9.Sonntag nach Trinitatis
Predigttext: 1. Petrus 4, 7-11
Am 29. Juli 2002
Unser
Leitbild wird sein: die uns anvertrauten Gaben, die Liebe Gottes und die Liebe
untereinander.
Liebe
Gemeinde,
Vom
Fernsehen und vom Rundfunk ist man gewöhnt, jeweils am Anfang einer Sendung die
Zeitansage zu hören.
Nun, die Zeitansage heute: die
Briefe des Petrus wurden vor fast 2000 Jahren geschrieben, etwa 50/60 Jahre
nach Christus Tod. Man kann sie als sogenannte Rundbriefe ansehen, die an alle
Christen seinerzeit gerichtet waren. Es wurden Gemeinden von unterschiedlicher
Nationalität und verschiedenen kulturellen Prägungen angesprochen. Ihre Probleme
seinerzeit waren in allen Gemeinden sehr vielseitig. Mit dem eben gelesenen
Kapitel endet ein ganzer Komplex von Anweisungen in bezug auf das Verhalten der
verschiedenen Gruppen nach Innen und Außen.
Aber, da kommt wohl bei uns
die Frage bei Vers 7 auf: „das Ende aller Dinge“ schon in einem Text von vor
2000 Jahren? Wir heutzutage verdrängen zu gerne die alte Leier, die alte
Drohung: „das Ende aller Dinge, das Ende der Welt“. Doch in Anbetracht
weltweiter Unterdrückung, Massaker, Völkermord, Umweltbedrohung und hier bei uns
in Argentinien Chaos und bei so Vielen sogar Untergangsstimmung, ist die Frage
nach dem Fortbestand unserer Welt nicht mehr so leicht von der Hand zu weisen.
Doch, tief im Inneren, möchten
wir uns lieber auf die Wissenschaftler verlassen, die mit aller Bestimmtheit
sagen: die Erde wird erst in Jahrmillionen vergehen!
Und ist da vielleicht auch die
Parodie von Berthold Brecht in seinem „Sankt Nimmerleinstag“, der einem keine
Angst machen braucht?
Brecht nimmt die christliche
Hoffnung auf den jüngsten Tag radikal auf die Schippe: So der Text, dessen Ton
nicht jedem gefallen wird:
( zum Schmunzeln)
„Eines Tages, und das hat wohl
jeder gehört,
der in ärmlicher Wiege lag
kommt des armen Weibs Sohn auf
neu goldenen Thron.
Und an diesem Tag zählt die
Güte sich aus
Und die Schlechtigkeit kostet
den Hals
Und Verdienst und Verdienen,
die machen gute Mienen
Und tauschen Brot und Salz.“
Sind wir uns aber so sicher,
dass Gott nicht schon morgen die Wissenschaft Lügen straft?
Der Württembergische Theologe
Hofacker hat in einer Predigt einmal gesagt: die letzte Stunde ist zwar eine
lange Stunde. Aber eine Stunde ist eine Zeit und eine Zeit läuft zu Ende, und es
ist gegenwärtig die letzte Zeit in der großen Weltenuhr!
Es liegt mir fern, Ihnen Angst
einjagen zu wollen. Die Bibel will das auch nicht. Vielleicht möchte uns Petrus
eigentlich nur bewußt machen: wir leben auf dünnem Eise ..... Das Ende, das GANZ
ANDERE, ist ganz nahe, durch eine dünne Wand getrennt.
Persönlich wissen wir ja: es
kann jeden Moment mit uns zuende sein. Und dann fällt auch die ganze Welt für
uns zusammen. Damit muß man nicht Angst machen. Das ist einfach so, das Ende
wird nahe sein eines Tages, bei jedem Einzelnen. Es geht im Grunde ja nicht nur
um das Ende aller Dinge, sondern um ein Ziel, das man noch haben kann, ein Ziel,
das nahe kommen wird..
Petrus will alle Christen,
damals wie heute nur aus ihren Träumen reißen und sie aufmerksam machen für das,
was in ihrer Welt und ihrem Umfeld heute noch zu tun ist! Was das Ziel für uns
sein kann!! Petrus nimmt eigentlich nur die Worte Jesu auf und wiederholt sie
auf seine Weise: das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
Diese Ansage läßt sich nicht
aus der christlichen Botschaft herausoperieren. Die Alternative zu unserer Welt
ist nahe, das GANZ ANDERE ist nahe, die Lösung ist nahe.
Aber ist gibt noch so viel zu
tun!. Niemöller sagte einmal:
Mit der Botschaft von Kreuz
und Auferstehung hat ein Reich angefangen, daß eben nicht von dieser Welt ist,
das allen Reichen und Mächten dieser Welt ihre Vorläufigkeit bescheinigt und ihr
Ende einst bezeugt.
Das Ende hat sich bisher aber
als noch nicht so nah erwiesen und der Lauf der Welt geht vorerst mal weiter.
Nun habe ich mich lange mit
dem Vers 7 aufgehalten-
Wir sollten es wohl so
halten: Ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, auch wenn ich wüßte,
das morgen der jüngste Tag käme. (Wer hat das gesagt? . ... .. M. Luther)
Petrus zieht folgende
Konsequenzen und gibt folgende Anweisungen: Wir sollen besonnen und nüchtern
sein. Beständige Liebe üben, was heute ganz besonders, gefragt ist. Wir sollen
unsere Gaben einsetzen und haben noch soviel zu tun! Wir können noch soviel
ändern und verbessern, in unserem persönlichen Leben, in unserem Familienkreis,
bei der Arbeit, mit der Freizeit und vor allem in unserer Kirche. Und wir haben
noch die Zeit dazu! Beständige Liebe sollen wir haben, denn „die Liebe deckt
auch der Sünden Menge“. In der Psychologie heute kann man das so deuten: Es geht
dabei um die Fähigkeit, die amerikanische Forscher „forgiveness“ nennen, es
geht um die Kunst, verzeihen zu können, Versöhnung zu üben.
Wenn Gott nahe ist, bekommen
die Gaben, die wir haben, auch einen anderen Sinn. Da sollte man sich
gegenseitig anerkennen und fördern; gastfreundlich, wie es in unserem Text
steht, sein, sprich auch kontaktfreudig sein, denn Kontakte sind schon immer ein
Bindemittel gewesen. Es hilft in der Ekumene und in der Diaspora und eigentlich
unter uns jeden Tag.
Kontakte, die durch Liebe
geprägt sind. Nicht die Kontakte aus purem Interesse! Denn wo keine Liebe ist,
wird leicht getadelt und gerichtet. Liebe durchzieht das ganze Leben eines
Christen.
Jeder Christ ist ein Verwalter
Gottes.
Das ist nicht so leicht, ein
guter Haushalter Gottes, wie es in Vers 10 steht, ein guter Haushalter einer
Gemeinde zu sein. Und das ist nicht so selbstverständlich, auch mit aller
mitgebrachten Liebe nicht. Denn im Laufe der Zeit bildet sich in jeder Gemeinde
so etwas wie eine Elite heraus. Es gibt da so leicht bestimmte Funktionsträger.
Das kann unter Umständen stagnierend und eintönig werden. Dann müssen eben die
von Petrus erwähnten vorhandenen Gaben und die Vielfältigkeit in einer Gemeinde
wiederentdeckt und neu belebt werden.
