15.November 1999
Zita Keller
Deutsch Leistungskurs 12
Goethe,"Iphigenie
auf Tauris" - Lösung des Konflikts
Welche Dialoge werden geführt?
Wie verlaufen sie?
Protokoll
vom 8.November 1999
Die Leitfrage der Unterrichtsstunde ist, wie der Konflikt in der "Iphigenie" gelöst wird. Dazu werden die verschiedenen Dialoge zum Ende des Dramas auf das Rollenverhalten der Gesprächspartner untersucht.
In dem Dialog zwischen Iphigenie und Pylades werden die unterschiedlichen Positionen deutlich. Pylades vertritt den Realismus. Er will durch eine List sein und das Leben seiner Kameraden retten und gleichzeitig das Bildnis der Diana rauben, um den Fluch von Tantalos Geschlecht zu nehmen. Obwohl er einem Irrtum erliegt, was allerdings nur der Leser weiß, sind seine Argumente sehr stark. Für seine Lösung sprechen die Heilung Orests, was ihn glauben macht er sei auf dem richtigen weg, und der Ausspruch des Orakels. Pylades weiß außerdem, daß sich niemand im Leben vollständig rein halten kann. Nach der rationalen Ansicht ist die Lösung der Flucht das einzig richtige.
Iphigenie ist jedoch idealistisch. Sie ist davon überzeugt, daß man nur mit Reinheit und Wahrheit etwas erreichen kann und das der Zweck nicht die Mittel heiligt ("Ganz unbefleckt genießt sich nur das Herz."). Iphigenie entsagt dem Realismus " Ich untersuche nicht, ich fühle nur.". Sie hat ein unbestimmtes Schuldgefühl gegenüber Thoas und ihrer eigenen Überzeugung. In Zeile 1645 und 1646 werden die unterschiedlichen Positionen noch einmal verdeutlicht.
Pylades: "Das ist nicht Undank, was die Not gebeut."- Iphigenie: "Es bleibt wohl Undank; nur die Not entschuldigt."
In dem darauf folgenden Dialog zwischen Iphigenie und Thoas besteht zunächst keine Offenheit, obwohl Iphigenie diese fordert. Thoas zieht sich auf seine Herrscherposition zurück, er glaubt, daß Iphigenie sich ebenfalls auf ihre Rolle als Priesterin beruft. Iphigenie versucht aus dem Rollenverhalten Mann- Frau auszusteigen (Zeile 1893/94 : "Hat denn zur unerhörten Tat der Mann allein das Recht? "). Thoas nimmt an, daß Iphigenie Opfer einer Illusion durch Orest und Pylades ist. Iphigenie sieht das Fortgehen als eine Möglichkeit den Fluch, der auf ihrer Familie lastet zu beenden und gleichzeitig Thoas Ehre zu erhalten. Sie fordert Thoas auf, sich auf den von ihr vertretenen Idealismus einzulassen, das heißt ehrlich und gerecht mit ihr umzugehen. Außerdem weißt sie Thoas darauf hin, das Vernunft oder göttliches Recht über königlichem Recht steht. Zeile 1935:"Verdirb uns - wenn du darfst.". Der Leser ist an dieser Stelle der Meinung, Iphigenie könne Thoas nicht umstimmen. Die Situation scheint zunächst zu eskalieren, als Orest bewaffnet zu den Sprechenden kommt und Thoas ihn auffordert, den Konflikt durch ein Duell zu lösen. Als dieser Kampf durch Iphigenie verhindert ist, erkennt Orest die wahre Aussage des Orakels. Daraufhin kann Iphigenie Thoas überzeugen sie gehen zu lassen.
Das verhältnismäßig kurze, fast unrealistische Ende läßt sich so erklären, daß wenn alle zu einer Lösung bereit sind und alle dem Idealismus und der Wahrheit zusprechen, sich Konflikte schnell auflösen können.
In den folgenden Unterrichtsstunden wird die "Iphigenie" auf typische Elemente der Klassik analysiert, die Epoche in welcher sie verfaßt wurde.