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 Öldruck

    Dieser Text geht zurück auf einen Workshop über Öldruck, das von Helmut Baensch im Jahr 1993 an der VHS in Hamburg-Ost gehalten wurde.  Das Protokoll wurde mir in Zusammenarbeit mit Helmut Baensch erstellt.

    Öldruck mit Helmut Baensch

    Der Öldruck gehört wie der ihm ähnliche Bromöldruck zu den Edeldruckverfahren, die im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt fanden. Bereits 1866 hatte Emil Mariot sogenannte 'Oleographien' hergestellt und seinen Begriff folgendermaßen erklärt: " Mit diesem Namen will ich alle jene Photogramme bezeichnen, welche mit fetter Farbe, Ölfarbe oder Druckerschwärze sichtbar werden, dieselben mögen als Photogramm für sich oder als Umdruckbilder verwendet werden (2)". Ab 1904 begann sich die Technik der Edeldrucktechniken dann durchzu-setzen.

     

    Gelatinebeschichtetes Papier wurde mit Dichromatlösung behan-delt. Beim Belichten gerbte die Gelatine entsprechend der Beaufschlagung mit Licht. An den gegerbten Stellen quillt die Gelatine im Wasser nicht auf. Dafür nimmt die Schicht an den gegerbten Stellen dann ölhaltige Farbe an, die an den wasser-haltigen, gequollenen Bereichen abgestoßen wird.

     

     

     

    1. Papiere für den Öldruck

     

    Grundsätzlich ist jedes Papier für den Öldruck verwendbar, das die Verarbeitung in wässrigen Lösungen verträgt. Neben der reinen Verarbeitbarkeit ist jedoch insbesondere die Langzeit-stabilität des Papiers von Bedeutung. Das Papier soll möglichst säurefrei sein und einen hohen Zelluloseanteil besitzen. Der Papierfarbton legt zugleich die Grundfarbe des Öldrucks fest. Denkbar sind neben weißen Unterlagen auch farbige (oder eingefärbte) oder auch bereits bedruckte Papiere.

     

    Nicht gelatiniertes Papier muß vor der Sensibilisierung gelati-niert werden (s. u.).

     

    Gut geeignet ist altes barytiertes Fotopapier, das einfach fixiert wird, um die lichtempfindliche Schicht zu entfernen. Damit steht eine Unterlage mit einer (in der Regel) rein weißen Barytunterlage zur Verfügung. Das Papier muß dann ebenfalls mit einer Gelatineschicht überzogen. Die auf dem Fotopapier vorhan-dene Gelatineschicht ist fast immer gehärtet. Sie ist daher für den Öldruck nicht verwendbar, weil sie nicht quellfähig ist.

     

    Weitere Anregungen zum Thema Papier sind Aquarellpapier,  Japanpapier und evtl. auch Zeitungspapier (?).

     

    Über den Handel kann spezielles Öldruckpapier im Rollenformat bezogen werden (Breite 0,5 m Länge 10 m zu 160,20 DM, Breite 0,65 m Länge 10 m zu 208,- DM). Es handelt sich um Hanfstaengl-Papier Nr. 85a. Es besitzt auf einer Papierunterlage (250 g/m²) mit Barytzwischenschicht eine Gelatinebeschichtung. (Bezugsquelle: Fine Print Studios, Klaus Pollmeier, Mühlenfeld 43, D-4330 Mülheim a. d. Ruhr, Tel.: 0208-431051, Fax.: 0208-433937)

     

    Gelatineansatz:

    Für den Gelatineansatz sind folgende Schritte der Reihe nach auszuführen:

     

    1. Schritt:

     

    Gelatine  .............................  6 g

     Wasser    ............................. 90 ml

     

    Die Gelatine in kaltem Leitungswasser für ca. 1/2 Stunde quellen lassen. Anschließend wird im Wasserbad bis auf ca. 80°C erhitzt.

     

    2. Schritt:

     

    Weizenstärke  .......................... 0,5 g

    Wasser  ................................  20 ml

     

    Die Weizenstärke in Wasser aufkochen lassen und bei hoher Temperatur unter Umrühren langsam der warmen Gelatine zusetzen.

     

    3. Schritt:

     

    Chromalaun (2 %-ig wässr. Lsg.) ........  1 ( bis 2) ml

     

    Die erwärmte Chromalaunlösung wird langsam der obigen Mischung zugefügt.

