Disclaimer: Btvs and all characters are under the copyright of Joss Whedon, The WB and UPN.

 

Episode 5: Unter Verdacht – Under Suspection

Titel: Buffy Season 8 - The Scoobie Gang
Episode: 5: Unter Verdacht (Under Suspection)
Autor: vanHelsing
Betareader: nocloning und crivill
E-Mail: Schneider-Lindhorst@t-online.de
Alter: ab 12
Spoiler: jetzt keine mehr!
Teile: 22!
Datum: 01.10.2003
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show “Buffy the Vampire Slayer”. They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television, the WB Television Network and UPN Televison.
Copyright: bei Mir
Figuren: Willow, Xander, Dawn, Kennedy, Andrew, Giles, Ms. Smith, Rona, Violet, Chao-Ann, Caridad, Shannon, Robin Wood, Faith, Buffy! und noch viel, viel, mehr.
Inhalt: Seltsame Morde beschäftigen die Ermittler von New Orleans.
Wie Xander und Co inzwischen feststellen müssen, ist es gar nicht so einfach, eine Jägerin davon zu überzeugen, dass es das Beste für sie ist, mit ihnen nach Ashfield zu kommen. Willow will endlich wissen, was es mit dem geheimnisvollen Friedhof im Deathwood Wald hinter der Schule auf sich hat. Also veranstaltet sie mit den Jägerinnen ein Zeltlager. Ein großer Fehler, wie sich schon bald herausstellt.
Sonstiges: Danke für die Kommentare. So und jetzt lasse ich die Story für sich sprechen. Ich hoffe sie gefällt euch. ;-)

 

Was bisher geschah:

Buffy:

Staffel 3 – Episode 3
Buffy, Xander, Cordelia, Willow und Oz beobachten, wie Faith hinter dem Bronze einen Vampir vernichtet.
Faith: „Hi. Ich bin Faith.“
Oz: „Ich schätze es ist eine neue Jägerin in der Stadt.“

Staffel 3 – Episode 3
Faith steht auf dem Treppenabsatz der Sunnydale High und redet mit Willow und Xander.
Faith: „Mit Freunden wie euch, hätte ich die Highschool – vermutlich trotzdem geschmissen. Aber wahrscheinlich hätte es mir leid getan.“

Staffel 8 – Episode 1
Robin und Faith fahren mit dem Auto vom Hyperion Hotel weg.
Buffy: „Alles okay bei euch?“
Faith: „Five by five. B!“

Staffel 8 – Episode 4
Willow (im Körper von Xander) und Alicia sitzen auf dem Bett.
Willow: „Du gehörst jetzt zu uns!“

Staffel 8 – Episode 4
Ms. Smith telefoniert mit ihrem Handy.
Smith: „Was gibt es? Ja auf dem Friedhof, ein Zwischenfall. Richtig…Jawohl, ich kümmere mich darum…Ich verstehe, es wird nicht wieder vorkommen, es ist noch zu früh für…Ja Sir. Ich werde verhindern dass noch einmal einer von ihnen den Friedhof betritt. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.“

Staffel 8 – Episode 1
Buffy und Giles erklären den anderen ihre Pläne für eine Jägerinnenschule.

Staffel 7 – Episode 22
Willow wendet einen Zauber an, und alle Anwärterrinnen werden aktiviert. Sie sind jetzt richtige Jägerinnen.

 

Mo. 29.09.03. New Orleans - 8.00 Uhr
Es ist ein schöner Morgen, an diesem Sommertag in New Orleans. Gerwin Mitchell hat Dienst in der Notaufnahme, als er raus zu den Sümpfen gerufen wird. Arbeiter haben etwas in dem Naturschutzgebiet, hinter der neuen Umgehungsstraße, entdeckt. Als er den Ort erreicht, ist die Feuerwehr bereits mit schwerem Gerät angerückt. Speziell dafür ausgebildete Taucher sind schon im Morast. Sie haben etwas an den Haken vom Kran befestigt. Als sie es heraus ziehen, verschlägt es Gerwin fast die Sprache. Die Umrisse sind fast menschlich, aber der Körper ist über und über mit Schlamm bedeckt.
„Das Ding ist verdammt schwer.“ ruft einer der Taucher, während der Kran den Körper auf die Ladefläche eines Kleintransporters hievt. Der Mann hat Recht, denkt Gerwin, als sich der Wagen bedrohlich tief unter dem Gewicht des Fundes absenkt. Knirschend setzt die Ladefläche auf den Reifen auf. Langsam traut sich Gerwin näher heran. Neben ihm taucht der Sheriff auf.
„Morgen, Gerwin.“ begrüßt er den jungen Mann freundlich.
„Morgen, Sheriff Benderlast.“ Vorsichtig berührt Gerwin den Leichnam.
„Können sie uns schon irgendwas sagen?“ fragt der Gesetzeshüter, während er sich einen Morgendonut zwischen die Kiemen schiebt.
„Er ist tot!“ erklärt Gerwin sarkastisch. Er versucht, sich durch die dicke Schlammschicht zu arbeiten, muß aber bald aufgeben.
„Das Zeug ist hart wie Stein geworden. Keine Ahnung, wie das passiert ist.“ meint einer der Arbeiter. Gerwin vermutet dass es nötig sein wird, schwerere Geschütze aufzufahren. Er bittet die Leute von der Feuerwehr, die schlammbedeckte Person ins Krankenhaus zu fahren. Er will sie sich in der Pathologie genauer ansehen.

Etwas später am Nachmittag des Tages findet Gerwin endlich die Zeit, sich um den Fall im Keller zu kümmern. Er ist schon ganz gespannt, wer sich wohl unter all dem Schlamm verbirgt. Der alte Tomlin ist vor einigen Jahren verschwunden. Einige Leute in der Stadt behaupten, er sei betrunken in die Sümpfe gegangen und versunken. Nur dieser seltsame dichte und harte Schlamm, mit dem die Leiche bedeckt ist, macht ihm Sorgen. Nachdem er sich gewaschen und seine Ausrüstung angelegt hat, macht er sich endlich an die Arbeit. Zuerst versucht er es mit der Knochenfräse. Nur mühselig kann er sich durchbohren, aber es geht. Plötzlich glaubt er, etwas gesehen zu haben. Er schaltet das Gerät aus und sieht sich um. Ein unbehagliches Gefühl überkommt ihn. Er wird von einem unheimlichen Knarren erschreckt. Als er sich herumdreht, bemerkt er, wie sich der Tisch, auf dem die Leiche liegt, langsam durchbiegt. Wie in Zeitlupe tropft etwas von dem Schlamm zu Boden. Alles verstummt, und ihm stockt der Atem. Alle Glieder in seinem Körper verkrampfen sich, als ihn etwas von hinten packt.
„Sheriff Benderlast?“ fragt er erleichtert.
„Schon was entdeckt, Junge?“ fragt der Gesetzeshüter, während er sich einen weiteren Donut einschiebt.
„Nein, nichts. Das Zeug geht verdammt schwer ab.“ Benderlast zeigt ihm einige Unterlagen. Alles Angaben zu Leuten, die in der Umgebung als vermisst gemeldet wurden.
„Wenn Sie die Schale geknackt haben, können Sie so vielleicht das Opfer identifizieren, und ersparen mir eine Menge Arbeit.“ Gerwin nickt, und die beiden gehen kurz ins Nebenzimmer. Nur ein paar Sekunden später kehrt Gerwin zurück, um seine Arbeit fortzusetzen. Er greift zur Knochenfräse, nur um sie entsetzt wieder fallen zu lassen.
„Was zum Henker?“ Ungläubig starrt er auf die schlammigen Fußspuren, die zur Hintertür führen. Sein todgeglaubter Gast hat sich regelrecht vom Acker gemacht!


Teil 5:
Unter Verdacht (Under Suspection)

 

Do. 02.10.03. New Orleans - 1.35 Uhr
Es ist schon spät, als Jamal White noch einmal zur Dienststelle von Sheriff Benderlast gerufen wird.
„Was gibt es denn, Frank?“ fragt er müde.
„Sie sollten sich das besser selber ansehen.“ meint der Cop und führt ihn in ein Verhörzimmer. Darin steht ein Tisch in der Mitte. Auf beiden Seiten steht ein Stuhl. Mit dem Rücken zu ihnen sitzt ein Zivilpolizist. Er trägt Marke und Waffe noch am Gürtel. Ihm gegenüber sitzt eine Frau. Sie hat dunkle Haare und ist mit den Händen auf dem Rücken gefesselt. Ihr Gesicht sieht verkrampft aus. Sie wirkt wie eine junge Frau, die schon viel im Leben mitgemacht hat.
„Was wird ihr vorgeworfen?“ fragt er den Sheriff, der ihn hergeführt hat. Der Zivilpolizist reicht ihm eine Akte.
„Wir haben sie gerade erst geschnappt. Wir wurden zu einer Schlägerei im Hinterhof des Einkaufszentrums gerufen. Wir haben keine Ahnung, was passiert ist. Wir wissen nur eines, wir haben ein schwerverletztes zehjähriges Mädchen und zwei Tote. Ein Cop und einen Kerl, der laut Ausweis...“ Er wirft einen Blick in seine Unterlagen. „...Robin Wood hieß.“


Auf sein Drängen hin lassen die beiden Polizisten Jamal mit der Frau allein. Er packt einige Sachen aus seiner Tasche auf den Tisch.
„Hi, ich bin Jamal White. Ihr Pflichtverteidiger. Sie haben gehört, was Ihnen vorgeworfen wird?“ Die Frau dreht sich so herum, dass er ihre gefesselten Hände sehen kann.
„Können Sie die losmachen?“ fragt sie.
„Tut mir leid! Dazu bin ich nicht befugt und habe auch gar keinen Schlüssel.“ Sie setzt sich wieder richtig hin. „Sie heißen Faith, richtig?“
„Sie sind ziemlich jung für einen Anwalt. Wie lange praktizieren Sie schon?“ fragt sie unberührt.
„Ich glaube, das tut hier nichts zur Sache.“ meint Jamal stotternd. Er fühlt sich schon jetzt von der Dame eingeschüchtert.
„Das denke ich schon. Immerhin geht es hier darum, ob Sie in der Lage sind, meinen Fall zu bearbeiten. Und außerdem finde ich sie ziemlich schnuckelig.“
„Ich bin erst seit kurzem dabei. Aber ich bin auch nur hier für eine erste Vernehmung. Für die Hauptverhandlung bekommen Sie einen richtigen Anwalt. Die haben nur keinen gefunden, der so spät noch hier rauskommen wollte, und da ich von hier stamme…“
„Wirklich schade, dann muß ich wohl im Knast verrotten.“
„Sie scheinen die Sache nicht sehr ernst zu nehmen. Das ist schade.“ Faith schaut ihn vorwurfsvoll an. Jamal versucht, sich wieder auf den Fall zu konzentrieren und schlägt seine Akten auf. „Hmh, das ist merkwürdig. Wie ich sehe, wurden in ihrer Akte Einträge gelöscht. Ihre Weste ist so rein wie die eines neugeborenen Kindes.“ Grinsend schaut er auf und bemerkt die Überraschung in Faiths Gesicht. „Das wussten Sie wohl gar nicht? Sind Sie in einem Zeugenschutzprogramm oder so was?“
„Wer hat das veranlasst?“ fragt sie. Jamal zieht die Augenbrauen hoch und schaut wieder in seine Unterlagen. Faith sieht ihm dabei gebannt zu.
„Das steht hier natürlich nicht, aber Normalerweise kann so was nur ein Gericht veranlassen. Die Frage müssten sie mir schon beantworten, ich weiß auch nicht wer das veranlasst hat.“ Vielleicht waren das die Jungs von Wolfram und Hart. Und das ganze ist eine Art Geschenk von Angel. Die Anwälte da, haben eine Menge Dreck am Stecken. Sicher könnten die auch so was veranlassen. Oder es war die Regierung, weil Buffy doch jetzt mit denen zusammenarbeitet. Aber das wohl eher nicht. denkt sich Faith. Sie lehnt sich zurück und lacht. Jamal ist irritiert. Er steigt einfach nicht dahinter, was ihr Problem ist. Aber das wird er schon noch rauskriegen, und wenn es die ganze Nacht dauert.
„Dann erzählen Sie mal, was passiert ist.“

