Zwischen Sozialismus und K. gibt es keine verbindliche Abgrenzung. K. wie Sozialismus sind im wesentlichen Produkte der im 18. und bes. im 19. Jahrh. entstandenen industriellen Arbeitswelt. Doch gibt es eine Tradition kommunistisch-utopischer Zukunftsvorstellungen. Sie gehen einerseits auf Platons >Politeia<, andererseits auf das Urchristentum zurück.
ZIELVORSTELLUNGEN BIS LENIN
Für die frühen Kommunisten bestand der K. in der Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit oder Christi. Nächstenliebe mittels herrschaftsfreier Gesellschaftsordnung. F. N. (GRACCHUS) BABEUF (1760-97) forderte zur Durchsetzung der kommunist. Gesellschaft eine Volksdiktatur. Der Begriff K taucht zuerst 1839 in den polit. Geheimgesellschaften Frankreichs auf. E. CABET (1788-1875), der sich seit 1840 als Kommunist bezeichnete, entwarf in seinem utopischen Roman >Voyage en Icarie< (l840) den Plan einer Gütergemeinschaft, die er als Verwirklichung des wahren Christentums bezeichnete. Er wollte nur durch das Vorbild, etwa durch Musterkolonien, wirken. W. WEITLING (1808-71) entwarf (erstmals 1838/39) eine geld-und eigentumslose Gesellschaftsordnung auf der Grundlage einer zentralist. Produktions- und Konsumtionsplanung, in der nicht mehr regiert, sondern nur verwaltet werden sollte. Er wollte die neue Gesellschaft durch revolutionäre Organisation des Proletariats verwirklichen. M. HESS (1812-75) war der erste, der sich nicht nur um eine ökonom., sondern auch um eine philosoph. Begründung des K. bemühte, indem er ihn als logische Folge des deutschen Idealismus interpretierte.
Marx und Engels.
Für K. MARX (1818-83) stand der Weg zum K. im Zeichen der Philosophie, in der er bes. an F. Hegel und A. Feuerbach anknüpfte. Er verstand unter K. mehr als nur die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit, nämlich die Aufhebung jeglicher Entfrerndung des Menschen gegenüber der Natur als uch gegenüber dem Mitmenschen; er ist damit für ihn die Voraussetzung für den Beginn der eigentl. menschl. Geschichte. Da er in der Ökonom. Entfremdung in Gestalt des Privateigentums an den Produktionsmitteln die allen anderen Formen der Entfremdung (religiöse, philosoph., polit., soziale) zugrunde liegende Erscheinung erblickte, war die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln auch die Forderung, die ihn mit seinen kommunist. Zeitgenossen verband. Marx betonte ausdrücklich, daß der K. das wirkliche, für die nächste geschichtl. Entwicklung notwendige Moment der menschl. Emanzipation und Wiedergewinnung, nicht aber als solcher das Ziel der menschl. Entwicklung sei.
F. ENGELS (1820-95) erwartete in der zukünftigen kommunist. Gesellschaft eine maximale und optimale Moralisierung des Menschen, worin ihm später Lenin folgte. An die Stelle der bürgerl.Gesellschaft sollte eine Assoziation treten. Diese, die in der die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln Ausbeutung und damit Klassengegensätze unmöglich macht, erlaubt jedem Individuum die volle Entfaltung seiner Anlagen. Dies führe, da die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis wird und jeder dank polytechn. Erziehung alles kann, zur Aufhebung der Arbeitsteilung im herkömmlichen Sinne. Eine polit. Ordnung werde überflüssig. Immerhin sprachen Marx und Engels davon, daß die "Assoziation der Zukunft" die Produktivkräfte durch einen zentralen Plan leiten werde. Jeder solle nicht nur nach seinen Fähigkeiten arbeiten, sondern es solle damit auch die Produktion gesteigert werden, so daß die Bedürfnisse aller befriedigt werden können. Dieser Gegensatz von zentraler Planung und individueller Freiheit ist zum entscheidenden Problem kommunist. Zukunftsplanung geworden.
Die frühe Sozialdemokratie. Im Sinne von Marx und Engels hat sich die dt. Sozialdemokratie niemals offiziell zu detaillierten Zielvorstellungen im Sinne einer Sozialist. Gesellschaft bekannt. Begriffe wie Volksstaat, Zukunftsstaat spielten allerdings eine gewisse Rolle. Vor allem A. BEBEL (1840-1913) und gelegentlich auch K.KAUTSKY (1854-1938) haben den Zukunftsstaat beschrieben: Die ökonomische Entwicklung fordere genossenschaftliche, d. h. kommunistische Produktion, in der an die Stelle der Warenproduktion für den Verkauf die Produktion für den Selbstbedart tritt. Als einzig möglicher Rahmen einer solchen Genossenschaft erschien ihnen der Staat. Die sozialistische Gesellschaft sollte ein einziger industrieller Betrieb sein, mit planmäßiger Produktion und Verteilungsfor-men, die dem Grundsatz "Jedem nach seinen Bedürfnissen" entsprechen sollten. Eine Gegenposition bezog in der dt Sozialdemokratie E. BERNSTEIN (1850 bis 1932). Er betonte, daß der Grundsatz jeder Wissenschaft die Erfahrung sein müsse, daß sich die sozialist. Ziel Vorstellungen jedoch der streng wissenschaftl. Feststellung entzögen. Er wandte sich ausdrücklich gegen die >Utopisterei< von Marx und Engels, d. h. ihre Prognosen über die weitere Entwicklung der kapitalist. Gesellschaft sowie über die Notwendigkeit der Revolution und der Diktatur des Proletariats. Das Bekenntnis zum Sozialismus als einer Sache der Gegenwart und nicht der Zukunft hat die weitere Geschichte der nicht vom Leninismus erfaßten Sozialist. Parteien geprägt. Eine erfolgreiche reformist. polit. Praxis setzte den Verzicht auf kommunist. Zukunftsvorstellungen voraus. (--» Sozialdemokratie)
Die Anarchisten.
Für die staatenlose Zukunft erwartete der kollektivist. Flügel der Anarchisten, vor allem M. A. BAKUNIN (1814-76), die Bildung freier industrieller und landwirtschaftl. Assoziationen auf der Grundlage der Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Da aber Anarchisten wie C. CAFIERO, E. MA-LATESTA, E. RECLUS und P. KROPOTKIN im Verlauf der 70er Jahre zu der Überzeugung kamen, daß die Berechnung des Tauschwerts der Güter sowie der geleisteten Arbeitszeit doch wieder zu übergeordneten Autoritäten führen werde und daß Freiheit und Gleichheit nur bei voller Gütergemeinschaft gesichert seien, begann man, im kommunist. Grundsatz >Jedem nach seinen Bedürfnissem das dem Anarchismus entsprechende Prinzip zu sehen. Der bedeutendste Vertreter des kommunist. Anarchismus wurde P. A. KROPOTKIN (1842-1921).
Die russischen Sozialisten. Im Sinne A. FOURIERS, wonach eine Neuordnung der Gesellschaft bei besserer Organisation der Gemeinde ansetzen müsse, sahen die russ. Revolutionäre in der russ. Dorfgemeinde (mir oder obscina) eine Einrichtung, die zur Weiterentwicklung in sozialistisch-kommunist. Bahnen geeignet erschien. Diesen russ. Sozialismus hat A. I. HERZEN (1812-70) populär gemacht. N. G. TSCHERNYSCHEWSKIJ (1828-89) sah die einzige Chance in einer Revolution, die Rußland den Kapitalismus ersparen und den direkten Durchbruch zum Sozialismus sichern sollte. Die Narodniki haben diese Idee übernommen. Die angestrebte Zukunftsgesellschaft sollte nach den Vorstellungen P. L. LAWROWS (1823-1900) aus Volksföderationen bäuerlicher Gemeinden und handwerklicher Assoziationen (Arteli) bestehen. Die russ. Marxisten, bes. G. W. PLECHANOW (1856-1918), erklärten jedoch den Kapitalismus in Rußland für so stark, daß alle Hoffnungen auf eine Sozialist. Umformung der Dorfgemeinde illusionär seien.
