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letzte Aktualisierung am 26.02.2003
Ein Mann hatte den Auftrag bekommen, für König Hsüan von Dschou einen Kampfhahn abzurichten. Nach zehn Tagen fragte ihn der König: Ist der Hahn schon fähig, zu kämpfen?“ Er antwortete: „Noch nicht! Er ist noch eitel, hochmütig und unbeherrscht.“ Nach zehn Tagen fragte der König wieder an. Der Mann sagte „Noch nicht! Er will noch bei jedem Laut und Schatten losgehen.“ Nach zehn Tagen erkundigte sich der König wieder. Der Mann sagte: „Noch nicht! Sein Blick ist noch zornig und er ist noch voll Angriffslust.“ Als der König nach wieder zehn Tagen abermals fragen kam, da sagte er: „Jetzt ist er so weit! Wenn er jetzt andere Hähne krähen hört, läßt ihn das unberührt.“ Der Hahn sah aus, als sei er aus Holz. Er war vollkommen. Fremde Hähne wagten es nicht, sich mit ihm einzulassen, sondern kehrten sogleich um und liefen davon.
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Aus: Wenn ein Blatt sich bewegt, kann auch der Ast erzittern – Gedanken chinesischer Weiser – Herausgegeben von Heinrich Tieck - Verlag W. Scheuermann 1938