Mi. 01.10.03. Ashfield – 11.45 Uhr
Kennedy schiebt gelangweilt einen Einkaufswagen durch die Gänge eines kleinen Supermarktes. Willow und Dawn gehen vor ihr und stöbern in den Regalen. Dawn hat einen Korb in der Hand und packt lächelnd eine Packung Cornflakes hinein.
„Und die ist nur für mich. Ich bin es langsam leid, zu teilen.“ meint sie. Willow bemerkt Kennedys Blick, als sich Dawn streckt, um die Packung aus dem Regal zu nehmen.
„Starr doch nicht so auf ihre Melonen.“ meint sie vorwurfsvoll.
„Warum nicht?“ fragt Kennedy. „Ich mag Melonen. Und sie hat zwei besonders pralle und feste Exemplare.“
„Ich hoffe, ihr redet von den Melonen in meinem Einkaufskorb?“ fragt Dawn entsetzt.
„Aber nicht doch, Liebes“ meint Willow lächelnd. „Das war nur eine Metapher. Du bist zu einer hübschen jungen Frau herangereift. Hast du das etwa noch nicht bemerkt?“
„Will!“ ruft Dawn schockiert aus.
„Nur ein Scherz!“ erklärt Willow lächelnd. Dawn sackt erleichtert zusammen. „Bis auf das mit der hübschen jungen Frau.“ ergänzt sie. Dawn blickt sie wieder mürrisch an. Willow zeigt auf einen jungen Mann hinter der Kasse. „Er hat es auch schon bemerkt.“ Willow schubst das Mädchen an den Tresen, und sie stellt schüchtern ihren Einkaufskorb drauf. Der gutaussehende junge Mann kann seinen Hundeblick noch immer nicht von ihr lassen.
„Können Sie das kurz abrechnen?“ fragt Dawn. Der Mann wird aus seinen Gedanken gerissen. Dawn stellt fest, dass er wirklich sehr gut aussieht. Er hat eine kräftige Figur, aber nicht zu kräftig, gut gebaut eben. Er hat kurze schwarze Haare und ist ziemlich braun gebrannt. Er liegt wohl viel in der Sonne. Er trägt eine zerschlissene Jeans und ein offenes Hemd. Er lässt Dawns Waren über den Scanner wandern und kassiert dann den Betrag von ihr. Etwas später verlässt Dawn zusammen mit Willow und Kennedy den Laden.
„Ich glaub, der steht auf dich.“ meint Willow.
„Wie kommst du darauf?“ fragt Dawn ungläubig.
„Hast du nicht gesehen, wie er dich angestarrt hat?“ fragt Willow lächelnd. „Und außerdem hat er dir zu wenig berechnet, das muß Liebe sein. Warum hast du ihn nicht um ein Date gebeten?“
„Willow, bitte, ich kenne ihn doch gar nicht.“ wirft Dawn ein. „Und du weißt genau, wie solche Dinge bei uns Summers Frauen immer enden.“
„Ein Vampir ist er jedenfalls nicht, es ist helllichter Tag.“ erklärt ihr Willow. „Außerdem sieht er aus wie ein grundehrlicher Kerl. Glaub mir, ich kenne mich mit solchen Typen aus.“
„Und er ist richtig süß.“ gibt Kennedy zu.

Der Junge schaut den drei Frauen noch lächelnd hinterher, als ein älterer Mann mit weißem Kittel, aus einem Hinterzimmer auftaucht.
„Was?“ fragt er entsetzt. „Was tun Sie hinter meiner Kasse?“ Der junge Mann öffnet die Kasse und nimmt das ganze Geld heraus.
„Ich glaube, das gehört mir.“ antwortet er.
„Ich rufe die Polizei!“ meint der Ladenbesitzer und geht zum Telefon. Der Junge nimmt ihm den Hörer ab und legt ihn wieder auf die Gabel.
„Das würde ich lassen!“

Als die drei Frauen vom Einkaufen zurück zum Ashfield Manor kehren, beginnen Kennedy und Dawn sofort damit, ihre Einkäufe wegzuräumen.
„Ich muß ein sicheres Versteck finden, bevor die anderen etwas davon mitkriegen.“ meint Dawn, und Kennedy stimmt ihr zu.
„Die sind wie die Ratten.“
Willow entdeckt Giles in der neuen Bibliothek, die er selber für die Schule eingerichtet hat. Während er diverse Bücher in die Regale einsortiert, bemerkt sie, dass er dabei wie der zerstreute Bibliothekar von früher wirkt.
„Wo sind denn alle?“ fragt sie. Giles hat die junge Frau offenbar erst jetzt bemerkt.
„Oh die, die sind...“ stottert er, während er sich die Brille aufsetzt. „Charlene ist losgegangen, um in Phoenix nach einer Jägerin zu suchen, die dort wohnen soll.“
„Charlene?“ fragt Willow überrascht.
„Nun ja, ich schätze, sie ist durchaus in der Lage, so etwas zu erledigen. Aber falls es dich beruhigt, sie hat Xander und Andrew mitgenommen.“ erklärt ihr Giles.
„Das tut es ganz und gar nicht. Und seit wann heißt sie nicht mehr Ms. Smith?“ fragt Willow leicht gereizt. Giles weiß keine Antwort darauf. Also wechselt er wieder zu dem Thema mit der Jägerin.
„Offenbar ist sie unter unserem Radar hindurchgeschlüpft. Das kann schon mal passieren. Aber Ms. Smith sagt, ihre Quellen seien in dieser Hinsicht äußerst zuverlässig.“ Eingeschnappt beginnt Willow das Thema Smith zu forcieren.
„Ich habe ein ungutes Gefühl, was den Wald und vor allem den Friedhof darin betrifft.“ Giles stimmt ihr zu. Er hat ebenfalls kein gutes Gefühl bei diesem Ort, und wenn Willow so was hat, dann wird da auch was dran sein.
„Und ich fürchte, dass Charlene mehr darüber weiß, als sie zugeben will.“ äußert sie dazu.
„Das dachte ich zunächst auch, aber ich habe bereits mit ihr darüber geredet, und ich denke, dass es Unsinn wäre, sie dahingehend zu verdächtigen.“ Giles kümmert sich wieder um seine Bücher, und Willow weiß nur zu gut, was das bedeutet. Für ihn ist das Thema damit vorerst erledigt. Willow will den Raum verlassen und Giles mit seinen Büchern alleine lassen.
„Ach Willow! Xander hat mich gebeten, dir auszurichten, dass du dich bitte um Alicia kümmern sollst. Sie ist jetzt noch in der Schule, sie wird mit dem Bus abgeholt, aber danach wäre sie dann alleine, du sollst…“
„Schon klar.“ erwidert Willow. „Ich weiß schon, was zu tun ist.“

Mi. 01.10.03. New Orleans - 21.30 Uhr
Es ist dunkel, und der Regen tropft auf die Windschutzscheibe ihres alten VW Transporters. Gelangweilt betrachtet Faith die Scheibenwischer, die sich regelmäßig hin und her bewegen.
„Wenn dich meine Gesellschaft langweilt, hättest du auch vorher was sagen können. Dann hätten wir uns das alles hier erspart.“ Robin scheint nicht sehr zufrieden zu sein.
„Wenn ich mich recht erinnere, habe ich das getan.“
„Oh ja, das hast du. Ich hätte auf dich hören und nach New York zurückkehren sollen.“ Plötzlich schreit Faith auf und greift ihm ins Lenkrad. Auf der nassen Fahrbahn gerät Robins Wagen ins Schleudern und knallt gegen die Bürgersteigkante. Als ihr Fahrzeug zum Stehen gekommen ist, springt Faith nach draußen. Auf der Straße liegt ein Mädchen. Sie ist höchstens 10 Jahre alt. Faith fürchtet, dass sie die Kleine soeben angefahren haben. Sie beugt sich über das Mädchen, um ihr zu helfen. Aber sie scheint unverletzt zu sein und sauer. Sie schubst Faith locker zur Seite. Ziemlich kräftig für ihr Alter, denkt sie sich. Sie folgt ihr und versucht, mit ihr zu reden.
„Ich verstehe, was du durchmachst.“ sagt sie ihr.
„Nein, das tun Sie nicht.“ Sie versucht erneut Faith wegzustoßen, bricht dabei aber in Tränen aus. „Keiner versteht mich, nicht einmal meine Eltern. Sie haben mich zu einem Seelenklempner geschickt. Meine beste Freundin meidet mich jetzt und nennt mich einen Freak. Meine Lehrer haben sogar Angst vor mir und geben mir deshalb schlechte Noten. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“ Faith nimmt das Mädchen in den Arm und überredet sie, mit ihr zu kommen.

Do. 02.10.03. New Orleans - 1.53 Uhr
„Sie haben das Mädchen also einfach mitgenommen?“ fragt Jamal.
„Sie ist freiwillig mitgekommen.“ verteidigt sich Faith.
„Sie ist zehn.“ wirft Jamal ein. „Sie können sie nicht einfach mitnehmen.“ Faith schaut ihn grimmig an, und Jamal rutscht unsicher auf seinem Stuhl herum. Er weiß nicht warum, aber diese Frau macht ihm Angst.

Di. 20.05.03. – Phoenix – gegen Morgen!
Hannah Bauer sitzt im Unterricht, obwohl sie eher schläft, als zu lernen. Sie ist 15 Jahre alt und schon jetzt das, was man einen sturen alten Bock nennt. Sie ist eigenwillig und tut nur, was sie will, mit Vorschriften kann sie nichts anfangen. Sie ist noch immer nicht darüber hinweg, dass ihre Mutter so schnell, nachdem ihr Vater sie verlassen hatte, wieder geheiratet hat. Mit ihrem Stiefvater kommt sie ganz und gar nicht aus. Ihre Noten ließen nach, und auch sonst ist sie nicht wirklich das, was man eine Vorzeigetochter nennt.
„Was ist mit Ihnen, Miss Bauer? Möchten Sie sich nicht auch am Unterricht beteiligen?“ fragt die Lehrerin, wohlwissend dass Hannah nicht aufgepasst hat. Unter dem Gelächter der anderen Schüler erwacht Hannah aus ihrem Halbschlaf. Missmutig bewegt sie sich gemächlich zur Tafel. Darauf ist eine Matheaufgabe aufgezeichnet, die es zu lösen gilt. Die Lehrerin erwartet, dass es länger dauern wird, also nippt sie genüsslich an ihrem Tee. Wie zufällig wird sie dabei von Hannah angestoßen und verschüttet etwas von ihrem Tee auf ihr Kleid.
„Oh nein! Sieh nur, was du getan hast!“ beschwert sich die Lehrerin. „Ich sehe aus wie Sau.“
„Stimmt.“ gibt ihr Hannah recht. „Und bekleckert haben Sie sich auch noch.“ Schallendes Gelächter in der Klasse.
„So, jetzt reicht es!“ erklärt die Lehrerin und schickt Hannah zum Direktor.
Kurze Zeit später sitzt sie auch schon in seinem Büro und muß sich einen stundenlangen Vortrag über Verantwortung und Disziplin anhören. Mitten in diesem todlangweiligen Gespräch überkommt sie plötzlich ein wohliges Gefühl, ein Gefühl der Kraft, der Stärke und Unbesiegbarkeit. Ein Gefühl der Macht. Als wäre sie gerade neugeboren. Sie spürt, dass sich ihr Leben von diesem einen Augenblick an dramatisch verändert hat.

Mi. 01.10.03. Phoenix – 19.55 Uhr
Es ist schon dunkel, als sich Hannah durch die Nachbargärten zum Haus ihrer Eltern schleicht. Gerade noch bemerkt sie, dass jemand an der Haustür ist, sie steht offen, und drei Personen stehen in der Dunkelheit und reden mit ihrer Mutter.
„Sie ist nicht da, glauben Sie mir. Ich bin schon ganz besorgt deswegen.“ schwört ihre Mutter.
„Wer weiß, wo sich diese kleine Göre wieder rumtreibt.“ hört sie ihren Stiefvater von drinnen pöbeln. „Was hat sie denn wieder angestellt?“ fragt er. „Hat sie wieder jemanden verprügelt?“
„Wir sind wirklich nicht deswegen hier.“ verspricht einer der beiden Männer vor der Haustür.
„Sie sind im Auftrag der Regierung hier, wegen einer Hochbegabtenschule. Ich weiß, das sagten Sie bereits.“ antwortet die Mutter. Sie zeigt auf die etwas ältere blonde Frau. „Ihren Ausweis habe ich schon gesehen, aber ihre Kollegen.“ Die angesprochene Frau drängt sich vor.
„Mr. Harris und Mr. Wells sind meine Mitarbeiter.“ versichert sie. „Wir würden wirklich gerne warten, bis ihre Tochter nach Hause kommt.“ Hannah beobachtet, wie ihre Mutter die drei Leute hereinlässt. Sie dreht auf der Hacke um und geht wieder.

