Diesen Artikel habe ich mal für eine Zeitung des Jugendbildungswerkes Darmstdt geschrieben. Er spiegelt teilweise die Erfahrungen wieder, die ich so gemacht habe. Falls manche Aussagen sich mit euren Meinungen wiedersprechen kann ich nur sagen: Es sind halt meine Erfahrungen, nicht mehr und nicht weniger. Andere Meinungen sind deshalb gut möglich!
TO BE A GOALIE
Das Ganz besondere Gefühl zwischen den Pfosten zu stehen.
Fragt man einen Torhüter, egal welcher Sportart, warum er sich denn freiwillig abschießen läßt, ist die Antwort nicht selten "Naja, der Job macht mir halt irgendwie Spaß.". Wenn man diese Begeisterung nicht teilt, kann man aber auch beim besten Willen nicht verstehen, was daran so toll ist. Das Tor zu hüten ist nicht selten eine etwas undankbare Aufgabe, man hat dauernd blaue Flecken und kann es niemanden Recht machen, am wenigsten sich selber. Ein Eishockeytrainer hat mal über seinen Goalie gesagt: " Torhüter sind alle etwas komisch, sie sind nie mit sich zufrieden." Ich finde das verständlich, schließlich könnte man jedes Gegentor theoretisch verhindern, jedes Tor ist mehr oder weniger ein Fehler. Und hat man doch alles gehalten, hätte man das auch noch besser machen können. Nur selten ist ein Goalie mit seiner Leistung mehr zufrieden als sein Trainer. (...) Als Torhüter muß man sich halt ab und zu dazu zwingen, einfach mehr auf seine positiven Seiten zu schauen. Das kann motivieren. Besonders die paar Sekunden nach der erfolgreichen Parade fühlt man sich meistens einfach super. Das Gefühl ist ungefähr so, als würde man ein Tor schießen, nur andersherum. Und man fühlt sich seinem Gegenüber im anderen Tor mindestens ebenbürtig. Das ist manchmal auch so ein Spiel im Spiel, nur heißt es nicht Fußball oder Hockey, sondern "ich habe mehr gehalten als du". Die Mannschaft mit dem besseren Torhüter kann am Ende durchaus der Verlierer sein, ganz ohne Abwehr geht es nämlich nicht und Tore müßen die restlichen Spieler machen. Diese Situation ist dann besonders frustrierend. Man ist irgendwie machtlos. Das "Superman-Feeling" nach der gelungenen Parade ist auch schneller weg. Dann ist man erst recht nicht zufrieden mit sich.
Das einzige Gefühl zwischen Torhütern ist aber nicht nur Neid auf die Leistung des anderen oder Genugtuung, dass man besser war, nein, sieht man anderen Goalies zu fiebert man meistens richtig mit und man muß noch nicht mal ein Fan der Mannschaft sein. Da kann ein Tor allein schon vom zusehen her richtig weh tun. Außerdem kann man hier oder da nach einem Spiel, besonders wenn sich die Mannschaften noch verabschieden einen ganz besonderen Blick in den Augen der Torhüter sehen, wenn sie sich ansehen oder miteinander sprechen. Der kann sowohl positiv alsauch negativ sein. Meistens ist er jedoch ersteres. In einem amerikanischen Buch über Eishockeytorhüter habe ich ein interessantes Zitat entdecket, das übersetzt ungefär so lautet: "Die geheime Gesellschft der Torhüter ist ein kleines Wunder und man kann nur Mitglied werden, wenn man Pads trägt." Mit Pads sind die großen Beinschoner der Eishockey- oder Hockeygoalies gemeint, die für den Fußballer die Handschuhe und für den Handballer das lange Trikot sind. Aber das Zitat ist meiner Meinung nach richtig, denn Außenstehende können meistens weder verstehen wo der Spaß bei der ganzen Aktion ist, noch kennen sie das Gefühl den Sonderstatus in der Mannschaft einnehmen zu können. Es ist halt das ganz besondere Gefühl zwischen den Pfosten zu stehen.
Wahrscheinlich ist der Grund, dass ich bei Sportteams den Goalie meistens am besten finde der, dass ich selbst einer bin. (...) Und falls ihr euch mal ein Handball-, Eishockey-, Fußball- oder Hockeyspiel anschaut, genießt einfach mal die Torhüterparaden, vielleicht ist dann die Frage nach dem "Warum?" geklärt.
Stilarten:
Man unterteilt die Eishockeytorhüter allgemein in zwei Stilkategorien: in Stand-up- und Butterflytorhüter.
Stand-up-Torhüter:
Diese Torhüter warten mit einer stoischen Ruhe auf den Schuß um ihn im letzten Moment mit einer eher sparsamen Bewegung noch zu halten. Ein gutes Positionieren und eine gewisse Größe helfen dabei. Groß zu sein ist aber kein zwingendes Kriterium: Es gibt kleine Stand-ups genauso wie große Butterflys. Stand-up-goalies sind eher selten auf dem Boden zu finden, da solche Aktionen nicht so oft nötig sind, weil das Tor weitgehend vom Torwart schon in der stehenden Haltung abgedeckt ist.
Butterfly-Torhüter:
Sie wirken meistens quirliger und beweglicher als ihre Stand-up-Kollegen und sie schmeißen sich auch öfters hin um dem Schützen so frühzeitig seine Torchence zu nehmen. Wird der Puck dann doch irgendwie weitergespielt gibt es zwei Möglichkeiten: entweder schnelkl aufstehen und das ganz nochmal oder liegenbleiben und doch noch irgendwie ein Körperteil zwischen den Puck und das Tor bringen. Der Name "Butterfly" (Schmetterling) leitet sich von der häufig zu sehenden Abwehrbewegung bei hohen Schüssen ab: Der Torhüter geht in ein leichtes Spagat und streckt die Arme zur Seite, wobei eine schmetterlingsähnlich Figur entsteht.