Ich denke da an unsere
Gemeinde in Buenos Aires „la Congegacion Evengelica Alemana en Buenos Aires“,
die viele Jahre im alten Stil weiter existiert und sich nun etwas fest gefahren
hat. Sie benötigt neue Impulse, um ihre Haushaltung, ihre Aufgaben und
Reichtümer neu zu entdecken. Alte Kräfte müssen da neu aktiviert werden.
Wir hier im Bezirk Martinez
zum Beispiel haben alle 2 Jahre die Gelegenheit, uns neu zu beleben. Es
stehen Beiratswahlen im September dieses Jahres ins Haus und da ist immer die
Zeit gekommen, die Gemeindearbeit zu überdenken und neue Impulse von Innen und
Außen hereinzulassen. Da sollten wir mehr untereinander sprechen, mehr
miteinander reden, auch über sich selbst und seinen Glauben, sich mehr öffnen,
Kontakte knüpfen und halten. Wir sollten wieder wie früher unsere Tasse Tee
gemeinsam sonntags nach dem Gottesdienst trinken. Das schafft Gemeinschaft und
Sprechverbindung.
Wenn der 19-jährige Schüler
aus Erfurt, der die schreckliche Tötung von Lehrern und Mitschülern und sein
eigenes Ende vollzogen hat, mehr An- und Aussprache, mehr Liebe, mehr „sich um
ihn kümmern“ gehabt hätte, hätte die Tat vielleicht vermieden werden können.
Petrus wußte, wie nötig ein
Mensch, jeder Einzelne von uns und in einer Gemeinde, das Gespräch braucht ,
auch das Gespräch, nämlich das Gebet, mit Gott.
Also das Ende ist eines Tages
nahe. Gott kann immer nahe sein!
Zwei mal in unserem Text
spricht Petrus von der Liebe .Er spricht von Liebe, Heil, Hoffnung und
Erwartung . Das alles ist gerade heutzutage so wichtig in den chaotischen
schweren Zeiten in unserem Land. Und die Liebe ist die Größte Gabe und
fundamental in einem Christenleben. In der Liebe sind wir Gott ganz nahe und es
kommt dann auch keine Angst von einem Ende aller Dinge auf:
„ Und füllt sie (die Liebe
Gottes) erst dein Leben,
und setzt sie dich in Brand,
gehst du hinaus, teilst LIEBE
aus, denn Gott füllt dir die Hand.“ Amen
Predigt
zum Sonntag
Misericordias Domini
Am 14. April 2002
Liebe Gemeinde,
Ich
habe den Predigttext aus Hebräer 13, die Verse 20-21 genommen und unser Leitbild
heute ist: DER GUTE HIRTE
“Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unseren Herrn
Jesus Christus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen
Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe
in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu
Ewigkeit!”
Unser heutiger Sonntag trägt den Namen Misericordias Domini. Auf deutsch: Die
Barmherzigkeit des Herrn. Es ist der Sonntag des Guten Hirten. Wir haben vorhin
gemeinsam den 23. Psalm gebetet, den Psalm vom Guten Hirten. Und auch in der
Schriftlesung haben wir gehört: ich lasse mein Leben für die Schafe. –
Dieser Abschnitt aus dem Hebräerbrief hat ein unbekannter Autor der ersten
Christen an jene Gemeinden geschrieben, die im Gebiet der heutigen Türkei
entstanden
sind, in der dort ansässigen jüdischen Diaspora.
Dazu sollten wir uns immer wieder bewußt machen, was der Begriff des Hirten
ursprünglich bedeutet. Das Hirtenbild hat eine aufschlußreiche Vorgeschichte. Im
alten Orient bezeichneten sich die Könige als Hirten z.B. in Babylonien,
Assyrien, Ägypten..
Die
Sammlung der Zerstreuten, das gerechte Regiment, Fürsorge für die Schwachen, das
sind die Kennzeichen der Hirtenfunktion der Herrscher.
Auch Götter wurden als Hirten dargestellt. Werden die Inhaber politischer Macht
– oft kritisch – als Hirten betrachtet?
Ein
Hirt ist einer, der regiert, und, indem er das tut, für seine Herde sorgt.
HIRT, welche Sehnsucht, Erwartung, Hoffnung, und immer wieder Enttäuschung – Ich
möchte in dem Bild von den Hirten und den Schafen die Sehnsucht unserer Zeit
aufnehmen, die Sehnsucht nach Menschen, die sich “nicht selbst weiden”.
Diese Sehnsucht wird immer stärker, und die Enttäuschung über viele
Mandatsträger, Unternehmer, Gewerkschaftler, Beamte etc. droht, unser
demokratisches System zu gefährden.
Mit
Sicherheit ist nicht die süßliche Idylle gemeint, die man auf manchen alten
Bildern findet, die uns begegnet, wenn wir einen Schäfer mit seiner Herde durch
die Landschaft ziehen sehen.
Der
Beruf des Hirten in jener Zeit
und
jener Gegend, aus der er uns überliefert ist, war lebensgefährlich.
Der
Hirte hatte es nicht nur mit Viehräubern zu tun, sondern auch mit Raubtieren. Er
hatte zum Schutz der Herde den Kampf mit der Bestie, dem Bösen, aufzunehmen. So
mancher hat dabei sein Leben eingesetzt oder gar verloren.
Im
Fernsehen sehen wir noch hin und wieder Hirten mit ihren Herden in unwirtlichen
Gegenden. In Schottland z.B. spielt das Hirtenwesen noch eine große Rolle. Der
gesungene Psalm 23 ist dort der Nationalhymne gleich.
Als
ich mich mit unserer Pastorin Karin in diesen Tagen unterhielt, die den gleichen
Text zu ihrer Predigt heute in ihrer Gemeinde auslegen muß, da erzählte sie mir
eine kleine Geschichte über einen Jungen in Schottland. „ Er war etwas
zurückgeblieben dieser Junge und in der Schule konnte er gar nichts aufnehmen,
bis ein netter, liebenswerter Lehrer ihm sagte: eine Sache ist ganz einfach, die
kannst du bestimmt behalten. Nimm deine linke Hand und zähle an jedem Finger:
Daumen: DER HERR Zeigefinger: IST Mittelfinger: MEIN Ringfinger GUTER
kleiner Finger: HIRTE und lege die rechte Hand darauf und führe sie zum Herzen.
Als
er in späteren Jahren als Hirte mit seinen Schafen in Not und in einen
Schneesturm geriet, kam er in der Kälte um und als die Leute unter der
Schneedecke fanden, hatte er mit seiner rechten Hand die linken zwei letzten
Finger umgriffen und beide Hände lagen auf seinem Herzen.
Ich
weiß allerdings, nicht alle Christen fühlen sich bei diesem Gedanken “Hirten und
Herde” so ganz wohl. “Ich bin doch kein Schaf” sagen sie. Oder sie meinen, sie
könnten in der Gemeinschaft mit den anderen und an der Hand des Hirten
ihre persönliche Freiheit verlieren. Einen Hirten lassen sie sich noch
gefallen, aber einen mit einem eisernen Stab schon nicht mehr. Vielen anderen
erscheint diese Vorstellung einfach nicht mehr zeitgemäß. Wo sieht man
heutzutage noch so etwas: Hirten und Schafe, …. wie gesagt im Fernsehen und weit
weg.
Damit tun sich eben viele schwer, daß Jesus der einzige und ewige gute Hirte ist
und wir sein Hirtenvolk, jeder Einzelne in seiner eigenen Persönlichkeit, sind.
Ob
wir denn als Schaf in der Herde Jesu unsere Freiheit aufgeben müssen?