Do. 02.10.03. New Orleans – 2.10 Uhr
Faith wird von einem der Streifenpolizisten in eine Schlange eingereiht. Jemand drückt ihr eine Karte mit einer 4 darauf in die Hand. Zusammen mit 5 weiteren jungen Frauen, die ihr alle sehr ähnlich sehen und ähnliche Kleidung tragen, wird sie in einen weißen Raum geführt. Sie müssen sich in einer Reihe vor die weiße Wand stellen. Ihnen gegenüber befindet sich ein großer Spiegel.
„Erkennen Sie die Frau wieder, die ihre Tochter entführt hat?“ fragt der Zivilpolizist die Eltern von Rose Garden. Jamal und der Sheriff sind auch anwesend, als die beiden durch das verspiegelte Fenster in den Raum mit den sechs Frauen blicken. Sie können sie sehen, umgekehrt aber nicht.
„Das ist sie!“ sagt die Mutter, während sie auf Faith zeigt. „Die vier, die ist es!“ Sie lehnt sich an die Schulter ihres Mannes und beginnt zu weinen.
„Sind Sie sich ganz sicher?“ fragt der Zivilcop.
„Das sehen Sie doch!“ bestätigt der Vater wütend. „Sie ist es. Glauben Sie mir, diese Verbrechervisage würde ich unter Tausenden wiedererkennen.“ Der Polizist will die beiden aus dem Zimmer führen.
„Eine Frage hätte ich da noch?“ Jamal wendet sich an die Eltern. „Wie war ihr Verhältnis zu ihrer Tochter? Stimmt es dass sie sich in den letzten Monaten sehr verändert hat? Ihre Noten sind schlechter geworden, und sie war immer öfter unzufrieden gewesen. Haben Sie sie deshalb nicht sogar in Therapie geschickt?“
„Lassen Sie uns in Ruhe.“ drängt der Vater.
„Aber das ist wichtig!“ drängt Jamal zurück. Der Sheriff bringt die beiden nach draußen und droht Jamal, seine Kompetenzen nicht zu überschreiten.

Do. 02.10.03. New Orleans – 2.43 Uhr
Faith wird diesmal in einen größeren Raum gebracht. Hier stehen zwei Tische, ein kleinerer nur für sie und ein großer. Daran sitzt im Moment noch niemand. Außer Faith befindet sich nur eine weitere Person in dem Raum. Es ist ein uniformierter Wächter, der an der Tür steht. Jamal kommt herein und reicht ihr einen Kaffee. Dann bittet er den Wächter, die Handschellen abzunehmen. Nur widerwillig lässt er sich überreden. Kurz darauf kommen der Sheriff und der Zivilpolizist mit einem weiteren Cop herein. Er ist etwa Mitte vierzig und etwas füllig.
„Officer Morrow kennen sie ja bereits.“ sagt der Sheriff zu Faith, während er auf den fetten Polizisten zeigt. Faith bleibt ungerührt. Jamal setzt sich zu den beiden anderen und Morrow nimmt auf einem einzelnen Stuhl Platz.
„Dies ist eine Vorabbefragung und keine Verhandlung.“ erklärt Jamal. „Es geht darum, die genauen Umstände, die zum Tod der beiden Personen führten, zu klären. Sie müssen keine Aussage machen, wenn Sie nicht wollen. Wenn Sie es aber doch tun, werden Sie das alles vor Gericht noch einmal wiederholen müssen. Ihre heutige Aussage kann dann als Beweisstück vorgebracht werden.“ Morrow erklärt dass er das verstanden hat und eine erste Aussage machen will.
„Meine Partnerin Yasmine...“ er hält sich die Hand vors Gesicht. „...Gott hab sie selig, und ich wurden zum Haus der Familie Garden gerufen.“

Mi. 01.10.03. New Orleans – 22.17 Uhr
Felix Morrow und Yasmine Jones parken ihren Polizeiwagen vor dem Haus der Gardens und gehen zur Tür. Der Vater öffnet ihnen. Die Mutter sitzt schluchzend im Wohnzimmer, als sie hereinkommen. Felix fällt sofort auf, wie sauber und ordentlich alles in dem Haus ist. Miss Garden ist völlig außer sich und kaum in der Lage, zu sprechen. Ihr Mann bietet den beiden Polizisten einen Kaffee an. Sie lehnen ab. Felix holt seinen Notizblock und den goldenen Kugelschreiber, den ihm seine Frau geschenkt hat, heraus. Yasmine beginnt mit dem Verhör. Sie ist Mitte zwanzig und eine gutaussehende Afroamerikanerin.
„Es geht um ihre Tochter richtig?“ Miss Garden nickt traurig. „Seit wann ist sie verschwunden?“ Der Vater übernimmt jetzt das Gespräch:
„Erst seit ein paar Stunden. Aber sie ist schon seit Wochen so seltsam. Ich denke, dass sie Drogen nimmt. So etwas hört man doch heute immer wieder. Und sie ist doch erst zehn. Ich bin ihr nach draußen gefolgt und sah, wie sie in ein Auto stieg.“ Der Mann beschreibt ihnen den Wagen und außerdem das Aussehen von Robin und Faith. Er fügt hinzu, dass es diese beiden waren, die ihrer Tochter die Drogen verkauft haben.

Do. 02.10.03. New Orleans – 2.47 Uhr
Jamal springt wütend auf.
„Das ist reine Spekulation. Bleiben Sie bitte bei den Fakten. Es gilt als ziemlich sicher, dass die Kleine keine Drogen genommen hat. Wir warten nur auf die Bestätigung vom Arzt.“ Sheriff Benderlast versucht, den jungen Anwalt zu bremsen.
„Immer mit der Ruhe, Junge. Wir sind hier doch nicht vor Gericht.“
„Außerdem habe ich schon von diesem neumodischen Kram gehört, den man nicht nachweisen kann.“ erzählt Felix. „Wer weiß schon, was für ein Zeug diese Nutte dem armen Mädchen verabreicht hat.“ Jamal fordert den Sheriff auf, seinen Mitarbeiter zu zügeln.
„Der Junge hat Recht.“ erklärt der Sheriff. „Halt dich gefälligst mit solchen Äußerungen zurück.“ Morrow nickt bestätigend und beginnt damit, seine Erzählungen fortzusetzen.
„Wir glaubten, dass die beiden noch nicht weit weg gewesen sein könnten und machten uns sofort an die Verfolgung. Wir informierten außerdem die Leitstelle und alle Kollegen. Sie sollten nach dem Auto der beiden Verdächtigen Ausschau halten. Wir fuhren dann in die Richtung, in die sie gefahren sein könnten. Es dauerte nicht lange, bis wir ihren Wagen fanden. Er stand vor dem Einkaufszentrum. Über Funk hatten wir erfahren, dass dort gerade eingebrochen wurde. Wir untersuchten ihn, fanden aber nichts darin. Uns fiel nur eine frische Beule an dem Wagen auf. Also gingen wir hinein. Plötzlich sahen wir die Frau.“ Er zeigt auf Faith. „Wie sie mit dem Kind gemütlich einkaufen ging, obwohl es Nacht war, und das Einkaufszentrum um diese Zeit geschlossen ist. Als sie uns entdeckte, lief sie davon. Das Mädchen zog sie die ganze Zeit hinter sich her. Wir folgten ihr durch eine Tür in den Hinterhof. Ihr Freund, dieser Wood, tauchte plötzlich auf und versuchte, uns abzulenken. Es gelang uns, ihn sicherzustellen, aber die beiden anderen flohen. Yasmine legte ihm Handschellen an, während ich den Frauen folgte. Die Dame ist verdammt stark. Aber das Mädchen ist auch nicht ohne. Sie schleuderten mich durch die Luft, und ich verlor für einen Augenblick das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, viel mir sofort dieser üble Geruch auf. In einer Ecke fand ich dann die grausig entstellte Leiche von Yasmine. Sie war nur noch an ihrer Dienstmarke zu erkennen. Es sah aus, als hätte sie jemand mit Säure übergossen. Einige Meter weiter fand ich eine weitere Leiche, ähnlich entstellt wie Yasmine. Es war der Freund der Verdächtigen. Daneben lagen sie und das Mädchen. Beide waren schwer verletzt. Yasmine muß mit einem schweren Gegenstand auf die Frau eingeschlagen haben, so wie sie aussah, obwohl jetzt fast nichts mehr zu sehen ist.“ Morrow sieht verwundert aus. „Das Mädchen ist angeschossen worden, mit Yasmines Waffe, aber wir fanden die Fingerabdrücke der Verdächtigen darauf. Gerwin sagte, sie hätte eigentlich tot sein müssen. Er kann sich nicht erklären, wie sie trotzdem überlebte.“
„Zu der Aussage des Gerichtsmediziners kommen wir gleich noch.“ erklärt Jamal. „Ist sonst noch etwas passiert, bevor ihre Kollegen eintrafen, was ich wissen müsste?“ fragt er Morrow. Er überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf. Jamal bittet um eine kleine Pause, in der er sich mit seiner Mandantin bereden kann. Bevor die anderen den Raum verlassen, bestätigt Sheriff Benderlast noch einmal, dass sie sich gleich noch die Aussage von Gerwin Mitchell anhören werden.
Jamal ist ziemlich aufgebracht. Er schlägt mit beiden Händen auf den Tisch, der vor Faith steht.
„Sagen Sie mir endlich, was hier los ist. Was wollten Sie von dem Mädchen, und wie sind die anderen ums Leben gekommen? Ich kann Sie nicht verteidigen, wenn ich nicht weiß, was vorgefallen ist. Selbst wenn Sie schuldig sind, muß ich das wissen und werde mein Bestes tun, um Sie trotzdem rauszuhauen, aber Sie müssen mit mir reden!“
„Was wollen Sie denn von mir hören?“ schreit ihn Faith wütend an.
„Ich will die Wahrheit!“ antwortet Jamal laut.
„Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!“ tönt Faith zurück.
„Hey, kommen Sie mir nicht so. Ich bin nicht Tom Cruise. Ich bin größer, schwarz und sehe besser aus. Aber dafür bin ich kein guter Schauspieler.“
„Und Sie hatten nie etwas mit Nicole.“ sagt Faith jetzt schon wieder viel ruhiger.
„Doch schon, aber das bleibt unter uns klar!“ sagt Jamal grinsend.
„Wow!“ macht Faith. „Sie sind ja cooler, als ich dachte.“
„Danke!“ antwortet Jamal. Ganz ruhig und höflich fragt er sie, was passiert ist.
„Glauben Sie mir, Sie werden es mir nicht glauben. Es gibt Dinge da draußen, die weit über ihren Verstand hinaus gehen.“
„Hey, ich bin cool, schon vergessen? Ich werde es verkraften.“ Sie sieht ihn lange an, als würde sie versuchen, in seine Seele zu blicken.

Mi. 01.10.03. Ashfield – 21.45 Uhr
Willow hat Dawn und die Jägerinnen in der Messe zusammengerufen. Neben Willow sind auch Kennedy und Alicia schon da. Die drei haben einige Stapel um sich herum aufgebaut. Willow erklärt allen, dass es sich dabei um Schlafsäcke, Zelte und all die andere Ausrüstung handelt, die man für ein Zeltlager benötigt.
Sie erzählt ihnen nicht, dass sie ihre Untersuchungen in dem Wald als Zeltlager tarnt, damit Giles keinen Verdacht schöpft. Was soll schon passieren, wenn sie die Nacht im Wald mit einer Horde Jägerinnen verbring?, denkt sie. Nicht alle sind davon begeistert, heute im Wald zu schlafen. Es gibt allerdings auch einige von den Mädchen, die schnell Gefallen an der Idee gefunden haben, wie z.B. Natasha, Sonja, Kim und Lucy. Aber die beiden letzten können jeder Sache etwas Positives abgewinnen. Und die beiden anderen kommen aus Gegenden, wo man so was gewohnt ist. Auch in Josefine macht sich der Forscherdrang breit. Nicht so begeistert sind die älteren, wie Vi oder Rona. Aber auch Tammy, die extravagante Donna oder Momo, die sich um die nötige Verköstigung im Wald sorgt, sind nicht gerade sehr angetan von dem Gedanken.
Eilig kramt Momo eine Packung Cornflakes hervor und verstaut sie in ihrem Rucksack.
„Hey, das sind meine.“ beschwert sich Dawn. Willow ruft die Schwester der Jägerin zu sich. Sie gibt ihr einen Brief.
„Er ist von Wolfram und Hart.“ sagt sie neugierig. Vorsichtig öffnet ihn Dawn.
„Die haben ihn nur weitergeleitet. Ursprünglich ist es eine Nachricht von einer Firma Namens Dusk Corp?“ sagt sie verwundert. Sie liest ihn durch und stellt erstaunt fest, was los ist. „Es ist mein Vater!“
„Was echt?“ fragt Willow.
„Er sitzt jetzt im Vorstand dieser Firma, sie haben einen ihrer Hauptsitze in Phoenix. Buffy hatte ihm geschrieben, bevor sie losfuhr. Und nun hat er zurückgeschrieben.“ Wütend wirft sie ihn weg.
„Willst du denn nicht hinfahren?“ fragt Willow.
„Nein!“ antwortet Dawn. „Dieser Mann hielt es nicht mal für nötig, auf Mom’s Beerdigung zu erscheinen. Er kann mir gestohlen bleiben!“ Sie ist im Augenblick so wütend, dass es Willow für besser hält, sie vorerst mit diesem Thema in Ruhe zu lassen. Sie weist jedes der Mädchen an, sich einen Schlafsack zu nehmen und ihr in den Wald zu folgen.
„Wollen doch mal sehen, was die gute Charlene vor uns verbergen will.“ flüstert sie zu sich selbst.