Lenin und Bucharin.
LENIN (1870-1924) nahm Begriff und Konzeption des K. wieder auf, um sich von der reformist. Politik der westeurop. Sozialisten abzusetzen. 1917 schlug er vor, die Bolschewiki sollten ihre Organisation Kommunist. Partei nennen. In Anlehnung an Marx, der zwischen einer niederen und einer höheren Stufe des K. unterschieden hatte, bezeichnete Lenin 1917 die niedere Stufe als Sozialismus, der im Zeichen der Diktatur des Proletariats, der Verteilung nach dem Leistungsprinzip stehen werde, die höhere Stufe als K. Er solle durch das Absterben des Staates und eine Verteilung nach dem Bedürfnisprinzip charakterisiert sein. Die Benennung der bol-schewist. Parteiorganisation als Kommunist. Partei besagt seiner Meinung nach aber nur, daß man den vollen K. wolle. N. I. BUCHARIN (1888-1938) stellte sich die kommunist. Gesellschaft als eine riesige Arbeitsgenossenschaft vor und erwartete als Ergebnis umfassender Planung und zentralisierter Produktion in Großbetrieben eine entsprechende Überproduktion. Nach zwei bis drei Generationen vom Sozialismus geprägter Menschen solle auch die Diktatur des Proletariats in den K. übergehen, d. h. der Staat und mit ihm die ständige Beamtenschaft verschwinden.
KOMMUNISMUS ALS POLIT. MACHT
Das bolschewist. Rußland. Rußland war der erste Staat, in dem Kommunisten zur Macht kamen. Seit 1917 ist daher die Entwicklung des K. eng mit der --» Sowjetunion verbunden. Der K. siegte nicht in den hochentwickelten Industriestaaten, wie es Marx voraussagte, sondern in einem rückständigen Agrarland. Als die Bolschewiki 1917 die Macht an sich rissen, lebten über vier Fünftel der Bevölkerung auf dem Lande, während sich die Großindustrie auf wenige Zentren beschränkte. Die kommunist. Ansätze einer neuen Wirtschaftsorganisation verwandelten sich zunächst in improvisierte Notmaßnahmen zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse von Armee und Bevölkerung; das Rätesystem wurde von einer bürokrat. Zwangsverwaltung abgelöst; die Arbeiterorganisationen entwickelten sich zu Exekutivorganen der Parteiführung. Da es unmöglich war, von diesem System des --» Kriegskommunismus sofort zur klassenlosen Gesellschaft überzugehen, versuchten die Bolschewik! einen Umweg: die --» Neue Ökonomische Politik (NEP). Diese z. T. marktwirtschaftlich orientierte Politik wurde wegen einer andauernden Getreidekrise und wegen des Zunehmens sozialer Spannungen gegen Ende der zwanziger Jahre aufgegeben. Nach erbitterten Fraktionskämpfen (u. a. --» Trotzkij, --» Sinowjew, --» Bucharin), aus denen STALIN als Sieger hervorging, wurden 1929 die forcierte Industrialisierung sowie die Zwangskollektivierung von rd. 27 Millionen Bauernhöfen und damit eine radikale Sozialökonom. Umwandlung des Landes eingeleitet. In kürzester Frist und um jeden Preis versuchte man eine eigene Schwerindustrie aufzubauen. Mit Hilfe von Massenterror und Propaganda wurde die widerstrebende Bevölkerung für dieses Ziel mobilisiert. Das polit. Leben stand unter der Kontrolle der Geheimpolizei.
Das Stalinist. System, in dem Inudstrialisierung und Sozialismus gleichgesetzt wurden, blieb (mit Ausnahme der Äußeren Mongolei) bis zum zweiten Weltkrieg auf die Sowjetunion begrenzt. Das Ende der revolutionären Nachkriegssituation in Europa hatte zu einer nationalen Selbstbeschränkung des russ Sozialismus geführt. Bereits 1924 hatte Stalin die Lehre vom Sozialismus in einem Lande< entwickelt, die den Sozialist. Aufbau legitimierte, ohne den Sieg der Weltrevolution abzuwarten. Die --» Komintern geriet zunehmend in den Sog der Sowjet. Machtpolitik.
Die Ausweitung des Sowjet. Herrschaftssystems. Erst in der Periode der dt.-sowjet. Zusammenarbeit, die mit dem Abschluß eines Nichtangriffspaktes (1939) einsetzte, konnte die Sowjetunion ihren Machtbereich erweitern. Sie besetzte die poln. Ostgebiete, Estland, Lettland, Litauen, Bessarabien und die Nordbukowina. Nach 1944/45 annektierte sie eine Reihe kleinerer Gebiete (finnisches Territorium, einen Teil Ostpreußens, die Karpato-Ukraine). Die eigentliche Expansion geschah über die Bildung von --» Volksdemokratien zwischen 1945 und 1948. Das stalinistische System wurde auf Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien und schließlich auch auf die Sowjet. Besatzungszone Dtl.s übertragen. In Jugoslawien setzte sich der K. ohne direkte Hilfe der Sowjetunion durch. Im Fernen Osten zwang die Sowjetunion Nationalchina, seinen Anspruch auf das Gebiet der Mongol. Volksrepublik aufzugeben und ihr eine Reihe von Privilegien auf chines. Territorium einzuräumen. Außerdem besetzte sie einige kleinere Japan. Territorien und errichtete in Nord-Korea eine Volksdemokratie. Im Nahen und Mittleren usten blieben die Sowjet. Expansionsversuche in dieser Zeit erfolglos. Die Sowjet. Truppen mußten im Mai 1946 Nord-Iran räumen. Der Sieg des K. in China und die Errichtung einer Volksrep. führte zu einer entscheidenden Ausdehnung des kommunist. Machtbereichs. Gleichzeitig hinderte er aber eine weitere Ausdehnung der Sowjet. Herrschaft in Asien.
Konflikte im kommunist. Machtbereich 1948-53. In Europa stieß die Sowjet. Politik bald auf größere Schwierigkeiten. Jugoslawien war nicht bereit, das Stalinist. System vorbehaltlos zu übernehmen. Nach längerem Konflikt begann es, eine selbständige Innen- und Außenpolitik zu verfolgen (1949). Als sich die übrigen Volksdemokratien von der drückenden Sowjet. Bevormundung zu befreien suchten, wurden sie mit Hilfe von Schauprozessen und polit. Säuberungen brutal unterdrückt. Eine Milderung der Diktatur -sowohl in der Sowjetunion wie in den Volksdemokratien -- trat erst nach dem Tode Stalins (1953) ein.
