Exobiologie im Deutschen Weltraumprogramm

G. Ruyters und P. Gräf

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Programm-Direktorat, Königswinterer Str. 522, D-53227 Bonn

Exobiologie als Teil des deutschen biowissenschaftlichen Weltraumprogramms wird - wie alle anderen Raumfahrtprogramme und -aktivitäten - vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gemanagt. Basierend auf den politischen Vorgaben der Bundesregierung wird zur Zeit ein neues Raumfahrtprogramm erarbeitet, das die Ziele und die strategischen Eckpunkte definiert, durch die diese Ziele erreicht werden sollen. "Best Science" in der mehr erkenntnisorientierten Forschung einerseits und Anwendungsorientierung zur Erzielung wirtschaftlichen Nutzens andererseits sind hier von übergeordneter Bedeutung. In diesem Spannungsfeld bleiben Themen aus dem Bereich Strahlen- und Exobiologie weiterhin von Interesse.

In der Tat haben deutsche Wissenschaftler und deutsche Technologie in der Vergangenheit auf diesem Feld eine wichtige Rolle gespielt. Dies gilt zum einen für die qualitative und quantitative Erfassung der Weltraumstrahlung (u.a. BIOSTACK, Entwicklung diverser passiver und aktiver Dosimeter) als auch für die Beschreibung ihrer Wirkung auf biologisches Material. Zu erinnern ist hier beispielsweise an den Flug von ERA (Exobiology Radiation Assembly) auf EURECA, bei dem 1992/93 Langzeituntersuchungen zur Reaktion von biologischem Material auf die extremen Bediungungen des Weltraums durchgeführt wurden oder an verschiedene Experimente auf der deutschen Spacelab-Mission D-2 in 1993. Neben grundlegenden Beiträgen zur Photobiologie, Photochemie und Strahlenbiologie ergeben sich aus solchen und weiteren geplanten Experimenten Antworten auf Fragestellungen wie z.B. nach der Relevanz extraterrestrischer organischer Moleküle für die Entstehung des Lebens auf der Erde, nach der Bedeutung der solaren UV-Strahlung für Prozesse der organisch-chemischen, präbiotischen und biologischen Evolution oder auch nach den Chancen und Grenzen für die Ausbreitung des Lebens in unserem Sonnensystem.

Diese und ähnliche Fragestellungen werden auch im Zeitalter der Internationalen Raumstation, die die zentrale Plattform nicht nur für biowissenschaftliche Weltraumforschung im nächsten Jahrzehnt darstellen wird, weiter bearbeitet werden. Daher ist es sehr erfreulich, dass hierfür im internationalen Wettbewerb bereits das von einer Reihe von europäischen Arbeitsgruppen getragene Forschungsprojekt SPORES, das auf der im Auftrag der ESA unter deutscher Federführung entwickelten Anlage EXPOSE durchgeführt werden soll, ausgewählt wurde. Es wird wie auch andere in enger Abstimmung mit dem Extraterrestrik-Programm durchzuführende Aktivitäten einen weiteren Beitrag zur Beantwortung der Frage nach der Entstehung und Ausbreitung des Lebens leisten.