Disclaimer: Btvs and all characters are under the copyright of Joss Whedon, The WB and UPN.

 

Episode 2: The Arrival - Die Ankunft

Titel: Buffy Season 8 - The Scoobie Gang
Episode: 2: The Arrival - Die Ankunft
Autor: vanHelsing
E-Mail: Schneider-Lindhorst@t-online.de
Alter: ab 12
Spoiler: jetzt keine mehr!
Teile: 22!
Datum: 03.09.2003
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show “Buffy the Vampire Slayer”. They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television, the WB Television Network and UPN Televison.
Copyright: bei Mir
Figuren: Willow, Xander, Dawn, Kennedy, Andrew, Giles, Ms. Smith, Rona, Violet, Chao-Ann, Caridad, Shannon, Robin Wood, Faith, Buffy! und noch viel, viel, mehr.
Inhalt: Xander, Willow, Kennedy, Dawn und Andrew sind auf dem Weg nach Ashfield, Arizona. Einem kleinen Ort in der nähe von Phoenix. Hier hat ihnen die Anwaltskanzlei Wolfram und Hart ein passendes Gebäude besorgt, damit sie eine Slayersschool errichten können. Giles hat bereits alles für ihre Ankunft vorbereitet. Doch schon nach kurzer Zeit, bemerkt Dawn das in der abgelegenen Schule äußerst seltsame Dinge vor sich gehen.
Sonstiges: -

 


The Scoobie Gang
Die Abenteuer von Buffys Freunden nach dem Ende der Serie!

Was bisher geschah:

Buffy:

Staffel 9- Episode 9
Cordelia und Anya stehen auf dem kleinen Hof der Sunnydale High. Anya steht mit dem Rücken zu Cordelia.
Cordelia: „Ich wünschte, Buffy Summers wäre niemals hier in Sunnydale aufgetaucht.“
Anya dreht sich herum und verwandelt sich dabei in einen Dämon.
Anya: „So sei es.“
Die Welt verändert sich, und Xander und Willow sind plötzlich Vampire.
In seiner Wohnung, zerschlägt Giles den Anhänger von Anyanka.
Wieder dreht sich Anya herum: „So sei es.“ Doch diesmal geschieht nichts.
Anya überrascht. „Oh!“
Cordelia: „Das wäre voll cool.“.

Staffel 4 – Episode 17
Die Scoobies, also Buffy, Xander, Willow, Giles, Riley und Anya haben sich in Giles Wohnung versammelt.
Buffy zu Anya: „Erklär das mit den alternativen Dimensionen.“
Anya: „Also gut, es gibt tausend verschiedene Welten. Stellt euch vor, ihr denkt euch, ich mag keine Schrimps, also hättet ihr gerne eine Welt ohne Schrimps.“.

Staffel 5 – Episode 22
Xander und Anya sind im Keller der Magic Box. Xander hält Anya einen Ring unter die Nase.
Xander: „Anya, willst du meine Frau werden?“

Staffel 6 – Episode 6
Die Scoobies sitzen in Halloweenkostümen im Zauberladen herum. Anya und Dawn sind hinter dem Tresen und tanzen.
Xander: „Dieses Mädchen werde ich heiraten.“
Buffy: „Was? Hör mal, sie ist 15 und meine Schwester. Oh!“

Staffel 6 – Episode 16
Anya und Xander stehen in der Kirche. Anya trägt ein schönes weißes Hochzeitskleid und Xander einen schwarzen Anzug. Er ist völlig durchnässt.
Xander: „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.“
Xander verlässt das Gebäude und geht, Anya schreitet alleine zum Altar.
Später in der Folge: Anya befindet sich mit D’Hoffryn an einem schwarzen Ort, sie weint.
D’Hoffryn: „Es wird Zeit, dass du wieder zu dem wirst, was du einmal warst.“

Staffel 7 – Episode 22
Die Schule stürzt ein. Xander irrt herum und ruft nach Anya. Er kann ihren leblosen Körper nicht sehen. Dawn bringt ihn raus.
Später am Schulbus redet er mit Andrew.
Andrew: „Sie starb, um mich zu retten.“

Staffel 8 – Episode 1
Buffy, Xander, Giles und Willow unterhalten sich in der Lobby des Hyperion Hotels in L.A.
Giles: „Wir haben mit einigen wenigen hochrangigen Politikern geredet, und man hat uns zugesichert, uns bei der Ausbildung der Jägerinnen zu unterstützen. Ich habe ihnen erklärt, dass wir von einem Sponsor mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden, und man uns von dieser Seite auch mit einem passenden Gebäude etwas außerhalb der Stadt versorgt hat.“
Etwas später, dieselben Personen im gleichen Raum.
Willow: „Ich schlage vor, Xander ähm Kennedy, Dawn und ich bleiben noch hier und warten auf sie. Wir reisen Giles dann später nach.“.
Einige Zeit später, springt Andrew, zu Xander, Willow, Kennedy und Dawn ins Auto, und sie fahren los.

 

In jeder Generation, werden Auserwählte geboren. Nur sie allein verfügen über die Kraft, sich dem Kampf gegen Vampire, Dämonen und die Mächte der Finsternis zu stellen.
Sie sind die Jägerinnen.

Aber es werden auch immer wieder Menschen geboren, die nicht über diese Kräfte verfügen. Menschen wie jeder andere. Menschen, die sich trotz allem entschlossen haben, sich dem Kampf gegen Vampire, Dämonen und die Mächte der Finsternis zu stellen.
Sie sind die Scoobie Gang!

Ein warmer Sommerwind fegt über die einsame Landstraße. Staub wird aufgewirbelt, und das >Last Chance< Schild quietscht, während es vom Wind in der Verankerung hin und her geweht wird. Am Waschbecken der alten Tankstelle tropft das Wasser, und die morsche Holztür mit dem ausgeschnittenen Herzsymbol klappt auf und zu. Wie immer in den letzten 50 Jahren, sitzt der alte Wallace in seinem Schaukelstuhl auf der Veranda der einsamen Tankstelle. Bis zum nächsten Haus braucht man mit dem Auto mindestens 30 Minuten. Aber so gefällt es ihm und seinem treuen Kameraden Dagger, der wie immer zu seinen Füssen liegt und wachsam auf den Verkehr achtet. Dass er dabei seine Augen geschlossen hat, macht nichts, denn hier kommen sowieso keine Autos vorbei. Seit Wallace den Hund aus einem Wurf der Mischlingsdame Betsy von den Handersons bekommen hat, sind die beiden unzertrennlich. Ihre Tankstelle wirft nicht viel Gewinn ab, aber Wallace braucht nicht viel, und für Daggers Hundefutter hat es noch immer gereicht.
Unbeeindruckt schaukelt Wallace weiter, und Dagger hebt im Takt dazu seinen Schwanz, damit er nicht unter den Stuhl gerät, während ein Auto auf ihren Hof fährt. Das erste seit Tagen.
„Einmal voll tanken.“ ruft der junge Mann hinter dem Steuer. Doch Wallace rührt sich nicht. „Bitte!“ fügt der Mann hinzu. Er hat schwarzes leicht lockiges Haar und eine kräftige Statur. Wallace macht dennoch keine Anstalten, aufzustehen.
„Ist wohl Selbstbedienung hier.“ sagt die junge Frau auf dem Beifahrersitz zu dem Fahrer. Sie hat schulterlanges rotes Haar und eine sehr schlanke Figur. Auf dem Rücksitz sitzen noch mehr Personen. Ganz rechts, ein junges Mädchen. Hübsch, langes Haar. In der Mitte ein Mädchen, das ein bißchen nach Latino aussieht. Aber nicht so wie J.Lo. Links sitzt ein blonder Junge. Er sieht vertrottelt aus. Er singt schon die ganze Zeit etwas.
„36 Flaschen Bier stehen im Schrank, 36 Flaschen Bier. Fällt eine Flasche aus dem Schrank, sind es nur noch 35. 35 Flaschen Bier stehen im Schrank, 35 Flaschen Bier.“
„Hör endlich auf damit!“ schreit ihn der Fahrer an, der inzwischen ausgestiegen ist. Das rothaarige Mädchen versucht, ihn zu beruhigen.
„Er kann doch nichts dafür. Vielleicht hättest du doch Kennedy fahren lassen sollen.“ Der junge Mann ist noch immer gereizt.
„Zum Tausendsten Mal Will. Ich hab mich nicht verfahren.“. Grimmig, kommt er auf Wallace zu. Dagger hebt kurz den Kopf, nur um ihn dann, desinteressiert wieder zu senken.
„Frag ihn, ob er auch Schokoriegel hat.“ ruft ihm der Blonde aus dem Auto zu. Der andere funkelt ihn böse an, und der blonde sinkt in seinem Sitz zusammen. Dann dreht sich der Dunkelhaarige wieder zu Wallace um.
„Wissen sie zufällig, wie wir nach Ashfield, Phoenix, kommen?“ fragt er leise, damit ihn die anderen nicht hören, während er Wallace eine Karte unter die Nase hält. Der alte Mann steht auf und geht zur Ladentür. Seine Knochen knacken, als er sich vom Sitz erhebt. Besonders oft steht er nicht auf.
„Ja.“ antwortet er und geht hinein. Als der junge Mann einen Fuß auf die Veranda setzt, mutiert Dagger plötzlich zu einem Wachhund und kläfft ihn an. Sofort als der Junge den Fuß wieder runter nimmt, folgt Dagger zufrieden seinem Herrchen.

 

Teil 2:
Die Ankunft (The Arrival)

   

 

Xander schaut sich zu den anderen um, und Dawn zuckt mit den Schultern. Willow symbolisiert ihm, dass er den beiden in den Laden folgen soll. Aber irgendwie scheint das Xander nicht sehr zu behagen. Zögerlich macht er sich dann aber doch auf den Weg.
Er betritt den Laden, der zur Tankstelle gehört. Eigentlich ist es nur ein kleiner Raum, mit ein paar Einrichtungsgegenständen. Geradeaus steht ein Regal mit allerlei Süßigkeiten, daneben ist ein Zeitungsständer. Auf der linken Seite, stehen eine Kühltruhe mit Eis und ein Getränkeautomat. Rechts vom Eingang ist der Tresen mit der Kasse. Wallace steht nun dahinter. Dagger liegt ihm wie immer zu Füßen.
„Gut, sie wissen also, wie wir dahin kommen. Aber könnten sie es uns auch sagen?“ fragt Xander vorsichtig, um den alten Mann nicht ärgerlich zu machen. Er ist schon unhöflich genug. Der Alte schaut ihn trotzdem an, als hätte Xander etwas verbrochen.
„Ja, das könnte ich.“ Wieder dreht sich Wallace um, als wolle er Xander ausweichen. Er will jedoch nicht locker lassen.
„Dann tun sie es bitte.“ fleht er. Der Blick von Wallace wird noch ernster als vorher.
„Ich glaube nicht, dass ihr bereit seid, die Konsequenzen daraus zu tragen. Es wird schon spät. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier übernachten. Die Kleine kann auf dem Sofa schlafen, und die beiden anderen können mein Bett bekommen. Ich brauche keinen Schlaf. Ihr Jungs könnt ja in eurem Auto schlafen, das sieht sehr bequem aus. Sogar bequemer als mein Bett.“
Xander schüttelt den Kopf.
„Nein, nein, wir sind schon spät dran. Wir wollen gleich weiter fahren. Wir wollen nur wissen, wie wir nach Ashfield kommen.“
„Das war keine freundliche Einladung junger Mann. Ich hasse es, Gäste zu haben. Aber glaubt mir. Es wäre besser für euch, wenn ihr bis zum Morgengrauen hier bleibt.“ Der Tankstellenwärter sieht ehrlich besorgt aus, während er diese Warnung ausstößt. „Hör auf meine Worte, Junge. Ihr solltet nicht in der Dunkelheit die Straße nach Ashfield nehmen.“ Xander nimmt die Drohgebärden des alten Mannes noch immer nicht ernst.
„Warum nicht? Was ist so schlimm daran?“
„Das kann ich euch nicht sagen. Aber ihr werdet es bereuen, wenn ihr jetzt weiter fahren würdet.“
„Das riskieren wir.“ sagt Xander tapfer. Der alte Wallace erklärt ihm, wie sie zu dem Ort kommen. Xander bedankt sich und geht zum Ausgang.
„Ach eins noch. Haben sie zufällig Schokoriegel?“

Als Xander zum Auto zurückkehrt, ist Kennedy gerade fertig mit Tanken. Er setzt sich wieder.
„Und was sagt er?“ möchte Willow wissen. Xander überlegt kurz und meint dann:
„Er sagte, es tut ihm leid, aber er hat keine Schokoriegel.“ Wütend springt Andrew auf dem Rücksitz auf.
„Was? Du lügst doch, ich sehe doch, wie sie deine Hose ausbeulen.“ Er greift Xander an die Jeans, und der haut ihm dafür kräftig auf die Hand.
„Finger weg.“ Eingeschnappt, verschränkt Andrew die Arme und schmeißt sich in seinen Platz zurück.
„Können wir ihn nicht einfach hier lassen?“ fragt Xander Willow.
„Es war deine Idee, ihn mitzunehmen.“ antwortet sie.
„Ja, leider. Und ich bereue es auch bereits aus tiefster Seele, mit einem so großmütigen Herzen geboren zu sein“. Kennedy steigt ein und fragt, ob jemand zum Bezahlen geht. Xander schüttelt den Kopf.
„Ich gehe da nicht wieder rein. Der Kerl ist mir unheimlich.“


Plötzlich klopft Wallace an Xanders Fenster. Besorgt sieht er seine Mitfahrer an. Dann dreht er vorsichtig das Fenster runter.
„Das macht dann 150 Dollar.“
„Waas?“ fragt Xander entsetzt. „Das ist ja der reinste Wucher.“
„Hier kommen nicht oft Autos vorbei, und von irgendwas muß der Mensch ja leben.“ Unzufrieden, bezahlt Xander die Rechnung. Er ist nur froh, dass sie von Angels Firma beglichen wird. Wallace dreht sich um, und Xander will das Fenster wieder hochkurbeln. Doch Wallace dreht sich noch mal zurück und stößt eine letzte Drohung aus:
„Wenn ihr wirklich fahren wollt, dann müsst ihr folgendes beachten. Ihr dürft nicht während der Fahrt einschlafen, und was ihr unter keinen Umständen tun dürft, ist anzuhalten, bevor ihr Ashfield erreicht habt, oder es hell geworden ist.“
„Ich werde mich bemühen, daran zu denken.“ versucht Xander, ihn zu beruhigen. Endlich geht er zu seiner Veranda zurück. Er setzt sich wieder in seinen Schaukelstuhl und beobachtet die Straße.
„Seht ihr, was habe ich gesagt? – Unheimlich.“ Xander tritt aufs Gas, und die Clique fährt in Richtung Ashfield.

