Für alle, die dieses Konzert verpasst haben, kommt hier nun der erste Teil eines Nachberichts...


Jetzt ist also Krieg. Den gab’s vorher auch schon, aber jetzt merkt es jeder. Wahrscheinlich auch, weil es ein gewollter, herbeigeführter Krieg ist, der auch noch den Schein der Legalität und Berechtigung hat. Alles hervorgerufen durch MickyMaus/KaterKarlo –Propaganda, die den Guten und den Schlechten zeigt. Die eigentlichen Interessen der Kriegsbeteiligten sind nicht schwer zu erkennen, werden aber gut verschwiegen. Während sich also Bush und Blair die ersten Gedanken darüber machen, wie das blutige Öl aufgeteilt wird, auf VIVA jetzt das Peace-Sign zum Erkennungszeichen geworden ist, gehen die Menschen weltweit auf die Straßen um den Mord anzuprangern und zu stoppen. Am 29.03.03 wurde eine Menschenkette von Osnabrück nach Münster organisiert und eben auch das Friedenskonzert im Borkener Jugendhaus.

Die Veranstaltung sollte durch die Beteiligten der eine Stunde früher beginnenden Demo gespeist werden, leider fand diese aber nicht allzu großen Zulauf, wie schon viele Demonstrationen zuvor in Borken, was die Idee zum Friedenkonzert, als ein vielleicht attraktiveres „Protestmedium“, erst aufwarf. Dennoch versammelten sich schon um kurz vor drei einige Menschen im Saal und lauschten der ersten Band. „Fairy June“, die schon länger dabei sind und deutlich abwechslungsreicher geworden sind, finden die Zustimmung des Publikums. Sehr emotionaler Gesang, melancholisch – eingängige Melodien und ab und zu unerwartete Zwischenstücke prägen das musikalische Bild, das sie abliefern. Und „Der Traum ist aus“ von der großartigen Ton Steine Scherben – Platte „Keine Macht Für Niemand“ passt durchaus ins Programm. Im Laufe des Auftritts nimmt die Anzahl der Menschen im Publikum zu, richtig voll ist der Laden aber noch nicht. Das liegt wohl an der Uhrzeit.
Um kurz nach halb vier beenden die drei Musiker ihr Programm und geben die Bühne frei für Sophie P. Diese OneMan- Formation beginnt mit ein bisschen Verspätung, dann aber mit eindrucksvollen elektronischen Bässen. Provokante Parolen, die wohl den Nerv des Publikums getroffen hätten, wenn denn mehr da gewesen wäre, werden von Synthi – Klängen untermalt, die mal hart daher kommen, wie beim Opener, oder eher ruhig und daher gar nicht zum aggressiven Gesang zu passen scheinen, wie beim finalen „Sag mir wo die Blumen sind“.
Aber auch dieser Gegensatz macht den Reiz der Stadtlohner Band aus. Auch in diesem Set wird übrigens der gute Rio Reiser zitiert. Diesmal „Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Dass dazu die Stars&Stripes zu Boden geworfen werden, ist eine Geste mit Symbolik. Dem leider etwas kurzen Auftritt des Solokünstlers folgt der der Friedensbauern.
Ein eingespieltes Team, das vor Inprovisationstalent und seltsam – ironischem Humor nur so strotzt. Ihr Motto ist „Poppen statt Kloppen“, ein großes Banner im Hintergrund gibt dies preis und Sänger und Gitarrist Frank weist per Durchsage auf die Matratze im Backstageraum der Band hin. Dann gibt’s aber auch noch Musik. Lustige Musik. „Freiburg“ von Tocotronic wird hier ein wenig aktualisiert und verschoben und das gute alte „Es gibt kein Bier auf Hawai – Geträumt – Laudato si – Medley“ darf natürlich auch nicht fehlen. Der Raum ist wieder etwas voller geworden und zum Schluß spielen die drei Perrückten dann noch das autobiographische „Sinnlos“ von ihrer Debut - Platte. Härter gings dann kurzer Zeit später bei Chambermade zu.
Metallastiger Sound, der das Publikum „bewegte“. Hier wurde gepogt bis zum Umfallen. Irgendwie „Korn“, irgendwie „Anthrax“. Mit Abstand der härteste Act des Abends. Dann folgten die großartigen Nazca Line. Ein guter Auftritt, vor großem Publikum, das wirklich begeistert war. Emotionale gesangliche Leistungen vom Gitarristen und Shouter prägten das Set. Hardcore muß SO klingen.
Leider kann die Formation nicht so viele Lieder spielen, da es zwischendurch Probleme mit dem Bass gibt. Sind aber trotzdem richtig groß!
Völlig unbekannt ist den Zuschauern, von denen sich immer mehr einfinden, die folgende Band mit dem Namen Plumplori. Dennoch haben die Musiker sofort die Leute auf ihrer Seite. Das Set, das zum Großteil aus Coverversionen von unter anderem Black Sabbath besteht, läd zum Tanzen ein.
„Paranoid“ ist mit Sicherheit einer der Höhepunkte der Vorstellung. Zum Schluss gibt’s dann noch Eigenkompositionen, die aber nicht weiter negativ auffallen. Die Stimmung ist richtig gut, und wenn man bedenkt, dass das der erste Auftritt der Formation ist, ist das schon beachtlich. Um halb acht gibt’s dann ein Wiedersehen mit Natural Noise.
Härter als sonst, ohne Keyboard, präsentieren die verbliebenen Fünf Lieder ihrer Demo-CD und neue Kompositionen. Desert Rock at its best. Alle N*N – Musiker tragen weiße Ganzkörperanzüge, die teilweise mit dem Schriftzug „Fush Buck“ beschriftet sind, oder blutige Einschusswunden zeigen. Dem Auftritt der Wüstenrocker folgt der von xy, ach nee, hatch 45, der Band mit den jüngsten Mitgliedern.
Die fünf Borkener spielen nur wenige Stücke ihrer Debut-Platte „Saladhead“, aber dafür viel Neues. Mit Sängerin Fahtima am Mikro überzeugen auch die neuen Kompositionen, wie „Treasure in my Head“ oder „Ex – norway“. Dann kommen martha, dazu schreibe ich aber nichts, weil ich da ja selber mitmache – he he.
Den wirklich würdigen Abschluss des Abends bereiten drei-viertel von She, blunts’N fireworks. Ohne Schlagzeug und Bass, dafür mit zwei Akkustik-Gitarren, zelebrieren die drei ihre Lieder, die teilweise vom ersten Album „Disco, Discovery, Freakshow“ stammen, wie „Alex’ Song“ oder „Full of hate“, teilweise aber auch nicht auf diesem vertreten sind, so wie „Sorry“. Dass Axel dann einige Saiten reißen, ist gar nicht so schlimm und tat der guten Laune der drei Musiker und dem nun ruhigeren Publikum keinen Abbruch. Bilanzierend kann man das Friedenskonzert als durchaus gelungen bezeichnen. Der straffe Zeitplan musste eingehalten werden, was teilweise natürlich nicht auf Gegenliebe stieß, aber letztendlich hat alles gepasst. Und dass so viele Bands und Zuschauer an dem Event teilgenommen haben, zeigt ja, dass Borken doch noch lebt.


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