     

    4. Schritt:

     

    Die angesetzte Lösung wird heiß und zügig dünn mit dem Pinsel auf die Unterlage aufgetragen. Der Auftrag wird noch 2-mal wiederholt. Zwischen den Aufträgen muß getrocknet werden.

     

     

    2.Herstellen der Negativ-Vorlagen für den Öldruck

     

    Das Öldruckpapier wird im Kontakt mit einer Negativvorlage belichtet. Das Negativ kann auf Planfilmen beliebiger Art hergestellt werden. Denkbar ist auch die Verwendung von Transparentfolien, die auf einem Fotokopierer hergestellt werden können.

     

    Sehr einfach und kostengünstig ist die Herstellung des Negativs über ein Zwischenpositiv auf PE-Papier. Dabei ist zu beachten, daß die Rückseite des benutzten PE-Papiers keinen Firmen-aufdruck aufweist, da dieser beim Kontaktieren mitdrucken würde. Es wird zuerst ein gut durchgezeichnetes Positiv im gewünschten Vergrößerungsformat hergestellt. Im zweiten Schritt wird dann von diesem Positiv in direktem Kontakt ein Negativ hergestellt.

     

    Um eine Kontaktkopie mit einer guten Schärfe zu erreichen, sollte im nassen Zustand kopiert werden. Dazu wird die Positiv-vorlage und das zu belichtende Fotopapier ca. 1 min. in Wasser eingeweicht. Das Positiv und das Fotopapier werden Schicht gegen Schicht gebracht. Mit einem Rakel wird das oben auf dem Sandwich stehende Wasser sorgfältig kräftig abgestreift. Dabei wird auch zwischen den Fotopapieren befindliches Wasser mit rausgedrückt, und die Papiere werden in innigen Kontakt gebracht.

     

    Beim Arbeiten mit Ilford-Multigrade-Papier haben sich folgende Einstellungen als geeignet erwiesen:

     

    - Vergrößerungsgerät Durst M305 mit Farbmischkopf

    - höchste Einstellung des Kopfes

    - Blende 2,8

    - Belichtungszeit 85 sek.

    - Filter 30Y (=> Papiergradation 1,5)

     

     

    3.Farben und Farbenvorbereitung für den Öldruck

     

    Für das Einfärben der Öldrucke wird Offset-Farbe verwendet. Die Farbe soll pastos und nicht zu dünn sein (Farbe aus der Tube ist zu dünn). Anwendung fanden beispielsweise 'HARTMANN  Ikuna R17702 17KU, rot' und 'HARTMANN Offset S8920, schwarz'. Ebenfalls kann Kupfertiefdruckfarbe (nicht aus der Tube) verwendet werden. Mit Leinöl (kalt gepreßt) oder Standöl (ein-gedicktes Leinöl) kann die Viskosität der Druckfarbe verändert werden. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Farbauftrag. Durch die höhere innere Reibung von dicker, nicht verdünnter Farbe entstehen körnige Strukturen. Durch den Zusatz einer 'vaseline-artigen' Paste trocknet die Farbe nicht so schnell.

     

    Vorbereitung der Farben zum Drucken:

    Etwas frische Farbe aus der Dose wird auf einer Glasplatte mit einem Spachtel aufgetragen. Reine Farben sollten mit ihrer Komplementärfarbe 'gebrochen' werden. Mit dem Spachtel wird die Farbe zunächst gut gemischt, indem sie immer wieder ausge-strichen und zusammengeschabt wird. Durch den Zusatz von maximal 3% einer 'vaseline-artigen' Paste (Printa-Gel, Hart-mann) wird die Austrocknung der Farbe verlangsamt. Eine Verdunstung von Lösemittelanteilen in den Minuten vor dem Farbauftrag ist jedoch durchaus gewünscht. Durch den Zusatz von Standöl (wenige Tropfen) läßt sich die Farbe verdünnen. Zuletzt wird die Farbe mit einer Mohair-Rolle ausgewalzt, bis ein gleichmäßiger schmatzender Ton entsteht.

