Der Täter und das Verhältnis


Wie bei vielen anderen Opfern leider auch, gab es bei mir keinen Einzeltäter sondern mehrere. Bis auf einen einzigen hatte ich zu den anderen Tätern keine große Beziehung, weswegen es mir hier nicht schwer fiel eine Grenze zu ziehen und mich von Schuldgefühlen frei zu sprechen. Ganz anders sah das bei meinem "Haupt"täter aus, denn dieser war mein eigener Großvater.

Wie ich schon geschrieben hatte, war das Bild zu diesem Mann sehr verschwommen. Es waren zwei Personen im Körper von einem. Dass das als Kind sehr schwer zu verstehen ist, dürfte wohl deutlich sein. Er war ein Großvater für mich, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Lieb, Nett, Einfühlsam, ... Ich bekam alles was ich wollte, ich habe mich immer auf die Besuche gefreut. Auf der anderen Seite hat er mir nachts Schmerzen zugefügt, mich gequält, gedemütigt, sexuell missbraucht. Gerade dadurch das ich diese zwei Bilder von ihm hatte, fiel es mir unglaublich schwer mich als ein Opfer von ihm anzusehen. Ich hatte schwere Schuldgefühle, nicht zuletzt weil ich befürchtete einen lieben, netten alten Mann solch eine schreckliche Tat vorzuwerfen. Meine Therapeutin sagt, er sei ein eiskalt berechender Mann. Das ist eine Tatsache. Er hat mich bewusst missbraucht, mich bewusst gequält, mir bewusst die Kindheit zerstört. So wie er es schon mit seiner eigenen Tochter getan hatte, die deswegen in ihrer Jugend unter Magersucht litt. Er hat mich als Kind bewusst verwirrt, mich pracktisch einer Programmierung unterzogen damit ich still schweigen bewahre. Nichts anderes ist es. Er hat mich mit Geschenken, mit seiner Aufopferden Art progammiert, mein Gehirn gewaschen damit ich ihn nicht als ein und dieselbe Person sehe. Nachts kam ein Monster in mein Bett, morgens war mein Großvater da der mir mein Frühstück machte und mich lieb behandelte.

Es bedarf keiner Drohung von ihm das ich still sein musste, denn er vollzog den Missbrauch und die Progammierung so geschickt an mir, dass ich diesem Menschen absolut vertraute und keine Bedrohung von ihm ausging.
Menschen die dies nicht erlebt haben, werden es sehr schwer haben das zu verstehen. Auch mir fiel es jahrelang das zu verstehen und zu akzeptieren sehr schwer. Aber es ist Fakt und Tatsache und daran lässt sich nichts mehr gut reden oder die Wahrheit umzudrehen.

Als ich 12 war, konnte ich knapp einer Vergewaltigung von zwei gleichaltrigen Schülern entkommen. Ich lebte nach diesem Tag normal weiter, ohne die tiefen Wunden in mir zu spüren. Erst durch meine Therapie konnt es ich begreifen, dass dies ein tatsächlicher Versuch gewesen ist und es wohl zu einer Vergewaltigung gekommen wäre, wenn sie nicht zufällig bei ihrem Handeln gestört worden wären. Das war damals im Februar und auch heute noch spüre ich jedesmal im Februar die Ausmaße diesen Erlebnisses. Ich höre immer noch ihr Lachen in meinem Kopf, spüre den Speichel der mir auf den Körper gespuckt wird und fühle immer noch das harte Holz in meinem Rücken der Bank, auf die sich mich gepresst hatten und spüre immer noch die Knie die mir auf den Brustkorb drückten und mich am Amten hinderten. Ich kann die eisige Kälte an meinen Beinen fühle als mir die Hose zerrissen wurde und die Kälte an meinem Bauch als man mir versuchte die Jacke über den Kopf zu ziehen. Mit 14 musste ich mir ebenfalls von Mitschülern ein paar sexuelle Übergriffe gefallen lassen, dass war wohl Teil ihres Spieles "Wie zerstöre ich einen Menschen?". Auch heute noch, obwohl es jahrelang schon zurück liegt ist die Erinnerung allgegenwärtig. Es kommen immer noch neuer Erinnerungen in mir hoch, die ich nicht lenken oder steuern kann. Erst vor sehr kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass sich in der Wohnung meines Großvaters sich noch Kinderpornografie von mir befinden muss. Durch meine Therapie kann ich lernen, mich nicht von diesen Erinnerungen kontrollieren zu lassen. Sie sind schmerzhaft und sehr schlimm. Aber im Gegensatz zu Früher lasse ich mich dadurch nicht mehr zerstören.