Nein, das heißt nicht, wenn wir uns dieses Bild vom Hirten und den Schafen
ausmalen, das es hier um ein Verhältnis der Unfreiheit, der Abhängigkeit geht.
Haben die Tiere in der Herde immer nur brav, lieb und unmündig zu sein?
Sollen wir ganz aufgehen in der Gemeinschaft, keine Eigenheiten und keine
eigenen Interessen mehr haben?
Nein, wenn das so wäre, möchte ich persönlich auch kein Schaf sein. Das ist ein
einseitiges enges Bild von der Christenherde
Wir
sollten das Bild anders betrachten:
Wir
sollten die Sache mit der Herde und dem Hirten als das sehen, wie ich es gerne
auslegen und sehen möchte: Als ein Angebot! Für jeden Einzelnen mit den ihm
gegebenen Gaben. Denn ohne “Gute Hirten” kann keiner leben.
Ein
Angebot soll es sein. Nicht wir müssen, sondern wir dürfen einem Hirten und
einer Herde zugehören. Ich darf mich, wenn ich darum bitte, schützen, führen und
bewahren lassen. Er will mein Hirte sein, er wird mich, wenn ich darum innig
bitte, ernähren und kleiden,
mir ein Haus zum Wohnen geben und eine Aufgabe, die mich erfüllt.
Er
kann mir Sinn und Freude schenken, und das ich anderen wichtig bin. Wenn ich
nach ihm frage, kann er mir den Trost geben, den ich brauche.
Daß
ich auch böse Zeiten überstehe, Zeiten des Leides und der Trauer. Alles, was mir
begegnet, was mich ängstigt und schreckt, wird im festen Glauben an ihn, zu
meinem Besten werden.
Aber, und hier fragen wir uns,
Können die Schafe auf aller Welt noch an diese Zusage oder Angebot glauben?
Haben wir nicht immer wieder in der Geschichte und besonders in unserem
Jahrhundert erlebt, wie sogenannte Hirten, KÖNIGE, FÜHRER zu Verführern wurden,
die millionenfaches Leid und Elend über die Welt brachten?
Und
wir vielen Schafe hier in Argentinien?
Wir alle hier in der Kirche heute und unsere Mitmenschen in diesem Land, die
sich getreten, betrogen, ohne Arbeit, in einem sozialen Chaos und ohne
Zuversicht und Zukunft fühlen, , wie können wir noch an den GUTEN HIRTEN
glauben?
Wo ist der Hirte, der Führer unseres Landes geblieben, der uns aus der
Unsicherheit und dem sozialen Elend herausführt. Wir erleben täglich, daß unsere
Traumschlösser und Gedankengebäude zusammenstürzen,
daß
unser Alltag durch Leid und Not erschüttert wird.
Denn wenn Aber waren wir denn auch immer gute, ehrliche und gerechte und
unbestechliche Schafe? Haben wir uns immer als einwandfreie Bürger verhalten?
Wenn es dann zu solchen dunklen Punkten wie Leid und Zweifeln kommt, dann
leidet das Innerste im Menschen, dann leidet seine Existenz. Der dänische
Philosoph Kierkegaard hat dieses Leiden eine “Krankheit zum Tode” genannt.
Wie
kann sich für heute und die Zukunft eine entscheidende Änderung in unserer
persönlichen Lebenssicht, in der Stimmung und in den Gefühlen der Seele
vollziehen, welche Macht kann das auslösen und ändern?
Der
Apostel Paulus gibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom eine Antwort auf
diese Frage: Was dem Menschen Frieden und Gewißheit in den Ängsten des Alltags
gibt, ist die große Liebe Gottes. Die Liebe Gottes und die des Guten Hirten wird
uns Menschen in Not beschützen.
Wenn wir daran glauben und innig darum bitten und beten, dann leitet er uns “auf
rechter Straße”, dann müssen wir auch im “finsteren Tal” kein Unglück fürchten.
Ohne “Gute Hirten” können wir einfach nicht leben.
Wirklich, wir müssen dieses Bild vom Hirten und seiner Herde nicht mit Argwohn
betrachten. Es ist ein gutes Bild: Ich bin ein Kind in seiner Herde und Er mein
guter Hirte, der mir Frieden bringt. Friede im biblischen Sinne bedeutet mehr,
nämlich wie das hebräische Wort SCHALOM, den Inbegriff von Ganzheit,
Lebensfülle, Gerechtigkeit und Heil und ZUVERSICHT. Der gute Hirte ist der
Hirte der Ordnung des Kosmos, im Gegenteil zum Chaos.
Es
scheint mir wichtig, aufzuzeigen, wie sehr unser kompliziertes Leben davon
abhängt, das Menschen im Geist des guten Hirten an ihrem Platz arbeiten.
Meine letzten persönlichen Erfahrungen vom “Guten Hirten” waren, als ich von
einem Tag zum anderen mit einer schweren Thrombose ins Hospital eingeliefert
werden sollte. Und der mich behandelnde Spezialist meine persönlichen und
häuslichen Schwierigkeiten erkannte, und mich aufopfernd zuhause behandelte.
Oder, als vor einem Monat unsere Ersparnisse, die wir “unter der Matratze”
aufbewahrten (aufgrund der speziellen Situation hier im Lande), mitgenommen oder
“geklaut” wurden, und der “Gute Hirte” mir einen Menschen schickte, der mir
etwas abkaufte, an dem mein Herz nicht so hing, und somit unsere Kasse wieder
stimmte.
Auch Sie haben sicher viele Erfahrungen dieser Art. So weiß ich von einer
Freundin, die nach einer Hüftoperation in der Intensivstation von einem guten
Pfleger mit Geduld so versorgt wurde, daß die Hüfte richtig gelagert war und das
Bein ohne Schmerzen lag.
“Ohne Gute Hirten kann eben keiner leben”.
Ich
wünsche allen, daß wir den “Guten Hirten” kennenlernen, der uns unseren Weg
weist und uns die Zuversicht für die Zukunft, für schwere Situationen, gibt.
Und wir immer wieder unter das Vorbild des Guten Hirten zurückfinden.
Amen
Predigt zum
Sonntag SEPTUAGESIMÄ
11. Februar
2001
Die Gnade unseres Herrn
Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit Euch allen. Amen
Der heutige Predigttext zum
Sonntag Septuagesimä hat als Leitbild oder Roten Faden "Lohn und Gnade",
d.h. daß wir Menschen alle auf Gottes Gnade und Lohn angewiesen sind.
Es wird uns eine Geschichte
erzählt, die mich immer wieder aufs Neue herausfordert. Es ist die Geschichte,
wie Jesus dem Zöllner Matthäus begegnet. Es bleibt nicht nur bei einem
flüchtigen Zusammentreffen zwischen den beiden Männern. Es kommt zu einer
tiefgreifenden Begegnung, die das Leben Matthäus entscheidend, ja grundlegend,
verändert. Ich lese aus dem Matthäusevangelium aus dem neunten Kapitel die
Verse 9-13.
Predigttext.
(ich nehme einen Stempel
und stemple. Erstmal ohne Worte, dann mit Stempeln):
Geizhals, Kommunist,
Lügner, Sektierer, Kapitalist, Arroganter Kerl, Intrigant …
Ja, liebe Gemeinde, wie oft
stempeln wir uns ab. Der Stempel ist der letzte Akt, wenn ein offizielles
Schriftstück verfaßt wurde. Die Sache ist damit abgeschlossen. Fertig. Wie oft
geschieht es, daß wir sagen oder denken: "Mit dem bin ich fertig."