„Was hatte das zu bedeuten?“ Willow scheint wegen der Warnung von Wallace, besorgt zu sein.
“Ach, das war gar nichts.“ meint Xander. Willow sieht ihn misstrauisch an. „Okay, da war doch was. Er redete ständig davon, dass wir nicht nach Ashfield fahren sollten, solange es dunkel ist. Es sei zu gefährlich, meinte er. Wir hätten bei ihm übernachten sollen. Aber ich sagte ihm, dass wir es eilig haben.“ Xander gibt vielleicht nicht viel darauf, aber Willow findet das ganze seltsam.
„Hat er gesagt, warum es gefährlich sei?“ Xander versucht sich, zu verteidigen:
„Was spielt das für eine Rolle? Der Mann war doch offensichtlich verrückt.“
„Und was, wenn nicht?“ mischt sich nun auch Dawn ein. „Das wäre alles nicht passiert, wenn du dich nicht verfahren hättest.“
„Wie oft soll ich es denn noch sagen? Ich habe mich nicht verfahren.“ Zuerst regt sich Xander auf, doch dann wird er ruhiger und gibt zu, dass er sich vielleicht doch ein kleines bißchen verfahren haben könnte. Aber dann schiebt er die Schuld auf Andrew, weil der ihn die ganze Zeit über genervt hat. Andrew ist eingeschnappt und meint, dass er kein Wort mehr mit Xander reden würde, weil dieser ihn gekränkt hat.
„Na Gott sei dank!“ meint Xander. „Endlich weiß ich, wie man dich zum Schweigen kriegt.“ Willow bittet Xander, ihr noch einmal alles zu erzählen, worüber der Mann an der Tankstelle mit ihm gesprochen hat. Die beiden unterhalten sich eine Weile. Willow ist verwundert darüber, dass der alte Mann offenbar wusste, dass sie und Kennedy ein Verhältnis haben, warum hätte er sonst vorgeschlagen, dass sich die beiden ein Bett teilen.
„Ich bitte dich, das sieht doch jeder, dass ihr zwei, ähm, unzertrennlich seit.“ glaubt Xander. Aber Willow kommt das ganze immer verdächtiger vor. Dawn ist beunruhigt und bittet Xander, umzukehren. Der denkt aber gar nicht daran.
„Auf keinen Fall. Nicht jetzt, wo wir bald da sind.“ Es dauert eine Weile, aber es gelingt Xander endlich, das Thema zu beenden. Als er in den Rückspiegel schaut, bemerkt er, dass Kennedy, Andrew und Dawn, die hinten sitzen, eingeschlafen sind. Zufrieden fährt er weiter. Draußen ist es noch immer dunkel. Im Auto ist es inzwischen ruhig geworden. Auch Willow scheint immer wieder einzunicken. Ihre Augen sind geschlossen, und der Kopf fällt immer wieder ruckartig nach vorne. Dadurch wacht sie dann allerdings immer wieder auf. Jedoch nur, um Sekunden später erneut einzuschlafen. Xander versucht, sich auf die Straße zu konzentrieren, doch auch seine Augenlider werden immer schwerer. Sein Blickfeld verengt sich, und vom Rand aus verteilt sich dichter Nebel. Es ist fast so, als würde er durch einen Tunnel fahren. Für einen kurzen Augenblick verschwimmt die Fahrbahn. Xander schüttelt sich, um wach zu bleiben. Er überlegt, ob er anhalten soll, doch dann übermannt auch ihn trotz der Warnungen des Tankwarts der Schlaf. Schon seltsam, dass gerade Willow wegen dieser Aussagen so besorgt war. Der Tankwart hatte ihn davor gewarnt, anzuhalten. Wieder verschwimmt die Fahrbahn vor Xanders Augen. Er schlägt sich selber mit der flachen Hand auf die Wange. Wenn ich doch bloß nicht so furchtbar müde wäre.
Plötzlich wird ihm schwarz vor Augen. Ein lauter Knall weckt ihn jedoch sofort wieder auf. Oder doch nicht. Als er aufblickt, ist es draußen schon fast hell. Gerade eben herrschte noch tiefschwarze Nacht. Er blickt zu Willow, die sich den Kopf hält. Sofort dreht sich Xander nach hinten um. Kennedy, Dawn und selbst Andrew geht es gut. Er steigt aus, um sich den Schaden etwas genauer zu betrachten. Das Auto steckt im Graben. Der rechte Scheinwerfer ist kaputt, und der Kotflügel ist leicht lädiert. Außerdem ist eine Radkappe abgefallen. Aber nichts Schlimmes. Sie haben noch einmal Glück gehabt. Allerdings sitzen sie nun hier fest. Auch die anderen sind inzwischen ausgestiegen, um sich das ganze anzusehen. Kennedy macht sich darüber lustig, dass Xander den Wagen in den Graben gesetzt hat, obwohl er so sehr darauf besteht, dass Männer besser Autofahren können als Frauen. Xander versucht, ihr zu erklären, dass es ganz seltsam war.
„Gerade war es noch dunkel und im nächsten Moment…“ Dawn fällt ihm lachend ins Wort.
„Tja Xander. Wer den Schaden hat, braucht für den Spot nicht zu sorgen.“
„Da war wirklich was. Ich wette, das hängt mit dem komischen Mann an der Tankstelle zusammen.“ versucht sich Xander, zu verteidigen.
„Wohl eher an dem komischen Mann hinterm Steuer.“ gibt Kennedy zurück. Sie steht inzwischen vor dem Auto und weist die anderen an, ihr zu helfen. Zu Xanders Überraschung gelingt es ihnen, dank Kennedys Superkräften, das Fahrzeug sehr schnell wieder auf die Straße zurückzubekommen. Er weiß zwar, dass sie jetzt über dieselben Kräfte wie Buffy verfügt, dennoch ist es immer wieder erstaunlich. Er versucht, den Wagen zu starten, und tatsächlich springt er problemlos an. Andrew hat sich gerade ins Gebüsch verdrückt, um einem menschlichen Bedürfnis nachzukommen.
„Schnell, steigt ein...“ meint Xander. „... bevor er merkt, was los ist, sind wir längst weg.“ Die anderen blicken ihn schräg an. „Okay, okay. Aber es war einen Versuch wert.“ Kurze Zeit später, ist Andrew endlich zurück, und sie fahren weiter. Unterwegs regt sich Xander darüber auf, das Andrew ständig auf seinem Sitz hin und her rückt.
„Könntest du freundlicherweise still sitzen?“
„Würde ich ja gerne, aber ich hatte kein Klopapier dabei und jetzt…“ Sofort rücken Kennedy und Dawn näher zusammen und weiter weg von Andi.
„Jetzt reicht es endgültig!“ beschwert sich Xander. „Wenn ich das nächste mal Anwandlungen von Gutmütigkeit zeige, schlagt mich bitte vorher KO.“
Es dauert nicht lange, und sie sehen vor sich einen Ort. Auf dem Schild steht Ashfield, Bundesstaat Arizona. Der kleine Ort besteht offensichtlich nur aus einer Hauptstraße und zwei Querstraßen, die an einer Kreuzung von der Hauptstraße abzweigen. An der besagten Kreuzung hält Xander an. Sie sind inzwischen an einem Sheriffsoffice, einem Friseurladen, einer Apotheke und dem Bahnhof vorbeigekommen. Geradeaus scheint es noch mehr Geschäfte zu geben. Auf einem Schild steht, dass es dort entlang noch 30 Kilometer bis Phoenix sind. Links geht es zum Wohngebiet und rechts zum Deathwood, einem großen Waldstück, und zum 10 Kilometer entfernten Ashfield Manor. Jenem Anwesen, zu dem sie unterwegs sind. Xander setzt den rechten Blinker, obwohl er vorne gar nicht mehr funktioniert, dann fährt er weiter. Kaum dass sie abgebogen sind, ertönt auch schon die Sirene hinter ihnen. Xander hält an. Aus dem Polizeiwagen hinter ihnen, steigen zwei bullige Polizisten aus. Einer der beiden, hält seine Schrotflinte schon im Anschlag, der andere hat die Hand am Halfter. Willow ermahnt alle, sich ruhig zu verhalten. Xander kurbelt das Fenster runter.
„Sie haben an der Ampel nicht geblinkt.“ erklärt der Polizist.
„Ich weiß.“ hüstelt Xander. „Aber das war so, da war dieser alte Mann an der…“
„Solche Leute wie sie wollen wir hier nicht haben. Sie kommen aus der Stadt und halten uns für dumme Hinterwäldler, sie mit ihren teuren Luxuskarren. Sie sollten besser von hier verschwinden, wenn sie keinen Ärger haben wollen.“ Der Officer scheint nicht gerade, gut gelaunt zu sein.
„Wir hallten sie ganz bestimmt nicht für dumme Hinterwäldler, ganz ehrlich. Wir wollten nur zu unseren Freunden. Die warten in dem alten Anwesen auf uns.“ Urplötzlich zuckt der Polizist zusammen. Sofort weist er seinen Kameraden an, seine Waffe runter zu nehmen.
„Sie gehören zu denen?“ entschuldigt er sich. „Das wusste ich nicht. Das tut mir natürlich außerordentlich Leid, Sir. Mein Partner und ich werden sie natürlich zu ihren Freunden geleiten. Bitte folgen sie uns.“ Der Mann ist bereits wieder in sein Auto gestiegen, während Xander und die anderen noch völlig verdutzt über seinen plötzlichen Sinneswandel sind. Dann folgen sie dem Polizeiwagen aber wie befohlen. Schon nach wenigen Metern, landen sie auf einer bewaldeten Strecke. Auf der rechten Seite fließt ein kleiner Bach. Dann kommt das Gelände in Sicht. Zwischen den Bäumen und Sträuchern ist gelegentlich ein Stück der Mauer zu erkennen. Sie ist ziemlich hoch. Laut Giles umschließt sie das gesamte Anwesen, und das umfasst immerhin eine Größe von fünf mal fünf Kilometern. Dazu kommt noch der riesige Wald, der es umgibt. Mitten auf der Straße, befindet sich ein großes Metalltor in der Mauer. Auf den Pfosten rechts und links daneben, werden gerade Kameras installiert. Zwei Bewaffnete in Uniform stehen am Tor Wache. Als sie näher kommen, halten die Polizisten an. Sie sagen, dass sie sich hier von ihnen verabschieden müssen. Sie drehen um und fahren zurück. Xander unterdrückt das mulmige Gefühl in seinem Magen und steuert weiter auf das Tor zu. Die Wachen halten sie an. Sie stehen hinter dem Tor. Xander muß aussteigen und ans Tor treten. Er erklärt ihm, wer sie sind, und die Wache öffnet ihnen das Eisentor. Wieder fahren sie weiter. Im Innern, erinnert es an eines der Militärgelände aus dem Fernsehen. Große Rasenflächen, mit gelegentlichen meist sehr großen Bäumen. Über einen Schotterweg, gelangen sie zum eigentlichen Gebäude. Es ist wirklich enorm. Es erinnert an ein altes englisches Landhaus. Die Fenster sind vergittert, wahrscheinlich, weil es noch vor kurzem eine Irrenanstalt war. Pflanzen ranken an den Außenwänden empor. Teilweise werden davon sogar einige der großen Fenster bedeckt. Die meisten davon wirken sehr kahl. Es hängen nicht einmal Vorhänge daran. Insgesamt wirkt es ziemlich alt. Dennoch finden sich überall moderne Einflüsse. Auch hier werden z.B. Überwachungskameras angebracht. Das Haupthaus ist ein viereckiger Klotz. Ein länglicher Flügel, geht schräg nach hinten links weg, ein zweiter nach schräg rechts hinten. Im Linken sind die Zimmer der Mädchen, im anderen die Büros. Vom Haupthaus geht noch ein kleineres Gebäude nach hinten weg. Es ist leicht verrottet. Die Fenster sind marode und zum Teil kaputt. Alles ist wahllos mit Pflanzen überwuchert, schlimmer als beim Rest. Auf einer Wiese, rechts von ihnen, sehen sie die Jägerinnen trainieren. Und wieder militärische Anzeichen. Sie laufen in Reih und Glied und singen dazu ein Lied. Nebenher läuft ein Uniformierter. Vi, Rona und die anderen laufen ordentlich neben ihm her. Es scheint fast, als würden sie Xander, Willow und Co gar nicht bemerken. Mit ernstem Gesicht schauen sie nur geradeaus. Vor dem Gebäude, läuft der Weg in einem Kreisel aus. In der Mitte ist eine Grünfläche. Darauf steht eine Skulptur von einem fies aussehenden Dämon. Xander fährt in dem Kreisel herum, bis vor die Eingangstür. Mehrere Personen stehen schon bereit. Im Hintergrund wieder bewaffnete Soldaten in einer unbekannten Uniform. Wahrscheinlich eine Spezialeinheit. Daneben stehen zwei weitere Personen. Ein Mann und eine Frau. Beide im Anzug. Sie wirken ein bißchen wie Anwälte. Sie sind allerdings nicht mehr ganz jung und sehen vom Gesicht her eher wie Oberlehrer aus. Vor ihnen steht ein älterer Herr mit Stirnglatze und Brille. Er trägt ebenfalls einen Anzug, allerdings nicht ganz so modisch wie die beiden anderen. Er hat ein Notebook dabei. Ganz vorne steht eine hübsche Frau. Sie ist ebenfalls im Anzug. Ein rotbrauner Zweiteiler, mit knielangem Rock. Sie wirkt sehr steif und zugeknöpft. Ihr langes blondes Haar ist nach oben gesteckt, und sie hält sich mit Schminke sehr zurück. Allerdings wirkt das bei ihr eigentlich sehr gut, da sie über ein sehr natürliches Aussehen verfügt. Xander schätzt ihr Alter in Gedanken auf etwa Mitte dreißig, obwohl ihr recht gut gebauter Körper, sie noch jünger wirken lässt. Ihr strenges Gesicht hingegen, lässt sie fast noch älter wirken. Giles ist nicht zu sehen. Die blonde Frau hat offenbar das Sagen hier. Xander, Willow, Kennedy und Dawn steigen aus dem Wagen aus. Andrew ist immer noch sauer auf Xander und bleibt aus Trotz sitzen. Die Dame begrüßt die vier freundlich, aber nicht sonderlich begeistert.
„Schön, dass sie es doch noch geschafft haben. Sie kommen spät.“ Xander will es ihr erklären, doch sie lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Ich bin Ms. Smith. Wem ich wohlgesonnen bin, darf mich so nennen. Alle anderen sagen Sir. Ich wurde von der Regierung beauftragt, diese Einrichtung zusammen mit Mr. Giles zu leiten.“
„Wo ist er eigentlich?“ möchte Willow wissen. Mrs. Smith scheint nicht erfreut darüber zu sein, unterbrochen zu werden.
„Er ist beschäftigt.“ ist alles, was sie dazu sagt. Dann wendet sie sich Dawn zu. Sie schickt sie mit ihrem Assistenten, dem Kerl mit der Halbglatze, zum Wohntrakt. Sie weißt sie auch noch einmal daraufhin, dass der Unterricht bereits begonnen hat, und dass sie von Dawn erwartet den versäumten Stoff schnell nachzuholen. Außerdem beginnt in zehn Minuten die nächste Stunde – Geschichte. Dawn soll bereits daran teilnehmen. Sie findet es ziemlich ätzend, dass sie nicht mal genug Zeit zum Auspacken hat.
Auf dem ganzen Weg zum Mädchenflügel, wechselt der Assistent kein einziges Wort mit ihr. Er wirkt genauso streng, wie alle anderen, denen sie bisher begegnet ist. Auch hier ist wieder alles ziemlich kahl. Die Wände sind mit Holz verkleidet. Es gibt keine Bilder oder Pflanzen. Im zweiten Stock dasselbe Bild. Er zeigt auf eine Tür und sagt ihr, dass dies ihr Zimmer sei. Sofort dreht er um und geht. Langsam öffnet Dawn die Tür. Das Zimmer ist sogar etwas größer als ihr altes, allerdings bemerkt sie sofort das zweite Bett. Dieser Flügel hat mindestens 40 Zimmer, und alle haben dieselbe Größe, es gibt 17 Jägerinnen, plus Kennedy und Dawn, macht 19. Wieso muß sie sich dann das Zimmer teilen? Eines der beiden Betten ist bereits ordentlich gemacht. Dawn versucht herauszubekommen, welches Mädchen ihre Zimmergenossin sein wird. Sie kann sich allerdings an keines erinnern, das jemals freiwillig ihr Bett gemacht hat. Der Schrank ist nicht abgesperrt und fast leer. Bis auf einen Trainingsanzug und Tarnklamotten, sowie festem Schuhwerk und einem paar Sportschuhen. Auch hier keine Bilder oder sonstiges. Die Tür öffnet sich. Gespannt starrt Dawn zur Tür, als Vi hereinkommt. Sie begrüßt Dawn kurz und beginnt, sich umzuziehen.
„Hi, Vi.“ sagt Dawn. „Scheint, als müssten wir uns ein Zimmer teilen.“ Vi nickt ganz nebenbei, als würde es sie nicht weiter interessieren. Sie hat es offenbar eilig, zur nächsten Stunde zu kommen. Es scheint fast, als hätte sie Angst davor, sich zu verspäten. Diese Ms. Smith muß die Mädchen ziemlich eingeschüchtert haben. „Was hältst du eigentlich von der Smith?“ fragt sie vorsichtig. Vi bleibt weiter desinteressiert.
„Sie ist ganz okay. Wieso?“
„Ganz okay? Ich finde sie ziemlich – streng.“ Vi schaut Dawn nach dieser Frage verwundert an, so als sei ihr das noch gar nicht aufgefallen.
„Kann ich nicht sagen. Jetzt müssen wir aber los.“ Hastig schnappt sich Vi ihre Bücher. Nachdem ihr Dawn nicht folgt, kehrt Vi zurück und packt sie am Arm. „Komm schon!“ Sie zerrt Dawn aus dem Zimmer, und sie kehren zum Hauptgebäude zurück. Sie gehen nicht wieder über den Hof, sondern durch eine Tür, die den Flügel mit dem Hauptgebäude verbindet. Unterwegs laufen ihnen die anderen Mädchen über den Weg. Auch sie benehmen sich alle so seltsam.
„Fast wie Zombies.“ flüstert Dawn vor sich hin.
„Hast du was gesagt?“ fragt Vi.
„Nein, nichts, nur laut gedacht.“ Sie gehen über die große Treppe im Eingangsbereich. Dawn ist überrascht, als sie auf halber Strecke erneut bewaffneten Wachposten begegnen. Im zweiten Stock, sieht es zum ersten Mal etwas behaglicher aus. Die Wände sind mit altertümlichen Waffen oder irgendwelchen alten Texten, die mit Schriftzeichen versehen sind, die niemand lesen kann, behangen. Ein großes Bild sieht aus als sei es eine Karte. Dawn kann sich aber nicht erinnern, jemals so ein Gebiet, wie es dort abgebildet ist, gesehen zu haben.
„Was ist das?“ fragt sie Vi.
„Das ist eine Karte von Pylea. Eine Dämonendimension. Unser Lehrer Mr. Petersen sagt, dass es ein Tor gibt, das es ermöglicht, dort hin zu reisen. Allerdings ist der Spruch, den man benötigt, um es zu öffnen, verschollen.“
„Hey, ich bin ein magischer Schlüssel. Ich wette, ich krieg das hin.“ witzelt Dawn, aber keiner lacht darüber. Stattdessen drängen sie das Mädchen in den Unterrichtsraum. Der Lehrer scheint erbost zu sein, dass sie erst später dazugekommen ist.
„Sie müssen Ms. Summers sein. Ich bin Mr. Francis. Ich verlange, dass sie im Unterricht mitkommen. Ich wiederhole mich nur ungern. Unterbrechungen dulde ich nicht. Wenn sie eine Frage haben, verkneifen sie es sich.“ Er dreht sich zur Tafel um und beginnt damit, Daten und Zahlen zu geschichtlichen Ereignissen aufzuschreiben. Nebenbei redet er wie ein Wasserfall, zu Dingen, die er nicht mitschreibt. Unter den Jägerinnen herrscht eisige Stille. Alle konzentrieren sich auf den Unterricht. Das sind keine Zombies. Sie sind mehr wie Roboter. Geduldig schreiben sie alles mit, was Mr. Francis sagt. Sobald er eine Kontrollfrage stellt, melden sich sofort alle – außer Dawn. Immer wieder starrt sie zur Uhr. Doch auch die Zeit scheint gegen sie zu sein. Die Stunde will und will einfach nicht zu Ende gehen. Erst nach Stunden der Qual, zumindest kommt es ihr solange vor, ertönt endlich die rettende Pausenklingel. Gemächlich traben die Jägerinnen zum Ausgang. Es herrscht kein Getratsche und kein Herumgealbere. Das kann nicht normal sein, denkt sich Dawn. Sie will mit Xander über die Sache reden. Er ist vernünftig, ganz sicher wird er ihr beistehen. Vor ihrer Abfahrt, hatte Giles gesagt, dass Xander am Bau mithelfen soll. Dawn geht nach draußen und sucht nach einer Baustelle. Hinter dem Gebäude, ist ein Zaun aufgestellt worden. Sie kann nicht genau sehen, was dahinter geschieht. Aber man kann den oberen Teil eines Krans und einiger Bagger erkennen. Außerdem ist es dahinter ziemlich laut. Bohrer, Zementmischer und andere Maschinen sind zu hören. Auch etliche Personen, die sich unterhalten. Dawn versucht, auf die andere Seite zu kommen, aber an einem Eingang steht eine Wache.
„Du darfst hier nicht rein.“ Er hält sie zurück. Dawn kann Xander nicht erkennen. Aber er muß irgendwo da sein.
„Ich will zu Xander Harris. Sofort!“
„Tut mir leid, aber ich darf dich unter keinen Umständen hier rein lassen. Das ist Sperrgebiet. Und außerdem ist Mr. Harris beschäftigt.“ Keine Chance. Sie schafft es einfach nicht, an dem Kerl vorbeizukommen. Gefrustet kehrt sie zum Unterricht zurück. Sie hat das Pausenende verpasst. Die anderen sind schon wieder drin. Eigentlich hat Dawn auch gar keine Lust, zum Unterricht zu gehen. Auf dem Treppenabsatz macht sie kehrt und geht nach draußen. Plötzlich packt sie jemand an der Schulter. Erschreckt dreht sie sich um.
„Warum bist du nicht im Unterricht?“ fragt Giles.
„Was für ein Glück, das sie es sind. Die sind hier nämlich alle verrückt. Wir hätten nie zustimmen dürfen, dass sich die Regierung einmischt. Die müssen den anderen irgendwelche Drogen verpasst haben. Wir sollten das recherchieren.“ Plötzlich bemerkt Dawn den leeren Ausdruck in seinen Augen. Ganz genauso wie bei den Jägerinnen. Er also auch!
„Ich weiß, dass, das alles für dich sehr schwer ist. Schwerer als für die anderen. Du bist keine Jägerin, und die Trennung von deiner Schwester macht dir zu schaffen. Das verstehe ich. Aber das ist kein Grund, deine Pflichten zu vernachlässigen. Wenn du nicht augenblicklich zum Unterricht gehst, wird das Konsequenzen haben. Ich hoffe, wir verstehen uns.“ Dawn läuft es bei Giles Drohungen eiskalt den Rücken herunter.
„Sie machen mir Angst.“ sagt sie. Giles grinst sie nur böse an. Dawn hat keine andere Wahl, als zum Unterricht zu gehen. Zur Strafe für ihr zu Spätkommen, muß sie den Rest des Unterrichts in der Ecke verbringen. Erst abends um 18 Uhr ist Schulschluss, den verbringen sie jedoch zuerst in der Kantine. Das Abendessen ist zwar reichlich vorhanden, aber dafür gibt es auch nur ausgewogene Kost. Salate, Obst und Joghurt. Ganz allmählich hat Dawn die Schnauze voll von diesem Ort. Wenn es das Verhalten der Leute bisher nicht getan hat, das Essen gibt ihr echt den Rest. Ich muß hier unbedingt verschwinden. Nach dem Essen dürfen sie auf ihre Zimmer. Doch auch den Teil, verbringen die Jägerinnen mit Lesen, Hausaufgaben oder Sport.
Dawn will erneut ihr Glück versuchen. Nachdem sie Xander nicht finden konnte, will sie sich auf die Suche nach Willow machen. Als sie darum bittet, mit ihr reden zu dürfen, wird sie von der Wache vor dem Eingang zum Büroflügel diesmal widerstandslos durchgelassen. Sie durchsucht diesen Teil des Gebäudes nach dem Zimmer von Willow. An den Türen sind Namensschilder angebracht. Dieser Teil ist in viel helleren Farben gestrichen, und an den Wänden hängen auch ein paar halbwegs normale Bilder. Durch eine offene Tür, kann sie in einen der Räume sehen. Es ist das Büro von Giles, aber er ist nicht da. Es ist ein großer Raum. In der Mitte steht ein massiver Holzschreibtisch, dahinter eine Regalwand, voll mit alten Büchern. In einem anderen Schrank stehen seltsame Objekte, und Schriftrollen schauen aus den Schubladen heraus. Auf einem kleinen Serviertisch, steht ein Teeservice. Vom Eingang aus rechts, ist eine weitere Tür, sie ist ebenfalls offen. Dawn will nicht hineingehen, aber von ihrer Position aus, kann sie ein großes gemütliches Bett erkennen. Sie ist verärgert, weil die Räume der Lehrer soviel größer und gemütlicher sind. Sie wird in ihren Gedanken unterbrochen, als sie Stimmen hört. Im Büro nebenan, unterhalten sich zwei Personen. Dawn geht hinüber. An der Tür steht, > Willow Rosenberg – Magie und Übernatürliches <. Die Tür ist einen kleinen Spalt weit geöffnet. Dawn riskiert einen Blick hinein. Willow sitzt an ihrem Schreibtisch, und Smith steht daneben. Sie diskutieren lautstark über etwas.
„Sie ist undiszipliniert, unpünktlich und faul.“ beschwert sich Smith.
„Sie meint es ganz bestimmt nicht böse.“ sagt Willow. Plötzlich kommt Giles dazu. Er muß links neben der Tür gestanden haben, wo ihn Dawn nicht sehen konnte. Er stemmt die Hände auf Willows Tisch.
„Wir sollten etwas unternehmen.“ Zuerst sieht es so aus, als wolle Willow ihm die Meinung sagen, doch dann entspannt sich ihr Gesicht wieder.
„Sie haben recht.“ stimmt sie ihm zu. „Wir sollten etwas unternehmen. Aber nicht sofort, warten wir noch einen Tag lang ab, wie sie sich entwickelt.“ Willow haben sie also auch schon, denkt Dawn. Und es macht ihr Angst. Wem kann sie noch trauen? Niemandem!
Vorsichtig schleicht sich Dawn nach draußen. Sie haben ihr nicht mehr viel Zeit gelassen. Sie beschließt, in ihr Zimmer zu gehen und ein paar Sachen einzupacken. Die Nacht ist wahrscheinlich ihre beste Chance, um abzuhauen. Sie weiß, dass Vi auch dazu gehört, also wartet sie, bis ihre Zimmergenossin in den Gemeinschaftswaschraum geht. Dann packt sie die Tasche voll, mit der sie angekommen war. Danach verstaut sie, sie unter ihrem Bett und legt sich schlafen. Als Vi zurückkommt, ist sie verwundert, lässt Dawn aber schlafen. Obwohl sie nur vorschlafen wollte, um fit für die Flucht zu sein, ist Dawn komplett eingeschlafen. Ein lautes Geräusch, wie von einem Gong, weckt sie abrupt auf. Müde reibt sie sich die Augen. Sie will sich gerade wieder umdrehen, als ihr jemand direkt ins Gesicht schreit.
„Aufstehen Summers! Wir sind hier nicht zum Kaffeeklatsch.“ Es ist die Smith, und sie hat einen Kampfanzug an. Die anderen Jägerinnen stehen hinter ihr und sind ebenfalls in Tarnklamotten.
„Was ist denn los?“ fragt Dawn.
„Schau nach draußen, Hasenfuß. Es ist dunkel. Zeit für die Jagd.“ Smith brüllt immer noch.
„Ich bin keine Jägerin.“ meint Dawn.
„Wird’s bald!“ schreit Smith zurück. Dawn hat keine andere Wahl, als mitzuspielen. Kurze Zeit später sind sie auch schon in der Dunkelheit des Deathwood unterwegs. In Zweierteams, pirschen sie durch das Gelände. Bewaffnet mit Pflöcken und High Tech Geräten. Dawn ist mit Vi in einem Team. Ganz in der Nähe, hat sie Rona und Chao Ann gesehen. Ihr ist kalt, und die Füße tun ihr weh. Außerdem hat sie keine Lust auf diesen Quatsch. In diesem Augenblick ist sie so froh, wie selten zuvor, keine Jägerin zu sein. Erschöpft lässt sie sich auf einem Baumstamm nieder. Vi scheint nicht sehr glücklich mit ihrer Partnerin zu sein.
„Komm schon, steh auf. Ms. Smith könnte dich sehen.“
„Ich hab aber keine Lust. Das ist doch alles Blödsinn. Der Höllenschlund ist geschlossen, hier draußen gibt es keine Vampire.“ Dawn wird gerade, als sie das gesagt hat, von hinten angesprungen. Eine fauchende Gestalt reißt sie zu Boden. Dawn rollt sich ab und blickt in die gelben Augen eines Vampirs. Sie verharrt an ihrer Position, während der Vampir erneut versucht, sie anzuspringen. Dawn weicht aus, und er fliegt ins Leere. Dann flüchtet Dawn zu Vi.
„Wir müssen ihn erledigen. Dann bekommen wir Bonuspunkte.“ Sofort und ohne zu überlegen, stürzt sich Vi auf den Bösewicht. Dawn ist entsetzt, dass die Jägerinnen Punkte für das Erledigen von Vampiren bekommen. Vi hat den Blutsauger zu Boden geworfen und kniet nun über ihm, bereit, ihn zu pfählen. Doch plötzlich taucht ein zweiter Vampir auf und packt sie von hinten. Vi ruft Dawn zu, dass sie ihr helfen soll. Dawn nimmt sich einen Ast und schlägt ihm damit gegen sein Bein.
„Nicht so, du mußt ihn pfählen.“ beschwert sich Vi, während sie von dem ersten Vampir angegriffen wird, der sich inzwischen wieder erholt hat. Doch Dawn denkt gar nicht daran, den zweiten zu bekämpfen. Stattdessen ruft sie um Hilfe. Gerade als er sie angreifen will, geht Rona dazwischen. Mit einem Kick, befördert sie den Schurken ins Abseits. Chao Ann geht zu Vi, um ihr zu helfen. Es gelingt ihr, sie zu befreien und den Vampir gegen einen Baum zu schleudern. Vi packt sich ihren Pflock und jagt ihn dem Vampir direkt ins Herz. Er zerfällt unverzüglich zu einem Häufchen Staub. Rona hat mit dem anderen noch leichte Schwierigkeiten. Als sie ihm einen Ellbogencheck verpasst, hält sie sich mit schmerzverzerrtem Blick den Arm. Einem weiteren Angriff des Vampirs kann sie aber ausweichen. Sie holt ihn von den Beinen und rammt ihm mit ihrem gesunden linken Arm, den Pflock in seine Brust. Auch er löst sich in Staub auf. Dawn geht zu ihr und fragt, ob alles in Ordnung sei.
„Es geht schon, es ist nur mein Arm. Seit der Sache mit Caleb ist er nie wieder richtig genesen.“
„Aber das war doch der rechte Arm, den er dir gebrochen hatte.“ stellt Dawn verwundert fest. Ehe sich Rona dazu äußern kann, erscheint Smith auf der Bildfläche.
„Gute Arbeit, ihr drei.“ sagt sie und funkelt Dawn dabei böse an. Dawn fragt, wo die Vampire herkamen, jetzt wo es keinen Höllenschlund mehr gibt. „Das ist ja gerade das Problem.“ erläutert Smith. „Nachdem der Höllenschlund weg ist, gibt es nichts mehr, das sie anzieht. Sie verteilen sich nun viel stärker über die ganze Welt. Das Vampirproblem könnte dadurch größer werden als vorher. Falls es ihnen gelungen ist, herauszufinden, wo sich die Jägerinnen aufhalten, könnte dieser Ort hier jedoch das neue Zentrum bilden. Sie werden sich alle auf den Weg hierher machen, um eine von ihnen zu erlegen. Aber das werden wir ihnen ganz schnell austreiben.“ Zufrieden über das Ergebnis ihrer nächtlichen Jagd, machen sich die Jägerinnen und ihre Ausbilderin auf den Weg zurück zur Schule. Dawn wundert sich darüber, das sich selbst die Vampire merkwürdig Verhalten. Seit wann machen Vampire Jagd auf Jägerinnen? Sie sieht die Zeit für gekommen, um dem ganzen Chaos hier zu entfliehen. Unbemerkt trennt sie sich von der Gruppe. Sie vermutet, dass sich sowieso keiner von ihnen für sie interessiert. Sie glaubt, dass sie ganz in der Nähe der Straße sein müssen, über die sie hergekommen sind. Wenn sie in die entgegengesetzte Richtung wie Smith geht, müsste sie bald Ashfield erreichen. Der Polizist war der erste, der sich so seltsam benommen hatte. Sie sollte es also vermeiden, dort jemanden um Hilfe zu bitten. Das Beste wird es sein, wenn sie den nächsten Bus nach Phoenix nimmt und von da aus bei Angel in L.A. anruft. Erschreckt weicht sie zurück, als eine Hand aus dem Gebüsch kommt und nach ihr greift.
„Warum bist du nicht bei der Gruppe?“ fragt Giles. Er scheint immer, im ungünstigsten Zeitpunkt aufzutauchen.
„Scheint, als hätte ich mich verlaufen.“ lügt sie.
„Da hast du ja Glück gehabt, dass ich dich gefunden habe. Dann werden wir mal schnell zurückgehen, denn wir wollen doch nicht, dass dir etwas passiert, nicht wahr?!“ Dawn überlegt kurz, was sie nun tun soll. Die Auswahl ist nicht sehr groß. Die einzigste Möglichkeit besteht darin, mitzugehen und einen anderen Fluchtweg zu suchen. Andererseits, könnten sie sich entschließen, Dawn nach dieser Nacht etwas früher zu beseitigen. Kurz entschlossen, tritt sie Giles dahin, wo es richtig weh tut und tritt dann den Rückzug an. Doch sie kommt nicht weit. Giles hat zwar Schmerzen, kann sie aber trotzdem noch von den Beinen holen. Mit beiden Armen, zieht er sie an einem Fuß zu sich heran. Dawn versucht, sich loszureißen, indem sie ihn mit dem anderen Fuß ins Gesicht tritt. Nun holt Giles die schwereren Geschütze raus. Er verpasst Dawn einen ordentlichen Kinnhaken, dann gehen die Lichter aus.

