Ursprung der malaienartigen Huehnerrassen


Wussten Sie schon, dass alle Haus- oder Rassehuehner mit gelbem Laufpigment und roten Ohrlappen Malaien-Blutanteile besitzen und deshalb zu orientalischen oder malaienartigen Huehnerrassen gehoeren? Der folgende Text behandelt die Frage, wieweit der immer noch archaisch wirkende Malaie und das Bankivahuhn in seinen Unterarten und andere Wildhuehner an der Haushuhnwerdung beteiligt sein koennten.

Seit der hollaendische Ornithologe Conrad Jakob Temminck in seiner "Histoire naturelle generale des Pigeons et des Gallinaces", Band 3, Amsterdam 1813-1815, die Existenz eines praehis- torischen Riesenhuhnes (Gallus giganteus, Riesenwildhuhn oder auch Jagohuhn) formuliert hat, haben sich viele Debatten an der aufregenden Frage der Herkunft der uralten malaienartigen Huehnerrassen und der sich daraus entwickelnden Haus- und Rassehuehner entzuendet. Einige, Darwin (1809-1882) folgend, haben behauptet, dass alle Haushuhnrassen ausschliesslich dem roten Dschungelhuhn (Bankiva) entstammen, was, wie spaeter bewiesen wurde, falsch ist, denn die vier Arten an Huehnern, die man heutzutage noch wild antrifft, koennen miteinander gekreuzt werden und die so entstandenen Individuen sind in der Mehrzahl fortpflanzungsfaehig.
Die Kreuzungen von Gallus varius aus Java ergaben in der Regel sterile Huehner; die anderen wilden Huehnerarten sind das Sonnerathuhn (das graue suedindische Huhn), das Lafayettehuhn (Wildart aus Ceylon) und das Bankivahuhn (das rote Dschungelhuhn Indiens in mehreren geogra- phischen Unterarten). Anpaarungen mit dem Sonnerat oder dem Lafayette jeweils mit dem Ban- kiva in seinen Unterarten ergeben fruchtbare Nachkommen. Schwieriger gestalteten sich Kreu- zungen dieser Hybriden unter sich in einigen Versuchen.

Andere Experten haben folgerichtig spaeter Thesen aufgestellt, dass der Ursprung der malaien- artigen Rassen klugen Mischungen der vier Wildarten zu verdanken ist, starke phaenotypische Variationen seien durch Kreuzungseffekte entstanden. Jedoch liegen immer noch keine Belege vor, damit man dieser Theorie Glauben schenken koennte. Man darf nicht aus dem Auge verlieren, dass die malaienartigen Huehnerrassen fast alle Kampf- huehner sind. Sie kann man heute in ihrem Ursprungsland, sowie mittlerweile auf der ganzen Welt, wo Hahnenkampf betrieben wird, sehen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Selek- tion auf einen bestimmten Kampfstil, der in dem betreffenden Land vorherrscht. Durch die zuech- terisch erzielten koerperlichen Merkmale soll der Hahn dann beim Kampf alle Vorteile nutzen koennen. Es kommen alle Farben vor, die Dunklen werden allgemein bevorzugt, es ist auch eine Sache der Liebhaberei oder zur Unterscheidung der Blutlinien.

Einige Merkmale dienen wohl wirklich nur zur Unterscheidung der Zuchtlinien und nicht so sehr dem Vorteil im Kampf: Sehr helle Augen, die Schwanzform oder -laenge, der Erbsenkamm bis Wulstkamm oder die Anzahl der Reihen der Schuppen auf dem Lauf (Mittelfuss). Die Schuppen- reihen koennen zwischen 2 bis 7 variieren je nach der malaienartigen Rasse. Dieses Merkmal findet man bei keiner der oben genannten Wildhuhnarten, die noch heutzutage existieren!

Wo kommen also diese charakteristischen Merkmale her? Es koennen

a) Mutationen sein, die sprunghaft aufgetreten sind oder

b) sie sind weiteren, aber seit weit ueber 5000 Jahren ausgestorbenen Wildhuhnarten zu verdanken. Die Legende sagt: Dem sogenannten "Gallus giganteus"

Diese "b)" These ist - obwohl Legende, doch die wahrscheinlichste, wenn sie auch nur mit gentechnischen Methoden beweisbar ist.

