Disclaimer: Btvs and all characters are under the copyright of Joss Whedon, The WB and UPN.

 

Episode 3: Der Rattenfänger von Phoenix - Ratman

Titel: Buffy Season 8 - The Scoobie Gang
Episode: 3: Der Rattenfänger von Phoenix - Ratman
Autor: vanHelsing
Betareader: nocloning und crivill
E-Mail: Schneider-Lindhorst@t-online.de
Alter: ab 12
Spoiler: jetzt keine mehr!
Teile: 22!
Datum: 17.09.2003
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show “Buffy the Vampire Slayer”. They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television, the WB Television Network and UPN Televison.
Copyright: bei Mir
Figuren: Willow, Xander, Dawn, Kennedy, Andrew, Giles, Ms. Smith, Rona, Violet, Chao-Ann, Caridad, Shannon, Robin Wood, Faith, Buffy! und noch viel, viel, mehr.
Giles reist nach England um mit einigen seiner alten Freunde die noch vom Rat der Wächter übrig geblieben sind zu reden. Sein Aufenthalt in der alten Welt wird jedoch turbulenter als er es sich vorgestellt hatte.
Zur selben Zeit, haben es die Leute von der Slayerschool in Ashfield mit einem ungewöhnlichen Rattenproblem zu tun.
Sonstiges: Die Andrew Story ist vielleicht ein bißchen kurz geraten, aber ich fand das die Folge auch so schon lang genug ist. Außerdem ist die Andrew Sache noch wichtig für nächste Woche. Ich hoffe dass euch die Giles Geschichte so gut gefällt wie mir.
Viel Spaß beim Lesen! Und lasst mich nicht um Feedback betteln ?

 

Was bisher geschah:

Buffy:

Staffel 1 – Episode 5

Giles und Buffy sitzen auf dem Rand des Springbrunnens auf dem kleinen Schulhof.
Giles: „Ich war zehn Jahre alt, als mein Vater mir sagte, ich sei zum Wächter bestimmt. Er war auch einer, und so wie er seiner Mutter, folgte ich ihm.
Buffy: „Waren sie begeistert?“
Giles: „Nein, ich hatte ganz konkrete Pläne für die Zukunft. Mein Vater hielt mir daraufhin eine ernüchternde Rede über Verantwortung und Opferbereitschaft.“.

Staffel 3 – Episode 6
Buffy, Willow, Snyder und Oz sitzen in Buffys Auto. Sie machen sich Sorgen, weil sich alle Erwachsenen wie Teenager aufführen und Giles gerade mit Buffys Mutter unterwegs ist.
Oz: „Da brauchen wir uns keine Sorgen machen, Giles war als Teenager bestimmt ein Musterschüler.“.
Buffy und Willow stöhnen: „Als Giles in unserem Alter war, war er ganz übel drauf.“.

Staffel 3 – Episode 12
Buffy, Giles und Quentin Trevors, vom Rat der Wächter, sind in der Bibliothek. Buffy hat gerade den Test des Rates absolviert.
Giles: „Sind sie jetzt fertig?“
Quentin: „Noch nicht ganz. Ihre Jägerin hat bestanden, aber sie nicht. Sie sind gefeuert.“.

Staffel 7 – Episode 9
Quentin erklärt seinen Leuten, dass sie nach Sunnydale abreisen müssen. Mitten in seiner Ansprache, explodiert das Gebäude in England, in dem sie sich gerade befinden.

Staffel 6 – Episode 11
Buffy und Willow, treffen Warren, Jonathan und Andrew in einem Spielautomatencenter, wo sie gerade versucht hatten Buffy mit einem Unsichtbarkeitsstrahler zu töten.
Buffy zu Andrew: „Und wer bist du?“
Warren und Jonathan gleichzeitig: „Er ist Tuckers Bruder.“.

Staffel 6 – Episode 5
Warren, Jonathan und Andrew sitzen in ihrem schwarzen Van.
Warren zu Andrew: „Du bist dran.“.
Andrew spielt eine Zauberflöte, um damit ein paar Dämonen heraufzubeschwören, die dann Buffy angreifen.

Staffel 8 – Episode 1
Buffy sitzt alleine in einem Zugabteil. Sie reist um die Welt auf der Suche nach den neuen Jägerinnen, die sie mitnehmen und dann ausbilden will. Sie muß erst einmal Abstand gewinnen und sich über ihre Gefühle bewusst werden. Erst dann wird sie zurückkehren können.

Staffel 8 – Episode 2
Giles: „Schön, dass ihr endlich hier seid. Ich brauche eure Hilfe. Die Jägerinnen tanzen mir auf der Nase herum, und diese Ms. Smith von der Regierung ist zickig und so störrisch wie ein Esel. Ich kann sie schon jetzt nicht leiden. Das wird die reinste Hölle. Ich fürchte, dass wir uns mit dem ganzen Projekt übernommen haben.“.

 

England, 1966:
Es war kalt in dieser trüben Dezembernacht in Yorkshire. So kalt, dass er zu so später Stunde erwachte. Kinder in seinem Alter hätten eigentlich längst schlafen müssen, aber sein Vater nahm es mit solchen Dingen nie sehr genau. Er legte sehr viel Wert darauf, dass sein Sohn alles über Sitte und Anstand lernte, und wie man sich in den feinen Kreisen zu benehmen hat. Er ist zwar erst 10, aber du kannst nicht früh genug damit anfangen, solche Dinge zu lernen, sagte sein Vater immer. Du hast noch viel vor in der Zukunft, fügte er stets hinzu. Aber sonst kümmerte er sich nicht besonders viel um seinen Sohn. Meist war das Hausmädchen dafür zuständig, ihn ins Bett zu bringen. Sie waren nicht sehr reich gewesen, auch wenn sich sein Vater ein Hausmädchen leisten konnte. Er fragte sich stets, wie er es geschafft hatte, in so feine Kreise zu gelangen. Er war nicht mehr müde, und ihm war kalt. Er wollte sich nur kurz ans Feuer setzen, das im Kamin brannte. Es war das Arbeitszimmer seines Vaters. Er durfte diesen Raum nur mit Erlaubnis betreten. Sein Vater liebte ihn, dass wusste er, aber er konnte auch unheimlich streng sein. Zum Beispiel, wenn es um sein Allerheiligstes ging. Seit dem Tot deiner Mutter, hat er diesen Raum nicht mehr verlassen, hatte das Hausmädchen einmal behauptet. Natürlich stimmte das nicht, aber er war tatsächlich sehr häufig in diesem Zimmer. Er legte sich seine Decke um die kleinen Schultern und ging über den Holzfußboden zum Kamin. Vorsichtig setzte er sich davor und hielt die kalten Finger über das knisternde Holz. Plötzlich hörte er ein Geräusch und drehte sich herum. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Vater noch auf sein würde, obwohl ihm so etwas durchaus ähnlich sah. Er erwartete eine Strafe oder zumindest, dass er mit einem mahnenden Wort zu Bett geschickt werden würde. Doch sein Vater setzte sich auf seinen Lieblingsstuhl, einen klobigen alten Holzstuhl, mit Lederbezug, und rückte damit zu seinem Sohn an den Kamin. Der Junge sackte erleichtert zusammen und blieb vor dem wärmenden Feuer sitzen.
„Weißt du, wem die Nacht gehört?“ fragte sein Vater mit einer ernsten Stimme, dass es dem Jungen eiskalt über den Rücken lief.
„Sie gehört uns allen.“ antwortete er.
„Nein, sie gehört uns nicht, das tat sie noch nie. Sie gehört ihnen.“
„Wem?“ fragte der Kleine neugierig.
„Den Wesen der Nacht.“ Dem Jungen wurde immer kälter anstatt wärmer. So hatte er seinen Vater noch nie erlebt. Es sah fast so aus, als hätte er Tränen in den Augen. Er fuhr fort: „Sie beherrschen die Dunkelheit, sie schleichen sich heran und lauern denen auf, die unvorsichtig waren. Und dann saugen sie ihnen das Leben aus, oder machen sie zu einem der ihren. Weißt du, wie man diese Wesen nennt?“
„Sie werden in einem deiner Märchenbücher erwähnt, Vater. Es sind Vampire.“
„Das sind keine Märchen. Das ist die Wahrheit.“ Er hob seinen Sohn von dem kalten Boden auf und nahm ihn in den Arm. „Was ich dir jetzt erzähle, ist eines der größten Geheimnisse der Menschheit. Und du musst es mit deinem Leben bewahren. Wir beide sind etwas Besonderes, wir wurden auserwählt, diese Wesen zu bekämpfen. Wir sind Teil einer uralten Vereinigung, dem Rat der Wächter. Nur wir können das Chaos beenden und den Untergang der Menschheit verhindern.“. Das war zuviel auf einmal für einen Jungen, für den es das Größte war, mit seinen Freunden Fußball zu spielen oder mit seinem Lieblingspferd auszureiten.
„Du willst, dass ich gegen diese Monster kämpfe?“
„Nein, dafür gibt es das Werkzeug, die Jägerin. Sie kämpft gegen das Böse. Unsere Aufgabe ist sehr viel wichtiger. Wir müssen sie leiten, sie führen und ihr Anweisungen geben. Jägerinnen kommen und gehen. Aber Wächter wird es immer geben!“

Es ist schon spät, als Giles bemerkt, dass er wiedereinmal in seinem Büro eingeschlafen ist. Seit der Gründung der Jägerinnenschule, sind fast drei Wochen vergangen. Allmählich hat er sich eingelebt. Auch die anderen fühlen sich hier fast wie zuhause. Besonders Willow und Kennedy stecken voller Tatendrang. Und auch die anderen werden sich sicher noch besser eingewöhnen. Das Training der Mädchen ist sehr gut angelaufen. Er hat noch einige Schwierigkeiten, mit den Ansichten von Mrs. Smith klarzukommen, aber bisher hatte er solche Probleme noch immer gemeistert. Was ihm mehr Sorgen bereitet, ist der Anruf, den er vor einigen Stunden erhalten hatte. Er kam von seinem alten Freund Robson aus England. Er war ein Wächter, genau wie Giles. Obwohl die Zentrale zerstört und die wichtigsten Mitglieder getötet wurden, gibt es noch mehr von ihnen, als er gedacht hatte. Der Rat hatte Mitglieder überall auf der Welt verstreut. Viele von ihnen hatten eine potentielle Jägerin betreut und waren mit ihr gestorben, als das erste Böse versucht hatte, alle Anwärterrinnen umzubringen. Doch einige sind noch am Leben. Sie haben ein Treffen einberufen, um darüber zu diskutieren, wie sie nun weiter verfahren wollen. Immerhin verfügen sie noch immer über ein großes Wissen, und sowohl das Böse als auch die Jägerinnen sind noch nicht ausgelöscht. Es gäbe tatsächlich noch einiges, was die Wächter tun könnten. Dennoch ist er sich nicht sicher, ob er Robsons Einladung folgen und nach England fliegen solle. Er beschließt erst einmal, sein Bett aufzusuchen und die wenigen Stunden, die ihm noch bis zum Morgen bleiben, mit Schlafen zu vergeuden.

Teil 3:
Der Rattenfänger von Phoenix (Ratman)

 

Buffy saß alleine auf der Treppe zur Hemry High in Los Angeles, als ein seltsamer Mann vorbeikam und sie ansprach.
„Nur du alleine kannst sie stoppen!“
„Wen?“
„Die Vampire!“
Es ist dunkel in der Höhle. Nur vereinzelt leuchten ein paar Kerzen. Buffy wusste wohin sie der Junge führen würde. Und sie nahm ihr Schicksal an. Sie stellte sich dem Meister. Doch nun hat er sie gepackt. Er erzählte ihr das es ihre schuld ist das er nun wieder auf der Erde wandeln wird. Er biss sie und lies sie danach wie einen Sack Müll in eine Pfütze fallen.
„Schönes Kleid!“ sagte er noch.
Angel steht vor dem Schlund von Acathla, als Buffy ihm gerade ihr Schwert in den Leib rammen will. Plötzlich durchfährt ihn etwas. Seine Augen glühen und er hat seine Seele zurück. Das spürt sie ganz deutlich. Sie küsst ihn und bittet ihn seine Augen zu schließen. Dann sticht sie zu. Acathla verschlingt ihn.
Buffy steht in einem Park, über ihr kreist ein Hubschrauber.
„Riley.“ schreit sie in die Nacht hinaus, doch der angerufene reagiert nicht mehr. Er fliegt davon.
Buffy und Dawn stehen auf dem Turm, den Glory errichten lies. Um sie herum zucken Blitze und ein Drache fliegt über ihren Köpfen herum.
„Hör mir zu, hör zu. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Aber ich muß dies tun. Sag Giles das…Sag Giles ich habe es jetzt verstanden und es ist okay. Sag meinen Freunden dass ich sie liebe. Sie müssen sich jetzt um dich kümmern. Ihr müsst euch jetzt umeinander kümmern. Dawn. Das schwerste auf dieser Welt ist in ihr zu Leben. Sei stark. Leb. Für mich.“
„Buffy? Hörst du zu?“

„Hä was?“ fragt Buffy als sie von Vanessa geweckt wird.
„Ich fragte wie das Leben als…was sind wir doch gleich? Vampirjägerinnen?“
„Genau!“
„Und wie ist es denn nun eine Jägerin zu sein?“ Die beiden fahren mit ihrem Training fort, während sie sich Unterhalten.
„Das musst du schon für dich selbst herausfinden. Aber keine Sorge. Ich werde dich dabei begleiten.“ Buffy verpasst dem Mädchen einen heftigen Tritt gegen den Kopf und sie macht einen überschlag. „Und vergiss niemals dich durch Nichts ablenken zu lassen.“
„Danke für den Tipp.“ bedankt sich das Mädchen, während sie sich ihre schmerzende Lippe hält.