Einige Stunden zuvor:
„Schön, dass sie es doch noch geschafft haben. Sie kommen spät.“ Xander will es Ms. Smith erklären, doch sie lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Ich bin Ms. Smith. Wem ich wohlgesonnen bin, darf mich so nennen. Alle anderen sagen Sir. Ich wurde von der Regierung beauftragt, diese Einrichtung zusammen mit Mr. Giles zu leiten.“
„Wo ist er eigentlich?“ möchte Willow wissen. Ms. Smith scheint nicht erfreut darüber zu sein, unterbrochen zu werden.
„Er ist beschäftigt.“ ist alles, was sie dazu sagt. Dann wendet sie sich Dawn zu. Sie schickt sie mit ihrem Assistenten, dem Kerl mit der Halbglatze, zum Wohntrakt. Während Dawn weggebracht wird, wendet sich Ms. Smith Xander zu. „Sie müssen der Handwerker sein. Wo ist ihre Begleitung?“ Xander schaut sie verwirrt an.
„Meine was?“
„Mr. Giles sagte, sie hätten noch jemanden mitgebracht.“
„Ach so.“ langsam verstand er, was sie meinte. Er zeigt auf Andrew, der auf der Rückbank des Vans sitzt. Sie betrachtet die beiden ausgiebig. Irgendwie scheint sie nicht sehr erfreut zu sein.
„Ich dachte, er sei eine Frau.“ meint sie dann.
„Das dachte ich zuerst auch.“ witzelt Xander. „Vielleicht sollten wir ihm ein Kleid anziehen und…“ Er sieht sich um, blickt jedoch nur in ernste Gesichter. Mit Ausnahme von Kennedy, die leicht schmunzelt. „Sie finden das wohl nicht komisch, oder?“ Sie sagt ihm, dass er und Andrew im Personalteil des Bürogebäudes schlafen können, bis der dritte Flügel wieder hergerichtet wurde, was zudem seine Aufgabe sei. Sie meint außerdem, dass sie für Andrew keine Verwendung hätten. Xander schlägt vor, dass er ihm auf dem Bau hilft. Smith macht eine desinteressierte Geste.
„Wie auch immer.“ Xander holt den immer noch eingeschnappten Andrew aus dem Wagen. Andrew geht zu Smith, um ihr die Hand zu schütteln,
„Andrew Wells, Madam, stets zu ihren Diensten.“ sagt er, aber sie will seine Hand nicht. Sie zeigt auf einen Weg, der um das Gebäude herumführt.
„Die Baustelle ist dahinten.“ Xander packt sich Andrew und zerrt ihn mit.
„Die war ganz schön unhöflich. Sie wollte mir nicht mal die Hand geben.“ beschwert sich Andrew bei Xander.
„Wahrscheinlich hat sie gerochen, dass du sie dir vorhin nicht gewaschen hast.“ meint Xander dazu. Verwundert riecht Andrew an seiner Hand.
„Das sind Mr. Francis und Mrs. Dugall, vom Lehrervorstand.“ Smith zeigt auf die beiden Personen in Anzügen. Willow reicht ihnen die Hand und stellt sich vor. Die Frau scheint ganz nett zu sein.
„Ich habe schon viel von ihnen gehört, Ms. Rosenberg. Ich freue mich schon darauf, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Meine Fachgebiete sind die Physik und auch Chemie und alles, was dazu gehört.“ Willow ist erfreut, aber auch etwas verwundert. Ganz so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hat noch einige Fragen an Smith, und außerdem würde sie gerne zuerst mit Giles reden. Dass sie sofort getrennt wurden, passt ihr auch nicht so richtig. Zum Glück ist noch Kennedy bei ihr. Sie macht sich ein bißchen Sorgen um Dawn, die als einzige von ihnen alleine unterwegs ist. Aber dann denkt sie, dass Dawn schon fast erwachsen ist und damit zurechtkommen wird und sich zu helfen weiß. Zudem sind sie hier wohl auf dem sichersten Platz der Welt. Umgeben von 15 Jägerinnen. Doch zu einem Gespräch mit Ms. Smith kommt es nicht mehr. Die beiden Lehrer haben es eilig, ihnen alles zu zeigen. Unterwegs erzählt ihnen Dugall, wie begeistert sie davon ist, dass mit Kennedy eine der Jägerinnen selbst ein Unterrichtsfach übernehmen wird. Sie erzählt ihnen auch, dass Smith nicht sehr begeistert von der Sache ist. Sie stört besonders, dass sich Willow und Kennedy ein Zimmer teilen werden. Francis wird unhöflich und weist Dugall zurecht.
„Sie sollten nicht soviel reden und sich lieber um ihren Unterricht kümmern.“ Er verabschiedet sich noch von Willow und Kennedy. „Entschuldigen sie mich jetzt bitte, aber ich muß in die Klasse.“ Während des restlichen Rundgangs, schweigt sich Dugall aus. Am Ende zeigt sie Willow ihr Büro.
„Ms. Smith wird sicher später noch mal vorbeikommen. Für heute steht keines ihrer Fächer auf dem Stundenplan. Wir sind beide erst Morgen dran.“ Dugall geht nach draußen und verschließt die Tür hinter sich.
„Ziemlich unheimlich hier oder?“ fragt Willow. Kennedy zuckt mit den Schultern.
„An meinem ersten Tag in England dachte ich dasselbe. Und dann noch mal bei Buffy, aber nicht mehr so heftig. Inzwischen hab ich mich damit abgefunden. Das wird schon werden.“ Willow wirkt immer noch verunsichert.
„Vielleicht hast du Recht, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Kannst du nicht?“
„Schon klar.“ meint Kennedy. „Ich werde mich mal ein bißchen auf dem Gelände umsehen und ganz nebenbei nach Xander und den anderen schauen.“ Willow kuschelt sich liebevoll an sie.
„Danke, das ist lieb von dir. Aber komm nicht so spät wieder, ja.“ Kennedy lächelt und verlässt den Raum. Willow hat Langeweile. Sie sieht sich in dem Zimmer um. Es ist gemütlich. Das Büro ist groß und verfügt sowohl über einen leistungsstarken Rechner, als auch über allerlei magische Utensilien. Es ist eigentlich alles da, was sie braucht. Sie geht ins andere Zimmer. Sowohl das Bett als auch der Wandschrank sind riesig. Zumindest ihrem Empfinden nach. Von dem Zimmer aus kommt man noch in einen weiteren Raum, ein Badezimmer. Ausgestattet mit allen Extras. Sie überlegt gerade, ob sie nach der langen Reise ein Bad nehmen soll, als es an der Tür klopft. Es ist Giles. Freudig umarmt sie ihn.
„Na endlich. Ich habe sie schon vermisst.“
„Tut mir leid.“ entschuldigt er sich. „Ich war beschäftigt. Und was sagst du? Gefällt es dir?“
„Na ja, es ist ganz okay. Aber irgendwie ist es hier seltsam. Ich spüre eine ungewöhnliche Energie. Es ist nicht direkt dieser Ort hier, es sind mehr die Leute.“
„Seltsam, Dawn hat mir gerade etwas ganz ähnliches erzählt.“
„Sie haben mit ihr gesprochen? Und wie geht es ihr? Die Arme muß doch ganz verzweifelt sein, so alleine?“ Giles kann die Besorgnis von Willow offenbar nicht ganz nachvollziehen.
„Ich habe deswegen gerade schon mit Ms. Smith geredet. Und sie ist derselben Ansicht wie ich. Wir waren uns von Anfang an einig, dass es schwierig werden würde. Aber ich bin der Meinung, dass sie es nicht packen wird. Wir sollten uns deshalb darum kümmern, bevor die Angelegenheit ausartet. Wir können nicht riskieren, dass sich ihr Einfluss schlecht auf die Mädchen auswirkt.“ Willow ist völlig verwirrt, sie hat keine Ahnung, wovon Giles da eigentlich gerade redet, aber es hört sich nicht sehr gut an. Sie muß das alles erst einmal in ihrem Kopf sortieren und beschließt vorerst, bei Giles’ Spiel mitzumachen. Im Büro öffnet sich die Tür. Die beiden gehen nachsehen. Es ist Ms. Smith. Sie fragt Giles, ob er mit Willow schon über Dawn gesprochen hat.
„Wir haben das Thema angeschnitten.“ meint er. Willow ist besorgt wegen der ganzen Situation. Die beiden sind offenbar nicht mehr ganz bei Sinnen. Zumindest Giles. Bei der Smith ist sie sich nicht sicher. Sie kennt die Dame ja erst kurze Zeit. Sie beschließt, weiter mitzuspielen, um nicht aufzufliegen. Smith wird laut. Sie erklärt, dass Dawn ein Sicherheitsrisiko darstellt.
„Sie hat sich nicht im Griff und untergräbt die Moral. Sie kann sich einfach nicht unterordnen.“
„Genau wie ihre Schwester.“ fügt Giles mit einem so bösartigen Unterton in der Stimme hinzu, dass es Willow das Blut in den Adern gefrieren lässt. Willow beschließt, Nachforschungen anzustellen, sobald die beiden weg sind.
„Wir sind gerade erst angekommen, das wird sich schon noch legen.“ versucht sie, die beiden zu beruhigen. Giles wirkt nachdenklich. Willow fragt sich, ob er vielleicht etwas gemerkt hat. Er setzt die Brille ab, um sie zu putzen, dazu geht er zum Fenster neben der Tür. Dann ergreift Smith wieder das Wort.
„Sie ist undiszipliniert, unpünktlich und faul.“ beschwert sie sich.
„Sie meint es ganz bestimmt nicht böse.“ sagt Willow in der leichten Hoffnung, sie beruhigen zu können. Giles setzt sich die Brille wieder auf und kommt zum Tisch zurück.
„Wir sollten etwas unternehmen.“ Willow wird allmählich nervös. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Und das ganze ist sicher kein übler Scherz. Im schlimmsten Falle, könnten die beiden gerade davon reden, Dawn zu töten. Willow verkrampft sich, sie sucht verbissen nach etwas, das sie unternehmen könnte. Aber auf die Schnelle fällt ihr nichts ein, und Giles wartet auf eine Reaktion von ihr. Ihr bleibt nur übrig, ihn in Sicherheit zu wiegen und dann so schnell wie möglich mit Dawn und den anderen zu verschwinden. Sie können später immer noch klären, was hier los ist. Sie entspannt ihr Gesicht, auch wenn es ihr schwer fällt.
„Sie haben recht.“ stimmt sie ihm zu. „Wir sollten etwas unternehmen. Aber nicht sofort, warten wir noch einen Tag lang ab, wie sie sich entwickelt.“ Die beiden sind nicht sehr angetan von dem Vorschlag, trotzdem stimmen sie ihm zu. Für den Augenblick ist Willow zufrieden. Die beiden verlassen ihr Büro, und Willow will sich auf die Suche nach Dawn machen. Auf dem Flur trifft sie Ms. Dugall. Sie fragt sie, wo die Jägerinnen seien, und sie antwortet, dass sie alle auf ihren Zimmern wären. Das ist gut, denkt Willow. Da ist Dawn vorerst in Sicherheit. Sie werden bestimmt bald schlafen gehen. Dann kann sie, sie holen. Doch zunächst macht sie sich größere Sorgen um Kennedy. Also beschließt sie zuerst, nach ihr zu suchen. Sie geht über den Hintereingang nach draußen. Einige Meter entfernt ist die Baustelle, aber es sieht nicht so aus, als ob da noch jemand wäre. Trotzdem will sich Willow genauer umsehen. Sie will nicht zuviel Aufmerksamkeit erwecken und beschließt, lediglich einen Zauber anzuwenden, der ihre eigene Sehfähigkeit verändert. Ihre Augen beginnen, leicht grünlich zu leuchten. Wie bei einem Nachtsichtgerät, kann sie sich nun in der Dunkelheit umsehen, ohne dass jemandem das Licht auffällt. Tatsächlich kann sie niemanden entdecken, dafür kommt ihr diese Baustelle reichlich seltsam vor. Das sieht alles so gar nicht nach dem aus, was Buffy geplant hatte. Der Tennisplatz wirkt wie ein Schießstand, der Whirlpool ist eher ein Panzer, der Swimmingpool gleicht einem Munitionsdepot und die Sauna einem Luftschutzbunker. Es kommt ihr fast so vor, als planen die hier die Weltherrschaft oder so was ähnliches. Sie will gerade wieder ins Haus zurückgehen, als Giles plötzlich vor ihr steht, begeleitet von zwei schwerbewaffneten Soldaten. Sie haben ein paar Lampen angemacht.
„Wo wollen wir denn so spät noch hin?“ fragt er.
„Wir wollen ein bißchen spazieren gehen und die frische Luft genießen. Das wollen wir doch oder?“ Willow ist etwas verunsichert. Sie fragt sich, ob sie den echten Giles vor sich hat, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, oder ob das vielleicht gar nicht Giles ist.
„Ich glaube eher, wir wollen spionieren.“ antwortet er, und Willow spürt genau, dass er etwas im Schilde führt.
„Aber wieso sollten wir das wollen? Wir wissen doch, was hier gespielt wird?“ Willow versucht, die Fassade aufrecht zu erhalten, aber ihr wird klar, dass es längst gelaufen ist. „Ach was soll’s. Okay, wir – äh ich habe keine Ahnung, was hier abläuft. Das ganze ist mir echt zu hoch. Also was ist los? Sind sie besessen, ein fieser Formwandler oder haben sie einfach nur den Verstand verloren?“
„Das gleiche habe ich mich auch schon gefragt.“ antwortet Giles. Die zwei Soldaten kommen näher, und Willow beginnt damit, Blitze in ihren Händen zu erzeugen.
„Das würde ich schön sein lassen.“ warnt sie Giles. Er zeigt in den dunklen Teil der Baustelle hinter seinem Rücken. Willow hat den Nachtsichtzauber beendet und kann nichts sehen. Drei Gestalten treten ins Licht. Es sind zwei weitere Soldaten und sie bedrohen die geknebelte Kennedy. Willow hat keine andere Wahl. Sie muß sich geschlagen geben.

