9. Juni 1999
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Gesellschaft,
Informatik, Psychologie
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Surfen
kann heimatlos machen
Die elektronischen Medien werden die deutsche Gesellschaft grundlegend
verändern. Die Entwicklungen des Informationszeitalters könnten den Alltag so
revolutionieren wie die Erfindung und Verbreitung der Elektrizität vor hundert
Jahren. Besonders betroffen ist die Generation der heute 14- bis 29jährigen.
Doch das Internet bietet keinen Beziehungsersatz.
Noch nie habe es eine Generation gegeben, deren Lebensgefühl so
stark von den elektronischen Medien geprägt wurde wie die der heute 14- bis
29jährigen. Das schreibt der Leiter des Freizeit-Forschungsinstituts der British-American
Tobacco (B.A.T.), Horst
W. Opaschowski in seiner neuesten Studie "Generation @. Die
Medienrevolution entläßt ihre Kinder", die er am Montag in Hamburg
vorstellte.
Für seine Studie befragte Opaschowski 3 000 Personen nach ihren
Lebens-, Konsum- und Mediengewohnheiten. Demnach sind die liebsten
Freizeitbeschäftigungen der 14- bis 29jährigen Deutschen Fernsehen (89
Prozent), Radio (70 Prozent), Telefonieren (64 Prozent), Musikhören (63
Prozent), Video-Filme (44 Prozent), Bücher (35 Prozent), Computer (27 Prozent)
und Videospiele (20 Prozent). Opaschowskis Fazit: Aus Angst, etwas zu
verpassen, lebt die Generation der 14- bis 29jährigen rastlos und nach der
Erlebnisformel "Leben minus Langeweile". "Sie machen sich selbst
zu gehetzten Akteuren, die das Gefühl haben, sie kämen dauernd zu spät."
Gleichzeitig warnt der Erziehungswissenschaftler vor einer nachlassenden
Kommunikationsfähigkeit der jungen Internet-Gemeinde. Das Surfen um die Welt
könne heimatlos machen, befürchtet Opaschowski. "Die inflationären
Kontakte im elektronischen Netz bleiben oberflächlich und können beständige
Beziehungen nicht ersetzen". Das Internet werde zur Schaubühne, auf der
Jugendliche ebenso spielen wie "probeleben" könnten. Dabei gäben sie
sich anders als sie wirklich sind.
[Quellen: Heise
Online News]
[Copyright: Verlag Heinz Heise]