ASSOCIAÇÃO FILANTRÓPICA "CRIANÇA FELIZ"

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Cotia, den 17. Dezember 2000

 

 

Unsere Lieben,

Wieder geht ein intensives Jahr zuede. Wir danken Gott für all die Energie, die er uns gab, für die vielen Gelegenheiten, die Nächstenliebe zu üben, die gute Gesundheit und die Freude am Gelingen der Arbeit. Wir freuen uns auf Weihnachten, das Andenken an die Geburt Jesu, der in diese Welt kam, um sich uns Menschen zu schenken, und möchten unseren Willen erneuern, für die Mitmenschen da zu sein, ihnen auf dem oft mühseligen Weg beizustehen, mit ihnen das tägliche Brot zu teilen und die Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde für alle nicht aufzugeben.

Gestern haben wir zwei "unserer" ältesten Mädchen (Ingrid und Ana Paula) nach São Paulo begleitet, wo sie an einem Kinderballet mitwirkten, das für die Eltern aufgeführt wurde. Die beiden dürfen in der Tanzschule von Patrícia kostenfrei mitmachen. Lúcia Fasano hat uns dies ermöglicht, welche früher Patrícia unterrichtet hatte. Ingrid wohnt in einer Hütte auf dem Hügel gegenüber von meinem Haus. Sie hat kein Bett, sondern nur eine Matraze, welche sie in der Nacht auf den Boden legt, um darauf zu schlafen. Sie lebt dort umgeben von Banditen, Prostituten und Süchtigen – Es gibt dort auch ein paar anständige Menschen. In dem Masse wie sie in die Pubertät kam, wurde sie zunehmend obszöner und frecher. Sie hat aber ein ausgesprochenes Talent für´s Tanzen, wie wir bei einer Aufführung des Nussknackers von Tschaikowski in einem Theater in São Paulo feststellen konnte, zu der wir die Kinder der Gruppe Guaçatom mitnahmen, welche dort in der Eingangshalle ein Weihnachtskonzert aufführten. Das war letztes Jahr, auch an Weihnachten. Seit Ingrid Balletstunden hat zusammen mit Mädchen aus besserem Haus, hat sie sich vollständig verändert. Sie verhält sich heute höflich, spricht ein gewählteres Portugiesisch, hat Manieren angenommen, welche sie kaum mehr von den Kindern aus gutem Haus unterscheiden. Dazu kommt ihr grosses Talent, sodass sie sich ohne Hemmungen frei auf der Bühne bewegt. Ana Paula geht es zuhause etwas besser. Ihre Mutter ist Hausangestellte und kann auf die Unterstützung ihres Arbeitgebers zählen. Wir hoffen, dass beide im nächsten Jahr einen Platz in der Belletschule des Stadttheaters von Sâo Paulo erobern können. Es wird alljährlich ein öffentlicher Wettbewerb für diese Plätze ausgeschrieben.