Dawns Schädel brummt gewaltig, als sie wieder erwacht. Sie wurde gefesselt. Schlagartig fällt es ihr wieder ein. Giles hatte sie niedergeschlagen. Was war nur in ihn gefahren? Nun ja, vielleicht hätte sie ihm nicht in die Familienplanung treten sollen. Aber er hatte sich auch schon vorher nicht sehr normal benommen. Sie weiß nicht genau, wo sie ist. Sie liegt auf dem Boden, und um sie herum ist es fast stockdunkel. Es scheint, als würde sie sich bewegen. Sie ist nicht sicher, aber vermutlich liegt sie im Kofferraum. Besorgt fragt sie sich, was sie jetzt wohl erwarten wird. Wahrscheinlich bringt Giles sie zurück zur Schule, und da pflanzen sie ihr dann auch so einen Parasiten ein, oder was auch immer es ist, was Giles und die anderen ausflippen lässt. Der Wagen stoppt. Sie hört Schritte, die auf sie zukommen. Sie will alles versuchen, um zu entkommen. Also dreht sie sich so herum, dass sie zutreten kann, sobald jemand den Deckel öffnet. Ihre Füße sind zwar aneinander gefesselt, aber sie glaubt, dass sie mit beiden Beinen zutreten kann, während sie auf dem Rücken liegt. Jemand fummelt mit ein paar Schlüsseln am Schloss herum. Es scheint fast so, als würde er es nicht aufbekommen. Doch dann klappt es doch noch. Der Deckel springt auf, und Dawn tritt zu.
„Au, pass doch auf!“ schreit der Türöffner.
„Was machst du denn hier?“ rufen beide plötzlich überrascht aus. Andrew hilft Dawn sofort aus dem Kofferraum heraus. Sie sind auf der Straße zwischen Ashfield und dem Manor. Giles liegt regungslos am Straßenrand. Andrew sucht im Wagen nach einem Messer.
„Was hast du mit ihm gemacht?“ fragt Dawn. Andrew kommt mit einem Taschenmesser zurück und antwortet ihr, während er ihre Fesseln aufschneidet:
„Das Erlebnis vor unserer Abreise, als mich Willow gebeten hat, diesen Dämon heraufzubeschwören, hat mir die Augen geöffnet. Ich weiß nun, dass ich meine Gabe immer noch einsetzen kann.“.
„Danach habe ich nicht gefragt.“ sagt Dawn mürrisch.
„Ist doch klar.“ meint Andrew. „Ich habe einen Arachnonarkotisdämon herbeigerufen.“
„Und der hat Giles getötet?“ fragt sie entsetzt.
„Nicht doch.“ Andrew schreckt zurück. „Das ist eine winzige Spinne, die ihre Opfer betäubt. Das Gute ist, dass sie das nur einmal kann, dann stirbt sie. Normalerweise tut sie das, damit ihre Artgenossen dann das Opfer lebendig fressen können. Aber ich hab nur die eine heraufbeschworen, also keine Gefahr. Er wird bald wieder aufwachen.“ Dawn ist beruhigt, auch wenn Giles vermutlich versucht hat, sie umzubringen oder ähnliches, könnte es trotzdem der echte Giles sein.
„Was tun wir jetzt?“ fragt Andrew. Dawn weiß zunächst auch keine Antwort.
„Das überlege ich mir noch, lass uns erst mal in die Stadt fahren.“ Sie steigen in das Auto von Giles, und Andrew beginnt damit, Sitz und Spiegel einzustellen. Nach einer Weile wird es Dawn zu bunt.
„Fahr endlich los.“ Andrew gibt sich geschlagen, er startet den Motor, und die beiden brausen los. Unterwegs denkt Dawn über alles nach. Ihr fällt ein, dass sie noch gar nicht weiß, wieso Andrew hier ist. „Also, nun sag schon, was machst du hier draußen?“ Andrew scheint Schwierigkeiten damit zu haben, Auto zu fahren und gleichzeitig zu reden. Er tut es trotzdem.
„Xander und ich wurden zu der Baustelle geschickt, aber als wir da ankamen, behandelte man uns zunächst wie Hilfskräfte. Nach einer Weile fiel Xander auf, dass sie dort etwas ganz anderes bauen wie geplant war. Er sagte mir dann, dass ich mich ganz unauffällig benehmen solle. Das tat ich dann auch. Er sah sich etwas um und kam dann zurück. Er meinte, dass er Kennedy getroffen habe. Die beiden hatten etwas vor, aber sie wollten mir nicht sagen, was es war. Nur soviel hat er gesagt. Er meinte nur, dass mit Giles und den anderen etwas nicht stimmt. Wenn er bis Mitternacht nicht zurück ist, sollte ich losgehen und Hilfe von Angel holen. Weil er nicht wieder aufgetaucht ist, hab ich mich an Giles gehängt. Ich habe gesehen, wie er von der Baustelle kam. Keine Ahnung, was er da wollte. Ich hab mich dann in seinem Auto versteckt. Nachdem er angehalten hatte, bin ich ausgestiegen und wollte nach Ashfield gehen. Ich merkte erst zu spät, dass ich in die falsche Richtung gelaufen war. Einige Zeit später kam mir das Auto wieder entgegen. Giles hielt an und wollte mich zwingen, mitzukommen. Da rief ich die Spinne herbei. Den Rest kennst du ja.“ Dawn ist beruhigt, das sie nun doch noch einen Verbündeten gefunden hat, auch wenn es ruhig einer von den drei anderen gewesen sein könnte. Aber Andrew ist besser als gar nichts.
„Was meinst du, was hier vor sich geht?“ fragt Andrew besorgt. „So eine Art Puppet Master oder ist das so was, wie in Westworld?“ Dawn weiß zwar nicht, wovon er redet, aber sie vermutet mal, dass es keines von beiden ist.
„Sie benehmen sich einfach alle so komisch, als hätte man sie ausgetauscht. Aber auf der anderen Seite scheinen sie das nicht zu wissen, sie glauben, völlig normal zu sein. Sonst hätten sie doch versucht, sich uns gegenüber zu verstellen.“ Sie erreichen den kleinen Ort, und Andrew fragt wo sie jetzt hin sollen. Plötzlich kommt Dawn eine Idee.
„Fahr zu der Tankstelle von gestern.“
„Was wollen wir dennda?“ wundert sich Andrew. „Der Tank ist doch fast voll.“ Dawn schüttelt den Kopf.
„Erinnerst du dich noch daran, was Xander über den unheimlichen alten Mann gesagt hat?“
„Nicht so richtig.“ gibt er zu. Dawn sagt ihm, dass der Tankwart sie davor gewarnt hatte, nicht auf dem Weg nach Ashfield einzuschlafen. Aber sie waren doch eingeschlafen, und nun ist etwas passiert. Wenn ihnen jemand helfen kann, dann vielleicht dieser alte Mann.