Seit StalinsTod erkannte die neue Sowjetführung, daß das bestehende polit. Regierungssystem nicht länger mit dem wirtschaftl. Fortschritt und der gesellschaftlichen Differenzierung zu vereinbaren waren. Die Oberschichten wünschten eine gewisse Sicherheit und ein Mitspracherecht bei wirtschaftl. und polit. Entscheidungen. Die Masse der Bevölkerung verlangte eine Besserung ihrer Lebensbedingungen. Die Sowjetführung versuchte, den Herrschaftsapparat den Bedürfnissen der wirtschaftl. Entwicklung anzupassen und damit der sozialen Gärung den Boden zu entziehen. Als jedoch N. S. CHRUSCHTSCHOW auf dem 20. Parteitag der KPdSU (1956) Stalins persönliche Diktatur ungewöhnlich scharf kritisierte und entsprechende in-nenpolit. Maßnahmen einleitete (--» Entstalinisierung), löste er polit. Erschütterungen im gesamten Ostblock aus. In Ungarn und Polen kam es noch im gleichen Jahr zu revolutionären Erhebungen, in denen Studenten, Intellektuelle und Arbeiter eine Rückkehr zu den ursprünglichen Zielvorstellungen der Oktoberrevolution, d. h. einen humanen Sozialismus, forderten. Während die ungarische Erhebung von Sowjet. Truppen niedergeschlagen wurde (November 1956), war man gezwungen , die neue politische Entwicklung in Polen zunächst zu tolerieren. Die Entwicklung der Volksrepublik China unter Führung MAO TSE-TUNGS geriet immer mehr in Gegensatz zu den sowjetischen Interessen Als die chinesische Parteiführung seit 1958 versuchte durch die Gründung von Volkskommunen das kommunist. Endziel in einem >großen Sprung nach vorn< zu erreichen, wurde sie von der Sowjet. Führung kritisiert. In den 60er Jahren kam es zum offenen Konflikt, der zeitweise kriegerische Formen anzunehmen drohte. Die wichtigste Herausforderung der Sowjetunion bildete der Versuch der tschechoslowak. Kommunisten, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu finden. Die Sozialist. Wirtschaftsform sollte durch marktwirtschaftliche Elemente ergänzt und das polit. Leben demokratisiert werden. Damit sah man in Moskau die kommunist. Machtausübung grundsätzlich in Frage gestellt und schritt zur militär. Intervention, die am 21. 8. 1968 in der Tschechoslowakei die Rückkehr zum Neostalinismus einleitete, wie er sich seit dem Sturz Chruschtschows in der Sowjetunion herausgebildet hatte.
Im Hinblick auf die Erreichung der endgültigen kommunist. Gesellschaftsordnung erweiterten die Nachfolger Lenins (bes. Stalin) die Formationstheorie um mehrere Zwischenstufen. Der XVIII. Parteitag (1939) verkündete den allmählichen Übergang vom Sozialismus zum K. Auf dem XXI. Parteitag (1959) sprach Chruschtschow vom Anbruch der Epoche des K., der Periode des entfalteten Auf baus des Sozialismus. Der Beschluß der KP Chinas, mit Hilfe der --» Volkskommunen den Aufbau des Sozialismus vorzeitig zu beenden und den Übergang zum K. einzuleiten, stieß auf den Widerspruch der Sowjet. Parteiführer und bildete eine der Ursachen des Konfliktes zwischen Moskau und Peking.
Das Schicksal des Weltkommunismus hängt immer noch weitgehend von der innersowjet. Entwicklung ab. Die Sowjetunion hat jedoch ihre Funktion als einheitliches Führungszentrum verloren. Viele kommunistische Parteien orientieren sich heute an den Prinzipien der Kommunistischen Partei Chinas, Kubas (besonders in Lateinamerika), Jugoslawiens oder Italiens. Dieser Differenzierungsprozeß geht trotz aller gegenläufigen Bemühungen der Sowjetführung weiter. Von den rd. 160 Parteien, Gruppen und Zirkeln, die sich z. Z. zum K. bekennen, gehören 90 bis 100 zur kommunist. Weltbewegung. In 14 Staaten üben kommunist. Parteien - auf unterschiedliche Weise - die Macht aus.
Die Entwicklung seit Stalins Tod hat das geschlossene Bild des K. stark verändert. Die Bindung an die Sowjetunion ist für viele Kommunisten gelockert oder sogar gelöst worden. Den Sowjet. K. trifft vielfach der Vorwurf, die tragenden Ideen seiner Theorie durch Bü-rokratisierung, Institutionalisierung und Sowjet. Großmachtpolitik verfälscht zu haben. Die kommunist.Par-teien W-Europas nehmen neuerdings eine selbständigere Haltung ein, die bis zur offenen Kritik an der Sowjetunion führt. Ihrerseits werden sie von revolutionären und anarchist. Gruppen kritisiert, die ihnen mangelnden revolutionären Eifer vorwerfen. Im Kampf um die Vormachtstellung im kommunist. Lager unterstützt die KP Chinas alle gegen die Sowjetunion gerichteten Bestrebungen. Eine eigene Note bringt der kuban. Kommunismus.
Im Westen hat sich die betont antikommunist. Haltung eher abgeschwächt. Nicht nur das Auftreten der --» Neuen Linken, sondern auch die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz< haben hierzu beigetragen. -Auch bei den christl. Kirchen läßt sich diese Tendenz feststellen: Die Kath. Kirche, die den K. früher bedingungslos verurteilte, lehnt ihn zwar weiterhin ab, soweit er materialistisch und atheistisch ist, läßt jedoch auf der Suche nach einem Dialog erkennen, daß ein weltanschaulich neutraler K. mit der kath. Glaubensund Sittenlehre vereinbar sein könnte (Konzilsdekret --» Gaudium et spes, 1965; Gründung des Sekretariats für die Nichtglaubenden, 1965; Enzyklika --» Progressio populorum, 1967). Innerhalb der evang. Kirchen dienen zahlreiche Institutionen dem Dialog mit dem K. (Studienkommission der Evang. Akademien, Marxismus-Kommission der Evang. Studiengemeinschaft), ebenso Publikationen (>Marxismus-Studien<, bisher 6 Folgen). Polit. Auswirkungen dieser Arbeit sind allerdings noch kaum zu spüren.
ENTWICKLUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN
Über die Kommunist. Partei der Sowjetunion und über die Chinas -> Sowjetunion, -> China.
Deutschland
1918-1933. In Dtl. entstand während des ersten Weltkrieges der --» Spartakusbund, der sich zeitweise der USPD anschloß. Im Dezember 1918 trennte er sich unter Führung von KARL LIEBKNECHT und ROSA LUXEMBURG von dieser und bildete sich zusammen mit den >Bremer Linksradikalem zur Kommunist. Partei Dtl.s (KPD) um. Auf dem Gründungsparteitag (30.12.1918 - 1.1.1919) wurde das von R. Luxemburg entworfene Programm angenommen, dessen Ziel eine einheitliche deutsche Sozialist. Republik< mit Räteverfassung und sozialisierter Gesellschaft war. Bis 1923 trat die Partei, von der Komintern unterstützt, vorwiegend mit Aufstandsplänen sowie entsprechenden Aktionen hervor, so bes. in Berlin (Januar 1919), in München (April 1919; Ausrufung der Räterepublik), im Ruhrgebiet (März/April 1920), in Thüringen und im Vogtland (März 1921 unter M. HOLZ), in Thüringen, Sachsen, Hamburg (1923). Obgleich die KPD in dieser Zeit wuchs, scheiterten die Aufstandsversuche, geriet sie in schwere Konflikte innerhalb ihrer Führung und in ihrem Verhältnis zur Komintern. Deren Leitung unterwarf sie sich erst allmählich in den 20er Jahren. Den wenig erfolgreichen Parteiführern P. LEVI, E. MEYER, BRANDLER, die als >Rechte< einer Einheitsfront mit der SPD zuneigten, folgte 1924 die >Linke< unter A. MASLOV und RUTH FISCHER. Damit begann die >Bolschewisierung< in enger Beziehung zu G. SINOWJEW. Doch erlag die >linke< Parteiführung seit 1925 der Stalinschen Gleichschaltung, durch die E. THÄLMANN an die Spitze der Partei kam. Im Rahmen einer >ultralinken< Taktik, die für die Jahre der Wirtschafts- und Staatskrise (1929-34) maßgebend blieb, wurden die Sozialdemokraten als >Sozialfaschisten< zum Hauptfeind erklärt. Damit wurde bewußt ein Zusammengehen der KPD mit den demokrat. Parteien angesichts des aufsteigenden Nationalsozialismus verhindert. Die KPD stieg bis Ende 1932 auf fast 6 Mill. Wähler(16.9%) und über 300k Mitglieder (1924 etwa 150000), 1924 wurde der --» Rote Frontkämpferbund gegründet.
