BR 290 und Sound

von Manfred G. Fischer, 25. August 2006 / 18. Mai 2007

Aufgabe: Sound-Umrüstung der Märklin-Diesellok BR 290, Spur H0, (Märklin 37900).

Das Modell der BR 290 erschien im Märklin-Jahrbuch 2005 unter der Produktnummer 37900 als „komplette Neuentwicklung, Hochleistungsantrieb C-Sinus in neuer kompakter Bauform“ (Seite 83 des Jahrbuchs). Ausgeliefert wurde das Modell im Dezember 2005. Im Jahrbuch 2006 wurde es nicht mehr erwähnt. Nachfolgend erschien im Herbst 2006 eine Farbvariante der Lok (altrot, Produktnummer 37901), für Ende 2007 ist eine Variante mit Softdrive-Sinus-Motor von Märklin geplant in neuroter Farbgebung (Produktnummer 37902).


Bild 1: Ausgangssituation, kleiner Originaldecoder auf der Trägerplatine, leere Schallkapseln über dem hinteren Drehgestell.

Besonderheiten des Modells: obwohl Märklin schon frühzeitig schrieb, dass ein C-Sinusmotor eingebaut werden wird, hat das Modell dennoch keine für C-Sinusmodelle übliche Produktnummer erhalten (diese müßte eigentlich mit 39xxx beginnen). Der Motor sitzt zentral in der Mitte der Lok, Kardanwellen nach vorne und nach hinten verlassen mittig das gekapselte Motorgehäuse. Nach hinten sitzt auf der Kardanwelle eine Schwungmasse, wie sie bei Glockenankermotoren üblich ist. Sowohl das Metallgehäuse als auch die Halteplatte aus Kunststoff (diese trägt die Platinen), die über die ganze Länge der Lok oberhalb des Antriebstranges verläuft, sind jeweils mit Kreuzschlitzschrauben befestigt. Der sehr kurze (22mm x 16mm) mfx-Decoder ist auf eine 21-polige Schnittstelle auf der Trägerplatine aufgesetzt und bequem abnehmbar. Keine weiteren Kabelverbindungen zwischen Trägerplatine und Decoder. Der Kabelstrang zum Motor ist ebenfalls über einen kleinen Stecker mit der Trägerplatine verbunden. Von der Trägerplatine verlaufen Kabelstränge am vorderen Drehgestell zur Stromaufnahme von den vorderen Rädern und zum Mittelschleifer. Ferner laufen nach vorne Kabel zu den Leuchtdioden der vorderen Beleuchtung. Nach hinten laufen Kabel zu einer zweiten kleinen Platine ganz hinten auf der Halteplatte, von wo die Kabel zur hinteren Beleuchtung weitergeführt werden als auch ein Massekabel zu den Rädern des hinteren Drehgestells. In dem Bereich über dem hinteren Drehgestell ist die Halteplatte zu zwei Schallkapseln geformt (Durchmesser ca. 16mm). Diese Schallkapseln sind leer, eignen sich aber zur Aufnahme des Doppellautsprechers der Firma ESU Nr. 50447. Da das Führerhaus der Lok (aus Plastik) mit einer frei durchsehbaren Inneneinrichtung versehen ist, ist in der Lok ohne weitere Umbaumaßnahmen kein anderer Platz für Lautsprecher möglich als in den schon ab Werk vorbereiteten Schallkapseln über dem hinteren Drehgestell.

Der Einbau der Lautsprecher ist kein Problem, die beiden ESU-Lautsprecher passen genau. Der Austausch des Decoders ist rein mechanisch auch kein Problem. Verwendet man den original Märklin-Sounddecoder aus dem mfx-Umrüstungssatz 60932, läßt sich dieser Decoder einfach auf die 21-polige Schnittstelle setzen. Er hat auch genug Platz, auch wenn eine Diode der Trägerplatine dem 60932-Decoder etwas im Wege ist.

Erste Fahrt nach Einbau des mfx-60932: egal bei welcher Fahrstufe, die Lok fährt mit hoher Geschwindigkeit. Der Sound zeigt aber verschiedene Fahrstufen an. Es müssen die vier mfx-Register-Variablen, die für die Lastregelung zuständig sind, geändert werden, damit dieser mfx-Decoder den Motor steuern kann (CV’s). Den Weg zu der richtigen Programmierung des Decoders hat mir Olli gezeigt (http://www.ollismodellbahnseite.de/), ferner findet sich auf der MFX-FAQ-Seite von ESU ein entsprechender Hinweis (http://www.loksound.de/).

Zunächst hat mich im Sommer 2006 das Handbuch von ESU für mfx-Decoder v1.0 auf die falsche Fährte geführt: dieses Handbuch gibt an, das C-Sinusmotoren mit den ESU-mfx-Decodern nicht angesteuert werden können. Das ist prinzipiell auch richtig, da die Motoransteuerung von der Zusatzplatine in der Lok übernommen werden muß. Bei einem Decodertausch muß also diese Zusatzplatine in der Lok belassen werden und der Decoder selbst darf keinerlei Lastregelung durchführen (Dank an Olli für diesen Hinweis). Auch beim Märklin-Service erhielt ich schnelle und erschöpfende Antwort (Lob und Dank dafür nochmals auf diesem Wege an das Märklin-Serviceteam), dass der 60932 nicht für Loks mit Sinusmotor verwendet werden kann. Eine Registeränderung nütze nichts, da zusätzliche Hardware benötigt werden würde. Damit ist wohl ebenfalls die Zusatzplatine gemeint.