Mi. 01.10.03. Phoenix – 22.01. Uhr
Traurig sitzt Hannah auf einer der Mülltonnen in der einsamen und dunklen Gasse hinter dem Wonderland Club.
„Wie haben Sie mich gefunden?“ fragt sie plötzlich, als würde sie spüren, dass sich jemand in der Dunkelheit versteckt.
„Wir sind einfach der Spur der Verwüstung gefolgt.“ erklärt Xander und zeigt auf die zerstörten Gegenstände.
„Ich mußte meine Wut auslassen.“ erklärt Hannah. „Wollen Sie mich deshalb jetzt einsperren?“
„Nein.“ meint Xander. „Das würden wir uns gar nicht trauen.“ Er zeigt auf den stark lädierten Türsteher des Clubs, der blutverschmiert und völlig verstört in einer Ecke kauert.
„Er wollte mich einfach nicht rein lassen.“ verteidigt sich Hannah.
„Warum sollten für dich auch dieselben Vorschriften gelten wie für alle anderen?“ führt Xander sarkastisch an. Andrew, der auch bei ihm ist, lächelt:
„Der hat sicher den Schock seines Lebens erhalten, als ihm ein kleines Mädchen die Prügel seines Lebens verabreicht hat.“
„Das wird er so schnell nicht vergessen.“ fügt Xander hinzu. „Dein Glück, dass es ihm viel zu peinlich ist, um damit zur Polizei zu gehen.“
„Die Bullen sind mir doch Scheiß egal!“ schimpft Hannah. „Die können mir nichts mehr anhaben. Der Typ hat sich gewehrt, und ich habe nicht mal einen Kratzer abbekommen. Dafür sieht er jetzt aus wie ein Mettbrötchen. Ich hab jetzt Superkräfte, und nun kann mir niemand mehr etwas befehlen.“
„Hast du dich nie gefragt, wo diese Kräfte herkommen, und warum du sie bekommen hast?“ fragt Xander spöttisch. Auf einmal wird es Hannah klar.
„Ach, deshalb seid ihr hier. Ihr habt es von Anfang an gewusst. Ihr habt mir diese Kräfte gegeben.“
„Nicht ganz.“ gibt Xander zu. „Diese Kräfte sind in dir gewesen, von Geburt an. Es gibt viele wie dich auf der ganzen Welt, doch nur eine in jeder Generation wurde auserwählt um, diese Kräfte zu erhalten. Wir sind dafür verantwortlich, dass nun alle Mädchen, die diese Kräfte in sich trugen, sie auch erhalten haben. Wir haben dir deine Kräfte gegeben, wir sind für dich verantwortlich.“
„Bla, bla, bla. Wenn ihr nicht hier seid, um mir diese Kräfte wieder zu nehmen und da ihr offenbar auch nicht in der Lage seid, mich aufzuhalten, lasst mich gefälligst in Ruhe. Und labbert mich nicht voll. Das alles interessiert mich nicht!“ Wütend stapft Hannah davon.
„Warte!“ versucht Andrew, sie aufzuhalten. „Ich weiß, wie es ist, wenn man der dunklen Seite der Macht erliegt.“ Genervt dreht sich Xander ab. Nicht schon wieder Star Wars Zitate, denkt er.
„Du hast ein Geschenk bekommen, doch du mußt auch etwas dafür tun. Du hast Recht damit, dass wir dir diese Kräfte nicht mehr nehmen können, du wirst sie für immer behalten. Und deshalb ist es wichtig, sie nicht wahllos einzusetzen, du mußt mit Bedacht an die Sache ran gehen, sonst könnte das ganz schnell dein Verderben sein. Du hast eine Verantwortung gegenüber deiner Familie, deinen Freunden und der Welt. Du hast die Chance, etwas Gutes zu tun! Wirf sie nicht einfach weg, nur weil es dir gerade nicht in dem Kram passt oder zu schwer erscheint. Niemand sagt, dass es leicht ist, Gutes zu tun, aber es lohnt sich, glaube es mir!“
Wow, denkt Xander. Ich bin beeindruckt.
„Bist du fertig?“ fragt Hannah genervt. Andrew sieht sie ungläubig an. „Na dann kann ich ja jetzt gehen.“ Hannah macht sich aus dem Staub, und es scheint nichts zu geben, dass die beiden noch tun könnten, um sie aufzuhalten.
„Lass uns zu ihren Eltern zurückgehen.“ meint Xander. „Die Smith ist noch da, und wir müssen ihr erklären, dass du es vermasselt hast.“
„Wieso ich?“ beschwert sich Andrew.
„Na, weil du sie mit deinem Vortrag so gelangweilt hast, das sie abhauen musste. Ich wäre am liebsten auch weggelaufen.“

Mi. 01.10.03. New Orleans – 14.00 Uhr
Es ist Schulschluss an der Everton Junior High. Die Schüler verlassen das Gebäude und rennen zu den Bussen und den Autos ihrer Eltern, die sie abholen. Binnen weniger Minuten wirkt alles verlassen. Nur ein einzelnes Mädchen ist noch übrig. Sie sitzt einsam und alleine auf der Treppe.
„Wo sind deine Eltern?“ fragt eine junge Frau. Rose blickt auf und entdeckt die Frau und einen Mann. Er ist Afroamerikaner und hat eine Glatze und einen Bart. Er trägt feine Kleidung. Die Frau sieht aus wie eine Bauarbeiterin, sie ist kräftig, ihr Haar ist durchwühlt und ihre Kleidung dreckig.
„Ich schätze, sie sind zuhause. Sie haben Angst vor mir. Weil ich so stark geworden bin. Ich hätte meinem Dad fast den Arm ausgekugelt. Seit dem geht er mir aus dem Weg.“ Sie beginnt zu weinen. Robin setzt sich neben das Mädchen und versucht sie, zu trösten. Sie rückt von ihm weg.
„Ich soll nicht mit Fremden reden.“ sagt sie.
„Schon in Ordnung.“ meint Robin. „Ich bin von der Schulbehörde. Und außerdem, wenn du so stark bist, könnte ich dir doch gar nichts tun, oder?“ Sie nickt.
„Du bist eine Auserwählte.“ erzählt ihr Faith offen heraus.

Do. 02.10.03. New Orleans – 3.11 Uhr
„Eine was?“ fragt Jamal.
„Ich sagte doch, sie würden es nicht verstehen.“ antwortet Faith. „Aber das tut auch nichts zur Sache. Es ist der Grund dafür, warum sie so stark ist, mehr brauchen sie nicht zu wissen.“

Mi. 01.10.03. New Orleans – 14.31 Uhr
„Bin ich böse?“ fragt Rose unsicher.
„Nein.“ antwortet ihr Faith. „Du bist, was immer du sein willst. Du kannst eine gute Schülerin sein, eine Schulschwänzerin, eine Diebin oder noch schlimmer, eine Cheerleaderin.“ Faith lächelt, aber Rose fühlt sich noch immer unsicher. „Ich weiß, was du jetzt durchmachst.“ versichert ihr Faith.
„Wirklich?“ fragt das Mädchen neugierig.
„Ich fühlte mich genauso, wie du jetzt, als ich erfuhr, wer ich bin, und welche Kräfte ich habe. Nur mit dem Unterschied, dass ich schon älter war und die Schule längst geschmissen hatte. Meine Mutter war eine alte Säuferin, und der Kerl von nebenan…“
„Ich glaube, das tut hier nichts zur Sache.“ unterbricht sie Robin. Faith schaut auf das verwunderte Mädchen und stimmt ihm zu.
„Stimmt, denn das war mein Leben. Hier geht es um deines. Und darum, das du es besser machst, als ich damals. Deshalb gibt es da diese Schule. Dort gibt es noch mehr, die so sind wie du. Es wird dir da ganz bestimmt gefallen. Du kannst dort lernen, mit deinen Kräften umzugehen und sie richtig einzusetzen.“
„Gibt es da auch Leute, die mich hänseln, weil sie mich für ein Monster halten?“ fragt Rose.
„Nein, dort wird dich niemand mehr ärgern. Du kannst dich frei entwickeln und deinen eigenen Weg finden.“ Mitten in ihrem Gespräch taucht plötzlich ein riesiger Dämon auf. Seine Schritte sind schwer und lassen den Boden erbeben. Er ist komplett mit Schlamm bedeckt, von dem einiges an ihm heruntertropft. Nur seine roten Augen glühen unter dem Schlamm hervor. „Der einzige Haken an deinem neuen Leben ist, dass dich ständig irgendwelche echten Monster töten wollen. Noch ein Grund mehr, die Schule zu besuchen, denn dort kann man dich beschützen.“ erklärt Faith hastig, während sie auf den Dämon losgeht. Robin versucht indes, das Mädchen ins Auto zu bringen. Faith weicht einem Schlag des Dämons aus. „Ein Freund von dir?“ fragt sie Rose. Die schüttelt den Kopf. Robin setzt sie ins Auto und bittet sie, drin zu bleiben, bis er zurückkommt. Faith versucht es mit einem Kick, prallt jedoch von dem Dämon ab. Er ist viel härter, als es den Anschein macht. Robin aktiviert eine Vorrichtung unter seinem Ärmel, und sogleich fliegen mehrere Klingen auf das Wesen zu. Sie prallen jedoch alle von ihm ab. Faith versucht es weiter mit Schlägen, jedoch ohne Erfolg. Robin rennt zum Wagen zurück und öffnet den Kofferraum. Er wirft Faith ein stabiles Schwert zu. Sie fängt es auf und findet sogleich heraus, dass es nicht stabil genug ist. Als sie damit auf den Dämon einschlägt, wird es beschädigt. Locker schlägt er sie zu Boden. Dann dreht er sich zu Robin um und bewegt sich zum Auto. Faith schreit Robin zu, dass er mit dem Mädchen abhauen soll. Er steigt ins Auto und gibt Gas. Faith richtet sich auf und versucht, den Dämon abzulenken. Sie greift ihn von hinten an. Er dreht sich herum und schleudert sie von sich weg. Dann beugt er sich über sie und starrt sie an. Sie ist bei Bewusstsein, kann sich aber vor Schmerzen kaum bewegen. Plötzlich öffnet sich etwas über seinen roten Augen. Es sieht aus, als hätte er auf der Stirn noch ein weiteres Auge. Der Hausmeister kommt mit einer Mülltonne auf dem Arm vorbei.
„Was ist denn hier los?“ fragt er entsetzt, als er die beiden entdeckt. Der Dämon dreht sich zu ihm herum, und ein Blitz schlägt aus seinem Auge. Er umschließt den Hausmeister und saugt ihm regelrecht das Leben aus. Zurück bleibt eine stinkende, ausgelaugte Hülle. Um nicht das nächste Opfer des Ungeheuers zu werden, macht sich Faith lieber aus dem Staub.
Später trifft sie wieder mit Robin und Rose zusammen. Sie erzählt ihnen, dass sie das Monster nicht erledigen konnte. Robin schlägt vor deshalb, Nachforschungen anzustellen. Faith meint aber, dass sie zuerst Rose hier wegbringen müssen. Das Mädchen stimmt zu, mit ihnen zu der Schule zu fahren, von der sie ihr erzählt haben. Sie sagt, dass sie ohnehin vorhatte, von Zuhause wegzulaufen. Sie verabreden sich für 21.00 Uhr am selben Abend. Robin und Faith sollen ein paar Häuser weiter auf sie warten. Doch es ist bereits 21.30 Uhr, als das Mädchen noch immer nicht da ist. Die beiden beschließen, nach ihr zu suchen, als sie plötzlich den Dämon vom Nachmittag entdecken. Von Rose keine Spur. Robin gibt Vollgas und steuert den Wagen auf den Dämon zu, als ihnen urplötzlich Rose vors Auto läuft. Ihr ist nichts Schlimmes passiert, aber der Dämon ist noch da. Er schlägt mit voller Wucht auf ihr Auto. Sie fahren los, um Rose nach Ashfield zu bringen. Doch sie kommen nicht weit. Das Auto ist zu stark beschädigt. Sie halten vor einem Einkaufszentrum.
„Ist es nicht ein bißchen zu spät zum Shoppen?“ fragt Faith.
„Ich dachte, für euch Frauen sei es nie zu spät zum Einkaufen?“ fragt Robin lächelnd.
„Stimmt!“ antwortet Faith. Sie schnappt sich Rose und geht mit ihr in den Laden, nachdem sie die Tür aufgebrochen hat. Robin sagt, dass er nach einem neuen fahrbaren Untersatz sucht, dann geht er. Faith geht mit Rose weiter und versucht, das aufgeregte Mädchen zu beruhigen. Sie suchen ein Versteck und etwas, mit dem sie sich gegen ihren Verfolger wehren können.
„Halt! Stehen bleiben, oder wir schießen!“ hören sie plötzlich. Faith entdeckt zwei voreilige Polizisten und setzt zum Rückzug an. Mit Rose an der Hand stürmt sie zum Hinterausgang. Die beiden Cops folgen ihnen. Auf ihrer Flucht stößt sie mit einem Penner zusammen.
„Pass doch auf!“ schimpft er. Dann geht er gemütlich weiter. In der Zwischenzeit haben ihre Verfolger jedoch kräftig aufholen können. Die beiden Cops stürmen aus dem Gebäude heraus und zielen mit ihren Waffen auf sie. Plötzlich taucht Robin auf. Er ruft, dass ihm der Dämon auf den Fersen ist, er hat ihn nur wenige Meter von hier gesehen. Die beiden Polizisten wollen ihm nicht zuhören. Yasmine holt ihre Handschellen heraus und versucht, sie ihm anzulegen. Faith nutzt die Gelegenheit aus, um mit Rose zu fliehen. Der dicke Polizist folgt ihnen. Er greift nach Rose, aber sie schlägt nach ihm. Sie versetzt ihm einen ziemlichen Schlag, und Faith setzt noch einmal nach, um ihn endgültig auszuknocken. In dem Moment taucht erneut der Penner auf.
„Mein Arbeitgeber möchte dich tot sehen, Faith.“ sagt der Penner zu ihnen.
„Sie arbeiten für den Dämon?“ fragt Faith ungläubig.
„Für keinen Dämon, mein Auftraggeber ist ein Mensch, so wie sie.“ antwortet der Penner. „Der einzige Dämon hier, bin ich.“ Vor ihren Augen verwandelt sich der Penner in den Schleimdämon. Faith befiehlt Rose, in das Einkaufszentrum zurück zu laufen. Mit kräftigen Schlägen und Tritten versucht Faith, den Dämon in Schach zu halten. Doch es gelingt ihm, sie mit einem einzigen Schlag nieder zu strecken. Er folgt Rose zurück zur Hintertür. Trotz großer Schmerzen richtet sich Faith auf, um das Mädchen zu beschützen. Als sie näher kommt, sieht sie, wie Robin versucht, gegen den Dämon zu kämpfen. Er hat kaum eine Chance. Der Dämon schleudert ihn über eine Mauer. Die Polizistin steht ängstlich vor dem Dämon. Zitternd richtet sie ihre Waffe auf ihn. Sie feuert, aber die Kugel prallt ab und schlägt dicht neben Rose in der Wand ein. Sie feuert dennoch weiter.
„Nein!“ ruft Faith. Doch zu spät. Weitere Kugeln prallen von der schleimigen Haut des Dämons ab. Eine davon trifft Rose in den Oberkörper. Faith entreißt der Polizistin die Waffe, im selben Moment wird sie von dem Dämon niedergeschlagen.