     

     

     

    4.Arbeitsschritte zur Öldruckherstellung

     

    1. Vorbereitung des Öldruckpapiers

    Das Öldruckpapier wird auf Styroporplatten aufgezogen. Dazu wird es mit Dekonadeln mit ca. 15 cm Abstand festgesteckt. Beim Vorbereiten des Papiers soll unbedingt mit Baumwollhandschuhen gearbeitet werden, um Verunreinigungen durch Handschweiß (Säure!) und Fett zu vermeiden. Ein 'Rundum-Aufziehen' mit Klebeband wird nicht empfohlen, da sich das Papier beim Einweichen (Sensibilisieren) wirft und wellig wird.

     

    2. Sensibilisieren

    Sensibilisiert wird mit Ammoniumdichromat (technisch, phlegma-tisiert, giftig, Krebsrisiko beim Einatmen,  feuerempfind-lich).

     

    Vorratslösung zum Sensibilisieren:

     

    Wasser, dest. ................................ 80 ml

    Ammoniumdichromat  ........................... 12 g

      (anschließend auffüllen auf 100 ml Lösung)

     

    Die Vorratslösung wird mit einem Gemisch aus 1 Teil Wasser und 2 Teilen Spiritus (94%ig) verdünnt. Die Gebrauchslösung soll  eine Konzentration zwischen 2% und 5% aufweisen. Bei geringeren Konzentrationen ergibt sich ein wolkiger, fleckiger Auftrag. Bei Konzentrationen über 5% besteht die Gefahr, daß infolge von Übersättigung Kristalle des Ammoniumdichromats ausscheiden. Die Verdünnung erfolgt entsprechend der Kreuzregel.

     

    Anwendung der Kreuzregel:

     

    12%-ige Vorrats-Lsg.           0%-ige Verdünnungs-Lsg.

     

     

    4%-ige Gebrauchs-Lsg.

     

     

    4 Teile Vorrats-Lsg.          8 Teile Verdünnungs-Lsg.

     

    Zum Beschichten wird die Gebrauchslösung in einer flachen Schale (z.B. Tupperdose nach Rollengröße) angesetzt. Das Auftragen wird mit einer Schaumstoffrolle vorgenommen. Die Rolle soll mit Gebrauchslösung vollgesaugt sein. Dann wird mit der  Rolle in zügigen und  raschen Bewegungen über die zu beschichtende Papieroberfläche gefahren. Der Auftrag soll über Kreuz und in gleichmäßigen Rythmus erfolgen. Es wird bis an die Ränder ausgerollt, jedoch soll ein Unterlaufen von Gebrauchs-lösung unter den Papierträger vermieden werden, da dies zu Fleckenbildung führt. Wichtig ist ein leichter (nicht fester) gleichmäßiger Rollenandruck. Zum Schluß soll ein langsamer gleichmäßiger vor allem von Luftblasen freier Auftrag erfolgen bis die Schicht durch die beginnende Verdunstung des Spiritusanteils zu trocknen beginnt. Dazu muß die Rolle zuletzt leicht ausgedrückt werden (Abstreifen am Gefäßrand!). Wegen der Giftigkeit der Lösung soll die Rolle nicht mit der Hand direkt  ausgedrückt werden. Die Trocknung wird durch vorsichtiges Wedeln mit einem Pappebogen unterstützt. Die sensibilisierte Schicht wird dabei matt.

     

    Zur Sensibilisierung für einen Papierbogen (65 x 50 cm²) sind etwa 60 ml Gebrauchslösung erforderlich. Sensibilisiert wird bei gelbem Licht. Es reicht eine einfache gelbe Glühbirne (Partylampe) aus. Nach der Sensibilisierung soll innerhalb von 2 Tagen belichtet und entwickelt werden. Danach nimmt die Empfindlichkeit der Sensibilisierung ab.

     

    3. Belichtung

    Beim Belichten härtet die Gelatine infolge der Bildung von Chromoxid aus. Die gehärteten Gelatineanteile nehmen beim Quellen in Wasser weniger Wasser auf. Damit sind sie beim Farbauftrag (Ölfarbe) aufnahmefähig für Farbe. Sie stoßen sie nicht ab. Nicht gehärtete Gelatinebereiche quellen im Wasser, nehmen Wasser auf und stoßen die Ölfarbe ab.

       

    Auf dem UV-Lichttisch wird etwa 4 bis 6 Minuten belichtet. Die Belichtung erfolgt im Trockenkontakt. Von der Rückseite ist mit einer Platte und Gewichten gleichmäßig zu beschweren, damit ein scharfer Kontaktabzug entsteht.

