Disclaimer: "Weiß Kreuz" gehört mir nicht und ist hier nur für
nicht kommerzielle Zwecke -
sprich Vergnügen - ausgeliehen.
Autorin: ryushin
Email: yaoikizuna@yahoo.de
Kommentar: Ich bin keine Freundin von "rape", aber hier brauchte ich das Element,
um die Sitution richtig wiedergeben zu können.
Verlierer
Prolog
Yohji POV:
Ich weiß noch, wie es angefangen hat. Damals, als du in meinem Bett
aufgewacht bist und mich zum ersten Mal mit diesen Augen angesehen hast.
'Die Augen eines Mörders', dachte ich damals, 'wie können die Augen eines
Mörders gleichzeitig kalt und doch so warm sein.' Ich fragte mich stets, wie du
das machst, dieser nahtlose Übergang zwischen Feuer und Eis. Hab' es nie
raus gekriegt.
In diesem Moment, als sich unsere Blicke das erste Mal trafen, fällte ich eine
Entscheidung. Ich würde dich lieben. Ja, ich weiß, wie das klingt, aber mir
wurde in dieser Sekunde klar, 'wenn ich ihn nicht liebe, werde ich ihn hassen.'
Und ich wollte dich nicht hassen, Ran.
...
Verlierer
Das zaghafte Klopfen an seiner Tür nervte. Yohji hatte nicht die geringste
Absicht jetzt Besuch zu empfangen. Nicht nach dieser Nacht oder besser
dieser Woche oder Wochen. Wann hatte sein Leben eigentlich angefangen so
gottverdammt beschissen zu werden?
Während er noch der Frage nach hing, wurde das Klopfen lauter und
wesentlich energischer.
"Fuck!" Mit diesem Wort ließ sich wahrhaftig alles beschreiben, was in Yohji
zur Zeit vor ging. Mühsam kämpfte er sich aus den Laken, die sich
hoffnungslos um seinen Körper gewunden hatten und ihn festhielten, wie eine
Fliege im Spinnennetz.
"Yohji?" Die tiefe Stimme drang gedämpft durch die Tür.
"Ja, gleich doch. Alter Mann ist kein ... verfluchte Scheiße!" Unwirsch und
weiter fluchend, schaffte Yohji es aus dem Bett zu steigen und Richtung Tür
zu stolpern. "Awww... mein Schädel." Die Tatsache, dass sich seine
Schädeldecke scheinbar bei jedem Schritt von seinem Kopf abheben wollte,
rundete die Sache beinahe ab. Es konnte nicht schlimmer werden.
Mit säuerlichem Gesicht öffnete Yohji seine Tür, nur um in der ausdruckslosen
Miene von Aya zu begegnen. 'Nein, nicht Aya – Ran.' ermahnte Yohji sich in
Gedanken. 'Aya haben wir hinter uns gelassen.' Wann war das noch mal, ach
ja, als Ran zum ersten Mal mitten in der Nacht an seine Tür geklopft hatte. 'Es
gab zwischen uns eine Menge erste Male.' schoss es Yohji durch den Kopf, als
Ran sich an ihm vorbei in sein Zimmer schob.
Yohji schloss die Tür mit einem Klick. "Soll ich abschließen?" fragte er trocken
und hätte sich am liebsten selbst dafür geohrfeigt. Das war schließlich auch so
etwas, was sie hinter sich gelassen hatten. Umso mehr überraschte ihn Rans
Antwort: "Ja, mach", etwas zu hastig kam Yohji der Aufforderung nach, teils
um seinen Schock zu überspielen und teils, weil seine Gedanken anfingen zu
rasen, aber dann fuhr Ran fort," wie müssen reden."
'Und ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden.' Ein freudloses Grinsen
stahl sich in Yohjis Gesicht.
"Dann rede, aber mach es kurz, ich fühle mich nicht besonders." Rans Körper
versteifte sich sichtlich, ob dieser rüden Antwort, veranlasste ihn aber, Yohji
genauer zu betrachten.
"Du siehst scheiße aus." stellte er sachlich fest.
"Danke für die Blumen, Ran-chan." entgegnete Yohji böse und freute sich in
einem sadistischen Winkel seines Hirns, als Rans Blick sich bei dem
verhassten Kosenamen verfinsterte.
