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Luca's Reise zu den Sternen
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05. Januar
2003
Krissy erzählt:
Wir waren den ganzen Tag bei unserer Freundin Bine in der Nähe von Coburg. Nachdem
Luca um ca. 20.00 Uhr seine Flasche bekommen
hat, sind wir (Andy, Luca und Ich) zurück
nach Würzburg gefahren. Luca hat die ganze Fahrt friedlich in seinem Sitz
geschlummert. Als wir zu Hause waren,
hat Luca seine Letzte Flasche vor dem Schlafengehen
bekommen. Andy legte sich schon schlafen, ich kuschelte mich mit Luca ins Bett, er nuckelte genüsslich an seiner Flasche. Zwischendurch wickelte
ich ihn und zog ihm seinen
türkisen Schlafanzug an. darin sah er immer so süß und groß aus. Er
trank seine Flasche leer. Ich war sehr
müde und wollte schlafen, doch Luca weinte und wollte beschäftigt werden. (Heute bereue ich es das ich mich nicht länger
mit ihm beschäftigt
habe. ) Um ihn müde zu machen legte ich ihn in die Babyschale, deckte ihn zu
und schaukelte ihn in den Schlaf. Er
sah so süß aus, zum anbeißen! Es sollte das letzte mal sein das ich ihn Lebend sehen würde. Ich schlief völlig erschöpft
ein. Am nächsten Morgen,
den 06.Januar.03, weckte Luca lautstark den Stiefpapa, der ihm gegen 8:00 Uhr
immer das erste Fläschen gab. Ich
verschlief leider die letzten Stunden im Leben meines Sohnes.
Andy erzählt: Nachdem Luca mich geweckt hatte, bereitete ich ihm sein Fläschchen
zu, dann nahm ich ihn auf den Arm und fütterte ihn im Bett. An diesem Morgen hat er ziemlich
hastig getrunken! ca. 9:15 Uhr legte
ich Luca zwischen Krissy und mich in die Mitte des Bettes und deckte ihn zu. Wir schliefen gleich wieder ein. Kurz vor 11:00 Uhr
wurde ich wieder wach,
ich merkte das Luca Nasenbluten hatte. Ich weckte Krissy mit den Worten :
" Wach auf, Luca hat Nasenbluten, da stimmt etwas nicht!"
Krissy erzählt: Ich schreckte sofort hoch, schaute zu Luca und sah gleich das er nicht
mehr Atmete. Ich sagte Andy das er den
Notarzt rufen sollte. Ich nahm Luca hoch und fühlte als erstes ob ihm seine Zunge in die Gaumenspalte gerutscht ist,
dem war aber nicht so.
Andreas telefonierte schon mit der Rettungsleitstelle, als ich das Gefühl hatte
das Sie Fragen stellten die nicht notwendig
waren, schrie ich das es kein Scherz sein, daß mein Baby sterben würde. Ich gab dann Luca Andy und zog mir
etwas über, in der Zeit
lief Andy mit Luca zu seinen Eltern einen Stock tiefer. Seine Mutter fragte, ob wir
schon den Notarzt verständigt hätten,
und wir sagten ja. So liefen wir zu dritt mit Luca auf dem Arm die drei Stockwerke zur Haustür runter. Im Treppenhaus hörten
wir schon die Sirene und
dachten das wir Luca gleich in den Krankenwagen legen könnten, leider kam
zu erst nur der Notarzt, der mit Luca,
Andy und Elfi gleich wieder in den dritten Stock lief. Ich war verzweifelt, und verlor langsam
den Boden unter den Füßen. Ich rief immer wieder Luca's Namen und dann lief ich hinterher. Im ersten Stock fragte mich Andy's
Oma was passiert sei, ich
antwortete, nur im vorbeilaufen, ohne sie anzuschauen: " Mein Baby stirbt". Oben angekommen hatte sie Luca im Schlafzimmer aufs Bett gelegt
und der Notarzt bat verzweifelt
um Hilfe. Gleich darauf traf die Feuerwehr, der Krankenwagen und ein Baby-Notarzt ein. Sie stellten fest das Luca's Gaumenplatte fehlte, Andy
lief hoch um sie zu suchen.
Elfi (Andy's Mutter) blieb die ganze Zeit an Luca's Seite, ich hatte nicht die
Kraft dafür, ich saß im Wohnzimmer
und rief meine Mutter an. Ich erzählte ihr was geschehen war, zu dem Zeitpunkt, gegen 12.00 Uhr kam der Baby-Notarzt und sagte
das Luca jetzt in die Klinik
kommt, das seine Chancen 50 zu 50 Standen. Ich sagte es meiner Mutter und legte auf. Dann machte ich mich fertig um mit in die Klinik zu fahren.
Luca wurde unter Beatmung
nach unten getragen und ich fuhr vorne beim Fahrer mit. Mir war alles egal, ich wollte nur mein Baby wieder. Die zwei, drei Minuten Fahrt in
die Klinik kamen mir wie
eine Ewigkeit vor. Luca wurde über den Patienteneingang in die Klinik gebracht und ich musste alleine über den Haupteingang rein. Ich fuhr mit
dem Fahrstuhl auf die Kinder-Intensiv-Station
und sah durch die Glastür wie Luca in das erste Zimmer gebracht wurde. Ich wurde von einer Schwester in den Aufenthaltsraum gebracht.
