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Auswertung eines gesehenen Theaterstückes vom Arbeitstreffen Schultheater Berlin Stück (Dienstag 9.3.2004) Zweite Chance" nach Sergej Bebel Auf der Bühne des Stückes Zweite Chance" stand ein Bett, vor der Bühne ein Schreibtisch mit Stuhl und links davon eine große, schwere Kerze. Die abgelegene Position des Schreibtisches diente der Funktion des Schauspielers, der daran saß. Denn dieser, ein Schriftsteller in einer Schaffenskrise, erlebt und schreibt das Geschehen, welches wir auf der Bühne sehen. Zwischenzeitlich wurden noch einige Bühnenmöbel auf die Bühne genommen, wie ein Bierkasten oder ein Bügelbrett. Erfreulicherweise geschah dieses ohne Unterbrechung der Handlung, denn die Schauspieler brachten einfach mit, was sie benötigten. Dennoch war das Stück gut strukturiert und das Geschehen für den Zuschauer anschaulich dargestellt: Der besagte Schriftsteller bittet in seiner misslichen Lage das Schicksal um Hilfe. Dieses zeigt ihm mehrere Szenen, in denen Menschen auf verschiedene Weise sterben. Unfälle, Mord, Affekt, Selbstmord und Krankheit, das ganze Spektrum ist vertreten. An dem letzten Tod, der auch der erste war, hat der Schriftsteller zusammen mit dem Schicksal persönlich Mitschuld. Glücklich ist er über seine Geschichte jedoch nicht. Die letzte Szene wird wiederholt, jedoch stirbt nun der Motorradfahrer nicht. Da er überlebt, kann er den nächsten Kandidaten retten, dieser einen weiteren und so erhalten alle ihre zweite Chance. Sterben muss am Ende nur der Schriftsteller selber, die Kerze verlischt, Schluss. Die Schauspieler haben alle beeindruckende Arbeit geleistet. Gerade in den brutalen Szenen des Sterbens erreichten sie derartiges Niveau, dass es dem Zuschauer den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Stichwort Schulmassaker. Mit Requisiten wurde sparsam umgegangen, was in keiner Weise als negativ auffiel, amüsant war die Verwandlung von einem Bügeleisen zum Schoßhund an der Leine (=Elektroleitung) und zurück. Die Kleiderordnung bedarf noch einer Bemerkung: Die Schauspieler waren gemäß ihrer dargestellten Person angezogen, so der Drogenabhängige in abgerissenen Jeans und der Motorradfahrer in Leder. Also eine bunte Schar, von der sich der Schauspieler und das Schicksal als übergeordnete Personen abheben mussten. So war der Schriftsteller ganz in Weiß und das Schicksal ganz in Schwarz gekleidet. Im Resümee eine gute Veranstaltung. | |