1933-45. Nach dem Reichstagsbrand vom 27.2. 1933 wurde die KPD von der nat.-soz. Reg. aufgelöst, ihre Funktionäre verhaftet. Die Partei formierte sich illegal, von der Inlandsleitung in Berlin und der Emigrationsführung in Prag und Paris angeleitet. DurchVerhaftungswellen dezimiert (1936/37: fast 20000), gab es seit 1938 nur noch kleine kommunist. Zirkel. Die Parteilinie war bereits auf der >Brüsseler Konferenz< (1935 in Moskau) geändert worden: Unter Aufgabe der >ultralinken Taktik< strebte sie eine Zusammenarbeit mit allen Antifaschisten an. Statt eines Sowjetdeutschland forderte die Partei eine demokrat. Republik. An Stelle des inhaftierten Parteiführers E. Thälmann wurde W. PIECK Partei-Vors. Einflußreich im Politbüro war W. ULBRICHT. Die >Berner Konferenz< (1939 bei Paris) befürwortete eine Einheitspartei aller Sozialisten. In Dtl. bildeten sich nach 1941 wieder starke kommunist. Widerstandsgruppen. Diese unabhängig von Moskau operierenden KPD-Gruppen wurden 1944/45 von der nat.-soz. Reg. zerschlagen, ihre Führer hingerichtet.
Die KPD seit 1945. In den westl. Besatzungszonen Dtl.s wurde 1945 die KPD von den Besatzungsmächten lizenziert; in mehreren Landes-Reg. war sie vertreten, ebenso in den Entnazifizierungskammern. Sie verlor jedoch mehr und mehr an Einfluß. Die KPD (Erster Sekretär seit 1949 M. REIMANN) wandte sich scharf gegen die Gründung der Bundesrep. Dtl. und verlegte ihre Tätigkeit zunehmend in Tarnorganisationen. Im ersten Bundestag war sie mit 15 Abg. vertreten. Mit 2,2 % der Stimmen bei den Bundestagswahlen 1953 scheiterte sie an der 5%-Klausel des Wahlgesetzes. Das Bundes-Verf.-Gericht erklärte am 17.8.1956 die KPD für verfassungswidrig und aufgelöst. Zugleich wurde verboten, Ersatzorganisationen zu schaffen. Seitdem führte die KPD nur in der Dt. Dem. Rep. in Abhängigkeit von der SED im Exil ein Schattendasein. Am 26. 9. 1968 konstituierte sich in der Bundes-rep. Dtl. eine Deutsche Kommunistische Partei (DKP), ohne aaß von führenden Politikern der verbotenen KPD die Forderung nach Wiederzulassung ihrer Organisation fallen gelassen wurde.
In der Sowjet. Besatzungszone Deutschlands schlössen sich am 22. 4. 1946 unter starkem Druck auf die Sozialdemokratie SPD und KPD zur --» Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zusammen.
Österreich • Schweiz
In Österreich hatte die KP 1919-34 keinen stärkeren Anhang, da die Sozialdemokratie die Sozialrevolutionären Kräfte an sich zu binden verstand. Auch nach der Neugründung der seit 1934 verbotenen Kommunist. Partei Österreichs (KPÖ) 1945 blieben dem K. stärkere Erfolge versagt. Der tschech. Reform-K. und die Sowjet. Militärintervention in der Tschechoslowakei führten zu schweren innerparteil. Auseinandersetzungen (Ausschluß des Parteitheoretikers E. FISCHER).
In der Schweiz wurde 1921 eine KP gegründet. Nach ihrem Verbot (1940-45) entstand sie als >Partei der Arbeit< (PdA) neu, blieb aber ohne Bedeutung.
Tschechoslowakei
Die KP der Tschechoslowakei (KPC) entstand 1921 in Prag auf dem Vereinigungskongreß "linker Gruppierungen". Unter dem Vorsitz von B. SMERAL (bis 1924), J. HAKEN (bis 1929) und K. GOTTWALD (bis 1953) konnte sie sich bei den Parlamentswahlen stets über 10 % der abgegebenen Stimmen sichern. 1938 verboten, wuchs sie nach 1945 von 26000 Mitgl. auf 2,42 Mill. (1948). Am 25.2.1948 übernahm sie die alleinige Macht in der CSSR. Säuberungen (--» Slansky, Verurteilung der slowak. "bourgeoisen Nationalisten" erschütterten die Partei- in den 50er Jahren. Unter dem Eindruck der seit dem XX. und XXII. Kongreß der KPdSU eingetretenen Veränderungen setzten sich seit 1963 langsam Liberalisierungstendenzen durch, die im Januar 1968 nach dem Rücktritt des ersten Sekretärs A. NOVOTNY (1953-68) unter A. DUBCEK in das kurze Experiment des >humanitären Sozialismus< mündeten.
Unter dem neuen ersten Sekretär G. HUSÄK (seit April 1969) haben die konservativem, ideologisch strikt nach Moskau ausgerichteten Kräfte in der Partei die Oberhand gewonnen.
Polen
In Polen schlössen sich 1918 die --» Sozialdemokratie des Kgr. Polen und Litauen und die polnische Sozialist. Partei-Linke zur Kommunist. Arbeiterpartei Polens zusammen. 1920 wandte sich diese gegen den Krieg mit Sowjetrußland, rief 1926 den Generalstreik aus und begünstigte den Staatsstreich J. PILSUDSKIS. Durch Verhaftungen und Prozesse dezimiert, wurde sie 1938 von der Komintern aufgelöst. 1942 wurde sie im Untergrund als Polnische Arbeiterpartei wiedergegründet. Über das --» Lubliner Komitee konnten die Partei und die ihr angeschlossenen Organisationen bis Juli 1945 mit Unterstützung der Sowjetunion den bestimmenden Einfluß erringen. 1948 wurde Gen.-Sekretär W. GOMULKA (seit 1943), der für größere Selbständigkeit von Partei und Staat gegenüber der Sowjetunion eintrat, auf Betreiben der Gruppe um Staatspräs. B. BIERUT abgesetzt. Bierut, der sich für enge Anlehnung an die Sowjetunion einsetzte, wurde Gen.-Sekr. der KP und übernahm danach die Führung der Polnischen Verein. Arbeiterpartei (Zusammenschluß der KP und der --» Polnischen Sozialist. Partei). Nach dem Posener Aufstand wurde W. Gomulka 1956 wieder Gen.-Sekretär der Partei. Die an seine Person geknüpften Hoffnungen auf Liberalisierung des innen-polit. Lebens erfüllten sich nicht.
Südosteuropa
In Ungarn wurde 1918 die KP von einer aus Rußland heimgekehrten Gruppe unter Führung von B. KUN gegründet. Sie übte in der Ungar. Räterepublik (21. 3. bis 1. 8. 1919) die Regierungsgewalt aus. Nach deren Zusammenbruch arbeitete die KP illegal. Im zweiten Weltkrieg war sie Kern der Widerstandsbewegung (>Märzfront<), doch wurde sie 1943 auf Geheiß Moskaus aufgelöst. Im Sept. 1944 wurde die MKP (Ungar. Kommunist. Partei) unter Führung M. RÄKOSIS organisiert und gewann mit Hilfe der Sowjet. Besatzungsmacht eine führende Rolle bei der staatl. Neuordnung. Bei den Wahlen 1946 und 1947 erhielt sie rd. 20% der Stimmen. Sie beseitigte 1947-48 die Opposition und zwang 1948 die Sozialdemokraten zur Fusion im Rahmen der MDP (Ungar. Partei der Werktätigen). Diese wurde diktator. Einheitspartei Stalinist. Prägung; eine mögliche innerparteil. Opposition wurde in den Prozessen gegen L. RAJK u. a. 1949-50 beseitigt. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU mußte RÄKOSI 1956 die Parteiführung einem ebenso dogmat. Stalinisten, E. GERO, übergeben. Der Aufstand vom 23. 10. bis 5.11.1956 zerstörte die MDP. Am 31.10.1956 wurde eine neue KP von I.NAGY, G.LUKÄCS, J.KÄDÄR u.a. gegründet: die MSzMP (Ungar. Sozialist. Arbeiterpartei), die nach Wiederherstellung des Einparteiensystems unter J. Kädär zur Regierungspartei wurde. Sie zählte 1961 über 480000 Mitgl.