     

    Bei Belichtung mit einem Halogenstrahler 2000 W (Filmleuchte mit Gebläse) mit 1 m Abstand ist eine Belichtung von ca. 5 min erforderlich.

     

    4. Stabilisieren des belichteten Bildes (Entwickeln)

    Zum 'Entwickeln' reicht sofortiges Eintauchen nach dem Belich-tungsvorgang in Wasser. Wasser unterbricht den Belichtungs- und Gerbungsprozeß und nimmt der Ammoniumdichromatbeschichtung ihre Lichtempfindlichkeit. Es soll in ca. 17 C° warmen Wasser 'entwickelt' werden. Das Öldruckpapier wird solange gewässert, bis die gelbe Färbung durch das Ammoniumdichromat fast voll-ständig verschwunden ist. Durch Baden in einer 1%igen Schwefel-säurelösung bei einer Temperatur von ca. 18°C für etwa 2 min. wird eine stärkere Quellung der Gelatine erreicht. Die Chromate werden anschließend schneller entfernt. Dies soll bereits nach kurzem Wässern geschehen. Anschießend wird weiter gewässert. Beim Wässern ist ständig zu bewegen. Danach wird hängend getrocknet oder unmittelbar mit Farbe beschichtet.

     

    5. Abschwächen und Verstärken:

    Ist ein Öldruck (Matritze) stark überbelichtet kann abge-schwächt werden. zum abschwächen wird die überbelichtete Matritze in einer warmen Ammoniaklösung für ca. 2 bis 3 Minuten gebadet.

     

    Abschwächer-Lösung:

     

    Ammoniak (konz.) .........................    35 ml

    Wasser  ..................................  1000 ml

     

    Ist der Öldruck hingegen unterbelichtet kann durch eine Zwischentrocknung der Kontrast gesteigert werden.

     

    6. Quellen in Wasser:

    Vor dem Farbauftrag muß die Gelatineschicht quellen. In Abhängigkeit von der Härtung während der Belichtung nimmt die Gelatineschicht dabei Wasser auf. Je stärker die Belichtung war, umso stärker härtet die Gelatine, um so weniger quillt sie und nimmt Wasser auf.

     

    Beim Quellen soll mit einer niedrigen Wassertemperatur begonnen werden. Es kann mehrfach wiederholt werden. Dabei kann die Temperatur des Wasserbades gesteigert werden, womit ein stärkerer Quelleffekt erreicht wird. Die Höhe des entstehenden Reliefs in der Gelatineschicht wird dabei höher. Ähnlich wirkt sich auch die Verlängerung der Quellzeit aus.

     

    Wassertemperatur ....................  17 - 30 °C

    Quellzeit  ..........................   5 - 20 Min.

     

    Die Quellung hat einen wesentlichen Einfluß auf das Einfär-bungsverhalten der Gelatineschicht. Auf eine weniger stark gequollene Schicht kann die Farbe in verdünnter Form aufgetragen werden. Infolge des geringeren Wassergehalts in der Gelatine wird die Farbe angenommen. Der Farbauftrag wird dabei weicher und kontrastärmer, die Farbe kommt nicht so 'hart'. Bei einer stärker gequollenen Schicht (ergibt kontrastreicheres Bild) kann die gleiche Farbkonsistenz (Farbe in verdünnter Form) den Kontrast mildern. Unverdünnte Farbe aus der Dose würde den Kontrast hingegen steigern.

     

     

    Zum Quellen empfiehlt es sich in der Wässerungsschale eine dünne Plastikfolie auszulegen, die ein aufwendiges Reinigen der Schale nach der Arbeit erübrigt.

     

    7. Einfärbeprozeß:

    Das Bild wird auf eine Glasplatte aufgelegt. Zuerst wird überschüssiges Wasser vom Quellen mit einer Haushaltsrolle vorsichtig abgenommen. Auch in den Randzonen um das Bild herum wird getrocknet. Es ist zweckmäßig das Papier über die Ecken mit je einem Streifen Kreppband festzukleben. So wird ein Abheben der Bildkanten (mit Beschädigungsgefahr für das Papier) vermieden. Vermutlich ist das Abheben durch die Schaumstoff-rolle bedingt, die auf dem Papier saugnapfartig festhaftet.

