Rueckblick und Zukunftsprognosen sowie Trends
Ist es nicht fuer uns Malaienzuechter und -liebhaber ein erhebendes Gefuehl, wenn uns die gefiederten Freunde freudig begruessen? Empfinden wir nicht auch etwas Stolz, wenn sich unsere Malaien gut entwickeln und bei Rassegefluegel-Ausstellungen praemiert werden? Wir haben uns fuer eine Huehnerrasse entschieden, die zu den aeltesten, markantesten, stolzesten, schwersten, zutraulichsten, staerksten, rustikalsten und groessten Haushuehnern gehoert: Den charaktervollen orientalischen Kampfhuehnern, den Malaien.
Die asiatischen Voelker zuechteten bereits mit Hingabe diese Tiere vor vielen Jahrtausenden (seit ca. 4500 Jahren!) wegen ihrer Leidenschaft: Dem Hahnenkampf. Der weibliche Anteil dieser Bevoelkerung tolerierte diese Hinwendung sehr gerne, fielen doch Eier und Fleisch an fuer die ueberwiegend als kaerglich zu bezeichnende taegliche Speisekarte.
Auf verschiedenen Wegen sind Malaien mehrmals nach Europa eingefuehrt worden. Nachgewiesen wurden sie schon ab 1570 im deutschsprachigen Frankfurter Raum. Das ist belegt durch ein zeitgenoessisches Gemaelde des Altmeisters Ludger tom Ring dem Juengeren. Der Malaie und seine Nebenlinien (die orientalischen Kampfhuhnrassen) haben sich als Initiatoren, Erneuerer und Stabilisatoren vieler Rassen bewaehrt durch seine besondere vererbbare Vitalität, dem grossrahmigen Koerper, der Winterlegetaetigkeit und dem vorzueglichen Geschmack der braunen Eier und dem feinsten Tafelfleischgenuss. Man kann berechtigt sagen: Ohne orientalische Kaempfer wuerde das jetzige Rassegefluegel sowie das Wirtschaftsgefluegel garnicht existieren! Die Menschen der Neuzeit haben schon frueh erkannt, dass diese Voegel und auch all´ die anderen Nebenlinien der orientalischen Kampfhuhnfamilie nicht nur kulturhistorische, unbedingt erhaltenswerte Huehnerrassen darstellen, sondern gerade in unserer Zeit wertvollste Genreserven darstellen! Wir haben uns im Sonderverein Deutscher Malaienzuechter zusammengefunden wegen der Freude an den hervorragenden malaisischen Kampfhuehnern in ihrer Urigkeit, sie zu zuechten und zu (er-)halten. 1996 waehrte unsere Zuechtergemeinschaft schon 30 Jahre! Die jedes Jahr von einem unserer Zuechterfreunde organisierten Sommertagungen erfreuen sich guten Besuches durch die SV-Mitglieder und interessierten Gaeste. Freundschaften werden aufgefrischt, Tiere getauscht und man lernt neue Zfr. kennen. Durch die recht hohe Mitgliederzahl (1998 = 62 SV-Mitglieder) kann man die Zuchtbasis als gediegen bezeichnen, das gibt Sicherheit. Durch die Praesenz auf den Schauen sowie erhoehte Werbung und Information durch Veroeffentlichungen nicht nur an den Kaefigen und in den drei Fachzeitungen Gefluegel-Boerse, Deutscher Kleintierzuechter und die Deutsche Gefluegelzeitung, sondern auch im Internet, verschiedenenFachbuechern und am Informationsstand des Verbandes der Sondervereine fuer Huehner, Gross- und Wassergefluegelzuechter (VHGWZ) macht unser SV auf sich aufmerksam . Denn wir haben uns einer verantwortungsvollen Aufgabe verschrieben: Wir verwalten und foerdern durch die Zucht dieses wohl aeltesten Haushuhnes bedeutende Genreserven, die die Menschheit in der Zukunft besonders dringend brauchen wird: Durch die Wahrung unserer Malaien (und anderer altasiatischer Kaempferrassen) stehen wir mit an der Pforte, durch die lebenserhaltende und lebensregenerierende Materie zur Erzuechtung des Wirtschaftsgefluegels fliesst. Durch die juengsten Fleischskandale (Fischwuermer, Schweineseuchen, durch die durch Rinder und Schafe ausgeloestes BSE) wird die Zukunft und Ausrichtung der kuenftigen Welternaehrung immer klarer und auch sicherer: Es wird Huehnchenfleisch (Gefluegelfleisch) sein! In diese Kategorie fallen natuerlich auch Puten, Gaense und Enten. Denn die BSE-uebertragenden (Saeugetier-) Proline werden gluecklicherweise nicht an die genetisch zu weit entfernten Voegel uebertragen, auch wenn im Kraftfutter des Gefluegels Tierkoerpermehl enthalten ist. "Huehnchen" sind leicht verdaulich, sehr wohlschmeckend und geradezu ideal fuer den modernen Menschen, der ja nicht mehr so schwer arbeiten muss. Es ist eigentlich nicht mehr notwendig, sehr hochwertige Saeugetiere (Rinder, Schweine) fuer die menschliche Ernaehrung massenhaft zu zuechten und zu schlachten. Huehnerhaltung ist nicht so kostenintensiv und auch einfacher zu bewerkstelligen.
