Geschichten - Tränen


Ich weinte, als ich ein Kind sah, das vergewaltigt wurde. Immer und immer wieder, von Männern, nicht an einer Hand abzuzählen. Das Kind geschändet und die Männer lachten und freuten sich über das Leben. Wie krank kann ein Mensch sein?! Meine Tränen bewässern das tote Leben des Kindes. Ich weinte, als ich Kinder hörte, die vor Hunger schrieen. Seit Tagen nichts gegessen. Kinder, die das Gefühl nicht kennen, was es heißt, satt zu sein. Deren Schmerzen unerträglich sind. Nimm ein Kind in den Arm, das nicht einmal mehr 20 Kilo wiegt, du meinst, du umarmst den Tod. Meine Tränen bewässern die Gräber dieser Kinder.

Ich weinte, als ich all den Hass spürte, der in den Menschen wohnt. Wie kann ein Mensch einem anderen die Hoffnung nehmen, wo sie doch vielleicht alles ist, was er hat. Was ist aus der Liebe geworden, aus der wir entstanden sind? Meine Tränen vermischen sich mit dem Blut, dass die Seelen jedes einzelnen befleckt.

Ich weinte, als sich Menschen umbrachten, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sahen. Weil die Gesellschaft ihren Schrei nach Hilfe überhörte und erstickte, in dem ewigen Kampf um Macht und Geld. Meine Tränen tropfen auf die Abschiedsbriefe dieser Menschen, die in ihrem Leben doch nur ein bisschen Liebe wollten.

Ich weinte, als ich merkte, dass meine Tränen umsonst sind. Ich weinte mit all den Menschen, die Angst hatten, die Hunger hatten, die kurz vorm Austrocknen waren, weil sie kein Wasser bekamen. Ich weinte mit all den Menschen, um die Toten. Und um die Lebenden.

Doch plötzlich hatte ich keine Tränen mehr. Die Menschheit hat sie verschluckt, benutzt, um sich die Schuld von den Händen zu waschen. Und ich wollte um sie weinen, doch es ging nicht. Hilf mir!! Weine durch meine Augen, schluchze mit meinen Lippen, trockne mit deinen Händen die Tränen von denen, die wie ich weinten. Was soll nur passieren, wenn wir keine Tränen mehr haben.

Autor: Unbekannt