Bei den mehrfachen Decoderumbauexperimenten an dieser Lok sind mir mittlerweile zwei mfx-Decoder und zwei Lautsprecher kaputt gegangen. Auch mußte ich mir meine Software zur bequemeren Decoderprogrammierung selber schreiben (DecoderSnake), um vom Macintosh aus die RegisterVariablen ändern zu können.

Der erfolgreiche Umbau sieht nun folgendermaßen aus:


Bild 2: Umbau, ESU 62432 mfx-Decoder auf der Trägerplatine, Doppellautsprecher ESU 50447 in den Schallkapseln über dem hinteren Drehgestell.

Ich habe mich dann im Mai 2007 dazu entschlossen, einen ESU 62432 mfx-Decoder in die Lok einzubauen. Dieser Decoder hat zwar 21 Bohrungen für die Schnittstelle der Lok, aber keinen Stecker auf der Platine (was ist schon perfekt ?). Bitte beachten: die Farbkodierung der Kabel von Märklin und ESU sind unterschiedlich! Die Pin-Belegung der 21-poligen Schnittstelle findet sich auf der Homepage von Herrn Hans-Günther Heiserholt (http://hgh-esn.ath.cx/).

Vorgehensweise:

  1. Lok öffnen, alten Decoder von der Trägerplatine abziehen.
  2. Am neuen Decoder (egal ob ESU oder Märklin) den Bereich der 21-poligen Schnittstelle vorsichtig vom isolierenden Schrumpfschlauch befreien. Den übrigen Decoderbereich vom Schrumpfschlauch bedeckt lassen!
  3. Fotos vom Decoder vor dem Umbau anfertigen oder eine Zeichnung über die werksseitige Kabelverbindung der Decoders erstellen, falls der Decoder später mal in einer anderen Lok verwendet werden soll.
  4. Am neuen Decoder die Kabel zum Lautsprecher belassen, die übrigen Kabel abtrennen.
  5. Die Doppellautsprecher ESU 50447 vorsichtig untereinander an je einem Pol mit einem ca. 2cm langen Kabel verbinden. Beim Löten beachten: nur kurz löten, zu hohe Erwärmung kann den Lautsprecher zerstören. Lautsprecher gut fixieren, da er sonst dank seines Magneten zur Lötkolbenspitze springt.
  6. Decoder und Lautsprecher miteinander verbinden, Die Kabellänge muß so gestaltet sein, dass nach Lautsprechereinbau die Kabel nicht unter Spannung stehen!
  7. Mit einem Holz- oder Plastikspatel die Lautsprecher in die Schallkapseln der Halteplatte über dem hinteren Drehgestell einsetzen.
  8. Neuen Decoder auf der 21-poligen Schnittstelle aufsetzen. Wenn der Decoder keinen entsprechenden Stecker hat, sollte gelötet werden. Ich habe daher bei meinem Umbau alle 21 Kontakte der Decoderplatine mit kleinen Lötkontakten dauerhaft mit dem Stecker der Trägerplatine der Lok verbunden.
  9. Die Register-Variablen programmieren: RegV #53, RegV #54, RegV #55 und RegV #56 müssen auf NULL gesetzt werden (alle drei Lastregelungsparameter und der Regelungseinfluß). Bei Verwendung einer CU Mrkl6021 oder IB wird der Wert "0" durch Senden des Wertes "80" programmiert!
  10. Lokadresse (RegV #1) auf 29 setzen, 2.Lokadresse (RegV #75) auf 30 setzen.
  11. Probefahrt: F1 sollte jetzt das Motorgeräusch einschalten.
  12. Gehäuse aufsetzen, dabei die Kabel vom Lautsprecher zum Decoder nicht einklemmen. Beachten, dass keine losen Kabel Kontakt zum Lokgehäuse haben, sonst droht Kurzschlußgefahr.

Fazit:

Zur rechtlichen Absicherung: da mir selber mehrere Decoder bei dem Umbauversuch kaputt gegangen sind, kann ich die obige Umbauanleitung nur ohne Gewähr geben. Jegliche Haftungsansprüche gegen den Autor bei Schäden durch Nachbauversuche sind hiermit ausgeschlossen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei einem solchen oben aufgezeigten Umbau jegliche Garantieansprüche gegen den Modell- als auch den Decoderhersteller erlöschen. Dieser Umbau erfolgt auf eigenes Risiko!


Bild 3: Umbau, Doppellautsprecher ESU 50447 in den Schallkapseln über dem hinteren Drehgestell.


Bild 4: Umbau, ESU 62432 mfx-Decoder auf der Trägerplatine aufgelötet.

Bis zum Erscheinen eines Umbausatzes von Märklin selber gibt es eigentlich nur zwei Lösungen: obiger Umbau oder ohne Sound.

Manfred Fischer, 2007-05-17