Märklin Modell 3072 / 3147 umrüsten auf Sound
(H0-Modell der DB V100 / BR 212 mit Scheibenkollektor)
von Manfred G. Fischer, 28. Juli 2004 (update: 02. Juli 2007)

Zur Beachtung: Es handelt sich bei diesem Aufsatz nur um eine Beschreibung meiner eigenen laienhaften Erfahrungen und ist keine Anleitung zum Nachbau / Umbau. Alle Angaben ohne Gewähr. Eine Haftung des Autors für Fehler und Schäden beim Anwenden dieser laienhaften Beschreibung ist deshalb ausgeschlossen.

Das Modell der Diesellok-Baureihe V100 (BR 212) gehört seit 1966 zum Lieferprogramm aus dem Hause Märklin. Es besaß lange Zeit einen Allstrommotor mit Scheibenkollektor (LCM) in der großen Ausführung. Eine Umrüstung dieses Modells auf Gleichstrommotor bzw. auf 5*-Digital soll laut Beipackzettel mit dem Umbausatz 60904 von Märklin möglich sein, allerdings nur mit erheblichem Umbauaufwand! Im Beipackzettel steht ausdrücklich auf Seite 3: „Bei diversen V100-Versionen sind Fräsarbeiten notwendig. Daher sollte der Umbau dieser Modelle nur bei autorisierten Reparaturbetrieben oder beim Märklin Reparaturservice erfolgen.“ Dass dieser Hinweis ernst zu nehmen ist, zeigt meine hier folgende Beschreibung.

Beim Umbau traten bei meinem Modell 3147 der BR 212 (türkis-beige) von 1983 die zu erwartenden Probleme auf, die nur durch Fräsarbeiten am Chassis und am neuen Polbügel gelöst werden konnten. Ich werde deshalb hier auch die Alternativen aufzeigen, die diese Fräsarbeiten vermeiden helfen.

Ausgangsmaterial:

Alternatives Material unter Belassung des Scheibenkollektors:

Zerlegung des Modells

Zunächst wird die Lok fast komplett auseinander gebaut: Gehäuse vom Chassis abnehmen, Glühlampen herausschrauben, Fahrtrichtungsumschalter (oder bisherigen Decoder) ausbauen, Kabelverbindungen zu den Glühlampenfassungen ablöten, Antriebs-Drehgestell vom Motorblock lösen, Motorblock aus dem Chassis lösen (eine Schraube außen unter der Lok, eine Schraube innen), Motor zerlegen (2 Schrauben am Motorschild). Da mein Modell schon etwas länger in Gebrauch war, erfolgt jetzt zweckmäßigerweise eine Reinigung der Bauteile, die noch benötigt werden.

Ausgangsmaterial Mä3147 - Lok zerlegt: oben links der Allstrommotor-Polbügel mit Motorschild und einem Allstromdigitaldecoder, rechts daneben der Scheibenkollektor, in der Mitte oben der Motorblock mit Getriebe, rechts oben die Schrauben und Glühlampen. Unten das Chassis mit lose eingesetzem Antriebsdrehgestell.

Aus dem Umbausatz Mä60904 wird benötigt: die beiden Entstördrosseln mit 1,9 µH, das Motorschild Typ 1 (Ersatzteil-Nr 210881), der Anker mit 8 Zähnen am Zahnrad, 2 Kondensatoren (1 nF), die beiden Digitalglühlampen und ihre Fassungen, eine längere Motorschildbefestigungsschraube sowie der Gleichstrom-Polbügel (hier nicht abgebildet) für den neuen 5-poligen Trommelkollektor.

Probleme beim Zusammenbau der neuen Motorkomponenten aus dem Umbausatz 60904

Zunächst habe ich den neuen Gleichstrom-Polbügel 210882 in den Motorblock eingesetzt und dann den 8-zähnigen Anker (so wie in der Originalbedienungsanleitung beschrieben). Anschließend wird das Motorschild Typ 1 aufgeschraubt, dazu wird aus dem Umbausatz eine der etwas längeren Schrauben benötigt.

Polbügel und Anker montiert.

Motorschild montiert.

Bei der Anprobe dieses so umgebauten Motorblocks traten dann aber schon beim Einsetzen in das Chassis Probleme auf: es passt nicht, der neue Polbügel ist zu breit. Eine kleine Ausfräsung am Chassis schafft Abhilfe. Spätestens jetzt gibt es keine Umkehr, der neue Motor muß es werden!

Chassis nach dem Fräsen am Einbaupunkt des Motorblocks innen.