Die Gruppe Guaçatom, welche musiziert und singt, hat dieses Jahr etliche Aufführungen in der Öffentlichkeit realisiert. So waren diese Kinder beim Pharmakonzern Aché in Guarulhos, um ein Pädiatrieseminar musikalisch zu umrahmen. Dann waren sie bei einem Indianerstamm, wo sie Kontakt hatten mit der Indianerkultur und ein Indianerlied lernten. Sie wurden von der grössten Zeitung Brasiliens "O Estado de São Paulo" eingeladen, um während des Mittagessens der Angestellten ein Konzert zu geben. Dort hatten sie Gelegen-heit die Redaktion und Druckerei zu besichtigen. Die Zeitung hat auch eine Reportage über unsere Institution und insbesondere die Gruppe Guaçatom veröffentlicht. Sie waren dann zu Gast bei einer pädagogischen Hochschule in Cotia, im Colégio "Madre Iva", wo sie eine stehende Ovation erhielten. Der Rotay International hat sie zu einer Konvention eingeladen und das Schweizerkonsulat zur Teilnahme an der Suíça2000 im Shopping Center Morumbi. Schliesslich trat die Gruppe zusammen mit allen übrigen Kindern der Krippe an einem Anlass der 500-Jahrfeier der Entdeckung Brasiliens in der Schweizerschule in São Paulo auf. Zum Jahresabsabchluss und Krönung des Erfolges dieser Gruppe wurde sie noch eingeladen vom Kulturfernsehen, um an einer Produktion von Hermeto Pascoal für den Anfang des neuen Jahrtausends teilzunehmen, welche am 1. Januar 2001 abends um 21:00 ausgestrahlt werden wird. Isa Uehara, die Musikerin, welche diese Gruppe leitet ist ausserordentlich glücklich. Leider wurde ihr der Wagen gestohlen, sodass ihr bisheriges Leben fast unmöglich geworden ist. Sie gibt noch an zwei anderen Schulen Unterricht, die mit dem Bus nicht zu erreichen sind. Ihr Sohn muss ferner in eine Schule gebracht werden, die ebenfalls abseits der Hauptstrasse liegt. Sie verdient zuwenig, um ein gebrauchtes Auto auf Abzahlung zu kaufen, sodass sie sich mit dem Gedanken trägt, Cotia zu verlassen, um zu ihrer Mutter nach Santos zu ziehen, wo wenigstens ihre beiden Kinder besser versorgt wären. Isa war mit einem Musiker verheiratet, der sie aber verlassen hat. Er spielt heute auf meiner Geige, denn sein Instrument wurde ihm gestohlen. Er ist aber kaum in der Lage, etwas für seine ehemalige Familie zu tun, denn er hat nur gelegentlich einen Vertrag.

Wir mussten uns dieses Jahr auch von einigen lieben Menschen endgültig verabschieden. Johannes van Beem, der Präsident des Conselho Deliberativo der Associação Filantrópica "Criança Feliz" hatte zwei Herzinfarkte und ist nun vor einer Woche seiner Herzschwäche erlegen. Wir verlohren damit einen sehr feinen Menschen, der unsere Arbeit immer mit grosser Überzeugung und aus der Nähe verfolgt hat und seit vielen Jahren immer ein Amt inne hatte. Maria Goretti, die Lehrerin des Kindergartens hat ihren Bruder Mauro verlohren, auch an einem Herzversagen, und einen Tag danach beinahe einen weiteren Bruder anlässlich eines schweren Autounglückes in Caucaia do Alto. Die Ärzte konnten seine beiden Beine wieder zusammenschrauben und seine Aussichten auf ein einigermassen normales Leben nehmen mit jedem Tag zu. Cezar, ein Bub, der bei uns in der Tagestätte war, ist in einem See ertrunken, weil sein Onkel, die ihn zum Fischen mitgenommen hatte, zuviel getrunken hatte. Seither gebe ich jeweils am Mittwoch Schwimmunterricht für die Kinder des Jugendzentrums in einem Schwimmbecken auf der Fazenda von José Francisco. Auch Fabrício, unser Sportlehrer gibt Schwimme für die kleineren Kinder in einem Schwimmbecken, das seiner Mutter gehört.

Ich könnte Euch noch mehr solcher Schiksale schildern, die Euch zeigen, dass das Leben in den Tropen nicht so sicher und unbeschwerlich ist, wie in Europa.

Morgen wird das Semester mit einer grossen Feier für die Kinder beendet. Sie wird dieses Jahr im Salon von Hebron veranstaltet werden, welches die Presbyterianische Kirche für die Evanglisierung der Jugend eingerichtet hat und wohin wir das Jugendzentrum seit einigen Monaten verlegt haben. Wir werden uns morgen mit Angehörigen dieser Kirche treffen, um ein weiters Verbleiben unserer Jugendarbeit in Hebron auszuhandeln. Ferner haben wir den gewählten Präfekten von Cotia eingeladen zu dieser Veranstaltung, um den Boden zu Verhandlungen mit der neuen Exekutive in unserer Gemeinde vor zu bereiten. Schon vor Jahren wurde von uns ein Projekt eingereicht, damit die Gemeinde die Löhne der Lehrer übernehmen würde, was bis heute leider nicht geschehen ist.