Es ist noch früh am Morgen, als Dawns Wecker klingelt. Obwohl sie froh ist, dass die Schule bei weitem nicht so streng ist, wie in diesem völlig verdrehten Spiegeluniversum, ist ihr diese unchristliche Zeit einfach viel zu früh. Der Weg zum Bad ist ihr schon zu anstrengend. Am liebsten würde sie sich wieder in ihr Bett legen und weiterschlafen. Vor der Tür zum Waschraum drängen sich die Mädchen. Obwohl es ein großer Raum ist, hatte Dawn eigentlich gehofft, endlich wieder ihr eigenes Badezimmer zu haben. Stattdessen muss sie sich die Dusche mit 17 Jägerinnen teilen. Da ist Vi, mit der sie in dieser Dimension kein Zimmer teilen muss. Zum Glück haben sie hier wenigstens alle ihr eigenes Zimmer, zumindest noch. Wer weiß schon, wie viele Jägerinnen da noch kommen. Vi ist sehr nett. Sie ist eher etwas ruhiger. Früher war sie sehr ängstlich gewesen und fing schnell an, zu kreischen. Inzwischen ist aus ihr eine gestandene Persönlichkeit geworden. Dann ist da noch Rona. Sie war nicht immer ganz nett gewesen. Sie hat häufig Buffy kritisiert und ihre Befehle in Frage gestellt, aber sie hatte wohl auch nur Angst. Sie hatte einiges mitmachen müssen. Ihr rechter Arm, ist trotz ihrer Jägerinnenkräfte nie ganz geheilt. Caleb hatte ihn stark zusammengefaltet, er war mehrfach gebrochen. Im großen Kampf in der Sunnydale High, hatte sie eine schwere Halsverletzung abbekommen. Eine große, üble Narbe, ziert seitdem ihren Hals. Chao Ann, ist eine witzige Person und eine gute Kämpferin. Sie bemüht sich sehr, die englische Sprache zu erlernen. Shannon ist ebenfalls sehr gut im Kampf und eine willensstarke Frau. Sie hat eine üble Stichwunde überlebt, die ihr Caleb beigefügt hatte. Ebenfalls in der Highschool verletzt, worden, sind Caridad aus Ägypten, die sehr gut mit Waffen aller Art umgehen kann, und die großgewachsene blonde Natasha aus der Ukraine. Dann sind da noch die übergewichtige Momo und die hübsche Donna, sowie Penelope aus Südamerika, Marlen aus Polen, Sonja aus Schweden und die schlaue Josefine aus der Schweiz. Crystal stammt aus Israel und ist sehr gläubig, Tammy hingegen ist eher der Typ Bikerin. Neu dazugekommen, sind die lebenslustige Kim aus Japan, die fröhliche Lucy aus Australien und die fürsorgliche Belinda aus Südafrika. Kim und Lucy sind mit 12 und 13 Jahren die jüngsten hier. Trotz der Trennung von ihren Eltern, die ihnen schwer gefallen sein muss, sind die beiden noch immer bei guter Laune. Als Dawn endlich den Waschraum betritt, stehen die beiden jüngsten vor dem Spiegel und albern mit der Zahnpasta herum. Neben ihnen steht Rona, sie wirkt leicht genervt und versucht, sich die Haare zukämen, ohne dabei allzu viel Zahnpasta abzubekommen. Josefine diskutiert mit Caridad und Chao Ann. Wahrscheinlich geht es wieder um irgendwelche Theorien, deren Zusammenhang nur Giles, Willow und ein paar wenige andere auf der Welt kapieren. Allerdings spricht sie als einzige mehrere Fremdsprachen und versteht daher, was Chao Ann sagen will. Donna sitzt in der Ecke und lackiert sich die Nägel. Dass sie eitel ist, war bekannt, aber für wen will sie sich den hier so fein rausputzen. Offenbar hat Vi ihre Gedanken gelesen. Als Dawn zu ihr in den Umkleidebereich vor den Duschen geht, zeigt Vi mit dem Kopf zu Donna.
„Scheint, als hätte Donna heute noch was vor. Einige der Mädchen leiden angeblich unter dem Männermangel hier. Ich habe gehört, dass Momo sogar schon versucht haben soll, Andrew anzubaggern.“ Dawn lacht während sie ihren Schlafanzug auszieht.
„Was echt?“ Die beiden nähern sich tratschend den Duschen, wo gerade Belinda alleine unter einem warmen Strahl steht. Dawn dreht das Wasser auf, als sie plötzlich etwas fühlt, das ihren Fuß berührt. Es ist eklig glitschig. Sie schaut nach unten, um zu sehen, was es ist. Panisch schreit sie auf. Vi weicht erschrocken zurück, und Belinda rennt kreischend davon. Die anderen Mädchen erscheinen an der Ecke, einige bleiben stehen, aber die meisten rennen weg. Kim und Lucy scheinen die duzenden Ratten sogar amüsant zu finden. So langsam bekommt Dawn das Gefühl, dass sich die beiden über alles amüsieren können. Dawn hat sich inzwischen ein Handtuch übergeworfen und macht sich ebenfalls aus dem Staub. Rona schickt auch die anderen raus, bis sie nur noch mit Vi allein in dem Raum ist. Auf dem Flur, trifft Dawn mit dem herbeigeeilten Giles zusammen.
„Sind sie da drin?“ fragt er völlig außer Atem.
„Vi und Rona sehen sich gerade um.“ Giles nickt und öffnet langsam die Tür zum Waschraum.
„Vorsicht!“ ruft ihm Dawn zu.
„Du hast recht, womöglich übertragen sie Krankheiten.“
„Das habe ich nicht gemeint. Ich wollte sie nur warnen, dass sie gerade im Begriff sind, den Mädchenwaschraum zu betreten.“ Giles wird rot und nickt peinlich berührt. Dann meint Dawn plötzlich: „Übertragen die echt Krankheiten? Ich meine die Ratten, nicht Vi und Rona.“ Giles schaut sie fragend an. „Ich muss sofort rüber zu Willow und mich waschen. Schon wieder.“ sagt sie und verschwindet, nasse Fußabdrücke mit ihren nackten Füßen hinterlassend. Vorsichtig öffnet Giles die Tür.
„Vorsicht, Mann im Anmarsch.“ ruft er, um weiteren peinlichen Situationen zu entgehen. Im Waschraum, herrscht ein ziemliches Durcheinander. Überall auf den Waschbecken, ist Zahnpasta verteilt. Aber es gibt keine Spur von den Ratten. Es dauert eine Weile, bis ihm klar wird, dass nicht die Ratten für dieses Chaos verantwortlich sind. Höchstens diese zweibeinige Art, mit den widerwärtigen Essmanieren, der MTV sucht und dem Hang zu unaufhörlichem Handy telefonieren. Als er sich den Duschen nähert, wird er von einem klackenden Geräusch erschreckt. Als er sich umdreht, rollt auf dem Boden ein Stift zum Fußnagellackieren auf ihn zu. Ungläubig schüttelt er den Kopf.
Es war schon schwierig, Buffy zu verstehen, aber diese Mädchen werden mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Er betritt die Duschen und entdeckt sofort Vi, die auf dem Rücken liegt. Rona hat sich über sie gebeugt. Auch hier, gibt es keine Spur von den Ratten. Mal abgesehen von schlammigen kleinen Fußspuren, die sie überall hinterlassen haben. Wobei klein nicht ganz das richtige Wort ist. Für Ratten, haben sie nämlich ziemlich große Füße. Er kniet sich neben Rona und schaut sich Vis Kopf an. Sie hat eine blutende Platzwunde am Hinterkopf. Er fragt Rona, was passiert ist. Es scheint, als würde sie nicht gerne drüber sprechen wollen.
„Sie ist ausgerutscht.“ gibt sie kleinlaut zu. „Ich habe die Viecher mit einem Feuerzeug und einer Flasche Haarspray bearbeitet, da sind sie durch den Abfluss geflohen, durch den sie wohl auch reinkamen. Vi wollte sie verfolgen und schlidderte über die nassen Fliesen. Dann stieß sie sich den Kopf.“ Rona hat bereits ein Handtuch darauf gedrückt, um die Blutung zu stoppen. Giles schickt die beiden zu Willow, sie soll sich um die Verletzung kümmern. Normalerweise müsste es genäht werden. Aber Vi ist jetzt eine Jägerin, und die Wunde ist eigentlich kaum der Rede wert. In wenigen Stunden wird sie nichts mehr davon spüren.
„Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, hat mein Vater immer gesagt.“ Die beiden sind überredet, und Rona hilft ihrer Freundin nach draußen.
„Die waren riesig, zumindest für Ratten. Und sie sahen seltsam aus, dämonisch.“ sagt Vi noch im Rausgehen. Giles hat genau verstanden, was sie ihm damit sagen wollte. Er schaut sich noch ein wenig um und nimmt ein paar Proben mit. Leider ist wohl nichts dabei, das ihnen weiter helfen könnte.

Einige Minuten später, betritt er das Büro von Mrs. Smith. Sie ist früh auf, denkt er im Stillen. Sie sitzt hinter dem Schreibtisch.
„Ich hab es schon gehört.“ begrüßt sie ihn.
„Ihnen auch einen wunderschönen Guten Morgen.“ antwortet Giles missmutig.
„Oh, entschuldigen Sie. Hier geht alles drunter und drüber. Ich wollte eigentlich meinen Unterricht vorbereiten. Wo sind nur meine Manieren.“ Giles nickt ihr zu, um anzudeuten, dass er es ihr nicht krumm nimmt. Sie bietet ihm einen Kaffee an. Dann zögert sie. „Sie trinken doch Kaffee, oder soll ich Ihnen einen Tee machen?“
„Nein danke, schon in Ordnung. Wir Engländer trinken nicht nur Tee. Das ist nur eines dieser Klischees.“ Eigentlich trifft es auf ihn absolut zu. Er trinkt Kaffee nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Und sonst höchstens mal einen Scotch. Aber das muss er ihr ja nicht unbedingt unter die Nase binden. „Ich glaube, dass wir es hier mit etwas übernatürlichen zu tun haben.“
„Ist das nicht etwas voreilig?“ fragt Smith besorgt, während sie ihm einen bunten Kaffeebecher aus Porzellan, mit Herzmotiven verziert, reicht. „Die Mädchen lernen viel über Monster und Dämonen, und nun sehen sie vielleicht in allem eine potentielle Gefahr. Vielleicht wollen sie sogar Dämonen in den Ratten erkannt haben, weil sie etwas brauchen, das sie bekämpfen können. Wie Feuerwehrleute, die aus Langeweile selbst Brände legen, um diese dann löschen zu können.“
„Wie geschmacklos.“ bemerkt Giles.
„Was meinen sie? Meinen Vergleich?“ fragt Smith.
„Nein, damit könnten sie sogar Recht haben.“ Giles stimmt ihr zu und stellt seinen Becher zur Seite. „Ich meine den Kaffee. Ich werde das Rattenproblem näher untersuchen. Sie brauchen sich keine Sorgen machen, ich habe alles unter Kontrolle. Kümmern Sie sich um ihren Unterricht.“ Smith sieht nicht sehr glücklich aus, als Giles ihr Büro verlässt. Lag das an der Sache mit den Ratten? Oder nur an seiner Bemerkung über ihren Kaffee?
Sie stürmt ihm auf dem Flur hinterher und bittet ihn darum, noch wegen einer anderen Sache, die sie beschäftigt, mit ihm zu reden.
„Schießen sie los.“ meint Giles. Smith schaut sich verlegen um, ob auch niemand da ist, der ihr Gespräch mit anhören könnte. Obwohl niemand da ist, zieht sie ihn zur Seite.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich ansprechen soll. Es ist nur, nun ja. Ich mache mir einfach ein bißchen Sorgen. Keine Angst, die Jägerinnen machen sich gut. Darum geht es nicht, auch wenn ihre Disziplin etwas zu wünschen übrig lässt, aber das ist schon okay, immerhin haben sie es sich nicht ausgesucht, sie wurden ausgesucht.“ Giles fragt sich ernsthaft, worauf sie hinaus will, während sie weiter redet. „Es geht vielmehr um die Zivilisten, die sie mit einbezogen haben. In der Einrichtung, in der ich zuvor gearbeitet habe, war ich ein Zivilist für all die Soldaten vom Militär. Aber daher bin ich, einen gewissen Umgang gewöhnt. Mrs. Rosenburg ist sehr nett und klug, ich komme sehr gut mit ihr klar, aber sie ist doch sehr eigenwillig. Xander, leistet am Bau gute Arbeit. Seit er hier ist, hat sich die Effizienz der Arbeiter aus der Stadt, die wir engagiert haben, um 50% gesteigert. Aber es war niemals die Rede davon, dass er seine kleine Tochter mitbringen würde.“
„Ich wusste auch nicht, dass…“ versucht Giles Stellung zu nehmen, aber Smith redet einfach immer weiter. „Und dann dieser Andrew, was soll der hier? Der Kerl kommt mir doch sehr suspekt vor. Ich glaube, der führt etwas im Schilde.“
„Darf ich jetzt auch mal etwas sagen?“ Giles ist ein wenig genervt. „Seit meiner Ankunft hier, sind Sie nur am nörgeln. Sie verstecken es hinter dieser freundlichen Fassade, aber eigentlich verbreiten sie nur Unruhe. Glauben Sie mir, meine Freunde sind besser als tausend Regierungsmitarbeiter, die hier alles auf den Kopf stellen würden. Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden, wenn Sie diese Leute kritisieren. Jeder von ihnen hat schon mindestens einmal sein Leben riskiert, um die Welt zu retten und überlebt. Und keiner von ihnen hat jemals ein Dankeschön dafür erhalten. Sie sollten es sich nicht anmaßen, ein Urteil über sie zu fällen, Sie kennen sie nicht.“ Giles stapft wütend davon.
„Ich wollte damit nicht…“, stottert Smith, als sie ihm nachschaut.

Willow ist ganz aufgeregt, wegen all der vielen neuen Eindrücke, die sich ihr an diesem Ort bieten. Ganz besonders weil sie nun unterrichten darf. Davon hatte sie immer geträumt, sogar als sie noch selbst zur Schule ging. Und sogar die Studien ihrer eigenen magischen Kräfte, kann sie hier fortführen. Ein wenig leidet sie immer noch darunter, dass es diese Kräfte waren, die sie einst außer Kontrolle geraten ließen. Aber das würde ihr jetzt nicht mehr passieren, besonders dank ihrer Freunde. Da hilft es natürlich, dass die meisten von ihnen auch hier sind. Und dann ist da natürlich auch noch Kennedy, ihre Freundin. Sie ist die älteste unter den Jägerinnen, mal abgesehen von Buffy und Faith, aber die sind nicht hier. Deshalb darf Kennedy ebenfalls unterrichten. Sie hat schon eine Menge erlebt und kann den anderen erklären, was es heißt, eine Jägerin zu sein. Buffy könnte das natürlich besser, trotzdem ist Willow stolz auf ihre Geliebte.
Willow weiß zunächst gar nicht, wie ihr geschieht, als jemand die Tür zu ihrem Zimmer, das gleichzeitig Büro ist, aufreißt. Rona hilft Vi dabei, sich auf einen Stuhl zu setzen. Sie ist verletzt, und Willow holt sofort Verbandszeug.
„Was ist passiert?“ möchte Willow wissen, während sie die Wunde desinfiziert. Rona erzählt ihr von den Ratten, und dass sich Vi den Kopf gestoßen hat. Willow legt einen Verband an. Sie tröstet Vi.
„Das wird schon wieder.“ Eigentlich hätte sie nicht getröstet werden müssen. Sie sagt, dass sie sich fit fühlt und den Schmerz kaum merkt. Sie ist ganz aufgedreht, und Willow weiß, dass sie als Jägerin diesen Kick braucht, wie andere die Luft zum Atmen. Sie fordert sie auf, sich zu schonen. Kennedy hat täglich Frühsport angesetzt. Eine gute Sache. Eigentlich sogar für Jedermann. Die beiden wollen es nicht verpassen. Willow kann Vi überreden, es ausnahmsweise ausfallen zu lassen. Rona soll sie in ihr Zimmer bringen, danach kann sie sich noch gerne am Sport beteiligen.
Die beiden sind gerade wieder weg, als Giles auftaucht. Er fragt nach Vis Befinden, und Willow erklärt ihm, dass es nicht schlimm ist. Sie kennt ihn viel zu lange, um nicht zu bemerken, wenn ihn etwas bedrückt, er aber zu Britisch ist, um es zuzugeben. Dann gibt er solche Schnalzgeräusche von sich.
„Was ist los?“ fragt sie. „Liegt es an den Ratten?“ Er geht zu einem Regal und betrachtet die Bilder, die darin stehen. Eines zeigt ihn, wie er in der Highschool mit mürrischem Blick sie und Xander betrachtet. Buffy hatte es gemacht. Der Fotoapparat war eigentlich für ein Schulprojekt, es war typisch für Buffy gewesen, ihn für ihr persönliches Vergnügen einzusetzen. Es war in seinem ersten Jahr in Sunnydale. Damals wusste er noch nicht, was in diesen jungen Leuten steckte.
„Nein, ich denke, es war nichts. Das Gebäude ist alt und sehr abgelegen. Xander hat sie sicher bei seiner Arbeit herausgelockt. Die sollten kein Problem mehr darstellen, und falls doch rufen wir einfach den Kammerjäger.“
„Als wenn wir nicht schon genug Jäger im Haus hätten.“ witzelt sie. Giles kneift angestrengt die Augen zusammen. „Nun sagen Sie schon, was Sie bedrückt, raus mit der Sprache. Ich werde sowieso nicht eher Ruhe geben, bis ich es weiß.“ Sie zeigt auf ihr Gesicht, dem sie versucht, einen überzeugenden Ausdruck zu verleihen. Giles gibt sich geschlagen und erzählt ihr von einem Telefongespräch mit einem alten Bekannten aus England, das ihn sehr aufgewühlt hat.
„Der Rat war ein Haufen von alten verbohrten Spießern, die nicht einsehen wollten, dass sich die Welt in den letzten hundert Jahren drastisch verändert hat. Aber dennoch war ich einer von ihnen, und sie hatten es ganz sicher nicht verdient zu sterben, niemand hat das. Robson möchte, dass ich ihn besuche und mit den anderen Überlebenden über die Zukunft des Rates rede. Nur bin ich der Meinung, dass er keine Zukunft mehr hat.“
„Dann sagen Sie ihnen das.“ schlägt Willow vor. „Fahren Sie da hin und reden sie mit ihnen. Ich halte hier solange die Stellung. Wir kommen auch eine Weile ohne Sie aus. Ich werde mich sogar an ihrer Stelle mit der Smith streiten, wie würde Ihnen das gefallen?“ Giles lächelt, doch plötzlich wird ihm bewusst, was er in seiner Wut über seine eigene Unentschlossenheit zu Smith gesagt hat. Plötzlich schämt er sich dafür. Er bittet Willow, nicht zu hart mit ihr umzugehen. Bestimmt hat sie es auch nicht leicht.
„Sie wird es schon überleben.“ Willow lächelt verschmitzt. „Und jetzt gehen Sie schon, um die Ratten kümmere ich mich. Das sind doch nur ein paar kleine Tierchen.“

