

Originalbild
von Carl Spitzweg (1808-1885): Familie
(eventuell ist das Bild spiegelverkehrt, im Internet gibt es auch
Bilder, auf denen die Familie von rechts nach links marschiert!)
Vom
Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
Johann
Wolfgang von Goethe, Faust I
Seitenanfang


Ausschnitt
aus Francesco del Cossa (1469-1470)
"Triumphzug der Venus"
Fünf
Hasen, die saßen beisammen dicht,
Es macht ein jeder ein traurig Gesicht.
Sie jammern und weinen:
Die Sonn' will nicht scheinen!
Bei so vielem Regen
Wie kann man da legen
Den Kindern das Ei?
O weih, o weih!
Da sagte der König:
So schweigt doch ein wenig!
Lasst weinen und Sorgen
Wir legen sie morgen!
Heinrich
Hoffmann, Autor des Struwwelpeter
Seitenanfang

Ein
Hase sitzt auf einer Wiese,
des Glaubens, niemand sähe diese.
Doch,
im Besitze eines Zeißes,
betrachtet voll gehaltnen Fleißes
vom
vis-a-vis gelegnen Berg
ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.
Ihn
aber blickt hinwiederum
ein Gott von fern an, mild und stumm.
Christian
Morgenstern
Seitenanfang


Hei, juchhei!
Kommt herbei !
Suchen wir das Osterei !
Immerfort, hier und dort
und an jedem Ort !
Ist es noch
so gut versteckt,
endlich wird es doch entdeckt.
Hier ein Ei ! Dort ein Ei !
Bald sind's zwei und drei !
Wer nicht blind,
der gewinnt
einen schönen Fund geschwind.
Eier blau, rot und grau
kommen bald zur Schau.
Und ich sag's,
es bleibt dabei,
gern such ich ein Osterei :
Zu gering ist kein Ding,
selbst kein Pfifferling.
August
Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Seitenanfang


Wenn
die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
"Glockenklingen" sich auf "Lenzesschwingen"
Endlich reimt
Und der Osterhase hinten auch schon preßt,
Dann kommt bald das Osterfest.
Joachim
Ringelnatz
Seitenanfang


Ostern
ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich tät's gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel draufzukritzeln.
Die
Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
Wohl die Henne? wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward ein Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat's der Has' gebracht.
Eduard
Mörike
Seitenanfang


Ausschnitt
aus Francesco del Cossa (1469-1470)
"Triumphzug der Venus"
Unterm
Schirme, tief im Tann,
hab ich heut gelegen,
durch die schweren Zweige rann
reicher Sommerregen.
Plötzlich
rauscht das nasse Gras -
stille! Nicht gemuckt! -:
Mir zur Seite duckt
sich ein junger Has -
Dummes
Häschen,
bist du blind?
Hat dein Näschen
keinen Wind?
Doch
das Häschen, unbewegt,
nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.
Ohne
Atem lieg ich fast,
lass die Mücken sitzen;
still besieht mein kleiner Gast
meine Stiefelspitzen ...
Um
uns beide - tropf - tropf - tropf -
traut eintönig Rauschen ...
Auf dem Schirmdach - klopf - klopf - klopf ...
Und wir lauschen ... lauschen ...
Wunderwürzig
kommt der Duft
durch den Wald geflogen;
Häschen schnuppert in die Luft,
fühlt sich fortgezogen;
Schiebt
gemächlich seitwärts, macht
Männchen aller Ecken ...
Herzlich hab ich aufgelacht -:
Ei, der wilde Schrecken!
Christian
Morgenstern
Seitenanfang

Drunten
an der Gartenmauer
hab' ich sehn das Häslein lauern.
eins, zwei, drei: legt's ein Ei,
lang wird's nimmer dauern.
Kinder,
lasst uns niederducken!
Seht ihr's ängstlich um sich gucken?
Ei, da hüpft's und dort schlüpft's
durch die Mauerlucken.
Und
nun sucht in allen Ecken,
wo die schönsten Eier stecken,
rot und blau, und grün und grau
und mit Marmorflecken.
Friedrich
Gül
Seitenanfang
|