Jetzt kann man den Motorblock einsetzen. Schraubt man jetzt das Antriebs-Drehgestell an den Motorblock wieder an, muß man leider feststellen, dass dieses sich nicht mehr drehen lässt! Der neue Polbügel ist zu breit und blockiert das Drehgestell.

Vergleich alter Polbügel (von außen angesetzt) und neuer Polbügel (eingebaut) beim Blick von unten auf die Lok: der neue Polbügel ist ca. 3mm breiter.

Nun muß überlegt werden, ob sich der Umbau überhaupt realisieren lässt und welche Nachteile dabei in Kauf zu nehmen sind. Es geht nicht ohne Fräsarbeiten an dem neuen Polbügel. Es ist nicht jedermanns Sache: der Polbügel sollte zu diesem Zweck zerlegt werden, damit nicht feine Metallspäne am Dauermagneten permanent hängen bleiben und so den späteren Betrieb stören. Zuvor muß aber nach einer Passprobe im Chassis auf dem Polbügel angezeichnet werden, wo wieviel weggefräst werden muß. Es werden ca. 4 Lamellen des Bügels von dem Fräsen betroffen sein.

Dann wird der Polbügel zerlegt. Der Polbügel wird dazu von den beiden weißen Plastiknuten befreit. Dann kann man die beiden Hälften des Bügels von dem flachen Dauermagneten abziehen. Die zu befräsende untere Hälfte wird tunlichst in einen Schraubstock eingespannt. Am besten schützt man das Werkstück vor den Branchen des Schraubstocks mit dünnen Kork- oder Kupferplatten (Dank an Carsten für den Tipp). Das Einspannen verhindert, dass sich die Lamellen beim Fräsen verwinden oder verbiegen. Zum Fräsen habe ich einen Hartmetallrundfräser („Rosenbohrer“ mit grünem Ring) aus dem Zahntechnikerwerkzeugsatz verwendet.

Polbügel-Hälfte im Schraubstock.

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Der ausgefräste Polbügel. Die Fräsungsaussenkante ist zur Verdeutlichung grün abgesetzt auf dem Bild.

Nachteile, die sich erst später zeigen

Es ist daher dringend notwendig, vor dem Zusammenbau alles wirklich super sauber zu haben. Ich würde ein so aufwendiges Ausfräsen dieses Polbügel-Typs nie wieder durchführen (Fräsen in allen drei Ebenen), sondern auf die bewährte Alternative zurück greifen:

Scheibenkollektor belassen und umrüsten auf Gleichstrom mittels HAMO-Polbügel (enweder von Märklin oder von ESU), dann klappt es auf jeden Fall mit dem Drehgestell.

Also vor dem Zusammenbau alles gründlich reinigen. Motorblock in das Chassis einsetzen, es darf nirgendwo klemmen, sonst läuft der Motor später nicht! Vor dem Einsetzen der Kohlen Gängigkeit des Motors prüfen! Antriebs-Drehgestell montieren und auf Gängigkeit und Beweglichkeit prüfen! Erneut Gängigkeit des Motors prüfen. Er muß leise und leicht laufen! Er darf auch nicht zu viel Spiel haben. Evtl. sitzt irgendwo noch ein Krümel in einer Ecke und verhindert das korrekte Zusammenfügen. Ich habe den Motor mindestens 10 mal noch auseinander gebaut, bis alles wirklich passte. Kohlen/Bürsten einsetzen nicht vergessen.

Motorblock mit ausgefrästem Polbügel in die Lok eingesetzt. Blick von unten auf die Lok vor Montage des Antriebs-Drehgestells. Die Frässtelle ist silbrig glänzend zu erkennen.

Montage der Digitalglühlampen

In dem Umbausatz 60904 befinden sich zwei Digitallampenfassungen 276770. Diese lassen sich leicht in die vorhandenen Glühlampenschraubfassungen einsetzen, da letztere zwei seitliche Schlitze aufweisen durch die die Kabel der neuen Fassungen nach außen geführt werden können. Damit später das Gehäuse wieder passt, habe ich die alten Fassungen mit einer Zange leicht um 45 Grad gedreht. Digitallampen 610080 aus dem Umbausatz einsetzen in die neuen Fassungen, Gehäuse zur Probe aufsetzen, fertig.

Antriebs-Drehgestell und Motorblock montiert. Fassungen und Lampen aus dem Umbausatz montiert.

Kondensatoren anlöten

Entsprechend der Originalbedienungsanleitung werden zwei Kondensatoren aus dem Umbausatz an dem Motorschild angelötet. Isolierung nicht vergessen.

