Ev.-Luth. St.
Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan, USA
2. Sonntag in der Passionszeit, 19. März 2000
„ Gott erweist seine Liebe zu uns!“
von Vikar Michael Paul Sullivan
5... die Liebe
Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns
gegeben ist. 6 Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch
schwach waren, für uns Gottlose gestorben. 7 Nun stirbt kaum jemand
um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. 8
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren. 9 Um wieviel mehr werden wir nun durch
ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht
geworden sind! 10 Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch
den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir
selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. 11
Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn
Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.
Liebe
Mitchristen!
"Liebst
du mich?" Hast du jemals diese Frage gestellt? Gewiß haben wir alle das schon gesagt. Aber warum mußtest du fragen?
War es darum, weil du etwas getan hast, daß deines Erachtens der Liebe
deines Freundes im Wege stehen würde?
Wie hat dein lieber Freund geantwortet?
"Liebst
du mich?" Hast du jemals Gott
diese Frage gestellt? Haben wir nicht
alle? Und warum hast du so gefragt? War es darum, weil du etwas getan hattest,
daß deines Erachtens die Liebe, die Gott zu dir hat, verhindern würde? Ach, lieber Christ! Nichts könnte nimmer Gott davon abhalten,
dich zu lieben! Doch plagt uns unser
Alter Adam mit Zweifel.
"Lieber
Gott, liebst Du mich?" "Ja, ich liebe dich!" antwortet Gott.
"Ich will dir zeigen, wie sehr ich dich liebe." Gott
erweist seine Liebe zu uns - das wollen wir heute unter Anleitung des
Apostels Paulus betrachten. Er erweist
sie 1) durch den Tod Seines Sohnes, 2)
damit wir unserer Seligkeit gewiß seien.
1) Gott erweist seine Liebe zu uns:
durch Christi Tod.
Gott ... erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus
für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Dreimal in unserem Textabschnitt bestimmt Gott seine Liebe zu uns
durch den Tod Jesus. Ich glaube, das ist klar: liebst du jemanden, so wirst du
bereit sein, dein eigenes Glück für das Wohl des Geliebten aufzuopfern. Und die äußerste Liebe ist zum äußersten
Opfer bereit. Das sagte Jesus selbst, als er sprach: Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine
Freunde. Ja, Jesu Tod erweist wahrlich eine grenzenlose, unvorstellbar
große Liebe.
Auch Menschen erweisen
gelegentlich derart selbstaufopfernde Liebe.
Wer unter euch Eltern würde
nicht unter Umständen sein Leben für seine eigene Kinder aufgeben? Ich weiß, daß ich auch bereit sein würde,
für meine Eltern und Freunde zu sterben.
Sogar für gewisse Fremde, wie zum Beispiel für ein fremdes Kind, das in
Todesgefahr steht, wären wir vielleicht bereit, zu sterben. Aber wer unter uns würde auch nur daran
danken, für den Mann zu sterben, der unsern Lehrer, Don Habbek, verschlagen und
gelähmt hat? Wem würde es einfallen,
für die Menschen zu sterben, die unsere Kirche in Brand gesteckt haben? Wer von
uns würde für seine Feinde sterben?
Eben das ist das erstaunliche
an der Liebe Gottes zu uns: als wir noch
Gottlose waren - Sünder, Feinde Gottes - , ist Christus für uns gestorben. Dem Gottlosen mangelt alle Furcht Gottes. Vollkommen gottlos sind alle Menschen, außer
Christus, - ja, auch wir sind es, nach dem Fleische. "Hast du den neusten Witz über Jesus
gehört?..." Unsere Gottlosigkeit
zeigt sich etwa darin, daß wir Witze über Gott erzählen und uns über Gottes
Wort lustig machen. Unsere
Gottlosigkeit erweist sich darin, daß wir uns die Zeit nicht nehmen, Gottes
Wort regelmäßig zu lesen und studieren, oder daß wir uns fürchten, Christum vor
der Welt zu bekennen. Mit jedem
gehässigen Gedanken, mit jedem bösen Wort, erweist sich unser gottloses Fleisch.
Wir sind aber nicht allein
gottlos von Natur, wir sind auch schwach,
wie Paulus sagt. Wir sind eigentlich
ohnmächtig, wir können uns selbst nicht retten. Wir hatten überhaupt keine Macht, unser verdorbenes Verhältnis
mit Gott zu bessern. Wir waren tot (in)
[unseren] Übertretungen und Sünden.
