Warum TDR ?







Hier nachfolgend möchte ich die Überlegungen aufführen, die ich ungefähr angestellt habe und mit denen ich letztlich bei der TDR gelandet bin. 
Ich hier keinesfalls anderen Motorrädern positive Eigenschaften absprechen; es geht nur darum zu erläutern welche Kriterien letztlich zum Kauf der TDR geführt haben. Dies ist alles subjektiv, andere Menschen gelangen mit ähnlichen Vorgaben zu völlig anderen Schlüssen, sind körperlich anders gebaut, oder einfach geschmacklich unterschiedlich veranlagt. Auch sie haben aber Motorräder mit denen sie absolut zufrieden sind und die tapfer den ihnen angedachten Dienst verrichten. Alles eine Frage der persönlichen Präferenzen.

Vorgaben:

1. Motorleistung: 15 PS/11kW sind mächtig wenig, daher sollten diese möglichst voll ausgeschöpft werden. Die Untergrenze wird bei 14 PS gesetzt.

2. Sitzposition: Ich bin nicht der allerkleinste, daher scheiden Konzepte, die mich in ergonomisch kuriose Zwangshaltungen zwingen aus. Auch ist es ganz angenehm im Stadtverkehr etwas den Überblick zu behalten; eine einigermaßen aufrechte Haltung wäre also von Vorteil. Ausserdem würde die täglich zu bewältigende Fahrstrecke insgesamt bei ca. 90 km liegen, was eine etwas bequemere Sitzposition vernünftig scheinen läßt.

3. Ausstattung: Angemessene Bereifung, wirksame (Scheiben)bremsen, kräftige Beleuchtung, gute Instrumentierung (möglichst mit Drehzahlmesser), Getrenntschmierung bei Zweitaktmotoren.

4. Optik und persönliche Sympathie

5. Anschaffungspreis
 

Auswahl

Die Motorleistungsvorgabe scheidet einen Großteil der Viertaktmotoren aus. Auch bringen die Viertakter ihre Höchstleistung meist erst bei höheren Drehzahlen und sind etwas undynamischer als entsprechende Zweitakter. Übrig bleiben (nach "Motorradkatalog '99"):
 
Sportler Roadster  Standard Funbike Enduro Chopper
Aprilia RS 125 Cagiva Roadster Hyosung GS 125 Cagiva Supercity Cagiva W8 Honda Shadow 125
Cagiva Mito Cagiva Planet Simson Schikra 125 Gas Gas Pampera Gas Gas Enduro 125
Honda NSR 125 Sachs Roadster V1/V2 KTM Sting 125 Husquarna WRE 125
Sachs XTC 125 N MST Dandy 125 Kawasaki KMX 125
Yamaha TZR 125 Sachs ZX 125 KTM LC2 125
Sachs ZZ 125 Moto TM 125
Yamaha TDR 125 Yamaha DT 125 ('99)

Für obige Liste wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.

Die Sitzposition eliminiert reine Sportler und den einzigen verbleibenden Chopper. Übrig bleiben Standardmaschinen, Roadster, Funbikes und Enduros. Reine Motocrossmachinen scheiden wegen der geringen Alltagstauglichkeit aus.

Die Ausstattung  würde die Auswahl weiter einschränken. Da man jedoch nicht alle Details den Tests entnehmen kann,  würde dieser Punkt bis zum Händlerbesuch offen bleiben müssen.

 Optik und persönliche Sympathien: der Nasenfaktor ist letztlich entscheidend. Man wird wohl mit keinem Bike glücklich werden, das man unsympathisch oder hässlich findet. (Parallelen zu anderen Lebensbereichen ? ;-) ) Deswegen, denke ich, sollte man vorher aufgrund der technischen Daten aussieben und erst dann gefühlsmässig tätig werden. Dies läßt sich dann nur vor Ort beim Händler/Verkäufer mit Sitzproben und Probefahrten erledigen.
 

Tests

Erstes Testobjekt sollte die sehr gut beleumundete Kawasaki KMX 125 werden. Sie hat volle 15 PS, einen flüssigkeitsgekühlten Zweitakmotor  und ist mit Liste 5990 DM preislich sehr angenehm plaziert. Angenehm ist auch die Sitzposition mit für mich allerdings etwas spitzem Kniewinkel, die lieferbaren Farbkombinationen liegen mir perönlich nicht so, und es steht keine Maschine für eine Probefahrt zur Verfügung. Na denn, keine Probefahrt, kein Geschäft.

Diverse Sitzproben und Fahrtests auf (ohnehin schon ausgeschiedenen) Choppern fallen eher negativ aus, die Gefährte sind alle sehr niedrig und meine Füsse suchen die Fussrasten an Stellen, an denen sie sich überhaupt nicht befinden. Ausserdem scheinen sich die meisten eher unwillig vorwärts zu bewegen, was den Verdacht aufkommen lässt, daß hier doch mehr der Showeffekt im Vordergrund steht. Chopper sind damit für mich abgehakt.

