Saterfriesische Lautentwicklung und Formenlehre
Nach P. Kramer, Lound un Noomen, 1994:22-26. Schreibweise von
1960 (vgl. Wie schreibt
unten).
Im Folgenden ist die Ursprung der saterfriesischen
Lauten ausgearbeitet auf Grund von Siebs' Geschichte
(Gr), wobei aber die veraltete Notation ê2,
ê1 ersetzt worden ist durch æ:,
ê2. Es werden unterschieden eine
saterfriesische (sfr.), eine altostfriesische (aofr.) und
eine germanische (germ.) Stufe. In einigen Fällen werden
auch (gemein)altfriesische (afr.) und westgermanische
(wgerm.) Formen gegeben. Die sfr. Lauten beziehen sich
auf der Mundart von Ramsloh (R). Sonderentwicklungen in
Strücklingen/Utende und Scharrel sind angegeben mit U
bzw. S. Von der Formenlehre wird eine Zusammenfassung der
für die Namen wichtigen Abteilungen gegeben. Für
Weiteres siehe man bei Fort 1980.191ff. und Kramer 1982
nach. Die
Entwicklung der saterfriesischen Laute (Zur
Schreibweise des Sfr. vergleiche man die linke Spalte auf
S. 29-30). 1. Die
kurzen Vokale. Sfr. a
< aofr. a < germ. ai vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B. Atter Eiter, hatst
(du) heißt.
< germ. au vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B. lapt (er) läuft, gratter
größer.
< germ. a vor gewissen r
-Verbindungen, z.B. baddenje U < afr. barnia
brennen,
addenje U ernten.
- vor l -Verbindungen, z.B. falsk
falsch.
- vor h -Verbindungen, z.B. lachje S
lachen.
- vor Doppelkonsonant und dunklem Vokal der
Folgesilbe, z.B. Appel
Apfel, Takke Zacke, Ast.
- vor Nasal oder l + anderen Konsonanten und i, j
der Folgesilbe, z.B.
Hanne Henne, kaller kälter (vergl.
Kramer 1983.71).
- durch w -Einfluß in was S war.
- in Lehnwörtern, z.B. Damp Dampf, Gant
Gänserich. Sfr. ä
< aofr. e < germ. e, z.B. hälpe
helfen, säks sechs.
< germ. a in geschlossener Silbe, z.B. Säk
Sack.
< germ. a + i -Umlaut, z.B. Bääd
< Bäd Bett, sätte setzen.
< germ. i vor r in Särke S
Kirche.
< germ. u + i -Umlaut, z.B. Bält
Haufen, tän dünn.
< germ. æ: vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B. lät (er) läßt.
< germ. ô + i -Umlaut vor
kürzender Konsonantverbindung z.B. blätst (du)
blutest.
- in Lehnwörtern, z.B. Knächt Knecht. Sfr. ì
< aofr. i < germ. i, z.B. Fìsk
Fisch, bìdje bitten.
< germ. î vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B. lìcht leicht, drìfst
(du) treibst.
- in Lehnwörtern, z.B. Fìnster Fenster, Bìchte
Beichte. Sfr. o
< aofr. o < germ. o, z.B. Dochter
Tochter, Holt Holz, hol hohl.
< germ. a vor Nasalen, Mon Mann, lom
lahm, hongje hängen.
< germ. a in bolde bald, swot
schwarz.
< germ. â vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B.brochte S brachte.
< germ. ô vor kürzender
Konsonantverbindung, z.B.sochte S suchte. Sfr. ö
in Scharrel mitunter statt o, z.B. Böskùp
Botschaft; Fröst Frost, nöchtern
nüchtern, Snötte Rotz
(Ma212-220). Sfr. ù
< aofr. u < germ. u, z.B. Tùnge
Zunge, Sùnne Sonne, trùch durch.