Es ist bereits früh am Morgen, als der alte Wallace das Auto bemerkt, das von Ashfield aus auf seinen Parkplatz fährt. Er hat die beiden Personen schon einmal gesehen. Sie waren hier, um nach dem Weg zu fragen. Was wohl aus den drei anderen geworden ist?
Die beiden steigen aus und kommen auf ihn zu. Wallace und Dagger bleiben gelassen.
„Können sie uns helfen?“ fragt das Mädchen mit den langen braunen Haaren. Er mustert die beiden still, antwortet aber nicht. „Sie sagten uns, dass wir nicht anhalten dürften, wenn wir Nachts nach Ashfield fahren würden. Aber wir haben es doch getan. Sie wissen, was hier los ist, sonst hätten sie uns doch nicht gewarnt.“
Wallace steht so plötzlich auf, dass es selbst für Dagger überraschend kommt. Jaulend zieht der Hund seinen Schwanz unter dem Stuhl hervor.
„Ich kann euch nicht helfen.“ gibt Wallace zu.
„Können sie nicht oder wollen sie nicht?“ fragt Dawn energisch.
„Vielleicht beides, wenn ihr nicht netter zu einem alten Mann seit.“ Wallace geht ins Haus, und die beiden folgen ihm. Der Mann stellt sich hinter den Tresen und holt einen Ordner heraus. Darin befindet sich eine Karte, die ziemlich alt aussieht. Andrew erkennt sofort, dass sie aus Dämonenhaut besteht. „Und beschrieben wurde sie mit Dämonenblut.“ erklärt Wallace weiter. Dann holt er ein Messer aus einem Schubfach. Andrew und Dawn weichen zurück. Aber Wallace benutzt es gegen sich selbst. Vorsichtig schneidet er die Haut an seinem rechten Arm ab. Darunter kommt ein Dämonenarm zum Vorschein.
„Sie sind ein Dämon?“ stellt Dawn verwirrt fest.
„Ein kluges Mädchen.“ Er legt das Messer wieder weg. „Ich bin nur ein Wächter. Ich befinde mich an diesem Ort, um die Leute davor zu warnen. Ich existiere außerhalb dieses Phänomens. Was immer auch geschehen ist, es hat auf mich keinen Einfluss. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht. Aber ich weiß, wer euch helfen kann.“ Er geht wieder nach draußen und zeigt auf einen Van, der hinter der Tankstelle steht. Er sieht genauso aus wie der, mit dem sie gekommen waren. Plötzlich sieht Dawn jemanden am Auto stehen. Es ist Xander. Freudig läuft sie zu ihm und umarmt ihn.
„Xander, du bist hier. Wie bist du entkommen?“
„Woah, immer mit der Ruhe. Was ist denn hier los?“ fragt Xander überrascht. Dawn entfernt sich verwundert von ihm. Es scheint, als würde er die beiden für Aliens halten oder so.
„Erkennst du mich etwa nicht mehr?“ fragt sie. Sie steht nun wieder neben Andrew.
„Hast du seine Augenklappe bemerkt?“ flüstert er ihr zu. „Sie hängt über dem falschen Auge.“
„Was ist hier eigentlich los?“ will Xander wissen. „Du scheinst irgendwie verwirrt zu sein. Und was macht der Kerl hier?“
„Ganz ruhig.“ meint Dawn. „Wir wollen keinen Ärger.“
„Na das will ich doch hoffen.“ Xander greift in das Auto und holt ein Gewehr heraus. Nun stecken die beiden ziemlich in der Patsche. Während Dawn noch überlegt, was sie nun tun soll, hört sie ein knarrendes Geräusch. Es kommt von der Holztür mit dem Herzsymbol. Sie öffnet sich, und es kommt jemand heraus. Es ist eine junge Frau mit einem Kind. Dawn fällt vor Entsetzen fast in Ohnmacht, als sie die Frau erkennt.
„Wir dachten, du bist tot.“ sagt Andrew zu der Frau. Xander hält ihm die Waffe unter die Nase.
„Und wir dachten du wärst tot!“
„Moment mal.“ meint Dawn. „Ihr wisst also, wer wir sind?“ Xander schaut sie an, als sei sie geistig zurückgeblieben.
„Klar wissen wir das. Ihr seid Dawn und Andrew. Oder zumindest seht ihr so aus, denn eigentlich kann das nicht sein. Andrew ist nämlich tot.“

