Vierfach

Doppelt hält besser!

 

 

 

Die Kapitel

 

1.    So ist nun mal das Leben!

2.    Ein neues Familienmitglied

3.    Gruselzeit-Horrorzeit

4.    Großer Ärger

5.    Ansteckender Virus

6.    Der Brief

7.    Große Verwirrung

8.    Eine schlimme Nachricht

9.    Die Brieffreundschaft

10.                   Unsere Familie…!

11.                   Nanette dreht durch!

 


 

Die Personen verfasst von Lola und Alissa

 

Lola Evergreen: Sie ist ein Teenager, der ein cooler Typ ist. Sie ist die Zwillingsschwester von Alissa und Schwester von Mandy.

 „Du mit deinem blöden Geschmack für Musik, Eminem ist viel cooler!“ (wäre typisch)

 

Alissa Evergreen: Sie ist ein schüchterner Teenager und die Schwester von Lola und Mandy. Sie ist in Dave verliebt.

„Hohe Schuhe sind doch ungemütlich.“ (wäre typisch)

 

Mandy Evergreen: Sie hat bis zu ihrem elften Lebensjahr bei ihren Großeltern gelebt. Sie ist die Schwester von Lola und Alissa.

„Es ist so aufregend Zwillinge als Schwestern zu haben.“ (Seite 10, Zeile 16-17)

 

Mr. und Mrs. Evergreen: Eigentlich Jack und Elisabeth. Eltern von Lola, Alissa und Mandy.

„Haltet euren Mund!“ (Seite 18, Zeile 36-37)

 

Dave: Ein süßer Typ und guter Kumpel von Lola, Alissa ist in ihn verliebt.

„Wir waren gerade beim flirten.“ (Seite 4, Zeile 30)

 

Nanette und ihre sieben Personen Clique: Nanette ist ein gemeines Mädchen, das jeden, bis auf ihre Freundinnen, ärgert.

„Wie kann man nur so dumm sein?“ (Seite 10, Zeile 8-9)

 

Frau Fishmeir: Die Klassenlehrerin der 3f.

„Dave, du schaffst es!“ (Seite 9, Zeile 4)

 

 

 

 

So ist nun mal das Leben!

 

 

 

 Wir schreiben den 11. März 2020. Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war ein Samstag. Die Außentemperatur betrug 32°C. Es war 12:45 Uhr. Der Schatten des 2,64m hohen Baumes betrug 37,5cm. Diese Hainbuche stand vor einem grauen, zweistöckigen Haus. Das Dach war weinrot und die Vorhänge babyblau. Aus dem Rauchfang kam kein Rauch, weil die Familie die in dem Haus wohnte keinen Kamin besaß. Sie hatten stattdessen eine Fußbodenheizung. Der Garten war zierlich, mit vielen bunten Blumen geschmückt.

 Das originellste an diesem Garten war, dass die Pflanzen nicht wie bei allen anderen Häusern von klein nach groß eingepflanzt waren,  sondern irgendwie. In diesem, etwas seltsam aussehenden Haus,

 wohnte die Familie Evergreen. Die Evergreens waren eine ganz normale Familie: Eltern, die viel verdienen, und die Kinder bekamen zu wenig von dem Geld ab.

 Wo gelangte das Geld hin? So viel kauften sich die Eltern auch nicht. Bei dem Geld das die Kinder noch nicht gesehen hatten, musste sich die gesamte Familie einen Urlaub von einem Monat zu den Malediven in ein fünf Sterne-Hotel leisten können.

 Vor dem Blumenbeet stand ein mit Efeu bewachsenes Schild auf dem „Letterstreet 5 Evergreen“ stand. Ein silberner Porsche 911 Carrera S hielt am gegenüberliegenden Parkplatz an. Keine einzige Stelle war besetzt. Ein 1,79m großer Mann drehte das Autoradio aus, das gerade das Lied In the Shadows spielte und stieg aus dem Wagen. Er fuhr sich mit seiner linken Hand   durch die gegelten, schwarzen Haare.

 Ein Windhauch blies ihm ins Gesicht. Er trug eine Jean die unten leicht auseinander ging und ein eng anliegendes, schwarzes T-Shirt. Kurz nachdem er die Autotüre zugeschlagen hatte zog er eine schwarze Sonnenbrille, mit schwarzen Gläsern aus seiner linken Hosentasche und versteckte mit ihr seine schönen, großen, blauen Augen.

 Nun sah er aus wie ein Badboy.

 Er war ein absoluter Frauenheld. Beinahe jede guckte ihm hinterher. Mit einem großen Grinsen in seinem Gesicht ging er den langen Kiesweg entlang, zum Haus der Familie Evergreen und drückte den Klingelknopf der an der Holztür befestigt war, weil er seinen Schlüssel versehentlich an seinem Arbeitsplatz liegen gelassen hatte.

Wahrscheinlich dachte er: „Du bist heute wieder einmal unwiderstehlich!“, oder „Mann, du siehst gut aus!“, oder etwas in der Art.

 Etwa 1,5m von der Türe entfernt stand eine kleine Garage in der die Fahrräder untergebracht waren. Neben der Garage standen Bio-, Restmüll- und Altpapiertonne. Er war ein sehr erfolgreicher Journalist bei der größten und beliebtesten Zeitungsbehörde im Land. Darum war es einleuchtend, dass seine Einnahmen nicht gerade niedrig waren.

 Nach einer Weile öffnete eine schlanke Dame mit einem runden Gesicht die Türe. Sie arbeitete als Anwältin, doch sie hatte seit einer Woche und noch weitere acht Wochen frei. In diesen acht Wochen sollte sich benahe alles in ihrem Leben ändern. Zum Start in das Abenteuer trug sie einen hautengen, Jeansminirock und oben rum einen Bikini. Ihre Haut war vom sonnenbaden braun.

 Sie war etwas kleiner als ihr Mann Mr. Evergreen. Dann küsste sie ihn, weil sie ihren Mann seit drei Tagen nicht gesehen hatte. Daraufhin nahm sie ihm die Sonnenbrille ab und beide verschwanden in der Finsternis des Hauses.

 Eigentlich war es nicht ihr Abenteuer, sie spielte nur eine kleine, unbedeutende Rolle.

 Auf dem bereits erwähnten Baum hockten viele Vögel, die um die Wette zwitscherten. Es war ein wunderschöner Tag. Plötzlich wurde die angenehm klingende Melodie unterbrochen: ,,If you wanna be my lover!“

Poch, poch, poch jemand schlug mit seiner Faust gegen die halb Glas- halb Holztür von Alissa.

 Der Polster unter ihrem Kopf fühlte sich weich an.

 Alissa ging an ihrem Schreibtisch vorbei und danach zu der kleinen Schublade. Die Wände waren gelb und blau bestrichen. Sie drehte den Radio ab. Ihr rosarotes T-Shirt mit blauen Schmetterlingen kombiniert mit einer hell- dunkelblau gestreiften Jeans verpasste ihr den typischen “Ich bin schüchtern“ Look. Auf ihrem T-Shirt stand „Originell“ in violetten Buchstaben geschrieben. Nun, sehr Originell war Alissa nicht. Sie war so schüchtern, dass sie sich in der Schule oft nicht einmal die Hand zu heben traute. Genervt öffnete die dreizehnjährige ihre Zimmertür.

 Die mittelblonden Haare von ihr schimmerten in den Strahlen der Sonne. „Kann ich nicht einmal in Ruhe Musik hören? Es läuft gerade mein Lieblingslied!“, brüllte Alissa in ein ovales Gesicht mit einer Stupsnase auf der einige Sommersprossen zu erkennen waren. Nur selten wagte sie es so zu schreien. Das kam nur vor, wenn sie wirklich wütend war.

Draußen stand Alissas Zwillingsschwester Lola: „Du mit deinem blöden Geschmack für Musik. Blah, blah, blah mein Lieblingslied. Eine bessere Ausrede fällt dir auch nicht ein, das kann ja jeder sagen.“ Lola trug eine Hose auf der hinten das Wort „Ausgang“ zu erkennen war und einen blauen, gestrickten Pullover von dem einige Leder Fäden runter hingen.

 Lola war ziemlich cool drauf. Wütend machte Alissa die Musik wieder an, aber viel lauter als vorhin. Lola lehnte ihren Oberkörper zurück, streckte ihre Hände aus und meinte: „Okay, okay; mehr Beweise brauche ich nicht, aber bitte verschone meine Ohren, denn ich muss, falsch ich darf noch die total süße Stimme von dem coolen Jungen aus unserer Klasse, du weißt wen ich meine, hören weil er mich angerufen hat. Kannst du kurz übernehmen? Ich muss auf die Toilette, er hat schon so lange gewartet.“ Alissa wusste genau wen Lola meinte: Dave. Alissa war schon eine halbe Ewigkeit in ihn verliebt. Lola streckte die Hand in der sie ihr Handy  hatte zu ihrer Schwester.

 Zitternd nahm Alissa das Telefon, da sie sehr schüchtern war, hatte sie Probleme mit Jungs zu sprechen. Sie stotterte: „H- hallo Dave, d- da bin ich wieder.“ Dave fragte verwundert: „ Alissa, bist du es?“ Um nicht zu stottern, sagte Alissa während sie das Eminemposter das auf dem Schreibtisch von Lola lag zur Seite schob so schnell sie konnte: „Nein ich bin Lola. Wo waren wir gerade?“ Sie kniete auf den Tisch und biss sich nervös in den Daumen.

 Dave wollte lustig sein und antwortete: „Beim Flirten!“ Natürlich hatten Lola und Dave nicht geflirtet. Alissa war außer sich und wusste nicht was sie sagte: „I love you!“. Als Alissa begriff was sie gesagt hatte und es noch dazu die Wahrheit war flüsterte sie: „Falsch verbunden!“ und legte auf.

 Lolas Zimmer war blau mit weißen Wolken bestrichen. Ihr Bett war so wie ein Stockbett, nur dass ihr Bett auf einigen Kästen stand. Alissa holte tief Luft und atmete wieder aus. Einige Sekunden vergingen bis ihre Schwester das Zimmer betrat und fragte: „Hast du ihm die Hausaufgaben gesagt?“ Alissa meinte: „Nein, habe ich nicht. Wir haben …ah …“Sie ging in ihr Zimmer. Lola blickte Alissa hinterher und schnitt eine Krimasse. Hoffentlich ist mir Dave nicht böse. Bestimmt hat sie gestottert. Warum muss ausgerechnet meine Schwester in Dave verliebt sein, und warum kann sie nicht so cool wie ich sein. Da hörte man den Vater schreien: „Ins Bett.“

 

 Am nächsten Tag brachte Mr. Evergreen die Zwillinge in die Schule. Während sie mit dem Auto fuhren schminkte sich Lola. Sie nahm den Lippenstift und bemalte ihre Oberlippe, als Mr. Evergreen plötzlich um eine starke Kurve zischte. Der Verschluss des Lippenstifts flog ihr davon und Lola zog versehentlich eine Linie durch ihr Gesicht und über das weiße T-Shirt von ihrer, bei dem Fenster hinaussehenden, Schwester. Als Alissa in Lolas Gesicht blickte bekam sie einen Lachkrampf. Sie drehte sich kichernd um und blickte wieder aus dem Fenster. Als Lola den Lippenstiftstrich auf Alissas weißem, Spagettiträger T-Shirt sah musste sie ebenfalls lachen.

 Da schnauzte ihr Vater: „Könnt ihr nicht einmal leise sein. Beim Auto fahren muss man sich auch konzentrieren. Wenn ich einen Unfall baue bin ich schuld. Dann kann ich nicht einfach sagen, dass ihr habt so viel gelacht habt, das glaubt mir kein Schwein.“ Lola nahm ein Taschentuch und wischte sich den Strich aus ihrem Gesicht. Sie fuhr auch über Alissas T-Shirt, aber der Lippenstiftstrich ging einfach nicht heraus. Nun lachte Alissa: „Ha, ha, ha, ha, danke für diese angenehme Massage.“ Lola legte das Tuch weg und befummelte ihren Rücken.

 Vor der Schule hielt Mr. Evergreen an. Die zwei Mädchen stiegen aus. Bevor Lola die Autotüre zuschlug brüllte sie: „Ph, wir haben einen Unfall verursacht, da lachen ja die Hühner.“ Echt, Papa hat heute wirklich zu wenig geschlafen. Sie ging Alissa stolz nach.

 In der Schule trafen Lola und Alissa Dave. Alissa biss sich vor Angst in die Lippe. Dave umarmte Lola und wollte sie küssen. Lola ging einen Schritt zurück und griff auf ihre linke Brust. Sie fühlte wie ihr Herz schlug und fragte mit einer komischen Miene: „Was ist denn mit dir los?“ Darauf Dave: „Weißt du nicht mehr, gestern beim telefonieren. Du hast gesagt, dass du mich liebst und dann hast du gleich aufgelegt.“ Lola sah Dave verwundert an und ging mit Alissa und Dave in die Klasse und setzte sich auf ihren Platz.