Wir haben unser Urteil gefällt. Zu oft mußten wir unser Urteil revidieren.
Selbst unter Christen gibt es dieses Abhaken: gläubig, gläubig, ungläubig,
gläubig….. Wir tun dies, obwohl wir eigentlich wissen müßten, daß Gott
allein das erste und letzte Wort über unser Leben spricht.
Was waren das für Leute,
diese Zöllner, daß sie sich so den Zorn und die Verachtung ihrer frommen
Zeitgenossen zuzogen. Sie waren Überläufer, Kollaborateure, die mit der
römischen Besatzungsmacht, den Heiden, gemeinsame Sache machten. Von diesen
hatten sie das Recht bekommen, Zölle zu erheben. Sie waren Menschen, die als
"gottlos" abgestempelt waren. Die Zöllner wurden gemieden, waren vom
gesellschaftlichen Leben, und was viel schlimmer war, aus der religiösen
Gemeinschaft, ausgeschlossen. Mit Zöllnern hatte man einfach keinen Kontakt.
Und gerade zu einem solchem begibt sich Jesus und sagt: "Folge mir!"
Und er stand auf und folgte ihm. Das ist nicht unsere Welt!!
Ich lud vor vielen Jahren,
als ich noch Religionsunterricht in der Norte-Schule erteilte, meine Klasse, die
10 - bis 12-jährigen zu einem Gottesdienst ein. Denn viele hatten eine Kirche,
auch unsere Kirche, noch nie von innen gesehen und ich wollte sie ihnen zeigen.
Der Gottesdienst fing gerade an und einer der Buben löste sich aus meiner Schar
und ging schnell durch den Mittelgang nach vorne. Er betrachtete kurz die
Gottesdienstbesucher, warf einen Blick auf den Pfarrer, schüttelte mit dem Kopf,
lief den Gang zurück an mir vorbei und verschwand nach draußen, wo er dann 1
Std. auf uns wartete. Dieser Junge hatte nie eine Kirche betreten.
Fremd war ihm der Ort. Uns,
die wir mit der Kirche vertraut sind, ist dies schwer verständlich. Kennen wir
sie vielleicht schon zu gut? Ist uns vieles selbstverständlich geworden, was
sich gar nicht von selbst versteht? Bei aller Vertrautheit wird das Befremden
wachsen, wenn man die Kirche verstehen will. Martin Luther hat treffend gesagt:
ein Christ ist ein seltener Vogel. Unser Glaube versteht sich nicht von selbst,
unsere Kirche paßt nicht so einfach in diese Welt.
Wäre der Junge in der
Kirche geblieben und hätte den heutigen Predigttext gehört, hätte er einmal
mehr den Kopf geschüttelt.
Und da geht Jesus zu diesem
Mann am Zoll, zu diesem als "gottlos" abgestempelten Mann namens
Matthäus. Das ist nicht unsere Welt!
Ich möchte mit einem
zeitgenössischen Gedicht den Unterschied verdeutlichen:
Ich
lebe in einer Generation von Neugierigen
Einer
Horde von Adressen, Nummern und Namen
Von
Haus aus gutwillig, vom Fenster aus offen
Mutig
am Telefon, im Suff zuverlässig
Hölzchen
von Welt
Jederzeit
entzündbar
Ich
würde wenn ….
Das
Gegenleben ist so bunt
Ein
Blick, ein Nick
Schon
bist du dabei.
Ein
Deut, ein Dreh, ade
Und
steigst wieder um
Und
aus und ab
Und
auf Trittbretter der Gesellschaft,
Im
Sparclub der Revolution,
Gedankenblitze
ohne Donner
Ein
Wetter zum Heimleuchten.
Ist es nicht so? Wir sind
leicht entzündbare Hölzchen. Wir sind schnell dabei, wenn es etwas Neues gibt,
etwas Verlockendes, etwas, was die anderen auch alle tun. Und wir sind schnell
wieder weg davon. Es paßt was nicht und schon sind wir verschwunden oder wir
begehren auf. Wie oft umgehen wir eine Lebensentscheidung und flüchten uns in
die religiöse Diskussion.
Die Berufung des Matthaus
führt uns in eine andere Welt, ein anderes Reich: Das Reich Gottes. Jesus Wort
hat göttliche Vollmacht. Es ist darüber nachzudenken, was den Zöllner damals
wohl bewegt hat. Das Wort Jesu trifft ihn, nimmt ihn in Dienst, gibt seinem
Leben eine ganz neue Wendung. In Jesus Wort leuchtet göttliche Autorität auf.
Wer Gottesdienst feiert,
stellt sich dieser Autorität. Schließlich gehören wir auch zu den Berufenen,
zu denen, die mitten in dieser Welt zu einer anderen gehören, herausgerufen aus
dem Alltag, aus dem Auf- und Umsteigen. Wir werden nicht nach unserer Eignung
gefragt, unsere Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Bei unserer Taufe hat niemals
unsere Leistungsfähigkeit geprüft. Wir, jeder einzelne von uns, dürfen und
sollen Zeugen Gottes sein.
Der Berufung des Matthäus
folgt der Bericht von der Tischgemeinschaft. Das Zöllnermahl ist nicht ein
Alltagsmahl, sondern eine Festtafel. Im Orient ist die Tischkultur ganz klar:
Miteinander essen ist mehr als nur eine gemeinsame Nahrungsaufnahme. Der Gast
wird als Freund angesehen. Jedenfalls besiegelt die Tischgemeinschaft mit
Matthäus, daß Jesus sich seiner nicht schämt.
Man liegt im Orient am
Tisch. Die Jünger sind mit bei der Tafel und die Pharisäer sind als Zaungäste
zugegen. Man überlegt sich hier und stellt sich vor, wie Jesus mit der
Jüngergruppe zwischen Dörfern und Kleinstädten Galiläas hin- und herziehend,
ohne Erwerb und Einkommen, zu einem Festessen kommt! Interessanterweise hat sich
Jesus in die Gesellschaft von Gesetzlosen begeben. Die Tischgemeinschaft war
schon skandalös und anstößig, damals und ist es noch heute. Jesus sieht eben
in Matthäus nicht den Zöllner, den Gottlosen, sondern den Menschen. Er legt
eben niemanden fest auf eine Rolle, die einer sich selbst oder andere ihm
zugedacht haben. Wie oft engen wir die Persönlichkeit unserer Mitmenschen ein,
indem wir von dem "Alkoholiker", dem "Behinderten", dem
"Ausländer", dem "Schwächling", dem "Drogadicto"
sprechen und nicht daran denken, daß sich hinter jedem dieser Chiffren ein
Mensch verbirgt, dessen oft notvolle Lebensgeschichte wir garnicht kennen. Wenn
wir ihn nicht auf dieses Anderssein festlegen würden, ermöglichen wir ihm und
uns selbst den Raum zur Veränderung. Die Kirche ist keine Gemeinschaft von
Gleichartigen. Nationalität, Alter und Rollen in der Gesellschaft spielen in
der Kirche keine Rolle. Die Kirche sprengt die Grenzen der Gemeinschaften, die
wir sonst kennen. Wir erleben immer wieder, wie Menschen sich gegenseitig
ausgrenzen. Denken Sie an die großen Umwälzungen, die wir z.Zt. erleben. Die
Globalisierung fordert einen hohen Preis. In großen Migrationwellen verlassen
Menschen ihre Heimat aus Angst um ihr Leben oder auf der Suche nach einer
besseren Zukunft. Viele Jugendliche wissen nicht, was aus ihnen werden soll.