Die 1920 gegr. jugoslaw. KP wurde noch im gleichen Jahr mit 58 Mandaten drittstärkste Partei, wurde jedoch 1929 verboten. In der Illegalität stieg 1937 J. BROZ TITO zum Gen.-Sekretär auf. Im zweiten Weltkrieg führte er die kommunistisch gelenkte Nationale Befreiungsfront zum Siege über die innenpolit. Gegner. 1952 in Bund der Kommunisten Jugoslawiens umbenannt, hat die Partei (Januar 1967) 1,1 Mill. Mitgl. In M. DJILAS und E. KARDELJ hat sie bedeutende Theoretiker hervorgebracht.
Die 1921 gegründete KP Rumäniens wurde schon 1924 verboten. Als Splittergruppe lenkte sie die 1944 gebildete Nationaldemokratische Front. Im Februar 1948 erzwang sie ihren Zusammenschluß mit den Sozialdemokraten in der Rumän. Arbeiterpartei. 1965 wieder m KP umbenannt, umfaßt sie (1967) 1,7 Mill Mitgl. Gen.-Sekretär G. GHEORGIU-DEJ (l945-65) zielte mit seinem polit. Kurs auf größere Unabhängigkeit im Rahmen des Ostblocks. Diese Politik wurde von seinem Nachfolger N. CEAUSESCU fortgesetzt.
1919 gegründet, hatte die KP Bulgariens durch die Verbindung mit der Agrarunion STAMBULJISKIS großen Einfluß, wurde aber nach dem September Aufstand 1923 verboten. Seit 1938 unter der Tarnbezeichnung > Arbeiterpartei^ bildete sie 1942 mit anderen Gruppen die Vaterländische Front<, die im September 1944 durch einen Putsch an die Macht kam. 1948 wieder in KP umbenannt, verdankt sie ihr internationales Ansehen G. DJMITROW (Gen.-Sekretär 1948 bis 1949). Seit 1962 steht T. SCHIWKOW an der Spitze der Partei (1966: 615000 Mitgl.),
In Albanien wurde die KP mit Unterstützung durch jugoslaw. Kommunisten gegründet. Im zweiten Weltkrieg lenkte sie die >Natiönale Widerstandsbe-wegung< und schaltete unter ihrem Gen.-Sekretär E. HOXHA alle polit. Gegner aus. Im Streit zwischen der KPdSU und der KP Chinas unterstützte sie China. Seit 1948 in >Albanische Partei der Arbeit< umbenannt, zählte sie 1966: 63 000 Mitgl.
West-, Süd- und Nordeuropa
In Frankreich spalteten sich die Sozialisten nach Gründung der Komintern (1919). Unter dem Einfluß M. CACHINS beschloß der Sozialist. Kongreß in Tours (1920) die Gründung einer KP. 1930 wurde M. THOREZ Gen.-Sekretär, neben ihm stieg J. DUCLOS zu einem der führenden Politiker auf. Nach dem Beschluß der Komintern (1935), die scharfe Frontstellung gegen Parlamentarismus und gemäßigte Sozialist. Gruppen zugunsten einer Volksfrontpolitik aufzugeben, traten die Kommunisten 1936 in das Volksfront-Kabinett L. BLUM (Sozialist) ein. Sie errangen im gleichen Jahr 72 Mandate in der Kammer.
Als sich die Partei 1939 im Hinblick auf den dt-sowjet. Nichtangriffspakt gegen den "Kapitalist. Krieg" Frankreichs wandte, wurde sie verboten. Nach dem dt. Angriff auf die Sowjetunion (l 941) stießen dieKom-munisten zur Widerstandsbewegung und spielten in ihr eine immer stärkere Rolle. 1943 wurden sie in die provisor. Regierung DE GAULLES aufgenommen. Zu Beginn der IV. Republik stieg die Zahl der Mandate stark an (1946: 28,6% der Stimmen, 163 Sitze). Min.-Präs. P. RAMADIER schloß unter dem Druck des Ost-West-Konfliktes die kommunist. Minister aus seinem Kabinett aus. Seither blieb die KPF innenpolitisch isoliert. Mit dem Wirtschaft!. Aufstieg nach 1945 sank der Stimmanteil der KPF, um sich bei etwa 20% zu stabilisieren. Das ungünstige Wahlrecht führte bes. seit 1958 zu starker Reduzierung ihrer Parlamentssitze (u.a. 1958: 10 Sitze, 1967:73, 1969: 34). Während die Partei nach Gründung der V. Republik die französ. Außenpolitik bes. gegenüber den kommunist. Staaten unterstützte, bekämpfte sie innenpolitisch das gaullist. Regierungssystem. Sie unterstützte die ->Linksföde-ration F. MITTERANDS. Bei den Mai-Unruhen 1968 ging sie auf die revolutionären Ziele Student Gruppen nicht ein. Seit 1964 steht sie unter Führung des Gen.-Sekretars WALDECK-ROCHET.
Die KP Belgiens (gegr. 1921) und die KP der Niederlande (gegr. 1919) waren im zweiten Weltkrieg innerhalb der Widerstandsbewegung gegen die dt. Besatzungsmacht aktiv. Unmittelbar nach 1945 gewannen sie kurzfristig größere innenpolit. Bedeutung.
In Großbritannien ist die KP organisatorisch schwach (weniger als 50000 Mitgl.). Doch hat der K. einen gewissen Rückhalt in den linksradikalen Teilen der Gewerkschaftsbewegung.
In Italien bildete sich am 30. 11. 1920 innerhalb der Sozialist. Partei eine kommunist. Fraktion. Auf dem Parteikongreß in Livorno schieden die Kommunisten aus und begründeten die Kommunist. Partei Italiens. Erster Parteiführer wurde BORDIGA, dem 1924 A. GRAMSCI folgte. Die Partei wurde 1926 von der faschist. Regierung verboten, lebte aber illegal weiter und hatte an der Widerstandsbewegung gegen den Faschismus und am Partisanenkrieg (1944/45) großen Anteil. Im Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) arbeitete sie eng mit anderen antifasch. Parteien zusammen (--» Italienische Geschichte). Die von P. TOGLIATTI nach Kriegsende zunächst verfolgte Befriedungspolitik (Beteiligung an den ersten Nachkriegskabi-netten; Anerkennung der Lateranverträge von 1929) ging im Mai 1947 mit dem Ausschluß aus der Regierung zu Ende. Der Versuch legaler Machteroberung im Bündnis mit den Sozialisten scheiterte bei den Wahlen vom April 1948. Die weitere Entwicklung wurde durch langsamen, aber regelmäßigen Anstieg der Wählerstimmen gekennzeichnet (l 953:22,6 %; 1958:22,7%; 1963:25,3 %; 1968:26,9 %), bei gleichzeitiger Abnahme der Mitgliederzahlen (1948: 2,3 Mill.; 1968: 1,5 Mill., damit immer noch weitaus mitgliederstärkste KP außerhalb des Ostblocks). Durch die allmähliche Hinwendung der Sozialisten zu den Parteien der Mitte und deren Eintritt in die Regierung geriet die KPI aber immer mehr in Isolierung. Erst der von JOHANNES XXIII. mit ihr begonnene Dialog öffnet neue Perspektiven.