„Was soll das werden?“ Xander blickt von seinem Arbeitsplatz auf und sieht zu Andrew, der gerade hinter ihm aufgetaucht ist.
„Das ist ein Loch.“ antwortet er ihm.
„Das sehe ich auch. Wozu ist es gut?“ Meistens versteht Xander Andrew besser als die anderen, und irgendwie mag er ihn sogar. Besonders, weil sich Anya geopfert hatte, um Andrew das Leben zu retten. Zumindest hatte Andi ihm das so erzählt. Irgendwie lebte sie also in ihm weiter. Er wollte wirklich etwas Besonderes in diesem unscheinbaren verklemmten Jungen sehen, irgendwas, das ihrem Tod einen Sinn gab. Aber meistens nervte er ihn nur, so wie im Moment.
„Wir wollen hier einen Whirlpool aufstellen.“ Xander reicht einem der Arbeiter einen Schraubenschlüssel. Andrew steht am Rand eines riesigen Lochs, neben dem kleinen, das Xander gerade gegraben hat. Er sieht zu Kennedy, die mit den Jägerinnen bei der Morgengymnastik ist. Da sie noch keine Turnhalle haben, machen sie das draußen. Wenn sich Andi zu Frauen hingezogen fühlen würde, so wie die geifernden Arbeiter, wäre das ganz sicher ein aufregender Anblick für ihn. Doch er unterhält sich lieber weiter mit Xander.
„Das mit dem Swimmingpool verstehe ich ja noch, Schwimmen hält fit, und um Fitness geht es den Jägerinnen ja wohl? Aber wozu brauchen die einen Whirlpool?“
„Zur Entspannung vielleicht? So ein Leben als Jägerin, ist anstrengend, da braucht man etwas Erholung. Und es macht Spaß.“ Die beiden lachen und reißen Witze. Andrew meint, dass die Trainingsanlage, die Xander hinter dem Haus baut, besser wäre als jedes Holodeck. Mitten in ihrem Gespräch, schreckt Andi plötzlich zusammen. Hektisch schüttelt er sein Bein, und Xander bemerkt zunächst nicht, was los ist. Dann wird es ihm schlagartig klar, als eine riesige Horde Ratten auf ihn zustürmt. Eine hat sich in Andrews Wade verbissen. Xander schaut sich um und entdeckt eine Schaufel. Sofort schlägt er damit zu. Die Ratte lässt los, und Xander gibt ihr erneut eins mit der Schaufel, als sie am Boden liegt. Sie windet sich kurz, geht dann aber wieder auf ihn los.
„Zähes Mistvieh!“ schreit Xander und schlägt ein drittes Mal auf sie ein. Die Schaufel ist zerbeult, aber die Ratte lebt. Als er weiter um sich schlägt, bricht der Stiel entzwei. Immer mehr Ratten erscheinen aus den Abwasserrohren, die sie für den Pool angelegt hatten. Die reinste Invasion. Unter den Arbeitern bricht Hysterie aus. Xander ruft ihnen zu, dass sie weglaufen sollen. Einer von ihnen stolpert. Als er am Boden liegt, fallen Hunderte von Ratten über ihn her. Gerade noch rechtzeitig taucht Kennedy mit den anderen Jägerinnen auf. Sie gehen zum Angriff über. Hunderte von den Ratten wirbeln durch die Luft, doch das sind keine normalen Ratten. Nicht einmal eine Tracht Prügel von einem duzend Jägerinnen, kann sie aufhalten. Xander und Andrew kümmern sich um den Arbeiter. Es ist Rodriguez. Er sieht übel aus. Sie haben ihn am ganzen Körper angeknabbert.
„Wie in Critters.“ bemerkt Andrew, während sie Rodriguez wegtragen. Xander bemerkt, dass die restlichen Arbeiter in Panik geflohen sind. Ihre Autos rauschen in hohem Tempo davon.
„Die werden wir hier nicht mehr sehen.“ stellt Xander traurig fest. „Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Ade Swimmingpool, Auf Wiedersehen Tennisplatz, Machs gut Entspannung.“
Kennedy hat sich ein besonders großes Exemplar gegriffen. Immer wieder prasseln ihre Fäuste auf das Wesen nieder. Seine feurigen Augen funkeln, während sie seine widerliche Fratze bearbeitet. Sein Maul ist mit außenliegenden spitzen Zähnen verziert. Seine Stirn schmückt eine Geschwulst. Obwohl das Monster von ihren Schlägen getroffen wird, hört es nicht auf, sich zu wehren. Mitten im Getümmel, vernimmt sie einen schmerverzerrten Schrei. Sie sieht sich um, kann aber nicht erkennen, von wo er kam. Sie überprüft, ob auch alle Jägerinnen da sind, dabei entkommt ihr der Gegner. Die Gruppe ist nicht vollständig, zwei Mädchen fehlen. Lucy und Kim. Kennedy will sie suchen. Dabei bemerkt sie, dass die Ratten fliehen, in das Loch, das für den Swimmingpool gegraben wurde. Sie geht hinüber und erblickt Lucy. Sie versucht, Kim zu helfen, die am Boden liegt und sich gegen mehrere Ratten wehrt. Kennedy rutscht auf dem Hintern, den abgeschrägten Teil, wo die Treppe hin sollte, herunter und tritt einige Ratten weg, während sie zu den beiden jungen Jägerinnen rennt. Es gelingt ihr, die meisten Ratten zu verscheuchen. Diese ziehen sich in das Abwasserrohr zurück. Doch eine hat sich in Kims Hals verbissen. Kennedy tritt mit dem Fuß auf die Ratte, aber sie wehrt sich mit ihrem stacheligen Schwanz. Ein brennender Schmerz fährt durch ihre Glieder, als die Stacheln ihren Schuh durchbohren und auf den Knochen treffen. Lucy wirft ihr eine Metallstange zu, und Kennedy rammt es dem Biest in den ekligen Wanst.

England, 1974:
Sein Vater wollte immer, dass Rupert etwas Anständiges lernt. Er sollte einen ehrbaren Beruf ausüben, der sich mit seinen Aufgaben als Wächter vermischen lies. Er hoffte, dass sie sich vielleicht sogar ergänzen würden. Giles sollte die Elementaren Kräfte studieren, sich Wissen aneignen. So viel wie möglich. Doch er hatte ihn nie danach gefragt, ob er das überhaupt wolle. Er hatte nie die Wahl gehabt. Immer ging es nur um den Rat und seine Verantwortung ihm gegenüber. Rupert war nie auch nur einem von ihnen begegnet. Sie scherten sich nicht um ihn oder seine Berufung. Was kümmerte es sie, was er aus seinem Leben machen würde. Er wollte endlich frei sein und sein Leben genießen. So wie Ethan. Ethan Rayne war ein aufgeweckter junger Mann, den Giles in den ersten Tagen seines Studiums kennen gelernt hatte. Er war ein Hans Dampf in allen Gassen, kein Träumer. Er lebte sein Leben, in vollen Zügen. Er schleifte Rupert in die verschiedensten Clubs in der Stadt. Einmal waren sie in einem Pub voller übler Rocker gelandet. Jeder andere hätte ganz sicher reiß aus genommen. Aber nicht Ethan, er konnte sich selbst an diesem Ort die ganze Nacht amüsieren.
Es war schon fast Morgen, als Rupert klar wurde, dass er seine Berufung vergessen würde. Er wollte nur noch Spaß haben. Keine Verpflichtungen mehr, kein Lernen und keine Bestimmung. Niemand hatte das Recht, über sein Schicksal zu entscheiden. Jeder kann tun und lassen, was er will. Das hatte Ethan einmal zu ihm gesagt, und er hatte Recht. Ethan hing auf einem Barhocker, und mit dem Gesicht lag er in einer Schüssel mit Erdnüssen. Ein riesiger Biker, mit Oberarmen wie einer dieser Wrestler aus dem Amerikanischen Fernsehen, und seine zierliche ganz in Leder gekleidete Freundin kamen auf ihn zu. Der Kerl packte Ethan am Kragen und zog seinen Kopf aus der Schüssel. An seiner Wange klebten noch Erdnüsse.
„Hasst du dich echt von so einer halben Portion anbaggern lassen?“ fragte er seine Freundin. Sie versuchte, sich zu verteidigen und schob die ganze Schuld auf Ethan. Sie behauptete, er hätte sie bedrängt. Doch als Rupert sie ein paar Stunden zuvor beobachtet hatte, schien sie absolut nicht abgeneigt zu sein von Ethans Stadtbekanntem Charme. Der Hüne hob Ethan hoch. „Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du dich an meine Kleine ranmachst, reiße ich dir den Kopf ab!“ Er hatte Ethan gerade wieder abgesetzt, und die Sache schien erledigt zu sein, als Ethan plötzlich auf die absolut lebensmüdeste Idee kam, die Rupert bis dato untergekommen war. Er packte das Mädchen an der Schulter.
„Willst du tanzen?“ Der Riese sah ihn mit einem tödlichen Blick an. Er kochte vor Wut. Einen Augenblick, sahen sich die beiden in die Augen. Dann senkte Ethan den Kopf und lehrte den Inhalt seines Magens auf Knochenbrechers Stiefeln. Rupert hätte schwören können, das Dampf aus den Ohren des Riesen kam.
„Du bist tot!“ brüllte er aus voller Kehle. Sofort versammelten sich alle Gäste um die beiden, ließen dabei aber eine Gasse frei, in der sie ihren Streit austragen konnten. Sofort traf Ethan ein Schlag ans Kinn. Er ging auf die Knie, rappelte sich aber schnell wieder auf und ging in gebückter Haltung auf seinen Gegner los. Mit dem Kopf voraus, rammte er seinen Körper in den Magen von Muskelmann. Der schlug ihm mit beiden Fäusten auf den Rücken. Dann packte er ihn am Oberkörper und wirbelte ihn herum, bis Ethan am Tresen hängen blieb. Mehrmals schlug er auf ihn ein, bevor Rupert dazwischen ging. Er stieß den Riesen vorsichtig zur Seite und packte Ethan unter die Arme.
„Er hat genug.“ sagte er. Doch der Hüne war anderer Ansicht.
„Wenn du dich auf seine Seite stellst, bist du auch tot!“ Ehe er sich versah, steckte Rupert mitten drin. Sein Vater hatte ihm auch beigebracht, sich zu verteidigen. Er war nicht besonders gut darin und hat es auch noch nicht am Objekt ausprobiert, aber nun hatte er wohl keine andere Wahl mehr. Geschickt wich er den Schlägen aus und die Menge grölte.
„Bring ihn um, Kyle!“ schrie eine aufgebrachte Frau. Giles versuchte, die Taktiken anzuwenden, die er gelernt hatte. Sein Vater legte besonderen Wert darauf, dass Rupert wusste, wie man sich mit stärkeren Gegnern auseinandersetzt. Man muss ihre Kraft gegen sie verwenden und sie zermürben, bis sie einen Fehler machen. Aber Rupert hatte auch Angst um sein Leben. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, die Oberhand zu gewinnen. Plötzlich war da diese Flasche. Ehe es ihm bewusst wurde, hielt er sie auch schon am Hals und zerschlug den Boden am Tresen. Er hatte nun eine Waffe. Mit reichlich Adrenalin vollgepumpt, hielt er die scharfe Kante an den Hals des Rockers.
„Nur keine Panik, Mann.“ flehte Kyle plötzlich. „Wir können das doch in Ruhe ausdiskutieren.“ Rupert fand plötzlich Gefallen daran. Er spürte die Macht, die in seinen Händen lag. Wenn er wollte, hätte er sein Leben beenden können. Er drückte fester zu und verpasste dem Kerl eine Schnittwunde. Wer weiß, was passiert wäre, hätte ihn Ethan in dieser Nacht nicht zurückgehalten.
„Lass uns gehen, Ripper.“ Er hatte ihn nie zuvor so genannt, doch nach dieser Nacht, war dies sein Name. Für die nächsten Jahre, bis zu jenem Wendepunkt, der sein Leben ein weiteres Mal verändern sollte.

„Wir sind da.“ sagt der Taxifahrer. Giles gibt ihm sein Geld und steigt aus. Offenbar nicht sehr glücklich über das ausgebliebene Trinkgeld, braust er davon. Giles blickt auf die beeindruckenden Mauern des Britischen Museums. Über mehrere Jahre hinweg hatte er hier gearbeitet, war sogar zum Leiter dieser Einrichtung aufgestiegen. Ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein.