     

    Mit einer Schaumstoffrolle wird dann vorbereitete Farbe aufgenommen. Vor dem Auftrag auf das Bild wird die Schaumstoff-rolle neben dem Bild nochmals zu einer Farbbahn ausgerollt. Erst danach wird auf dem Bild gerollt. Der Farbauftrag soll zügig kreuzweise in allen Richtungen erfolgen. Die Rolle soll ohne Druck geführt werden. Durch zu starkes Aufdrücken würde aus der Gelatineschicht Wasser herausgepreßt werden, daß sonst zu Fleckenbildung beim Farbauftrag führt. Der Farbauftrag soll jeweils solange mit einer 'Rollenfüllung' erfolgen, bis das Öldruckpapier an den nicht belichteten Rändern wieder seinen weißen Bildton zeigt. Die Rolle hat dann ihre Farbe vollständig abgegeben.

     

    Bei nachlassender Feuchte der Gelatineschicht kann die Ober-fläche mit einem feinen Wasserstrahl aus einer Zerstäuber-flasche wieder benetzt werden. Beim weiteren Rollen bildet sich dann zuerst ein grobkörniger Effekt, der jedoch bei weiteren Rollen wieder feiner wird und schließlich vollständig verschwindet.

     

    Zum Schluß können feine Details auf dem Öldruck durch Tupfen mit einem stumpfen runden Borstenpinsel herausgearbeitet werden. Dabei werden bereits erste Fehlerretuschen ausgeführt.  Es lassen sich aber auch bereits gezielt durch Abnehmen von Farbe Spitzlichter unterstützen.

     

    Der Farbauftrag kann in Schichten mit unterschiedlichen Farbtönen erfolgen. Insbesondere ist ein leichter hauchdünner Auftrag mit einer lasierenden Farbe zu Schluß möglich, bei dem noch ein leichter Komplementärfarbton gesetzt wird.

     

    Bei richtiger Vorbereitung ist der Einfärbeprozeß nach ca. 10 Minuten abgeschlossen.

     

    Bei zu geringer Quellung (zu starke Farbannahme) kann auch der bereits teilweise bedruckte Öldruck erneut in Wasser gequollen werden.

     

    8. Vorbereiten zum Trocknen:

    Der fertige Öldruck wird vorsichtig von der Glasplatte abgehoben und auf einer Styroporplatte mit Dekonadeln (15 cm Abstand) zum trocknen befestigt. Der Trocknungsprozeß dauert ca. 3 bis 4 Tage.

     

    9. Photometer:

    Zum Austesten des Verhaltens des Öldruckpapiers kann eine Verarbeitung mit einem Testmotiv vorgenommen werden. Dazu bedient man sich eines 'Photometers', das man sich aus ca. 15 abgestuften Lagen Transparentpapiers selbst herstellen kann.

    Das Transparentpapier wird schuppenartig zusammengeklebt, sodaß verschiedene Dichten entstehen. Auf jeden Streifen wird eine schwarze Zahl von 1 bis 15 geschrieben.

     

    Ein sensibilisiertes Öldruckpapier wird nun mit dem Photometer belichtet (ein mit Ammoniumdichromat eingestrichenes Papier färbt sich je nach Lichtmenge mehr oder weniger braun ). Nach der Belichtung notieren wir die bei gelber Beleuchtung

    gerade noch lesbare Zahl. Ein einigermaßen standardisiertes Arbeiten ist bei Öldruck notwendig (Abhängigkeiten von Neg.-Dichte, Ammoniumdichromat-Konz., usw.).

     

     

    5.Retusche auf PE-Papier und Öldruck

     

    Durch die Retusche werden Strukturen und Formen auf Negativen und Positiven und auch auf den Öldrucken verstärkt, betont oder auch erst herausgearbeitet. Fehler können durch Abdeckretusche oder durch Abtragen insbesondere auf dem Öldruck gemildert oder entfernt werden. Die Retusche auf PE-Material und auf den Öldrucken unterscheiden sich grundlegend:

     

    5.1.Retusche auf PE-Papier

     

    Die Retusche auf den Zwischenpositiven und -negativen muß berücksichtigen, daß die Vorlagen im Durchlicht (Kontaktkopie) verarbeitet werden. Bei der Retusche muß also fortlaufend die Transparenz der bearbeiteten Vorlage berücksichtigt werden. Es sollte daher auf einem Leuchttisch gearbeitet werden. Als Hilfsmittel werden benötigt:

    - Eiweißlasurfarbe (Posikol, Tetenal-Retuschefarbe)

      Kondensatfarbe

    - Ochsengalle, damit die Farbe auf dem Papier besser an-

      genommen wird

    - Glasplatte als Unterlage

    - Watte

    - weißes Keramikschälchen

    - Küchenpapier, o. ä.