Mancher gewinnt den Eindruck, er werde nicht gebraucht, seine Begabungen seien
überflüssig, seien Leben nutzlos.
"Die Starken bedürfen
des Arztes nicht, sondern die Kranken" so sagt und handelt Jesus. Jesus
gebraucht einen Vergleich aus dem Bereich der Medizin. Wer sind die Kranken
unserer Gesellschaft? Die Liste ist lang: Arbeitslose, Behinderte, Kinder
Andersgläubige etc. Jesus begründet eine neue Gemeinschaft, wo die Starken
sich um die Schwachen kümmern. Die Berufung des Matthäus erinnert an die
Herkunft der Kirche und an ihre Aufgabe, für die Schwachen einzutreten. Eine
starke Gemeinschaft baut man mit den Starken auf. Könner und Macher sind heute
gefragt. Doch bei Gott ist unsere Leistung nicht zuerst gefragt, sondern Gott
handelt an uns, es zählt Gottes Gnade. Viele Kirchenvorsteher in den
Kirchenleitungen und viele Pfarrer denken und meinen, sie müßten mit den
Begabten und den Führungspersönlichkeiten die Kirche leiten, an denen es dann
liegt, was aus der Kirche wird. Aber unsere Geschichte heute morgen zeigt uns
eine andere Dimension. Nicht wir kommen zu Gott, sondern Gott kommt zu uns
Wie sagt Martin Luther:
Wir
sind es nicht, die da die Kirche erhalten können.
Unsere
Väter sind es auch nicht gewesen.
Unsere
Nachkommen werden es auch nicht sein.
Sondern
er ist es gewesen, ist es noch und wird es sein,
Der
da sagt: Ich bin bei Euch bis an der Welt Ende.
Und Luther sagte auch:
Wenn
es um den Glauben geht, sei so stolz wie du kannst!
Aber in Glaubensfragen sind
wir heutzutage eher kleinlaut. Wir verbinden Glauben mit Demut und
Bescheidenheit. Manchmal meinen wir, es sei besser, unseren eigenen Glauben zu
verschweigen, um niemanden zu bedrängen oder sogar intolerant zu wirken. Zum
Glauben gehören auch der Stolz und die Freude.
Ich habe bei der
Vorbereitung und der Erarbeitung dieser Predigt ein kleines treffendes Beispiel
gefunden:
Eine alte Frau kommt vom
Gottesdienst. Ihr Enkel fragt: "Wie war's,
Was hat der Pfarrer
gepredigt?" die Frau antwortet: "Es war gut. Aber ich weiß nicht mehr
so genau, was der Pfarrer gesagt hat." Da sagt der Enkel: "Warum gehst
du dann in die Kirche?" "Weißt Du, das ist wie bei einem Korb. Wenn
man Wasser hineinschüttet, läuft's durch, aber der Korb wird sauber." Die
Frau hat vielleicht nicht die Predigt verstanden, aber die Sache, um die es geht.
In der Kirche dürfen wir Gott für uns dasein lassen, wie Vater und Mutter für
uns da sind, nur Gottes Barmherzigkeit zählt.
Wenn wir uns nüchtern in
unserer Welt umgucken, dann ist die Botschaft dieses Sonntags teils befremdlich,
teils auch sehr verständlich. Sie erzählt von einer ungewöhnlichen Berufung.
Wir können uns abwenden wie mein Religionsschüler und die ganze Geschichte
nicht verstehen. Oder wir erklären es so: Ein Arzt braucht nicht zu den
Gesunden zu gehen, sondern er sieht nach den Kranken und versucht, sie gesund zu
machen.
Matthäus jedenfalls wirbt
mit dieser Geschichte auch um uns. Er möchte uns für diese Geschichte gewinnen.
Denn diese Geschichte hat Geschichte gemacht. Und sie hat Zukunft. Es ist Gott
selbst, der in dieser Geschichte auf uns zukommt!
Amen
Predigt zum
2. Sonntag nach Trinitatis
2. Juli 2000
1. Korinther 14, 1-3 und
20-23
Liebe Gemeinde,
Der Text für den heutigen
Sonntag, der 2. Sonntag nach Trinitatis, handelt " Vom rechten Gebrauch der
Geistesgaben" und unser Leitbild heisst "Die Einladung". Er steht
in dem langen Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. In diesem
Brief und den einzeln unterteilten Abschnitten gibt Paulus viele Erklärungen
und gute Ratschläge und Ermahnungen.
Z.B. spricht er u.a. in
Abschnitt 12 von den Fähigkeiten, die der Geist Gottes schenkt. Da diese Zeilen
(diese Fähigkeiten) in direkter Verbindung zu unserem heutigen Predigttext
stehen, lese ich Sie Ihnen als sogenanntes Vorwort einmal vor: "Es gibt
verschiedene Gaben, doch ein und derselbe Geist teilt sie aus. Es gibt
verschiedene Dienste, doch ein und derselbe Herr gibt den Auftrag dazu. Es gibt
verschiedene Fähigkeiten, doch ein und derselbe Gott schafft sie alle. Was nun
der Geist in jedem Einzelnen von uns bewwirkt, das ist zum Nutzen aller bestimmt.
Derselbe Geist gibt dem einen besondere Glaubenskraft und dem anderen die Kraft
zu trösten und zu helfen. Den einen befähigt der Geist, in vielen Sprachen zu
reden, dem anderen gibt er die Gabe, das Gesagte zu deuten. Aber alles bewirkt
ein und derselbe Geist. Aus freiem Ermessen gibt er jedem seine besondere
Fähigkeit.
So,
und damit gehen wir auch
schon zum Predigttext für den heutigen Tag über: Vom rechten Gebrauch der
Geistesgaben , 1. Korinther 14, 1-3 und 20-23
Vorlesung des Textes.
Liebe Gemeinde,
Vielleicht ist es Ihnen
beim Zuhören dieses Textes so gegangen wie mir bei einem ersten Lesen dieser
Worte. Um Himmels willen, was soll ich da nur sagen!?
Das hat doch mit uns an
unserem Ort hier überhaupt nichts zu tun. Und vielleicht sitzen Sie da und
denken sich: mal sehen, was Frau Harteneck zu diesem komplizierten Text nun
eingefallen ist!?
Ich muss zugeben, das
Gehörte klingt uns erst mal fremd und weit entfernt von unserer Alltagswelt.
Und doch möchte ich uns ermutigen, diesem Wort nachzuspüren und es danach zu
befragen, was uns damit gesagt wird:
Sind uns die Worte wirklich
so fremd, ich glaube nicht.
Gut, die Zungenrede können
wir heute in unserer Gemeinde nicht erleben, wir wissen garnicht so recht, was
das eigentlich ist. Allerdings gibt es bis heute religiöse Gruppen, die sie
noch üben und uns antworten würden: "Die Zungenrede ist ein vom heiligen
Geist Gottes gewirktes unartikuliertes Sprechen von göttlichen Dingen, das nur
die verstehen, denen Gott das Verständnis dafür schenkt" Es gibt also
noch Zungenredner.
Aber ich will hier die
Zungenrede nicht ins Lächerliche ziehen, sondern ich halte mich da bei Paulus,
dem eine klare Sprache von Gott lieber war.