 Was? Der hat seinen Kopf in den Wolken. Das würde ich nie zu meinem Kumpel Dave sagen, obwohl er ganz süß ist. Sie flüsterte zu Alissa: „Was hast du gesagt?“„Ich konnte auch nichts dafür, ich wusste nicht mehr was geschah.“„Ja, ja. du Doofi, jetzt glaubt Dave ich bin in ihn verliebt. Er wollte mich sogar schon küssen.“„Wow, du hast ein Glück, du bekommst jeden. Wie machst du das?“, fragte Alissa beeindruckt. Vielleicht trinkt sie jeden Tag einen Zaubertrank der einen schön aussehen lässt. Lola lächelte, sah kurz aus dem Fenster und antwortete: „Ich würde es mal man so ausdrücken, ich habe eine Schwester die den süßen Jungs in meinem Namen ein Liebesgeständnis macht.“

 Plötzlich ertönte das läuten der Schulglocke. Die Lehrerin betrat das Zimmer. Sie schob sich ihre Brille zu den Augen und stolzierte zum Lehrerpult. Sie nahm eine Kreide und schrieb auf die Tafel:

 

Heutige Themen

1. Immer die Wahrheit sagen

2. Rückgabe des Tests

 

Nachdem die Klasse eine halbe Stunde über das Thema „Immer die Wahrheit sagen“ diskutierte wurde Lola langweilig. Draußen war wunderschönes Wetter. Beinahe keine Wolken waren am Himmel zu sehen. Die Vögel zwitscherten. Nur eine Klasse der riesigen Schule konnte sich in diesem Moment glücklich schätzen. Lola vermutete dass es die 1.c war. Zuminderst waren die Schüler sehr klein.

 Jetzt bestand kein Zweifel mehr, Lola hatte den frechen Jungen wieder erkannt, der sie vergangene Woche mit einem Stein beschmeißen wollte. Er blickte durch das Fenster das rechts neben ihr war in das Zimmer. Der Junge schnitt eine Grimmasse und winkte Lola, so als wollte er sagen: „Ich habe jetzt Sport, du nicht, du musst jetzt lernen aber ich nicht!“ Plötzlich kam seine Lehrerin um die Ecke. Sie schnappte ihn und zog ihn an der Hand zu den anderen Schülern die bereits lachten. Der Junge sah verzweifelt zu Lola. Nun winkte sie ihm.

 Lola schlug die Rückseite ihres Heftes auf. In diesem Moment erklang die Stimme der Lehrerin: „Und vergesst nicht, man darf nicht lügen! Lehrer tun das nie. Ich gebe euch jetzt den Grammatiktest von letzter Woche zurück.“ Sie schwieg kurz. „Er ist sehr gut ausgefallen.“ Mrs. Fishmeir ging zur ihrer Tasche und kramte in ihr.

 Diesen Augenblick nützte Lola und begann in ihrem Heft zu schreiben. Du wirst noch sehen, wer hier lügt. Ich darf nicht lachen, sonst verrate ich mich. Und wieder einmal werde ich beweisen, dass ich zu cool für die Schule bin. Die Lehrerin drehte sich mit dem Stoß Hefte um und teilte sie aus. Sie brachte Amy die in der letzten Reihe saß ihr Heft und dann nahm sie das von Lola: „Dein Test war…he was schreibst du denn da?“ Die Lehrerin wandte sich zur Klasse. „Ich lese euch vor was Lola im Unterricht so schreibt.“ Kichern brach aus. Die Lehrerin donnerte: „Still!“ Sie begann zu lesen: „Lola war die beste beim Test.“ Lola griff sich auf die Stelle wo das Herz lag und lachte: „Danke, dass ich so gut bin, wusste ich nicht. Und das, obwohl ich nichts gelernt habe!“

 Alissa stand auf und protestierte während sie ihre Hände nach unten streckte und mit ihren Fingern Fäuste ballte: „Ich dachte Lehrer dürfen nicht lügen.“ Alissa stampfte mit dem rechten Fuß auf dem Boden. Frau Fishmeir wurde rot vor Wut und fauchte.

 Die Schulglocke erklang. Somit war der Unterricht zu Ende.

 

 

 

 

 


 

Ein neues Familienmitglied

 

 

 

In der darauf folgenden Unterrichtsstunde hatten sich die Zwillinge für das Fach “Erste Hilfe“ gemeldet. Sie lernten einiges über Mundzumundbeatmung. Doch das schlimmste kommt noch. Für Alissa war es das schönste. Alissa und Dave mussten vorzeigen wie Mundzumundbeatmung geht. Die Klasse versammelte sich um einen Tisch. Alissa legte sich auf den Tisch. Hilfe, ich lebe doch! Ihr braucht mich nicht retten. Nur Dave darf mir helfen. Dave ging auf Alissa zu. Lola musste kichern. Alissa, genieße es, wenn er dich beatmet. Da schlug jemand auf Lolas Schulter. Es war Max. Max war dick und aß immer, auch im Unterricht. Jeder an der Schule fand ihn eklig. Wie kann man sich nur einmal im Monat duschen? Kein Wunder, dass er so versschwitzt riecht. Lola rannte es kalt den Rücken runter.

 Dave sah Alissa an. Sie sah zurück. Dave lächelte und zuckte mit den Schultern. Alissa lächelte ebenfalls. Ach Dave, ich bin dein Dornröschen. „Wenn ihr beiden Turteltauben nicht wisst was ihr zu tun habt helfe ich euch. Mampf, das Brot schmeckt lecker.“ Max stieß Dave weg und beugte sich über Alissa. Diese konnte seine schwarzen Zähne sehen. Alissa war entsetzt. Sie rollte sich schreiend vom Tisch. Als Max sich wieder zur Gruppe stellte legte sich Alissa langsam wieder auf den Tisch.

 Der Tisch war nicht gerade gemütlich. Dave begann fünfmal auf die Stelle wo Alissas Herz lag zu drücken. Nicht  wirklich, er kam nur leicht bei ihr an, weil Herzmassagen sehr schlecht für gesunde Menschen sind. Danach schüttelte er verzweifelt seinen Kopf. Frau Fishmeir meinte: „Na komm schon Dave, du weißt doch wie es geht.“ Sie zwinkerte ihm zu. Dave atmete tief ein und wieder aus. Ich bin gespannt wie sich Alissa und Dave bei ihrem zweiten Versuch anstellen werden.

 Dave begann fürchterlich zu schwitzen. Er beugte sich sehr nah über Alissa Gesicht.

 Die Lehrerin streckte beide Daumen in Augenhöhe, setzte ein großes Lächeln auf und meinte: „Dave, du schaffst es!“

 

 Plötzlich kam ein Cheerleaderteam in den Raum. Die Teenager wedelten mit ihren Wedeln und schien: „Dave, Dave, Dave, du schaffst es. Es ist doch nicht so schwer!“ Leider hatte Lola sich das alles nur vorgestellt.

 

Der rote Rock der Lehrerin und ihr blauer Pullover passten überhaupt nicht zu ihren Haaren die sie orange gefärbt hatte.

 Alissa stützte sich auf ihre Hände und hob ihren Oberkörper. Dave berührte beinahe Alissas Nase. Und da war es schon geschehen, sie küssten sich!

 Gestern flirtete sie noch, heute küsst sie, morgen heiratet sie und in neun Monaten hat sie ein Baby. Ja, so ist unsere Alissa.

 Die Lehrerin sagte entsetzt: „Meine Lieben, wir haben jetzt „Erste       Hilfe“ und nicht Sexualkunde.“

 Alissa und Dave hörten auf sich zu küssen.

 Wow, Alissa hat gar keinen roten Kopf bekommen.

Nach der Stunde schlenderten Alissa und Lola den scheinbar unendlichen Gang entlang. Unterwegs trafen sie Nanette und ihre sieben Personen Clique.

 Die Sonne schien in Nanettes Gesicht, darum griff sie in ihre Schultasche, die sie um ihren Hals hängen hatte und holte eine Sonnenbrille mit violetten Gläsern heraus. Nanette hatte einen Minirock an, denn ihr war wirklich nichts peinlich. Außerdem trug sie Schuhe die zehn Zentimeter hohe Absätze hatten. Bereits als sie drei war trug sie Schuhe die drei Zentimeter hohe Absätze hatten. Nanette wollte schon immer hübsch für Jungs aussehen. Nanette ging auf Alissa zu und ekelte: „Hübsches T-Shirt!“ Begeistert antwortete Alissa während sie ihr T-Shirt mit beiden Armen nach vorne zog um es zu betrachten: „Wow, danke, ich hätte nie gedacht, so etwas aus deinem Mund zu hören, da wir Erzfeindinnen sind und uns seit unserer Geburt hassen.“ Nanette drehte sich zu der Gruppe, lachte schadenfroh und ging mit den sieben Mädchen davon. Eines namens Angela kicherte: „Die nimmt das ernst. Wie kann man nur so dumm sein?“ Angela schlug ihre Haare mit der linken Hand zurück. Lola packte ihre begeisterte Schwester am Arm und eilte mit ihr davon, denn Lola wollte nichts mit der Gruppe zu tun haben.

 An diesem Tag holte sie ihre Mutter von der Schule ab. Das war sehr ungewöhnlich, aber die Zwillinge freuten sich nicht mit dem überfüllten Bus fahren zu müssen.

 Als die Zwillinge im Auto saßen meinte ihre Mutter mit hoher Stimme aufgeregt: „Ich habe eine Überraschung für euch. Sie gefällt euch bestimmt. Darf ich vorstellen...“ Ein Mädchen mit rotbraunen Haaren drehte sich vom Fordersitz zu den Zwillingen: „Hallo, mein Name ist Mandy. Ich habe bis jetzt bei meinen und euren Großeltern gelebt. Schön euch kennen zu lernen. Es ist so aufregend Zwillinge als Schwestern zu haben. Wer ist die Gute und wer die Böse? Nein, war nur ein Witz. Ihr seht wirklich gleich aus, bitte macht euch  Namensschilder.“

 Hi, mein Name ist Alissa und mich hat heute die total coole aus der Sportklasse angesprochen. Nur mich und nicht, Lola. Ja, mich, nicht Lola.

In die a-Klasse gehen alle die psychisch und geistig behindert sind.

In die b-Klasse gehen alle die körperlich behindert sind.

In die c-Klasse gehen alle die sehr sportlich sind.

In die d-Klasse gehen alle die etwas mit Kindern oder Erwachsenen machen wollen, wie zum Beispiel Kindergärtnerin.

In die e-Klasse gehen alle die Arzt werden wollen.

Und in die f-Klasse gehen alle die etwas mit Musik oder mit Pflanzen machen wollen.

 Nanette wird von beinahe jedem in der Schule bewundert. Eigentlich ist sie immer total gemein. Aber wenn man sie genauer kennt ist sie glaub ich ganz nett.“ Das Auto fuhr los. Genervt donnerte Lola: „Du dumme Kuh. Sie hat dich nur angesprochen, weil du einen Lippenstiftstrich auf der Rückseite deines T-Shirts hast. Ich habe ihn dir unabsichtlich auf deinen Rücken gemalt. Und du glaubst gleich, dass sie dich in ihre Clique aufnehmen will. In echt findet sie dich unglaublich langweilig. Sie veräppelt jeden der ihr über den Weg läuft, wenn du es dann nicht mal mitkriegst findet sie es noch lustiger.“

 Alissa machte ein verzweifeltes Gesicht. Das Auto fuhr durch einen Wald. Eine Träne kullerte über Alissas Wange: „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt.“ Als die Zwei merkten, dass Mandy sie beobachtete drehten sich beide um und sahen aus dem Fenster. „Wow, ich wusste nicht, dass sich Zwillinge so streiten können.“ „Halt deine Klappe, natürlich können sie. Du kennst uns erst seit fünf Minuten. Und bitte sag dieses Wort „Zwillinge“ nicht mehr! Denn wir sind so verschieden, das wir geklont sein müssen.“ Diese Mandy hat keine Ahnung von mir und Alissa. Warum ist sie eigentlich in unser Leben geplatzt?

 Mandy schloss ihre Augen und drehte sich um. Eigentlich wollte sie noch mehr von Alissa und Lola wissen, aber jetzt traute sie sich nichts mehr zu sagen. Sie hatte Angst, dass sie die Zwillinge nicht mehr mögen könnten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Gruselzeit-Horrorzeit

 

 

 

Zu Hause verschwanden Alissa und Lola gleich in Alissas Zimmer. „Es tut mir leit wegen vorhin. Ich habe nie gedacht, dass wir eine Schwester haben. Warum haben uns das unsere Eltern nie gesagt?“ Alissa kuschelte sich in ihr Bett und meinte: „Ich finde es gemein, dass Mama und Papa uns nicht informiert haben. Sie hätten uns wenigstens sagen können, dass wir eine Schwester haben und dass sie bei unserer Oma und unserem Opa wohnt. Jetzt wissen wir wenigstens warum wir so eine große Abstellkammer haben.“ Lola setzte sich neben Alissa.

 Sie lagen eine halbe Stunde auf der Matratze von Alissas Bett, bis Lola zum sprechen anfing: „Weißt du noch wie wir hier hergezogen sind? Das war ein Knaller. Wir haben alle am ersten Schultag hineingelegt. In den Ferien haben wir uns viele tolle Streiche ausgedacht. Eigentlich waren alle super, aber der beste war der in der Kirche.“

 Alissa setzte sich auf und kicherte: „Das war wirklich der beste Streich. Als die Kirche begann, blieben wir noch fünf Minuten vor der Kirche stehen. Wir besprachen noch den Ablauf des Scherzes noch einmal. Du sagtest: „Die werden alle große Augen machen, den keiner weiß, das Zwillinge in die Schule kommen und die noch dazu ganz gleich aussehen.“

 Dann trat ich ein und ging nach vorne. Nach jedem Schritt wurde ich langsamer. Bei der elften Bank, von hinten gesehen, blieb ich vor Angst stehen und sah verzweifelt auf den Boden. Das Mosaik war sehr schön, besonders gut gefielen mir die kräftigen Farben, die einen Regenbogen von der Erde bis zum Himmel darstellen. Wahrscheinlich haben sie mich zum weitergehen angetrieben. Die neue Kirche ist nicht so schön.