Ein Besuch beim Yamaha-Händler brachte mir die DT 125 näher. Eine DT 80 war ich mehrere Jahre gefahren und hatte insgesamt positve Erfahrungen gemacht. Ich verabredete eine Probefahrt am Tag der offenen Tür. Nach der Probefahrt stand fest, die DT ist flink und spritzig, und mit heuer 14 PS leistungsmässig gut dabei. Die Sitzposition ist für den Stadtverkehr und große Menschen prima, die Bremsen wirken gut.

Jetzt stand noch eine TDR 125 auf dem Hof herum. Ich nahm Platz und holla, was war denn das ? Das fühlte sich ja an wie ein richtiges Motorrad ! Solide, schön hoch, angenehmer Kniewinkel, Mischung aus Enduro- und Tourenposition ("Schöner trohnen" um einen Testbericht zu zitieren).
Alles PASSTE, meine Füße fielen geradezu von alleine auf die Rasten, die Hände saugten sich an die Lenkergriffe. Dies war wohl der Moment in dem die eigentliche Kaufentscheidung fiel ;-)
Eine Probefahrt ergab ein Fahrverhalten wie ich mir es vorgestellt hatte, sehr handlich, zweitaktspritzig, mit gut abgestuftem Getriebe und wahrnehmbar mehr Durchzug als von der DT geboten. Kein bischen "Mopped"-Gefühl. Die Scheibenbremsen vorne und hinten funktionierten wunderbar und die gut dimensionierte Strassenbereifung hilft, sich einigermassen sportlich um die Ecken bewegen zu können. Das Federungsverhalten ist mehr im komfortablen Bereich angesiedelt, hinten arbeitet ein Zentralfederbein mit verstellbarer Vorspannung.
Hinter der kleinen Verkleidung würde man etwas Entlastung vom Fahrtwind und ein bischen Schutz vor Regentropfen finden; die zwei Scheinwerfer, die froschäugig darunter hervorlugten versprachen Versorgung mit gutem Fahrlicht.

Optisch war ich ebenfalls sehr angetan, ich finde das Aussehen einfach fetzig. Es lehnt sich stark an die Yamaha TDM 850 an. Die Farbvariante in silber/orange (VOM 2) kam mir noch mehr entgegen als das ursprünglich angepeilte Schwarz. Ausstattungstechnisch lassen sich Zweitaktmotor mit YPVS Auslaßsteuerung und Flüssigkeitskühlung, Drehzahlmesser, Temperaturanzeiger für die Flüssigkeitskühlung, O-Ringkette, Getrenntschmierung (Autolube), Gepäckhaken und fehlender Hauptständer verzeichnen.

Zu schluckende Kröte war der Anschaffungspreis mit 8490;- DM Liste, bzw. ca. 7700,- DM Barzahlungspreis.

An dieser Stelle muß man generell die Überlegung anstellen, ob es finanziell überhaupt Sinn macht sich eine 125er zuzulegen. Ungefähr in der selben Preisklasse wie die TDR sind zum Besispiel angesiedelt:  Honda CB 500,  Honda Vigor 650,  Kawasaki ER-5 Twister, Kawasaki KLR 650, Suzuki GS 500 um nur einige zu nennen. Für zwei, drei große braune Scheine mehr erweitert sich die Auswahl nochmal ganz erheblich und man dringt langsam in die Bereiche über 600 cc/50 PS vor.  Von abertausenden Gebrauchtmotorrädern wollen wir jetzt garnicht erst reden ...

Für den Preis einer neuen TDR könnte man den Motorradführerschein nach der neuen Direkteinsteigerregelung für über 25-jährige machen,  und sich vom restlichen Geld eine gute gebrauchte Einsteigermaschine kaufen.
Eine Kompromisslösung für solche Zwickmühlen ist es sicherlich, das Geld auf der Bank zu lassen, die zum Teil sehr billig (0,49 % Jahreszins) angebotenen Finanzierungen mit möglichst langer Laufzeit in Anspruch zu nehmen, die 125er ein Jahr zu fahren und dann zu entscheiden ob einem wirklich der Sinn nach mehr steht. Der Verkaufspreis nach einem Jahr dürfte ziemlich genau zur vorzeitigen Ablösung der Finanzierung reichen. Eine Art Leasing durch die Hintertür ...

Wie dem auch sei, ich wollte keinen Führerschein machen, sondern sofort fahren.  Die TDR wurde also gekauft und stand nach einigen Lieferproblemen  Ende März '99  hinterm Haus.