Ihr wißt sowohl, wie ich, daß die Toten sich selbst nicht retten
können. Sie sind tot. Ohne Christus hatten wir überhaupt keine
Hoffnung, Gottes Freunde zu werden.
Unser Zustand war eigentlich so schlimm, daß wir nicht einmal Gottes
Freunde sein wollten.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus
für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Nur wenn wir unseren tatsächlichen Zustand ohne Christus erkennen,
leuchtet uns die Liebe Gottes in ihrer schönsten Farben entgegen. Als wir noch
ohnmächtige, elende Feinde Gottes waren, die vor Gott flohen und nichts mit Ihm
zu tun haben wollten, beschloß Gott, uns zu lieben. Er beschloß, uns so sehr zu lieben, daß Er Seinen Sohn in die
Welt sandte, daß Er für uns stürbe.
Stellt euch vor: Jesus Christus, da
er sich in Gottes Gestalt befand, hielt es nicht wie einen Raub fest, Gott
gleich zu sein; 7 sondern entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines
Knechtes an und wurde den Menschen ähnlich,
8 und in seiner äußern Erscheinung
wie ein Mensch erfunden, erniedrigte Er sich selbst und wurde gehorsam bis zum
Tod, ja bis zum Kreuzestod. (Schlatter).
Und also hat Gott den, der von
keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die
Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Gott strafte Seinen Sohn für uns,
an unserer Statt. Er tat es von Sich
aus, ohne unsere Bitte oder Flehen. Er
tat es, als wir Ihn noch haßten, noch Seine Feinde waren. Darin hat er seine erstaunende Liebe zu uns
erwiesen.
Gott hat Seine Liebe ... ausgegossen in unsre Herzen durch
den heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Das geschah zum ersten Mal für die Mehrzahl unter uns an dem seligen
Tag, da das Wasser der heiligen Taufe auf unser Haupt ausgegossen wurde. Durch
die Taufe hat uns der Herr das Ehrenkleid der Gerechtigkeit Christ angezogen
und schrieb Seinen Namen auf unser Herz indem Er den Glauben an Christus in uns
schuf. An unserer Taufe erklärte Gott
im Himmel: "Du bist mein Kind.
Heute bin ich dein Vater geworden."
Ja, jedes Mal, wenn wir das
Evangelium hören, gießt Gott seine Liebe in unsere Herzen aus. Jedes Mal, wenn
wir zum Heiligen Abendmahl kommen, fließt die Liebe Gottes in uns hinein durch
die Vergebung der Sünden, die wir im wahren Leib und Blut Christi empfangen.
Durch Seine Gnadenmittel, deren Trost wir im glauben genießen, bestätigt Gott
wiederholt Seine Liebe zu uns.
"Liebst
Du mich, Gott? Manchmal zweifele ich.
Ich zweifele, weil ich meine Sünde erkenne. Lieber Gott, sag mir bitte, daß Du mich liebst!" Lieber Christ, wenn es dir so ist in deiner
Seele, dann schau auf das Kreuz. Dort
hat Gott Seine Liebe zu uns erwiesen,
als Christus für uns starb. Er beschloß
uns zu lieben, obwohl wir seine Liebe keineswegs verdient hatten. Eben darum
hat Er uns geliebt: um uns mit Gott zu versöhnen und uns in ein neues,
versöhntes Verhältnis zu Gott zu versetzen. Deshalb hat Gott Seine Liebe zu uns
im Tode Seines Sohnes erwiesen.
2) Gott erweist seine Liebe zu uns: damit wir unserer Seligkeit sicher seien.
Um wieviel mehr werden wir nun durch
ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht
geworden sind! Jesu Tod war nicht zwecklos
oder grundlos. Er starb für uns, damit wir durch sein Blut gerecht erklärt
würden.
Erinnerst
du dich an die Predigt des vergangenen Sonntags? Unser Pfarrer redete von unserem großen Rechtsanwalt und
Verteidiger, Jesus Christus. Wir
hörten, wie Er, unser Heiland, ständig mit Gott unserem Richter spricht und
unsere Sache vor Ihm vertritt. Wir
hörten auch, daß Gott der Vater auf Jesus horcht und uns freispricht. Paulus zeigt uns hier den Grund auf welchem
unser Freispruch, unsere Rechtfertigung, geschieht, nämlich auf Grund des
Blutes Jesu Christi, Gottes Sohnes.
Ja,
Gott hat uns für unschuldig erklärt, weil unsere Strafe durch das Blut Christi
völlig gesühnt ist. Hat uns nun unser
Richter schon freigesprochen, was müssen wir denn den Zorn Gottes
fürchten? Müssen wir aus irgend einem
Grund an der Liebe Gottes zweifeln?