< germ. a in gùnge gehen. Sfr. `ü
in Scharrel mitunter statt ù, z.B. br`ülje
brüllen, Gl`ük Glück, S`üster
Schwester (Ma195-212). -
in Lehnwörtern, z.B. H`ül×e Stechpalme, d`üftìch
tüchtig. 2. Die
langen und halblangen Vokale. Sfr. aa
statt Sfr. a besonders vor sk, st, r +
Konsonant und Doppelkonsonanten, z.B. Taaske
Tasche, Traast
Trost, Haat Herz, Laadere Leiter.
in U,S statt Sfr. oa, z.B. Maanske Mensch, Waater
Wasser. Sfr. ää
statt Sfr. ä besonders vor Frikativen,
stimmhaften Plosiven und r- Verbindungen, z.B. Glääs
Glas,
Blääd Blatt, Gäärs Gras. Sfr. ee
< aofr. ê < germ. ai in anderen
Fällen als bei aofr. â, sfr. oo, z.B. breed
breit, Been Bein, deele
teilen, leede leiten.
< germ. au + i -Umlaut, z.B. leeue
glauben, heere hören, steete stößen, scheen
schön.
< aofr. ê < afr. e in offener Silbe
< germ. e oder a + i-Umlaut, z.B.
breeke brechen, meete
messen, Steede Stätte.
< afr. æ < germ. a vor nd,
mb, ld + i -Umlaut, z.B. Beend Band, keeme
kämmen, Keelde Kälte.
< aofr. e in offener Silbe oder vor lk,
lg, rt usw.
< germ. e, z.B. meelke melken, Feelge
Felge.
< germ. a, z.B. Leeken Laken, leeter
später.
< germ. u + i -Umlaut, z.B. Eeuel
Übel, eepen offen.
- statt zu erwartendes äi vor r und u,
z.B. Beere Bahre, Eeuend Abend. Sfr. i
meistens Variante von sfr. ie, wo Beispiele
gegeben sind. Sfr. ie
< aofr. î < germ. î, z.B. Ies
Eis, Iersen Eisen, bite beißen, driue
treiben, Wiu Frau, Tid Zeit.
< germ. i + Nasal vor Spirans, z.B. swied
sehr, fiu fünf.
< germ. i + i in Kniebel
Knie; vgl. sfr. äi.
< germ. i + g in rient
(es) regnet.
< germ. ê2 in hier
hier, hiet hieß, tierje zieren. -
durch Palataleinfluß in Jier Jahr, Sies
Käse. -
in R, S statt äi vor r, z.B. Hiere
Haare, Tierm Darm, Iere Ähre, Iedenst
Ernst. -
in Lehnwörtern, z.B. Diert Tier, Diselboom
Deichsel. Sfr.R oa
< aofr. a < germ. a vor gewissen
Konsonanten, z.B. Moanske Mensch, stoanst
stehst, hoalt hält,
Hoangst Pferd, Noacht Nacht, sloachtje
schlachten, Soalt Salz,
Oakse Achse, koanst kennst.
< germ. a in offener Silbe, z.B. Spoade
Spaten, hoalje holen, Woater Wasser.
- statt Sfr. o besonders vor ng, ch
und r -Verbindungen, z.B. loang lang, Noacht
Nacht, Stoarke
Storch. Sfr. öä
statt ö in Lehnwörter, vorallem in offener Silbe
und vor l und r, z.B. Köäkene
Küche, Schöäwel
Schlittschuh, Köär Wahl. Sfr. oo
<aofr. â < germ. ai in offener
Silbe, falls die Folgesilbe dunklen Vokal oder w
enthält, z.B. Toone
Zehe, moor mehr.
- unter Einfluß eines w,
insofern nicht i-Umlaut gewirkt hat, z.B. twoo
zwei,
Wooge Wand, wook weich.
< germ. au, z.B. Ooge Auge, Oor
Ohr, Boom Baum, bood bot, bloot
bloß, hooch hoch, rood
rot.
< älteres a der Nebensilbe: dwoo
tun, sloo schlagen.
< aofr. a vor ld bei alter Dehnung,
z.B. oold alt, hoolde halten.