Die Tür öffnet sich, und Xander stürmt herein. Er trägt Kims schlaffen Körper auf dem Arm. Lucy folgt den beiden mit einem besorgten Gesicht. Rona hastet an ihnen vorbei und fegt mit einem Strich ihres Armes den Esstisch leer. Die Tischdecke, ein Kerzenhalter und eine Schüssel mit Obst fliegen auf den Boden. Xander legt das verletzte Mädchen auf dem Tisch ab. Willow kommt mit dem Verbandskasten, den sie noch gar nicht weggelegt hatte, die Treppe hinunter. Während sie sich um die Wunden des armen Mädchens kümmert, fragt sie Xander, was passiert ist.
„Ratten. Oder vielmehr Dämonenratten. Will, es geht wieder los. Das war eine ganz üble Aktion da draußen. Wir müssen mit Giles darüber reden.“ Willow sieht ihn schuldbewusst an.
„Er ist nach England gefahren.“
„Was? Ausgerechnet jetzt? Was fällt ihm ein einfach…?“ Willow versucht, ihren aufgebrachten Freund zu beruhigen.
„Ich hab ihm gesagt, er soll fahren. Ich konnte ja nicht wissen, dass so etwas geschehen würde.“
„Niemand konnte das.“ Smith ist herbeigeeilt. Jemand hat sie verständigt, oder sie hat es selbst mitbekommen. Egal, zumindest ist sie hier. Sie versucht, das Kommando an sich zu reißen und fragt Rona darüber aus, wie die Dämonenratten ausgesehen haben.
„Sie wollen wissen, wie sie aussehen?“ Kennedy steht an der Tür zum Speisesaal. Sie sieht abgekämpft aus. Sie geht zu Smith und knallt ihr die aufgespießte Ratte direkt vor ihrer Nase auf den Tisch. Im ersten Moment schreckt sie zurück. Vorsichtig mit zwei Fingern berührt sie das Wesen.
„Ist es tot?“ fragt Smith und Kennedy zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung.“ Smith weicht einen Schritt zurück. Kennedy drückt einen Finger in ein Auge der Ratte. „Ich denke schon.“ Willow meint, dass sie es untersuchen sollten. Smith glaubt das aber nicht.
„Dafür haben wir keine Zeit. Das war schon der zweite Angriff heute, wir müssen dem ein Ende setzen, bevor noch mehr passiert. Jetzt, wo Mr. Giles nicht da ist, habe ich hier…“ Willow lässt sie nicht ausreden.
„Tut mir leid, aber Giles hat mir die Verantwortung übertragen. Und ich sage, wir müssen zuerst herausfinden, womit wir es zu tun haben, bevor wir uns zu voreiligen und unüberlegten Aktionen hinreißen lassen. Buffy würde es auch so machen.“ Smith scheint enttäuscht zu sein, dass Giles sie übergangen hat. Aber das war eigentlich zu erwarten. Dass Willow ihren Plan abgelehnt hat, stört sie jedoch viel mehr. Sie ist überzeugt, dass sie jetzt handeln müssen und nicht warten dürfen. Aber sie fügt sich, vorerst.

Kim wird es überstehen, dank ihrer besonderen Heilkräfte. Die seelischen Schäden sind allerdings noch nicht absehbar. Ihrem fröhlichen Gemüt wird das ganz sicher einen herben Dämpfer verpassen. Dawn kümmert sich jetzt um sie. Willow hat sich mit Kennedy, Xander, Andrew und Vi in ihr Büro zurückgezogen. Die fünf durchsuchen das Internet und die Bücher nach Hinweisen über Dämonenratten.
Inzwischen haben sich die Jägerinnen im Aufenthaltsraum versammelt. Nur Kennedy, Vi und Kim fehlen. Lucy ist immer noch ganz aufgeregt, sie macht sich Sorgen um ihre Freundin. Momo stopft sich vor Anspannung mit Schokolade voll. Caridad schüttelt nur unverständlich den Kopf.
„Was denn? Ich krieg nun mal Hunger, wenn ich nervös bin.“
„Du hast doch immer Hunger.“ beschwert sich Rona, die mit ein paar der anderen auf der Couch vor dem Fernseher herumlungert. Momo wird sauer und geht auf sie los. Josefine und Chao Ann, die an einem Tisch sitzen und Schach spielen, stehen auf und halten die zwei zurück. Shannon geht auch dazwischen und sagt ihnen, dass es doch nichts bringt, sich aufzuregen.
„Willow wird schon was rauskriegen, und dann werden wir es diesen Dingern zeigen.“ Sie beruhigen sich langsam wieder.
„Und warum nicht sofort?“ fragt Smith, die gerade hereinkommt. Shannon erinnert sie an den Grund dafür.
„Sie haben doch gehört, was Willow gesagt hat.“
„Das ist ein Grund, aber kein Hindernis. Ihr wollt euch doch alle für das rächen, was sie Kim angetan haben, oder? Es wird Zeit für ein bißchen Action. Ihr seid Jägerinnen, auserwählt, gegen das Böse zu kämpfen. Schon vergessen?“ Schnell hat sie die Mädchen überzeugt, und sie folgen ihr in den Keller. Einige haben noch leichte Bedenken. Als sie sich das letzte Mal gegen die Anweisungen des Anführers stellten, war es ein Fehler gewesen. Aber damals war Buffy die Anführerin, und Willow und ihre Freunde waren die, die den Fehler machten. Und damals bestand er darin, nicht die Bösen anzugreifen, sondern abzuwarten. Sie folgten Buffy nicht zu dem Weingut. Auch diesmal könnte es richtig sein, den Feind sofort anzugreifen. Im Keller angekommen, öffnet Smith eine alte Holztür. Es sieht aus wie in einem mittelalterlichen Verlies. Aber eines mit Überraschungen. Der Raum ist angefüllt mit Hightechwaffen. Modernste Infrarotsuchgeräte, die jeden Feind aufspüren, dazu Handfeuerwaffen mit Laserobjektiv, Superflammenwerfern und einer Vielzahl von Schwertern und Äxten. Sofort beginnen die Mädchen, sich zu bewaffnen. Josefine nimmt einen der Wärmedetektoren. Smith greift sich eines der Maschinengewehre, und Rona übernimmt den Flammenwerfer. Smith sagt, dass sie sich sicher ist, dass die Ratten irgendwo ein Nest haben.
„Sie kamen aus den Wasserrohren, sie hausen also in der Kanalisation. Mit diesen Geräten dürfte es keine Schwierigkeit sein, sie ausfindig zu machen. Wir finden ihr Nest und räuchern sie alle aus. Und schon ist die Sache erledigt.“ So aufgestachelt, folgen ihr die Mädchen über einen Zugang im Keller in die Kanalisation.

Giles betritt die ehrfurchterregende Eingangshalle des Museums. Direkt vor ihm, in der Mitte, steht ein altes Flugzeug. An den Wänden hängen alte Gemälde, und an den beiden Aufgängen der beeindruckenden Treppe, stehen Ritterrüstungen. Robson kommt ihm bereits entgegen.
„Warum hier?“ fragt Giles.
„Es ist doch hübsch hier. Und außerdem ist das Hauptquartier in die Luft geflogen. Irgendwo mussten wir ja hin.“ Sie gehen an einer Reiterstatue vorbei, durch eine Tür an der >Nur für Autorisiertes Personal< steht. Über eine kleine Steintreppe, gelangen sie nach unten. Die Wände sind unverarbeitet und kahl. Moos wächst in den Ritzen, und es riecht muffig. Sie kommen in einen Raum, in dem ein großer Tisch steht. Etwa dreißig Mann haben hier Platz. Aber die meisten Stühle sind leer. Einige der Leute, erkennt er wieder. Henry war sein Nachfolger als Leiter des Museums. Ihm haben sie wohl den Treffpunkt zu verdanken. Karen hatte er einmal angebaggert. Oder zumindest hatte er es versucht. Sie ist so etwas wie das Mädchen für alles und zudem eiskalt. Duncan war einer seiner Ausbilder gewesen und war vor Jahren in den Ruhestand gegangen. Offenbar haben sie ihn reaktiviert. Ein Mann, den er nur als Mr. Olsen kannte, war so etwas wie der Mann fürs Grobe. Jessica Berman ist für ein Mitglied des Rates noch sehr jung. Sie war ein aufstrebendes Talent. Trevors hatte sie persönlich unter seine Fittiche genommen. Doch etwas war passiert, und er lies sie fallen. Soweit ihm bekannt ist, wurde sie nach Übersee versetzt. Sie kennt sich innerhalb des Rates gut aus und könnte bei einer Neustrukturierung eine große Rolle spielen. Lee kennt er nur flüchtig. Er weiß aber, dass er der Wächter von Vi gewesen war. Als Giles von der Sache mit dem First Evil erfahren hatte, rief er ihn gleich an und sorgte dafür, dass er Vi zu ihnen nach Sunnydale schicken würde. Damit hat er wohl Lee das Leben gerettet. Die anderen Wächter wurden mit ihren Jägerinnen getötet. Eine weitere Person, die er gut kennt, ist Weatherby. Er ist so etwas wie ein Auftragsmörder. Er war dem Rat stets verbunden gewesen, anders als seine zwei Kumpane, Collins und Smitty. Beide sind nicht anwesend. Die drei hatten mehrmals versucht, Buffy zu töten. Giles setzt sich, und die anderen danken ihm dafür, dass er gekommen ist. Sie beraten darüber, wie es mit ihrer Vereinigung weiter gehen soll. Allen scheint daran gelegen, die Organisation nicht sterben zu lassen. Sonst wären sie wohl kaum hier. Da alle anderen tot sind, ist das eine mutige, aber wohl nicht sehr weise Entscheidung. Giles verbringt die meiste Zeit damit, den anderen zuzuhören. So wie ihn Robson den ganzen Abend ansieht, nimmt er Giles offenbar übel, dass er sich nicht zu den Themen äußert. Robson beschließt, hier abzubrechen, und sie machen für heute Schluss. Robson sagt, dass sie sich Morgen wieder treffen wollen. Die meisten sind bereits gegangen. Robson ist unzufrieden.
„Hab ich etwas Falsches gesagt?“
„Das kann ich nicht beurteilen.“
„Na wenigstens habe ich etwas gesagt. Wenn du hier nur rumsitzt, hättest du auch gar nicht kommen brauchen. Ich hatte gehofft, du würdest mich unterstützen.“ Giles ist nicht sicher, ob er nicht Recht hat. Vielleicht hätte er wirklich nicht kommen sollen. Verärgert, verlässt Robson den Raum. Giles ist mit Henry alleine. Sein alter Freund räumt noch auf. Giles will gerade gehen, als ihn Henry warnt.
„Das alles hier, ist nur Show. In Wahrheit bist du aus einem ganz anderen Grund hier. Du sollst etwas beschaffen. Und du weißt auch ganz genau, was es ist.“ Henry dreht sich um und räumt weiter auf. Wortlos verlässt Giles den Raum. Als er durch die Personaltür geht, zieht ihn plötzlich jemand zu Seite. Es ist Jessica. Sie sagt ihm, dass sie reden müssen.
„Nur zu.“ meint Giles.
„Nicht hier.“ sagt sie mit gedämpfter Stimme. Sie trägt ihr langes schwarzes Haar offen. Giles fragt, wo es ihr lieber wäre. Sie wird schnippisch.
„Wenn ich Ihnen das jetzt sagen würde, könnten wir uns genauso gut auch gleich hier unterhalten.“ Sie steckt ihm einen Zettel zu, dann geht sie. Giles wartet einen Augenblick, dann geht er ebenfalls. Es regnet, als er rauskommt. An der Ecke sieht er jemanden im Dunkeln stehen. Es ist Weatherby, der eine Zigarette raucht. Er begutachtet Giles mit grimmigem Blick. Aber das ist sein normaler Gesichtsausdruck. Er schaut immer so. Giles läuft durch den Regen, an der Straße hält er ein Taxi an, das ihn zu seinem Hotel bringen soll. Nach einigen Metern, ändert er seine Meinung. Er spricht den Fahrer an und bemerkt, dass es derselbe ist, der ihn hergefahren hatte. Er gibt ihm eine Adresse.
„Das ist aber weit draußen. Wer ist es wert, dafür so weit zu fahren?“
„Niemand. Der Mann, der dort wohnte, ist tot.“

Es dauerte etwa eine Stunde, bis sie bei dem kleinen Landhaus angekommen sind. Es regnet noch immer, als Giles aussteigt, wartet der Fahrer erneut vergeblich auf sein Trinkgeld.
„Sie sehen gar nicht aus wie ein Schotte.“ meint er sarkastisch. Giles bittet ihn, zu warten und betritt das Haus. Es ist nicht sehr groß, aber prunkvoll eingerichtet. Er ist überrascht, dass offenbar immer noch jemand sauber macht. Wohnt hier vielleicht wieder jemand? Er hört etwas aus der Küche und geht nachsehen. Eine ältere Dame steht an der Spüle und wäscht ab. Als sie Giles sieht, ist sie zuerst überrascht, aber dann wendet sie sich wieder dem Abwasch zu.
„Was wollen Sie den hier?“ fragt sie ganz nebenbei.
„Wissen Sie noch, wer ich bin?“ fragt Giles.
Sie mustert ihn von oben bis unten. Sie sieht aus, als würde sie sich nicht erinnern. Dann meint sie:
„Wegen ihnen fehlt eine Tasse in dem Service.“ Sie zeigt auf die Tassen im Schrank. Giles versteht nicht. Dann erinnert er sich auf einmal. Er war nicht oft hier. Aber bei einem seiner ersten Besuche, hatte er versehentlich eine Teetasse herunterfallen lassen. Sie war zerbrochen. „Sie sind Giles.“ sagt die Dame weiter. „Wussten sie, dass Mr. Trevors über niemanden gut geredet hatte? Über Sie hatte er nie geredet. Entweder mochte er Sie oder Sie waren ihm egal.“
„Ich würde gerne einen Blick in sein Büro werfen.“
„Nur zu.“ Sie widmet sich weiter ihrem Abwasch, während Giles nach oben geht. Er öffnet die Tür und geht hinein. Der Raum ist so etwas wie eine Bibliothek. Die Wände sind rundherum mit Regalen behangen, die ausnahmslos mit Büchern voll stehen. Nur an zwei Stellen gibt es Lücken, für die Fenster. Nichts anderes steht in diesen Regalen, nicht einmal ein Buchbeschwerer. In der Mitte steht ein Schreibtisch. Er ist voll mit Akten. Auch hier keine Utensilien, die dort nicht hingehören, keine Bilder oder ähnliches. Quentin Trevors führte ein einsames Leben. Es drehte sich nur um den Rat. Giles geht zu einem der Regale und betätigt einen geheimen Hebel. Ein Fach öffnet sich, und er nimmt ein in Leder gebundenes Buch heraus. Man erkennt sofort, dass es uralt sein muss. Er steckt es zurück, verschließt das Geheimfach wieder und geht dann wieder nach unten. Er will sich von der Haushälterin verabschieden, aber sie ist nicht mehr da. Aus dem Keller kommt ein seltsames Geräusch. Giles überlegt kurz, dann beschließt er nachzusehen. Vorsichtig nähert er sich der Tür, die sich plötzlich öffnet. Die Haushälterin, steht mit einem Korb voll Wäsche vor ihm.
„Sie sind ja immer noch da.“
„Nicht mehr lange, ich muss los.“ Giles steht schon fast in der Tür, als ihn die Dame zurückhält.
„Wussten Sie, dass Trevors eine Schwester hatte? Sie ist tot. Sie hatte eine Tochter. Sophia. Ich habe versucht, sie zu erreichen, aber sie meldet sich nicht. Ich hörte, dass sie noch immer in einem Club arbeiten soll, Ricks Theater. Falls Sie in die Stadt fahren, könnten Sie ja mal dort vorbeischauen und mit ihr reden. Nebenbei könnten Sie sich die Show ansehen. Das soll so ein modernes Stück sein, vielleicht interessiert es Sie ja.“ Giles verspricht es, zu versuchen, wenn es ihm seine Zeit erlaubt. Dann geht er. Er steigt in das Taxi und bittet den Fahrer, ihn in die Stadt zurückzufahren. Er holt den Brief von Jessica aus der Tasche. Die Nachricht ist allerdings in einer ihm unbekannten Sprache verfasst. Nach einigen Metern, bemerkt er, dass sie verfolgt werden. Giles weist den Fahrer an, den Verfolger abzuhängen.
„Wie du willst – Ripper.“ Giles ist mehr als überrascht, als er in dem Fahrer seinen alten Freund Ethan Rayne erkennt.