Kondensatoren (1 nF) an beide Pole des Motors angelötet und mit Masse verbunden.

Drosseln anlöten

Nun werden die beiden 1,9 µH Drosseln in Widerstandsbauform an je einen Pol des Motors angelötet.

Drosseln an beide Pole des Motors angelötet.

8-polige Schnittstellenbuchse einbauen

Um ein leichteres Auswechseln des Decoders zu ermöglichen, habe ich eine 8-polige Schnittstellenbuchse nach NEM652 eingelötet. Uhlenbrock Artikel 71621. Bei der Buchse von Uhlenbrock sind die Kabel in den „Märklin-Farben“ angelötet.

Schnittstellenbuchse 71621 (Uhlenbrock) montiert.

Decoder und Sound

Dank der Schnittstellenbuchse kann ein beliebiger Decoder mit Schnittstellenstecker nach NEM652 eingesetzt werden. Im vorderen Bereich der Lok ist dafür genug Platz. Glücklicherweise passt in den hinteren Teil der Lok oberhalb des Getriebes der Lautsprecher des Intellisoundmoduls genau hinein, wenn man im Gehäuse etwas der vertikalen Verstrebung wegfräst. Dies ist problemlos möglich (kleine Feile oder kleiner Kunststoffräser). So lässt sich dieses Diesellokmodell auch mit Fahrgeräusch ausrüsten. Wichtig: die beiden Decoderplatinen müssen gegeneinander und gegen das Chassis (mit doppelseitigen Klebepads, liegt den Decodern von Uhlenbrock bei) isoliert werden. Ein Kurzschluß der Decoder mit Gehäuse (wird bei diesem Modell zwar nicht auftreten) oder Chassis führt in der Regel zum Totalverlust des Decoders (wie ich selber leidvoll erfahren musste).

Uhlenbrock Decoder 76520 mit doppelseitigem Klebepad einsetzt. Dieser besitzt eine SUSI-Schnittstelle mit genormten Miniaturstecker.

Lohn der Arbeit: Uhlenbrock Intellisoundmodul 32210 mit Klebepad befestigt und SUSI-Stecker am Decoder eingesteckt. Der Lautsprecher ist ab Werk schon am Modul angelötet und passt gut in den hinteren „Motorraum“ oberhalb des Antriebs-Drehgestells. Am Gehäuse muß dafür aber innen etwas an der vertikalen Verstrebung ausgefräst werden.

Fazit

Sonderfälle des Intellisoundmodul-Einbaus

von Manfred G. Fischer, 28. Juli 2004

Zur Beachtung: Es handelt sich bei diesem Aufsatz nur um eine Beschreibung meiner eigenen laienhaften Erfahrungen und ist keine Anleitung zum Nachbau / Umbau. Alle Angaben ohne Gewähr. Eine Haftung des Autors für Fehler  und Schäden beim Anwenden dieser laienhaften Beschreibung ist deshalb ausgeschlossen.

Dampflokomotiven

Einige der Märklin-Tenderloks haben im Tender spezielle Decodervarianten des c90 oder 60902, bei dem die Glühlampe der Tenderscheinwerfer oder deren Fassung auf der Decoderplatine fest verlötet ist. Meist sind diese Decoder sehr groß, aber ausreichend flach, um noch einen zweiten Decoder „huckepack“ nehmen zu können. Die original Märklindecoder beiten oft eine sehr gute Motorsteuerung für den jeweiligen Motor. In zwei Fällen habe ich daher entschlossen, einen Uhlenbrock Multiprotokolldecoder 76520 parallel zum c90 Decoder einzubauen und daran dann das Intellisoundmodul anzuschließen. Ergebnis:

Märklinmodell 37880 - BR44: Uhlenbrock Decoder 76520 ohne Schnittstellenstecker angelötet am c90 Decoder: das rote Kabel wird unter dem Decoder mit dem Schleiferanschluß verbunden und das schwarze Kabel des Decoders mit masse. Intellisoundmodul eingesteckt. Beide neuen Decoderplatinen werden mit doppelseitigen Klebepads auf dem bisherigen Decoder in Fahrtrichtung quer befestigt. Auf Isolierung gegen Kurzschlüsse ist dringend zu achten. Der Lautsprecher passt exakt in den oberen Teil des Tendergehäuses.

Märklinmodell 37171 – BR52k: hier musste im Dach des Metalltendergehäuses eine Aussparung für den Lautsprecher ausgefräst werden, sonst wäre vom Sound nichts zu hören. Die Abdeckung dieser Aussparung (Kohleeinsatz) ist aus Kunststoff und kann bequem demontiert werden.