Do. 02.10.03. New Orleans – 3.17 Uhr
„Das nächste, an das ich mich erinnern kann, sind die Polizisten, die mich in Handschellen abführen.“ Sie schaut in das entsetzte Gesicht von Jamal, der ihren Ausführungen schon seit einer ganzen Weile mit diesem Gesichtsausdruck folgt. „Ich sagte ja, dass Sie die Wahrheit nicht ertragen würden.“ bemerkt sie.
„Das müssen Sie dem Sheriff sagen. Sie sind unschuldig.“ bemerkt Jamal.
„Sie glauben mir also?“ fragt Faith ungläubig.
„Ich versuche es.“ gibt Jamal zu. Die Tür öffnet sich, und mehrere Personen betreten den Raum. Sheriff Benderlast, Zivilpolizist Mendez, der uniformierte Wächter und ein junger Mann, den Faith noch nicht kennt. Der Sheriff stellt ihn ihr als Gerichtsmediziner Gerwin Mitchell vor. Er setzt sich auf den einzelnen Stuhl, wo zuvor Morrow gesessen hat.
„Erzählen Sie uns etwas über die Leichen.“ befiehlt der Sheriff. Nervös beginnt Gerwin mit seinen Erzählungen.
„Es war etwa gegen 0.00 Uhr, als ich zum Tatort gerufen wurde. Luitenent Mendez war bereits vor Ort. Er hatte mich gerufen. Es war furchtbar. Wir hatten zwei Leichen. Beide waren grausam entstellt worden. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, was mit ihnen geschehen war. Mir war jedoch klar, dass es dasselbe war, das auch dem Hausmeister der Everton Junior High zugestoßen war.“
„Das ist eine wichtige Information, die meine Mandantin entlasten könnte.“ erklärt Jamal.
„Sicher wäre das so, wenn es nicht mehrere Zeugen gäbe, die ihre Mandantin am Tatort gesehen haben.“ erklärt der Sheriff mit leichtem Stolz in der Stimme. „Der zufällig auch noch die Schule des entführten Mädchens ist. Ich fürchte, diese Aussage belastet ihre Mandantin noch mehr!“ Grimmig blickt Jamal zu Faith, die sich nichts anmerken lässt und dann wieder zu Gerwin.
„Sanitäter kümmerten sich bereits um die Verletzungen des Mädchens. Ich sah sie mir an und stellte fest, dass sie über eine ziemlich hohe Widerstandskraft verfügt. Jeder andere wäre an einer solchen Verletzung ganz sicher gestorben. Ich sah mir dann die beiden Toten etwas genauer an. Wir konnten sie nur noch anhand dessen identifizieren, was von ihnen übrig geblieben war. Größe, Hautfarbe, Geschlecht usw. Genaueres werden wir frühestens in drei Tagen erfahren, wenn die DNA Analyse abgeschlossen ist“
„Danke!“ sagt der Sheriff und entlässt den Zeugen.
„Einen Augenblick noch.“ Gerwin wird von Jamal gestoppt. „Mich würde die genaue Todesursache interessieren.“
„Die weiß ich leider nicht.“ gibt Gerwin zu.
„Wie wäre es dann mit einer fachmännischen Vermutung?“ fragt Jamal weiter.
„Irrelevant.“ wirft Benderlast ein. „Das einzige, das zählt, sind Beweise.“
„Die haben wir aber nicht, und bis es soweit ist, müssen wir uns mit der Meinung eines Fachmanns begnügen.“ drängt Jamal. Gerwin redet weiter:
„Ich weiß es einfach nicht, es ist alles so seltsam. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es sieht aus, als hätte ihnen jemand regelrecht das Leben ausgesaugt.“
„Und wer oder was könnte Ihrer Meinung nach, so etwas verursacht haben?“ fragt Jamal weiter.
„Ich habe wirklich keine Ahnung.“ gibt Gerwin zu. „Ich kann es mir einfach nicht erklären. Vielleicht war es dasselbe, was diesen Kerl aus dem Sumpf getötet hat.“ Jamal wird hellhörig.
„Das Ding aus dem Sumpf?“ fragt er.
„Ja.“ bestätigt Gerwin. „Wir haben vor kurzem eine Leiche aus den Sümpfen gezogen, es war ganz seltsam. Sie war über und über mit Schlamm bedeckt. Fast so, als gehöre beides zusammen. Und dann ist sie einfach hinaus marschiert.“
„Sie ist was?“ fragt Jamal. Doch Gerwin antwortet nicht. Der Sheriff verbietet es ihm.
„Das ist geheim.“ sagt er zu Jamal. Der junge Anwalt möchte es genauer wissen, er merkt, dass er nun ganz nah dran ist, den Fall zu klären. Immerhin hatte Faith ebenfalls ein solches Schlammmonster erwähnt. Doch erneut werden sie gestört. Ein Polizist kommt herein und flüstert Mendez etwas ins Ohr. Entsetzt springt er auf.
„Was ist los?“ fragt der Sheriff.
„Es geht um Morrow.“ antwortet der Zivilpolizist. „Sie haben ihn im Parkhaus gefunden. Er ist tot.“
„Sind Sie sicher?“ fragt Jamal.
„Nicht wirklich.“ gibt Mendez zu. „Seine Leiche wurde entstellt, genau wie die von Yasmine.“
Mendez, Benderlast und Gerwin Mitchell verlassen den Raum. Faith, Jamal und die Wache bleiben zurück.


Mi. 01.10.03. Ashfield – 22.38 Uhr
Giles ist gerade in eines seiner Bücher vertieft, das Klen’duc Manuskript, als er ein Geräusch hört. Vom Eingangsbereich rechts liegt die Messe oder auch Speisesaal. Geradeaus ist die große Treppe, direkt rechts und links daneben geht es in die zwei seitlichen Flügel des Gebäudes. Rechts geht noch ein weiterer Gang in den kleinen Flügel, in dem Xander und Andrew ihre Zimmer haben. Im großen rechten Flügel sind die Büros und Zimmer der Lehrer. Also von Smith, Willow und Kennedy und ihm selbst. Außerdem für Buffy, Faith und Wood, die aber noch gar nicht hier sind. Im linken Flügel sind die Zimmer der Mädchen. Links vom Eingang, gegenüber der Messe, sind mehrere kleine Zimmer, darunter z.B. das Fernsehzimmer. Hier hat sich Giles einen Raum als Bibliothek eingerichtet. Er greift zu einer großen Streitaxt, die er als Wandverzierung anbringen wollte. Als er die Streitereien vernimmt, wird ihm schnell klar, dass Xander und Andrew zurück sind. Er überlegt kurz, ob er die Axt nicht trotzdem einsetzen sollte, um dem endlich ein Ende zu setzen, doch dann legt er sie doch lieber weg.
„Wir haben ein Problem.“ erzählt Smith sofort, als die drei das Zimmer betreten. „Oh, sieht nett aus.“ stellt sie überrascht fest.
„Danke!“ meint Giles. „Und was ist das nun für ein Problem?“
„Nun wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht, welche wollen Sie zuerst hören?“ fragt Xander.
„Raus damit!“ meint Giles genervt.
„Okay, okay. Erst die Gute. Wir haben die Jägerin gefunden. Sie ist 15 und heißt Hannah.“
„Und wo ist sie?“ fragt Giles während er sich umsieht.
„Das ist die schlechte.“ antwortet Xander. „Sie wollte nicht mitkommen. Sie findet es toll, Superkräfte zu haben und verprügelt viel lieber Mitschüler und Türsteher.“
„Das ist allerdings ein Problem.“ meint Giles besorgt.
„Wir sollten ein paar der anderen Jägerinnen mitnehmen. Vielleicht kann sie jemand der dasselbe durchgemacht hat eher überreden mitzukommen, und wenn das auch nicht klappt, wenden wir eben Gewalt an.“ meint Smith energisch.
„Das geht nicht.“ äußert sich Giles.
„Doch nur als letztes Mittel, aber ich denke nicht, dass wir soweit gehen müssen.“ erklärt Smith.
„Nein, ich meine, das geht nicht, weil Willow mit den Mädchen im Wald ist.“ teilt ihr Giles mit. „Sie zelten da.“ Charlene Smith scheint in Panik zu geraten.
„Das war ein Fehler!“ meint sie. „Sie hätten sie daran hindern sollen.“
„Warum?“ fragt Giles besorgt. „Was ist in dem Wald?“
„Das hätte nicht passieren dürfen, es wird schlimme Konsequenzen mit sich ziehen. Ich hätte hier bleiben müssen.“ stottert Smith vor sich hin. Giles packt und schüttelt sie.
„Was ist hier eigentlich los?“
„Das ist geheim! Ich darf nicht mit Ihnen darüber reden.“ gibt sie zu.
„Willow hatte also doch Recht. Sie wissen über diesen Ort Bescheid.“ stellt Giles wütend fest.
„Es ist nicht so, wie Sie denken.“ versichert Smith. „Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen sofort zu dem Friedhof und die anderen zurückholen.“ Sie schwört die drei Männer darauf ein, dass sie möglicherweise einer ungeheuren Gefahr unbekannten Ausmaßes entgegentreten würden.
„Das kann nichts sein, das wir nicht schon gesehen haben.“ glaubt Xander.