Nein! Wir werden durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, und
wir müssen uns vor nichts fürchten.
Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden
sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr
werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind! Durch Christi Tod hat uns Gott in ein neues Verhältnis zu
Ihm selbst gesetzt: wir sind nicht mehr
Gottes Feinde, wir sind nun Seine Kinder.
Durch den Glauben an den seligmachenden Tod Christi werden wir in dieses
neue Verhältnis versetzt.
Da wir nun mit Gott versöhnt
sind und in diesem neuen Verhältnis mit Ihm in Christo stehen, müssen wir uns
überhaupt noch um irgend etwas noch sorgen?
Nein. Wir wissen, daß wir das
ewige Leben haben. Wir wissen, daß wir
ewig leben werden, weil unser Herr Jesus lebt, wie Er selbst sagte: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Ist das nicht wunderbar --
diese totale Liebe, die Gott uns totalen Sündern erwiesen hat? Da nun Jesus für uns gestorben ist, müssen
wir uns vor gar nichts mehr fürchten, wie Paulus im achten Kapitel des
Römerbriefs schreibt: hat Gott seinen
eigenen Sohn nicht verschont ..., sondern hat ihn für uns alle dahingegeben -
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Und Gott verspricht uns auch alles! Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht. Er hat uns das ewige Leben geschenkt, und wir
haben keinen Grund daran zu zweifeln.
Das schwerste hat Jesus schon für uns getan: Er hat für uns gelitten und
ist an unserer Statt gestorben. Darum,
weil das schwerste schon getan ist, wissen wir, daß nichts unsere Seligkeit
verhindern kann. Wie wir auch letzten Sonntag hörten: ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch
Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch
eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus
ist, unserm Herrn.
"Liebst Du mich,
Gott? Manchmal zweifele ich." Die Zweifel an der Liebe Gottes zu uns
kommen aus unseren (ungläubigen) Herzen und von den Menschen, die uns umgeben. Viele Christen glauben, daß sie noch etwas
tun müssen, um selig zu werden, daß sie Gottes Gebote halten müssen, um in den
Himmel zu kommen. Wenn wir auf unsere
Mitmenschen horchen, die uns überzeugen wollen, daß wir "gute
Menschen" sein müssen, um selig zu werden, fallen wir entweder in die
Versuchung, daß wir meinen, Christi Vergebung irgendwie zu verdienen müssen,
oder in die Versuchung, an unserer Seligkeit zu zweifeln, weil wir erkennen,
daß wir nicht gut genug sind.
Wir wollen aber freilich
zugeben, daß wir nicht gut genug sind, und nie gut genug sein werden, um Gottes
Vergebung zu verdienen. Wir müssen sie
aber auch gar nicht verdienen, denn eben deshalb ist Christus in die Welt
gekommen, daß Er uns unwürdige Sünder durch Seinen Tod aus Gnaden die Sünden
vergebe.
Könnte ein Mensch es irgendwie
verdienen, daß eine anderer Mensch sein Kind für ihn erwürgen würde? Keineswegs!
Wie können wir uns denn vorstellen, daß wir den Opfertod des Sohnes
Gottes irgendwie verdienen können? Das
können wir nicht! Gott aber hat Seinen
Sohn für uns alle dahingegeben, weil Er uns liebte und uns retten wollte.
Hört, was Paulus den Christen
in Kolosse schrieb, die sich auch unwürdig fühlten: Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden
und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.
Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und
hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten
ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen
Triumph aus ihnen gemacht in Christus. So laßt euch nun von niemandem ein
schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten
Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des
Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus.
"Liebst
du mich, Gott?" Ja, Er liebt dich. Er hat Seine Liebe in dem Kreuzestod
Seines Sohnes erwiesen, und dadurch ist deine Seligkeit gewiß. "Wirst Du mir Deine Liebe weiterhin
erweisen, lieber Gott?" Ja, das
wird Er tun. Er wird dir heute den
wahren Leib Seines Sohnes, der für dich am Kreuz gestorben ist, geben. Er wird
dir heute das wahre Blut Seines Sohnes geben, das deine Seligkeit erworben
hat. Er führt dich heute abermals zum
Kreuz, wo Er dir alle deine Sünden vergibt.
"Lieber Gott, nun weiß ich, daß Du mich liebst. Danke, daß Du mich wiederum getröstet hast.
Laß mich nie an Deiner Liebe zweifeln." Amen.