- vor lm, lk, lv, lg bei jüngerer
Dehnung: Hoolm Halm, Boolke Balken, hoolwe
halbe,
foolgje felgen.
- in woorm warm.
< afr. o in offener Silbe < germ. o,
z.B. Hoose Strumpf, Koole Kohle, Roome
Rahmen und Plurale
wie Loote zu Lot Los, Geboode
zu Gebod Gebot.
< afr. ô < germ. a vor Nasal, z.B. Hoone
Hahn, moonje mahnen. Sfr. öö
in Lehnwörtern, z.B. Dööntje Erzählung, Lööper
Läufer. Sfr. u
meistens Variante von sfr. uu, wo Beispiele
gegeben sind. Sfr. uu
< aofr. û < germ. û, z.B. Huus
Haus, Tume Daumen, bruke brauchen.
< aofr. u < germ. u unter
Dehnung vor Konsonantgruppen (mb, nd), z.B. Huund
Hund, fuunen
gefunden, Mude Mündung, aber ùnner
unter, hùnnert hundert.
- in offener Silbe < germ. u, z.B. Suun
Sohn, Nute Nuß.
- vor r, l und Konsonant < germ. u,
z.B. stuurwen gestorben, guulden gegolten, wuden
geworden.
- in R, S statt ou vor r, z.B. Suurge
Sorge, Bruur Bruder.
- in Lehnwörtern, z.B. Alun Alaun, Fusel
Fusel. Sfr. ü
meistens Variante von Sfr. üü, wo Beispiele
gegeben sind. Sfr. üü
in Lehnwörtern, z.B. Düüwel Teufel, düütsk
deutsch; Küüt Wade.
- in R und S bisweilen statt i, ie unter
Einfluß gerundeter Laute, z.B. wüld wild, wül
wollte, Rüüde Sumpf. 3. Die
Diphthonge mit Anfangsbetonung. Sfr. aai
in U und S statt oai. Sfr. aau
ist Variante von au. Sfr. ai
< aofr. ei (< germ. a, e, u +
palatalem g), z.B. Dai Tag, Wai Weg,
Bail Bügel, Aide Egge, nai nahe.
- in Lehnwörtern, z.B. Raise Reise, gail
üppig. Sfr. au
< aofr. au (âw, âv) < wgerm. auw,
z.B haue hauen, Dau der Tau.
< aofr. a + w, z.B. Hauk, Habicht, Fauene
Mädchen.
- in Lehnwörtern, z.B. Tau das Tau, gaau
schnell, nau genau. Sfr. äi
< aofr. ê in anderen Fällen als bei Sfr. ee,
nämlich:
< germ. ê2, z.B. Bräif
Brief.
< wgerm. â < germ. æ:, z.B. räide
raten, läite lassen, Träid Draht, wäit
naß, Äil Aal.
< germ. a + Nasal vor Spirans unter
Einwirkung von i-Umlaut: Gäise Gänse.
< germ. î, z.B. träi drei, säie
nähen, Fäind Feind.
< germ. ô + i -Umlaut, z.B. fäile
fühlen, gräin grün.
< germ. û + i -Umlaut, z.B. Häid
Haut, läide läuten.
< aofr. e vor rd, rn, rth, z.B. Häid
Herd, Jäiden Garn, Wäid Wert.
- in Lehnwörtern, z.B. Däif Dieb. Sfr. äu
< altes e (< germ. u mit i
-Umlaut) + w, z.B. schäuen geschoben, stäuen
gestoben; auch häu hieb.
Vergleiche Löfstedt 1928.210. Sfr. eei
ist Variante von äi, vorallem in S. Sfr. eeu
statt ee + w oder äi + w,
z.B. leeue glauben, Sleeue Ärmel. Sfr. iu
statt i + w, z.B. Schiue Scheibe, iuen
eben, Wiu Frau. Sfr. oai
< aofr. ai (êi) < afr. ê (<
germ. ai, æ: usw.) + j oder palatalem g,
z.B. Oai Ei, toai zähe, oaien
eigen. Sfr. oi
< aofr. o + w, z.B. bloie
blühen, groie wachsen. -
in Lehnwörtern, z.B. Floitepipe Flöte, Moite
Mühe. Sfr. oou
ist Variante von ou, vorallem in S. Sfr. ou
< aofr. ô < germ. ô, z.B. Bouk
Buch, goud gut, roupe rufen.
