Gesichtspunkte zur Interpretation von Monologen und Dialogen

 

Es sind folgende Fragen bei der Interpretation eines Monologs hilfreich:

·          Welche Funktion hat dieser Monolog im Zusammenhang des Stücks und im Hinblick auf den Zuschauer bzw. Leser?

·          In welcher Situation befindet sich der Sprecher/die Sprecherin?

·          Um welches Thema (welche Themen) geht es?

·          Welche Haltung, Einstellung, Stimmung, welche Handlungsmotive der Figur sind aus dem Monolog zu erschließen?

·          Lässt sich eine bestimmte Struktur (Gliederung) des Textes erkennen (z.B. durch einen Wechsel des Themas bzw. Teilthemas oder durch einen Umschwung der Stimmung)?

·          Wird ein bestimmtes Ergebnis erreicht (z.B. eine Erkenntnis und/oder ein Entschluss)?

·          Wie ist der Monolog formal gestaltet, und welche Funktion haben die verwendeten Mittel (Satzbau, Wortwahl, Stilfiguren; bei Versdramen evtl. Abweichungen von der Grundform)?

 

Diese Kriterien lassen sich in entsprechender Abwandlung auch auf die Interpretation eines Dialogs übertragen.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, folgende Aspekte zu berücksichtigen:

 

·          In welchem Verhältnis stehen die Gesprächspartner zueinander (sozialer Status/ persönliches Verhältnis)?

·          Welche Art von Gespräch findet statt (zwanglose Unterhaltung/diszipliniert-reflektierendes Gespräch)?

·             Welche Interessen und Absichten haben die Gesprächspartner?

·          Wie versuchen sie, ihre Ziele zu erreichen, und welche Wirkung erreichen sie damit?

·          Wie sind die Gesprächsanteile der Partner verteilt? Was lässt sich daraus schließen? Respektieren die Partner einander als gleichberechtigt, oder versucht einer gegenüber dem anderen eine vermeintliche/tatsächliche Überlegenheit auszuspielen?

·          Gehen die Gesprächspartner aufeinander ein, oder reden sie aneinander vorbei?

·          Ist das Gespräch durch gegenseitige Offenheit bestimmt, oder überwiegt ein taktisches Gesprächsverhalten?

·          Führt der Dialog zu einem Ergebnis (Durchsetzung einer Position, Kompromiss), oder bleibt er offen?

 

Gerade bei einem Drama wird deutlich, dass Sprechen eine Art des Handelns ist.

Deshalb ist für die Untersuchung und Darstellung eines Gesprächsverlaufs die Verwendung von "Verben des sprachlichen Handelns" notwendig; sie bezeichnen die Sprechakte.

Auch die Beachtung der rhetorischen Mittel, die im Gespräch eingesetzt werden, wird bei der Interpretation hilfreich sein.

 

Wenn keine differenzierten Arbeitsanweisungen vorgegeben sind, könnte die Interpretation des Dramenauszugs in folgender Weise gegliedert werden.

 

A) Einleitung:
Kurze Beschreibung der Situation, in welcher der Monolog bzw. Dialog stattfindet
Thema des Monologs/Dialogs

 

B) Hauptteil: Interpretation des Textes

(Hier sind wichtige Dialogschritte genauer zu analysieren; weniger wichtige Passagen sollten zusammenfassend charakterisiert werden.)

 

C) Schluss:

Zusammenfassung/Ergebnis des Dialogs bzw. Monologs Bedeutung der Textstelle für den Fortgang des Stücks