Guten Tach!
Für Euch alle ein Kommentar, der die
Problematik endlich mal auf den Punkt bringt:
Demos gegen Ökosteuer - Ein überaus nützlicher Protest
Es wird eng in den nächsten Tagen auf den Straßen, und das ist gut so.
Denn die Lastwagenfahrer, die nur die Abschaffung der Öko-Steuer und
europäische Kostengerechtigkeit im Sinn haben, liefern uns -
unfreiwillig - etwas ganz anderes: einen Vorgeschmack auf den
Verkehrsinfarkt, der die Straßen Deutschlands ereilen wird, wenn es die
Politik es nicht endlich schafft, die Lastwagenlobby zurückzudrängen und
ihr jene Kosten tatsächlich aufzuerlegen, die sie jeden Tag verursacht.
Der Protest-Stau könnte ein heilsamer Schock sein.
Denn der ökologische und gesamtwirtschaftliche Irrsinn des immer
weiteranschwellenden Lastwagenverkehrs hat einen einzigen Grund:
Lastwagentransporte sind zu billig. Rund 65 Milliarden Mark jährlich, so
schätzt der ehemalige Kölner Regierungspräsident Antwerpes, steckt der
deutsche Steuerzahler in jene Stahlmonster, die die Branche aus
durchsichtigen Motiven so gern zu kuscheligen "Brummis" umdeuten würde;
65 Milliarden netto, nach Abzug von Mineralölsteuer und anderen Abgaben.
Geld, das in Staus versackt und in Autobahnbaustellen. Geld, das zum
Ausgleich gewaltiger Umweltlasten aufgebracht werden muß - und doch
belasten Verkehrslärm und Verkehrsabgase die Menschen heute mehr als
alle anderen Umweltfaktoren.
Gegenwärtig ist ein 40-Tonner schon für eine Mark pro Kilometer zu
mieten - ein billiges Gut, das deshalb schrankenlos nachgefragt wird.
Geschützt von dem kaum widerlegbaren Argument, ohne Lastwagen gebe es
keine Versorgung, ist das große Herumdieseln in eine kaum mehr faßliche
Dimension des Irrsinns gewuchert.Längst haben die meisten
Großunternehmer ihre Lager nach dem Prinzip des "just in time" auf
die
Straße verlegt und Produkte wie Parmaschinken reisen oft durch halb
Europa, bevor sie abgepackt im Supermarkt landen: als lebendes Schwein
unter Qualen vom norddeutschen Züchter zum südspanischen Schlachthof,
dann als Schlachtfleisch nach Oberitalien, als Schinken zum Schneiden
und Verpacken nach Rumänien, schließlich zurück nach Deutschland - Ein
grotesker Lebensmitteltourismus, der oft noch zusätzlich durch
EU-Agrarsubventionen gedopt wird. Überdies, so schätzen Experten, ist
inzwischen jede dritte Lastwagenfahrt eine Leertour. Und die ökologisch
überlegene Bahn gerät weiter ins Abseits.
Dennoch ist der Zorn des einzelnen Lastwagenfahrers verständlich. Denn
im Gegensatz zu den Funktionären im Hintergrund profitiert er nicht von
diesem außer Kontrolle geratenen System, sondern ist dessen Opfer. Zu
18-Stunden-Schichten gezwungen oder in die Scheinselbständigkeit
gedrängt und trotzdem kaum noch imstande, mit der Billig-Konkurrenz vor
allem aus Ost-Europa mitzuhalten. Der steigende Dieselpreis macht seine
letzte Verdienstmargen zunichte, und man kann es ihm kaum verdenken, daß
sich sein Zorn auf das einzig erfolgversprechende Ziel, die Öko-Steuer,
richtet.
...
Traurig aber wahr!
Martin
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