Nur ein paar Taschenlampen und die roten Lichter der Laser kreisen durch die Kanalisation. In Chao Ann kommt ein komisches Gefühl von Deja vu auf.
Es ist kalt hier unten. Überall kommt miefiges Wasser aus den Wänden. Es quietscht und knarrt an allen Enden, und die jungen Frauen haben schon ganz nasse Füße.
„Lasst uns umkehren.“ fleht eine von ihnen. Smith kann nicht feststellen, welche es war, aber sie vermutet, dass es eine von den neuen ist.
„Seit ruhig!“ befiehlt sie mit strengem Ton. Sofort herrscht eisige Stille. Nur die normalen Geräusche von plätscherndem Wasser und ihren Schritten auf dem nassen Boden und das unaufhörliche Piepsen von Josefines Messgerät sind zu hören. Außerdem der keuchende Atem von nunmehr elf Mädchen. Sie gehen weiter, und Josefines Anzeige schlägt aus. Leise, aber doch spürbar nervös, berichtet sie Smith davon.
„Prima, wir kommen näher. Haltet euch bereit.“ Auch Smith kann man ganz deutlich die Anspannung ansehen. Piep, Piep, Piep. Es scheint, als hielten alle den Atem an. Obwohl sie keines ihrer Lichter ausgeschaltet haben, scheint es immer dunkler zu werden. Die Spannung in der Luft ist immer stärker fühlbar.
„Es ist nicht mehr weit.“ flüstert Josefine. Plötzlich schrecken alle von einem Geräusch zusammen.
„Hatschi.“ Eines der Mädchen musste niesen. Alle drehen sich um. „Tschuldigung.“ Es war nur Donna. Sie lehnt ihre Streitaxt an eine Wand und holt ein Taschentuch heraus. Die anderen gehen langsam weiter, als sie ein markerschütternder Schrei zusammenzucken lässt. Caridad und Shannon, die als Nachhut fungieren, rennen sofort zu Donna zurück. Aufgeschreckt, steht sie vor der Wand, an der ihre Waffe lehnt, und fuchtelt mit ihrer Lampe nervös davor herum.
„Da, da ist etwas.“ stottert sie. Caridad versucht, das Mädchen zu beruhigen, während Shannon näher ran geht. Sie hat etwas entdeckt und hebt es auf. Auch die anderen sind inzwischen herbeigeeilt. Mit zwei Fingern, zieht sie etwas aus dem Dreck in der Dunkelheit.
„Was hast du da?“ will Smith wissen. Rona leuchtet es mit ihrer Taschenlampe an und meint dann trocken:
„Sieht aus wie ein Fuß!“
„Ihh!“ Angewidert weichen die meisten Mädchen zurück. Nur Smith will sich den Fuß genauer betrachten.
„Wem der wohl gehört hat?“
„Da ich hier keinen Einbeinigen rumstehen sehe, schätze ich, die Dinger haben den Rest aufgefressen. Also wird das Teil wohl niemand vermissen. Wir können ihn liegen lassen.“ Smith ist nicht entgangen, wie abgebrüht Rona mit dem ganzen umgeht. Das gefällt ihr.
„Äh, Leute.“ Josefine hält ihren Detektor so, dass ihn alle sehen können. Er ist voll mit blickenden roten Punkten. Smith lässt den Fuß fallen, und alle gehen in Abwehrhaltung.
“Wo sind sie?“ fragt Belinda ängstlich.
„Wir müssten sie längst sehen.“ gibt Josefine zurück. Smith geht nervös in die Richtung, aus der die Wesen kommen.
„Irgendwas stimmt hier nicht.“ Belinda zuckt nervös zusammen und feuert mit ihrem MG wahllos auf etwas, das sie in der Dunkelheit gesehen zu haben glaubt.
„Da ist nichts.“ versucht Shannon, sie zu beruhigen. Plötzlich schreit die großgewachsene Natasha auf. Eine Dämonenratte ist ihr in den Nacken gesprungen. Caridad kommt ihr zu Hilfe und wirft das kleine Exemplar von ihr weg. Wieder ist es still. Da plötzlich, stürmen sie zu Tausenden auf sie zu. Wie ein Platzregen, prasseln sie von überall auf die Jägerinnen nieder. Lucy bleibt vor Schreck wie angewurzelt stehen, während die Kugeln aus Belindas Waffe ihr um die Ohren fliegen. Ein Schuss trifft sie an die Schulter, und sie wird von Chao Ann zur Seite gezogen. Rona und Natasha entzünden mit ihren Flammenwerfern die Decke über ihnen. Ronas Waffe verstummt, als ihr eines der Monster ins Gesicht springt. Donna zieht ein Messer aus ihrem Schuh und zerteilt das Vieh ins zwei Hälften. Rona ist nichts weiter passiert. Josefine wirbelt mit ihrem Schwert herum, während immer mehr von den kleinen Biestern auf sie zukommen. Drei, vier, hängen bereits an ihr dran. Mit Sperrfeuer aus ihrem MG, erledigt sie Smith reihenweise, aber es scheinen einfach nicht weniger zu werden. Mit einer Hand zieht sie Jo näher zu sich ran. Caridad bildet nun das Schlusslicht. Entsetzt stellt sie fest, dass die Ratten ihnen den Fluchtweg abgeschnitten haben.
„Runter!“ empfiehlt ihr Natasha, bevor sie sich mit dem Flammenwerfer den Rückweg frei brennt. Shannon greift Josefine unter die Arme.
„Wir müssen hier raus.“ meint sie zu Smith, und es ist ihr absolut ernst damit.
„Du hast recht.“ gibt sie geknickt zu. „Es sind einfach zu viele.“ In dem Moment spürt sie einen beißenden Schmerz auf ihrem Kopf. Dann ein Zischen, und sie dreht sich überrascht um. Gerade noch, konnte Lucy sie vor einer Ratte in ihrem Haar retten. Sie hat ihr ein Schwert zwischen die dämonischen Rippen gestoßen und sie so an die Wand genagelt. Ohne das Schwert, das noch in der Wand steckt, tritt sie den Rückweg an.
„Gehen wir.“ Alle Mädchen, können die Kanalisation lebend verlassen. Die meisten zwar nicht unverletzt, aber sie werden es überstehen. Als sie den Tunnel verlassen, werden sie schon von Willow und den anderen erwartet.
„Ich hoffe, Sie haben ihre Lektion gelernt?“ sagt Willow mit strengem Blick. Es scheint fast, als würde sich Smith schämen. „Nun wissen Sie, warum Giles mir das Kommando übertragen hat. Seien Sie froh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Sonst hätte ich Sie dafür persönlich zur Rechenschaft gezogen. Und das wäre nicht sehr lustig geworden. Glauben Sie mir. Und nun bringen Sie die Mädchen in ihre Zimmer und beten Sie, dass ich Giles nichts davon sage. Nein warten Sie, vergessen Sie es. Das wird nicht helfen, ich werde es ihm nämlich auf jeden Fall sagen.“ Autsch, das hat gesessen. Doch so was lässt Smith nicht auf sich sitzen.
„Sie sind nur sauer, weil ich nicht das getan habe, was Sie wollten. Sie denken, alle müssen nach ihrer Pfeife tanzen, nur weil Giles Ihnen gesagt hat, dass Sie hier das Sagen hätten. Mein Plan hätte funktioniert, wenn Sie nur auf mich gehört hätten.“
„Sie haben ihn doch trotzdem durchgezogen, und es hat nicht funktioniert. Machen Sie es nicht noch schlimmer, und nehmen Sie es hin wie ein Mann.“ Willow dreht ihr den Rücken zu und geht nach oben.

England, 1978:
Giles und Ethan waren in den letzten Jahren immer tiefer in die dunklen Kreise abgerutscht. Giles wollte nichts mehr von seiner Berufung wissen, und dann starb auch noch sein Vater. Wieso sollte er jetzt noch weiter machen? Das hatte er sich immer wieder gefragt. Und dann hatte er mit Ethan und ein paar anderen diesen Dämon, Eyghon, heraufbeschworen. Das hatte alles verändert, damit waren sie ganz eindeutig zu weit gegangen. Einer von ihnen hatte diesen Wahnsinn mit seinem Leben bezahlt. Die anderen waren noch einmal davon gekommen. Sie konnten Eyghon vernichten, zumindest hofften sie das. Er konnte Gott nur anflehen, dass dieses Wesen niemals wieder auf Erden wandeln würde. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn wegen ihm und seiner Freunde noch weitere Leute verletzt werden würden. Nach dem Tod von Thomas, wollte er endgültig nichts mehr mit Ethan zu tun haben. Er hatte seinen Kummer in Whiskey ertränken wollen, aber es hat nicht funktioniert. Völlig betrunken, klammert er sich an einen Laternenpfahl. Dann stieß er auf einmal auf dieses Geräusch, es kam aus einer dunklen Gasse. Er war viel zu anständig erzogen, um es einfach zu ignorieren. Langsam betrat Giles die dunkle Gasse. Er konnte nicht viel erkennen, aber da war etwas, ganz sicher. Er folgte dem Laut, den er gehört hatte, dem Laut, den ein Mensch macht, wenn ihm eine Hand auf den Mund gedrückt wird. Da war ein junger Mann, wahrscheinlich Student. Er stand mit dem Rücken zur Wand. Eine hübsche Frau stand vor ihm, den Kopf zur Seite geneigt. Sie saugte an seinem Hals. Sie hatte volles lockiges Haar und trug ein aufreizend knappes rotes Kleid, darunter rote Strapse und Stilletten. Außerdem reichlich Make up, soweit er das beurteilen konnte. Wie oft hatte ihm sein Vater schon von den Wesen der Nacht erzählt, doch nie war er wahrhaftig einem begegnet. Außer einmal, als ihn Ethan in einen Schuppen mitnahm, indem Menschen dafür bezahlten, sich von Vampiren das Blut aussaugen zu lassen. Aber das zählte nicht, da die Vampire dort eher harmlos waren. Er überlegte kurz, was er über diese Wesen wusste, was ihm helfen würde. Dann wurde es ihm klar. Er wusste alles über sie. Einen Pflock, das war es, was er brauchte, einen Holzpflock. Er sah sich um, da stand eine zerbeulte Mülltonne. Er machte den Deckel auf und sah hinein. Nichts außer stinkendem Abfall, stellte er fest. Plötzlich vernahm er ein unheilvolles Fauchen. Der Vampir hatte ihn entdeckt. Mit gebleckten Zähnen kam sie auf ihn zu. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ihr Opfer zu Boden sank. Panik überkam ihn. Er fürchtete, sich übernommen zu haben. Sein Vater hatte ihm alles beigebracht, was er wissen musste, aber er hatte ihn auch vor diesen Kreaturen gewarnt. Er sah keinen Fluchtweg. Das Monster stieß ihn gegen die Wand. Unter dem Make Up, war ein wunderschönes Gesicht. Wie aus Porzellan. Er konnte verstehen, warum ein Vampir dieses Gesicht für die Ewigkeit erhalten wollte. Dennoch war es grausam, diesem Mädchen so etwas anzutun, sie war doch höchstens 16 gewesen. Sie war zu stark, er konnte sich einfach nicht gegen sie wehren. Sie hatte schon fast ihre Zähne in seinen Hals gerammt, als er die Mülltonne zu greifen bekam. Er schlug sie ihr über den schönen Schädel. Sie wich zurück. Er schlug erneut zu, doch diesmal war sie vorbereitet. Sie schlug ihm das Ding aus der Hand. Für einen kurzen Augenblick wurde sie von dem Stöhnen ihres zu Bewusstsein kommenden Opfers abgelenkt. Giles nutze dies, um ihr in den Rücken zu springen und sie so in eine andere Ecke zu befördern. Sirenen heulten auf, nicht weit entfernt. Die Vampirfrau sah sich noch einmal um, dann verschwand sie. Giles half dem Studenten auf. Er hielt sich den Hals.
„War das ein?“ fragte er, aber Giles sagte nichts. „Gibt es den niemanden, der etwas gegen diese Wesen unternimmt?“