Dort wartete ich darauf
das der Arzt kam und mir sagte was mit Luca sei, das ich zu meinem Baby durfte. Ca. eine halbe Stunde später kamen Andy und Elfi. Ich ging
in der Zwischenzeit mit
Andy runter, und rief unsere Freundin Bine an, ich wollte sie bei mir in Würzburg haben. Wir mussten noch bis ca. 13.30 Uhr warten bis der Arzt
kam. Nach meinem Gefühl
war endlos viel Zeit vergangen. Der Arzt begrüßte uns und sagte mir das
Luca es nicht geschafft hatte und wenn
wir wollten, könnten wir uns von ihm verabschieden. Ich schrie nicht, ich weinte nicht, ich sagte nichts, ich nickte
nur. Wir drei sind dem
Arzt dann ins Zimmer gefolgt. Da lag unser Engel im ersten Bettchen. Er war schön Angezogen, Sie hatten ihn ein weißen Strampler angezogen und
der Pulli war weiß,
lila, türkis geringelt. Elfi lief gleich wieder aus dem Zimmer. Die Schwester fragte
mich ob wir ihn in den Arm nehmen wollten, aber ich traute mich nicht, er sah so
zerbrechlich aus. seine zarte Haut war
schon blau und sein kleiner Körper war kalt. Wir wurden mit Luca alleine gelassen. wir weinten, wir sprachen mit ihm, ich hielt
seine kleine Hand, wir
streichelten ihn, immer wieder küssten wir ihn. ein paar mal hatte ich das
Gefühl gehen zu müssen, aber
ich konnte mich nicht von ihm trennen. Der Arzt erklärte uns das Luca beschlagnahmt würde und das die Polizei zu uns kommen würde.
Wir gingen ein letztes
mal zu Luca ans Bettchen, küssten ihn, ich sag ihm sein Schlaflied und mit den Worten
:" Schlaf gut kleiner Engel" verabschiedeten wir uns. Nachdem Andy, Elfi
und ich die Klinik verlassen hatten rief
ich meine Mutter an und sagte ihr das Luca Tod sei. Meine Mutter weinte und schrie. Dann fuhren wir nach Hause. Elfi und ich
fingen an zu putzen und
Andy rief jeden an den wir kennen und sagte das unser Luca tod sei. Viele hielten es für einen Schlechten Scherz, und keiner wollte es glauben.
Andy`s bester Freund kam
mit seiner Freundin. Und Abends traf auch meine Freundin Bine mit ihrem Mann Torsten und Söhnchen Robin-Dominique ein. Kurz davor waren zwei Beamte
von der Kripo Würzburg
da, sie machten Fotos von dem Bett und stellten fragen. Sie waren sehr freundlich und verständnisvoll. Sie sagten das Luca nach der Autopsie
wieder freigegeben werden
würde und das dies bis Mittwoch dauern könnte. Bei mir überschlugen sich die Gedanken, was müsste ich jetzt alles machen,
könnte ich Luca mit nach
Kiel nehmen, woran ist er Gestorben, habe ich etwas falsch gemacht, würde es
unsere Beziehung überstehen? Die
erste Nacht verbrachte ich mit meiner Freundin imInternet, suchte Leute denen es auch so ging,
wollte nicht alleine sein. Ich ging Morgens völlig übermüdet ins Bett. Am Dienstagmittag weckte mich mein
Freund und sagte mir das die
Polizei angerufen hatte, das Luca wieder Freigegeben ist. Jetzt konnten wir uns um
die Beerdigung kümmern. Ich rief
einen Bestatter aus Kiel an, der sich auch gleich um alles kümmerte. Am Nachmittag sprach ich mit der Rechtsmedizin und mir
wurde gesagt das man bei
der Autopsie nichts gefunden hatte und somit vom Plötzlichen Kindstod ausging. Mir wurde auch gesagt das wenn Luca es geschafft hätte er für
immer schwere Schäden
gehabt hätte, das hätte ich für Luca nicht gewollt, es war gut das Luca
gegangen ist, er war immer so aufgeweckt
und glücklich gewesen. Am Mittwochmorgen fuhren wir ( Andy, Bine, Robin-Dominique und ich ) nach Kiel zurück. Meine
Mutter war überglücklich
das Luca mit nach Kiel kommen konnte. Mittwochnachmittag rief ich den Bestatter an und erfuhr das Luca vor uns in Kiel war. Das war eine schöne
Nachricht! Wir werden
diese Tage nie vergessen, die Erinnerung wird zwar verblassen, wie auch die Erinnerung an Luca`s Gesicht aber einige Dinge, Ereignisse, sein Duft, seine
Stimme, die kleinen Äuglein
werden, wie der Schmerz in unserem Herzen bleiben. So hat auch der Schnee seit dem 06.Januar.03 eine besondere Bedeutung für uns haben, ich
sage das die Flocken, die
zum Zeitpunkt seines Gehens anfingen zu fallen, sein Weg zu den Sternen waren, wie eine Leiter. Im nachhinein denke ich das Luca und ich wußten, das er gehen muß,
ich hatte immer Angst das
einer kommt der ihn mir weg nimmt, so das ich mich schon fast für Luca aufgegeben hatte und er hat so viel gekonnt für seine zarten acht Wochen,
das ich heute denke das
er alles mitnehmen wollte was ging.
Sternenkinder sind wie der Name schon sagt leider nicht für unsere Welt bestimmt!