Im Weltkommunismus verfolgt die italien. KP seit Beginn des Konflikts zwischen Moskau und Peking zunehmend eine eigene Linie (Togliattis Schlagwort von der Einheit in Vielheit, Polyzentrismus); Partei-sekr. ist seit 1964 L. LONGO.
Die KP Griechenlands (gegr. 1920), erstmals 1926, dann wieder 1936 verboten, löste 1944 mit der 1941 geschaffenen Widerstandsorganisation, der --» E. A. M., den Bürgerkrieg aus. 1947 erneut verboten, wirkte sie seit 1951 bis zum Militärputsch 1967 in der Verein. Demokrat. Linken.
In Finnland versuchte die KP (l918 gegr.) im Bürgerkrieg (1918) vergeblich, die neue unabhängige Regierung des Landes mit Hilfe der russ. Bolschewiki zu stürzen. 1930-44 verboten, nimmt sie seitdem in der finn. Innenpolitik eine bedeutende Stellung ein. Im
Reichstag ist sie durch die Volksdemokrat. Union vertreten Sie gewann u.a. 1951: 45, 1961: 50, 1966: 41 Sitze (von 200). Zwischen 1948 und 1966 war sie politisch isoliert.
Amerika
In den Verein. Staaten ist die 1919 gegr. KP unbedeutend (höchste Mitgliederzahl 1944: rd. 80000). Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise und des Bündnisses der Verein. Staaten mit der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg fand der K. bes. unter den Intellektuellen Anhänger, was ihm eine gewisse Infiltration in Regierungskreise ermöglichte. Enthüllungen und Spionagefälle führten seit 1950 zu einer Verfolgungswelle (--» McCarthyismus). Untersuchungen durch FBI und die ordentl. Gerichte wie auch durch parlamentar. Ausschüsse (Senat-Unterausschuß für unamerikan. Tätigkeiten unter J. McCARTHY) führten zur Entfernung Tausender von angeblichen Kommunisten ("Sicherheits-Risiken") aus dem öffentl. Leben. Gesetze von 1940,1951 und 1954 sollten eine strenge KontrolJe des K. ermöglichen und bildeten die Grundlage für den Ausschluß kommunistisch infiltrierter Gewerkschaften aus dem Gewerkschaftsbund AFL/CIO.
Der K. erhält in Lateinamerika Gewicht wo er mit dem meist gegen die Verein. Staaten gerichteten Nationalismus der einzelnen Staaten verschmilz, z. B. in Kuba. Dort entwickelte er sich zu einer nationalen Sonderform (Castrismus). Frühere Versuche, kommunistisch geführte Staaten zu errichten (z. B. die Forderung der KP Perus 1931 nach der Bildung selbständiger Aimara- und Ketschua-Republiken oder der Plan einer Sowjetrepublik Chile 1931/32) sind gescheitert. Eine gewisse Bedeutung erlangte die KP Brasiliens in den 20er Jahren unter C. L. PRESTES. Seit dem zweiten Weltkrieg dient bes. Uruguay als Basis kom-munist. Infiltration in die Nachbarrepubliken.
Afrika • Vorderer Orient
In Schwarzafrika trat der K. erst nach 1945 in Erscheinung. Die Groupes d'Etudes Communistes spielten in einigen französ. Kolonien (Senegal, Elfenbein-Küste) eine Rolle bei der Gründung der nationalen Befreiungsbewegungen. Auch gehörten die meisten Gewerkschaften in Französisch-Schwarzafrika bis 1955 über die kommunistisch orientierte französ. Gewerkschaftsorganisation CGT dem kommunist. Weltgewerkschaftsbund an. In Kamerun wandte sich die Union des Populations du Cameroun(UPC) nach ihrem Verbot 1955 dem K. zu. In Senegal gründeten kommunist. Intellektuelle 1957 den Parti Africain de Vlndependance; er ist seit 1961 verboten. In Nigeria bestand 1963-66 die kommunist. Workers and Farmers Party.
In den meisten arab. Staaten sind die kommunist. Parteien verboten. Der Einfluß der Sowjetunion verstärkte sich jedoch bes. in den sozialistisch orientierten Staaten.
Asien
In Indien wurde 1920 eine KP von M. N. ROY gegründet, doch entstand erst 1932 die eigentl. KP. Der zweite Weltkrieg war für die Kommunisten zunächst ein >imperialistischer Krieg<, der erst mit dem dt. Angriff auf die Sowjetunion zum >Volkskrieg< wurde. Die ind. Kommunisten arbeiteten nun mit der brit. Kolonialmacht zusammen, was sie politisch isolierte. Nach 1945 verfolgten sie vorübergehend eine radikale Linie (Bauernaufstände), versuchten dann aber, auf Parlamentär. Wege zur Macht zu kommen (1952: 3,5 Mill., 1957, 1962 und 1967 jeweils 10-12 Mill. Stimmen). 1957 gelang es der KP, in ->Kerala erstmalig eine Landesregierung zu bilden. Der chines. Angriff auf Indien und der chinesisch-sowjet. Konflikt führten 1964 zu einer Spaltung: Neben der alten Partei entstand die Communist Party of India (Marxist).
In Indonesien bildete sich 1947 eine KP. Der kommunistisch gelenkte Madiun-Auf stand (1948) in Ost-Sumatra führte zum Verbot der Partei und zur Verfolgung vieler ihrer Mitgl. Nach ihrer Wiederzulassung konnte die KP unter ihrem Gen.-Sekretär D. N. AIDIT (1951-65) eine führende Stellung innerhalb der >Gelenkten Demokratie< des Präs. Sukarno erringen. Sie stieg im Laufe weniger Jahre von 4000 auf 2,5 Mill. Mitgl. Die Stärke der von ihr beeinflußten Massenorganisationen (Frauen-, Jugend-, Bauern-Verbände u. a.) betrug 1965 rd. 10 Mill. Im Streit zwischen Moskau und Peking neigte die Partei China zu, suchte aber zu vermitteln. Der kommunist. Putsch vom 30.9.1965 wurde von der Armee niedergeschlagen. Die Organisation der Partei wurde vernichtet. Armee und antikommunist. Moslemorganisationen töteten Tausende von Kommunisten.
Vietnam. 1930 gründete Ho SCHI MIN in Hongkong die KP Indochinas. Im Rahmen der Liga der Verbände für die Unabhängigkeit Vietnams (--» Vietmin) führte sie einen erfolgreichen Guerilla-Krieg gegen die französ. Kolonialmacht in Indochina. 1951 in Lao Dong (Partei der Vietnames. Werktätigen) umbenannt, ist sie seit 1954 die staatstragende Partei Nord-Vietnams. Sie unterstützt seitdem die kommunistisch bestimmte Nationale Befreiungsfront Süd-Vietnams. Im Streit zwischen Moskau und Peking suchte Ho Chi Minh eine vermittelnde Stellung einzunehmen.
--» Chiliasmus • China • Dialektischer Materialismus-Engels • Historischer Materialismus • Internationale • Komintern • Kommunistisches Manifest • Lenin • Marx • Marxismus • Sowjetunion • Stalin • Utopie.
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RELIGIÖSE STELLUNGNAHMEN
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Kommunistische Akademie, sozialwissenschaftl. Forschungsstelle
in Moskau (1918-36) und Leningrad (1919-36) hieß bis 1924 Sozialistische
Akademien Die K A verstand sich zunächst als Organ des-.Proletkult
dich sich später der staatl. Akademie der Wissenschaffen an. Sie hatte
starken Anteil an der Formung des sowjet. Marxismus. Ahnlich wirkt seit
1946 die "Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau".