< germ. a + Nasal vor Spirans: Gous
Gans, our ander.
< germ. æ: vor Nasalen: Moune
Mond, Spoune Span.
< aofr. o bei alter Dehnung vor gewissen
Konsonantgruppen:
- vor ld: Gould Gold, schould
gesollt.
- vor rd, rþ, rn, z.B. Woud Wort, Noude
Norden, Houden Horn, Touden Turm.
< aofr. ô < afr. ô vor mb,
nd, z.B. Koum Kamm, Lound Land, Hounde
Hand; in
Zusammenstellungen Lond- usw.
- statt zu erwartendes oo in Oue
Schaf, ou ab, Ougend Ofen.
- in Lehnwörtern: Rouse Rose, Kroune
Krone, Moude Mode. Sfr. öi
in Lehnwörtern, z.B. Möie Tante, Köike
Kuhkalb.
- als Variante von oi. Sfr. ööi
ist Variante von öi, vorallem in S. Sfr. uui
in truuje drohen, in S bluuje blühen. 4. Die
Diphthonge mit Endbetonung. Sfr. ja
< aofr. ia < germ. eu (eo) falls
nicht i-Umlaut vorlag, z.B. Bjastmolk Biestmilch,
djapper tiefer,
ljauer lieber. Sfr. jaa
statt sfr. ja wie aa statt a, z.B. Tjaaske
Driesche, US Jaader Euter, US ljaacht
licht. Sfr. joa
in R bisweilen statt jaa, z.B. ljoacht
licht. Sfr. joo
< aofr. ia in offener Silbe, z.B. bjoode
bieten, ljoo lieb.
< afr. ê (< wgerm. â
< germ. æ:, Kontraktions-ê usw.)
+ dunklem Vokal, z.B. mjoo mähen, sjoo
sehen, kjoo krähen. Sfr. jou
< aofr. iow < wgerm. eu vor w
< germ. e vor w, z.B. Tjoue
Treue, Rjou Reue, Jou Sie, fjauer
vier. Sfr. jù
< aofr. iu < germ. eu bei i
oder j der Folgesilbe, z.B. bjùt (er)
bietet, ljùcht (er) lügt.
< germ. i vor hs, ht, z.B. Mjùks
Mist, gjùcht recht.
< germ. i mit u-, w-Umlaut,
z.B. sjùnge singen, stjùnke stinken, tjùk
dick.
< aofr. î + Vokal der Nebensilbe in fjntelk
freundlich. Sfr. j`ü
is Variante von jù, vorallem in S. Sfr. ju
ist Variante von juu. Sfr. juu
< aofr. iu unter Dehnung in offener Silbe
< germ. eu, z.B. djuur teuer, Ljude
Leute.
< germ. i, in Jukel Eiszapfen, njuugen
neun. Sfr. jü
ist Variante von juu in S in Ljüde Leute, betjüde
bedeuten. 5. Die
Konsonanten. Sfr. b
< afr. b im Anlaut < germ. b,
z.B. Bouk Buch, bite beißen.
< afr. bb < germ. bb, z.B. Krääbe
Krippe, Äbbe Ebbe.
- geschwunden in afr. mb < germ. mb.
z.B. Loum Lamm.
- in Lehnwörtern: Goabel Gabel, Oarbaid
Arbeit. Sfr. ch
< afr. ch < germ. h, hh, g, z.B. tìcht
dicht, hooch hoch, fljùcht (er) fliegt, Bierìch
Berg.