Das Sprechen von Gott nennt
Paulus "Prophetische Rede", die alle verstehen können und die zur
Erbauung und zur Tröstung führt. Aber leider ist auch die prophetische Rede
bei uns arg in den Hintergrund getreten. Ja, manchmal scheint es uns, sie würde
in der Gemeinde nur noch dem Pfarrer und seinen engsten Mitarbeitern überlassen
oder denen die sich das noch "Zutrauen"! Irgendwie hat sich da in
unseren Christengemeinden eine seltsame Zurückhaltung in diesen Dingen
durchgesetzt. Eine Scheu hat uns befallen, von dem zu zu zeugen oder gar nur
etwas anzudeuten, was wir im Innersten denken, fühlen oder glauben. Dabei sind
wir doch in Glaubenssachen unterrichtet. Wir sind auch konfirmiert und dürfen
also davon sprechen, wie wir Gott sehen, wer Christus für uns ist, welche
Gedanken uns kommen, wenn wir an den Tod denken oder was es für uns bedeutet,
wenn wir beten. Wie wichtig wäre das gerade in unserer Zeit. Beklagen wir uns
nicht, dass die christlichen Werte schwinden? Denken wir nicht auch, dass Gott
im Alltag von Martinez (und der ganzen Gesellschaft natürlich) viel zu wenig
zur Sprache kommt? Und befürchten wir nicht auch, dass unsere Kinder und Enkel
ohne rechte Orientierung aus dem Glauben und der heiligen Schrift aufwachsen.
Werden diese Dinge immer mehr an den Rand gedrängt und spielen sie in der
Familie, in den Vereinen und auch in den Medien eine gar immer geringere Rolle?
Unser Text redet von "Geistlichen
Gaben"
Was ist denn das überhaupt?
Was natürliche Gaben sind,
wissen wir alle. Irgendeiner unter uns weiss geschickt seine Finger zu
gebrauchen und ist deshalb Uhrmacher geworden und er baut komplizierte Uhrwerke
auseinander und setzt sie wieder geschickt zu sammen. Der ander hat bei sich
bemerkt, dass er eine gute Stimme hat und hat sich unserem Chor angeschlossen
und singt begeistert Lieder. Ein anderer hat gemerkt, dass er die Begabung für
das Malen hat und unterrichtet heute in Aquarell- Öl- oder Porzellanmalerei.
Die ältere Generation von
Frauen besinnt sich auf ihre kunstgewerbliche Veranlagung und bastelt, stickt
und näht für unseren Bazar und damit für die Zöglinge in Baradero.
Und gehen "Natürliche
und Geistliche Gaben" oftmals nicht Hand in Hand? Alle, die zu Jesus
Christus gehören, haben Geistliche Gaben, wie Glauben, Hoffnung, Liebe,
Sanftmut etc. erhalten, und alle die zu Jesus Christus gehören haben eben auch
daneben handfeste Gaben empfangen, wie eine Gruppe zu leiten, etwas ordentlich
zu planen, zu kreieren, zu werkeln etc. Jede Gemeinde ist reich an Gaben, an
geistlichen und natürlichen Gaben. Sie alle stehen für den Dienst in der
Gemeinde zu Verfügung. Sie wollen angewendet, gebraucht und entwickelt werden.
Zu viele Gemeinden haben sich daran gewöhnt, dass der Pfarrer alle geistlichen-
also " prophetische Gaben"- hat: die Gabe des Glaubens, der Predigt,
des Gebetes, der Liebe und die Gabe der Organisation. Das ist vielleicht etwas
überspitzt gesagt. Dieses Bild hat Gott nicht von unserer Gemeinde Martinez. Er
will uns alle dabei weiterhelfen, alle gegebenen Gaben zu entfalten und zu
gebrauchen und sie zum Wohle aller einzusetzen.
So einfach und hilfreichend
kann das nämlich sein:
Zwei Frauen, die sich
kennen, treffen sich im Supermarkt. Die eine weiss von der anderen, dass ihr
Mann seit einer Zeit krank ist und die Familie bangt darum, dass er den Seinen
erhalten bleibt und sie ist verängstigt. Da sagt die Bekannte eben nicht nur -
"Gute Besserung" - sondern sie kann sagen: "Ich bin mit meinen
Gedanken oft bei euch, und ich bete oft für deinen Mann und schliesse eure
ganze Familie ein. - Ich wollte dir noch sagen, dass ich immer für euch da bin,
was auch immer geschieht."
Ich denke mir, dass die
andere Frau etwas getrösteter und auch gestärkter nachhause geht und bessere
Gedanken mitnimmt und ein klares Zeugnis eines Mitmenschen gehört und empfangen
hat.
Oder ich erinnere mich an
meinen Opa, der mich als 8-jährige mit auf den Friedhof nahm, um meiner lang
verstorbenen Omi die Blumen zu giessen. Er giesst nicht schnell und
routinemässig, sondern nutzt die Gelegenheit, seinem Enkelkind ein wenig von
sich und der Omi zu erzählen und von seiner Hoffnung. "Du hast Deine Omi
ja nicht gekannt, sie hätte sich sehr an dir gefreut. Wenn ich hier auf dem
Friedhof bin, spreche ich immer mit ihr. Sie hat ja jetzt ein neues Zuhaus bei
Gott. Es geht ihr gut. Sie lebt in einer anderen Welt - und ich werde sie
wiedersehen." Ich habe nach diesem Erlebnis mehr von einem Friedhof
mitgenommen, als das Wissen, dass jetzt das Grab gepflegt werden muss. Es hat
mich immer begleitet und mir ein bischen von dem Schrecken genommen, den ein
Kind vom Tode hat. Denn das war z.Zt. des 2. Weltkrieges, wo viel Schrecken und
Tod um mich Kind waren. 1 Jahr später starb mein Opa beim Bombenangriff auf
Solingen. Ich hatte damals schon ein bischen gemerkt, dass Glaube auch viel
Trost geben kann.
Und da stehen die
Jugendlichen auf dem Schulhof. Einer von ihnen ist am Sonntag in der Kirche
gesehen worden, obwohl er schon die Konfirmationszeit hinter sich hat. "Gehst
du wirklich noch zum Pfarrer?" wird er gehänselt. Und er weicht nicht aus
und gibt ruhig Antwort. Vielleicht so: "Ich verstehe nicht immer alles, was
in der Kirche geredet wird. Manchmal scheint es auch wenig mit meinem Leben zu
tun zu haben. Aber wir haben in der Konfirmandenzeit viele interessante Themen
besprochen, die doch in der Schule oder sonstwo überhaupt nicht vorkommen. Ich
finde es gut, dass irgendwo noch von Gott geredet wird. Mir bedeutet das
jedenfalls etwas!"
Hier wissen die
compañeros, dass er genug Mut hat, auch noch ein paar Jahre nach der
Konfirmation zur Sache Gottes zu stehen. Vielleicht kommen die anderen darüber
ins Nachdenken, warum sie eigentlich mit dem " Kirche - nein danke"
auch dabei sind, Gott aus ihrem Leben hinauszudrängen.
Und da sind wir alle!! -
Wenn wir nachher, nach dem Gottesdienst nach Hause gehen, hätten wir die
Gelegenheit, ein bischen "prophetisch" zu reden. Und wenn es nur das
ist, dass wir den Leuten, denen wir dann begegnen oder die wir im Laufe des
Tages sehen, mehr sagen als "Guten Morgen oder guten Tag" oder
"das Mittagessen ist fertig" oder "wir sehen uns bald beim Bridge
wieder"
Wir können auch sagen:
"Heute war ich in der Kirche." "Unser Pastor predigt gut"
oder "Wir haben heute in der Kirche besonders schöne Lieder gesungen".
