Ingas Diplomarbeit
Morphologische und physiologische
Wirkungsweise amorpher Diatomeenerde auf ausgewählte
vorratsschädliche Insekten
Zusammenfassung
Die auftretenden Probleme bei der Anwendung von chemischen
Pestiziden innerhalb der Schädlingsbekämpfung führten
zunehmend zu der Forderung nach umweltverträglicheren,
biologisch spezifisch wirkenden Gegenmaßnahmen. In der
vorliegenden Arbeit sollte die mögliche alternative Nutzung
amorpher Diatomeenerden gegen ausgewählte vorratsschädliche
Insekten im Vorratsschutz sowie die Wirkungsweise der Stäube auf
diese untersucht werden.
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Abb. 1: Diatomeenerde, Fossil Shield | ![]() |
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Abb. 2: Diatomeenerde, Dryacide | ||
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Abb. 3. Diatomeenerde, Silico-Sec |
Die Anzahl lebender Imagines des Kornschädlings Sitophilus
granarius konnten mit den Diatomeenerden Fossil Shield,
Dryacide und Silico-Sec signifikant reduziert werden. Mit der
Kieselgur Fossil Shield wurden hierbei die niedrigsten
Überlebensraten erzielt. Nach zwei Wochen wurde bei einer
Kornfeuchte von 11 - 12 % und einer relativen Luftfeuchte von 62
% mit einer Dosis von 2 g Diatomeenerden pro Kilogramm Weizen
eine 100 %ige Mortalität des Kornkäfers erreicht. Bei höheren
relativen Luftfeuchten sowie Kornfeuchten nahm die Effektivität
der Mittel ab. Die Vermehrung des Kornkäfers konnte durch die
Stäube zwar reduziert aber nicht vollständig verhindert werden.
Des weiteren erhöhte die Behandlung des Weizens die Mortalität
der sich in den Körnern entwickelnden Individuen.
Imagines von Tenebrio molitor sowie Tribolium
confusum reagierten empfindlich auf eine
Oberflächenbehandlung mit Dryacide bzw. Fossil Shield. Ohne
einer Beigabe von Futter konnte mit der Dosis von 2 g/m² und 4
g/m² nach 14 Tagen eine 100 %ige Mortalität bei den
Vorratsschädlingen verzeichnet werden. Der Zusatz von Futter
verzögerte bzw. verringerte die Mortalität der Imagines der
Käfer. Keine Wirkung zeigte Fossil Shield auf die Larven von T.
molitor.
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Abb. 4: T. confusum, unbehandelt | Abb. 5: T. confusum, behandelt mit Dryacide |
Fossil Shield erwies sich als effektiv nur gegen Eilarven von Plodia
interpunctella. Bei älteren Stadien (L3 und L4) zeigte die
Diatomeenerde keine Wirkung. Zwei Wochen alte Larven von T.
confusum reagierten etwas empfindlicher auf eine
Diatomeenerdenbehandlung als gleichaltrige Entwicklungsstadien
der Dörrobstmotte.
Nach erfolgter Behandlung der Individuen von S. granarius,
T. molitor und T. confusum mit den
Diatomeenerden, konnte ein Gewichtsverlust sowie eine
Wassergehaltsabnahme festgestellt werden. Bei S. granarius konnte
bereits nach einem Tag Kontaktzeit eine signifikante Gewichts-
sowie Wassergehaltsabnahme beobachtet werden. Dieses ist auf eine
erhöhte Wasserabgabe über das Integument der Individuen
zurückzuführen. Die mit den Diatomeenerden behandelten Insekten
sterben nach einer variablen Zeit infolge einer Dehydration. Bei
einer höheren relativen Luftfeuchtigkeit verminderte sich die
Effektivität der Stäube, da eine höhere relative
Luftfeuchtigkeit die Permeabilität von Wasser durch die Cuticula
verringerte. Dies verzögerte bzw. verhinderte die austrocknende
Wirkung der Stäube. Ebenso beeinflußte der Zusatz von Nahrung
die Wirkung der Stäube auf Insekten. Viele Vorratsschädlinge
sind in der Lage, metabolisch Wasser zu gewinnen, welches der
dehydrierenden Wirkung der Stäube entgegenwirkt.
Diatomeenerden wirken primär aufgrund der sorptiven
Eigenschaften der Partikel. Puppen von T. molitor
zeigten bereits nach einem Tag eine signifikante Gewichtsabnahme.
Die Einwirkung des Staubes Fossil Shield auf Puppen führte
teilweise zu einer unvollständigen Metamorphose bzw. zum Tode
der Individuen. Eine Schüttlung mit Diatomeenerde sowie
abrasivem Aluminiumstaub führte zu keiner signifikant höheren
Gewichtsreduktion.
Die Untersuchung der mit Diatomeenerde behandelten Individuen
unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigte eine Verteilung der
Stäube auf das gesamten Integument. Teilweise konnte
festgestellt werden, daß die Partikel in die Cuticula
eingesunken waren. Nach der Behandlung mit Fossil Shield war bei
Mehlkäfern keine Wachschicht mehr erkennbar. Ebenso konnten bei T.
molitor keine verstopften Stigmen gefunden werden. Die
Staubteilchen sammelten sich um einige Atemöffnungen am und
überwucherten diese partiell.
Beeinflußt wird die Wirkung amorpher Diatomeenerden durch die
sorptiven bzw. abrasiven Eigenschaften der Staubpartikel sowie
durch die Physiologie bzw. Morphologie des jeweiligen
Individuums.
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Abb. 6: Cuticula von T. molitor, unbehandelt | Abb. 7: Cuticula von T. molitor, behandelt |
Abb. 8: In die Cuticula eingesunkener Diatomeenpartikel
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Abb. 9: Mundwerkzeuge von S. granarius, unbehandelt | Abb. 10: Mundwerkzeuge von S. granarius, behandelt | |
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Abb. 11: Stigmenöffnung von T. molitor, unbehandelt | Abb. 12: Stigmenöffnung von T. molitor, behandelt |
Die Diplomarbeit wurde durchgeführt am Institut
für Vorratsschutz der Biologischen
Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin
sowie an der Angewandten Zoologie / Chemischen Ökologie der Freien Universität Berlins.