Mir war alles total peinlich. Fast jede Person in der Kirche sah mich an. Sogar der Pfarrer hörte auf zu reden.

 Als ich vorne ankam flüsterte ich in das Mikrofon das an einem der drei Pulte befestigt war: „H- hallo, ich bin die Neue. Ihr wisst schon, meine Familie und ich sind hier her gezogen. Wir wohnen in der Letterstreet Haus Nummer neun. Mein Name ist übrigens Alissa.“ Ich setzte mich hin und genau neben Dave, der mich die ganze Zeit anstarrte.

 Nach einer Weile kamst du in die Kirche herein. Keiner wusste welche Überraschung auf sie wartete. Du schlugst die Türe zu. Nun waren alle auf dich aufmerksam geworden. Außer ich, ich sah weiterhin nach vorne. Du gingst im Schneckentempo den Gang entlang. Als du mich sahst, drehtest du dich um und meintest cool: „Hi, mein Name ist Lola, ich bin die neue in der Schule.“ Es war total lustig als sich der alte Mann aus der zweiten Reihe mit den weißen Haaren, der Brille und der langen Nase am Kopf gekratzte.“ Da unterbrach sie Lola: „Dann habe ich mich neben dich gesetzt. Dave starrte uns die ganze Zeit an. Er sah immer von der einen zur anderen. Dann sahen wir gleichzeitig zu ihm, winkten und kicherten leise im Chor: „Hallo, wie heißt du?“ Dave lehnte sich zurück, holte tief Luft und sah zu der mit Wolken bemalten Kirchendecke.

 Als dann eine halbe Stunde vergangen war konnten wir uns das Lachen nicht mehr zusammenkneifen. Du hattest schon Träne in den Augen und ich erstickte fast vor Lachen. Da kam eine schlanke Dame mit langen Beinen, einer roten Hose, einem gelben Wollkragenpullover und mit einer grünen Brille zu uns. Lustigerweise war es Frau Fishmeir. Sie brüllte: „Wenn ihr zwei jetzt nicht endlich artig seid, dann müsst ihr gleich …“ Sie schluckte so laut, dass man es hören konnte. Ihre Augen wurden immer größer. Wir sahen sie komisch an. Sie drehte sich um und ging wieder zu ihrem Platz, setzte sich hin und sagte kein Wort mehr. Es war ihre Schuld, dass sie uns vorher nicht so gut angesehen hat. Das war ein Spaß. Der Streich ist uns gut gelungen, obwohl wir erst sieben waren. Schade, dass wir bald umziehen werden.“

 Plötzlich blies ein Windhauch Alissas kleines Foto in Lolas Gesicht. Alissa nahm es vorsichtig in die Hand und streichelte das Foto sanft. Noch mal gut gegangen. Ist dir etwas passiert? Sie legte das Foto auf den Schreibtisch. Auf dem Foto war Dave abgebildet. Lola nickte mit dem Kopf und meinte: „Du bist ja total verknallt.“ Alissa schüttelte schweigend den Kopf. Lola zwinkerte dreimal und sagte: „Wer es glaubt wird selig.“ Sie vertrete die Augen. Wirklich Alissa ist keine gute Lügnerin. Man merkt ihr alles sofort an. Sie sollte einen Schauspielkurs belegen. Alissa atmete tief ein und aus. Einige Sekunden verstrichen. Sie erwiderte: „Und wer es nicht glaubt, kommt auch in den Himmel.“ Beide warfen sich böse Blicke zu. Lola überlegte kurz und wandte sich schließlich zu Alissa. „Wenn du ihn wirklich nicht magst, kannst du ja das Foto zerreißen!“ Ein heftiger Streit brach aus.

 Plötzlich hörte man einen Plastikbecher auf den Boden, der aus Ahornholz war, fallen. Alissa hielt mit ihrer Hand Lolas Mund zu und flüsterte: „Streite mal kurz mit dir selbst.“ Alissa schlich zur Tür und sah durch das Schlüsselloch. Sie erschrak und sprang zurück. Was war das? Vielleicht ein Dieb. Da war ein Auge! Ich bin doch nicht verrückt. Moment, ich kenne des Rätsels Lösung. „Du bist in ihn Verliebt! ...Nein bin ich nicht! ...“ Alissa sagte stolz  zu Lola: „Ich unterbreche dich nur ungern bei deinen wichtigen Gesprächen, aber ich kann auch cool sein.“

 Sie öffnete ruckartig die Tür. Da fiel Mandy schreiend in den Raum. Alissa wich ihr aus indem sie einen Schritt zurück stieg. Hab ich es mir doch gedacht. Mandy hat uns belauscht. Mandy landete am Boden.

 „Was hast du da draußen gemacht?“, fragte Alissa und verschränkte ihre Arme. Mandy richtete sich auf, fuhr sich mit der rechten Hand über die linke Schulter und meinte: „Ich bin da so herumgestanden und habe…äh…die Decke bewundert.“ Alissa blies sich einige Haare die über ihr rechtes Auge hingen aus dem Gesicht und ließ ihren Kopf anschließend auf die linke Seite fallen. Sie schloss für einen Moment  ihre Augen.  So blöd bin ich nicht. Danach fragte sie: „Seit wann ist die Decke im Schlüsselloch?“ „ Das war schon immer so.“, antwortete Mandy nickend. „Du solltest mehr auf deine Umgebung achten.“ Um Mandy zu zeigen, dass sie genervt war tat Alissa so als würde sie eine  Zigarette rauchen.

 Mandy beugte sich nach links um an Alissa vorbei sehen zu können.      Sie hatte Probleme damit nicht um zu fallen, weil sie es nicht wagte sich vom Fleck zu bewegen. „Zerreiß das Foto! ...Nein, ich denke gar nicht daran.“ Erschrocken und zugleich verwirrt sagte Mandy: „Ich gehe besser wieder raus und betrachte wieder die Decke.“ Lola und Alissa kicherten leise. Mandy ging aus dem Zimmer und richtete ihren Blick nach oben. Alissa räusperte sich. Mandy lächelte künstlich und zuckte mit den Achseln. Danach blickte sie wieder in das Schlüsselloch.

 Alissa stöhnte und ließ ihren linken Arm über ihr Gesicht rutschen. Sie ist eben noch kein Teenager. Alissa schloss die Tür. Lola fuchtelte mit ihren beiden Zeigefingern in der Luft herum: „Du magst ihn, gib es schon zu! Du, nur du. Hilfe!“, sie fiel vom Bett. Lola blieb mit ihrer Skaterhose am Bettrand hängen. Anstatt sie vorsichtig heraus zu ziehen, zog so fest an ihr, dass sie riss.

 Draußen wurde es langsam dunkel, und der Wind rauschte so stark, dass sich die Vorhänge bewegten. Es war ein bisschen unheimlich. Lola stand auf um das gekippte Fenster zu schließen. Plötzlich fiel ihr ein, dass in dieser Nacht Vollmond war, und ihr kam ein interessanter Gedanke, den sie unbedingt in die Tat umsetzen musste. Aber bevor sie ihrer Schwester von der Idee erzählen wollte, musste sie sie noch in Stimmung bringen.

 Sie gab die Kapuze des grauen Sweaters  über ihren Kopf und tat so als wäre sie ein Gespenst. Alissa musste lachen. Tollpatschig ist sie aber Humor hat Lola, dass muss man ihr lassen. Alissa setzte sich auf den Boden. Schließlich weihte Lola Alissa in ihr Vorhaben ein. Alissa entschloss sich mit zu machen.

 Dieser Tag verging sehr schnell. Die Zwillinge beschlossen sich  (obwohl es Freitag war) um viertel nach neun schlafen zu legen, denn sie hatten für diese Nacht große Pläne.

 Alissa schlief sofort, denn der Gedanke daran, dass sie Augenringe bekommen könnte, ließ es ihr schaurig kalt den Rücken runter laufen. Lola war so aufgeregt, dass sie einfach nicht einschlafen konnte. Schließlich fielen ihr nach einer halben Stunde doch die Augen zu.

 Düht, düht, düht, Alissas Wecker läutete. Warum kann denn eine halbe Stunde vor Mitternacht nicht am Tag sein? Alissa drehte den Wecker ab. Oh nein, ich habe die Tür offen gelassen. Hoffentlich ist niemand wach geworden. Sie kletterte durch das große Bild in das Zimmer von Lola. Die Zwillinge hatten,  als ihre Eltern das letzte Mal im Urlaub waren, ein riesiges Loch in die Wand, die ihre Zimmer trennte, schlagen lassen und ein Bild davor gehängt. Die Eltern hatten es noch nie gemerkt, zum Glück.

 

                             


 

Großer Ärger

                                               

 

 

Alissa flüsterte Lola ins Ohr: „Aufwachen, du Schlafmütze.“ Lola wachte nicht auf. Alissa rüttelte Lola, sie schlief weiter. Alissa stöhnte. Sie schlug Lola ins Gesicht.

 „Au, ich bin wach.“ Sie schwieg kurz. „Geh rüber, ich muss mich anziehen.“

 Nach fünf Minuten kam Alissa zurück und meinte: „Ich habe ein Problem.“ „Mensch, du sagst mir jeden Tag, dass ich dein Problem bin. Ich hab auch eines, sagen wir uns gegenseitig, dass wir uns hassen.“ Die Zwillinge meinten im Chor: „Ich weiß nicht, was ich anziehen soll. Kannst du mir helfen?“ Die Zwillinge beschlossen eine Modenschau zu veranstalten. Lola suchte für Alissa Klamotten aus. Als Alissa hinter dem Vorhang auftauchte, trug sie einen engen Lederrock, Schuhe mit Fünfzentimeterabsetzen, ein hautenges T-Shirt und eine Sonnenbrille. „Ich fühle mich nicht sehr wohl“, sagte Alissa. Lola konterte: „Wo fühlst du dich denn wohl? Bei deiner Mami?“ Sie sah wirklich nicht schlecht aus. Warum muss sie nur so schüchtern sein.

 Alissa holte sich von ihrem Zimmer etwas zum anziehen und verschwand anschließend hinter dem Vorhang.

 „Das ist toll“, meinte Alissa. Sie hatte eine Jogginghose und einen weiten Pullover an. Lola tat so, als würde sie sterben. Alissa war so wütend, dass sie Lola das Faschingskostüm vom letzten Jahr zum anziehen gab.

 Als Lola nach fünf Minuten hinter dem Vorhang auftauchte, trug sie ihr Clownskostüm. Rote Gumminase, grüne Perücke und riesige Schuhe, jetzt kannst du dich zum Deppen machen. Lola, Lola du siehst perfekt aus. Lola verschränkte ihre Arme und streckte ihre Zunge raus. Als es zehn Minuten vor Mitternacht war, beschlossen die Schwestern sich schwarz an zu ziehen. Außerdem trugen sie schwarzen Lippenstift auf. „Hoffentlich hat uns keiner gehört“, sagte Lola. Da ertönte eine Stimme: „Wenn ich niemand bin, dann hat euch keiner gehört.“ Es war Mandy. Sie war ebenfalls schwarz bekleidet. Alissa flüsterte: „Glaub nicht, dass du mitkommen kannst.“ Mandy erwiderte: „Ich glaube es nicht, ich weiß, dass ich mitkommen werde.“

 Alissa drehte das Licht aus. Lola schubste Mandy im selben Moment zur Seite. Die zwei Mädchen schlichen sich über die Holztreppe hinunter und öffneten so leise es ging die Haustüre. Bevor sie die Türe vor Mandys Nase schließen konnten, hielt Mandy sie offen. „Ich will mitkommen!“, fauchte Mandy nachdem sie die Türe zugeschlagen hatte. Da brüllte Lola: „Bist du verrückt geworden? Wenn uns unsere Eltern hören, dann sind wir einen Kopf kürzer! Okay, du darfst mitkommen, aber auf deine eigene Verantwortung.“ Alissa stand nickend neben Lola. Die Zwillinge sahen sich tief in die Augen, zwinkerten und rannten Mandy davon. Sie rannten durch den Vorgarten, über die Straße, durch den leeren Parkplatz, über das noch unbepflanzte Kürbisfeld, durch den Wald und anschließend in Richtung Friedhof.

 Schnaufend lehnten sich die beiden Mädchen an den steinernen, alten, eiskalten Friedhofzaun. Ich hoffe Mandy ist uns zwei Flitzern nicht nachgekommen. Auch wenn Alissa weid nicht so schnell laufen kann wie ich.

 Nach etwa einer Minute kam Mandy aus dem Wald. „Geh wieder nach Hause!“, brüllte Lola. Mandy verschränkte ihre Arme und schüttelte ihren Kopf: „Es ist mir egal was du zu mir sagst, ich bleibe  hier.“ Sie  streckte den Zwei die Zunge aus dem Mund.

 Da flüsterte Alissa in Lolas Ohr: „Ich habe eine Idee…“ Lola grinste und meinte: „Diese Idee ist so cool, sie könnte von mir sein.“

 Alissa begann mit Mandy, so schnell, viel und intensiv zu reden, dass man es als quasseln bezeichnen konnte. Sie sprach mit Mandy über das Wetter und über Wale, denn Alissa wusste einiges über Wale, weil Wale ihre Lieblingstiere waren.

