrauch zählen...
- berührung der Genitalien eines Kindes
- der Zwang zu oralem, vaginalen und analen Geschlechtsverkehres
- der Zwang pronografische Aufnahmen zu sehen oder direkte Aufnahmen
- zur sexuellen Erregung den Körper des Täters anfassen

> Die Täter

Oftmals findet der Missbrauch innerhalb der Familie statt. Zu den Tätern können
- Onkel/ Tante
- Bruder/ Schwester
- Vater/Mutter

oder Freunde u. Bekannte der Familie gehören.

Bei sexuellem Missbrauch ist es egal, aus welcher sozialen Schicht das Kind und die Familie stammt, denn in jeder Schicht befinden sich auch Täter. Viele der Täter wurden als Kind selbst sexueller missbraucht, was jedoch keine Entschuldigung sein soll.
Diese Täter wollen das Machtgefühl besitzen, welches sie beim Missbrauch niemals besitzen durften. Manchmal können sie nur so sexuelle Befriedigung erhalten oder sexuelle Handlungen mit dem Machtbesitz in Verbindung bringen.

> Die Opfer

Die Opfer von Missbrauch lassen sich überall und in jedem Land auf dieser Welt finden. In der Seele eines Kindes können extreme Schäden auftreten. Es ist sehr schwer das Erlebte zu verarbeiten. Noch viel schwerer ist es, dass Schweigen zu brechen und über den Missbrauch zu reden.
In extremen Fällen des sexuellen Missbrauches kann es zu einer Spaltung der Persönlichkeit kommen. In diesem Fall spricht man von einer multiplen Persönlichkeitsstörung (mehrere Persönlichkeiten die in einem Körper leben). Ein Kind kann jedoch das Erlebte so weit verdrängen, dass es völlig vergisst. Dieser "Gedächtnisverlust" hält von Mensch zu Mensch unterschiedlich lang an. Manche Frauen erinnern sich manchmal erst bei der Geburt ihres ersten Kindes daran. Manchmal kann auch eine bestimme Situation das erlebte Trauma (zB der erste sexuelle Kontakt in der Jugend) wieder hervorrufen oder es treten komische Träume auf. Starke Migränekopfschmerzen die durch psychische unbekannte Probleme hervor gerufen werden oder andere körperliche Beschwerden können auch darauf hinweisen.

"Der Missbrauch kann in folgenden 4 Phasen beschrieben werden und ist mit dem beschriebenen Erleben verbunden:

1. Phase Geheimhaltung durch versteckte oder offenen Drohungen oder Druckmittel des Täters - Verwirrung, Angst, Gefühl der Mitschuld beim Opfer

2.Phase Hilflosigkeit Opfer empfindet Hilflosigkeit, Verzweiflung, Wut, Depression, Verunsicherung, Angst vor Drohungen des Täters Entstehung von Lernstörungen und psychosomatischen Erkrankungen Fundament für spätere "Opferkarriere"

3. Phase Reaktion -Opfer entwickelt Hinnahme oder passive Einwilligung -Trennung zwischen Körper und Gefühl (dissoziative Erfahrungen) Verhaltensauffälligkeiten

4. Phase Aufdeckung meistens durch Außenstehende

(...)

Missbrauch zieht in der Regel beträchtliche und vielfältige Folgen nach sich. Folgendes könnte auf einen Missbrauch in der Kindheitschließen lassen, auch wenn nicht bei jedem Betroffenen alles auftritt.

- seelischer und körperlicher Schock:
Schweißausbrüche, Schreckensstarre, Herzjagen, Absinken des Blutdrucks, Apathie, Bewußtlosigkeit, graue Blässe, Abspaltung der Gefühle, Gedächtnislücken Vertrauensverlust

- Verunsicherung:
Opfer macht die Erfahrung, dass Gefühl, Verständnis und Verhalten nicht zusammenpassen, reagiert mit Rebellion oder einem unechten Verhalten ("Fassade")

-Grenzverlust:
durch Missbrauch werden die psychischen, körperlichen und sexuellen Grenzen des Opfers brutal verletzt, können dadurch keine eigenen Grenzen setzen oder Grenzen anderer einhalten oder "mauern" sich ein, um sich unverletzbar zu machen; Opfer paßt sein Verhalten an Funktion eines Erwachsenen an

- Wahrnehmungsstörungen:
gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper, Misstrauen in die eigene Wahrnehmung, Bestimmung durch andere, permanentes Minderwertigkeitsgefühl, Leistungsdruck Selbsteinreden, innere Schwüre

- körperliche, seelische, psychosomatische Folgen:
Depressionen, Schlafstörungen, Eßstörungen, Menstruationsbeschwerden, Migräne, Süchte, Schmerzen, Selbstverstümmelung, Selbstmordversuche/ -gedanken, Hautkrankheiten, Zwänge usw.

Identitätsprobleme:
negatives Selbstbild, Selbstbestrafungen Diese Symptome und Hinweise müssen aber nicht zwingend einen sexuellen Missbrauch als Ursache haben. Sie können auch vorhanden sein, ohne dass die betreffende Person sexuellen Missbrauch erlebt hat und haben dann andere Gründe. "

Quelle: missbrauch.de