Informationen über Siebenbürgen


Siebenbürgen befindet sich geographisch in Ost-Mittel Europa, im nord-westlichen Teil des heutigen Rumäniens (obwohl das Gebiet, das im heutigen Rumänien als Siebenbürgen bekannt ist, größer ist als das historische Siebenbürgen, denn es beinhaltet darüberhinaus das Partium - "Teile" des damaligen ungarischen Königreiches - und das Banat. Ohne sie ist das Gebiet Sienbenbürgens 57.000 km2 groß.).

Gebiet: 103.093 km2 (2,5 mal größer als die Schweiz, oder etwa so groß wie Belgien, Niederlande und Dänemark zusammen, oder so groß der amerikanische Bundesstaat Kentucky.)

Die ersten Bewohner von Siebenbürgen waren im 6. bis 4. Jh. v. Chr. die Agathyrsen. Später folgten die Kelten (3.-2. Jh. v. Chr.), die Daken (2. Jh.v. Chr. - 106 n. Chr.). Ab 106 n. Chr. befanden sich bedeutende Teile Siebenbürgens, Dacia Provinz genannt, unter der Herrschaft des römischen Reiches. Wegen des Eindringens der Goten in das Land, räumen 271 n. Chr. Die Römer Dacia, das dann verschiedenen Wandervölkern (Goten, Wisigoten, Taifalen, Hunnen, Awaren, Slawen, Bulgaren) als Durchreise- oder Niederlassungsgebiet dient. Die Magyaren (oder Ungarn) treffen bei ihrer Landnahme 894 - nach frühmittelalterlichen Chronisten und nach jüngsten archeologischen Entdeckungen bei Bodrog-Alsóbu (Ungarn) - an der Panonischen Ebene auf ein ungarisch sprechendes Volk. Es sind die Szekler, die heute im östlichen Teil Siebenbürgens leben.

Siebenbürgen wird 1001 teil des Ungarischen Königreiches. Die ersten Quellen, die von der Niederlassung der Rumänen (damals Walachen genannt) berichten, stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Infolge des Schlachtes 1526 bei Mohács gegen die Türken zerfällt das Ungarische Königreich, Siebenbürgen wird unter türkischer Oberhoheit autonomes Fürtsentum bzw. semi-souveräner Staat. 1568 wurde in der siebenbürgischen Stadt Thorenburg (ung. Torda, rum. Turda) eine Landesversammlung (Dieta) abgehalten, die als erste auf der Welt Religionsfreiheit für die vier offiziellen Konfessionen (Katholiken, Lutheraner, Kalvinisten, Unitarier) verkündet. Die rumänisch-orthodoxe Kirche wird offiziell nicht anerkannt, da bis dahin der rumänische Adel sich in den ungarischen integrierte, viele Rumänen konvertierten auch zum Katholizismus. Die Rumänen hatten noch kein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt und hatten damals noch keine Forderungen. Im Sinne des österreichisch-türkischen Friedens (von Karlowitz) 1699 geriet Siebenbürgen unter österreichischer Führung, behält aber den herausragenden Status in Form einer Autonomie . Siebenburgen wurde als eigenes Grossfürstentum (seit 1765) von einem Gubernium in Hermanstadt (ung. Szeben, rum. Sibiu) und in der Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien unter Wahrung seiner Autonomie verwaltet. Anhand einer österreichischen Volkszählung sind 1712-1713 die Bevölerung Siebenbürgens: 47% Ungarn, 34% Rumänen, 19% Deutsche (Sachsen).

Durch den österrechisch-ungarischen Ausgleich 1867 nach der 1848er Revolution, wird Siebenbürgen erneut einheitlicher Teil Ungarns. Die Bevölkerung gliedert sich 1910 in 34,2% Ungarn, 55,1% Rumänen, 8,75% Deutsche, 2% andere. Der Friedensvertrag von Trianon 1920, der den Ersten Weltkrieg abschließt, spricht Siebenbürgen Rumänien zu.

