Wie verändern Computer und das Internet die Welt?

Florian Rötzer   09.06.99

Eine internationale Langzeituntersuchung

Das  Center for Communication Policy an der University of California hat den Start der bislang umfassendsten Untersuchung der vom Internet bewirkten gesellschaftlichen Veränderungen unter dem Titel "Surveying the Digital Future" angekündigt. Nicht unbescheiden sagt man, daß die "UCLA-Untersuchung erklären wird, wie das Internet die Welt verändert - heute, morgen und in 20 Jahren.

Finanziert wird das groß angelegte Projekt, das bereits in diesem Herbst die ersten Ergebnisse vorlegen und dann Jahr für Jahr berichten will, durch Disney, Sony, GTE und Pacific Bell. Selbst die Kontrahenten Microsoft und America Online unterstützen die Forschungsaktivitäten, erwartet man doch, daß die Ergebnisse sich für die Unternehmen in strategische Geschäftsentscheidungen umsetzen lassen. Jeffrey Cole, Direktor des Centers, meint denn auch, daß jetzt der Zeitpunkt ideal sei, eine solche Untersuchung zu starten. Die Hälfte der amerikanischen Haushalte habe bereits einen Computer, während die andere Hälfte schnell schrumpfe und dabei erkennen lasse, warum sie Computer und das Internet nicht benutzen bzw. wann und warum sie damit beginnen. Genauso wichtig wie die Beobachtung der Internetnutzung sei diejenige der Menschen, die noch nicht vernetzt sind: "Wir wollen das soziale und kulturelle Verhalten der Nicht-Benutzer erkennen und herauskriegen, wie Einstellungen und Verhaltensweisen sich verändern, wenn die Haushalte Computer und einen Internetzugang erhalten."

Zu erkennen, wie die Menschen das Internet benutzen, sei überdies noch wichtiger als die Erforschung der Folgen des Fernsehen, die damals nicht geschehen sei: "Während Fernsehen vor allem die Freizeit betrifft, verändert das Internet bereits die Arbeit, die Schule und das Spielen. Praktisch jede geschäftliche, politische und soziale Aktivität wird vom Internet beeinflußt werden."

Die Studie soll die gesellschaftlichen Veränderungen langfristig untersuchen und jedes Jahr durch Vergleiche über die Veränderungen zum vorhergehenden Jahr berichten. Überdies sei sie die erste, die dies im globalen Rahmen machen werde. Das Center for Communication Policy legte den Rahmen der Studie fest und ist zuständig für die USA. 2000 Haushalte sollen hier jedes Jahr befragt werden. Forschungsgruppen in Singapur und Italien wurden bereits eingerichtet. In Zukunft sollen Forschungsgruppen für weitere 15 Länder in Europa, Asien, Lateinamerika und Afrika gebildet werden. Für Ende 2000 ist mit der Veröffentlichung des zweiten jährlichen Forschungsberichts eine große Tagung für politische Entscheidungsträger und Unternehmen an der UCLA vorgesehen. Da die Studie von Unternehmen finanziert wird, verspricht denn Cole auch, daß die durch sie geschaffene "Information und Analyse einen starken Einfluß darauf haben wird, wie technologische und nicht-technologische Firmen ihre strategischen Entscheidungen vom Beginn des Projekts bis weit ins 21. Jahrhundert hinein treffen werden."


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