Mi. 01.10.03. Deathwood – 22.40 Uhr
Nebel zieht auf, und es wird kalt, während die Jägerinnen sich um das Lagerfeuer versammeln. Sie sind gerade mit dem Aufstellen der Zelte fertig geworden, und Dawn hat ihnen allen Tee gekocht.
„Singen wir jetzt Kumbaja?“ fragt Rona sarkastisch.
„Nein.“ meint Willow. „Als Jägerinnen werdet ihr oft nachts auf düsteren Friedhöfen herumhängen. Es wird Zeit, dass ihr euch schon mal daran gewöhnt.
„Das ist doch Mist!“ beschwert sich Tammy.
„Halt die Klappe!“ schimpft Rona zurück, und Chao Ann sagt etwas auf Chinesisch, das sich nicht sehr nett anhört. Willow will gerade dazwischen gehen und die beiden auseinander bringen, als plötzlich Kim wie wild umherspringt.
„Mücken, überall Mücken.“ schreit sie hysterisch.
„Da sind keine Mücken.“ versucht Willow, sie zu beruhigen. Plötzlich rennt Donna schreiend an ihr vorbei in den Wald. Willow dreht sich zu den anderen Mädchen um. Lucy liegt in einer Ecke und röchelt. Sie beschwert sich, dass sie ertrinken würde, obwohl gar kein Wasser in der Nähe ist. Crystal weint ohne Unterlass, und Belinda verletzt sich mit allem, was sie finden kann, selbst. Rona und Tammy prügeln sich, und Momo stopft alles in sich hinein, selbst ihren Schlafsack versucht sie, zu essen. Sie kriegt nicht mal mit, dass Dawn die ganze Zeit versucht, sie daran zu hindern. Kennedy sitzt völlig verängstigt in einer Ecke und wimmert, dass die Schatten sich erheben würden, um sie alle zu töten. Shannon springt vor Willow und schlägt sich auf die Brust wie King Kong.
„Shannon stark.“ sagt sie. Willow benutzt ihre Magie, um Shannon von sich wegzustoßen.
„RUHE!“ schreit sie und erzeugt einen Wirbelsturm, der alle Jägerinnen durcheinander wirbelt.

Do. 02.10.03. New Orleans – 0.13 Uhr
„Es ist hier.“, wiederholt Faith ständig, aber Jamal scheint nicht darauf zu reagieren. Unruhig geht er in dem Raum auf und ab. „Sie müssen mich losmachen, nur ich kann dieses Wesen erledigen.“ beteuert sie. Jamal ist noch unentschlossen.
„Ich kann das nicht tun.“ Es klopft an der Tür, und die Wache öffnet sie. Plötzlich versetzt ihm jemand einen Schlag, und er geht zu Boden. Robin Wood kommt herein und schließt vorsichtig die Tür hinter sich. Faith versucht, nicht all zu glücklich auszusehen, sie will ihm ja keinen falschen Eindruck vermitteln. Und außerdem ist sie die kühle Powerfrau. Trotzdem ist sie froh und erleichtert, dass er noch lebt.
„Wer ist das?“ fragt er und zeigt dabei auf Jamal.
„Er ist in Ordnung.“ antwortet Faith. Robin mustert den Nebenbuhler eifersüchtig. Dann greift er in die Tasche des Wächters und holt die Schlüssel für Faiths Handschellen heraus. „Was ist passiert?“ fragt ihn Faith neugierig.
„Nachdem mich der Dämon im Hinterhof attackiert hatte, war ich kurz weggetreten. Als ich zu mir kam, entdeckte ich die Leiche des Penners. Dann sah ich, wie der Dämon die Polizistin tötete. Er öffnete ein Auge auf seiner Stirn, und dann saugte er ihr die Lebenskraft aus. Ich war noch zu schwach, um dir zu helfen. Als die Polizei auftauchte, habe ich mich dann aus dem Staub gemacht.“
„Hatte der Penner dieselbe Statur und Aussehen wie Sie?“ fragt Jamal.
„Kann sein.“ antwortet Robin verwundert.
„Die Polizei wusste nichts von dem Penner, deshalb dachten sie, er sei Robin.“ stellt Faith fest.
„Und was machen wir jetzt?“ fragt Jamal.
„Sie machen gar nichts!“ meint Robin genervt. „Faith und ich werden verschwinden.“
„Nein!“ meint Faith energisch. „Wir müssen ins Parkhaus, um den Dämon zu erledigen.“
„Schon klar.“ bestätigt Robin. „Ich hab mir so was schon gedacht. Ich habe die letzten Stunden nicht mit Rumhängen vergeudet. Ich habe einiges über dieses Wesen herausgefunden und ich weiß jetzt, wie wir es töten können.“
„Na dann los.“, meint Faith. Robin zeigt auf Jamal.
„Und was ist mit ihm?“ Faith bittet Robin, ihn mit den Handschellen zu fesseln.
„Keine Sorge.“ erklärt Jamal. „Ich bin auf ihrer Seite.“
„Ja.“ weiß Faith. „Aber das muß der Sheriff ja nicht erfahren.“
„Keine Sorge.“ meint Robin. „Der ist tot.“ Die beiden anderen blicken ihn verwundert an. „Ich war vor kurzem im Leichenschauhaus, ich brauchte ein paar Dinge von dort. In einer Abstellkammer fand ich seine Leiche. Er hatte immer noch einen Donut in der Hand.“

„Ich bin mir nicht sicher.“ wiederholt Gerwin, über der ausgelaugten Leiche kniend. Mendez wird langsam ungeduldig.
„Keine Ahnung, was hier vor sich geht. Aber es scheint immer wahrscheinlicher, dass die Tussi unschuldig ist. Wenn das hier wirklich Morrow ist, kann sie ihn nicht getötet haben. Zu der Zeit war sie mit uns im Verhörzimmer.“
„Das stimmt nicht.“ erklärt Benderlast. „Zur Tatzeit war sie nicht mit uns im Verhörzimmer. Sie haben Gerwin abgeholt, und ich war auf dem Klo, erinnern Sie sich?“ fragt der Sheriff.
„Kann schon sein.“ meint Mendez. „Worauf wollen Sie hinaus?“
„Darauf, dass er nicht auf dem Klo war.“ meint Faith, als sie und Robin dazu kommen. „Er war hier und hat Morrow getötet.“ Gerwin macht einen großen Schritt von Benderlast weg.
„Wie kommen Sie darauf, dass der Sheriff... ?“ fragt Mendez.
„Nicht der Sheriff.“ erklärt Faith. Vor den Augen der Anwesenden verwandelt sich der Sheriff in den Schleimdämon. Mit einem mächtigen Schlag seiner Faust streckt er Mendez nieder. Er fällt zu Boden.
„Er ist tot.“ stellt Gerwin zittrig fest. Sofort rennt Faith auf den Dämon los und tritt dann mit beiden Beinen gleichzeitig zu. Der Dämon schwankt leicht, fällt aber nicht. Robin ist zu einem Auto, ein paar Schritte entfernt, gegangen. Gerade als der Dämon sein drittes Auge öffnen will, um Faith zu töten, wird er von Robin abgelenkt.
„Du willst wohl unbedingt sterben?“ fragt ihn der Dämon.
„Nein, eigentlich nicht.“ meint Robin. Dennoch wehrt er sich kaum. Der Dämon beginnt damit, das Auge auf seiner Stirn zu öffnen, da öffnet Robin im letzten Moment die Tür zu einem der Autos, das hinter ihm steht. Ein Vampir springt heraus. Der Dämon öffnet sein Auge, und ein Blitz aus Energie umschließt den Vampir. Faith kommt herangelaufen. Verwundert sieht sie auf den Dämon und den Vampir. Robin zeigt mit dem Finger auf seine Stirn, dann wirft er Faith ein Messer zu. Sofort wird ihr klar, was los ist. So kräftig wie sie kann, stößt sie dem Dämon das Messer in sein drittes Auge. Vor Schmerzen schreiend windet er sich in dem Blitz, der nun ihn umschlossen hat. Dann geht er qualmend zu Boden. Er wird zu einfachem Schlamm und beginnt sich über dem Boden zu verteilen. Sterbend stößt er eine letzte Warnung aus.
„Es geht einiges vor sich. Mein Auftraggeber ist noch da, und wenn ihr eure Freunde noch retten wollt, solltet ihr euch beeilen.“ Dann ist er endgültig tot.
Verwirrt blickt der Vampir an seinem Körper herunter.
„Hey? Ich lebe noch.“ Er lächelt freudig. Plötzlich schnellt Robins Arm hervor und stößt einen Pflock in sein Herz.
„Verdammt, heute ist echt nicht mein Tag.“ meint der Vampir, während er zu Staub zerfällt.
„Woher wusstest du...?“ fragt Faith Robin, auf den Vampir bezogen.
„Ich sagte doch, ich habe einiges herausgefunden und weiß, wie wir ihn töten können! Er konnte dem Vampir nicht das Leben aussaugen.“ bestätigt er.
„Weil der Vampir bereits tot war.“ Faith hat es verstanden. Sie hilft Gerwin, unter einem der Autos hervor zu kommen. Er zittert am ganzen Körper.
„Sie sollten das alles hier lieber vergessen.“ schlägt sie ihm vor.
„Schon passiert.“ bestätigt er ihr.
„Und sagen Sie Jamal, er soll das gleiche tun.“ ruft sie ihm hinterher, während sich Gerwin auf und davon macht.
„Und fahren wir jetzt nach Ashfield?“ fragt Robin.
„Noch nicht.“ meint Faith. „Ich habe noch was zu erledigen“.

