Jawoll!

Diesmal ist es endlich passiert: Uns widerfährt das Glück, daß unsere
heißgeliebte Traditionsmannschaft das alljährliche Saisonziel, den
Aufstieg in die 2.Liga zum ersten Mal seit Jahren nicht um Haaresbreite,
sondern mit deutlichem Abstand verfehlt hat. Jetzt kann niemand mehr
nostalgisch verklären und in fehlendem Glück begründen, was bei
realistischer Planung und gedämpfterer Erwartungshaltung vielleicht gar
nicht zum nächsten Riesenunfall hochstilisiert worden wäre. Zwar
tummelte sich da wie stets eine gutklasssige Mannschaft auf dem Rasen,
deren Schlagkräftigkeit sich aber dummerweise (das kennen wir ja schon)
unter dem Druck erschöpfte, der großen, euphorischen Kulisse, der zum
Erfolg peitschenden Masse, das zu bieten, was sie seit Jahren erwartet,
den Aufstieg. Ob dies nun in der Schuld des Trainers liegt oder
charakterliche Schwächen der Spieler aufzeigt, mag dahingestellt sein.
Und gibt es auch in ganz Deutschland und darüber hinaus zahleiche
Sympathisanten für den Verein, so liefert pure Begeisterung wohl nicht
zwangsläufig die nötigen Sponsorengelder, die bedingungslose Hingabe der
Spieler aber schon gar nicht.
Doch diese bittersüßen Erkenntnisse halten mich aber nicht davon ab,
trotzdem eine Mannschaft zu unterstützen, die sich stets den Anspruch
stellte, die Zuschauer mit interessantem, attraktivem Spiel zu
unterhalten und auf Angsthasen-Konterfußball zu verzichten. Und ich
werde wie alle anderen wieder an der irrationalen Hoffnung festhalten,
daß der bisher so unbarmherzige Zufall es irgendwann begünstigen wird,
eine Mannschaft, die seit acht Jahren Titelfavorit auf den
Zweitligaaufstieg ist (und meistens auch so gespielt hat), auch dorthin
zu befördern. Und wenn dann dieser Knoten platzt, könnt Ihr sicher sein,
daß ich mich sofort in diesem schwedischen Eintrachtfanshop an der
Hansestraße begebe und einige blaugelbe Fetische besorge, denn davon
gibt es dort, so hört man, verdammt viele.
Und sollte es auch noch schwerfallen, sich jetzt mit einer relativ neu
besetzten Mannschaft zu identifizieren, muß man doch gestehen, daß dies
in den letzten Jahren oft ähnlich war, speziell im letzten. Und wie
jedesmal trat ein durchaus brauchbares Potential (4
U21-Nationalspieler!) zutage, nur leider besaßen die Protagonisten
scheinbar nicht die Fähigkeit, bei Rückschlägen im entscheidenden Moment
ohne Vorbehalte zusammenzuhalten.
Was dieses Jahr ja kaum passieren kann, schließlich hat Eintracht ja
fast den kompletten Kader der Mannschaft aufgekauft, die nach eineinhalb
Jahren als erste in Braunschweig gewann und die Niederlagenserie
einleitete. Clevere Idee eigentlich, können uns diese komischen
Fortuna-Köln-Fuzzies nicht nochmal vor den Karren fahren. Und: So haben
wir also schon mal eine eingespielte, gefestigte Mannschaft.
Immerhin gibt es seit der vergangenen Saison eine einst fast ebenso
erfolgreiche Bundesligamannschaft, die sogar noch weiter im Keller
steht, nämlich die Düsseldorfer Fortuna, bei der ja nur noch die tote
Hose regierte, als man sportlich in die Viertklassigkeit abgerutscht
war. Deren paar Fans tun mir wirklich leid, nicht, weil sie sich
ausschließlich Altbier gegen den Frust reinschütten können, sondern weil
sie sich, wenn sie sich in ihrem riesigen Stadion verteilen, bestimmt
gar nicht mehr verständigen können. Zweifelhaft, ob da irgendwelche
Funken von oder auf die Mannschaft überspringen können.
Aber mir doch egal, in welcher Liga mein Verein spielt, Fan sein heißt
halt zuerst mal leiden. Und auch wenn ich auch 1967 nicht dabei war, als
das deutsche Fußball-Olymp erklommen wurde, so habe ich doch genug Blut
geleckt bei der im Fernsehen erlebten Pokalsensation in Dortmund, oder
mehr noch beim furiosen 3:2-Sieg gegen 96 vor ein paar Jahren. Ja,
mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber ich werde dabei sein, wenn
sich tatsächlich mal was regt.

Marmor, Stein und Eisen bricht,... nicht wahr! Schnüff!
Martin