    - feiner Pinsel, Stärke 1, 2, 3

     

    Zum Farbauftrag wird die zu retuschierende Bildfläche zunächst mit einem wassergetränkten Wattebausch angefeuchtet. Die Foto-schicht nimmt danach die Farbe besser an. Einige Tropfen Retuschefarbe werden im Keramikschälchen mit einem Tropfen Ochsengalle versetzt. Vor dem Farbauftrag wird der Pinsel auf einem Stück Küchenpapier abgetupft, damit kein tropfenförmiger Auftrag erfolgt. Zur besseren Führung des Pinsels empfiehlt  sich ein Lineal, daß als Stützte für die den Pinsel führende Hand dient. Die nicht in Arbeit befindlichen Bildflächen werden zum Schutz vor Verschmutzung (Fingerabdrücke, Schweiß) eben-falls mit Küchenpapier abgedeckt.

     

    Bei fehlerhafter Retusche ist die Entfernung von Eiweißlasur-farbe mit einem Wattebausch, der in Kondensmilch getaucht wurde, möglich.

     

    Die Eiweißlasurfarbe läßt sich durch heißen Wasserdampf in der PE-Fotoschicht stabilisieren. Das Papier soll ca. 15 cm über dem dampfenden Wasserbad mit der Schichtseite zum Dampf bewegt werden.

     

    Auf PE-Papier kann auch mit 'Bleistift' retuschiert werden (z.B. Allstabilo 8008). Da das normale PE-Papier den Bleiauftrag wegen seiner hochglänzenden Kunststoffoberfläche nicht annimmt, muß vorher mit Mattolein (Fa. Schmincke) eine rauhe Oberfläche erzeugt werden. Mattolein wird einfach mit einem trockenen, fusselfreien Baumwolltuch  ganz dünn aufgerieben. Danach muß die PE-Oberfläche antrocknen. Anschießend  wird sie saubergewischt. Mit dem Bleistift (ganz locker am Ende zwischen den Fingerspitzen halten) werden dann die Tiefen verstärkt. Indirekt werden dabei auch die Lichter betont. Durch die richtige Wahl des Bleistifts müssen die Tönungen der Retusche dem Charakter der PE-Oberfläche angepaßt werden. Mit einem 'Wischer aus Pappe' lassen sich Übergänge schaffen und scharfe Striche verwischen. Auch beim Auftrag mit dem Bleistift soll die Struktur der Vorlage erhalten bleiben. Es sollen keine scharfen Linien gesetzt werden. Die Bleistift-retusche läßt sich mit einem Wattebausch mit Spiritus wieder abwischen. Danach trocknen lassen.

     

    5.2.Retusche auf dem Öldruck

     

    Durch Retusche lassen sich auf dem fertigen nahezu trockenen Öldruck Lichter setzen und Tiefen verstärken. Durch einen Radierstift (zwei Härten in einer Holzummantelung) werden die Lichter verstärkt und herausgearbeitet. Einzelne Spitzlichter werden gesetzt. Durch Auftrag mit Bleistiften werden die Tiefen verstärkt und betont. Als Retusche-Bleistifte kommen beispiels-weise 'Faber-Castell Graphik-Pure 2900 6B' oder 'Faber-Castell Goldfarben 4100 499' oder Faber-Castell Polychromas 9201/199 schwarz' zum Einsatz.

     

    Auch am fertigen Öldruck gilt besonders, daß der Charakter von Licht und Schatten durch die Retusche unterstützt werden soll.

     

    Feine Fussel auf dem Öldruck lassen sich mit einem sehr feinen Metallschaber (einseitig flach schleifen) vorsichtig abheben. Dies sollte geschehen, bevor die Ölfarbe vollständig austrock-net. Wichtig sind dabei eine feste, glatte Unterlage und ein heller Arbeitsplatz.

     

     

    6.Literatur:

     

    1.Kunstphotografische Edeldruckverfahren heute

    Frank Heidtmann

    Berlin-Verlag, Preis 36,- DM

     

    2.Die Kunst der Photografie

    Walter Koschatzky, dtv Kunst

     

     

 

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Stand: 11.10.2003