 In der Zwischenzeit schlich sich Lola in den Friedhof. Bei einem der Gräber angelangt pfiff sie so laut sie konnte. Alissa hörte auf zu reden. Sie sagte: „Sieh dir doch mal den Grabstein von dem kleinen Kindergrab an.“

Mandy schrie auf.

Lolas rechte Hand lag auf dem Stein. „Zombies! Sie werden uns alle umbringen“, schrie Mandy als sie in den Wald rannte und anschließend nach Hause. Lola und Alissa lachten.

 Die Zwillinge setzten sich vor das Leichenhaus und zündeten eine Kerze an. Der Vollmond ist unheimlich, die Wolken, die ihn verschleiern, lassen ihn geheimnisvoll wirken. Gleich beginnt Alissa  zu zittern. Sie ist so ein Angsthase. Beinahe so einer  wie Mandy.

 Nach einer Weile wurde es Alissa zu unheimlich.

 Alissa bat Lola, mit ihr wieder nach Hause zu gehen. Auf dem Heimweg stieg Lola auf einen morschen Ast, um Alissa zu erschrecken. Diese schrie auf. Aber nicht wegen dem knacksenden Geräusch, sondern weil eine eiskalte Hand sie an der rechten Schulter berührte und anschließend gemeinsam mit der zweiten Hand ihren Hals packte. Der Mann, dem die Hände gehörten zog Alissa in die Mitte des Waldes, zur alten, unbenutzten, verlassenen Mühle.

 Lola rannte dem Unbekannten schreiend und weinend vor Angst nach. Lola kam der ebenfalls kreischenden Alissa sehr nahe, beide streckten ihre Arme aus. Lola berührte Alissas Fingern. Nachdem sich Alissa dank Lolas Hilfe befreiend konnte, rannten die zwei Mädchen nach Hause.

 Als Lola die Haustüre öffnen wollte, tat es jemand anderer. Lola erschrak. Sie und ihre Schwester wagten es nicht den Kopf zu heben. Oh nein, erwischt. Hoffentlich schlagen sie uns nicht wieder. Ihr Vater stand im Haus. Schräg hinter ihm seine Frau. Mr. Evergreen sah Lola und Alissa mit Schlitzaugen und verschränkten Armen böse an. „Was fällt euch ein? Ihr könnt nicht einfach zum alten Friedhof gehen und wenn, dann könnt ihr nicht einfach unsere kleine, arme Mandy mitnehmen. Sie hätte sich einen Nagel einreißen können!“, brüllte sie der Vater an.

 Dann zog er Alissa und Lola an den Haaren in das Wohnzimmer. Im Wohnzimmer standen viele schöne, neue Möbel. Eine Vitrine, ein riesiger Fernseher, ein Videorekorder, ein Sofa das orange war, ein Tisch, ein kleiner Brunnen, ein Radio und ein wunderschönes Aquarium, mit vielen bunten Fischen. Wie viele Fische es waren, wusste nicht einmal Lola genau. Die Wände waren hellgrün.

 Im Wohnzimmer weinten die Zwillinge vor Schmerzen. „Haltet euren Mund“, schrie Mr. Evergreen.

 „Ihr bekommt einen Monat Zimmerarrest, es gibt kein Fernsehen und Bruce und Alex brauchen sich auch nicht blicken lassen. Das Einzige was ihr tun dürft ist lernen“, fügte er hinzu. Bruce und Lex waren Brüder und die Nachbarn von Lola und Alissa. Mandy konnte sich von diesem Moment an selbst nicht mehr leiden. Weil sie schreiend in das Haus gelaufen ist, wurden ihre Eltern wach und bemerkten, dass die Zwillinge nicht im Haus waren.

 Ihre Mutter war sehr gemein. Sie brachte Lola das Essen, das Alissa mochte, aber Lola nicht. Darum tauschten Die Schwestern unauffällig  ihr Essen. 

 Am Dienstag kamen die Zwillinge später nach Hause, weil sie eine Extrastunde hatten. Eine Extrastunde ist, wenn man am Tag 1 eine Stunde länger Schule hat und am Tag 2 eine Stunde kürzer. Als die Zwillinge nach Hause kamen schrie sie ihr Vater zusammen. Die Schwestern mussten anschließend auf ihre Zimmer gehen. Im oberen Stock angekommen flüsterte Lola: „Das sind keine Eltern, das sind außerirdische Monster.

 Gut eine halbe Woche verging. Die Schwestern langweilten sich fürchterlich. Doch das Schlimmste war, dass das Wetter draußen wunderschön war.

 Als die erste Woche beinahe zu Ende war, kletterte Lola leise durch den Gang in Alissas Zimmer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                       


 

Ansteckender Virus

 

 

 

Die Schwestern unterhielten sich eine halbe Stunde und beschlossen danach ein Bild mit Lolas Wasserfarben zu malen. Nach langem hin und her entschieden sie sich für eine blaue Zeichnung.

 Hellblau, Dunkelblau, Mittelblau, Himmelblau, Blassblau, Indigoblau und Aquamarin.

 Um der Zeichnung, den letzten Schliff zu geben, tunkten  die Zwillinge den feuchten Malfetzen in das Hell- und in das Dunkelblau und tupften danach über die Zeichnung. Nach gut zwei Stunden war das Bild fertig. Alissa meinte: „Es ist wunderschön...“ „Wie eine Winterlandschaft“, unterbrach sie Lola.

 Lola stellte das fertige Bild auf das Fensterbrett, damit es trocknen konnte.

 Alissa war überglücklich. Seit langem hatte sie mit ihrer Zwillingsschwester nichts mehr gemacht. Lola und Alissa kamen nicht gerade aus einer Vorzeigefamilie wie dem Fernsehen. Sie waren typische Teenager. Sie mochten sich nicht gerade wie ein Liebespärchen, obwohl das bereits öfter ein Wunsch ihrer Eltern war.

 Die Schwestern hatten zu viele Unterschiede: Lola war cool, Alissa schüchtern; Lola spielte in einer Band, Alissa war nicht sehr musikalisch; Alissa war in Dave verliebt, Lola sah ihn bloß als „süßen Kumpel“ ; das und noch viele andere Unterschiede machten den Zwillingen das Leben schwer und brachten sie immer weiter auseinander.

 Alissa war so froh etwas mit ihrer Schwester unternommen zu haben, dass sie sagte: „Lola, du magst doch Gesichtsmassagen, oder? Jetzt bekommst du eine!“ Was ist denn mit Alissa los? Hat sie ein neues Gehirn, oder kennt sie mich nicht mehr? Natürlich, ich liebe Massagen. Lola griff Alissa auf die Stirn um zu fühlen ob sie Fieber hatte. Alissa legte ihre Handfläche auf Lolas Stirn und stieß sie anschließend auf ihr Bett.

 Danach holte Alissa einen sauberen Pinsel aus Lolas Malschachtel und ein Glas, das sie im Bad mit Wasser befüllte. Sie fuhr erst langsam dann immer schneller mit dem nassen Pinsel über Lolas Gesicht.

 Zuerst Kreise, dann Blitze, Linien, Wellen und zuletzt Spiralen. Am Schluss war Lolas Gesicht so nass, dass Alissa zu lachen begann. Das Lachen verkniff sich Alissa aber gleich wieder, weil sie Angst hatte die wieder besser werdende Beziehung zu ihrer Schwester durch das Lachen zu zerstören.

 Alissa nahm ohne zu überlegen den Malfetzen und trocknete Lolas Gesicht ab. Als Alissa das Tuch von Lolas Gesicht nahm begann sie zu kreischen. Sie nahm einen kleinen Spiegel und hielt ihn der verwunderten Lola vor die Nase. Diese begann ebenfalls zu schreien. Auf Lolas Gesicht waren überall blaue Flecken.

 Plötzlich öffnete jemand Lolas Zimmertür. Es war die Mutter von Lola und Alissa. Sie war unglaublich wütend, weil sie wegen dem Geschreie der Zwillinge nicht in Ruhe Musik hören konnte. Als sie Lola sah wurde sie entspannter. Dass Alissa in Lolas Zimmer war fiel ihr nicht auf. Mrs. Evergreen packte das gefleckte Kind am rechten Arm und zog es aus dem Raum. Anschließend schrie sie: „Jack, Schatz, wir müssen mit Lola zu einem Doktor fahren. Hohl doch bitte Mandy, sie musste in der Badewanne liegen.“ Gesagt, getan. Die gesamte Familie Evergreen fuhr zu einem Doktor.

 Vater und Mutter grübelten eine weile, bis sie sich entschlossen in die Stadt zu fahren. Mr. und Mrs. Evergreen entschieden sich für Dr. Michael Loft. Dieser Doktor, Michael Loft, war nicht irgendein Doktor, nein, er war der beste Arzt weit und breit. Nach gut einer Stunde waren sie in der Stadt. Dort befand sich die Praxis von Doktor Michael Loft. Sie war ein riesiges Gebäude, mit gelbem Putz und vier Stöcken. Die Evergreens mussten nicht im Aufenthaltszimmer warten, weil Mr. Evergreen in der Praxis angerufen hatte.

 Das riesige Gebäude wurde auch „Ärzteheim“ genannt. Das Haus war mit den neusten Geräten ausgestattet.

 Eine Helferin nahm Lola an der Hand und brachte sie in das Zimmer wo Doktor Michael Loft seine Patienten untersuchte. Lola setzte sich gelassen auf den großen, weichen Sessel.

 Der nette Doktor hörte Lola ab. Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Danach brachte er Lola zu einer Erhebung. Er röntgte sie. Danach schüttelte er seinen Kopf.

 Doktor Loft sah in ihren Mund, in ihre Ohren, in ihre Nase, ein zweites Mal in ihren Mund, doch er fand nichts. Mann, der dreht noch durch, aber wenn ich ihm die Geschichte erzähle, flippen meine Eltern aus. Lola entschloss sich nichts zu sagen. So schlimm konnte es ja auch nicht werden. Vielleicht ein oder zwei Tage Schulfrei. Vielleicht ein oder zwei Monate. Vielleicht nie wieder Schule. Okay, in die Schule muss ich bestimmt wieder, doch ein paar Tage mal keine Schule wären doch ganz nett. Plötzlich wurde  Lola aus ihren Tagesträumen erweckt. Es war Doktor Loft. „Du darfst jetzt wieder zu deinen Eltern. Dort werden wir alles bereden“, stotterte er. Lola war sich nicht sicher was sie sagen sollte, darum nickte sie einfach nur.

 Sie und der Doktor verließen das große Zimmer.

 „Eigentlich sieht sie gesund aus“, meinte der Arzt.

 „Gesund?! Mit blauen Flecken im Gesicht, geht es ihnen gut?“, schrie die Mutter. Der Arzt erwiderte: „Da keiner der Tests ergeben hat, dass Lola krank ist werden wir sie in das Haus der Gesundheitsbehörde einfliegen müssen. Dort wird sie ein weiteres Mal untersucht werden und was danach geschieht weiß nur der liebe Gott.“ Ihr könnt Lola doch nicht einfach wohin schicken, wo noch keiner unserer Familie war. Das können die nicht machen! Sie müssen mich mitnehmen!

 Kein Wunder das Alissa Angst um ihre Schwester hatte. Würde man herausfinden, dass die Blauen Flecken von Wasserfarben sind, würden Alissas Eltern ausrasten. Nein, Alissa konnte einfach nicht die Wahrheit sagen, obwohl ihr das sehr schwer fiel. Nach zehn Minuten stand ein Hubschrauber vor der Praxis. Er war gelb und rot. Die Evergreens stiegen nach kurzem Zögern in den Hubschrauber. Um den Hubschrauber hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Nach fünf Minuten Flug landeten sie schließlich am Dach des Hauses der Gesundheitsbehörde.

 Lola war sehr aufgeregt. Was werden die mit mir bloß machen? Bestimmt irgendeinen Medizinischen Hokuspokus.

 Ihr müsst wissen, dass Lola nicht viel von Ärzten hielt. Ihre Schwester Alissa dagegen vertraute Ärzten voll und ganz. Einige Helferinnen standen bereits am Dach. Lola musste sich gegen ihren Willen in einen Rollstuhl setzen. Im Gebäude erwartete sie ein netter Doktor namens Elias Führer, der gleich den Bericht von Doktor Loft las und dann mit den Untersuchungen begann. Wie Doktor Loft hörte auch Doktor Führer Lola ab. Auch er röntgte sie. Danach schüttelte er seinen Kopf. Lola musste ihre Arme in die Luft strecken, sich fünf Mal drehen, in die Luft springen und Turnübungen machen. Doch all das half dem erfahrenen Arzt auch nicht weiter.

 Nachdem Lola nach einer Stunde keine Lust hatte sich von einem achten Arzt untersuchen zu lassen, durfte sie zu ihrer Familie zurück. Alissa war sehr besorgt. Doktor Führer und ein Mann, der schwarz gekleidet war, betraten das Zimmer. Die Wände des Raumes waren mit Blumen und Schmetterlingen bestrichen.