< afr. v nach l, r, in R und S,
z.B. hoolìch halb, Kuurìch Korb. Sfr. d
< afr. d < germ. d, ð, z.B. deel
nieder, räide raten, oold alt.
< afr. dd < wgerm. dd, z.B. Laadere
Leiter, ädder früh.
< afr. th im Anlaut < germ. þ
in di der, dät das, dìt dieses.
< afr. th im Inlaut in kweede
sagen, Reede Räder (geschwunden in Bruur
Bruder, Räir junges Rind
usw.)
< afr. th im Auslaut in Dood Tod, Sood
Brunnen.
- als Übergangslaut in kloorder klarer, Möö×der
Mörser.
< afr. r vor n, l, z.B. jädden
gern, Gäddel Gürtel.
- in Lehnwörtern, z.B. Dröi×elke Drossel, Däif
Dieb.
- schwindet oft vor j, z.B. ju neben dju
die; wird aber auch j vorgeschlagen: Djier
neben Jier Jahr.
- schwindet inlautend nach afr. kurzem Vokal + l
oder n: Oaler Alter, hoalst hältst, mìnner
weniger,
Honnel Handel, ùnner unter.
- ist geschwunden vor sk in Boskùp
Botschaft. Sfr. f
< afr. f, ff < germ. f, ff, z.B. Fìsk
Fisch, schùfst schiebst, schìffe
sortieren, doof taub.
- in Lehnwörtern: Kraft Kraft, Koafje
Kaffee.
- ist geschwunden in Jool Rad (afr. fial),
bääte hinter (U bääfte), ätter,
afr. efter nach. Sfr. g
ist Variante von . Sfr.
< afr. g, gg < germ. g vor
dunkeln Vokalen, gg, z.B. reeue
graben, oud gut, Tjuue Zeuge,
Brää (neben Brääch)
Brücke.
< afr. r vor i in jùcht
'recht', G^joome 'Riemen'.
< afr. v im Inlaut < germ. b,
z.B. sooen sieben, Ouer Ufer.
< afr. th wahrscheinlich in Fouer
'Fuder' (Kramer 1970, Fort Ss188). Sfr. h
< afr. h im Anlaut < gem. h,
z.B. Houd Hut, hooch hoch; geschwunden vor j,
r, l, n, w. Sfr. j
< afr. i (j) im Anlaut < germ. j,
z.B. Jier Jahr, jùng jung.
< germ. g vor hellen Vokalen, z.B. joote
gießen, jeel gelb, Jäild Geld.
- ist neu in den Diphthongen mit Endbetonung, z.B. Fjuur
Feuer.
< afr. i in den schwachen Verben der 2.
Klasse, z.B. moakje machen.
- ist ausgefallen in Sooke Wange (afr. tziake),
Suken Küken. Sfr. k
< afr. k, kk < germ. k, kk,
z.B. koold kalt, Hoake Haken, wook
weich, Äkker Acker, Soaks Messer. Sfr. l
< afr. l, ll < germ. l, hl,
ll, z.B. lom lahm, leet spät, luud
laut, Wälle Quelle, dùl toll.
- schwindet im Anlaut bisweilen vor j, z.B. Jude
neben Ljude Leute. -
schwindet bisweilen zwischen f und l, z.B.
fjooge neben fljooge fliegen. Sfr. m
< afr. und germ. m, mm, mb, z.B. Moune
Mond, Noome Name, klom klamm, Koum
Kamm. Sfr. n
< afr. n, nn < germ. n, hn, nn,
z.B. näi neu, Eende Ende, Lound
Land, Näkke Nacken.
< afr. nd in Part. präs., z.B. stounden
stehend, sowie in ùn und. Sfr. ng
< afr. und germ. ng und n in nk,
z.B. Song Gesang, toanke denken. Sfr. p
< afr. und germ. p, pp, z.B. Peere
Birne, loope laufen, Roop Seil, Knäppel
Knüppel. Sfr. r
< afr. r < germ. r,
anlautend hr, inlautend z, z.B. rood
rot, gratter größer, Oor Ohr, Rìng
Ring,
moor mehr.