Das K. M. mit Vorreden von K. MARX und F. ENGELS und einem
Vorwort von K. KAUTSKY (1922; Nachdr. 1966).
Eucharistie [grch. >Danksagung<], 1) das von der jüd.Tischdanksagung abstammende große Dankgebet, in das die christl. Liturgie von Anfang an bei der Abendmahlsfeier den Einsetzungsbericht einhüllte. Es lebt in allen Liturgien des Ostens und Westens als eucharistisches Hochgebet in verschiedener Gestalt fort, in der Ostkirche zur --» Anaphora ausgestaltet, in der abendländischen zum --» Kanon.
2) kath. Kirche: E., eucharistisches Geheimnis, die in der E.-Feier (--» Eucharistie 1) mittels der Konsekration erwirkte, als wahrhaft, wirklich und wesentlich verstandene Gegenwart des erhöhten Gottmenschen Jesus Christus mit Leib und Blut unter den Gestalten von Brot und Wein, und zwar ganz unter jeder Gestalt (-> Konkomitanz). Die Ausbildung dieser E.Lehre reicht zurück bis ins christl. Altertum. Die frühmittelalterlichen Abendmahlsstreitigkeiten (->Ra-thramnus von Corbie; --» Berengar von Tours) waren Versuche, die übertriebene, >kapharnaitische< (nach Joh. 6, 53) Ausdehnung der allmählich als raumlos, geistig verstandenen eucharistischen Gegenwart auf den physischen Leib Jesu abzuwehren. Die spätmittelalterliche Lehre John -»Wiclifs hingegen, daß die Substanzen von Brot und Wein trotz der Konsekration blieben, und ihre Verurteilung durch das Konzil von Konstanz (1415) bereiteten schon die auf dem Konzil von Trient vollzogene (1551), zunächst abschließende Fassung der eucharistischen Gegenwart Christi als --» Transsubstantiation vor. In der Gegenwart treten Jedoch, infolge der Freigabe der theologischen Diskussion auf dem II. Vatikanischen Konzil, neue dogmatische Theorien der --» Wandlung auf, die durch die Konsekration an Brot und Wein vollzogen wird. Papst Paul VI. hat in der Enzyklika --» Mysterium fidei (1965) dagegen betont, daß die Lehre von der Wesenswandlung dogmatisch verpflichte.
Die Konsekration als Mittelpunkt der E.-Feier ist zugleich die Handlung, durch die m der --» Messe das Kreuzesopfer Christi als "Gedächtnis des Herrn" vergegenwärtigt wird (daher Meßopfer). Seine Heilskraft wird den Gläubigen schon durch die Teilnahme an der Messe zugewendet, vor allem aber durch den Genuß der E. in der --» Kommunion. In ihr bewirkt das durch Jesus Christus beim letzten --» Abendmahl eingesetzte äußere Zeichen die innere Gnade, so daß die E. auch ein Sakrament ist. Und zwar werden die eucharistischen Gestalten mit der Konsekration zu einem fortdauernden Sakrament (Altarsakrament), das auch außerhalb der Messe durch den --» Kultus der Anbetung (Formen. --» Aussetzung des Allerheiligsten; eucharistiscne --» Prozession; --» Eucharistische Kongresse, --» Ewige Anbetung; Aufbewahrung im --» Tabernakel) geehrt werden muß und empfangen werden kann. Beide dogmatischen Aussagen sind in der zeitgenössischen kath. Theologie teilweise bestritten, aber durch die Enzyklika "Mysterium fidei" ausdrücklich bekräftigt worden.
Quellen. E.-Dekret des --» Trienter Konzils; Enzyklika
--» Mysterium fidei; Instruktion der Ritenkongregation über den Kult des eucharistischen Geheimnisses vom 25. 5. 1967, Acta Apostolicae Sedis, 59 (1967). --Hbb. der kath.--» Dogmatik und der --» Dogmengeschichte. - Concilium (Ztschr.), 2 (1966), 3 (1967, Einzelbeiträge zu E.-Fragen).
3) evang. Kirchen: -» Abendmahl.
Hauptwerke. Grundriß der physikal. Chemie (1922, 71951); Lehrb. der ehem. Physik, 3 Bde. (1930, 31949/50); Der Chemie-Ingenieur, 13 Bde. (1933-40, mit M. JAKOB); Hand- und Jahrb. der Chem. Physik, 9 Bde. (1933-43, mit K. L. WOLF).
2) Rudolf, Philosoph, * Aurich (Ostfriesland) 5.1.1846, + Jena 14.9.1926, Vater von 1) und 3), war Prof. in Basel (1871) und Jena (1874). 1908 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Der als Lehrer gefeierte E. vertrat einen sozial-ethisch verstandenen, auf >gemeinsames substanzielles Wirkern gerichteten schöpferischen Aktivismus<; er bekämpfte den einseitigen Intellektualismus. Maß des Erkennens sei der Gehalt des geistigen Lebens, den E. zu erfassen bemüht war. Er nennt seine Methode noologisch und stellt sie der unpersönlichen naturwissenschaftl. Methode gegenüber. Es gilt, die Seele der Menschen aus den Ketten einer dem Technischen verfallenen Scheinkultur zu befreien. E. bemühte sich zeitlebens um die geistige Zusammenarbeit der Völker.
Werke. Gesch. und Krit. der Grundbegriffe der Gegenw. (1878), ab 3. Aufl. u. d. T.: Geist. Strömungen der Gegenw. (61928); Gesch. der philos. Terminologie (1879; Neudr. 1960); Die Einheit des Geisteslebens in Bewußtsein und Tat der Menschheit (1888); Die Lebensanschauungen der großen Denker (1890, 1950); Der Kampf um einen geist. Lebensinhalt (1896); Der Wahrheitsgehalt der Religion (1901); Grundlinien einer neuen Lebensanschauung (1907); Der Sinn und Wert des Lebens (1908); Erkennen und Leben (1912); Mensch und Welt (1918); Lebenserinnerungen (1921, 21922). - Briefe aus dem Nachlaß des Jenaer Philosophen R. E. (1900-26). - Zeitüberlegenheit und histor. polit. Wirklichkeit eines Idealist. Philosophen, hg. v. O. FEYL (1961).
E. BOUTROUX: R. E.s Kampf um einen neuen Idealismus (dt. 1911); R. KADE: R. E.s noolog. Methode (1912); G. WUNDERLE: Die Religionsphilos. R. E.s (1912); O. SIEBERT: R.E.s Welt- und Lebensanschauung (41926); E. BECHER: E. und seine Philosophie (1927); M. WUNDT: R. E. (1927).
3) Walter Eucken Volkswirtschaftler, * Jena 17. 1. 1891, + London 20. 3. 1950, Sohn von 2), 1925 Prof. in Tübingen, seit 1927 in Freiburg i. Br., Begründer der >Freiburger Schule<, Mitherausgeber der Reihe >Ord-nung der Wirtschaft und nach 1948 des Jahrbuches >Ordo<. E. trat für eine Ordnung der Wirtschaft nach den Grundgedanken der klassischen Nationalökonomie ein. Im Gegensatz zu dieser sollte der freie Markt durch staatl. Überwachung der Monopole und Kartelle und durch andere marktkonforme Maßnahmen gesichert werden. E.s Ideen übten starken Einfluß auf die Wirtschaftspolitik in der Bundesrep. Dtl. aus.