Damit die Malaien aber auch weitgehend so bleiben, wie die asiatischen Zuechter es sich schon seit Jahrtausenden vorstellten, ist es die Aufgabe von jedem Malaienzuechter, die besondere Vitalitaet dieser archaischen Huehnerrasse in den zuechterischen Vordergrund zu ruecken. Ich beobachte seit Jahren den Trend, dass besonders hoch gestellte Malaienhaehne nicht mehr sicher auf ihren zu langen Beinen stehen und offensichtlich Hueftschmerzen haben, denn sie legen sich nach einiger Zeit immer hin. Durch Selektion auf einen staemmigeren Typ kann dem Trend auf immer hoeheren Stand abgeholfen werden. In den letzten Jahren habe ich Haehne gezuechtet, die trotz ihres bulligen Aussehens ueber 75 cm gross sind. Diese Groesse ist voellig ausreichend und dem Standard entsprechend! Auf Ausstellungen wurden in der Vergangenheit die sehr hellen weizenfarbigen Hennen in der Noten- und Preisvergabe bevorzugt. Diese hatten auch schon wenig schwarzes Pigment im Hals, Schwanz und Schwingenbereich. In der Gefluegel-Boerse von 1897 ist die Musterbeschreibung veroeffentlicht. Diese liegt dem SV Deutscher Malaienzuechter im Original vor. In ihr steht eine genaue Definition der semmelfarbenen Auspraegung. Der kurze direkte Weg, den wir beschreiten sollen, ist ganz einfach: Halten wir uns doch an den Standard und phantasieren und philosophieren nicht unnuetz herum! Stabile Malaien mit einer deftigen semmelfarbigen Weizenfarbe sind die orignalen! Sie sollen doch auch wie Kampfhuener aussehen und Kraft verkoerpern! In der Heimat sind es die Dorfhuehner, die rudimentaer geahlten werden und dort bei den Huetten der Eingeborenen halbwild umherlaufen und wo ab und zu (oder auch taeglich) die Haehne fuer den Hahnenkampf herangezogen werden. Wer Malaien kennt, weiss auch, dass dieser Hahnenkampf auf Ausdauerqualitaet ausgerichtet ist und nicht etwa mit den tueckischen und zeitverkuerzenden Stahlsporen ausgefochten wird. In der Heimat geht solch ein Kampf ohne weiteres bei eventueller Ebenbuertigkeit ueber zwei Stunden hinaus! Beide Haehne koennen ohne groesseren Schaden ueberleben und wieder herangepaeppelt werden. Der weizenfarbige Farbenschlag ist in Deutschland und in Europa mit Abstand der meistverbreiteste und durchgezuechtetste und hat damit die groesste Zuchtbasis. Die Rotgesattelten sind mittlerweile ebenso gut wie die Weizenfarbigen geworden. Wir wuenschen uns fuer die Zukunft, dass alle dem rotgesattelten Farbenschlag zugehoerigen Hennen demnaechst mit der gewuenschten Lachsbrust gezeigt werden. Das ist moeglich, indem als Basis die wildfarbigen Malaien genutzt werden, deren Hennen die Lachsbrust oder roetliches Brustpigment zeigen. Bei den Wildfarbigen sieht der Hahn praktisch wie ein Vertreter der Weizenfarbe aus, nur dass die schwarze Brust mit brauner Schaftstrichzeichnung erscheint. Die Hennen kommen in der Wildfarbe mit oder ohne Flitter vor und zeigen ueberwiegend die Lachsbrust. Wir streben dort bei den Hennen gelbe Lauffarbe an, weidengruene Laeufe sind aber erlaubt. Die Fasanenbraunen sind mitunter noch etwas untersetzt im Stand, aber das wird sich mit der Zeit geben, da auf Groesse und hoeheren Stand selektiert wird. Der fasanenbraune Hahn sieht recht dunkel aus, aber durch sein braunes Fluegeldreieck sowie die angedeutete Hennensaeumung gibt er seine farbliche Zugehoerigkeit preis. Die Hennenfarbe ist recht bekannt durch die Barnevelder oder indischen Kaempfer. Im Gegensatz zu den Barneveldern genuegt es bei den Malaienhennen, eine nur einfache schwarze Saeumung vorzuweisen auf mahagonifarbener