"Our Love is here to stay..."
Charlton und Lydia Heston feiern ihren 60.
Hochzeitstag
Am 17. März 1944 begaben sich zwei junge Leute frohen Mutes in eine Kirche um sich dort trauen zu lassen. Dass es in Strömen regnete störte sie nicht weiter. Sie liefen lachend zum Altar, wo der Pfarrer bereits auf sie wartete. Zwei Angestellte fungierten als Zeugen.
Kennen gelernt hatten sich Charlton Heston und Lydia Marie Clarke an der Northwestern-Universität in Chicago, wo sie beide Theaterwissenschaften studierten. Obwohl Chuck sich sehr zu diesem hübschen
Mädchen mit dem schwarzen Haar – sie kam aus Two Rivers, Wisconsin – hingezogen fühlte, fehlte ihm anfangs der Mut es anzusprechen. Bis der Zufall – oder war es das Schicksal? – ihm zu Hilfe kam. Eines Tages wandte Lydia sich an ihn und fragte ihn wie sie ihre Rolle in einem Stück, das sie gerade probte, gestalten sollte. So entfaltete sich ein langes Gespräch über Gott und die Welt. Es folgten weitere Begegnungen: Spaziergänge am Seeufer, im Schnee, eine Einladung zu einer Tasse Tee… Es dauerte nicht lange, bis Chuck klar war, dass er sich bis über beide Ohren in Lydia verliebt hatte. Sie mochte ihn, wollte sich aber nicht festlegen, nichts überstürzen. Sie hatte nicht die Absicht zu heiraten oder – noch viel schlimmer – schwanger zu werden bevor sie ihr Studium beendet hatte. Chuck, verliebt wie er war, machte ihr hartnäckig den Hof und ließ nicht locker. Doch sie war nicht von ihrem Entschluss abzubringen.
Inzwischen hatten die Japaner Pearl Harbor angegriffen und Amerika befand sich im Krieg. Jeder Mann im Alter zwischen 17 und 40 Jahren wusste, dass er über kurz oder lang in einer Uniform stecken
würde. Charlton Heston heuerte bei der Army Air Corps an. In der Zeit bis er seinen Marschbefehl bekam arbeiteten er und Lydia viel zusammen und kamen sich so näher. Viel Zeit zum Ausgehen hatten sie nicht und Geld für Geschenke war auch keins vorhanden. Aber sie genossen es, in ihrer spärlich bemessenen Freizeit spazieren zu gehen und sich dabei zu unterhalten.
Eines Tages erfuhr Lydia, dass ein junger Mann, den sie von früher kannte – sein Name war Pete –, sich in der Stadt aufhielt. Er studierte an der Yale-Universität und ging zur Navy. Sie war zwar nie mit ihm ausgegangen, aber sie wollte sich mit ihm zum Essen treffen. Chuck akzeptierte es widerstrebend. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendein Schnösel ihm sein Mädchen entwenden könnte, und das auch noch so kurz bevor er eingezogen wurde. Er musste etwas unternehmen um das zu verhindern. Also begab er sich ins Ridge Road Restaurant, wohin die beiden sich verabredet hatten. Unterwegs überlegte er sich, wie er Lydia überzeugen konnte, mit ihm zu kommen. Im Gasthof saßen einige Leute an einem Tisch und dinierten. Als er das Lokal betrat, drehten sich die Leute neugierig zu ihm um und starrten ihn an. Plötzlich waren all die schönen Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, wie weggeblasen. Er ging zu seiner Lydia, ergriff ihre Hand und sagte nur: „Komm mit mir.“ Sie stand auf und verließ den Raum mit ihm. Nun war sie unwiderruflich sein Mädchen geworden. Sie liebte ihn, aber sie wollte zuerst ihr Studium beenden. Als verheiratete oder schwangere Frau hätte sie ihren Platz im Studentenwohnheim verloren.