Nachdem sich alle beruhigt hatten, haben sich Dawn, Andrew, Anya, der Xander mit der falschen Augenklappe und das unbekannte Mädchen an einen Tisch hinterm Haus gesetzt. Wallace hat ihnen etwas zu Trinken gebracht, und Dawn erzählte den beiden, was sie erlebt hat. Das Mädchen spielt unterdessen im Sand. Die ganze Zeit über fragt sich Dawn schon, wer das Mädchen ist, aber sie haben vorerst wichtigere Dinge zu klären. Sie weiß nicht, ob die beiden ihr glauben, aber zumindest versuchen sie nicht, sie umzubringen. Anya ist immer noch entsetzt über die Stelle in Dawns Geschichte, in der sie gestorben ist.
„In meiner Erinnerung ist das ein bißchen anders abgelaufen.“ erzählt Anya. „Es war Andrew, der starb und nicht ich. Der Rest stimmt dann wieder einigermaßen. Bis zu letzter Nacht. Wir sind nicht weitergefahren, als wir die Tankstelle erreicht hatten. Unser Auto ist kaputt gegangen. Willow, Kennedy und ähm Dawn, sind per Anhalter zur Schule weitergefahren. Wenn ihr erst in der Nacht von da weg seit, wie du sagst, dann hättet ihr ihnen begegnen müssen.“ Nun ist Dawn endlich alles klar. Giles und die anderen haben sich nicht verändert. Mit ihnen ist alles in Ordnung. Sie, Willow, Xander, Kennedy und Andrew, sie sind nicht die echten. Jedenfalls nicht in dieser Dimension. Das muß es gewesen sein, vor dem Wallace sie gewarnt hatte. Wenn man auf dem Weg nach Ashfield einschläft, landet man in einer anderen Dimension.
„Einem Spiegeluniversum.“ erklärt Anya. „Deshalb sind der gebrochene Arm von Rona und Xanders Augenklappe auf der falschen Seite.“ bestätigt sie.
„Dann müssen wir zurück zur Schule und es Giles und den anderen erklären.“ meint Dawn. „Wenn sie wissen, was los ist, werden sie uns ganz sicher gehen lassen. Wir brauchen dann nur noch einen Weg zu finden, wie wir zurückkommen, und schwups ist die Sache erledigt. Aber vorher müssen wir Willow und die anderen aus unserer Dimension abholen.“
„Wir kümmern uns schon um sie.“ sagt Xander mit einem düsteren Ton in der Stimme. Dawn dreht sich zu ihm um, dabei vernimmt sie ein dumpfes Geräusch.
„Wie meinst du…?“ Sie erblickt Xander, der mit einem Handy in der Hand neben Andrew steht. Der Freak liegt bewusstlos auf dem Boden. Hinter ihm stehen Giles, Willow und Kennedy. Giles hat einen Baseballschläger in der Hand.
„Ich glaube, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich einen kleinen Anruf getätigt hatte, bevor ihr mich vorhin angesprochen habt.“