Die 2. Wiener Schiedsspruch 1940 erstattet Ungarn 43.492 km2 zurück. Das ist der nördliche und östliche Teil Siebenbürgens mit dem Szeklerland, das zu 90% von Ungarn bewohnt wird, aber auch mit etwa 1.060.000 Rumänen. Durch die Pariser Friedensverträge nach dem 2. Weltkrieg wird diese Gebiet zurück an Rumänien gegeben.

Nach der Volkszählung 1992, beträgt die Anzahl der Einwohner in Siebenbürgen 7.723.313. Davon sind: 5.684.142 (73,6%) Rumänen, 1.603.926 (20,8%) Ungarn, 202.665 (2,6%) Roma, 109.017 (1,4%) Deutsche, 123.563 (1,6%) andere (Ukrainer, Serben, Slowaken, Bulgaren, Kroaten, Tschechen, Juden, usw.).

Eine Unterscheidung nach religiösem Glauben ergibt: 5.360.102 (69,1%) Orthodoxe, 854.935 (11,0%) Römisch-Katholiken, 796.574 (10,3%) Kalvinisten, 206.833 (2,7%) Griechisch-Katholiken, 158.970 (2,0%) Pentekostalen, 94.630 (1,2%) Baptisten, 75.978 (1,0%) Unitarier , 175.291 (2,7%) andere (29.180 Adventisten, 534 Muslime, 12.372 Evangeliker , 36.264 Lutheraner, 1.058 AltKatholiken, 3.891 Altbyzantiner 20.184 Presbyterianer, 2.763 Juden, 45.323 ander Religiöse, 3.649 Atheisten, 15.365 ohne Glauben, 4.595 ohne Angaben).

Aus den oben aufgeführten Daten ergibt sich eindeutig, daß Siebenbürgen eine vielfältige multikulturelle Region Europas ist. Das ist kein Wunder, denn Siebenbürgen liegt genau an der Grenzlinie zwischen dem westlich-lateinischen und dem östlich-orthodoxen Christentum, darüberhinaus treffen hier mitteleuropäische und balkanische Einflüsse aufeinander.

Gegenwärtig wird Siebenbürgen im Nationalstaat Rumänien nicht als eine einheitliche Region wahrgenommen, sondern besteht aus 15 Kreise (ung. megye, rum. judet). Seit 1945 emigrierten in den Westen etwa 300.000 Ungarn, genausoviele Deutsche und etwa 50.000 jüdische Holocaustüberlebende, aber auch sehr viele Rumänen. Selbt nach dem Systemwechsel 1989 in Rumäninen nahm der Exodus der ungarischen und deutsche Bevölkerung weiterhin seinen Lauf. Gleichzeitig setzte eine zum Teil staatlich gelenkte Bewegung ein, in der mehrere aus dem Süden oder Osten - jenseits der Karpaten - stammende Rumänen sich in Siebenbürgen niederließen (Emigration from Romania). Beim Betrachten der gegenwärtigen Verteilung der Nationalitäten, müssen diese Daten mitberücksichtigt werden.

Nach der blutigen Revolution in Dezember 1989, die das Regimewechsel in Rumänien einläutete (die Niederlage der Ceausescu-Diktatur), konnten auch die bis dahin brutal unterdrückten Meinungen und Stimmen zu Wort kommen. Die desastreusen Verhältnisse der rumänischen Wirtschaft tragen auch dazu bei, daß ein immer größer werdender Anteil der Bevölkerung des Siebenbürgens, sowohl Ungarn als auch Rumänen, ihrer wirtschaftlich relativ entwickelten Region mehr Selbständigkeit verleihen wollen. Die Handlunhgen der ProTransilvania Stiftung, die durch den rumänischen Journalisten Sabin Gherman gegründet wurde, spielen sich in dem Rahmen ab.

Es ist unsere Überzeugung, daß eine Autonomie für Siebenbürgen im Stil Schottlands oder Kataloniens (eigenes Parlamant und eigene Regierung, aber Verteidigung, Außen- und Finanzpolitik in Einklang mit Bukarest) die Bedürfnisse der Bewohner dieser Region am besten befriedigen könnte, und Rumänien zu einem neuen Schritt in Richtung europäische Integration verhelfen könnte.