"Die Organistin hat zum Abschluss ein besonders schönes Orgelstück
gespielt." "Wir haben Handzettel bekommen, dass in 14 Tagen ein
Konzert geboten wird". Oder auch: " Hast du schon gehört, dass wir im
August wieder Gesprächsabende haben in deutscher Sprache über das Thema "Sekten".
Ich werde dich daran erinnern und wenn du willst, hole ich dich ab"- Oder
"Komm doch nächsten Sonntag wieder mal zum Gottesdienst!" Das wäre
doch ein guter Einstieg für ein Leben in Gemeinschaft, in Liebe, Trost und
Glauben; und auch vielleicht ein gutes Verstehen des heutigen Predigtextes, der
unter dem Motto "Die Einladung" steht.
Amen
PREDIGT zum Sonntag EXAUDI
16. Mai 1999
Predigttext: Johannes 7, 37 38
Leitbild: Vom Stillen
des Durstes Ohne Wasser kein Leben!
Wochenspruch: Wenn ich erhöht werde von der
Erde, so will ich alle zu mir ziehen (Joh. 12,32)
Psalm: 27, 1. 7-14
Lesungen: Altes Testament: Jeremia 31, 31-34
Epistel: Epheser 3, 14-21
Evangelium: Joh. 15, 26- 16,4
Eingangslied: EG 123 Jesus Christus herrscht als König
Wochenlied: EG 128 Heilger Geist, du Tröster mein
Prediglied: EG 66 Jesus ist kommen, du Quelle der Gnaden
Schlusslied: EG 562 Segne und behüte uns durch deine Güte
Liebe Gemeinde,
Unser heutiger Text zum Sonntag Exaudi steht im
Johannes-Evangelium . Als ich mich für diesen Text vorbereitete, habe ich nochmals, ich
hatte es lange nicht getan, das gesamte Johannes-Evangelium durchgelesen. Es gehört zu
meinen bevorzugten Evangelien. Man weiss eigentlich garnicht so genau, wer es geschrieben
hat, rumores sagen: der Heilige Geist. Doch denken die meisten schon, dass der scheue und
von Jesus so geliebte Johannes, der Sohn des Zebedeus, der Autor ist. Das
Johannes-Evangelium wurde als letztes der 4 Evangelien, kurz vor Johannes Tod geschrieben.
Im Vergleich zu den 3 anderen Evangelien, Matthäus, Markus und Lukas, ist bei Johannes
Jesus nicht nur der milde Mann, Helfer der Armen, Kranken und Verzweifelten, sondern er
stellt sich hier als kämpferischer, debattierender und manchmal auch als ein wenig
sarkastischer Jesus dar.. Er ist hier eine sehr komplexe Figur, voller Tiefe.
Ich empfehle Ihnen, doch mal wieder zuhause den
Johannes ohne Unterbrechung hintereinander zulesen und Sie werden sicher mehr als simple
Geschichten darin finden. Es ist ein theologisches Meisterwerk, das Sie vielleicht, so wie
Jesus hier präsentiert wird, zu einer eternen Liebe zu ihm führen kann.
Und nun zum Text: Joh. 7, 37 38
Am letzten Festtag, dem wichtigsten des ganzen
Festes, stellte sich Jesus vor die Menge und rief: "Wer durstig ist, soll zu mir
kommen und trinken jeder, der mir vertraut! Denn in den heiligen Schriften heisst
es: "Aus seinem Inneren wird lebendiges Wasser strömen!" Jesus meinte damit den
Geist, den sie erhalten sollten, die ihm vertrauten.
Es wird jedes Jahr zu Jerusalem das
Laubhüttenfest, auch Weinernte- oder Erntedankfest genannt, gefeiert. Eine Woche lang und
es gehört zu den grössten und freudigsten Festen in Isreal. Es soll auch an den
Aufenthalt der Juden in der Wüste erinnern. Am siebten Morgen schöpfte der amtierende
Priester aus der Siloah-Quelle einen goldenen Krug voll Wasser und brachte es in den
Tempel, um es am Altar auszugiessen. Dieses sehr diskutiert Wasseropfer soll zum Zeichen
der kommenden Gottesherrschaft sein und war gleichzeitig mit der Bitte um eine reiche
Regenzeit und Fruchtbarkeit verbunden.
Und Jesus kommt auch zum Lauhüttenfest. Er war
ja bei den Leuten. Selbst seine Brüder hielten ihn für einen Aufsässigen und die Menge
fand das Laubhüttenfest als die beste Gelegenheit, die Menschen über Jesus aufzuklären
und ihn zur Selbstoffenbarung zu zwingen. Jesus kommt auch pünktlich, aber unauffällig
erst am letzten Tage dieses ausgelassenen Festes, dass man fast mit einer
karnevallistischem Ausgelassenheit vergleichen kann. Er tauchte auf, als man gerade das
Siluah-Quellwasser zum Altar heraufbringt, um Regen und Fruchtbarkeitssegen zu erbitten.
Und in der Stille dieser lithurgischen Zeremonie ruft Jesus laut, ja er schreit fast:
"Wen da dürstet, der komme zu mir und
trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leibe werden Ströme des
lebendigen Wassers fliessen!
Was will Jesus damit sagen:
Hunger ist schlimm, Durst ist schlimmer. Der
Durst der Seele nach Leben ist der Schlimmste. Das merkt man besonders nach Festen,
nach dem Karneval, nach einem ausschweifenden Wochenende, da wird den Menschen das Triste,
das Fade und Oberflächliche seines Lebens bewusst.. An Montagen, da steigen dann die
Selbstmordraten.. Ja, der Durst der Seelen und Herzen! Der Durst nach wirklichem, höherem
Leben, nach Verlässlichem, nach Unvergänglichem, nach Gott! Was die Welt gegen den
echten Durst des menschlichen Herzens anzubieten hat, zeigt uns das Beispiel Jesus am Kreuz:"Mich
dürstet!" Und was gab ihm die Welt: Essig!. So sauer und bitter kann das sein, was
die Welt anzubieten hat. Ja, mit Durst ist nicht der Durst nach Bier oder Wein gemeint.
Auch nicht unsere Erwartungen und Sehnsüchte nach Liebe, Erfolg, Macht, Anerkennung,
Schönheit, Glü ck, Genuss, Gerechtigkeit etc., denn wir merken ja schnell, dass dies
alles unverlässlich und vergänglich ist. Manchmal ist das erquickende Wasser ganz nahe
und man ahnt es nicht. "Wasser genug Wanderer, verborgenes Wasser" so erzählt
eine Geschichte von einem Eingeborenen und einem Missionar auf der Insel Madagaskar. Die
Beiden gingen durch die Wüstensonne in einer dürren Gegend und vergingen vorDurst. Der
Eingeborenen führte den Missionar zu einem bananenartigen Baum, setzte seinen Speer an
den breiten Schaft eines der Blätter und sagte: Halte deinen Becher unter!" Und
sieh, wie ein Quell strömte frisches helles Wasser , das sich in dem hohlen Stiel des
langen,breiten Blattes gesammelt hatte., in das Trinkgefäss. Man stand vor dem Baum des
"Wanderes", wie ihn die Eingeborenen dort nennen. Ein solcher Baum des
"Wanderers" ist Christus für alle, die zu ihm kommen. Wasser genug für
Wanderer, verborgenes Wasser verborgen denen, die von Christus nichts wissen
wollen. Aber denen, die nach ihm dürsten, ist es Wasser des Lebens und des Herzens, das
nie versiegt. So viele Menschen suchen neue Wege und Quellen um Lebensangebote
wahrzunehmen, die sich dann doch als trügerische und vergiftete Quellen oder als faules
Zisternenwasser herausstellen. Wie z.B die vielen neuen New Age-Angebote, Marxismus und
Kommunismus, moderne Mystik etc. In unserer modernen pluralistischen Gesellschaft hat
Jesus, wie zu allen Zeiten eine erdrückende Konkurrenz. Den Weg zu Jesus muss jeder
selber finden..Der Glaube ist persönlich, nicht individualistisch.
