festhalten ?
erleben !
doch dann ?
Manchmal erlebt man sie so intensiv, dass es unmöglich scheint, dies einfach so vergehen zu lassen. Seitenlang war der Bericht vom heutigen Lauf - in meinen Gedanken. Skeptisch war ich vorm Lauf, ob sich auch diesmal wieder die schon so gut bekannte Zufriedenheit einstellen würde. Fast hätte ich geschrieben - gewohnte. Ist gewohnte, erwartete Zufriedenheit noch gut ? Wenn sie sich dann nicht einstellt - was dann ? Nicht so intensiv, nicht so ergreifend ? Ich hatte also etwas Angst vor einer derartigen Enttäuschung von meinem Wundermittel Laufen . Aufmunterung hätte ich schon gebraucht.
Wer will Details lesen ?
Ja, es hat wieder einmal geklappt! Selbst meine vagen Befürchtungen konnten ES nicht aufhalten. Auch nicht der Dauerregen, kalte Wind oder die eisigen Arme. Es muss wohl ein Zauberwald sein, dort oben. Noch auf den Strassen war der Regen unangenehm. Sobald ich den Fuss auf den Waldweg setzte, war ich in einer anderen Welt - von Empfindungen. Die Strecke war noch unklar. So beschloss ich, heute endlich einmal bisher nicht benutzte Wege zu erkunden. Wo ich schon immer mal abbiegen wollte, aber doch die Hausstrecken bevorzugte. Unbekannte Wiesen. Ist Wald nicht überall schön? Dann wieder auf einen bekannten Weg gestossen. Noch ein Abzweig heute anders. Sieh an, hier gibt es also schon den Alserbach. Irgendwo fliesst auch er in die Donau. Heuberg von einer ganz neuen Seite - Westen. Erst unten ein Stück am Bach entlang. Doch recht schnell stand er dann vor mir - der Weg nach oben: direkt, gerade, fast immer gleich steil. Wohl der steilste Anstieg auf den Heuberg überhaupt. Heute nicht nur ein Weg, sondern ein Weg neben einem Bach. Bergauflaufen ist anders. Der Blick gerade vor einen auf den Weg. Die Schritte vielleicht ganze 30cm lang. Hin und wieder mal nach ganz oben schaun. Es gibt nur eins: Geduld. Der Bach - ein sehr angenehmer Begleiter. Auch wenn er in die entgegengesetzte Richtung eilt. Bietet Kurzweil. Hunderte kleine Stromschnellen. Plätschert und rauscht. Eigentlich eine hellbraune Brühe. Keine Ahnung, welcher Boden das hier ist. Ich hab keinen Moment daran gedacht zu stoppen, wie lang ich bis oben brauchen würde. Unten wusste ich noch nicht genau, wohin mich der Weg führt. Bald erkannte ich die Querwege, wusste genau, wie weit es noch war. Sehr angenehm, mit ständig fast gleicher Steigung aufwärts zu laufen. Angenehm wohl auch deshalb, weil sonst der Berg erst später, nach 1h mehr in den Beinen dran ist. So war es heute ein gleichmässiges Weiterlaufen. Ganz oben flacht der Weg langsam ab. Erstaunt bemerkt, wie die Schritte plötzlich wie von ganz allein wieder größer werden. Die Kraft gespürt. Das ist einer der schönsten Momente am Bergauflaufen: wenn man kurz vor dem Gipfel die Kraft in sich spürt, spielend leicht beschleunigen zu können. Wenn man im runden Bewegungsfluss die Schritte verlängert, als hätte es nie dieses wie nie enden würdende Bergauf vorher gegeben.
Der Lauf folgt dem Weg.
Wovon wollte ich schreiben ?
Soll ich mir wirklich die Zeit nehmen zum Aufschreiben? Andere Dinge warten auf mich, rufen nach mir.
Tun sie das?
In mir bleiben die Momente für immer. Was bringt es MIR, sie aufzuschreiben? Ist es gut, nochmals das Erlebte vorbeiziehen zu lassen oder soll ich lieber diese Zeit anderen Momenten gönnen?
Das Mass.
Ich weiss keine Antwort. Warten wir also ab.
Gestern gelesen. In einem viel zu engen Zusammenhang dort benutzt; ganz allgemein aber - DIE Antwort schlechthin.
Es sind ja diese ... Momente im Leben ... , die ... höheren Sinn geben:
... wenn alle vom tiefen Wissen erfüllt sind,
dass es in diesem Augenblick kein anderes Ereignis auf der Welt gibt,
bei dem dabei zu sein sich mehr lohnen würde.
nicht nur für mich geschrieben, 24.04.2004