Hauptwerke. Kapitaltheoret. Untersuchungen (1934,21954); Nationalökonomie - wozu? (1938, 41961); Grundlagen der Nationalökonomie (1940, 81965); Grundsätze der Wirtschaftspolitik, hg. v. E. EUCKEN u. K. P. HENSEL (1952, 31960); Wettbewerb, Monopol und Unternehmer (1953). - Die soziale Frage, in: Synopsis. Festgabe für A. WEBER (1948); Die Wettbewerbsordnung und ihre Verwirklichung, in: Ordo, 2(1949); Technik, Konzentration u. Ordnung d.Wirtsch., ebd., 3 (1950).
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philos. Ethik (1964).
Ausgrabungen fanden 1908-10 (Harvard Univer-sity), 1931-1933, 1935 (Joint Expedition) und 1965 und 1966 (Jordan. Altertümerverwaltung) statt. In den beiden älteren Grabungen wurden die Palastanlagen der Nordreichskönige mit den Erweiterungen unter Ahab und Jerobeam II. aufgedeckt; hervorzuheben ist die vorzügl. Läufer-Binder-Konstruktion der Umfassungsmauern, die zusammen mit anderen Hinweisen auf phönik. Handwerkstradition weist. Erwähnenswert sind aus dieser Zeit auch die zahlreichen -» Ostraka als Begleitschreiben zu Wein- und Öllieferungen an den Hof, weiter bedeutende Elfenbeinschnitzereien.
Besonders eindrucksvoll sind die Bauten aus herodianischer Zeit (Umfang der Stadt etwa 3,5 km): Säulenstraße, auf einem Forum mit Marktbasilika endend, Stadion, Augustustempel mit breiter, noch erhaltener Freitreppe, Kore-Tempel und Theater (durch die jordanischen Ausgrabungen freigelegt). Heute in eine Moschee verwandelt, finden sich Reste einer Johanneskirche aus der Kreuzfahrerzeit; nahe der Akropolis fanden sich Überreste einer Kirche aus byzantin. Zeit (>Kirche der Auffindung des Hauptes<).
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Im Neuen Testament tritt der nationale und kult. Gegensatz zwischen S. und Juden deutlich hervor (Joh. 4, 9.20). Von Jesus werden sie jedoch mehrfach den Juden als Beispiel vorgehalten (Luk. 10,30-37 die Erzählung vom barmherzigen Samariter.; Luk. 17,11-19); auch werden sie als erste Nichtjuden getauft (Apostelgesch. 8,5-12).
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mit Hitler (1948); Mehr Geld, mehr Kapital, mehr Arbeit (1949); 76 Jahre
meines Lebens (1953); Kreditpolitik und Exportfinanzierung von morgen (1956);
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(Den Haag 1969).
Hjalmar Schacht, 1877 in Tingleff an der deutsch-dänischen Grenze geboren. Idiot LaRouche claims he was born in Brooklyn.
Larouche is a dangerous idiot. Whenever I read his name, I stop reading, however interesting, because there its ALL dangerous half-truths, and too much work to find out where the ESSENTIAL lies are... There are good people who will say when they are not sure about somthing and who are wedded to the truth, but Larouche is a known Trickster.
According to this interesting page, he was in New York in his childhood. According to this webpage his parents married in New York at least. His older brother Eddy Charles Schacht was born in Brooklyn 4Nov1872.
Studium der Nationalökonomie und Germanistik an der Berliner Universität. Schüler Schmollers, den er in seinen Erinnerungen als "einen der Männer die mich damals maßgeblich beeinflußten" nannte. Ab 1900 Assistent an der "Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen", einem Propagandabüro der deutschen Exportindustrie. Die Zentralstelle wurde später in "Handelsvertragsverein" umbenannt. Erster Vorsitzender des Vereins war Georg von Siemens, der Direktor der Deutschen Bank. Als Sekretär des "Handelsvertragvereins" nahm Schacht 1902 an einer von Paul Rohrbach organisierten Studienreise nach Südosteuropa und dem Nahen Osten teil. Ab 1903 übernahm Schacht die Leitung des wirtschaftsstatistischen Archivs und der Pressestelle der Dresdner Bank. Zu seinen Aufgaben gehörte die Abfassung von Emissionsprojekten, d. h. Werbeschriften für Anleihen. 1908 wurde er zum stellvertretenden Direktor der Dresdner Bank ernannt. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst als Finanzberater in der Bankabteilung des Deutschen Generalgouvernements Belgien tätig, bis ihm 1916 ein leitender Posten bei der Nationalbank für Deutschland übertragen wurde. Darüber hinaus engagierte sich Schacht während des Krieges als freiwilliger Mitarbeiter des "Arbeitsausschusses für Mitteleuropa". In den Kreis um Naumann war Schacht um 1905 gekommen. Gegen Ende des Krieges beteiligte sich Schacht an der Ausarbeitung der deutschen Friedensforderungen, wobei er schon damals auf einen wirtschaftlichen Zusammenschluß "Mitteleuropas" setzte. Nach dem Krieg gehörte Schacht 1918, wie Naumann, Rohrbach und Jäckh, zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). 1922 schloß sich Schachts Arbeitgeber, die Nationalbank für Deutschland, mit der Darmstädter Bank und der Deutschen Nationalbank in Bremen zur Danat-Bank zusammen, die zu einer der drei größten deutschen Banken wurde. Am 12. November 1923 wurde Schacht zum Währungs kommissar der Reichsregierung ernannt. Bereits einen Monat später, am 22. Dezember 1923 erhielt er den Posten des Reichsbankpräsidenten. Am 7. März 1930 trat er von diesem Amt zurück. 1931 war er unter den Teilnehmern der Harzburger Front. Im November 1932 vertrat er als Redner neben Rosenberg und Göring die deutsche, sprich nationalsozialistische Delegation auf der "Europatagung" der faschistischen italienischen Akademie in Rom. Am 17. März 1933 wurde Schacht erneut, nun unter nationalsozialistischer Regierung, zum Reichsbankpräsidenten ernannt. Von August 1934 bis Herbst 1937 übernahm er zudem das Amt des Reichswirtschaftsministers. Die Position des Reichsbankpräsidenten behielt Schacht bis Januar 1939. Bis zum 22. Januar 1943 nahm Schacht trotz Aufgabe der beiden Ämter weiterhin als Reichsminister an Kabinettsitzungen teil. Schacht wurde nach dem Krieg vor dem Nürnberger Gerichtshof angeklagt, dort aber freigesprochen. Das Gericht stellte fest, daß Schacht eine Zentralfigur bei Deutschlands Wiederaufrüstungsprogramm gewesen sei, beurteilte diese Tätigkeit jedoch als "nichtverbrecherisch". Der Gerichtshof folgte Schachts Erklärung, daß er nur deshalb am Aufrüstungsprogramm teilgenommen habe, weil er "ein starkes und unabhängiges Deutschland aufbauen wollte, das eine Auslandspolitik führen würde, die auf der Basis der Gleichberechtigung mit anderen europäischen Ländern Achtung genießen würde." Das Gericht hielt darüber hinaus Schachts Aussage für zutreffend, er habe gemeinsam mit den Offizieren des 20. Juli die Entfernung Hitlers und später dessen Ermordung geplant. Im Frühjahr 1947 wurde Schacht demgegenüber von der Stuttgarter Spruchkammer aufgrund seiner führenden Tätigkeit im Nationalsozialismus zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein Berufungsfahren endete jedoch im September 1948 erneut mit einem Freispruch. In der Bundesrepublik blieb Schacht weiter im Bankgeschäft tätig. Im Dezember 1952 gründete er in Hamburg eine Außenhandelsbank "Hjalmar Schacht & Co.". Am 15. Januar 1953 eröffnete er die Düsseldorfer Außenhandelsbank Schacht&Co. Mit 86 Jahren schied Schacht 1963 aus den Bankhäusern aus. Im Juni 1970 starb er in München an den Folgen eines Unfalls.