Um die Moeglichkeit der Existenz des Gallus giganteus zu verneinen, brachte Darwin vor, dass man niemals ein Skelett oder die fossilen Reste dieser Art gefunden hat. Darauf kann man antworten, dass die Reste der mehr oder weniger entfernten Vorfahren des Bankivahuhnes waehrend seiner bisherigen Evolution bis heute nicht gefunden wurden. Darwin konnte aber nicht dazu gebracht werden, die Prinzipien der von ihm aufgestellten Evolutionstheorie zu modifizieren. Vor einigen Jahren fand man am Fluss Indus in der Naehe der Stadt Harappa an einer Ausgrabungsstaette in einer der "Indus-Zivilisation" zugesprochenen Bodenschicht Knochen einer vor ueber 4000 Jahren existierenden Riesenhuhnart, die beweisen, dass Temminck Recht hatte mit seiner These, dass die malaienaehnlichen Kaempfer mit ihrem Erscheinungsbild praehistorischer Tiere (Temminck) die UEberlebenden einer archaischen Form von Gefluegel sind, die wenig flugfaehig waren und im Wildzustand nur ueberleben konnten in fuer Raubtiere unzugaenglichen Regionen, wie etwa Inseln, auf denen spaeter zugewanderte asiatische Eingeborene sich ihrer annahmen und sie im halb- wilden Zustand im Schutze ihrer Huetten hielten (rudimentaere Huehnerhaltung). Diese Menschen bewirkten ihr UEberleben durch die dann entstandene Freizeitbeschaeftigung" Hahnenkampf". Den Hahnenkampf betreiben in Asien auch heutzutage Millionen (!) von Menschen sehr ernsthaft, fach- maennisch und besonders leidenschaftlich.

Die malaienartigen Huehnerrassen (Rhodelaender, New Hampshire, Wyandotten usw.), die man heutzutage antrifft, sind fast alle Produkte aus Mischungen von Malaienabkoemmlingen mit Bankivaabkoemmlingen (die Huehnerrassen mit dem Zackenkamm). In der Tat muss man feststellen, dass die Rasse mit der groessten Typhaftigkeit der Malaienartigen die heutigen Malaien selbst sind, mit einem grossen Ausdauerpotenzial, sehr kraeftig, aber langsam, wenig aktiv und doch sehr intelligent und behende, die Erfolge haben beim Hahnenkampf, wenn man sie mit bankivaartigen und sumatraartigen Huehnern kreuzt. Solche Kreuzungen sind an verschiedenen Orten zu verschiedenen Epochen gemacht worden und haben kleine Wunder an Effektivitaet hervorgebracht: Leistungshybriden mit dem Heterosiseffekt. Die nordindischen Asil (gross und klein) und besonders die Shamo. Man kann bei den Malaienartigen gewisse Exemplare sehen, die alle Charakteristika in sich vereinen, welche sie sehr deutlich von den heutigen Wildrassen unterscheiden. Die Unterschiede sind wie folgt:

Kamm, in Form einer halben Walnuss (Erdbeerkamm) oder der Erbsenkamm
Schaedel, massiver, grosser, mit breiten Augenbrauenwuelsten
Augen, blassgelbe, perlfarbige, in der Jugend graugruen, wenn reinrassig
Schnabel, grosser, an der Spitze hakenartiger, der konkave, schneidende Raender
aufweist, mit teils doppelt angelegten Kruemmungen des Oberschnabels
Kehllappen, nur angedeutete
Kehlwamme, ausgepraegt
Hals, starker, langer, bemuskelter
Rumpf, insgesamt sehr bemuskelt (muss sich hart anfuehlen)
Bewegungen, langsame
Gang, schreitend, majestaetisch (Fersengelenk wird durchgedrueckt)
Ausdauer, bemerkenswerte
Ruecken, mehr oder weniger gerundet, besonders deutlich in der Naehe
des Halsansatzes
Fluegel, kurz, gut seitlich angelegt, das Ellenbogengelenk (Fluegelrose) hoch gehalten
Schultern, hoch gezogen
Schwanz, tief getragen
Steuerfedern, schmale, mit horizontaler Stellung, manchmal erscheint das Bild
eines sog. "Garnelenschwanzes"
Buerzeldruese, sehr entwickelt
Bauch, klein, fast geschlossen mit dem Ende des Brustbeines, das
somit sehr nah am Steissbein liegt, die Beckenknochen haben
ihre Enden nahe zusammen. Mittelfuss (Lauf), lang und robust, die Fusswurzeln sind lang. Bei anderen Formen
der malaienartigen Huehnerrassen (Asil, Shamo fuer Hahnenkampf) werden
sie so kurz wie moeglich selektiert (was besserer Kraft entspricht)
Lauf, weist 3 bis 4 Reihen von Schuppen auf (manchmal bis zu 7 Reihen von
kleinen schmalen Schuppen, waehrend die 4 Wildarten nur 2 Reihen haben
Sporen, auffaellig gerade und kegel- oder zapfenfoermig, eher etwas nach unten
gerichtet und kurz. Das Wachstum der Sporen ist langsam. Asil haben
offensichtlich Vorfahren der Bankivagattung, denn sie haben Sporen, die
lang werden in schnellem Wachstum und sind nach oben gerichtet.
Mantelgefieder, knapp und von harter Struktur: Es laesst an einigen Stellen die
dem Licht ausgesetzte und damit rote Haut sehen.
Besonders die sog. "Fluegelrosen" = Ellbogen sowie der Bereich der Brust und des Bauches. Das Brustbein ist in seiner ganzen Laenge zu sehen
sowie das anatomische Knie.
Wachstum des Gefieders, geschieht mit einer Verzoegerung (asiatische Gefieder-
bremse), die charakteristisch ist fuer asiatische Rassen
Kraehruf, ist rauh und kurz
Wachstum, dauert je nach Endgroesse bis zu 10 Monaten
Vitalitaet, besondere, vererbbare
Wirtschaftlichkeit, indirekt, durch Kombinationszucht zu erzielen,Winterleger brauner Eier