"Du kannst so nicht weiter machen. Es wirkt sich auf deine Arbeit auf." Yohji
hielt in dem Versuch sich eine Zigarette anzuzünden kurz inne, bevor er das
Streichholz anriss und einen tiefen Lungenzug nahm. Er ging wie beiläufig an
Ran vorbei und blies ihm den Rauch ins Gesicht.
"Du bist wirklich ein Kind." Rans Stimme grollte, während er sich den Rauch
aus dem Gesicht wedelte.
"Ah, ja. Dann bin ich das wohl, wenn du das sagst. Komisch, hat dich vorher
nicht gestört." gab Yohji angriffslustig zurück.
"Doch, hat es, aber das ist jetzt nicht das Thema." Yohji hob eine Augenbraue
und blickte Ran abschätzend an.
'War es das? Bist du deswegen gegangen?' dachte er, bei dem Gedanken zog
sich sein Brustkorb enger zusammen. 'Warum tut es immer noch so weh?'
"Komm drüber weg." fügte Ran hinzu, als hätte er Yohjis Gedanken gelesen.
Yohji drückte die halb gerauchte Zigarette in den Aschenbecher und ließ sich
rittlings auf sein Bett fallen. Sein Schädel dröhnte, als würde er jeden
Augenblick zerplatzen, aber das war ihm zur Zeit egal, was zählte, war Rans
Unverfrorenheit.
"Was zur Hölle denkst du, mache ich jede Nacht, hm?" schleuderte er ihm
entgegen.
"Seit drei Wochen, ertränkst du deinen Kummer in ein und derselben Bar,
wimmelst jeden ab, der versucht dich auch nur freundlich anzusehen und
kommst dann gegen zwei Uhr in der Frühe zurück, um deinen Rausch
auszuschlafen. Du isst kaum, arbeitest während deiner Schicht im Lagerraum
und gehst auch sonst allen Menschen aus dem Weg. Aber, und deshalb bin ich
hier, und nur deshalb, du wirst nachlässig. Ken hat nur ein paar gebrochene
Rippen, aber Omi wird, dank deiner Unzuverlässigkeit, für zwei Wochen
ausfallen. Fasst es das in etwa zusammen?" fragte Ran sarkastisch.
"Du spionierst mir nach?" fragte Yohji zurück, er hätte gelacht, wenn es nicht
so traurig wäre.
Ran blickte kurz zur Seite und antwortete dann: "Du hast deinen Posten letzte
Nacht verlassen, um mir den Rücken zu decken, obwohl es Kens Aufgabe war.
Dadurch war Omi schutzlos und ist jetzt schwer verletzt. Also komm mir nicht
so, Kudoh."
"Nichts gegen Ken, aber er machte seinen Job lausig. Ich konnte besser sehen
von meiner Position aus und Omi ist alles andere als wehrlos. Das er
überrascht wurde, konnte niemand ahnen und wenn ich nicht eingegriffen
hätte, dann wärst du jetzt tot, mein Lieber. Nein, kein Grund sich zu
bedanken, ich nehme deine kalte Verachtung stattdessen gerne an. Vielen
Dank."
Yohji war vom Bett aufgesprungen, kalte Wut dämmte das aufsteigende
Gefühl der Übelkeit. Am liebsten hätte er Ran seine Faust ins Gesicht
gedrückt, aber die funkelnden Amethyste hielten ihn davon ab. In seinem
Zustand würde er bei einem Kampf mit Ran ohne Zweifel den Kürzeren
ziehen.
Ran ging einen Schritt auf Yohji zu. Er spürte das Beben in dem Körper des
anderen, was seinen eigenen Zorn nur noch verstärkte. Aber er hielt sich noch
zurück und fragte: "Hättest du es auch getan, wenn es Kens Leben gewesen
wäre und nicht meins?"
Yohji schluckte und zögerte einige wertvolle Sekunden. 'Hätte ich?', "Ja,
natürlich." antwortete er, aber selbst in seinen Ohren klang es wie eine Lüge.
Ran schüttelte den Kopf, wie ein Vater, der seinen uneinsichtigen Sohn
bestrafen muss. Doch plötzlich veränderte sich etwas in seinem
Gesichtausdruck. Beinahe, als wäre ihm eine Erkenntnis gekommen. Seine
Augen verengten sich zu Schlitzen, aus Feuer wurde Eis: "Was habe ich nur je
in dir gesehen?"
