Globus-Magazin

American Beauty

beginnt mit der Situationsbeschreibung der Hauptfigur Lester Burnham. Während er sich unter der Dusche befriedigt, erklärt er dem Zuschauer seine Nachbarschaft und seine Familie. Er ist ein mittlerer Angestellter in einer Werbefirma und mit einer auf Karriere fixierten Immobilienfrau verheiratet. Beide haben den Sex schon vor vielen Jahren zugunsten des sozialen Aufstiegs sausen lassen und leben in verdrängter Frustation nebeneinander her. Lester will sich damit nicht abfinden, nachdem die Ankündigung seiner bevorstehenden Entlassung seine Sinne für das System geschärft haben. Er versucht den Ausbruch. Beflügelt wird sein Versuch durch seine sexuellen Phantasien, die sich hauptsächlich auf eine sehr blonde Mitschülerin seiner halbwüchsigen Tochter beziehen. Von ihr träumt er feucht und schwül, sieht sie in Rosen baden und betätigt derweil seinen Joystick unter der Bettdecke. Seine Gattin ist in dieser Hinsicht etwas erfolgreicher, wird sie doch von einer Art Supermann des Hausverkaufs erfolgreich angebaggert und in einem Motelzimmer an die Freuden des Körperlichen erinnert. Sie dankt es ihm mit vielen Zusammenkünften. Seine Tochter beginnt derweil eine Beziehung mit dem Nachbarsohn, der heimlich Drogen dealt und seinen Vater, einen Ex-Marine austrickst, der von ihm regelmäßige Urinproben verlangt. Sohnnemann bedient ihn aus dem Kühlschrank mit lupenreiner Babypisse. Der Haltlosigkeit höchster Gipfel ist ein Mißverständis des Marines, das ihn dazu verführt, seine homosexuellen Bedürfnisse Lester zu offenbaren, der den Knutschversuch allerdings freundlich zurückweist. Dafür wird er vom Marine am Küchentisch exekutiert. Er stirbt mit einem Lächeln auf den Lippen, denn er ist glücklich, er ist anständig geblieben, als die blonde Siren sich ihm zur gefälligen Entjungferung anbot. Lester schafft so wenigstens den Ausstieg in eine andere Spähre. Er hat es in gewisser Weise geschafft. Die anderen sind nur die spielbälle kleinbürgerlicher Zwänge, während sie Befreiung mit hemmungslosem Sex verwechseln. Sam Mendes karrikiert den Alltag der amerikanischen Vorstädte und damit die Mehrheit jener Amerikaner, die sich in suburbs oder Gated Communities vor den minderheiten im Lande versteckt und sie sich in den Strädten farbige Bürgermeister wählen läßt,damit sie Ruhe geben und die Weißen nicht abknallen, denn Waffen müssen natürlich sein. Ein jeder Mann im Lande ein Marine! Mendes macht sich nicht wirklich lustig über das System der Amerikaner. Man sieht das daran, daß er keinen amerikanischen Sitcom-Klamauk abläßt, obwohl er am Anfang des Films einige elemente daraus einbaut. Er hält das jedoch nicht aufrecht und beschert uns eine sehr ernsthafte Satire europäischer Prägung. Das muß bei einem britischen Regisseur wohl auch so sein. Der Film ist eine der härtesten Satiren auf das Leben und Streben des amerikanischen Mittelstandes in der Tradition von Babbitt und Elmar Gentry(mit Burt Lancaster).Mein Prädikat:besonders anschauenswürdig!

Alois Kück