Als Dawn von Giles in den Keller der neuen Jägerinnenschule gebracht wird, bemerkt sie, dass er, das heißt eigentlich nicht er, sondern ihr Giles, Recht gehabt hatte. Der Keller erinnert tatsächlich irgendwie an den der Sunnydale High. Nur das es hier nicht ganz so gemütlich ist. Es ist nicht so dunkel, weil es hier Fenster gibt. Allerdings sind die alle mit stabilen Gittern versehen. Auch hier ist wieder alles trist und kahl. Aber zusätzlich riecht es auch noch muffig, und es ist kalt. Einer der Soldaten, die Giles begleiten, öffnet eine schwere Holztür, die mit Metallschienen versehen ist. Hinter ihnen kommt Kennedy zum Vorschein. Sie zieht den immer noch bewusstlosen Andrew hinter sich her. Sie wirft seinen leblosen Körper in den Raum hinter der Holztür, dann wird sie von Giles wieder verschlossen. In die nächste Zelle, die er öffnet, sperren sie Dawn ein. Giles schubst sie, so dass sie hart auf den Boden aufschlägt.
„Au!“ Sie blickt in seine kalten Augen. Es scheint ihm sogar Spaß zu machen, sie zu quälen. „Eigentlich hätte ich sofort merken müssen, dass sie nicht echt sind. Sie verstehen sich viel zu gut mit der Smith. Ich hatte erwartet, dass sie sich ständig streiten würden.“ Wenn man vom Teufel spricht. Kaum hat Dawn ihren Satz beendet, tritt Ms. Smith herein. Sie fragt Dawn, ob sie sich mit ihr unterhalten wolle.
„Wenn es denn sein muss.“ antwortet Dawn nicht sehr erfreut. Dafür bekommt sie von Giles eine schallende Ohrfeige, die sie fast erneut zu Boden befördert. Wieder fällt ihr dabei auf, wie viel Vergnügen ihm das bereitet.
„Was wollt ihr hier?“ will Ms. Smith wissen. „Plant ihr eine Invasion? Seid ihr hier, um uns aufzuhalten? Kommen noch mehr von euch?“
„Welche Frage soll ich denn nun zuerst beantworten?“ fragt Dawn trotzig zurück. Giles erhebt bereitwillig die Hand zum Schlag. Dawn erwartet eine weitere Ohrfeige, doch diesmal hält ihn die Smith zurück.
„Alle, wenn ich bitten darf.“
„Okay, lassen sie mich nachdenken. Also das wäre dann Nein, Nein und Nein.“ Dawn redet vorsichtig mit ihr, um keine weitere Schläge zu provozieren. Aber wenn sie, sie unbedingt schlagen wollen, finden sie schon einen Grund, also spielt es auch keine Rolle. „Glauben Sie mir, wir sind nicht absichtlich hier. Es war ein Unfall. Und wenn sie uns laufen lassen, werden wir auch sofort wieder verschwinden und nie mehr zurückkehren.“ Ms. Smith verlässt wortlos den Raum, aber sie sieht nicht glücklich dabei aus. Dawn bleibt mit Giles allein zurück.
„Was soll das alles?“ fragt Dawn ihn. „Wir haben ihnen doch nichts getan.“ Giles beugt sich nach vorne, um ihr direkt in die Augen zu sehen.
„Ich hätte dich gleich damals zusammen mit deiner nichtsnutzigen Schwester töten sollen.“ Dawns Stimme bebt vor Entsetzen.
„Buffy ist tot?“ Smith kommt zurück. Sie hat Anya mitgebracht. Stillschweigend verabreicht sie Dawn eine Spritze. Nur Sekunden später verlassen Anya und Smith den Raum wieder. Giles verpasst Dawn zum Abschied noch ein weiteres Feilchen, dann schließt er die Tür.

Buffy steht inmitten eines hellen Lichtes, umgeben von einer warmen Energie. Immer stärker spürt sie die unglaublich prägnante Kraft, die von dem Licht ausgeht. Für einen Augenblick ist all das Leid, all der Schmerz vergessen, endlich ist sie frei. Einfach nur Buffy. Ein Mädchen wie jedes andere, eine unter vielen und keine Auserwählte, die täglich ihr Leben aufs Spiel setzen und gegen das Böse kämpfen muß, immer mit der Angst, dass es ihr letzter Kampf sein könnte. Sie spürt ganz deutlich, dass sie am Ende des Weges angekommen ist. Ihr Kampf ist vorbei. Aus der Ferne betrachtet, hat er nur einen kurzen, aber intensiven Zeitraum ihres Lebens angedauert.
Ein letztes Mal schaut sie zurück auf die Welt, die sie verlassen hat. So weit weg sind ihre Freunde, die Erinnerung an sie ist schon fast verblasst. Nun fragt sie sich, ob sie ihre Meinung noch einmal ändern sollte, soll sie zurückkehren? Soll sie ihre eigenen Wünsche vor die Rettung der Welt und ihrer Bewohner stellen? Mit aller Kraft streckt sie ihren Arm, soweit es geht, aus dem Licht heraus. Sie dehnt ihre Finger, bis sie wehtun. Sie streckt sie nach Dawn aus, doch es gelingt ihr nicht, sie zu berühren. So weit entfernt ist Dawn bereits.
„Buffy, Buffy!“ Immer wieder hört sie die Rufe ihrer Schwester, die wie Donner durch ihren Kopf hallen. Immer wieder vernimmt sie Dawns Stimme, die ihren Namen durch die Dimension schreit. Urplötzlich ist das Licht verschwunden, es weicht der furchtbaren Finsternis der Hölle. Das Abbild ihrer geliebten Schwester wird immer undeutlicher. Sie ist kaum noch zu erkennen. Buffy spürt den kalten, klebrigen Tentakel eines Dämons auf ihrer Schulter. Ein riesiges, furchterregendes Wesen entsteigt der Dunkelheit. Buffy hat es schon einmal gesehen. Vor sieben Jahren. Es war der erste Dämon, der aus dem Höllenschlund gekommen war, nachdem der Meister sein Gefängnis in der alten Kirche unter der Schulbibliothek verlassen hatte.
„Nein!“ In weiter Ferne, kaum noch wahrzunehmen, hört sie die sanfte, aber trotzdem energische Stimme ihrer Schwester.

Dawn muss hilflos mit ansehen, wie Buffy, die Vampirjägerin, von dem fiesen Dämon zerrissen wird.
„Neeeein!“
Geschockt reißt sie die Augen auf, als sie erkennt, dass sie noch immer in dem alten Keller gefangen ist. Sie ist erleichtert, als ihr klar wird, dass es nur ein Albtraum war. Das alles ist nicht wirklich passiert. Ihr schlechtes Gewissen hat ihr diese Bilder vorgespielt. Ihre Träume spiegeln nur ihre Gefühle wieder, darüber, dass Buffy gegangen ist und sie schon wieder verlassen hat. Wie alleine und verloren sie sich deshalb jetzt fühlt, und was in ihr vorging, als sie erfuhr, dass ihre große Schwester in dieser Dimension tot ist.
Mitten in ihren Gedanken wird sie unterbrochen. Die Tür öffnet sich, und Anya kommt herein. Dawn wundert sich, dass sie alleine ist.
„Wie geht es dir?“ fragt Anya.
„Ging mir schon besser.“ Dawn versucht, aufzustehen, aber es fällt ihr schwer. Anya versucht sie, zu beruhigen.
„Schon gut, ich denke, das kommt von dem Serum. Oder Giles hat etwas zu fest zugeschlagen. Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber wahrscheinlich wird es gleich wieder gehen.“
„Was war das für Zeug, das du mir verabreicht hast?“ möchte Dawn wissen.
„Sie wollten, dass ich dir ein Wahrheitsserum verabreiche.“ antwortet Anya, winkt dabei aber mit den Händen ab. „Keine Sorge, das habe ich nicht getan. Aber wenn ich dir etwas absolut wirkungsloses gegeben hätte, hätte Giles das ganz sicher gemerkt. Deshalb hab ich dir ein Schlafmittel verabreicht. Es hat eine halozynogene Wirkung. Möglicherweise hattest du einen Alptraum, über etwas, das dich gerade sehr bedrückt.“
„Das hab ich gemerkt.“ flüstert Dawn, kaum merklich.
„Aber keine Sorge. Das ist nur vorübergehend.“ versucht Anya, sie zu beruhigen. Dawn kann sich immer noch nicht richtig bewegen. Sie beschließt, diese Gelegenheit zu nutzen, um sich noch etwas mit Anya zu unterhalten.
„Warum hast du das getan? Willst du mir helfen?“
„Bilde dir bloß nichts ein, Kleine. Das hat nichts mit dir zu tun. Es geht nur um eure Dimension. Ich werde dir helfen, dorthin zurückzukehren. Allerdings nur, wenn du auch etwas für mich tust.“
„Und was wäre das?“ fragt Dawn. Sie vermutet jedoch, dass ihr Anyas Vorschlag nicht zusagen könnte und sie die Gegenleistung, die Anya erwartet, nicht erbringen kann oder will.
„Ganz einfach. Ich will mitkommen. Ich befreie dich aus diesem Verlies, und dafür nimmst du mich mit in eure Dimension. Wenn die rauskriegen, dass ich dir geholfen habe, bin ich sowieso so gut wie tot.“ Dawn ist sich nicht sicher, ob sie ihr vertrauen kann. Andererseits war sie noch nie sehr vertrauenswürdig. Allerdings ist dies ein Spiegeluniversum. Giles oder Xander sind hier böse. Also müsste Anya doch eine von den Guten sein?
„Wieso sollte ich dir glauben?“ hakt Dawn weiter nach.
„Das ist eine lange Geschichte.“ meint Anya. Dawn setzt sich demonstrativ so hin, dass sie bequemer zuhören kann, und Anya beginnt, zu erzählen. „Na gut, was soll’s. Das war so. Ich bin eine gute Fee. Ich kam nach Sunnydale, um einem ehrbaren, stets aufrichtigen Menschen einen Herzenswunsch zu erfüllen. Doch eine böse Macht raubte mir meine Kräfte. Ich versuchte dann, das Beste aus meiner Situation zu machen und lebte als Teenager an der Sunnydale High. Dort verliebte ich mich in den falschen Mann, Xander. Hätte ich ihn bloß nie geheiratet. Aber er war so charmant und süß, als wir uns kennen lernten. Doch das änderte sich schnell. Zu unserer Hochzeit schenkte mir D’Hoffryn etwas ganz besonderes. Er machte mich wieder zum Dämon. Von da an wurde das Leben mit Xander immer komplizierter. Er und Giles fingen an, die Dinge zu ernst zu sehen. Bald zählte für sie nur noch das Ziel. Was auch immer, das sein mag. Doch schon kurz nach unserer Hochzeit, wurde Alicia geboren. Nur wegen ihr blieb ich bei Xander. Ein Kind braucht nun mal einen Vater.“ Dawn ist verwundert.
„Das Mädchen von vorhin? Das war eure Tochter? Aber sie ist doch mindest schon…“
„Acht.“ antwortet Anya. „Sie ist eine Halbdämonin. Deshalb wächst sie in den ersten Jahren etwas schneller. Obwohl sie erst ein Jahr alt ist, ist sie bereits auf dem körperlichen, geistigen und emotionalen Stand einer achtjährigen.“
„Das glaube ich dir gern. Damit kenne ich mich aus.“ Dawn lächelt vorsichtig.
„Da ihr Vater ein Mensch ist, vermute ich, dass sie nun im normalen Tempo weiter wächst. Aber sicher bin ich mir dabei nicht.“ Dawn beginnt, ihr zu glauben. Ihre Geschichte klingt sehr überzeugend. Eine Mutter, die ihr Kind beschützen will. Sie merkt, wie sich ihre Glieder entspannen. Endlich lässt die Wirkung des Mittels nach, und sie kann sich wieder bewegen.
„Nun lass uns die anderen befreien.“ sagt sie. Anya weicht missmutig zurück.
„Moment, so haben wir nicht gewettet. Ich helfe nur dir. Zu zweit ist unsere Chance, zu entkommen, viel größer.“
„Entweder alle oder keiner. Ohne meine Freunde gehe ich nicht.“ Dawn kann manchmal sehr überzeugend sein, und so stimmt Anya widerwillig zu.
Die beiden gehen zur Nachbarzelle. Anya hat einen Schlüssel und öffnet sie. Darin liegt Andrew am Boden. Er bewegt sich, sieht aber nicht sehr fit aus. Sie gehen zur nächsten Zelle weiter. Anya berührt vorsichtig die Tür. Eine bläuliche Energiebarriere erscheint. Anya meint, dass es etwas schwieriger wird, diese zu öffnen. Ihre Willow hat sie erschaffen, um die andere Willow und Kennedy darin fest zu halten. Es dauert einige Minuten, doch dann hat sie es geschafft. Freudig fallen sich Dawn und Willow in die Arme.
„Endlich sind wir wieder zusammen.“ meint Dawn zufrieden. „Jetzt fehlt eigentlich nur noch einer.“