 Der Doktor seufzte und sagte schließlich: „Mr. und Mrs. Evergreen, Alissa, Mandy und nicht zu vergessen Lola, es tut mir außerordentlich leid, dass ihnen so etwas widerfahren musste. Es ist ein schreckliches Schicksal, ja, das Schicksal war wirklich unbarmherzig mit ihnen. Dieses Ereignis ist eine Tragödie und ich habe Mitleid mit ihnen, vor allem für Lola, aber auch für Sie Mr. und Mrs., denn hätte ich die Ergebnisse meines Telefonates gekannt, so hatte ich, ich schwore dir bei meiner Seele Jack ,mein alter Kumpel und Freund, ich hätte nicht angerufen. Versteckt hätte ich Lola, wo auch immer, das schwöre ich dir. Jack, du bist doch noch immer so einsichtig wie damals in der Grundschule, oder? Oh Gott, vergib mir, dass ich so grausam bin. Warum hat es nicht mich anstatt Lola getroffen? Ich hätte es nicht anders verdient. Doch stattdessen muss es doch ein unschuldiges Mädchen treffen…“ „Teenager, wenn ich bitten darf“, unterbrach ihn Lola. „Oh du grausames Schicksal“, jammerte Doktor Führer und die Tränen standen ihm in den Augen „warum dieses arme Mädchen, diese junge Dame, diesen Teenager?“

 Da unterbrach ihn der Mann in schwarz: „Was  Doktor Führer damit sagen will ist, dass sie, die gesamte Familie Evergreen in eine Quarantänekugel ziehen müssen.“ Mrs. Evergreen war verwirrt und außerdem äußerst gereizt. „Wo? Wie? Was? Hier muss eine Verwechslung vorliegen. Wir gehen in keine Quarantänekugel! Meinen Sie, wir haben Lust in einer Glaskugel Tag und Nacht beobachtet zu werden?“ Der Mann in schwarz, Lukas Erich, sagte ruhig: „Sehen Sie Lady?“ Er schob Lolas Gesicht direkt vor das von Elisabeth Evergreen. Darauf fragte diese: „Was sehe ich?“ Erich lächelte. Es war nicht irgendein Lächeln, nein, dieses Lächeln sah aus wie eines von einem Verbrecher der gerade eine Idee hatte. Alissa rannte es kalt den Rücken hinunter. Sie hasste Männer die so lächelten. Lukas Erich antwortete schließlich: „Dieses Kind hat blaue Flecken, aber Kinder haben keine blauen Flecken, und wir kennen keine Krankheit bei der solche Flecken auftreten. Also ist es wohl nicht zu viel verlangt, wenn wir meine und Ihre Mitmenschen nicht einer Gefahr aussetzen, und sie sind so eine Gefahr. Wir wissen nicht ob diese Krankheit ansteckbar ist, eigentlich wissen wir gar nichts über diese Krankheit und darum müssen auch Sie, Mr. und Mrs. Evergreen, Mandy und Alissa in die Quarantänekugel einziehen.“

 Ach du heilige Makkaroni, was sollen wir denn jetzt machen? Natürlich war Alissa besorgt, immerhin war sie mitschuldig. Aber Lola machte sich die größten Vorwürfe da wegen ihr, oder besser gesagt wegen ihren blauen Punkten, ihre Familie in eine Glaskugel ziehen muss, und das, ohne einen Grund.

 Ach Gott, ich muss gestehen, aber Alissa, sie wird wegen mir jede menge Schwierigkeiten bekommen. Lola atmete tief ein und wieder aus. Danach sah sie zu ihrer Schwester Alissa. Beide sahen sich in die Augen und nickten. „Du Mama, wir, ich also Alissa und ich müssen dir, euch etwas beichten. Also die Dinger, ich meine die Flecken, sind nicht ganz so echt wie ihr dachtet und ich bin nicht ganz so krank wie wir dachten“ Erich sagte mit tiefer Stimme: „Wie? Nicht so krank? Was soll das heißen? Wir Ärzte wissen, dass du eigentlich gesund sein müsstest.“

 „Was für ein Zufall“, antwortete Lola „irgendwie bin ich auch gesund. Hundert Punkte für den Kandidaten“, meinte Lola mit gesenkten Kopf. Danach ging sie zur Toilette. Als sie zurück kam sah sie aus wie immer. Keine Flecken. Lukas Erich fragt verwirrt: „Haben wir hier im Krankenhaus Wunderseife? Wie...“„Wie die Punkte verschwunden sind, oder? Das wollen Sie doch wissen. Nein, es gibt keine Wunderseife, was eigentlich Schade ist. Diese Flecken waren nur Wasserfarbe. So, jetzt ist es raus. Ich glaube, wir können wieder nach Hause.“

 

 

 

 

 


 

Der Brief

                                                     

 

 

„Und ihr sied uns auch wirklich nicht Böse?“, fragte Alissa während die Familie nach Hause fuhr. „Nein, so schlimm war es ja auch wieder nicht.“ Normalerweise hätten die Zwillinge Hausarrest bekommen, doch dieses Mal nicht. Warum? Mandy hatte Elisabeth und Jack davon überzeugt, dass alles ihre Schuld war. Sie hätte Lola die Flecken rauf gemalt, während Lola geschlafen hatte. Eigentlich glaubte nicht einmal Mandy an diese Geschichte, doch sie verteidigte sie.

 Ihr fragt euch jetzt bestimmt: „Warum hat Mandy nicht Ärger bekommen?“ Ganz einfach: Elisabeth und Jack hatten Mandy fast elf Jahre nicht gesehen. Darum ist sie jetzt ihr Lieblingskind.

 Und einem Lieblingskind glaubt man so gut wie alles, und lässt ihm fast alles durchgehen. Ein gutes Beispiel sind Lehrer: Erklärst du deiner Freundin oder deinem Freund etwas zum Unterreicht und die Lehrerin, oder der Lehrer erwischt dich, bekommst du Ärger. Wenn allerdings der Lieblingsschüler beim schwätzen erwischt wird, sagt der Lehrer, oder die Lehrerin nichts.

 

 Am nächsten Tag gingen Lola und Alissa zur Band-Probe. Eigentlich spielte Alissa nicht in der Band mit. Doch Tommy, der Schlagzeuger, Manager und Boss der Band hatte die Idee, Alissa solle sich das neue Lied anhören. Die Band „Teeny-Talk“ genannt probten in einer nicht gebrauchten Garage.

 Nachdem Alissa das Lied „Loving A Devil” gehört hatte sagte sie: „Ich versteh immer noch nicht warum ihr meine Meinung wissen wollt. Das Lied ist mir ein bisschen zu viel Hardrock.“

„Das wollten wir hören!“, meinte Lola.

 Lola spielte eigentlich Gitarre, doch Tommy gab ihr eine E-Gitarre. Sie spielte richtig gut. Die Band passte perfekt zusammen. Alle hatten den gleichen Musikgeschmack. Da sagte Dave, der am Keyboard spielte: „Wir haben dir auch ein Lied gedichtet. Keine Sorge, es ist so kitschig, dass man es als „Schmusesong“ bezeichnen könnte. Alissa war von dem Lied „Nothing, But Flowers“ überwältigt. Sie bedankte sich und umarmte ihre Zwillingsschwester.

 

 Am nächsten Tag war ein Samstag. Lola und Alissa bekamen Post, von einer gewissen „Sandra Himmler“. Sie wollte alle Zwillinge im Land zählen und darum lud Sandra Himmler auch Lola und Alissa zu dieser Veranstaltung ein. Außerdem hatte sie die Schule benachrichtigt, dass Lola und Alissa eine Woche nicht in die Schule gehen konnten.

 Das war eine nette Abwechslung für Lola und Alissa. Jack und Elisabeth gaben den Zwillingen die Erlaubnis nach Los Angeles zu reisen. Es war die Gelegenheit Mandy aus der Schule zu nehmen und sie zu vergöttern.

 Alissa sagte verdutzt: „Die größte Zwillingsveranstaltung im Land? Was ist denn das? Davon habe ich noch nichts gehört. Was ist eine Zwillingsveranstaltung?“ „Ist doch voll egal“ antwortete Lola„Wir haben eine Woche keine Schule!“

 Als Mandy erfuhr, dass sie nicht in die Schule gehen sollte, war sie nicht begeistert. Alissa und Lola waren darüber sehr verwundert. Sie hatten aber keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn sie mussten ihre Sachen packen.

 Heute war der große Tag. In einer viertel Stunde würde es an der Haustüre klopfen. Alissa war sehr aufgeregt.

 Habe ich alles eingepackt? Tagebuch, Minifeuerlöscher, Unterwäsche, Gehirn? Ach Quatsch, was soll denn das? Ich habe alles eingepackt. Meinen Rock! Nein, ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf. Das ist ja schon fast krank.

 Lola und Alissa fuhren das erste Mal ohne ihre Eltern aus der Stadt. Kein Wunder, dass Alissa so aufgeregt war.

 Mandy verabschiedete sich von den Zwillingen. Alissa umarmte Mandy, Lola schlug ihr mit ihrer Faust leicht auf die rechte Schulter und sagte: „Machs gut Tigerin, und pass gut auf Mama und Papa auf.“ Alissa fügte hinzu: „Ja, und ruf uns an, dann Tschüss. Wir sind 24 Stunden am Tag an unseren Handys erreichbar.“ „Und ich an unserem Mobiltelefon. Also dann, Tschüss.“

 Jack und Elisabeth küssten Lola und Alissa und umarmten sie. Zum Glück ist niemand aus meiner Schule hier. Dieses küssen und umarmen ist ja total peinlich. Wenn das jemand sehen würde wäre mein Ruf als „Coole Lola“ vorbei. Alissa musste kichern, sie wusste genau, dass es Lola unangenehm war, von ihren Eltern geküsst zu werden.

 Plötzlich klingelte es an der Tür. Die Zwillinge begannen fürchterlich  zu schreien während sie sich an den Händen hielten und in die Luft sprangen.

 Mr. Evergreen öffnete die Haustüre. „Kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte er, während Alissa, Mandy und Lola kicherten.

Alissa und Lola nahmen ihre Koffer und traten vor die Tür. Lola währe beinahe in Ohnmacht gefallen. Hinter dem Mann mit grünen Augen, braunen Haaren und dem schwarzen Blazer stand eine weiße Strech-Limousine. Der Mann, Peter Stak, nahm den Zwillingen die Koffer ab und hielt ihnen die Autotür offen. Ein letztes Mal blickten die beiden Mädchen aus dem Fenster zu ihren Eltern, bis sie schließlich um die Ecke fuhren und sie ihre Eltern nicht mehr sehen konnten. „City, die Evergreen Schwestern kommen!“, schrieen Lola und Alissa im Chor.

 Nach einer zweistündigen Fahrt fanden sich die Zwillinge in Los Angeles vor einem riesigen Hotel wieder. Dieses Gebäude hat ja bestimmt 40 Stöcke.

 Peter Stak begleitete Lola und Alissa zur Rezeption. „Willkommen in Los Angeles, ich hoffe sie hatten eine angenehme Fahrt, Mrs…“, die Dame im roten Blazer sah kurz auf den Bildschirm ihres Computers. „Mrs. Lola und Mrs. Alissa. Ihr Zimmer ist im 21. Stock, natürlich dürfen sie den Fahrstuhl benutzen. Hier ist ihr Schlüssel. Die Zimmernummer lautet 3528. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“

 

 

 

 

 

 

 


 

Große Verwirrung

 

 

 

 Lola öffnete die Zimmertür und sah vorsichtig durch den Spalt. Sie atmete ein und stöhnte. Das Zimmer war umwerfend. Wunderschön, genau so, wie man es von einem Fünf-Sterne-Hotel erwartete. Wundervolle rote Vorhänge, ein Fernseher, der größer war als der, den die Evergreens zu Hause hatten, eine Badewanne und eine Dusche, eine Eckcouch aus gelben Leder und ein Aquarium. Natürlich gab es auch eine Toilette, einen Radio, Betten, Stühle und einen Tisch.

 Plötzlich klopfte es an der Tür. Eine Frau mit blonden Haaren und einer Brille stand vor der Tür. „Schön, dass ihr so kurzfristig gekommen seid. Lola, Alissa, wenn ihr wollt könnt ihr jetzt einkaufen gehen. Ach, wie unhöflich, ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin Sandra Himmler. Ich habe euch den Brief geschickt. Jetzt will ich euch aber wirklich nicht länger aufhalten. Übrigens, die gesamte 13. Etage ist eine Art Einkaufszentrum. Also dann, wir sehen uns beim Abendessen um sieben in der 3. Etage.“

 Lola und Alissa konnten es nicht fassen. Sie waren in Los Angeles! Im 13. Stock angekommen trennten sich ihre Wege. Lola ging, wer hätte es anders erwartet, zu einem Gewandgeschäft, oder wie sei es bezeichnete „zu einer Klamottenbude“. Oh, dieses Teil sieht gut aus und passt bestimmt super zu dieser Jean. Diese Weste sieht aber auch nicht schlecht aus. Wo ist die Umkleidekabine?

 Nach drei Minuten verließ Lola die Umkleidekabine und trug einen orangefarbenen Sweater, eine Jean, die vorne sehr große Taschen hatte, und um die Hüfte hatte sie die Ärmel der rosaroten Weste gebunden. Sie drehte sich einmal, und blickte danach im Raum herum. Da entdeckte sie einen Sonnenbrillenständer. Sofort eilte sie zu ihm. Lola probierte eine orange Brille. Sie sah in den kleinen Spiegel, der am Ständer befestigt war. Perfekt. Lola sah so gut aus, dass sie das Outfit sofort kaufte.

 Weil es Lola so gut gefiel, blieb sie noch im Geschäft.