Grundfarbe. Ein immer wiederkehrendes Problem sind die doch sehr pigmentierten Laeufe der Hennen, dieses haengt mit der Gefiederfarbe zusammen und wird sich zukuenftig zuechterisch ausbalancieren lassen. Der schwarze Farbenschlag ist in der Hennenkategorie schon gut in der Qualitaet, jedoch zeigt ein ueberwiegender Teil der Haehne Rot im Hals- und Sattelbehang. Auch dort wird die langjaehrige Selektion fuer Besserung sorgen in der Lauffarbe und der noch nicht idealen Koerperform der Hennen. Hier haben wir aber nur eine sehr kleine Zuchtbasis. Gesperberte Malaien leiden noch etwas unter den langen spitzen Gesichtern, die alljaehrlich immer wieder auftauchen. Abhilfe wuerde eine groessere Zuechterbasis bringen, weil der Blutaustausch sonst nicht gewaehrleitet ist. Der Typ ist aber schon sehr charaktervoll und ausstellenswert. Weiáe Malaien waren schon immer sehr selten und haben und hatten eine kleine Zuchtbasis. Durch unsere gewieften Zuechter ist die Qualitaet aber doch als ausgezeichnet zu bezeichnen. Genetisch bedingt durch die weisse Feder, ist sie auch zudem etwas weicher. Die Tiere selbst sind auch feingliedriger und haben dadurch auch nicht den kraeftigen Kopf wie z.B. bei dem weizenfarbigen Hauptfarbenschlag. Durch die knappe Feder kann man gerade bei diesem weissen Farbenschlag die rote Haut kontrastreich durchschimmern sehen! Porzellanfarbige Malaien sind wohl die seltensten unter unseren Raritaeten. Wer sich daran wagt, muss doch eine groessere Stueckzahl zuechten selbst von guten Elterntieren, um nur etwa 10 Stueck ausstellen zu koennen. Diese Farbe hat die Eigenschaft, den Weissanteil von Jahr zu Jahr zu vergroessern bei den Alttieren. Deshalb kann man getrost Jungtiere, die im ersten Jahr noch nicht genuegend Weissanteil haben, spaeter ausstellen. Das erfordert aber eine erhoehte Portion Fachwissen, die Zuchtstaemme ausgleichend zusammen zu stellen. Die Lauffarbe ist ohne weiteres auch etwas kunterbunt wie ein Puzzle, aber das ist durchaus normal. Es ist aber notwendig, eine gehoerige Portion Gelbpigment zu erhalten, weil die Lauffarbe sonst in die Fleischfarbe (wie bei den Orpingtons) abdriftet. Abschliessend moechte ich bemerken, dass ich vorausgesetzt habe, dass jeder, der diese Zeilen liest, sich mit dem Standard einigermassen auskennen wird. Falls nicht, kann man das ja nachholen. Es ist sicherlich muessig, den Standardtext weitgehend in jedem Artikel zu wiederholen. Denn das ist fuer die meisten Zuechterfreunde doch etwas ermuedend. Meine Zukunftsprognose fuer die Malaienzucht sieht sehr rosig aus, denn wir haben zur Zeit keinen Farbenschlag brach liegen und einige Zuechterfreunde arbeiten schon an diversen Blauvarianten und an der Farbe Rot. Im Sonderverein Deutscher Malaienzuechter sind 1998 immerhin 62 in Europa wohnhafte Zuechterfreunde registriert. Fuer die naechste Dekade moechte ich gerne Malaienzuechter europaweit unter einer Organisation vereinen, denn zusammen sind wir stark und koennen uns mit unserer Aufsehen erregenden Rasse ueberall sehr gut praesentieren. Dieses wuerde eine Umbennung unseres "Sondervereins Deutscher Malaienzüchter" = "German Malay Club" erfordern: "Sonderverein Europaeischer Malaienzuechter e.V." = "European Malay Club" oder "Internationale Malaienzuechter Gesellschaft"= "International Malaybreeders Society". Diesbezueglich warte ich aber gerne auf andere innovative Vorschlaege.
Werner Lamkemeyer jr.
Vors. Sonderverein Deutscher Malaienzuechter e.V. von 1966 (SV Malaien)
German Malay Club (GMC)
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