Unsere finanzielle Lage sieht sehr bedrohlich aus. Ich musste diese Jahr Darlehen bei Freunden aufnehmen, um die Löhne des Monats November zu bezahlen. Die Gründe sind sehr verschieden:

 

  1. Die Gemeinde Cotia hat ihre Soziallasten bis vor kurzem nicht beglichen, sodass der Bund seine Sozialbeiträge na Cotia ebenfalls eingestellt hat, was für uns einen Verlust von gegenwärtig noch R$13.600 darstellt.
  2. Der Bazar konnte dieses Jahr nicht mit gebrauchten Kleidern aus Europa gespiesen werden, weil diese vom brasiliansichen Zoll seit einem Jahr nicht mehr eingelassen werden. Dies verursachte für uns einen Verlust von um die R$30.000,00.
  3. Die Produktion der Hopikerzen, welche Nicolina Bürgi für uns verkauft, musste geändert werden, weil das Rohmaterial vom Markt verschwunden ist. Diese Kerzen müssen mit roher, ungebleichter Baumwolle gefertigt werden. Der Docht wird heute gestrickt, ausgehend von geeignetem Faden. Diese Neuentwicklung hat uns Monate gekostet und Nicolina ist fast verzweifelt, weil sie nichts zum Verkaufen hatte.
  4. Der Verein in der Schweiz, der uns immer noch den grössten Teil der Mittel zur Verfügung stellt ist auf ganz wenige aktive Mitglieder zusammengeschrumpft. Der Kontakt zu den Gönnern wurde dadurch beeinträchtigt, sodass die gespendete Summe stark geschrumpft ist.

Wir appellieren deshalb an die ehemaligen freiwilligen Mitarbeiter/Innen, die uns kennen und auch Brasilien mit all seinen Problemen in Erinnerung haben, in ihrem Freundeskreis neue Spender zu mobilisieren, damit unsere Arbeit auch in Zukunft gedeihen kann. Wir haben zwar ein gutes Haus und eine gut ausgebildete Mitarbeiterschaft sowie das know how, doch um das alles in Gang zu halten brauchen wir Mittel, die uns geschenkt werden müssen, weil wir bisher keine lohnende Selbstfinanzierungsweise gefunden haben. Es gibt zwar kleine Ansätze dazu wie die Hopikerzen, einige Heilmittel, ein Restaurant, das bereits wieder stillgelegt worden ist, sowie eine Schreinerei, in der ich den Maschinenpark zur Verfügung stelle, die aber dringend einen Lastwagen zum Transport von Fertigprodukten und Holz benötigt. Ein solches Fahrzeug kann hier für rund R$10.000,00 (etwa gleichviel in CHF) gekauft werden. Wir konnten bisher keinen Gönner finden, der uns beim Kauf dieses Lastwagens unterstützt hätte. Ferner suchen wir dringend jemanden, der die Spendenverdankungen schreiben könnte. Diese Arbeit ist von eminenter Bedeutung, denn nur wenn Spender umgehend eine persönliche Verdankung erhalten, fühlen sie sich ermuntert weitere Spenden zu machen.

Trotz all dieser Schwierigkeiten sind wir zuversichtlich, dass wir Wege finden werden, unsere Arbeit forsetzen zu können. Wir danken all jenen, die uns bisher ihr Vertrauen, ihre Zeit und Initiative geschenkt haben und damit einen Beitrag geleistet haben zum Gelingen dieser Sozialinitiative. Wir würden uns freuen, wenn wir auch in Zukunft mit Eurer Solidarität rechnen dürften.

Im Namen der fast 200 Kinder, unserer über 30 Angestellten und gegenwärtig 5 freiwilligen Mitarbeiterinnen wünschen wir Euch frohe Weihnachten, ein gesegnetes neues Jahr, Gesundheit und den Frieden.

 

Mit herzlichen Grüssen

Paul Ledergerber