Alissa dagegen war in einem Bücherladen. Dort gab es alles Mögliche, wie zum Beispiel: Der Herr der Ringe, oder Harry Potter, Ein verrückter Tag in New York, ….

Plötzlich dippte jemand auf Alissas rechte Schulter und fragte: „Rose?“ Alissa drehte sich um und meinte schließlich: „Lola, schön, dass du dir etwas neues zum anziehen gekauft hast, aber du weißt genau, dass ich es hasse, wenn du mich nicht mit Alissa ansprichst. Außerdem, was machst du in einem Bücherladen? Schon vergessen? Du hasst Bücher!“ „Aber Rose, …“, Alissa unterbrach sie: „Lola, lass mich in Ruhe!“ Alissa drehte sich um und ging Kopfschüttelnd davon.

 

 Als Alissa zurück in das Zimmer von ihr und in das von Lola kam, war Lola bereits unter der Dusche. Alissa machte das Radio an. Da kam Lola im Bademantel aus dem Bad. „Was sollte das vorhin?“, fragte Alissa Lola. Lola sagte: „Das Selbe wollte ich dich auch gerade fragen. Echt, seit wann findest du meine Klamotten „ganz nett“?“ „Was? Du bist doch diejenige, die Schule und Bücher nicht mag, mich aber dann im Bücherladen besuchen kommt. Und warum nennst du mich bitte „Rose“?“, erwiderte Alissa. „Moment mal“, sagte Lola „du hast mich doch „Grace“ genannt!“ „Hab ich gar nicht“, entgegnete Alissa.

 „Also warte mal. Lass uns ganz logisch überlegen. Ich hab dich im Bücherladen besucht, was ich eigentlich nicht getan habe. Und du warst in der Klamottenbude, aber eigentlich warst du nicht dort“, meinte Lola. Alissa nickte. Lola fuhr fort: „Dann müssen wir überlegen welche Tabletten wir heute morgen genommen haben.“ „Also ich hab keine genommen!“, meinte Alissa. „Ich hab auch keine genommen. Dann ist es ja gut. Nein, warte, ist es nicht“, sagte Lola mit tiefer Stimme.

 

 Die Zwillinge dachten aber nicht länger darüber nach, da sie sich für das Abendessen fertig machen mussten.

 Dring-Drang, Ding-Ding, Alissas Wecker läutete, es war fünf vor sieben. Sie hatte den Wecker gestellt, weil sie unter keinen umständen zu spät zum Abendessen kommen wollte. In diesem Hotel waren so viele Zwillinge untergebracht, dass zwei von den drei riesigen Essenssälen von Zwillingen besetzt waren. Alissa trug ein hellblaues, ärmelloses Kleid, das bis zum Knöchel ging. Lola trug das Gewand, das sie sich heute gekauft hatte.

 Als Lola und Alissa den riesigen Essensaal betraten, waren sie überwältigt. Überall waren wunderschöne Bilder von Zwillingen, wenn man aus dem Fenster blickte, sah man die riesige Stadt Los Angeles. Sandra Himmler stand vor ihnen und sagte mit freundlicher Stimme: „Guten Abend Mrs. Lola und Mrs. Alissa. Ich werde euch zu euren Sitzplätzen führen.“ Als alle Zwillinge an ihren Tischen saßen, wurde das Essen von Kellnern serviert.

 Da nahm Sandra Himmler ein Mikrofon und sprach in es hinein: „Willkommen in Los Angeles, in meinem Fünf-Sterne-Hotel. Wir treffen uns hier immer morgens um 9:00Uhr, mittags um 12:00Uhr und abends um 19:00Uhr. Ich hoffe, dass euch das Essen schmeckt. Es gibt Spagetti mit Meeresfrüchten, oder Skorpion mit Reis und Muscheln.“

 Die Kellner nahmen die Deckeln von den Platten, auf denen sich das Essen befand. Nachdem die Zwillinge das Dessert verzehrt hatten, es war ein köstlicher Wackelpudding, mussten sie auf die Toilette, um sich die Hände zu waschen. Plötzlich wurde die Klospülung betätigt und ein zweites mal. Da hörten Alissa und Lola zwei Stimmen. „Hallo, Grace.“ „Hallo, Rose.“ Alissa war wahrscheinlich noch verwirrter als Lola und meinte: „Hallo, Lola“, und ging davon. Da sagte Lola verwirrt: „Hat es mich da gerade doppelt gegeben?“

 Plötzlich kam Alissa hereingestürmt und meinte: „Dich gibt es doch doppelt!“ Lola, die immer noch sehr verwirrt war, versuchte es Alissa zu erklären: „Nein, ich meine, wir zwei stehen dort drüben noch ein mal.“ Da sagte Alissa: „Ich glaube du brauchst mal eine neue Brille.“ „Ich habe doch keine Brille!“, entgegnete ihr Lola und ging aus dem Raum. Gerade als sich Alissa die Hände waschen wollte, hörte sie eine Stimme: „Grace, du hast dir doch gerade die Hände gewaschen.“

 „Lola, was trägst du für einen Jeansminirock?“, fragte Alissa.

 „Grace, Schätzchen, heute den ganzen Tag schon. Aber wo ist denn dein Notizblock und dein Stift?“

 „Welcher Notizblock, welcher Stift?“

 „Na ja, ist eh besser, wenn du nicht immer nur an Schule denkst.“

 „Ich finde Schule ätzend.“

 „Bist du krank? Leg dich lieber in dein Bettchen.“

 „Nein, ich bin nicht krank. Hallo, Lola, was sind das für Sachen?“

„Die, die ich am liebsten trage!“

Alissa schüttelte den Kopf und ging schließlich zurück in ihr und Lolas Zimmer. Warum hatte sich Lola so seltsam verhalten? Warum redete sie von einem Stift? Und warum trug sie einen Minirock? Diese und noch viele andere Gedanken schwirrten Alissa im Kopf herum.

 Sie klopfte an der Zimmertüre. Lola öffnete kopfschüttelnd die Türe. Alissa warf ihrer Schwester einen bösen Blick zu.

 Lola wurde wütend, und bekam Schlitzaugen. Was denkt sich diese dumme Kuh nur zu mir zu sagen, ich hätte keinen Geschmack? Und überhaupt, was soll dieses „Du bist seit dem wir hier sind eine größere Tussi, als sonst“ Getue?

„Was sollte das heute? Welcher Stift, und welcher Notizblock? Und, warum sollte ich krank sein?“, schrie Alissa Lola an.

Lola war entsetzt: „Wie bitte? Du bist doch zu mir gekommen, und hast gemeint, ich sei eine richtige Tussi, und hast dann meine Klamotten befummelt. Du weißt, dass ich mich nicht oft, und nicht gerne mit dir streite, aber hier ist schon echt dicke Luft. Außerdem, warum sagst du mir, dass mir Miniröcke besser stehen? Ich trage so gut wie nie einen Rock.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Eine schlimme Nachricht

                                     

 

 

Die Zwillinge stritten noch eine ganze Weile, bis sie merkten, dass es halb zwölf war, und sie ins Bett gehen mussten, weil am nächsten Tag eine anstrengender Video-Dreh stattfinden sollte.

 Zum Frühstück gab es Müsli, Pfannkuchen, Omelettes, Spiegeleier, Kakao und selbst gepressten Orangensaft. Um zehn Uhr wurden alle Zwillinge in eine riesige Halle gebeten. Nach einer halben Stunde befanden sich alle Kinder im Raum. Das müssen ja mindestens 180 Zwillingspärchen sein. Also rund 360 Kinder. Die jüngsten Zwillinge waren gerade einmal drei Monate alt.

 „Hallo, und herzlich willkommen. Leider bin ich kein Zwilling, darum gibt es andere Moderatoren. Sie heißen Eva und Michaela, und Christoph und Marco. Also dann, viel vergnügen“, sagte Sandra Himmler in ein Mikrofon. Dieses gab sie einem Mädchen namens Michaela. Lola schätzte sie 18 Jahre ein.

„Hallo, ich bin Michaela. Ich, meine Schwester, Christoph und Marco sind eure Moderatoren. Willkommen bei dem größten Zwillingstreffen im Land. Hier sind nur Zwillinge. Das alles wird gefilmt, aufgenommen, im Fernsehen gezeigt und…“ Alle applaudierten und schrieen: „Wir kommen ins Fernsehen, wir, wir, wir, wir kommen ins Fernsehen.“

 Die vier Moderatoren lachten. Schließlich fuhr Eva fort: „…und jeder von euch bekommt eine Kassette, auf der das ganze aufgenommen ist. Ach übrigens, ich bin Eva, die Zwillingsschwester von Michaela. Das wir Zwillinge sind, war wohl nicht zum übersehen. Gut, wir rufen euch jetzt auf, also immer zwei, und ihr kommt dann mit einem von uns mit. Also ich habe meinen Text gesagt, ich gebe jetzt weiter an Marco.“

 „Hallo, hier ist Marco. Die ersten Beiden sind Jakob und Emma. Die Zwei sind Acht Jahre alt. Wo seid ihr? Na los, traut euch. Ach, da seid ihr ja. Jakob und Emma kommen aus Los Alamos in New Mexiko.“

 Eva gab den Beiden die Hand und verschwand mit ihnen hinter einem Vorhang.

 „OK, die nächsten sind Lola und Alissa. Es war gar nicht so leicht sie aufzuspüren. Sie müssen richtige Partymäuse sein, denn Lola und Alissa wohnen gut einen Kilometer von Las Vegas entfernt, das ist in Nevada. Sie sind 13 Jahre alt und zwei echt heiße Feger. Da seit ihr ja.“

 Stolz schickte Lola der Menge Küsschen zu, ihre Schwester hingegen winkte nur schüchtern.

 Marco gab das Mikrophon seinen Bruder und begleitete die zwei Mädchen hinter den roten Vorhang. „Hier sind zwei Stühle, setzt euch hin, danach werdet ihr gefilmt. Habt keine Angst, ihr könnt nichts Falsches sagen, aber bitte flucht nicht.“

 Scheiße, ist der süß, genau so süß wie sein Zwillingsbruder.

 „Wenn das rote Licht bei der Kamera leuchtet wird aufgenommen. Erzählt einfach von eurer Familie, von eurer Vergangenheit, eurer Beziehung,…“, sagte Marco. Lola hörte ihm gar nicht richtig zu, sie war zu sehr damit beschäftigt das Lächeln von Marco zu bewundern. Plötzlich fiel sie vom Sessel.

 Kaum saß sie am Stuhl, da leuchtete das rote Licht. Die Zwillinge redeten miteinander, als wäre die Kamera nicht da. Sie stellten sich vor, sprachen über vergangene Erlebnisse und über ihr zu Hause Las Vegas.

 

Gegen 17 Uhr waren die Zwillingsschwestern wieder in ihrem Zimmer. Frisch geduscht und umgezogen. Da klopfte es an ihrer Zimmertüre. Alissa öffnete. Es war Marco. Er sagt ihnen, dass er sie beinahe nicht gefunden hätte. Danach gab er ihnen eine Kassette. Falsch, eigentlich „die“ Kassette. Lola setzte ein unglaubliches Lächeln auf und bedankte sich.

 „Spul bis zu uns“, meinte Alissa nachdem Lola die Kassette in den Videorekorder gegeben hatte.

 „Hallo, wir sind Rose und Grace, sind 13 Jahre alt und wir kommen aus Carson City, das liegt in Nevada.“

 Lola und Alissa hörten gespannt zu. Beide waren sehr verwirrt. Das gibt’s ja nicht! Mann, das ist voll krass. Da hat ja echt noch wer mein Aussehen geklaut. Lola und Alissa hatten einen guten Grund fast durchzudrehen. Die Mädchen auf dem Video sahen so aus wie sie!

 Plötzlich klopfte es an der Tür. Noch bevor Lola richtig die Tür schließen konnte, plapperte eines der Mädchen von dem Video los: „Hallo, ich bin Rose und das ist meine Zwillingsschwester Grace. Ach, was red’ ich denn da? Sie ist doch gar nicht meine Zwillingsschwester. Grace ist bloß ein Teil von uns. Ihr wisst schon…, wir sind Vierlinge, und sie ist ein Teil dieser Vierlinge. Ihr wart bestimmt genauso verwirrt wie wir, als ihr saht, dass ihr am Video seid, aber nicht das sagt, was ihr eigentlich gesagt habt. Dass es vier von mir gibt erklärt auch diese Sache mit dem Einkaufen, und die auf der Toilette. Wisst ihr was? Eigentlich hasse ich es, dass ich mein Aussehen mit meiner Schwester teilen muss, aber ich finde es echt toll ein Vierling zu sein.“

 Allen vier Mädchen standen die Tränen in den Augen. Dann gingen sie aufeinander zu, und umarmten sich.

 Die vier Mädchen waren ganz und gar verschieden. Lola war die coole, Alissa war schüchtern, Grace war eine echte Streberin und Rose hatte jeden Jungen, den sie wollte.

 Grace sprach Französisch, Spanisch, Italienisch und Latein. Sie war die beste ihrer Klasse und hatte bereits mehrere Auszeichnungen. Oft trug Grace eine Brille. Eigentlich brauchte sie gar keine, aber sie trug sie um klüger und professioneller zu wirken. Grace wollte unbedingt Forscherin im Labor werden.