Mi. 01.10.03. Deathwood – 23.12 Uhr
Schwer bewaffnet betreten Giles, Xander, Andrew und Ms. Smith den Ort des Geschehens. Sie können wegen dem dichten Nebel nur schwer etwas erkennen. Andrew versucht, eine kleine Petroleumlampe anzumachen, stellt sich dabei allerdings ziemlich ungeschickt an. Nach einer Weile meint Xander genervt:
„Ich weiß jetzt, warum die Titanic gegen einen Eisberg gefahren ist. Andrew sollte das Licht anmachen.“
„Ich krieg es schon hin.“ verteidigt sich Andrew.
„Warum hast du auch keine Taschenlampe mitgenommen?“ beschwert sich Xander. Giles stoppt die beiden. Sie haben das Lager der Jägerinnen erreicht. Die Zelte und Schlafsäcke sind überall in der Gegend verteilt.
„Was ist hier bloß passiert?“ fragt Xander, obwohl er bereits vermutet, dass ihm keiner der drei anderen antworten wird. Vorsichtig gehen sie weiter. Giles hat sich nun doch entschlossen, die Streitaxt mitzunehmen. Xander hat ein großes Schwert dabei, und Andrew hat sich mit einem kleineren Beil ausgerüstet. Smith fällt mit ihrem Maschinengewehr etwas aus der Reihe. Die Argumente von Giles, die gegen eine solche Waffe sprachen, hat sie ignoriert. Zumindest hat sie ein zusätzliches Messer eingesteckt. Plötzlich hören sie in einiger Entfernung ein Wimmern. Sofort machen sie sich auf den Weg und finden Kennedy an einem Baum sitzend. Sie ist nicht in der Lage, mit ihnen zu reden. Sie ist völlig hysterisch und redet von den Schatten, die sie alle töten wollen. Giles will ihr aufhelfen und sie mitnehmen, aber es gelingt ihm nicht. Smith meint, er solle es lassen.
„Wenn wir rauskriegen, was hier los ist, helfen wir ihr mehr!“ Giles stimmt ihr zu. Xander hat noch etwas anderes gehört und ruft die anderen zu sich. Vorsichtig schiebt er einen Strauch zur Seite, und es zeigt sich ihnen ein grausiges Bild. Eine der Jägerinnen liegt blutüberströmt auf dem Boden, zumindest das meiste von ihr. Sie wurde brutal zerfleischt.
„Was für eine Bestie hat das getan?“ fragt Giles entsetzt.
„Ich schätze, es war diese Bestie.“ antwortet Xander leicht sarkastisch, als urplötzlich Momo mit blutverschmiertem Mund und mordlüsternem, dämonischem Blick auf sie zukommt. „Und sie hat Hunger!“ fügt er hinzu, obwohl es absolut nicht nötig war. Die vier beschließen, dass es besser ist, wegzulaufen. Eilig rennen sie davon, erst nach einigen Metern bemerken sie, dass ihnen niemand folgt. Sie halten an, um sich ein wenig zu erholen.
„Das war doch Momo, oder?“ fragt Xander. „Was hat sie denn so verändert?“
„Arme Crystal.“ fügt Andrew hinzu. „Sie wurde einfach gefressen. Schrecklich!“ Giles weist die beiden an, sich zu beruhigen und jetzt nicht die Nerven zu verlieren.
„Wir haben Glück, dass sie zu fett ist, um uns einzuholen“. Xander wundert sich über diese aggressive Haltung von Giles. Dann wendet sich Giles an Smith.
„Sie wissen doch, was hier los ist, oder? Ich weiß, das ist geheim. Aber das interessiert mich nicht, spucken Sie es endlich aus oder ich...“ Giles packt sie am Hals und beginnt sie zu würgen. Smith versucht, sich zu wehren, aber er ist zu stark für sie. Xander und Andrew gehen dazwischen und verhindern schlimmeres. So muß er als Ripper gewesen sein, denkt sich Xander.
„Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut.“ bemerkt Andrew.
„Was immer diese Mädchen verändert hat...“ stellt Xander fest. „...es hat auch uns erwischt.“ Giles kommt langsam wieder zu sich.
„Du hast Recht.“ gibt er zu. „Wir sollten schnellstens etwas unternehmen, bevor wir uns alle gegenseitig umgebracht haben.“ Smith beginnt plötzlich, wie eine Irre zu lachen.
„Wir werden hier alle sterben, ich weiß es. Wir werden alle sterben.“
„Was wissen Sie.“ drängt Xander sie. „Was geht hier vor?“
„Keine Ahnung!“ antwortet sie. „Hier kann alles Mögliche geschehen. Wir haben einen Fehler gemacht, wir hätten niemals hierher kommen dürfen.“ Sie beginnt wieder, wie eine Verrückte zu lachen. Sie bedroht Xander mit ihrem MG und noch bevor die anderen sie weiter ausfragen können, rennt sie ihnen davon. Keiner der drei hat Lust, sie durch den unheimlichen Nebel zu verfolgen.
„Wo kommt diese dicke Suppe bloß her?“ fragt Xander genervt. Plötzlich bekommt Giles einen Geistesblitz.
„Banshee.“ meint er.
„Gesundheit.“, sagt Xander.
„Was?“ fragt Giles verwundert. „Ach so, nicht Hadschi. Banshee. Das sind Nebelgeister.“
„Ich dachte, die wären ausgestorben?“ wirft Andrew ein.
„Offenbar nicht.“ meint Giles.
„Das erscheint mir logisch. Sie treiben sich gerne in Wäldern herum und treiben die Menschen in den Wahnsinn, bis sie ihnen hilflos ausgeliefert sind.“ erzählt Andrew.
„Es gibt nur eine Chance, sie aufzuhalten.“ meint Giles.
„Fachidioten unter sich.“ wirft Xander ein. Im letzten Moment kann er sich unter der vorschnellenden Axt von Giles abducken und so gerade noch verhindern, dass ihn der ehemalige Wächter einen Kopf kürzer macht.
„Ich habe deine dummen Kommentare endgültig satt!“ schimpft Giles, während er versucht, die Axt aus dem Baum zu ziehen, in dem sie stecken blieb.
„Ich fürchte, der Mann hat sich nicht mehr unter Kontrolle.“ meint Xander und packt Andrew an der Hand. Die beiden laufen vor Giles davon, und es gelingt ihnen nach einer Weile, ihn abzuhängen.
„Nur gut, dass er nicht mehr der jüngste ist.“ meint Xander völlig außer Atem, aber trotzdem total aufgedreht. Andrew lässt sich erschöpft zu Boden sinken. Er zieht sich seine Jacke ins Gesicht.
„Er ist hier, er will mich bestrafen.“ jammert er.
„Wer?“ fragt Xander.
„Jonathan.“ antwortet Andrew. „Er will mich dafür bestrafen, dass ich ihn getötet habe. Warren ist auch bei ihm, er ist sauer, weil ich ihn im Stich gelassen habe. Und da ist Anya, sie ist enttäuscht von mir. Und Tara, sie ist böse, weil ich für ihren Tod mitverantwortlich bin und Katrina, auch an ihrem Tod bin ich schuld.“ Xander verpasst ihm eine schallende Ohrfeige.
„Komm mal wieder runter!“ schimpft er.
„Ich sehe tote Leute.“ sagt Andrew völlig traumatisch.
„War das wieder ein Filmzitat oder ernst gemeint?“ fragt Xander.
„Beides!“ antwortet Andrew. Nervös läuft Xander umher. Er ist völlig aufgekratzt, als sei er vollgepumpt mit Aufputschmitteln.
„Ich muß irgendwas tun.“ meint er.
„Wir brauchen Willow.“ erklärt Andrew, immer noch völlig verstört.
„Willow? Sie kann uns helfen?“ fragt Xander. Er packt Andrew und schleift ihn mit sich. „Du kommst mit, du mußt ihr das Zeug mit dem Hadschi erklären.“
„Banshee!“ meint Andrew.

Xander hat ein ziemliches Tempo drauf, während die beiden den Wald nach Willow durchkämen. Immer wenn sie stehen bleiben, weil sie etwas gehört oder gesehen haben, zappelt er ganz unruhig herum. Einmal haben sie Donna gesehen, die an ihnen vorbeigerannt ist. Auf einem Baum saß Chao Ann, sie plapperte die ganze Zeit etwas in ihrer Muttersprache. Es gelang den beiden nicht, sie vom Reden abzuhalten. Gerade trafen sie Vi, die offenbar alles nach ihrer verlorenen Stoffmütze absucht. Jeden Stein, jedes Blatt dreht sie um. Sogar den Boden gräbt sie mit ihren Fingernägeln um, auf der Suche nach ihrer Kopfbedeckung. In der Ferne hören sie immer wieder das Feuern aus Smiths Maschinengewehr.
„Nimm dies und das und das hier auch noch.“ Sie hören die Stimme von Dawn, und Xander packt Andrew erneut und läuft mit ihm los. Andrew beschwert sich:
„Ich will nicht mehr.“ Aber Xander hört nicht auf ihn. Sie erreichen Dawn und sehen, wie sie, mit einem Stock bewaffnet, in die Luft schlägt.
„Dir werd ich es zeigen, du fieses Monster.“ schreit sie. Hibbelig springt Xander neben ihr von einem Bein aufs andere, während sich Andrew zu Boden fallen lässt und die Toten um Vergebung bittet.
„Hast du Willow gesehen?“ fragt Xander unruhig.
„Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ fragt Dawn. Xander entreißt ihr den Knüppel und wiederholt seine Frage.
„Sie ist dahinten.“ meint Dawn und zeigt auf einen großen Felsen. Dann entreißt sie Xander den Knüppel wieder und schlägt weiter auf die Luft ein. Xander greift sich Andrew und rennt zu dem Felsen. Er ist etwa drei Meter hoch, und ein kleiner Weg führt nach oben. Als sie nach oben gehen, sehen sie allerlei seltsame Dinge. Da ist ein Hase, der aussieht, als habe ihn jemand mit einem Frosch gekreuzt, daneben ist ein kleiner See aus Lava, und dahinter wächst eine Zweimeter hohe Butterblume. Die in herrlichem Neongelb erstrahlt. Es sieht fast aus wie eine dieser modernen Nachtischlampen. Oben auf dem Felsen sitzt Willow und spielt mit einem magischen Energieball.
„Oh, Xander! Schön, das du hier bist.“ meint sie fröhlich, als sie die beiden bemerkt. „Mir ist so langweilig.“
„Wir brauchen deine Hilfe!“ platzt Xander heraus.
„Prima!“ erklärt Willow. „Ich hoffe, es ist ein schwieriger Zauber.“ Auf Xanders Drängen hin, erklärt ihr Andrew das Problem mit der Banshee. Sofort wendet Willow einen Zauber an, um das Versteck der Nebelgestalt zu finden. Ein Lichtstrahl erscheint, und Willow erklärt, dass er sie zu der Banshee führen wird. Xander packt die beiden und zerrt sie den Fels herunter.
„Dann mal los!“
Sie folgen dem Lichtstrahl und erreichen schon bald darauf den Ursprungsort des Nebels. Es ist ein Loch im Boden, das in etwa einen Meter im Durchmesser beträgt. Auf Grund des Nebels, der aus dem Loch entsteigt, können sie jedoch nicht hineinsehen. Andrew erzählt ihnen, dass die Banshee selbst auch aus Nebel besteht. Es gibt also keine Möglichkeit, sie auf die herkömmliche Art zu töten. Willow schlägt einen Zauber vor, mit dem es ihr möglich ist, die Nebelgestalt in ein magisches Gefäß zu bannen, aus dem sie nicht mehr entkommen kann. Xander reicht das als Lösung. Er ist so angespannt, dass er nicht mehr warten will, er greift sich Willow und springt mit ihr in das Loch. Andrew muß draußen warten, ihn brauchen sie jetzt nicht mehr. Ängstlich versucht er sich, vor den Stimmen der Toten zu verstecken, als ihn plötzlich jemand zu Boden schubst. Es ist Giles.
„Hab ich dich endlich gefunden, du kleine Ratte.“ Giles schlägt mit seiner Streitaxt zu, und Andrew kann nur mit Mühe ausweichen. Ängstlich rennt er davon, doch der wütende Giles ist ihm dicht auf den Fersen.
Das Loch führt Xander und Willow in eine unheimliche Welt. Der Nebel ist hier noch dicker, doch nicht mehr lange. Willow wendet einen Zauber an und löst den Nebel in ihrer Umgebung auf. An den glatten grauen Wänden wachsen schwarze verdorrte Pflanzen. Ein modriger Geruch steigt ihnen in die Nase, und die Luft ist so feucht, dass sie kaum atmen können. Am Ende des einzigen Ganges in der Höhle befindet sich ein weiteres Loch im Boden. Um das Loch herum steht eine gräuliche Gestalt, die wie eine der Hexen aus den alten Märchenbüchern wirkt. Ihre Haare und Beine scheinen aus Nebel zu bestehen, und aus dem Loch vor ihren Füßen saugt die Gestalt weiteren Nebel heraus. Xander hält es nicht mehr länger aus. Ein inneres Verlangen drängt ihn, etwas zu tun. Er stürmt planlos auf die Gestalt zu und wird von ihr in dichten Nebel eingeschlossen. Er ist gefangen und kann sich nicht mehr bewegen. Nun ist Willow an der Reihe. Sie zaubert ein magisches Gefäß herbei und beginnt mit einem weiteren Zauber. Doch die Nebelgestalt ist schneller und lässt etwas von ihrem Nebel auf Willow zufliegen. Zuerst wird das Gefäß zerstört, und dann auch Willow von dem Nebel umschlossen.
„Verdammt!“ schimpft sie.

Andrew versucht, dem aufgebrachten Giles zu entkommen, indem er auf den Felsen klettert, auf dem sie zuvor Willow gefunden hatten. Er kann Giles nicht mehr sehen, aber dafür kann er ihn hören.
„Ich weiß, was du getan hast, Andrew. Ich weiß, wer du bist. Du bist ein Mörder.“
„Nein!“ ruft Andrew, während er immer weiter auf den Berg klettert. Dabei kommt er etwas zu nah an den Abgrund, gerade noch kann er sich halten. Plötzlich steht Giles vor ihm.
„Machs gut!“ sagt er lachend und stürzt Andrew den Felsen herunter. Drei Meter in die Tiefe.