Es wäre ihm lieber gewesen, Ran hätte ihm die Faust in den Magen gerammt.
Yohjis Kiefer sackte nach unten. "Du Bastard."
Ran ging wortlos an ihm vorüber in Richtung Ausgang. Er drückte die Klinke,
aber die Tür blieb verschlossen. "Mach auf." Ein Befehl, emotionslos, kalt. Er
hatte sich nicht einmal umgedreht.
Yohjis Faust traf ihn unvorbereitet im Genick, aber nicht hart genug,
vermutlich wegen des Alkohols, der noch immer in seinen Blutbahnen
zirkulierte.
Ran schnellte herum und warf sich auf seinen ehemaligen Liebhaber. Yohjis
Kopf schlug hart auf den Boden auf, so dass er fast das Bewusstsein verlor.
Tränen schossen ihm in die Augen, als Ran seine Handgelenke umklammerte.
Yohji bockte auf, in dem Versuch Ran abzuwerfen, aber vergebens.
"Armselig." Rans Stimme war nur ein Flüstern. Yohji hörte auf sich zu wehren
und starrte in das Gesicht über ihm. "Ich kann nicht... Ran, ich liebe dich."
antwortete er ebenso leise zurück.
"Ich dich nicht." Ran ließ den anderen los und machte Anstalten aufzustehen,
aber Yohjis Arme schlangen sich um seinen Oberkörper und drückten ihn an
sich. "Ich glaube dir nicht." Das Zittern in Yohjis Stimme schien durch seinen
gesamten Körper zu laufen. Die Tränen, die er seit der Trennung zurück
gehalten hatte, flossen jetzt unkontrolliert.
"Geh weg von mir." Ran stieß Yohji grob zurück und stand auf. "Armselig."
wiederholte er sein Urteil.
Yohji blinzelte durch seine Tränen. "Wieso, Ran?"
"Weil du nur an dich denkst, Yohji. Alles, was dich kümmert, bist du selbst.
Selbst jetzt, denkst nur daran, dass du dich elend fühlst, dass Omi oder Ken
wegen deines Egoismus beinahe drauf gegangen wären, ist dir egal. Alles,
was dich kümmert, ist ein Drink und ein schneller Fick."
"Ist es das, was du in mir siehst?" fragte Yohji tonlos zurück.
Ran drehte sich wieder zur Tür: "Ja."
"Hm, alles, was ich sehe, wenn ich dich ansehe, ist der Mann, den ich liebe."
Abrupt schnellte Ran wieder zurück. Er packte Yohji und zerrte ihn auf die
Füße. "Halt deine Klappe!" schrie Ran und versetzte dem größeren Mann
einen Faustschlag ins Gesicht. Die Wucht schleuderte Yohji auf sein Bett. Er
würde morgen ein schönes Veilchen zur Schau stellen können.
Für einige Momente war das einzige Geräusch in dem Raum das schwere
Atmen der beiden Männer. Ran stand vor dem Bett und blickte auf Yohji
herunter, der ihn aus immer noch tränennassen Augen anstarrte;
Kopfschmerzen und Übelkeit vergessen.
Schließlich schüttelte Ran den Kopf und wollte erneut gehen, als ihm einfiel,
dass Yohji immer noch den Schlüssel hatte. Wortlos streckte er seine Hand
aus.
Yohji blickte zur Seite, seine Kiefernmuskeln arbeiteten schwer, aber er zeigte
dennoch in Richtung Fensterbrett, wo er seine Zigaretten abgelegt hatte. Der
Schlüssel lag neben der Schachtel.
Ran hatte schon die Tür aufgeschlossen, als eine Hand an seinem Kopf vorbei
schnellte und sie wieder mit einem lauten Knall ins Schloss zurück schubste.
"Nein." Jegliche Traurigkeit war aus Yohjis Stimme verschwunden.
Ran drehte sich langsam herum und sah ihn an. Aber vor ihm stand jetzt nicht
Yohji Kudoh, sondern Balinese. Grüne Augen funkelten Ran entgegen.
