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:: musik - Die Toten Hosen
Die Toten Hosen fanden sich 1982 in Düsseldorf
aus Ensemblemitgliedern der Bands KZ und KFC
zusammen und beschlossen, in der Tradition der
britischen Punks Musik nach dem Motto zu machen:
"Es muß laut sein und knallen." Campino (voc),
bürgerlich: Andreas Frege, am 22. Juni 1962 in
Düsseldorf geboren, Andreas "Breiti" Breitkopf
(g), am 6. Februar 1964 in Düsseldorf geboren,
Kuddel (g), bürgerlich: Andreas von Holst, am 11.
Juni 1964 in Münster geboren, Andreas "Andi"
Meurer (bg), am 24. Juli 1962 in Essen geboren,
Wolfgang "Wölli" Rohde (dr), am 8. Mai 1964 in
Kiel geboren, sahen sich als "Wattenscheid 09
der Musikliga", hatten nicht viel übrig für etablierte
Stars wie Herbert Grönemeyer, Wolfgang Niedecken
von BAP, "die Balladen auf Liedermacher-Basis machen,
aber keinen Rock", gaben sich statt dessen
erfrischend unberechenbar, derb volkstümlich,
rotzfrech radikal und hochprozentig klamaukbereit.
Mit Songs wie Altbier, Bommerlunder (den sie mit
Funk-Elementen später zum Hip Hop Bommi Bop
einschwärzten) torkelte die "Trinker-Truppe"
("Der Spiegel") "zwischen Bierdose, Beischlaf und
Bodenlosigkeit herum" ("Die Welt"), lehnte aber
dieses von der Presse breitgeschriebene Image
der Fusel-Freibeuter ab: "Also 'ne Pulle Wein,
Irokesenschnitt und den ganzen Tag vorm
Kaufhof hängen, damit haben wir nichts zu tun."
Statt dessen zogen Die Toten Hosen mit ihren
Remmidemmi-Hits Liebesspieler, Komm mit uns,
Opel-Gang, Tausend gute Gründe über die Dörfer,
ließen sich über eine speziell geschaltete
Telefonnummer von Familien, die den Wunsch
nach Hausmusik verspürten, zu einem Heimspiel
einladen, wurden von der ARD-Show "Vier gegen
Willi" angeheuert, um einer Kandidatenfamilie
die Wohnung zu demolieren, gerieten auf Einladung
des Goethe-Institutes als musikalische Botschafter
nach Seoul, brachten Teenager in Rom und Punk-
Novizen in Moskau zum Ausflippen und ließen im
Slogan einer Deutschland-Tournee 1987
unverblümt die Hosen runter: "Ficken, Bumsen,
Blasen." Gelegentlich sang auch bei ihnen das
selbsternannte Heino-Double Norbert Hähnel im
Vorprogramm "Blau, blau, blau blüht der Enzian"
aus dem Repertoire des bebrillten und gebleichten
volkstümlichen Sängers, bis dessen Rechtsanwälte
einschritten. Danach brachten die Hosen eine LP
mit verballhornten deutschen Steinerweichungs-
Schnulzen heraus, die das Liedgut von Freddy
Quinn und Caterina Valente den Randale-Kids
erschloß, und erkannten dabei: "Der Unterschied
zwischen Spießbürgertum und Punk ist manchmal
nur 'ne Rhythmusfrage." Mit zunehmendem Erfolg
gerieten die schwarz-rot-goldenen Punker in die
Glaubwürdigkeits-Zwickmühle: "Sie sind einerseits
viel zu etabliert, um das wilde Punkband-Image
aufrechterhalten zu können, auf der anderen Seite
bemüht, nicht in die Räder des Establishments zu
geraten" ("Ketchup").
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