Vor Jahren, als Pastor Gbiorczyk hier Pfarrer
war, hat er einmal die Konfirmanden Bilder malen lassen zu dem Thema: LEBEN ist wie?
Ein grosses weisses Papier und eine Büchse
Buntstifte waren die Ausrüstung zur Arbeit und das Resultat der l4-jährigen war
verblüffend:
- Einer hatte das Leben als Quelle gemalt. Er verglich das
menschliche Dasein mit sprudelndem, fliessendem Wasser. Wenn die Quelle versiegt, ist das
Leben vorbei, war sein lapidarer Kommentar.
- Ein anderes Bild zeigte einen Fluss, wo das Leben als kleiner Bach
beginnt und allmählich grösser wird und mit einem grossen Fluss zusammenfliesst und
schliesslich im Meer mündet.
Andere Darstellungen zeigten meistens Bilder aus
der Natur, Himmel und Abgründe, Berg und Tal. Auffällig war, dass auf fast allen
Zeichnungen Wasser vorkam und die Kinder kommentierten: Ja, ganz klar, ohne Wasser gibt es
kein Leben! Schon jedes Kind weiss, dass kein Organismus ohne Wasser überleben kann.
"OHNE WASSER KEIN LEBEN!"
Manchen von Ihnen, liebe Gemeinde, werden beim
Zohören die Worte eingefallen sein: Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und
beladen seid, ich will euch erquicken!" Doch im Zusammenhang unseres Predigtextes
gilt das Angebot Jesu nicht nur den Mühseligen und Beladenen. Es ist allen Menschen, auch
denen, die fröhliche Feste feiern, zugesprochen. Bei dem Lauhüttenfest ging es fröhlich
zu vielleicht mit einer Dorfkirmes oder unserem Gemeindefest zu vergleichen.. Kommt
und trinkt, nehmt und gebt vom Wasser des Lebens. Das ist also eine fröhliche Sache. So
lebendig und quirlig lebendiges Wasser strömt, so soll auch die Freude des Lebens und der
Dank für Erquickung und Labsal der Seele sprudeln. Damit soll uns allen bewusst gemacht
werden, wie kostbar und knapp dieses Urelement des Lebens ist. Mit dem man sparsam und
schonend umgehen soll. Was für das Wasser, das jeder Organismus zum Überleben braucht,
gilt, das gilt auch für die Nahrung unserer Seele. Gottes Wort, dass uns innerlich
ernährt und erhält, ist so kostbar wie das Wasser.
Durst ist also die Sehnsucht nach dem, was ich
sein sollte, aber nicht bin, nachdem, was ich haben müsste, aber nicht immer habe. Es
kann aber auch die Gefahr bestehen, dass Menschen den Durst ihrer Herzen gestillt haben
und diese Glückseligkeit für den eigenen Gebrauch in Flaschen abfüllen wollen. So kommt
aber die Labung nicht auf die Strasse und nicht unter die Leute. Alle, die ihren Durst an
der richtigen Quelle gestillt haben, sollten auch zum Strom für Andere werden, zum Strom,
der sie stärkt und selbst zur Quelle finden lässt, die Jesus heisst. Doch Achtung: Die
Glaubenden selber sind nicht die Quelle, sondern nur ein Kanal, durch den der Strom
fliesst, der ihn weiterleitet. Menschen kommen und gehen und warten auf Labsal der Seele.
Im Namen Jesu können wir alle einander erquicken. Amen
Herr, lass uns in unserem Gottesdienst nicht
allein! Sei Du da! Sei Du mitten unter uns! Gib uns Einsicht in Dein Wort, lass Orgel,
Gesang, Gebet und Predigt ineinanderwachsen zum Lobpreis Deiner Macht. Mach uns aus
Nachbarn auf der Kirchenbank zu Brüdern in Deiner Gemeinde. Lass uns in unserem
Gottesdienst nicht allein! Sei Du da! Amen
Schuldbekenntnis:
Gott, wir leben oft mit einer Fassade und kleinen
oder grösseren Unwahrheiten. Dadurch entfernen wir uns von uns selbst, von den
Mitmenschen und von dir. Wir bedenken es in der Stille.
Ja, unser Gott, wir haben manchmal
Schwierigkeiten mit der Wahrheit. Dennoch möchten wir uns ihr immer wieder nähern. Dabei
hilf uns auch heute! Amen
Fürbittengebet:
Herr, unser Gott, dein Wort ist unseres Fusses
Leuchte und ein Licht auf unserem Weg!
Du lässt uns dein Wort hören, auch wenn wir auf
vieles andere oft eher achten!
Wie oft sind es Kleinigkeiten, vor denen Dein
Wort scheinbar nicht bestehen kann!
Aber Du begleitest uns in die Zukunft! Wer sollte
es denn sonst tun!
Herr, wenn etwas bleibt in Ewigkeit, so sind es
nicht unsere Gedanken und Taten, Dein Wort bleibt!
Dein Wort bringt einen hellen Schein auch in das
äusserlich stärkste Leben, wo scheinbar andere Lichter so faszinierend sind.
Herr, wir wollen Dir danken, wie es Deine
Gemeinde von Anfang her getan hat, für Dein rettendes Handeln durch Jesus Christus,
Deinen Sohn.
Als Deine Kinder bitten wir Dich:
Steh jenen Menschen bei, die durch die
furchtbaren Katastrophen in aller Welt in tiefe Not und Anfechtung geraten sind: in den
Kriegsgebieten weltweit, besonders in Jugaslawien, in den Gebieten der Erdbeben, der
Überschwemmungen , der Flüchlingslager und des Hungers. Hindere Du die Macht- und
Kriegslust jener Menschen , denen das Leben anderer so wenig wert ist.
Gebiete Du den bösen Mächten Einhalt, die es
darauf absehen, Zwietracht und Hass zu säen.
Sende Deinen Geist immer wieder in die Kirchen
der Welt, auch in unsere Kirche in Martinez. Sei Du auch mit unserer Gemeinde und all
ihren Mitgliedern. Hilf denen, die in diesen Tagen schweres Leid tragen. Tröste sie uns
mach sie Deiner Nähe gewiss! Wir denken an die Gestorbenen und die Trauernden!
Lass uns alle zusammenstehen in den Aufgaben, die
Du von uns als Christen in dieser Zeit forderst. Nimm Dich besonders der Kinder , der
getrauten Paare an, dass sie auf Deinem Weg bleiben
Wir beten für uns selbst für Gespräche
untereinander, für Gespräche auch mit denen, die oft zu kurz kommen und die doch unsere
Nächsten sind: für unsere Ehepartner, für unsere Kinder.
- Herr, wir danken Dir, dass Du uns nicht loslässt, dass Du uns
überall hörst, daheim und an allen Orten. Amen