"Du bist zu mir gekommen, Ran. Ich mag ein verdammt egoistischer Bastard
sein, aber du bist zu mir gekommen, obwohl du das schon wusstest. Und nur
fürs Protokoll, es ist mir nicht egal, dass Ken und Omi verletzt sind, aber so
ist das nun mal in unserer Branche, also halt mir keine Vorträge. Ja, was ich
getan habe, habe ich getan, weil ich sah, dass du in Lebensgefahr warst, aber
es war auch die logischste Reaktion, um uns alle heile nach Hause zu bringen.
Ich glaube dir nicht, Ran."
Yohji hatte seinen Monolog beängstigend ruhig und mit klarer Stimme
formuliert. Er stand jetzt so nah, dass Ran seinen Atem auf seiner Wange
spüren konnte. Etwas in Ran machte Klick. Es war, als hätte Yohji, nein
Balinese, einen Schalter umgelegt. "Dann muss ich dir wohl beweisen, wie
ernst ich es meine."
Bevor Yohji den Sinn hinter den Worten erfassen konnte, fand er sich
abermals auf dem Boden wieder. Abyssinians Fuß traf ihn mit voller Wucht in
die Rippen, so dass er sich um seine eigene Achse drehte und als nächstes an
die Zimmerdecke starrte. 'Das passiert nicht wirklich!' schoss es Yohji durch
den Kopf.
Abyssinian stand über ihm und zerrte seinen Oberkörper an den Haaren nach
oben. Yohji biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.
Abyssinians Faust schlug erneut zu und dann die nächste und die nächste.
Der metallische Geschmack von Blut füllte Yohjis Mund. Zunächst versuchte er
die Schläge zu blocken, aber das machte den anderen scheinbar nur noch
wütender. Yohji hörte auf Gegenwehr zu leisten. Sollte Abyssinian sich
austoben, es war ihm egal. Jeder Faustschlag hämmerte Yohji die Worte ein:
'armselig, ich dich nicht, armselig.'
Er hatte schon halb das Bewusstsein verloren, als er auf den Bauch gedreht
wurde. Das Geräusch von zerreißendem Stoff drang an seine Ohren, aber er
konnte es mit nichts in Verbindung bringen. 'Armselig.' Das Wort tanzte in
großen Zeichen vor seinem inneren Auge.
Erst als er spürte, wie seine Beine auseinander gezwungen wurden, lichtete
sich die Benommenheit und Panik kämpfte um die Oberhand: "Ran, nicht. Tu
es nicht."
Übelkeit stieg mit einem Mal wieder auf, aber der Impuls sich zu übergeben
wurden von dem Schmerz überlagert, der alles um ihn herum ausblendete.
'Ran.' war das Letzte, was er noch denken konnte, bevor er entgültig das
Bewusstsein verlor.
Ran blickte stumm auf Yohji hinunter. Blut und Sperma liefen an dessen
Schenkel entlang und tropften auf den Teppich.
Kalte Wut hatte von ihm Besitz ergriffen. Yohji war so nah dran gewesen,
gefährlich nah. Fast wäre die Mauer, die Ran in den letzten drei Wochen so
sorgsam wieder errichtet hatte, eingestürzt.
Das konnte er nicht zulassen. Er musste Yohji einprägen, dass er ihm nichts
bedeutete. Die Schmerzen, die er für die nächsten Tage haben würde und die
Flecken auf dem Teppich würden ihren Teil dazu beitragen.
Mission erfüllt! Und wie nach jeder Mission fühlte Ran, wie seine Seele ein
Stück dunkler wurde.
Sie würden nicht darüber reden. Das Gleichgewicht war wieder hergestellt.
Ran auf der einen und der Rest von Weiß auf der anderen Seite. Er hatte
gewonnen, nicht wahr?
...
Epilog
Rans POV
Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: 'Was für ein Kindskopf.'
Aber mir war auch sofort klar, dass ich dich mit allen Mitteln von mir fern
halten musste. Denn, Yohji, ich wusste immer, dass du derjenige sein würde,
der es schaffen würde, hinter die Fassade zu sehen.
Und ich wusste auch, dass das, was dort auf dich lauerte, das Kind zerstören
würde. Aber ich konnte dich nicht aufhalten, so wie ich mich nicht aufhalten
konnte. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und der einzige Ausweg war
durch dich versperrt.
Yohji, ich hasse mich und kann damit leben, ich wollte dich nie lieben.
Gomen nasai.
OWARI