 Rose hatte eine Wahnsinns Ausstrahlung. Sie war das beliebteste Mädchen der ganzen Schule. Warum? Wo sie war, waren die Jungs und wo die Jungs waren, waren auch die Mädchen. Jeder wollte mit ihr befreundet sein, um bessere Chancen bei den Jungen zu haben. Rose wollte Model werden.

 „Wer sind denn dann unseren richtigen Eltern? Unsere bestimmt nicht, die sind die Hölle“, meinte Alissa.

 „Verzeihung, aber ich glaube, wenn wir uns nicht sicher sind, sollten wir einen Vaterschaftstest, oder etwas in der Art durchführen lassen“, sagte Grace, die dabei noch schlauer wirkte als sonst. Vermutlich wollte sie das auch. Danach kicherten die Mädchen. Als Rose und Grace erfuhren, dass Lola in einer Band spielte, waren sie begeistert.

 Lola, Alissa, Rose und Grace hatten jede Menge Spaß: sie tanzten zu ihren Lieblingssongs, erzählten sich Witze und noch vieles mehr.

 Als Lola plötzlich aufstand und schrie: „Ich hab’s, das wird echt ein Knaller…!“`

 Beim Abendessen saßen alle Kinder an einer großen Tafel. Als ruckartig die Tür aufging, und Lola, Alissa, Rose und Grace den Raum betraten. Alle im Zimmer konnten ihren Augen nicht trauen.

 Lolas Plan war aufgegangen. Sie hatte Sandra Himmler gefragt, ob sich nicht diesen Abend alle Zwillinge in einen Raum, auf einem riesigen Tisch setzen könnten. Sandra Himmler fand die Idee toll, weil sich doch die ganzen Zwillinge kennen lernen sollten.

 Lola, Alissa, Rose und Grace trugen dasselbe rote Kleid, dieselben Schuhe, sie hatten dieselbe Frisur und waren gleich geschminkt. Kurz gesagt: sie sahen genau gleich aus.

 Sandra Himmler kam ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Doch als sie Lola, Alissa, Rose und Grace sah wurde sie weiß im Gesicht. Verwundert fragte sie: „Bin ich betrunken, oder gibt es wirklich vier von euch? Lola und Alissa, wer ist denn wer? Oh bitte, sagt mir wer, wer ist!“

 Die Zwillinge, ach falsch die Vierlinge zuckten nur mit den Achseln und gingen dann zu ihren Plätzen. Bin ich Alissa? Oder Rose? Oder doch Grace? Wer bin ich? Ich hab keine Ahnung!, dachte Lola, und kicherte.

 Das Essen wurde serviert. Niemand aß, jeder starrte die Vierlinge an. Diese konnten sich das kichern nicht verkneifen. Da sagte Sandra Himmler ins Mikrofon: „Wer ist denn jetzt wer? Lola und Alissa, steht bitte auf.“ Doch es standen alle vier Mädchen auf. Sandra Himmler atmete ein und wieder aus, dann fuhr sie fort: „He, ihr Vier, das ist gar nicht lustig!“ Da lachte Lola: „Doch, für uns schon. Euch alle gibt es doppelt. Marco zum Beispiel, ihn gibt es noch ein zweites Mal, ich meine seinen Zwillingsbruder Christoph. Mich dagegen gibt es gleich vier Mal. Na und? Euch verwechselt man bestimmt oft. Bei uns kennt sich keiner mehr aus. Ist doch lustig.

 Ein Zwilling zu sein ist toll, doch ein Vierling zu sein ist etwas ganz anderes. Vierling zu sein ist einfach noch cooler. Ja, doppelt, ach ich meine vierfach hält besser. He, aber Zwilling sein ist auch super. Denkt immer daran, uns, die es öfter als ein Mal gibt, wir haben eine Berufung. Wir müssen Erwachsene, Eltern, Lehrer oder doofe Zicken aus der Parallelklasse, durch vertauschen der Rollen, in den Wahnsinn treiben. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, guten Appetit und Mahlzeit.“

 Die vier Schwestern, alle Kinder und Teenager im Raum lachten und auch Sandra Himmler lächelte. Dann begannen alle zu essen.

 Nach dem Abendessen gingen Lola, Alissa, Rose und Grace in das Zimmer von Lola und Alissa. Sie sprachen eine ganze Weile über die Schule, als plötzlich Lolas Handy klingelte. Es war Mandy: „Lola bist du’s? Ich hoffe du verstehst mich, aber ich kann nicht lauter sprechen, weil sie es sonst hören würden. Mama und Papa würden es hören. Sie sind gar nicht eure Eltern! Eigentlich sind sie Verbrecher! Mama hat eine Zwillingsschwester und Papa einen Zwillingsbruder. Gemeinsam haben sie schon viele Banken ausgeraubt.“

 Lola war sprachlos. Das konnte nicht wahr sein. Ihre Eltern sollten Verbrecher sein, und sie hatte mehr als 13 Jahre bei ihnen gelebt.

 „Das ist noch nicht alles. Sie haben mich entführt und haben mich gezwungen euch zu erzählen, ich hätte bei Oma und Opa gelebt, doch es gibt gar keinen Opa, und keine Oma. Der springende Punkt ist, dass ihr von euren zu Hause entführt wurdet und in einer Familie von Gangstern groß geworden seid, und jetzt kommt’s, ich gehöre auch zu den Verbrechern, weil ich nicht zur Polizei gegangen bin.“

 Lola war entsetzt und sagte: „Hab keine Angst! Wir vier werden etwas unternahmen. Sagte ich vier? Wir sind nämlich jetzt zu viert. Alissa ist nicht meine Zwillingsschwester, sie ist ein Teil von uns. Wir, also Alissa, Rose, Grace und ich, wir sind Vierlinge. Glaub mir Mandy, sobald ich den Anderen das alles erzählt habe fällt uns bestimmt etwas ein. Immerhin sind wir vier Mal so klug wie ich, und Grace ist ein Superhirn. Also dann, ich leg jetzt auf, bevor du von Mama, ich meine, bevor du von Elisabeth und Jack beim telefonieren erwischt wirst.“

 Lola wandte sich den Anderen zu. Oh nein, das heißt nichts Gutes, dachte Alissa. „Leute“, sagte Lola mit ernster Stimme „wir haben ein Problem. Mandy ist in Gefahr.“ Nachdem Lola ihnen die Geschichte erzählt hatte, rannte Alissa im Kreis und murmelte: „Nein, das kann alles nicht Wahr sein. Ich träume bloß. Los, wach endlich auf! Wie konnte das nur geschehen? Warum bin ich in einer Gangsterfamilie aufgewachsen? Was sollen wir tun?“

„Alissa!“, schrie Rose „reiß dich zusammen! Was soll das denn? Hast du öfter solche Anfälle? Nein, sag nichts, ich will es gar nicht mehr wissen. Ja, vielleicht ist einiges danebengegangen, aber irgendwie schaffen wir das schon. Versprochen. Immerhin sind wir zu viert und wir haben da draußen eine Menge Polizisten, die nur darauf warten Elisabeth und Jack in die Finger zu kriegen. Glaub mir, wir schaffen das.“ Alissa nickte und umarmte ihre Schwester.

 Beinahe eine Stunde lagen Lola, Alissa, Rose und Grace am Boden von Lolas und Alissas Zimmer. Die letzten Sonnenstrahlen schienen ihnen ins Gesicht. Da stand Grace auf uns sagte: „Ich hab einen Plan. Also wir fahren jeder zurück zu unseren Familien. Ich nehme mal an, dass Elisabeth die Zwillingsschwester von unserer Mama Susanna ist, und unser Papa Robert ist dann der Zwillingsbruder von eurem Vater Jack.

 Lola und Alissa, eure Familien wollen doch umziehen, oder? Also wir tauschen Adressen aus und ihr schreibt uns dann einen Brief mit eurer neuen Adresse. Während wir auf einen passenden Moment warten, um die Polizei zu informieren, versucht ihr unseren richtigen Eltern zu finden. Sucht in alten Zeitungen nach einer Geburt von Vierlingen. Irgendwann treffen wir uns dann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Die Brieffreundschaft

 

 

 

Lola, Alissa, Rose und Grace hatten noch eine Menge Spaß und der Abschied fiel ihnen schwer. Doch es musste sein. Ihre Wege trennten sich wieder, zumindest vorübergehend. Rose gab Lola einen Zettel auf dem Stand:

           Rose und Grace Redstone

           Woodtarrice 29

           Carson City

           Nevada

 

Kommt gut nach Hause, lasst euch nicht unterkriegen, und denkt an eure Berufung! J

Tschüss, viele Küsschen von mir und Grace, vermissen euch jetzt schon. Ruf uns am Handy an.

Eure Rose

P.S.: Grüße von Grace

 

 Lola lächelte Rose an, nahm den Zettel und umarmte ihre Schwester. Danach wurden Lola und Alissa aufgerufen. Die Limousine, die sie nach Hause bringen sollte, war eingetroffen.

 Lola und Alissa stiegen ein. Als die Strech-Limousine los fuhr schickten ihnen Rose und Grace viele Luftküsschen.

 

 Um punkt zwölf stiegen die Mädchen aus dem Auto aus. Sie ließen sich nicht anmerken, dass sie eigentlich Angst vor Elisabeth und Jack Evergreen hatten.

 Wie es ihnen Grace aufgetragen hatte, suchten Lola und Alissa nach einem Artikel von ihrer Geburt. Sie suchten im Internet, in der Bücherei und sie fragten Leute, ob sie vor 13 Jahren einen Artikel in der Art gelesen hatten. Ohne Erfolg. Diese Verbrecher haben alle beweismittel, das wir Vierlinge sind, zerstört, dachte Alissa. Darum schrieben Lola und Alissa einen Brief an Rose und Grace.

                                       

Brief von Lola und Alissa

an Rose und Grace

 

 

Liebe Rose, Liebe Grace!

 

Wir haben nichts gefunden. In einer Woche werden wir in einer Wohnung in Washington D.C. leben. Die Adresse schreiben wir euch, sobald wir sie wissen. Unsere Sachen mussten wir schon packen.

 Mandy geht es gut. Als sie mich angerufen hat, war sie in ihrem Wandschrank. Sie hat noch einen Schock, weil ihr Elisabeth gedroht hat, sie würde Mandy nie wieder zu ihren eigentlichen Eltern zurücklassen. Mandy möchte aber unbedingt zu ihrer Mama und zu ihrem Papa zurück. Wir haben ihr das Foto von uns Vieren gezeigt.

 Danach hatte Mandy Probleme damit ihren Mund wieder zu schließen. Sie meint, dass wir genau gleich aussehen. Hat eure Mama, na ja ihr wisst schon Susanna auch blonde Haare? Wisst ihr was? Wir schicken euch ein Foto von uns, Elisabeth und Jack, und ihr schreibt uns, ob unsere Eltern aussehen wie eure.

 Wenn ja, sind sie Komplizen. Wenn nicht, sind Robert und Susanna unsere Eltern. Wir müssen besonders gut aufpassen, dass unsere Eltern, also Jack und Elisabeth nichts von unserer Brieffreundschaft erfahren. Wundert euch nicht, wenn wir euch einmal ein Monat, oder länger nicht schreiben, weil wir einen passenden Moment abwarten müssen, um den Brief abzuschicken. Denkt euch nicht, dass wir euch vergessen könnten. Das können wir gar nicht, weil wir euch immer im Spiegel sehen.

 Also dann, Tschüss, liebe Grüße von Mandy und viele Küsschen von Alissa und mir.

Lola und Alissa Evergreen

 

P.S.: Das ist unsere Adresse: Lola u. Alissa Evergreen

                               Letterstreet 9

                               Las Vegas

                                   Nevada

Es dauerte nur drei Tage, bis Alissa und Lola einen Brief von Rose und Grace erhielten. Lola und Alissa freuten sich unheimlich, als sie den Umschlag öffneten, und ein Foto von Rose und Grace darin war. Danach las Alissa den Brief, den Rose geschrieben hatte, vor.

 

Brief von Rose und Grace

an Lola und Alissa

                                                                       

 

Liebe Lola, Liebe Alissa!

 

Wir haben uns über euren Brief sehr gefreut. Tatsächlich, das Foto, das ihr uns geschickt habt, beweist es. Susanna sieht so aus wie Elisabeth, und Robert sieht so aus wie Jack. Wir haben es hier mit dem berüchtigten „Verbrecherzwillingspaar“ zu tun. Aber he, die setzen wir mit Leichtigkeit Schachmatt. Was die können, können wir schon lange. Immerhin haben wir die Intelligenz von Grace, die Lockerheit von Lola, Alissas Einfühlsamkeit und meinen Charme. Was soll da schon schief gehen?

 Vergesst nicht die Adresse!!! Grüße an Mandy, und eine dicke Umarmung von Grace und mir.

Eure Rose und Grace

 

 

 

Brief von Lola und Alissa

an Rose und Grace

                                                     

 

Hallo Rose, Hallo Grace!

 

Wie geht’s euch? Wir hoffen gut. Wir wohnen bereits am anderen Ende des Landes. Unsere Wohnung ist sehr modern eingerichtet. Aber wenn man mehrere Banken ausgeraubt hat und einen gut bezahlten Job hat kann man sich so was leicht leisten. Unsere neue Adresse ist:

                   Lola und Alissa Evergreen

Marrigelaw 62/15

Washington D.C.

Lola u. Alissa                                             


 

Unsere Familie…!