Es ist Ethan gelungen, ihren Verfolger abzuhängen.
„Schön, dich wieder zu sehen – Ripper.“
„Kann ich nicht gerade sagen.“ Giles fliegt bei dem Tempo, das sein alter Freund drauf hat, auf dem Rücksitz hin und her. Er fährt immer noch viel zu schnell. Giles hat bei diesem Tempo keine Chance, etwas zu unternehmen. Sie biegen auf eine Einfahrt ein. Das Gelände ist ohne Probleme sofort als Schrottplatz zu erkennen. Oder hier hat jemand lange nicht mehr aufgeräumt. Ethan stellt den Wagen auf einem kleinen Platz in der Mitte ab und steigt aus. Er winkt Giles zu, der versucht, aus dem Auto zu kommen, aber es geht nicht. Ethan läuft davon. Giles legt sich auf die Rückbank und tritt mit voller Wucht gegen die Tür, doch sie geht einfach nicht auf. Ein lauter Knall, lässt ihn zusammenzucken. Das ganze Auto hat kurz gebebt. Nun bewegt es sich, allerdings nach oben. Giles vermutet, dass er an einem Magneten hängt, der an einem Kran befestigt ist. Und es ist nicht schwer zu erraten, wer den Kran steuert.
Das Auto, indem Giles sitzt, schwebt bereits drei, vier Meter über dem Erdboden, und ihm wird ziemlich mulmig. Ein flaues Gefühl macht sich in seinem Magen breit. Plötzlich klingelt ein Handy. Giles wundert sich, da er doch gar keines besitzt. Er greift unter den Sitz und tatsächlich, findet er dort etwas, dass unter dem Sitz festgeklebt wurde. Er entfernt das Klebeband und ergreift das Handy. Er zögert einen Augenblick, doch dann wird ihm klar, dass ungewöhnliche Situationen, ungewöhnliche Mittel erfordern. Widerwillig, drückt er den Hörerknopf.
„Können wir reden?“ Ethans Stimme erklingt aus dem Gerät.
„Nein.“ antwortet Giles. „Oder warte. Lass mich runter, und ich lasse meine Faust sprechen, wie wäre das?“
Mit einem lauten Knall, fällt das Taxi herunter. Und landet in einer Schrottpresse. Die Hydraulik geht an, und die Wände beginnen, sich zu bewegen. Nichts für Klaustrophobbiker. Erneut versucht Giles, aus dem Auto zu kommen. Er klettert auf den Vordersitz und probiert es mit der Tür, aber sie geht nicht auf. Inzwischen würde es ihm auch nichts mehr nutzen. Die Wände drücken sich gegen die Seiten des Autos, und überall beginnt es zu knacken und zu knirschen. Die Wände und die Decke bewegen sich. Sämtliche Glasfenster zerspringen. Doch Giles kann trotzdem nicht heraus. Er hofft, dass er über das Dach fliehen kann, sobald es so verbogen ist, dass es einreist. Sofern er dann noch am Leben ist, was unwahrscheinlich erscheint. Das Handy klingelt erneut. In dieser Situation, ist wohl kaum Zeit für so etwas, aber Giles möchte sich ein letztes bißchen Würde bewahren und lässt Ethan zappeln. Es klingelt dreimal. Das muss reichen. Er nimmt ab.
„Können wir jetzt reden?“ fragt Ethan, mit einem hämischem Lachen. Aber Giles bleibt stur.
„Hol mich hier raus, bevor ich dir den Hals…“ Ethan hat aufgelegt. Die Presse quetscht das Auto, indem Giles sitzt, immer weiter zusammen. Giles muss sich in der Mitte des Fahrzeuges verschanzen, um nicht selbst zerquetscht zu werden. Immer näher, kommen die Teile des Taxis. Obwohl er auf dem Boden liegt, ist die Decke nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, und die Seitenteile, spürt er längst. Eine Verstrebung der C Säule, bohrt sich langsam in seine Rippen. Er hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als er ein Geräusch vernimmt. Das Handy klingelt erneut. Diesmal beeilt sich Giles, um gleich abzunehmen.
„Wie steht es jetzt mit reden?“ Ethan lässt nicht locker. Aber Giles versucht, cool zu bleiben. Oder zumindest tut er so, als würde es ihn kalt lassen.
„Mir ist eigentlich gerade nicht nach Reden zumute. Aber was soll’s. Rede. Aber beeil dich, nach meiner Schätzung bleiben mir noch etwa 5 Sekunden, bis ich so platt bin wie ein Pfannkuchen.“ Die Wände der Presse werden immer lauter, dann halten sie an. Das Auto wird nicht weiter zerquetscht. Und auch Giles bleibt noch etwas Zeit. Es ist ziemlich unbequem, aber er lebt.
„Das letzte Mal, als wir uns begegnet sind, hast du mich wegsperren lassen. Das war nicht sehr nett.“ Ethan klingt verärgert. Aber, jedoch hat Giles die passende Antwort parat.
„Ich fand es lustig.“ Die Hydraulik springt wieder an, doch bevor sich die Wände in Bewegung setzen, verstummt sie auch schon wieder. Offenbar will Ethan kein Risiko eingehen und Giles zermalmen, bevor er nicht mit ihm geredet hat. „Ich hätte mir denken können, dass dich so etwas nicht lange aufhalten würde.“ fährt Giles fort. „Was willst du?“
„Die von der Regierung, der Amerikanischen. Irgendwas ist da vorgefallen. Veränderungen in der Führungsspitze, Machtwechsel und neue Anführer. Irgendwann wussten sie nichts mehr, mit mir anzufangen. Ich war so geheim, dass sie gar nicht mehr wussten, warum sie mich eingesperrt hatten. Eines Tages tauchte diese Frau auf. Eine Wissenschaftlerin. Sie war fasziniert von dem Okkulten. So sehr, dass sie meine Verlegung veranlasste. Ich kam in ein Labor, wo ich ihr bei ein paar Projekten half. Nichts schlimmes, Forschungen halt. Wie funktionieren Dämonen, gibt es Magie wirklich, sind Boxkämpfe manipuliert und bleibt im Kühlschrank das Licht an, wenn die Tür zu ist? All das mystische Zeug eben.“
„Komm zur Sache!“ drängt Giles.
„Immer locker, man. Da war dieser Dämon, er tauchte da auf und half mir, zu fliehen. Aber er wollte eine Gegenleistung dafür. Da ist dieses Mädchen, Sophia. Sie sollte ich für ihn entführen. Ich weiß nicht wieso. Aber ich tat es. Und nun ist dieser Dämon, nun ja...“ Ethan gerät ins Stocken, und Giles beendet den Satz für ihn.
„Hinter dir her. Erste Regel bei Attentaten, töte den Attentäter. Und was willst du jetzt von mir? Du willst mich doch nicht etwa um Hilfe bitten?“ Die Wände bewegen sich nach außen, und Giles kann sich langsam wieder bewegen. Erleichtert beginnt er mit tiefen Atemzügen.
„Was ist nun?“ fragt Ethan. „Hilfst du einem alten Freund aus der Patsche?“
„Nein. Aber ich verspreche dir, dich nicht zu töten, wenn du mich hier raus lässt.“ Giles streckt seine verspannten Glieder und untersucht seine angeschlagene Brust. „Jedenfalls nicht sofort.“ fügt er hinzu. Das reicht Ethan. Er lässt die Wände ganz auseinandergehen und befreit dann Giles mit Hilfe einer Brechstange aus seiner misslichen Lage. Sofort, als Giles wieder in Freiheit ist, geht er seinem alten Freund an die Gurgel.
„Was sollte das?“
„Kannst du keinen Spaß mehr ab – Ripper?“ Giles lässt von ihm ab und richtet seine Kleidung.
„Und was tun wir jetzt?“ fragt Ethan. Giles schaut ihn böse an.
„Wir tun gar nichts, du hast schon genug angerichtet. Sag mir, wo du das Mädchen hingebracht hast?“
„Ich hab mich mit den Leuten des Dämons in der Kanalisation, unterhalb der Towerbridge getroffen. Sie haben sie weggebracht.“ Giles ist nicht gerade begeistert, das zu hören. „Aber nachdem sie vergeblich versuchten, mich zu töten, und ich ihnen entkam, hab ich sie beschattet. Sie sind in einen Lieferwagen gestiegen. Am nächsten Abend, besuchte der Dämon einen alten Freund von dir. Timothy Moore. Er wollte etwas von ihm, als er es nicht bekam, riss er ihm den Kopf ab.“ Timothy war vom Rat, denkt Giles. Sofern Ethan dies nicht bereits weiß, ist es nicht nötig, ihm diese Information mitzuteilen. Ethan schwört, dass er nicht weiß, wo sie das Mädchen hingebracht haben.
„Als der Dämon und seine Kumpane, den Lieferwagen verließen, hab ich nachgesehen, sie war weg.“ Giles fordert Ethan auf, im Haus von Trevors zu warten. Erleichtert, dass sich Giles nun der Sache annimmt, willigt Ethan ein und macht sich auf den Weg. Giles steigt in den Bus und fährt in die Stadt. Es wird Zeit für einen Theaterbesuch.

Willow sitzt mit Xander, Dawn, Kennedy und Vi in ihrem Büro. Sie erzählt ihnen gerade, dass sie etwas gefunden hat, das ihnen weiter helfen könnte, als Smith herein kommt. Sie sieht geknickt aus. Mit gesenktem Haupt, setzt sie zu einer Entschuldigung an. Willow bemerkt, wie schwer es ihr fällt und ist gnädig. Sie fällt Smith ins Wort und beginnt mit ihren Erläuterungen. Erleichtert setzt sich Smith zu ihnen. Willow erklärt, dass es sich um Dämonenratten handelt, die von jemandem herauf beschworen wurden. Dieser jemand steuert die Ratten auch, gibt ihnen Anweisungen. Ihn müssen sie finden. Und dann das zerstören, was auch immer er dazu verwendet, um die Ratten zu lenken.
„Wir suchen also nach einem Dämonenbeschwörer?“ fragt Xander mit eindeutigem Unterton.
„Du meinst doch nicht, das Andrew...?“ fragt Dawn.
„Warum nicht.“ meint Xander. „Er wird nicht müde, zu betonen, dass er ein ganz übler Bösewicht ist.“ Dawn scheint richtig sauer zu werden.
„Aber das meint er doch nicht ernst.“ Bevor die beiden anfangen, sich zu streiten, geht Willow dazwischen.
„Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen und erst einmal mit ihm reden. Wo ist er überhaupt?“ Niemand weiß es, und so beginnt man sofort mit der Suche. Smith schaut Willow böse an.
„Was ist?“ fragt Willow.
„Ach nichts. Ich werde nicht fragen, warum Sie so einen mit hierher nehmen und freien Zugang zu Mädchen gewähren. Das werde ich nicht tun.“ Sie grinst und sucht weiter nach ihm.

Xander konzentriert sich bei der Suche auf den Keller. Er vermutet, dass Andrew solche Orte mag. Immerhin hat er seinen besten Freund in einem Keller ermordet. Okay, vielleicht war das doch kein so guter Plan. Er will gerade wieder nach oben gehen, als er etwas aus einer Ecke hört. Vorsichtig schleicht er sich an und entdeckt Andrew tatsächlich unter einem Tisch. Er hat eine Decke darüber gelegt und liest, mit einer Taschenlampe ausgestattet, Comics.
„Was soll das hier?“ fragt Xander skeptisch.
„Das ist mein Fort.“ antwortet Andrew. „Hierhin kann ich alleine sein, wenn ich meine Ruhe will. Was willst du hier?“ Xander sieht sich kurz um, kann aber bisher nichts Verdächtiges entdecken.
„Die suchen alle nach dir. Sie glauben, du hast die Dämonenratten…“ er beginnt immer langsamer zu reden, als er plötzlich ein Buch entdeckt. Es sieht aus wie eines von Giles. Es ist ein Buch über das Heraufbeschwören von Dämonen. Andrew springt überrascht auf und stößt sich den Kopf an der Tischplatte.
„Es ist nicht so, wie du denkst.“
„Ach so, wie ist es denn dann?“ Xander presst wütend die Arme in die Seite. Von oben ertönt Willows Stimme.
„Xander, hast du was gefunden?“ Er antwortet ihr nicht.
„Lass mich gehen.“ fleht Andrew. „Und ich werde denjenigen finden, der dahinter steckt. Bitte!“ Xanders Gesichtsausdruck wird finster. Er packt Andrew am Kragen. Dann ruft er Willow etwas zu:
„Nein, hier unten ist nichts.“ Dann wendet er sich wieder an den erleichterten Andrew. „Ich gebe dir 6 Stunden, mehr nicht!“ Er lässt ihn los, und Andrew verschwindet durch das Tor in die Kanalisation.

Giles betritt ein schäbiges altes Theater. Es ist nicht sehr groß, und die Vorstellung, die gerade läuft, ist nicht nur nicht gut, sie ist auch nicht gut besucht. Giles geht zum Tresen und bestellt ein englisches Bier. Während er darauf wartet, beobachtet er die Show, die auf der kleinen Bühne läuft. Ein paar Männer tanzen in Lederklamotten und Strapsen herum und singen dazu. Als ihm sein Bier gebracht wird, fragt er den Barkeeper nach Sophia. Der Mann verweist ihn auf den Eigentümer. Giles nimmt sein Bier und geht zu dem Mann, der ihm gezeigt wurde, hinüber. Er sitzt auf einem der Theaterplätze und schaut sich die Show an. Er sieht aus wie ein heruntergekommener Anwalt oder so etwas, aber nicht wie der Besitzer eines Nachtclubs mit Theaterbühne. Giles setzt sich neben ihn und fragt ihn über Sophia aus. Der Mann wird unruhig.
„Ich weiß nicht, wo sie ist.“ sagt er sofort, ohne dass ihn Giles danach gefragt hat.
„Warum sind Sie dann so nervös?“ möchte Giles wissen.
„Na, weil sie verschwunden ist. Sie hat für mich gearbeitet, und jetzt ist sie ohne eine Spur abgehauen. Sie hat nicht mal ihren Spind geräumt oder den Lohn abgeholt.“
„Versuchen Sie bitte, sich zu erinnern. Hat sie jemals etwas erwähnt, das ihr Verschwinden erklären könnte?“ Der Mann, der wohl Rick heißt , da ihm das Etablissement gehört, überlegt einen Augenblick.
„Ja, da war was. Sie redete von einem Haufen Leute, die bei einer Explosion in der Stadt, vor ein paar Monaten ums Leben kamen. Es schien fast so, als glaube sie, die nächste zu sein.“ Giles bedankt sich bei ihm für den Hinweis und geht wieder. Die Brücke ist nicht weit entfernt, und Giles überlegt einen Moment, ob er hinab steigen soll in die Kanalisation. Aber dann verwirft er den Plan wieder. Da unten wird er sicher nichts finden. Es war nur der Übergabeort. Er geht wieder zur Haltestelle und steigt in den nächsten Bus. Das erscheint ihm nach seiner Bekanntschaft mit der Schrottpresse sicherer zu sein.
Der Bus hält vor dem Museum, und Giles steigt aus. Er hofft, dass Henry noch hier ist. Er geht um das Gebäude herum, zum Seiteneingang. Er führt direkt zum Büro. Er ist ziemlich versteckt, aber Giles kennt ihn noch von damals, als er hier der Chef war. Als er näher kommt, hört er Kampfgeräusche. Er erhöht sein Tempo und sieht durch ein kleines Fenster, wie Henry in seinem Büro von einem großen Dämon attackiert wird. Das Wesen ist mindestens zwei Meter groß und sehr muskulös. Es hat schuppige grüne Haut und wirkt sonst wie ein normaler 0815 Dämon. Giles tritt die Tür ein. Als er hereinstürmt, bemerkt er die zwei Vampire, die er durch das Fenster nicht sehen konnte. Er nutzt dennoch die Überraschung der beiden aus, um den einen gegen den Dämon zu schleudern. Der Dämon lässt den schwer keuchenden Henry los. Der Vampir fällt zu Boden. Der andere packt Giles und stößt ihn gegen den Schreibtisch. Er versucht, ihn zu beißen. Entsetzt stellt Giles fest, dass er nun schon zum zweiten Mal in dieser Nacht in Lebensgefahr schwebt. Da entdeckt er ein etwa 30 cm langes Lineal auf dem Schreibtisch. Es ist aus Holz und eignet sich bestens zum Pfählen. Er nimmt all seine Kraft zusammen, um den Vampir abzuschütteln. Dann ergreift er das Lineal und rammt es seinem überraschten Gegner ins Herz. Als er sich umsieht, sind der andere Vampir und der Dämon verschwunden. Hastig bückt er sich zu Henry runter.
„Was wollten sie von dir?“ fragt er den Sterbenden.
„Du weißt, was sie wollten. Trevors Vermächtnis. Sein Manuskript, über das Wissen des Rates. All die Dinge, über die niemand Bescheid wissen darf. Egal, ob Gut oder Böse.“ Dann stirbt Henry in Giles Armen.
Nun ergibt das Ganze einen Sinn. Der Dämon ist hinter den Aufzeichnungen her. Sie enthalten die übelsten Zauber, Anweisungen für die dunkelsten Rituale, Standorte von mächtigen Dämonen oder Karten, die zu Verstecken führen, an denen unbesiegbar machende Waffen versteckt sind oder Bücher mit noch mehr Wissen. Henry hatte Recht. Dieses Wissen darf niemand besitzen. Soweit Giles weiß, ist Henry die einzige Person, mal abgesehen von ihm selbst, die über den Aufenthaltsort des Manuskripts Bescheid weiß. Darüber, wer noch von dem Versteck weiß, macht sich Giles weniger Sorgen. Was ihm mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, wer darüber Bescheid wissen will. Der Dämon ist es sicher nicht. Er hat ganz bestimmt einen Auftraggeber. Nur wen. In Gedanken geht Giles alle Verdächtigen durch. Als erstes fällt ihm Ethan ein. Er ist bösartig und verschlagen. Dass er Giles um Hilfe gebeten hat, könnte einer seiner üblen Tricks gewesen sein. Aber Giles will alles berücksichtigen und geht die weiteren Kandidaten durch. Sophia ist vermutlich nur ein zufälliges Opfer. Der Boss des Dämons glaubte, dass sie als Verwandte von Trevors von dem Versteck wüsste. Aber sie wusste wahrscheinlich nicht mal von der Existenz des Buches. Duncan stand zwar jahrelang im Dienste des Rates, aber einen besonders hohen Rang, konnte er nie erreichen. Vielleicht ist er deshalb unzufrieden. Unklar ist auch, was zwischen Jessica Berman und Quentin Travors vorgefallen war. Könnte es Grund genug sein, dass sie zur Verräterin wird? Karen ist eiskalt und undurchschaubar. Ihr ist es absolut zuzutrauen. Und auch Weatherby und Olsen sind heiße Favoriten. Wer auch immer es ist, Giles muss zurück zu Quentins Haus und das Manuskript in Sicherheit bringen. Er weiß nicht, ob Henry geplaudert hat, und nun kann er es ihm nicht mehr sagen. Giles will weiter gehen, als ihm in der Dunkelheit eine leuchtende Gestalt entgegenkommt. Giles macht sich bereits auf einen Angriff gefasst, als er die Gestalt erkennt. Es ist Althenea. Sie gehört zum Hexenzirkel. Sie erzählt ihm, dass die Hexen die dunkle Macht des Dämons gespürt haben und wissen, was er plant. Sie bittet Giles darum, das Manuskript aufzuspüren und zu ihnen zu bringen. Sie sagt, dass sie es nicht selbst tun kann, weil es ihr untersagt ist, das Buch auch nur zu berühren. Sie darf Giles auch nicht dabei helfen, das Buch sicher zu ihnen zu bringen. Er ist weiterhin auf sich selbst gestellt. Sie kann ihm nur den Rat geben, sich zu beeilen. Dann ist sie auch schon wieder verschwunden. Giles steigt in den Bus, der ihn raus zu Quentins Haus bringen soll. Es wird bald hell werden.