Viele der aufgefuehrten Merkmale sind durch Selektion erzielt worden, indem man Hunderte von Jahren immer mit den Siegern des Hahnenkampfes weiterzuechtete, die als Vorteil dieses Merkmal hatten und auch weitervererbten: Mehr Muskulatur, kraeftiger Schnabel, harte Befiederung, wenig Schmerzfuehlung, Ausdauer und Wille, durchzuhalten in den Stunden des Kampfes, denn frueher kaempften die malaienartigen Haehne ohne Stahlsporen, es ging immer nur um die Ausdauer. Wie heutzutage z.B. im tuerkischen Hahnenkampf (s. GB Nr. 5, 1991) oder wie in Indien.

All das im Hinblick auf eine Selektion auf den Kampf hin gerichtet. Aber die anderen Merkmale, die nicht fuer eine gewisse Nuetzlichkeit fuer den Kampf erklaerbar sind, woher kommen sie?

Das Raetsel bleibt so lange ungeloest, bis z. B. der BDRG in Auftrag geben wuerde, die Malaien und seine Abkoemmlinge (Rhodelaender, Wyandotten) genetisch untersuchen zu lassen im Vergleich mit den reinen Bankiva und seinen Abkoemmlingen (Italiener, Leghorn, Brakel). So etwas ist be- reits geschehen bei den Hundeartigen (Schakalen, Kojoten) im Vergleich mit den Haushunde- rassen, um herauszufinden, ob der Wolf massgeblich an der Entstehung des Haushundes beteiligt ist (TIBS 1993 Nr.9, Seite 187 - 225). 1984 hat eine japanische Forschergruppe die jap. Huehnerrassen (u.a. orientalische Kaempfer z.B. Shamos) genetisch untersucht in Bezug auf ihre Verwandtschaft mit den drei Wildhuhnarten (Japan. Poultry Science 21 (6), 1984, Seite 318 - 329), mit dem Ergebnis, dass doch noch eine zwar kleine, aber doch genetische Distanz zum Bankivahuhn besteht. Die Distanz zu den anderen Wildhuhnarten ist groesser. Dieser Abstand der Verwandtschaft beweist ein heute nicht mehr lebendes Bindeglied in der Verwandtschaft der Gallus-Familie!

Heutzutage waere es moeglich, diese akute Frage, die Darwin und seine Anhaenger damals arrogant abwehrten, zu beantworten. Die Moeglichkeiten waeren neben den Blutuntersuchungen die Elektro- phorese der Blutproteine sowie der Albumine des Eies und die computerunterstuetze Auswertung der DNS des Zellkernes in seinen Aminosaeuren-Bausteinen. Erleichternd ist hierbei, dass Voegel im roten Blutkoerperchen noch einen Zellkern besitzen, den die Saeugetiere nicht mehr haben. Auch die Wirtschaftsgefluegelzucht ist hier angesprochen, Mittel bereitzustellen, um diese For- schung betreiten zu koennen, um Aufschluesse zu bekommen, wie man am besten die Zucht weiter betreiben sollte. Denn alles Wirtschaftsgefluegel und Mastgefluegel (Broiler) sowie ein Grossteil des Rassegefluegels (alle Rassen mit gelben Laeufen und roten Ohrlappen) fuehren Malaienblut. Eine solche Gelegenheit fuer die Forschung ist heutzutage gegeben!

Es koennen zahlreiche Vertreter dieser Thesen erwaehnt werden, wie z. B. der Chilene Dr. C.A. Finsterbusch, der Verfasser des wohl beruehmtesten Buches "Cockfighting all over the World" sowie unzaehlige namhafte Zuechterfreunde innerhalb Deutschlands sowie der benachbarten Anrainerlaender in Europa. Die Lehrbuecher muessen dringend in dieser Hinsicht korrigiert werden, denn die Darwin`sche These, dass das Bankivahuhn der alleinige Urelter unserer Haushuehner sein soll, ist gut anfechtbar. Nun gilt es, das mit wissenschaftlichen Belegen zu beweisen. Unsere Organisation (BDRG) ist aufgerufen, in dieser Hinsicht taetig zu werden. In der Zwischenzeit habe ich mir das Buch bestellt von Dr. Lewis Stevens von der University of Stirling (GB) : Genetics and Evolution of the Domestic Fowl, Cambridge University Press, (1991). ("Vererbung und Evolution des Hausgefluegels") Ich werde mich mit der Geschichte der Malaien befassen, denn aufgrund dieses Buches kann ich mehr Hintergrundwissen ueber das erste anerkannte Rassegefluegel Deutschlands (ab 1834) und der Hauptblutlinienbildner der meisten Wirtschaftsgefluegelrassen sowie des Rassegefluegels erfahren:

Ueber unsere Malaien!








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