< afr. d in kri < kedi
jener, krät < kedät jenes.
- Metathese z.B. in Gäärs Gras, baadenje
< afr. *barnia brennen.
- Ausfall vor d, t in Woud
Wort, Stäit Schwanz, Jädde Gerte u.a.m.
- Ausfall vor j in tjou treu, fjoo×e
frieren u.a.m. Sfr. s
< afr. und germ. s, ss, z.B. sìtte
sitzen, bäst (du) bist, loos leer, Kääsen
Kissen.
< afr. tz im Anlaut < wgerm. k
vor hellen Vokalen < germ. k, z.B. Säärse
Kirsche, Sies Käse,
Säspel Kirchspiel.
- in Lehnwörtern, z.B. Sipel Zwiebel, Sùkker
Zucker, Käärse Kerze. Sfr. ×
< afr. s zwischen Vokalen, z.B. wee×e
sein, Huu×e Häuser, roa×je rasen.
< afr. dz im Inlaut < wgerm. g
vor hellen Vokalen, z.B. Wää×e Wiege, lää×e
liegen, legen. Sfr. sch
< aofr. sk im Anlaut < germ. sk, z.B.
schriue schreiben, Schaad Schatten. Sfr. sk
< aofr. sk in In- und Auslaut (selten im
Anlaut), z.B. Paasken Ostern, Tùsk Zahn. Sfr. t
< afr. und germ. t, tt, z.B. Tid
Zeit, slite schleißen, groot groß, sìtte
sitzen.
< afr. th im Anlaut < germ. þ,
z.B. täärske dreschen, Tisel Distel, Toarst
Durst. Sfr. ts
< aofr. tz im Inlaut < urfr. k vor
hellen Vokalen < germ. k, z.B. Wätseldai Werktag,
hitselje hecheln. Sfr. w
< afr. w < germ. w, hw, z.B. woorm
warm, Wìnter Winter, twäärs quer, schuuwe
schieben.
< germ. ô in dwoo tun.
- inlautend in Lehnwörtern: Gloowe Glauben, Düüwel
Teufel.
- geschwunden in Jood Unkraut, afr. *wiad.
Etwas
aus der Formenlehre 1. Der
bestimmte Artikel Es gibt
drei Geschlechter: männlich (m.), weiblich (f.) und
sächlich (n.). Die Artikel sind:
m.
f.
n.
Mehrzahl 1. Fall
di
ju
dät, t
doo 3 &
4. Fall
dän, n
ju
dät, t
doo unbetont
de, e
de, e
t
de, e Die
unbetonten Formen scheinen vorallem dann benutzt zu
werden, wenn auf bekannte Sachen Bezug genommen wird. Sie
stehen niemals am Satzanfang. 2. Das
Substantiv. Das Geschlecht
der saterfriesischen Substantiven stimmt im allgemeinen
mit dem der entsprechenden hochdeutschen Wörter
überein. Es gibt aber Abweichungen, z.B.
di Boank
die Bank
di Koppel
die Koppel
ju Bile
das Beil
ju Mäite
das Maß
dät Määrked
der Markt
dät Schäin
die Scheune Im
allgemeinen werden die Substantive in den verschiedenen Kasus
nicht geändert. Der 2. Fall kommt nur in einigen
Redewendungen vor und zwar nur bei Wörtern, die
bestimmte Personen bezeichnen. Sie bekommen dann immer
ein -s angehängt, z.B.