Andrew irrt orientierungslos über einen Friedhof. Es ist unheimlich hier, und er verspürt eine eigenartige Furcht. Nachdem ihn Xander vor zwei Stunden laufen lies, nahm er einen der Ausgänge aus der Kanalisation und landete hier. Ein stinkender, ekliger und zudem noch uralter Friedhof, mitten im Wald. Wer tut denn so was? Der Friedhof scheint riesig zu sein. Seit mindestens einer Stunde, sucht Andrew nun schon nach einem Ausgang. Aber immer wieder taucht so ein Grabstein oder eine Gruft vor ihm auf. Er ist kurz davor, sich zu ergeben. Die anderen werden ihm schon glauben, dass er unschuldig ist. Immerhin hat er ihnen öfter geholfen. Aber vielleicht glauben sie ihm auch nicht? Er ist erschöpft und will sich setzen. Er nimmt auf einem der Grabsteine Platz, als sich plötzlich der Boden unter seinen Füßen bewegt. Ängstlich hebt er die Füße hoch und zieht sie an den Körper. Eine Platte am Boden öffnet sich, und es kommt jemand heraus. Die beiden sehen sich an und schreien dann gleichzeitig entsetzt aus:
„Bruder?“

Sunnydale 1992
In dem kargen alten Haus, sitzt ein kleiner Junge, gerade erst neun Jahre alt vor dem Sofa auf dem Fußboden. Er ist umgeben von Pappschachteln, verkrusteten Tellern, Chipstüten und anderem Müll. Gebannt starrt er auf den Fernseher. Es läuft gerade Star Trek, als sich die Haustür öffnet.
„Heute war eine Frau im Schuhladen, die war so Fett, ich musste eine Überstunde einlegen um sie wieder aus den Pumps zu hieven.“ Eine unattraktive Frau Anfang vierzig, kommt aus der Küche.
„Ich habe da angerufen, aber es ging niemand ran.“ sagt sie vorsichtig.
„Na weil ich mit dem Walroß beschäftigt war. Und nun mach mir was zu essen du wertloser Irrtum meiner Jugend.“ Bedrückt kehrt die Frau in die Küche zurück. Ihr Mann lässt seine Arbeitstasche fallen und lässt sich sofort auf dem Sofa nieder. Stöhnend legt er die Füße auf den Tisch, rülpst einmal und lässt dann auch noch einen fahren. Er greift zur Fernbedienung und schaltet den Sportkanal an. Die andere Hand steckt er genüsslich in seine Hose. Der Junge der neben ihm auf dem Boden sitzt richtet sich auf.
„Ich wollte das sehen.“ meint er.
„Hast du was gesagt?“ fragt ihn sein Vater wütend. Ängstlich zieht sich der Junge zurück.
„Warum bist du bloß so ein mieser Versager geworden? Was habe ich verbrochen um gleich zwei solche Taugenichtse zu verdienen?“ Dem Jungen kullern Tränen über die Wangen.
„Jetzt heult er auch noch. Gott was für ein Weichei. Wenn du jetzt auch noch Schwul wirst, kannst du dir gleich ein neues zuhause suchen.“ Heulend rennt er aus dem Zimmer. Die Mutter kommt mit dem Essen aus der Küche.
„Dafür dass du diese zwei Schlappschwänze in die Welt gesetzt hast, sollte man dir rund um die Uhr die Fresse polieren.“ Er nimmt sich das Essen und stopft es in sich rein.
„Die Schule hat angerufen, offenbar hat Andrew schon wieder in die Hose gemacht.“ sagt sie ängstlich.
„Ich will das sehen.“ schimpft ihr man. Eingeschüchtert, zieht sie sich in die Küche zurück. Der Topf mit dem Chilli knallt neben ihr gegen die Wand.
„Was soll das sein? Willst du mich vergiften? Wozu gehe ich überhaupt arbeiten?“

Andrew öffnet die Tür zum Keller um sich in sein Fort zurückzuziehen, das er sich dort gebaut hat. Hier findet er die ruhe um seine Comics zu lesen. Doch diesmal wird sein Rückzug vor dem Brutalen Vater von seinem Bruder unterbrochen. Tucker bastelt im Keller an einem seltsamen Objekt herum.
„Was tust du?“ fragt ihn Andrew.
„Das geht dich nichts an, Hosenscheißer.“
„Das bin ich nicht.“ schreit Andrew wütend und geht auf seinen Bruder los. Tucker schupst ihn problemlos zur Seite und Andrew beginnt erneut zu heulen. „Das sage ich Mom.“
„Und die tut dann was? Wach endlich auf Kleiner. Du bist in der Hölle, niemand liebt dich niemand will dich. Du bist Dreck.“
„Du aber auch.“
„Ich weiß, aber ich mache das Beste daraus. Das solltest du auch tun.“ Er wirft ihm ein Buch vor die Füße. „Hier, das brauche ich jetzt nicht mehr.“ Andrew hebt das Buch mit dem Titel: Dämonenbeschwören leichtgemacht, auf.

Tucker versucht, etwas in seiner Tragetasche zu verstecken, fast so, als befürchte er, dass Andrew es ihm wegnehmen wolle.
„Was tust du hier?“ fragt er.
„Dasselbe könnte ich dich fragen.“ meint Andrew. Auf Drängen seines älteren Bruders, erzählt ihm Andrew, dass es da ein paar Leute gibt, die nach ihm suchen. Tucker bietet ihm an, ihm zu helfen, wenn Andrew dafür für ihn arbeitet. Andrew weiß ,dass sein Bruder kein sehr guter Mensch ist. Aber trotzdem ist er immer noch sein Bruder. Er nimmt das Angebot an.
„Ich habe da einen ganz großen Coup gelandet.“ erzählt Tucker. „Im Knast, in den mich diese Schlampe Buffy Summers gesteckt hat, wegen der Sache mit den Höllenhunden auf der Abschlussfeier, weißt du noch?“ Die beiden lachen. „Da war dieser Halbdämon. Er hat mir von diesem Ort hier erzählt. Und davon.“ Er greift in seine Tasche und holt eine Holzflöte heraus. „Weißt du, was das ist?“
„Ein Musikinstrument, glaube ich.“ Tucker sieht ihn ungläubig an. „So eine wird häufig zum Dämonen herbeirufen verwendet.“ gibt Andrew zu.
„Damit kann man Umprat Dämonen heraufbeschwören. Riesige eklige Ratten sind das.“
„Du warst das also.“ murmelt Andrew.
„Vor ein paar Tagen habe ich die Flöte hier gefunden. Leider kann ich diese Viecher nicht kontrollieren.“ Tucker steckt die Flöte wieder weg. „Irgendwo hier ist die Anleitung versteckt. Wenn du mir suchen hilfst, helfe ich dir, von hier abzuhauen.“
„Ich verstehe. Du willst nur deine blöden Ratten steuern und hast keine Lust, alleine nach der Anleitung zu suchen.“
„Hey, warum regst du dich so auf? Wir sind doch Brüder. Glaubst du etwa, ich würde dich im Stich lassen?“ Plötzlich steht Andrew vor der Entscheidung, zwischen seinem Bruder und seinen neuen Freunden zu wählen. Zwischen den guten und den bösen Leuten. Er hat zwar Bedenken, hilft aber trotzdem erst mal seinem Bruder bei der Suche. Hinterher sehen wir weiter.

Als Giles das Haus von Quentin betritt, erwartet er, auf die Haushälterin zu treffen, aber sie ist wohl schon wieder nach Hause gegangen. Er geht nach oben ins Büro. Als er die Tür öffnen will, trifft er auf einen Widerstand. Er drückt kräftiger dagegen und schiebt die Bücher, die den Weg versperrten, zur Seite. Überall in dem Raum sind Bücher verstreut. Es sieht fast so aus, als hätten sie sämtliche Regale ausgeräumt. Es gibt keine Spur von Ethan. Giles sieht sofort in dem Versteck nach, aber das Manuskript ist nicht mehr da. Wer immer auch dahinter steckt, er hat es gefunden. Wütend tritt Giles gegen den Schreibtisch, als ihm auffällt, dass an einer Stelle keine Bücher liegen. Etwas klebt auf dem Boden, er beugt sich nach unten, um nach zu sehen, was es ist. Es ist Blut. Jemand hat hier gesessen. Möglicherweise Ethan. Vielleicht aber auch Sophia oder die Haushälterin. Oder jemand ganz anderes. Giles will gerade gehen, als er ein paar Kratzer in dem Tisch entdeckt. Eine verbogene Büroklammer liegt daneben. Während der Dämon nach dem einen Buch gesucht hat, hat hier jemand eine Nachricht hinterlassen. Sieht aus wie ein R. Möglicherweise ein H, und das könnte ein P sein, und der letzte Buchstabe ist ein S. Aber es ist nicht sicher, ob der Hinweisgeber mit seiner Botschaft fertig geworden ist. Giles überlegt, was die Buchstaben bedeuten könnten, als es ihm plötzlich klar wird. Er läuft aus dem Haus und rauf auf das alte Motorrad von Quentin, das er in einem Schuppen gesehen hat.
Einige Zeit später, erreicht Giles die Stadt. Es ist fast Mittag, als er vor dem Werbeplakat steht. >Besuchen Sie die Vorstellung. Jeden Abend, die Rocky Horror Picture Show< Darüber klebt ein Hinweis. >Ab sofort keine Vorstellungen mehr. Bereits erworbene Karten werden nicht erstattet< Jetzt weiß er, was RHPS bedeutet. Aber wer hat ihm diese Nachricht zukommen lassen, und was soll sie bedeuten? Das Theater ist verschlossen, und Giles begibt sich zum Hintereingang. Rick lädt gerade einige private Dinge in sein Auto. Wieso kommt Giles bloß der Gedanke, er könnte etwas damit zu tun haben? Der Motor des Wagens läuft, er hat es eilig. Giles überlegt noch, wie er aus Rick rausbekommen soll, was er weiß. Da wird er auch schon entdeckt. Giles macht sich darauf gefasst, dass Rick versucht, zu fliehen, doch der denkt gar nicht daran. Er hat keine Angst vor dem Wächter. Er fragt Giles, ob er der Ripper sei?
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ethan hat vor ein paar Stunden angerufen.“
„Sie kennen ihn?“
„Ich hab ihm Informationen über Sophia beschafft. Er hat versprochen, dass sie ihr nichts tun würden. Der Laden läuft nicht sehr gut und Ich brauchte das Geld.“ Die alte Leier. Wenn Giles für jedes mal, wenn er den Spruch gehört hat, einen Dollar bekommen hätte, wäre er jetzt zwar nicht reich, aber fast. Giles fragt sich immer noch, warum ihn Ethan hierher gelockt hat?
„Ich soll Ihnen das hier geben.“ Rick reicht ihm das Manuskript von Trevors. Jetzt weiß er den Grund.
„Wir müssen von hier verschwinden, bevor es uns findet.“
„Was für ein Es?“ Die Mauer neben ihnen bricht in lauter kleine Brocken zusammen, und der grünhäutige Dämon, der Henry getötet hat, kommt zum Vorschein. Er ist direkt durch die Wand hindurch gegangen.
„Das!“ meint Giles.
„Benutzt der denn keine Tür?“ witzelt Rick. Der Dämon ergreift den Theaterbesitzer und bricht ihm vor den Augen von Giles das Genick. Dann entdeckt er das Buch in seiner Hand. Schnell springt Giles über die Motorhaube in das Auto. Es ist ein schöner alter Jaguar, mit ordentlichen PS unter der Haube. Die Sitze und die Würfel am Rückspiegel sehen nach Zuhälter aus. Der Dämon packt die Beifahrertür und reißt sie heraus. Giles legt einen Gang ein und gibt Vollgas. Der Dämon hängt halb in dem Wagen und wird mitgeschleift. Giles hält es für einen guten Zeitpunkt, um Fragen zu stellen.
„Für wen arbeitest du?“ Aber der Dämon grunzt nur. Dann beginnt er mit seinen Füßen, die aus dem Auto hängen, zu bremsen. Giles verliert die Kontrolle über das Fahrzeug und knallt gegen eine Mauer.

Andrew und sein Bruder suchen nun schon seit Stunden nach den Anweisungen, wie man die Flöte bedient und so die Ratten steuert, doch bisher ohne Erfolg. Andrew glaubt schon nicht mehr daran, dass sie noch etwas finden, als er etwas an einer Leiche entdeckt. Er hatte den Sarg geöffnet und durchsucht aber zuerst nichts entdeckt. Doch nun fällt ihm auf, dass einer der Knochen, viel weißer ist als die anderen. Als er ihn näher untersucht, stellt er fest, dass er aus Porzellan ist. Tucker ist am anderen Ende der Gruft. Er wird nicht merken, was vor sich geht. Andrew wirft das Porzellan Stück zu Boden. Tucker dreht sich um.
„Es ist nichts.“ lügt Andrew. „Such weiter!“ Andrew untersucht die Trümmer, und da ist sie. Die Anleitung. Doch plötzlich steht Tucker hinter ihm. Er muss geahnt haben, dass Andrew ihn angelogen hat.
„Du wolltest meine Tierchen wohl für dich haben. Das war schon so, als wir noch Kinder waren. Immer hast du mir alles weggenommen!“
“Hab ich gar nicht.“ Andrew schmollt. „Und du konntest noch nie teilen!“
„Kann ich auch nicht!“ Tucker holt die Flöte heraus und beginnt damit, zu spielen. Nach Anleitung natürlich. Blitzartig füllt sich der Raum mit Dämonenratten.
Ich kann nur hoffen, dass die anderen mich noch suchen, denkt Andrew, während er sich ein sicheres Plätzchen sucht.