                                                    

 

 

 „Tschüss, euer Vater und ich fahren einkaufen. Bis später“, sagte Mrs. Evergreen. Euer „Vater“, das ich nicht lache, dachte Lola. Lola und Alissa wussten von Mandy, dass Elisabeth und Jack nicht Einkaufen gingen. Sie hatten vor eine weitere Bank zu überfallen. Natürlich waren Susanna und Robert auch „einkaufen“. Zum Glück waren gerade Ferien. Mr. und Mrs. Evergreen sollten eine Woche nicht nach Hause kommen.

 Am nächsten Tag läutete es an der Haustür. Alissa öffnete. Danach hörte Lola einen Schrei. Sie rannte zu Alissa. Danach begann auch sie zu schreien. Es waren Rose und Grace! Alissa sah Rose verwundert an. Diese lächelte und erklärte:

 „Gestern sind wir sobald Mama und Papa weg waren zum Flughafen gefahren. Nach ein paar Anrufen bekamen wir dann ein Privatflugzeug zur Verfügung gestellt. Es gehört einem Bekannten von mir. Während dem Flug haben wir geschlafen. Am Flughafen hat dann bereits ein Taxi auf uns gewartet. Alles ist möglich, wenn man neben der Schule als Model arbeitet.“

 Alissa und Lola waren überwältigt. Dann umarmten sich die vier Schwestern. „Ihr seid echt unglaublich“, sagte Alissa „aber was sollen wir jetzt tun? Wir können und dürfen nicht zulassen, dass noch eine Bank ausgeraubt wird.“ Da entgegnete ihr Grace: „Wir haben nicht viel Zeit, aber wir schaffen es schon. Gibt es in der Nähe eine Bücherei? Ach was rede ich, natürlich gibt es eine. Dort suchen wir nach Zeitungen. Sobald wir wissen, wer unsere Eltern sind, gehen wir zur Polizei.“

 Plötzlich hörten die Mädchen eine Stimme: „Was soll denn das Geschreie?“ Es war Mandy „Oh mein Gott, seid ihr wirklich hier? Ich bin Mandy. Na ja, das habt ihr euch bestimmt schon gedacht, weil ich hier die Einzige bin, die keinen blonden Haare hat.

 Ich bin euer kleiner Spion, oder so was Ähnliches. Wir haben drei Tage Zeit um die Bibliothek zu durchsuchen, die USA nach euren Eltern zu durchforsten, und die Polizei über den Banküberfall zu informieren. Ich will mich ja jetzt nicht einmischen, aber wir sollten schleunigst mit der Suche beginnen.“

 Darauf Lola: „Bist du jetzt unser Manager? He Leute, Elisabeth und Jack werden bestimmt bei uns anrufen. Wir brauchen jemanden, der sagt wir waren bei ihnen. Ich weiß auch schon wen!“

 „Ich will mich ja nicht einmischen, aber ich hab Bill, meinen Fotografen und Manager, angerufen, er reserviert uns irgendein Gewandgeschäft“, sagte Rose.

 

 In der Bücherei angekommen stürzten sich die Mädchen über die Zeitungsartikel vom Jahr 2007.

 Nach 15 Minuten schrie Rose: „Was? Es gab eine Modenschau in Arizona!“ Sie hielt die Zeitung senkrecht vor ihr Gesicht. Da sagte Grace: „Nicht bewegen! Halt Still! Bingo! He, da ist es.“ Danach las sie laut vor: „Vierlinge geboren. Gestern Nachmittag kamen die vier Mädchen zur Welt. Die Mutter, die Frau des Bürgermeisters von Los Angeles, ist wohl auf. Die Mädchen sollen Lola, Alissa, Rose und Grace getauft werden. Die Jüngste, Alissa, kam bei der Geburt beinahe ums Leben. Sie war zu klein und zu schwach, und muss deshalb zwei Wochen in einen Brutkasten.“

 Rose stotterte: „Der Bürgermeister von Los Angeles ist un- unser Papa? Wirklich,…“ Da unterbrach sie Lola: „Oh ja, das ist so was von cool. Alissa, es tut mir leid, dass du nicht hier sein könntest, ich meine, dass du tot sein könntest. Aber jetzt wissen wir wer die Jüngste von uns ist. Rose, deine Shoppingtour müssen wir verschieben. Wir müssen nach Los Angeles, und das möglichst noch heute.

 Rose sagte, dass das kein Problem für sie sei.

 Während die Vierlinge und Mandy in einem Hubschrauber nach Los Angeles flogen, telefonierte Rose mit der Sekretärin des Bürgermeisters. Diese erklärte Rose, dass sie erst zwei Stunden nach ihrer Ankunft mit ihm reden konnten. Und wer hätte es anders erwartet? Natürlich, die Mädchen gingen einkaufen.

 Lola und Alisa freuten sich wieder in Los Angeles zu sein. Sie gingen in ein riesiges Einkaufszentrum. Dort verschwand jede der fünf Mädchen in einer Umkleidekabine.

 Ein kleiner Junge, der seine Mutter suchte, zog alle Vorhänge de Kabinen weg. Aus der ersten Kabine trat Lola heraus. Sie trug eine graue Hose auf der hinten die Worte „Don’t touch!“ standen, und einen gelben Sweater. Lola steckte ihre Daumen in die fordern Hosentaschen, um richtig cool auszusehen.

 Aus der zweiten kam Alissa. Sie trug einen orangefarbenen Rock, der beinahe den Boden berührte, und einen blauen Pullover. Sie ging leicht in die Knie, und legte ihre Hände auf den linken Oberschenkel. Nun sah sie total schüchtern aus.

 Grace kam aus der dritten Umkleidekabine. Sie trug einen grün- schwarz karierten Knitterminirock, ein schwarzes T-Shirt und eine grüne Weste. Man merkte sofort, dass sie eine Streberin war, als sie ihren Terminkalender auspackte, und in ihm schrieb.

 Als Rose aus der vierten Kabine kam, sah sie umwerfend aus. Sie hatte einen Jeansminirock an und ein spagettiträger T-Shirt. Rose fuhr mit ihrer Zunge über ihre Oberlippe.

 Als der Junge den Vorhang von Mandys Umkleidekabine wegzog, stand diese gerade in der Unterwäsche da. Sie kratzte sich gerade am Po. Wütend schrie Lola: „Wie kommst du zu meinem schwarzem Totenkopf-BH?“

 Als Mandy bemerkte, dass sie beobachtet wurde, zog sie den Vorhang wieder zu. Lola ging wütend zu der Umkleide und riss den Vorhang weg. Mandy steckte sich gerade Watte in den BH. „Das sieht ätzend aus. Zu dir passen keine Möpse“, schrie Lola. Alle Leute im Raum kicherten.

 „Ach, lass ihr doch den Spaß. Sonst fühlt sie sich noch wie eine Unterentwickelte“, meinte Rose. Mandy warf ihre Haare zurück, zog sich den Pullover an, kam aus der Umkleidekabine, zog ihre Schultern zurück und ging, mit den Hüften wackelnd, an einem süßen Jungen vorbei.

  Da schrie Grace Mandy hinterher: „Warte! Dir fehlt noch ein Kleidungsstück!“ Entsetzt blickte Mandy auf ihre Beine. Sie war erleichtert, als sie sah, dass sie eine Hose anhatte. Grace streckte ihr einen Jeansmantel entgegen. Lola, Alissa, Rose und sie trugen auch einen.

 Er war braun, hatte an den Ärmel und beim Kragen Fransen, hatte Hinten Feuerflammen und die Aufschrift „Cool“. Aus den beiden O wurden Augen gemacht, über den „Augen“ waren Haare, unter den „Augen“ waren eine Nase und ein Mund.

 

 

                                                   C      l

                                              

 

Die zwei Stunden waren beinahe zu Ende, und die fünf Mädchen machten sich auf den Weg zum Bürgermeister.

 Die Sekretärin des Bürgermeisters begrüßte die Mädchen und öffnete ihnen die Türe. Jetzt geht’s los! Keine Panik!, dachte Alissa.

 Der Bürgermeister, der Vater von Lola, Alissa, Rose und Grace, sah ihnen gar nicht ähnlich.

 Plötzlich kam seine Frau, die Mutter der Vierlinge, in das Zimmer, und stellte sich neben sie.

 Verwundert sagte der Vater der Vier: „Ihr habt das gleiche Gesicht wie meine Frau, die gleiche Haarfarbe und die selbe Figur. Oh mein Gott, Lola, Alissa, Rose, Grace, ihr seid hier? Wir dachten ihr seid tot!“ Darauf Rose: „Also, ich fühle mich ganz lebendig.“

 Die sechs Familienmitglieder umarmten sich. Da begann Mandy zu heulen. Alissa fragte sie, warum sie weine. „Ihr seht so glücklich aus“, antwortete Mandy.

 Danach fragte die Mutter der Vierlinge: „OK, ihr seid meine Töchter, aber wer ist dann dieses heulende Mädchen?“ „Das ist Mandy, sie wurde auch von Elisabeth, Jack, Susanna und Robert entführt…“

 Da klingelte Lolas Handy. Es war Elisabeth: „Hallo Schätzchen!“ Verwundert wiederholte Lola: „Schätzchen?“ Darauf die anderen: „Was? Schätzchen?“

 Danach sprach Elisabeth weiter: „Lola, tut mir leid, dass wir noch nicht zu Hause sind. Wir sind in einer Bank von Los Angeles.“ Da wurde Elisabeth bewusst, was sie gesagt hatte, und meinte: „Ich meine wir wurden in einen Autounfall verwickelt, und können erst morgen nach Hause. Bis dann.“

 Da Lola den Lautsprecher ihres Handys eingeschaltet hatte, konnten die Anderen das Gespräch zwischen ihr und Elisabeth mitverfolgen. Darum sagte Miriam, die Mutter von Lola, Alissa, rose und Grace: „Lola, kann ich dein Handy haben? Ach Quatsch, ich hab’ ja selber eines. Ja hallo, ist hier die Polizei? Schön für sie, wenn sie ein Cop sind. Ich bin Miriam Mathkam, die Frau des Bürgermeisters. Ich habe durch seltsame Umstände erfahren, dass das berüchtigte Verbrecherzwillingspärchen einen Überfall in der größten Bank von Los Angeles plant. Was? Sie sind noch nicht dort? Dann machen sie sich schnellstens auf den Weg!“

 Am nächsten Tag stand es in der Zeitung: Das berüchtigte Verbrecherzwillingspärchen wurde festgenommen. Die entführten Kinder wurden zu den Eltern zurückgebracht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Nanette dreht durch!

 

 

 

Ob ihr es glaubt oder nicht, Lola, Alissa, Rose und Grace waren nicht die einzigen Vierlinge in der Familie Mathkam. Sie hatten noch Vierlingsbrüder, namens Lukas, Daniel, Sam und Pete. Sie waren ein Jahr älter als ihre Schwestern.

 Die Mädchen wollten ein letztes Mal ihre alte Schule besuchen, um Nanette einen Streich zu spielen. Daniel stand vor der Schule, und wartete darauf, dass Nanette zu ihm kam, um ihn anzureden.

 Gerade, als Nanette etwas sagen wollte kam Lola daher und meinte: „He, das ist mein Freund!“ Nanette war richtig sauer. Da kamen Lukas und Alissa vorbei und sagten: „Hallo Nanette! Das ist Lukas, wir sind zusammen.“

 Als die Beiden weg waren, hörte Nanette Grace sagen: „Guten Tag Nanette, das ist mein Freund Sam.“

 Noch bevor Nanette zu denken begann, kamen Rose und Pete um die Ecke gebogen und Rose sagte: „Hallo Darling, das ist Pete, wir gehen miteinander.“

 Da bekam Nanette einen knallroten Kopf. Nanette hörte Lola sagen: „Nimm es nicht so schwer, hier ein Kaugummi.“ Dankend nahm Nanette den Kaugummi an. Das war nicht irgendein Kaugummi, nein, es war eine Entwicklung von Bruce, dem ehemaligen Nachbarn von Lola und Alissa. Der, der den Kaugummi aß, bekam widerlichen Mundgeruch. Kichernd rannte Lola davon.

 

 Eine Woche später fand ein Konzert der Band „Teeny-Talk“ statt. Der Eintritt war frei. Hunderte Kinder und Teenager waren dort. Michael Mathkam, der Vater der Mädchen hatte eine Bühne bauen lassen, Flugblätter verteilt und Mandy und ihre Familie zum Konzert eingeladen. Zuerst spielten sie das Lied „Nothing, But Flowers“, danach „Loving A Devil“. Am Schluss spielten sie das Lied „To Be A Teenager“. Bei diesem Lied tanzten Lola, Alissa, Rose,  Grace und Mandy auf der Bühne. Kurz vor dem Schluss kam Lolas Solo. Sie war sehr aufgeregt. Danach reichte man ihr ihre E-Gitarre, und sie spielte mit den Tommy und Dave mit.

 Nach dem Konzert ging Dave auf Alissa zu, und sagte: „Du hast super getanzt.“ Dann küsste er sie.

 Nanette putzte sich eine Stunde lang die Zähne, um den Mundgeruch wegzubekommen. Mandy besuchte die Vierlinge immer in den Ferien und als kleines Dankeschön, für alles, schenkte Lola ihr den Totenkopf-BH. Rose wurde mit 18 Ballkönigin.

 Während einer Grippewelle wurden viele Lehrer krank. Darum sprang Grace ein und unterrichtete eine Klasse.

 Dave und Alissa waren zusammen.

 Lola und ihre Band wurden sehr erfolgreich.

 

 

 

Ende