für die Veitsch
Oh es sieht böse aus für in 2 Wochen !
Selten bin ich so locker wie heute über meine lange Runde gelaufen.
Nach üblicher Manier hab ich während des Laufes erst beschlossen, wie lang (Zeit) ich nun wirklich laufen wollte - bisher dachte ich an was um 3 1/2 Stunden rum - und erst nach der Hälfte klärte sich dann auch der endgültige weitere Streckenverlauf. Losgelaufen kurz nach 8 (wäh, war mit 7 Stunden nicht wirklich ausgeschlafen), verkündete ich Lena, dass spätestens um 12 zurück. Aus so nem spätestens wird dann meist die wirkliche Ankunftszeit. Prima, ich hatte also etwa 3:45 h Zeit. Irgendwann unterwegs stiess mir auf, dass das ja in etwa immer so meine Marathonzeit ist. Kilometer hatte ich heute natürlich weniger. Der Gedanke beruhigte einfach meine Zweifel, ob ich überhaupt genug lang gelaufen wär vor den 56km. 56 sind immerhin keine 73. Wird schon schiefgehn, obwohl die Laufzeit durchaus an die Rennsteigzeit heranreichen könnte. Ich sag nur: Höhenmeter. Ich such lieber gar nicht noch mal rum, wie viele das denn nun wirklich sind - über die ganze Strecke verteilt. Weiss nur: vom Start zum höchsten Punkt sinds gut 1200 m Unterschied auf dem Luftweg und wenns dann schon abwärts geht, sollens noch mal 400 m (?) aufwärts sein. Egal. Ich hab keine Ahnung und werd einfach laufen bzw. gehen, wie ichs kenne.
Wollte mir heute unterwegs paar Gedanken zur Herbstplanung machen. D.h. die Gedanken hatte ich mir eh schon gemacht - ich wollt checken, wie sich diese Gedanken beim Laufen anfühlen. Gab kaum neue Infos. Eigentlich stand bisher München für mich fest. Jetzt hat sich aber der Prater-Marathon am 24.10. ganz weit nach vorn geschoben. Endgültig entscheiden will ich noch im Juni.
Später fiel mir dann noch ne wichtige Sache zu unsren work-mässigen Rechnungen ein. Ansonsten war ich streckenweise direkt überrascht von der geistigen Leere. Manchmal rennt man ihr fast hinterher; heute war sie einfach ganz selbstverständlich da. Und nicht nur das - sie war begleitet von einer seltenen Geduld. Am stärksten spürbar an den Anstiegen. Ich tat nix Besonderes; lief ruhig, gleichmässig, Blick auf den Weg - und war an jedem Anstieg so mühelos oben. Selbst an den bisherigen Hammeranstiegen .... nicht unbedingt in Bestzeit, aber mit einer verblüffenden Leichtigkeit. Oben angekommen nicht schwer und alle, sondern spielender Tempowechsel. Mal Jacke anziehen, mal trinken.
Der ganze Lauf verlief ehr wie eine Wanderung - nach dem Gefühl. Ein seltener Blick auf meine Beine bestätigte mir aber, dass ich wirklich LIEF.
Selbst der ungeliebte Streckenzuschlag auf der Höhe - um auf die 3:45 zu kommen - lief sich locker. Ein kurzes Stück musste ich mal bissl mehr Gas geben - da dachten zwei mittelalte Herren, sie würden schneller sein als ich. Deren Schnaufen in meinem Nacken, konnte ich mir dann eine kleine ungeplante Beschleunigung an einem sehr leichten Anstieg nicht verkneifen. Aber zum Glück trennten sich unsere Wege recht bald und ich konnte wieder in Ruhe meinen Lauf geniessen.
Das besondere Zuckerl erwartete mich am Ende. Die ganz übliche Runde bietet sozusagen als krönenden Abschluss die Bezwingung des Heuberges und dann rolle ich in den verbleibenden rund 30 Minuten quasi nach Hause. Heute sollte nach dem Heuberganstieg noch der Satzberg folgen. Nicht das erste Mal so gelaufen, aber damals zog sich dann der letzte Anstieg im Steinhof ganz schön in die Länge. Extra Satzberg bedeutet zusätzlich ein recht kurzer, steiler Anstieg, ein langer, steiler Abstieg, und noch zwei recht anständige (steil und etwas länger) Anstiege zusätzlich. Zugabe von etwa 20-25 Minuten. Wie vorm langen Lauf überhaupt, so hab ich auch vor dem Satzbergschlenker immer etwas Respekt. Hoffentlich gewöhne ich mir das nach Heute nicht ab. Es lief einfach leicht, leicht, leicht. Bergauf - als würd ich immer nur diese Strecken laufen. Dabei lauf ich die meisten Kilometer jetzt ja nur Asphalt und fast eben. Den leichten Aufwärtstrend auf dem Nachhauseweg zähl ich nicht. Grad mal 1x pro Woche, wenn überhaupt, gibts nur noch die Waldhügel. Hab wohl aber das Gefühl dafür noch nicht verloren.
Ja und der absolute Hammer waren dann die letzten 20 mins. Es gab schon Läufe, wo ich mich an manchen Stellen jeden Meter quälen musste. Wenn die Beine immer schwerer wurden. Nach 3 1/2 h dürfen die das ja. Bloß - heute hab ich noch bissl Gas gegeben. Greif hätte seine Freude gehabt. Ok, es geht viel abwärts. Aber das kann man auch sehr verschieden laufen. Und dann gibts noch einen kleinen Buckel. Kurz vorher hab ich zwei Sonntagsläufer überholt. Mit deren Blicken im Rücken stilistisch perfekt dort hochgelaufen - zumindest kams mir so vor. Hätte denen natürlich am liebsten meine Uhr gezeigt - mit den 3:30 drauf. Ich konnts selbst kaum glauben. Manchmal krieche ja auch ich selber so auf meinen letzten Metern.
Unterwegs ? Gab es heute kein unterwegs ?
Doch, gab es. Mit allen Freuden, wie sonst auch. Vielleicht nicht so vordergründig, wie manchmal. Doch da, bemerkt, aufgenommen.
Ein wichtiges Kriterium, wie anstrengend der Lauf war - die Stunden danach. Heute spielend - keine Quälerei unter der Dusche, kein erschöpfter Mittagsschlaf - nur ein ruhiges Nickerchen. Am Nachmittag noch ein herrlicher Spaziergang zwischen den schönsten Rosen, je gesehen.
Passt auch genau zur biologischen Uhr. Jetzt körperliches Hoch. Leider in 2 Wochen ehr das Gegenteil. Aber ich kann mir den Veitsch-Termin ja nicht aussuchen.
Und jetzt hat auch noch Frankreich 2 irre Tore geschossen. Was will man mehr. Ein herrlicher Tag halt (-:
Es sind ja diese ... Momente im Leben ...
... vom tiefen Wissen erfüllt ...,
dass es in diesem Augenblick kein anderes Ereignis auf der Welt gibt,
bei dem dabei zu sein sich mehr lohnen würde.
... vorbeilaufend an den brusthohen Wiesengrasblumen im Steinhof
heute ohne Fotos, 13.06.2004