„Ich kann nur hoffen, dass er hier irgendwo ist.“ meint Willow, während sie mit den anderen den Friedhof absucht.
„Ich kann nicht glauben, dass Sie ihn entkommen ließen.“ rügt Mrs. Smith Xander.
„Lassen Sie ihn in Ruhe!“ beschwert sich Dawn. „Andrew ist unschuldig, er hat nichts mit den Ratten zu tun.“ Smith grinst, als sie Andrew und Tucker aus einer Gruft kommen sehen, mit ein paar Tausend Dämonenratten im Schlepptau.
„Was hast du gesagt?“ fragt sie Dawn hämisch.
„Dafür gibt es ganz sicher eine Erklärung – hoffe ich.“
„Tucker hat die Dämonen heraufbeschworen.“ Nachdem ihnen Andrew zugerufen hat, hält ihm Tucker den Mund zu. Die beiden stehen vor einem Abgrund, und Tucker droht Andrew dort hinunterzustoßen, wenn die anderen nicht abhauen. Dawn grinst nun Smith an.
„Sehen Sie, wie ich gesagt habe.“ Xander schlägt vor, dass er mit Tucker verhandelt. Er geht etwas näher heran, und Tucker warnt ihn, dass er die Ratten auf ihn los lässt, wenn er noch näher kommt.
„Schon klar! Ich wollte dir auch nur sagen, wenn du Andrew wirklich umbringen willst, nur zu!“
„Waas?“ Andrew ist entsetzt und reißt sich los. Dabei gerät Tucker ins Straucheln. Er verliert das Gleichgewicht und droht, in die Tiefe zu stürzen. Andrew reicht ihm die Hand. Aber Tucker will sie nicht annehmen. Er hat Angst, dass ihm Andrew die Flöte klaut.
„Aber wir sind doch Brüder. Und nun gib mir das verdammte Ding.“
„Nein.“ Die beiden kämpfen, und dabei entreißt Andrew seinem Bruder die Anleitung. Aber er kann sie nicht festhalten, und sie fliegt den Abgrund hinunter in den See, der an dessen Fuße liegt. Tucker wird so sauer, dass er abstürzt. Andrew greift nach der Flöte und bekommt sie zu fassen. Tucker hängt noch immer daran, an einem 30 Meter hohen Abgrund. Xander und die anderen kommen dazu. Sie können problemlos an den Ratten vorbei gehen, die auf den nächsten Befehl warten. Kennedy packt Tucker und zieht ihn rauf. Er ist erstaunt über ihre Kraft. Andrew entreißt ihm die Flöte. Dann entschuldigt sich Smith bei ihm dafür, dass sie an ihm gezweifelt hat. Dann fragt sie, was sie mit den Ratten machen wollen. Andrew schlägt vor, die Flöte zu benutzen, jetzt wo sie, sie haben. Die anderen glauben, dass es keine so gute Idee sei, und auch Tucker meint, dass er sie ohne Anleitung nicht spielen könne. Andrew tut es trotzdem, und die Ratten setzen sich in Bewegung, genau auf sie zu. Die anderen weichen ängstlich zurück. Was hat Andrew vor?
Offenbar hat er den Ratten befohlen, von der Klippe zu springen. Denn genau das tun sie. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis alle Ratten in den Tod gesprungen sind. Smith fragt, was sie mit der Flöte machen wollen. Andrew sagt, er will sie behalten. Doch Kennedy nimmt sie ihm weg und zerbricht sie in zwei Teile, dann gibt sie ihm den Rest wieder.
„Klar kannst du sie behalten.“

Giles dröhnt der Schädel, als er in einer unterirdischen Höhle erwacht. Er ist mit den Händen auf dem Rücken gefesselt, und trotz des dürftigen Lichts der Kerzen, bemerkt er Ethan, der neben ihm liegt. Ebenfalls gefesselt.
„Ich hatte schon gedacht, du kämst gar nicht mehr zu dir.“ Ethan klingt nicht so besorgt, um Giles Gesundheit, wie es seine Worte vermuten lassen. „Du kriegst wohl oft eins über den Schädel?“
„Ich hatte eigentlich gehofft, diese Phase überwunden zu haben.“ Giles lächelt verschmitzt. Er sieht sich genauer um. Der Boden unter ihnen ist mit Sand bedeckt. Wie er am Ufer der Themse zu finden ist. Die Höhle, in der sie sich befinden, könnte vor Tausenden von Jahren entstanden sein, erschaffen von Wassermassen, die später wieder abliefen. In einiger Entfernung, sieht er einen Zugang zur Kanalisation. Offenbar ist ihr Versteck doch dort, wo sie sich mit Ethan getroffen hatten. Oder zumindest in der Nähe. Rechts von ihnen, steht der Dämon in einem Bannkreis. Vor ihm ist eine Frau an die Wand gekettet. Auch in dem Bannkreis, steht ein mit Bronze verzierter Reliquienschrein. Wie ihn Magier früher für ihre Rituale verwendet haben. Auf dem Schrein, liegt das aufgeschlagene Manuskript. In der Nähe steht eine Person, die ihr Gesicht unter einem langen Umhang versteckt. Die Person wirkt wie ein unbeteiligter Passant, ein Gaffer, der sich das Geschehen ansieht. Nur ein paar Schritte von Giles und Ethan entfernt, steht der Vampir, dem Giles schon im Museum begegnet war. Er ist ganz sicher dazu abgestellt worden, die beiden zu bewachen.
„Hat dir meine kleine Nachricht weiter geholfen?“ fragt Ethan.
„Ich bin doch hier, oder?“ Giles beachtet seinen Mitgefangenen kaum. Er konzentriert sich mehr darauf, was um ihn herum geschieht. Der Gaffer bewegt sich, er tritt in den Kreis und geht zum Schrein. Er spricht einige Ferse auf Aramäisch und schlägt wütend das Buch zu. Dann greift er unter seinen Mantel und holt einen Dolch hervor. Er ist ganz aus Glas und mit Diamanten besetzt. Der Gaffer reicht dem Dämon den Dolch. Dann dreht er sich zu Giles und Ethan um. Er lüftet die Kapuze, und man kann sein Gesicht erkennen. Es ist Weatherby. Im Hintergrund, schlitzt der Dämon der Frau den Bauch auf und lässt sie ausbluten.
„Und wann sind wir dran?“ fragt Giles Weatherby.
„Wenn ihr kooperiert dauert es vielleicht noch eine Weile und wird nicht so schmerzhaft, wie es sein wird, wenn ihr nicht mitspielt.“ Weatherby nimmt den Dolch vom Dämon zurück und steckt ihn wieder ein. „Ihr seid nur deshalb noch am Leben, weil ihr klug seid. Und das meine ich wörtlich. Ihr sprecht längst vergessene Sprachen und kennt euch mit Magie und dergleichen aus.“
„Ich rede nicht mit Ihnen.“ Ethan schaut Giles skeptisch an. Er denkt ,dass es der Mann, den er Ripper nennt, mit seinem Machogehabe doch ein wenig übertreibt.
„Ich schon, ich tu alles, was sie sagen.“ Giles schubst Ethan, damit er die Klappe hält. Dann flüstert er ihm etwas zu.
„Siehst du den Bannkreis? Für welchen Zauber wird er benötigt?“ Ethan schaut ihn sich an und überlegt eine Weile.
„Für einen Transformationszauber, schätze ich. Worauf willst du hinaus?“ Giles wendet sich wieder Weatherby zu.
„Ich rede nur mit ihrem Boss!“ Der Vampir dreht sich zu Giles um und schlägt ihm mit der Hand ins Gesicht. Giles wendet sich an den Dämon, der noch immer vor der gefesselten Frau steht. „Ich denke nur, wenn Sie etwas von mir wollen, dann habe ich es nach allem, was ich durchgemacht habe, verdient mit dem Chef persönlich zu reden. Das sind Sie mir schuldig!“ Der Dämon reagiert nicht. „Wenn es Ihnen wirklich so wichtig ist, was ich für Sie tun soll, dann müssen Sie sich schon mit mir auseinander setzen – Sophia!“

Der Dämon steht mit dem Rücken zu Giles und Ethan, als er beginnt, zu schrumpfen. Seine Hautfarbe verwandelt sich in ein blasses Rosa. Auf seinem Kopf beginnen die Haare zu sprießen, ein langer blonder Schopf hängt von dem Rücken herunter. Es ist ein zarter, schlanker, Frauenrücken. Schön und makellos. Weatherby reicht der Frau einen Umhang. Nachdem sie ihn übergehängt hat, dreht sie sich zu Giles um. Im Hintergrund ist die Leiche von Jessica Berman zu sehen. Sophia ist viel kleiner als der Dämon, der sie vorher war. Nun versperrt sie Giles nicht mehr den Blick. Ethan fragt, was hier vor sich geht, und Giles erklärt ihm, dass Sophia die ganze Zeit dahinter gesteckt hat. Sie ließ sich von Ethan entführen, damit der Verdacht nicht auf sie fällt und sie ungehindert als Dämon herumlaufen kann. Sie tritt aus dem Kreis und geht bis auf wenige Zentimeter an Giles heran.
„Schön, hier bin ich. Können wir jetzt verhandeln?“
„Gerne. Es gibt da ein paar Dinge, die mich brennend interessieren.“ Wieder wird Giles von dem Vampir geschlagen. Diesmal kräftiger als zuvor.
„Ich stelle hier die Fragen!“ Sophia macht deutlich, dass sie hier tatsächlich das Sagen hat. „Sie wollen sicher wissen, warum ich das alles getan habe? Nun das ist ganz einfach. Mein Onkel, Ihnen besser bekannt als Quentin Trevors, ist schuld am Tod meiner Mutter. Sie war seine Schwester, und er ein wohlhabender Mann. Aber es hat ihn nicht interessiert, was aus ihr wird. Für ihn war nur die Arbeit wichtig. Mit 15 musste ich in Nachtclubs auftreten, um die Medizin für meine schwer kranke Mutter aufzutreiben. Meinen Onkel ließ das kalt. Als meine Mutter starb, wollte ich ihn besuchen, aber er hatte keine Zeit. Ich fing an, ihn zu überwachen. Ich wollte ihn zerstören, damit er sieht, wie es in der Gosse ist. Aber dann erfuhr ich vom Rat der Wächter und von dem geheimen Manuskript. Ich wollte es unbedingt haben und die Macht, die es in sich birgt. Als ich von der Zerstörung des Rates erfuhr, sah ich meine Chance gekommen.“ Weatherby holt das Buch und gibt es ihr. „Nun habe ich zwar das geheime Manuskript der Wächter, aber es ist doppelt abgesichert. Nur wenige wussten, wo es versteckt ist, und wer hätte gedacht, dass mein Onkel es in seinem eigenen Haus verschlossen hat. So penibel wie er war, hatte ich mir das schwieriger vorgestellt. Es gab zwar Leute, die wussten, wo es sich befindet, aber die Preisfrage lautet, wer kann es lesen. Ich jedenfalls nicht.“
„Warum glauben diese Bösewichte immer dass sie den Gefangenen Guten ihre Gründe erklären müssten?“ fragt Giles. Ihm ist klar, dass Sophia sich von ihm erhofft, dass er die Schrift entziffern könnte.
„Und wenn ich es nicht tue? Was dann?“ Weatherby ergreift Ethan an den Haaren und zieht seinen Kopf nach hinten, dann hält er ihm den Glasdolch an die Kehle.
„Dann töten wir deinen Freund.“
„Das will ich sehen!“ Giles rückt sich in eine bessere Position und lacht in freudiger Erwartung.

Seit fast einer Stunde studiert Giles nun schon das sagenumwogene Buch. Weatherby und Sophia sind schon ganz nervös. Allmählich verliert Sophia die Geduld. Sie reißt Giles das Buch aus der Hand.
„Was ist nun? Können Sie es lesen?“ Der Vampir hatte Giles die Hände vor den Bauch gebunden, damit er das Buch halten und umblättern konnte. Außerdem durfte er sich ein paar Meter von Ethan entfernt an einen Tisch setzen. Nun rückt er auf seinem Platz hin und her.
„Ganz ehrlich? Nein. Aber mir gefallen die Bilder.“ In dem Glauben, wieder geschlagen zu werden, blickt Giles auf Weatherby und dann auf den Vampir und wieder zurück. Aber niemand rührt sich. Sie warten auf einen Befehl von Sophia.
„Töte ihn!“ weist sie den Vampir an. Giles wird von dem Wesen der Nacht an den Schultern gepackt und an eine Wand gedrückt. Er will ihn beißen. Kurz bevor seine Zähne den Hals des Wächters berühren, vernimmt Giles das beruhigende Geräusch eines Vampirs, der zu Staub zerfällt. Am Eingang zur Kanalisation, steht Robson mit einer Armbrust, die gerade abgefeuert wurde. Er setzt sich in Bewegung in Richtung Giles. Weatherby tritt die Flucht an. Er packt das Buch und rennt an Robson vorbei. Im Eingang zur Kanalisation wird er von Karen und Mr. Olsen abgefangen. Dann taucht auch Duncan auf und nimmt Weatherby das Buch ab. Sophia ist inzwischen zum Bannkreis gelaufen.
„Sie will sich verwandeln.“ erzählt Giles, Robson, während der ihn losbindet.
„Was sollen wir jetzt machen?“ fragt ihn Robson unwissend. Ethan dreht sich zu ihnen und schreit Giles zu, dass er den Bannkreis durchbrechen muss, bevor das Ritual vollendet ist. Hastig rennt Giles zu dem Kreis und verwischt mit dem Fuß den Sand, auf den der Kreis gezeichnet wurde. Sophia war fast fertig mit der Transformation. Als sie unterbrochen wird, beginnt sie markerschütternd zu schreien.
„Wenn sie nicht vollkommen verrückt wäre, könnte sie einem fast leid tun. Die Schmerzen müssen höllisch sein.“ sagt Giles, während Sophia, nach 10 Minuten, sich immer noch vor Schmerzen windend, weggebracht wird.
„Davon wird sie sich vermutlich nie wieder erholen.“ erklärt Robson. Giles fragt ihn, woher er gewusst hat, wo sie sind. „Eine Frau hat es mir erzählt. Und sie sagte auch, dass du ihr etwas bringen sollst.“ Giles betrachtet das Buch in seiner Hand und beschließt, es den Hexen zu übergeben. „Ach übrigens. Ich hab dir das Leben gerettet. Jetzt sind wir quitt.“ Robson hat ihm auch davon erzählt, dass er zusammen mit Karen, Olsen und Duncan weiter machen will. Sie wollen sich die Hüter des Wissens nennen und all das, was der Rat wusste, für die Zukunft bewahren. Als Karen den gefesselten Weatherby an ihm vorbeiführt, fragt Giles sie nach Ethan.
„Tut mir leid, er ist in dem Getümmel entkommen.“ Sie reicht ihm einen Zettel. „Das hab ich gefunden. Dein Name steht drauf.“
„Ruf mich an.“ ruft ihr Giles hinterher, während sie nach oben geht.
„Darauf kannst du lange warten.“ lautet ihre Antwort. Giles öffnet den Zettel.
>Machs gut, Ripper. Versuch nicht, mir zu folgen. Und grüß Smith von mir< Schlagartig wird Giles klar, dass sie die Wissenschaftlerin war, die Ethan aus dem Gefängnis geholt hat.

Nächstes Mal bei Buffy:

Ich bin Du und Du bist… (Changes)

Die Scoobies haben mit ungewollten Veränderungen zu kämpfen. Nicht nur dass Andrews Kürzlicher Kontakt mit Dämonenratten unangenehme Konsequenzen mit sich zieht, auch einige der anderen haben mit üblen Problemen zu kämpfen. Der Besuch einer mächtigen Hexe zieht ungeahnte Folgen nach sich.