Chuck kam in ein Ausbildungslager nach Greensboro, North Carolina. Hunderte solcher Trainingscamps wurden überall im Land errichtet um die Untauglichen auszumustern und den Rest für den Dienst einzuarbeiten: das Erlernen des Morse-Codes, das Handhaben von Maschinengewehren, das Identifizieren von feindlichen Flugzeugen usw. Jeder Brief, den er von dort an sein Mädchen schrieb, enthielt einen leidenschaftlichen Heiratsantrag. Doch Lydia ließ sich nicht umstimmen. Er griff auf den uralten Trick zurück, den Soldaten schon immer eingesetzt haben: „Es kann Jahre dauern bis wir uns wieder sehen; möglicherweise sehen wir uns nie wieder. Wir brauchen etwas, das wir immer uns bei uns haben können.“ Und: „Stell dir vor, Liebling, wenn wir verheiratet sind, dann bekommst du $10.000 auf die Hand, sollte ich ums Leben kommen.“ Doch das alles nutzte nichts.
Der erbarmungslose Drill der Ausbildung verdrängte zeitweise den Gedanken ans Heiraten: vor
Erschöpfung hatte Chuck es aufgegeben, in seinen Briefen eine Hochzeit auch nur zu erwähnen. Dennoch, als er eines Tages nach einem anstrengenden Training übermüdet in seine Baracke zurückkam, fand er auf seiner Pritsche ein Telegramm vor: „Habe beschlossen deinen Antrag anzunehmen. Alles Liebe. Lydia.“
Endlich wurde geheiratet. Lydia kam für ein Wochenende nach Greensboro. Chuck bekam 48 Stunden Urlaub. Er besorgte die notwendigen Papiere, buchte ein Zimmer in einem Hotel, kaufte einen Ehering und ging dann zum Bahnhof um Lydia abzuholen. Danach begaben sie sich beide auf der Suche nach einer Kirche, wo die Trauung stattfinden konnte. Ihr Blick fiel auf ein hübsches weißes Häuschen im Kolonialstil; ein Schild mit der Aufschrift „Grace-Methodist“, das im Vorgarten stand, zeigte ihnen, dass sie gefunden hatten, wonach sie gesucht hatten. In der Kirche begegneten sie zwei Damen, die in der Küche damit beschäftigt waren, ein Abendmahl zuzubereiten. Sie wurden mit dem Pfarrer verbunden, der sich sehr entgegenkommend zeigte: natürlich würde er sie trauen; ja, zwei Stunden würden ihm passen; nein, er würde kein Geld nehmen, nicht von einem Soldaten.
Nachdem sie sich im Hotelzimmer umgezogen hatten, liefen sie zurück zur Kirche. Es fing an zu regnen, doch das konnte ihre Freude nicht trüben. Sie liefen lachend zum Altar, wo sie bereits erwartet wurden. Der Bund fürs Leben wurde geschlossen. Sie blickten zuversichtlich in die Zukunft…
Am Tag danach hieß es Abschied nehmen. Lydia fuhr wieder nach Chicago, um an der Uni ihr Studium abzuschließen. Chuck kehrte in seine Kaserne zurück. Dort kam er – nachdem er seine Lydia zur Bahn gebracht hatte – eine halbe Stunde zu spät an. Der Offizier vom Dienst hielt ihm eine Standpauke, die es in sich hatte.
„Hören Sie, Sergeant, ich habe gerade geheiratet.“
„Was du nicht sagst. Ihr verdammten Burschen habt wohl immer eine schlaue Ausrede auf Lager, was?“
„Schauen Sie, hier sind meine Papiere.“ Missmutig nahm der Offizier die Papiere an sich, schaute sie sich genau an und rief dann: „OK, Heston, raus hier! Aber komm mir nie wieder mit solchen ‚genehmigten’ Ausreden unter die Augen!“
Es sollte noch über ein Jahr dauern, bis die beiden Jungvermählten sich wieder sahen. Chuck wurde zur Eleventh Air Force nach Alaska überführt und von dort auf die Aleuten – eine Inselkette nördlich von Alaska – versetzt. Erst nachdem 1945 zwei Atombomben den Krieg beendet hatten, konnte er entlassen werden und unversehrt nach Hause zu seiner Frau zurückkehren.
Am 17. März 2004 begehen Charlton und Lydia Heston ihren 60. Hochzeitstag. Wir gratulieren von Herzen und wünschen ihnen alles Gute.