mien Sùsters Huus
das Haus meiner Schwester
mìn Bruurs Wùcht
das Mädchen meines Bruders d.i. meine Nichte
mien Bäidens Bäidene
meine Enkelkinder
us Noabers Wänt
der Junge unseres Nachbares
Pestoors Tun
der Garten des Pfarrers
bi Muurs Pot
beim Topf der Mutter d.i. bei Muttern hinterm Ofen
ìn Bäidens Hounde
in den Händen eines Kindes Dieser
Kasusausgang spielt eine wichtige Rolle bei den zusammengesetzten
Flurnamen. Die eigentliche Zusammensetzung scheint meist
wie im Deutschen zu geschehen: 'Staaldoore
Stalltür, 'Mjùksfuurke Mistforke. Der Plural
wird bei auf Konsonant ausgehenden Substantiven gebildet
durch Anhängung von -e, z.B. dät Bääd,
Plural doo Bääde die Betten. Stimmloser
Reibelaut (ch, f, s) nach langer Vokal wird im
Plural stimmhaft (, w, ×), z.B. di
Däif, doo Däiwe die Diebe. Auf -e
ausgehende Substantive bekommen ein -n im Plural,
z.B. di Boolke, doo Boolken die Balken. In
kleinen Klassen kommen noch abweichende Pluralausgänge
vor, nämlich -en (doo Buuren), -ne (doo Moanskene),
-ere (doo Loumere), oder fehlt der Ausgang (doo
Hounde). In
offener Silbe tritt bisweilen Vokaländerung auf, z.B. ä
> ee in dät Fäk, doo Feeke die Fächer.
Ebenso a > oa, ou > öi, ää > ee, ì >
ie, o > oo. Das Diminutivsystem
ist erstarrt, d.h. daß keine neuen Diminutive mehr
gebildet werden. Dabei sind die auf -jen und -ken
ausgehenden Wörter nur sächlich, während die auf -je
und -ke ausgehenden auch männlich oder weiblich
sein können (vergl. Kramer 1972.139). Beispiele: dät
Dööntjen die Anekdote, dät Hüüsken das
Häuschen, dät Aantje das Endchen, ju Bääsje
die Großmutter, di Glumerke der Funke. 3. Das
Adjektiv. Nach dem
bestimmten Artikel ist in alle Fälle die Endung -e,
z.B. di groote Mon der große Mann, doo groote
Ljude die große Leute. Dasselbe gilt nach Pronomen,
z.B. us oolde Huus unser altes Haus. Wenn im
m. 3./4. Fall das Adjektiv besonders betont wird, so wird
-en angehängt, z.B. uk ut dän klooren Heemel
kon et grummelje auch aus dem klaren Himmel kann es
donnern. Nach dem
unbestimmten Artikel, nach aan/een 'ein' und naan/neen
'kein' ist die Endung -en vor männlichen
Substantiven. Vor weiblichen bleibt das -e und vor
sächlichen fehlt eine Endung, erscheint aber neuerdings -et
(vgl. Fort 1990.189). Im Mehrzahl ist die Endung -e.
Beispiele n grooten Mon ein großer Mann, koold
Woater kaltes Wasser, rike Ljude reiche Leute. Abweichend
ist die Beugung bei lìttek 'klein' nach
bestimmten Artikeln und im Mehrzahl, z.B. di lìtje
Mon, doo lìtje Ljude. Sonst heißt es m. lìtjen,
f. lìtje, n. lìttek, z.B. n lìtjen
Mon, ne lìtje Kuu, n lìttek Bäiden, lìttek
Fertrjouen. Bei der
Beugung werden stimmlose Reibelaute (ch, f, s)
stimmhaft, z.B. di hooe Boom bei hooch
'hoch'. Der Komparativ
bekommt als Endung -er, der Superlativ -st
oder -est. Beispiele: läier, läichst
bei läich niedrig, fääster, fäästest
bei fääst fest. In einigen Fällen entsteht bei
der Komparation Vokaländerung, z.B. läpper bei läip
schlecht. So auch ee > a, ie > ä, o > a, oa
> aa, oo > a, oo > aa, ou > o, uu > ù.
Wo der Positiv auf -r endet, fehlt oft der
Komparationsausgang -r, z.B. swarre,
schwerer, djùrre teurer. Von Präpositionen
abgeleitete Adjektiven erscheinen gewöhnlich als
Superlativen. So bedeutet dät bääterste Jool
sowohl 'das hintere Rad' als 'das hinterste Rad'. |