Es kommt ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, seit ihn Giles hier einsperren lies. Irgendetwas Seltsames muß mit Giles und den anderen passiert sein, als sie hier ankamen. Irgendetwas, das sie verändert hat. Xander ist überzeugt davon, dass er im Laufe der Jahre ein gewisses Gespür für solche Dinge entwickelt hat. Er selbst, Kennedy und die anderen, die erst später mit ihm ankamen, scheinen von alle dem bisher verschont geblieben zu sein. Kennedy hat auch schon bemerkt, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Klug ist sie ja. Die beiden wollten zusammen Willow und Dawn holen und dann verschwinden. Doch Giles muß sie durchschaut haben. Er hatte Xander abgefangen und eingesperrt. Was aus den anderen geworden ist, konnte er nicht erfahren. Aber er hofft inständig, dass es ihnen gut geht. Er horcht auf, als etwas an der Tür ist. Gespannt wartet er darauf, was er zu sehen bekommt. Doch damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Als sich die Tür öffnet, steht sie plötzlich wieder vor ihm, als wäre nichts passiert. Anya wie sie leibt und lebt. Die Wahrhaftige, die Einzigartige, die Unverwechselbare. Völlig regungslos starrt er sie an, als hätte er so etwas wie sie nie zuvor gesehen. Sie scheint nicht so begeistert davon zu sein, ihn zu sehen. Sie geht wieder nach draußen, und Xander folgt ihr. Im Kellergang, stehen Willow, Kennedy und Dawn. Andrew liegt regungslos hinter einer offenen Tür in einem der anderen Räume.
„Was ist los?“ fragt er noch immer benommen. Willow und Kennedy blicken ihn auch nur ungläubig an.
„Andere Dimension.“ antwortet ihm Dawn.
„Du meinst so wie die, in der Jonathan ein Superstar war oder die aus der Glory kam. Oder so eine wie die, in der es keine Krabben gibt?“ fragt Xander.
„Das wieß ich auch nicht genau, aber irgendwie so ähnlich wird es wohl sein. Zumindest existieren wir hier alle noch einmal. Nur spiegelverkehrt. Dein Pandom, zum Beispiel hat die Augenklappe auf der falschen Seite.“ Xander hört Dawn zu, sieht dabei aber die ganze Zeit auf Anya. So ist das also, denkt er. Ihm bleibt nicht viel Zeit, um noch mehr in Erinnerungen zu schwelgen. Er wird von Kennedy angewiesen, ihr beim Tragen von Andrew zu helfen. Die drei bilden das Schlusslicht. Anya geht voran. Sie geht über die Treppe nach oben und überprüft, ob die Luft rein ist. Sie gibt Willow und Dawn ein paar Anweisungen. Dann sieht er, wie sie nach oben geht.
„Wir sollen schon zum Auto gehen.“ erklärt Willow.
„Was ist mit Anya?“ möchte Xander wissen.
„Sie muß noch was holen.“ sagt Willow. Sie schleichen sich raus.
Das Auto haben sie problemlos erreicht. Es stand genau da, wo Anya gesagt hat. Inzwischen ist es auch schon dunkel geworden. Xander und Kennedy verstauen Andrew im Kofferraum. Die anderen steigen ein. Nun heißt es warten. Aber nicht lange. Anya kommt zurück. Erstaunt bemerken, Xander, Willow und Kennedy, dass sie ein kleines Mädchen dabei hat. Sie scheint müde zu sein und muss von Anya getragen werden. Sie ist acht Jahre alt, nicht sehr groß und ziemlich zierlich. Sehr schwer dürfte sie nicht sein. Xander will nett sein und hilft Anya dabei, das Kind in dem Wagen zu verstauen.
„Wohin fahren wir Dad?“ fragt sie Xander, dem vor Schreck fast das verbliebene Auge rausfällt. Entsetzt sieht er Dawn an.
„Ups. Ich habe wohl vergessen zu erwähnen, dass du in dieser Dimension eine Tochter mit Anya hast.“ Anya drängt ihn, loszufahren, und Xander gibt Gas.

Sie sind bereits einige Zeit unterwegs, als Xander sich endlich traut, Anya anzusprechen. Er zeigt auf das schlafende Kind auf dem Rücksitz.
„Also wegen ihr machst du das alles? Deshalb nimmst du das hier in Kauf und verrätst deine Freunde?“
„Das sind nicht meine Freunde.“ erwidert Anya. „Ich versuche schon seit längerem, zu verschwinden. Buffy war keine Heilige. Das war sie bestimmt nicht. Aber als sie entdeckte, was Giles mit all den Jägerinnen plante, da war es selbst ihr zuviel. Er lies sie einfach eliminieren. Seitdem warte ich nur auf den richtigen Moment, um abzuhauen.“ Willow unterbricht die beiden. Sie sagt, dass sie die Straße erreicht haben. Anya fragt, wie es nun weitergeht. Willow erklärt ihr, dass sie vermutlich einfach nur von dieser Seite in die Öffnung fahren müssen. Dann werden sie in ihrer Dimension wieder herauskommen.
„Also immer voll drauf los.“ sagt Xander. Aber plötzlich wird er von Dawn gestoppt.
„Warte. Wir haben etwas vergessen. Anya, hast du noch was von dem Zeug, das du mir gegeben hast?“ Anya nickt. „Der alte Mann hat gesagt, wir dürfen nicht einschlafen. Aber wir sind eingeschlafen. Also müssen wir das diesmal auch wieder tun.“ Anya gibt ihnen etwas von dem Mittel. Sie meint, dass es ausreichen würde, wenn sie einen Tropfen unter die Zunge nehmen. Sie tun es alle. Anya ist als letzte dran. Gerade als sie es nehmen will, stoppt ihr Fahrzeug abrupt. Hinter ihnen tauchen Scheinwerfer in der Dunkelheit auf. Sie kommen schnell näher. Als sie kurz hinter ihnen stehen, halten die beiden PKW an. Giles, Willow und Xander steigen aus. Die Willow in dem vollbesetzten Van, erkennt schnell, dass ihr Spiegelbild das Auto mit einem Zauber lahmgelegt hat. Sie glaubt, dass sie es hinbekommt.
„Und was dann?“ fragt Anya. „Wer hindert sie daran, es wieder zu tun?“
„Wir werden einen Weg finden.“ sagt Xander gähnend. Anya steigt aus und schüttelt den Kopf.
„Ihr seid fast eingeschlafen. So seid ihr leichte Beute. Ich werde sie solange aufhalten, bis ihr verschwunden seid.“ Sie wirft einen Blick auf ihr schlafendes Kind, auf der Rückbank. Sie hat den Kopf auf Dawns Schulter gelehnt. So süß und unschuldig sieht sie aus. „Versprich mir, dass du auf sie aufpasst.“ sagt sie mit Tränen in den Augen zu Xander. Er kann sich kaum noch wach halten.
„Es muß einen anderen Weg geben!“ sagt er. Doch Anya lässt sich nicht mehr beirren.
„Ich muß es tun, ich habe keine andere Wahl.“ Sie gibt ihm noch einen letzten Kuss, Xander erwidert ihn. Er weiß, dass sie nicht seine Anya ist, aber er hat einfach das Bedürfnis danach, es zu tun, sich endlich von ihr zu verabschieden und sie gehen zu lassen. Sie steigt aus und geht auf die Verfolger zu. Mit einem Wink wirft sie Giles und Xander zur Seite. Dann liefert sie sich ein magisches Gefecht mit Willow. Im Auto ruft die andere Willow Xander zu, er soll losfahren. Aber er zögert.
„Wir müssen auf Anya warten.“
„Wir schaffen es nicht mehr, wenn du nicht fährst!“ sagt Willow und schläft dabei fast ein. Sie und Xander sind als einzige noch wach. Doch dann schläft auch sie ein. Im Rückspiegel verfolgt Xander den Kampf. Sein Spiegelbild versucht, dazwischen zu gehen, als Anya gerade einen Zauber von Willow abwährt. Der Blitz geht in das Auto, und es folgt eine Explosion. Die Detonation ist so heftig, dass sie kaum einer der drei überlebt haben kann. Xander tritt instinktiv aufs Gaspedal, und der Van setzt sich wieder in Bewegung. Giles hechtet ins zweite Verfolgerauto. Xander ist nicht besonders schnell, und Giles hat ihn bereits eingeholt. Heftig stößt er Xanders Wagen an die hintere Stoßstange. Das Auto wird von einem heftigen Ruck durchzogen. Es schleudert umher, und Xander verliert die Kontrolle. Ihm wird schwarz vor Augen. Er kommt von der Fahrbahn ab und landet im Graben.

Als er aufblickt, ist es draußen schon fast hell. Er blickt zu Willow, die sich den Kopf hält. Sie hat ihn sich wohl gestoßen, aber sonst geht es ihr gut.
„Ich hatte einen unglaublichen Traum.“ erzählt Xander.
„Ich auch.“ erwidert Willow. Kennedy und Dawn bestätigen, dass sie ebenfalls seltsame Träume hatten. Allen erschien es unglaublich real. Sie sind inzwischen alle vier ausgestiegen und betrachten den Schaden am Auto. Es ist nichts weiter passiert. Sie können weiter fahren.
„Ob wir jemals erfahren werden, ob das alles wirklich passiert ist?“ fragt Dawn. Blitzartig fällt Xander etwas ein. Er öffnet die hintere Tür und schaut sich auf der Rückbank um. Sie ist leer.
„Wonach suchst du?“ fragt Willow.
„Ach nichts.“ antwortet Xander. „Steigt ein!“ Ein seltsames Klopfen, erweckt Xanders Aufmerksamkeit, und er geht zum Kofferraum. Gerade als er ihn öffnen will, zieht jemand an seinem Hosenbein.
„Wann sind wir endlich da?“

Nervös geht Giles vor dem Hauptgebäude auf und ab.
„Sie warten schon seit Stunden.“ Ms. Smith kommt gerade aus der Tür, als er zum Tausendsten mal seine Brille putzt. „Es wird ihren Freunden doch wohl nichts passiert sein?“ fragt sie besorgt. Giles schaut sie grimmig an.
„Es ist ihnen bestimmt nur etwas dazwischen gekommen. Sicher nichts, mit dem sie nicht fertig werden.“
„Wenn sie es sagen.“ Sie läuft zu einer Wiese rüber, auf der einige Jägerinnen trainieren. „Ein paar der Mädchen haben Langeweile. Seit ihrer Ankunft, gab es nichts für sie zu tun. Nach dem Zimmereinrichten und Fernseherausprobieren hatten sie sowenig zu tun. Einige hätten fast ein Buch gelesen.“ Sie lächelt, aber Giles scheint, ihr nicht mal zugehört zu haben. Zu sehr sorgt er sich um die Scoobies.
„Ja, Ja. Machen sie nur.“
„Sie sind der Boss!“ antwortet Smith und schon ist sie bei den Mädchen. Giles starrt weiter ungeduldig auf den alten Schotterweg, der zur Schule führt. Auf dem Runden Hof vor dem Eingang, befindet sich eine Runde Rasenfläche. Darauf steht eine alte Kanone. Giles wollte so eine schon immer gerne haben. Er würde sie gerne restaurieren und hofft das er die zeit dazu findet. Endlich, biegt ein Auto um die Ecke. Es ist ein schwarzer Van. Genau so einer, wie ihn die anderen von Wolfram und Hart bekommen haben. Giles ist sichtlich erleichtert, als er eindeutig erkennt, dass es seine Freunde aus Sunnydale sind. Freudig kommt er ihnen entgegen und öffnet Willow sogar die Beifahrertür.
„Schön, dass ihr endlich hier seid. Ich brauche eure Hilfe. Die Jägerinnen tanzen mir auf der Nase herum, und diese Ms. Smith von der Regierung ist zickig und so störrisch wie ein Esel. Ich kann sie schon jetzt nicht leiden. Das wird die reinste Hölle. Ich fürchte, dass wir uns mit dem ganzen Projekt übernommen haben.“
„Nur keine Panik, Giles.“ beruhigt ihn Xander. „Jetzt sind wir ja da.“ Giles beginnt langsam, sich zu akklimatisieren.
„Du hast recht. Und wie war eure Fahrt? Irgendwas Aufregendes passiert?“ fragt er. Die anderen blicken sich an. Dann antworten sie alle zusammen:
„Och nein, nichts.“
„Oh, gut. Aber sagt mal, wer ist denn dieses Mädchen?“ Xander öffnet die Hintertür und hilft Alicia, aus dem Wagen zu steigen.
„Ach, das ist nur Alicia. Meine Tochter!“
„Äh wie?“ fragt Giles, mit einem Blick wie nur er ihn drauf hat. Xander sagt, dass er ihm alles erklären wird, doch zuerst wollen sie sich ausruhen. Giles ist erleichtert. Plötzlich glaubt er, etwas zu hören. Als er sich umdreht ist das Geräusch weg. Er folgt den anderen ins Haus. Niemand hört das Klopfen aus dem Kofferraum.
„Hallo? Ist da jemand? Ich bin’s Andrew. Ich fürchte, ihr habt mich vergessen. Hallo?“

Nächstes Mal bei Buffy:

Der Rattenfänger von Phoenix (Ratman)

Giles reist nach England, um mit einigen seiner alten Freunde, die noch vom Rat der Wächter übrig geblieben sind, zu reden. Sein Aufenthalt in der alten Welt wird jedoch turbulenter, als er es sich vorgestellt hatte.
Zur selben Zeit, haben es die Leute von der Slayerschool in Ashfield mit einem ungewöhnlichen Rattenproblem zu tun.