Mit einem weiteren Zauber kann sich Willow ohne größere Mühen aus dem Nebelgefängnis der Banshee befreien.
„Dann eben ein stabileres Gefäß.“ meint sie und erschafft ein neues. Ihr Zauber bildet einen Wirbelsturm, der die Banshee erfasst und durch die Luft wirbelt. Das Geschöpf wird immer weiter zusammengepresst, bis es klein genug ist, um von dem Wind in das Gefäß getragen zu werden. Als es voller Nebel ist, schließt Willow es mit einem Korken und lässt es verschwinden. Xander fällt zugleich auf den Boden.
„Was ist passiert?“ fragt er. Doch Willow weiß es selber nicht.
Auch im Wald bemerken überall Jägerinnen, dass sie sich plötzlich an einem Ort befinden, von dem sie nicht wissen, wie sie hingekommen sind. Der Nebel verzieht sich immer mehr, bis er gänzlich verschwunden ist. Vi bemerkt, dass ihre Kleidung und Finger dreckig sind. Donna spürt ihre Beine kaum noch, und Smith stellt fest, dass sie zur Schule zurückgerannt ist. Rona und Tammy fragen sich, weshalb sie sich gegenseitig halb tot geprügelt haben, und Momo wundert sich nach einem heftigen Rülpser, warum sie sich zum ersten Mal richtig satt fühlt. Willow hilft Xander auf die Beine, der meint, dass er sich vorkommt, als habe er einen gewaltigen Kater. Willow bestätigt, dass sie sich auch völlig ausgepowert fühlt.
„So als hätte ich die ganze Nacht gezaubert. Ich kenne dieses Gefühl, und es ist nicht sehr angenehm.“
„Dito.“ bestätigt Xander. Die beiden kriechen aus dem Loch, und Xander verschließt es mit einem riesigen Stein. Er benötigt dafür lediglich einen stabilen Ast als Hebel.
„Ich weiß zwar nicht, was da unten war, aber ich denke, es ist besser, wenn wir das hier verschließen.“ meint er, und Willow stimmt ihm zu.

Mi. 01.10.03. Montrejeau/Frankreich – 3.30 Uhr Ortszeit
Eine Gruppe junger Mädchen geht durch eine dunkle Gasse. Unter einer Autobahnbrücke bleiben sie stehen. Sie beobachten einen Mann, der den Müll durchwühlt. Als die älteste aus der Gruppe näher kommt, dreht er sich grunzend zu ihr um. Die anderen erschrecken, als sie sein verzerrtes Gesicht sehen.
„Ihr dreht doch hier keinen Film oder?“ Der Vampir antwortet ihr nicht, er rennt nur weiter grunzend auf sie zu. Sie weicht ihm gekonnt aus und er fliegt auf die Fresse. Doch er springt sofort wieder auf und versucht es erneut. Buffy packt ihn unter den Arm und schleudert ihn in Richtung der Mädchen. Ängstlich weichen sie zurück. Er springt erneut auf und knurrt diesmal die Mädchen an. Zitternd hält ihm Jewel ein Kreuz ins Gesicht. Buffy packt ihn von hinten und reißt ihn herum. Dann schleudert sie ihn zu einer Absperrung. Sie nimmt eine dicke Eisenkette und legt sie ihm um den Hals. Er kann sich nun nicht mehr bewegen. Die anderen Mädchen kommen näher.
„Und was jetzt?“ fragt die junge Tanya Baijano ängstlich.
„Jetzt wirst du ihn pfählen.“ meint Buffy und reicht ihr einen Pflock aus Holz.
„Oh nein, das kann ich nicht.“
„Na gut, dann mache ich ihn los und er tötet weiter. Vielleicht sogar dich oder jemanden den du liebst.“
„Okay, ich hab verstanden. Ich werde es tun.“ Langsam nähert sie sich dem Vampir, der wild zappelt und versucht loszukommen. Ängstlich setzt sie ihm den Pflock an die Brust. Dann schließt sie die Augen. Sie will gerade zustechen, als er sich losreißt. Er stößt sie um und sie fällt auf den Hintern. Er rennt an ihr vorbei und packt sich Jewel. Er bohrt seine Zähne in ihren Hals und Buffy hat viel Mühe ihn von ihr loszureißen.
„Du hast Superkräfte.“ schimpft sie. „Setz sie ein!“ Sie zerrt den Vampir zu Boden und Tanya kommt dazu. Sie kniet sich neben ihn und sticht mit ihrem Pflock zu. Der Vampir zerfällt zu Staub. Erleichtert geht die Gruppe weiter, nachdem der erste Schock verarbeitet ist.
„Ist das Leben als Jägerin immer so?“ fragt Vanessa.
„Meistens ist es ziemlich öde. Nur rumsitzen und warten. Und wenn dann doch mal was passiert, ist es gefährlich. Wir müssen stets um unser Leben kämpfen.“
„Aber wir haben doch Superkräfte.“ wirft Jewel ein.
„Schon.“ Bestätigt Buffy. „Aber wir sind nicht unsterblich. Jeder Kampf könnte unser letzter sein. Jeder Vampir dem wir begegnen könnte dieser eine sein. Derjenige der uns besiegen wird.“
„Klingt nicht sehr angenehm.“
„Sind diese Wesen denn alle total gefühllose Monster oder gibt es auch unter ihnen welche mit einem guten Kern?“ fragt Vanessa neugierig.
„Sie sind Dämonen klar. Sie haben keine Gefühle, nicht so wie wir. Wenn ihr einem über den Weg lauft, dann vernichtet ihr ihn.“
„Aber was wenn etwas bei der Verwandlung schief gegangen ist und der Vampir etwas von seiner menschlichen Seite behalten hat?“
„Das kann man nie wissen. Ihr solltet stets auf Nummer sicher gehen und einfach jeden Vampir den ihr trefft vernichten. Selbst wenn er vorgibt eine Seele zu haben oder einen Chip. Ihr erspart euch dadurch eine Menge Ärger glaubt mir.“
„Klingt als hättest du so etwas ähnliches schon mal durchgemacht?“
„Ein Vampir mit Seele. Es wäre doch echt romantisch, wenn er sich dann in eine Jägerin verlieben würde.“ schwärmt Tanya.
„Du bist echt niedlich.“ meint Jewel lächelnd.
„Wo nimmst du nur immer diese verrückten Ideen her?“ fragt Vanessa fröhlich.
„Ich hab eben viel Fantasie. Ich möchte später mal eine berühmte Schriftstellerin werden!“ antwortet Tanya. Lachend schlendert die Gruppe an einem Restaurant am Ufer der Garonne entlang. Plötzlich rast ein schwarzer Wagen in hohem Tempo auf sie zu. Vor dem Restaurant stoppt er. Ein Mann streckt seinen Kopf aus dem Schiebedach.
„Freiheit für das Baskenland.“ ruft er auf Französisch. Buffy hat seit je her Probleme mit der Sprache. Aber zumindest dafür, reicht ihr können noch. Außerdem bestätigt einer der schreiend Passanten ihre Vermutung.
„Die sind von der ETA. Alle runter.“ Dann holt der Mann im schwarzen Auto eine Maschinenpistole hervor und beginnt wahllos auf die Passanten vor dem Restaurant zu schießen.
„Deckung.“ ruft Buffy und reißt Vanessa und Jewel zu Boden. Dann rennt sie zu anderen Passanten. Mehrere Leute sind bereits getroffen zu Boden gesunken. Eine Polizeisirene ertönt und der Fahrer des schwarzen Wagens gibt Vollgas. Überall stöhnen Verletzte. Buffy geht zu Vanessa.
„Ist dir was passiert?“ fragt sie. Das Mädchen schüttelt nur schockiert den Kopf. Dann geht Buffy zu Jewel und Tanya. Die farbige Jewel hält den blutüberströmten Körper von Tanya in den Armen.
„Was ist passiert?“ fragt sie völlig traumatisch.
„Sie ist tot.“ antwortet Buffy.
„Aber wie kann das sein. Wir haben doch Superkräfte?“

Do. 02.10.03. Ashfield - 6.30 Uhr
Es ist schon Morgen, doch keiner von ihnen kann wirklich schlafen. Die meisten sitzen in der Messe beim Frühstück. Mühselig versuchen Giles, Willow, Xander, Smith und all die anderen, die Nacht im Wald zu rekonstruieren. Klar ist nur, dass etwas Schlimmes mit ihnen passiert sein muß. Momo ist ziemlich mitgenommen, seit sie weiß, dass sie Crystal, eine der anderen Jägerinnen, gefressen hat. Sie sitzt seit Stunden auf dem Klo und übergibt sich. Xander ist gerade erst aus dem Krankenhaus zurückgekehrt, wo er einige aus der Schule hinbringen musste. Seine Tochter Alicia hat sich wohl die ganze Nacht in dem eiskalten Wasser des kleinen Flusses gebadet und hat starke Unterkühlungen erlitten. Rona, Tammy und besonders Belinda weisen schwere Verletzungen auf. Donna, Josefine und Marlen sind nur leicht verletzt worden. Einzig Andrew mußte noch da bleiben. Er ist von einem Felsen gefallen und hat sich ein Bein gebrochen. Niemand kann sich erklären, wie das passiert ist, aber zumindest wird er schon bald wieder entlassen werden.
„Andrew meint, dass ihn jemand geschubst hätte.“ berichtet Xander. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, wer so etwas getan haben könnte.“
„Ich auch nicht.“ meint Giles. „Ich kann mich an so gut, wie nichts mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mit Xander, Andrew und Ms. Smith in den Wald ging, um nach euch zu suchen.“ sagt er zu Willow.
„Sind wir jetzt wieder bei den Nachnamen?“ fragt Smith Giles.
„Ich weiß auch noch, was sie über den Wald gesagt haben.“ meint Giles.
„Ich auch.“ bestätigt Xander.
„Aber offenbar waren wir doch alle nicht bei Verstand, und Sie können das, was wir gesagt oder getan haben, nicht für voll nehmen. Außerdem kann ich mich, wie all die anderen, an Nichts mehr erinnern.“ sagt Smith offen heraus.
„Und das kommt Ihnen wohl sehr gelegen.“ stellt Giles fest.
„Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.“ meint Smith. „Aber ich halte es nach den letzten Ereignissen doch für besser, diesen Wald nicht mehr zu betreten. Wir wissen nicht, was dort noch alles passieren kann.“
Willow bemerkt, wie Dawn etwas aus dem Mülleimer holt. Als sie an ihnen vorbeikommt, bittet sie Willow anzuhalten.
„Hast du es dir nun doch anders überlegt?“ fragt sie.
„Ich weiß noch nicht.“ antwortet Dawn. „Irgendwie würde ich ihn gerne wiedersehen.“
„Wen?“ fragt Xander neugierig.
„Ihren Vater.“ antwortet Willow. „Er arbeitet jetzt in Phoenix bei Dusk Corp.“
„From Dusk till Dawn.“ witzelt Xander.
„Das ist eine Softwarefirma.“ erklärt Willow. „Sie war vor ein paar Jahren in einen riesigen Skandal verwickelt, als herauskam, dass sie verurteilte Computerhacker engagierten, um Viren zu entwickeln, für die Dusk Corp dann natürlich ein teures Gegenmittel bereithielt. Das ging damals durch alle Medien. Inzwischen ist die Sache weitestgehend vergessen, und die Firma hat einen neuen Vorstand. Ich glaube, der damalige Chef, Peter Dusk, hat sich nach dem Skandal umgebracht. Die Firma gehört jetzt seiner Frau. Ihre Virenscanner und Firewalls gehören inzwischen wieder zum absoluten Non plus ultra.“
„Firewalls?“ fragt Giles. „Beauftragen die etwa Magier damit, eine Feuerwand um PC’s zu errichten?“
Es klingelt an der Haustür, und Willow sagt, dass sie aufmacht. Sie geht zur Tür und öffnet sie. Überrascht blickt sie auf das Mädchen mit den Koffern in der Hand.
„Hi, ich bin Hannah. Meine Eltern haben mir ihre Karte gegeben.“ Willow lächelt freundlich.
„Bilden Sie sich nur nichts ein.“ meint Hannah trotzig. „Ich bleibe bestimmt nicht lange. Ich will nur erst sehen, wie es läuft, klar?!“
„Komm rein!“ meint Willow und schließt die Tür hinter ihr.

Nächstes Mal bei Buffy:

Das 13te Kreuz (The 13th Cross)

Xander fährt mit Alicia und Dawn nach Phoenix. Er will Dawn zu ihrem Vater bringen. Unterwegs nehmen sie einen Anhalter mit. Es ist der Junge, den Dawn aus dem Supermarkt kennt. Eine turbulente Fahrt, mit vielen Überraschungen, beginnt.
Weil sich Andrew ein Bein gebrochen hat, muß er seine Zeit im Zimmer verbringen. Als er eines Abends durch das Fenster den Hof ? beobachtet, sieht er Ms. Smith, die etwas vergräbt, das aussieht wie ein Leichnam. Andrew versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.