Zusammenhänge zwischen Steigung, Schwerpunktlage und Reibung bei Heck- und Frontantrieb


Die Frage nach der Eignung eines Flevobike für heimische Gefilde, wo Steigungen über 10% keine Seltenheit sind, inspirierte mich zur Herleitung folgender Formeln. Die Formeln gelten jedoch auch für andere front- bzw. heckangetriebene Fahrzeuge wie Trikes, Motorräder, Autos etc.


Inhaltsverzeichnis


1 Frontantrieb

2 Heckantrieb

2 Formelzeichen










1 Frontantrieb

Das Kräftegleichgewicht in vertikaler, horizontaler Richtung und das Momentengleichgewicht der Kräfte gemäß folgender Skizze

ergibt die drei Gleichungen:

- m g cos(a) + H + VN


- m g sin(a) + VT = 0


- m g cos(a) (l - s) + m g sin(a) (h + r) - H l .

Zusammen mit der Reibungsbedingung

VT = m VN

ergibt das 4 Gleichungen für die 4 Unbekannten VT,VN, H, a. Demnach gilt für den maximal möglichen Steigwinkel:

tan(a) = s /(l/m + h + r)

Mit den exemplarischen Annahmen s = l/2, h = 2 r, l = 3 r ergibt sich für den Winkel

tan(a) = 1 /(2/m + 2) .

Für die beiden Extremfälle (gemäß Dubbel) trockene Straße mit m = 0.8

tan(a) = 1 /(2/0.8 + 2) = 0.219

ergibt sich eine Steigung von
S = 25%


und schneebedeckte Straße m = 0.2 ergibt sich

tan(a) = 1 /(2/0.2 + 2) = 0.0831.
was einer Steigung von
S = 9.5%


entspricht. Unter normalen Bedingungen (m = 0.8) stellt eine Steigung von S=25% die Obergrenze dar, die nur mit einem konstanten Drehmoment an der Tretkurbel (also einem ideal runden Tritt) zu erreichen ist. Der unrunde Tritt bewirkt, dass kurzfristig eine Vortriebskraft benötigt wird, die größer ist als die Hangabtriebskraft. Zusätzlich kann sich durch Einfedern die Normalkraft kurzfristig verringern, was zu einer verringerten Vortriebskraft führt.

2 Heckantrieb

Das Kräftegleichgewicht in vertikaler, horizontaler Richtung und das Momentengleichgewicht der Kräfte gemäß folgender Skizze


- m g cos(a) + V + HN


- m g sin(a) + HT = 0


V l - m g cos(a) s + m g sin(a) (h + r) = 0 .

Zusammen mit der Reibungsbedingung

HT = m HN

ergibt die drei Gleichungen für das vier Unbekannten HT,HN, V, a.

Daraus folgt für den Winkel:
tan(a) = (1 -s/l) /(1/m - (r+h)/s) .

Zusätzlich ist noch zu berücksichtigen, daß das Vorderrad nicht abheben darf:

V > 0   =>   tan(a) < s/(h+r)

Mit den exemplarischen Annahmen s = l/2, h = 2 r, l = 3 r ergibt sich für den Winkel

tan(a) = 0.5/(1/m - 2)

Für die beiden Extremfälle (gemäß Dubbel) trockene Straße mit m = 0.8

tan(a) = 0.5 /(1/0.8 - 2) < 0

ergibt sich eine Steigung von
S = 53.2%


und schneebedeckte Straße m = 0.2 ergibt sich

tan(a) = 0.5 /(1/0.2 - 2) = 0.16.
was einer Steigung von
S = 19%


entspricht. Im Falle m = 0.8 greift die Abhebebedingung, was bedeutet daß das Fahrzeug eher kippt als daß es rutscht.

3 Formelzeichen

g
Erdbeschleunigung
r
Radius des Rades
l
Radabstand
s
horizontale Schwerpunktlage
h
vertikale Schwerpunktlage
a
Fahrbahnneigung
m
Kraftschlußbeiwert
H
Kraft am Hinterrad
V
Kraft am Vorderrad
HN
Normalkraft am Hinterrad
VN
Normalraft am Vorderrad
HT
Tangentialkraft am Hinterrad
VT
Tangentialkraft am Vorderrad
m
Masse
S
Steigung in % (S = 100% entspricht einem a = 45° )