Marine Ökologie
Quelle: Angelo Mojetta: Ozeane der Welt
Gefahren für die Meere

Schwermetalle,  Kohlenwasserstoffe, Eutrophierung, Überfischung, Veränderungen an den Küsten und den Meeresböden: Das sind einige der vielen, zu vielen Gefahren,  die  dem  Meer  drohen  und derer sich nur wenige bewußt sind. Jedermann kann jedoch die allgegenwärtige  Verschmutzung der Meere mit eigenen Augen erkennen - sofern er nur will. Ein Strandspaziergang reicht aus, um auf die unterschiedlichsten Gegenstände zu stoßen, die der Mensch produziert und schließlich als unnütz ins Meer geworfen hat. Die Strände selbst abgelegenster Inselchen sind auf diese Weise verschmutzt. Wo früher die Wellen nur Algen, tote Fische, Muschelschalen und Baumstümpfe an Land warfen, finden wir heute Plastik und Glasflaschen, Korken, Gummiteile, geschäumten Kunststoff.  Diese Liste ließe  sich endlos weiterführen. Als Thor Heyerdahl nach seiner Reise mit dem Schiffboot Ra erzählte, er habe mitten im Atlantik driftende Erdöllachen gesehen, begriffen nur wenige, was dies wirklich bedeutete. Drei Jahre darauf wußte doch jedermann in Europa, was unter einer Ölpest zu  verstehen  war 1973 erlitt  der Öltanker Amoco Cadiz Schiffbruch. 250.000 Tonnen Rohöl flossen ins Meer und verschmutzten 350 km Strand in der Bretagne. Seither ist die Reihe dieser Öltankerunfälle nicht mehr abgebrochen. Schätzungen zufolge sterben in der Nordsee und im Nordatlantik jedes Jahr durch  Einwirkung von Erdöl 150 000 bis 450 000 Vögel. Viele der chemischen Verbindungen  in den  Kohlenwasserstoffmischungen haben selbst in niedrigster Dosierung schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebenszyklen der Lebewesen. Ein Milligramm Erdöl pro Liter Wasser kann schon die Larven von Hochseefischen schädigen. Es gibt sogar Arten, die noch auf ein Tausendstel dieser Dosis empfindlich reagieren. Wenn Erdölprodukte wie Diesel oder Benzin im Wasser schwimmen, sieht dies jeder Wahrscheinlich aber noch viel gefährlicher ist der Umstand, daß das Meer einfach als Kloake und  Müllhalde nißbraucht wird.

Im Meer verbindet sich alles zu einer grossen Einheit. Die Auswirkungen des Erdöls können durch eine  Temperaturerhöhung oder durch Interaktion mit chemischen Verbindungen vervielfacht werden. Solche Stoffe geraten leicht in die Nahrungskette und  können  von einer  bestimmten Dosis an  die Lebewesen schädigen. Durch die Konzentration giftiger organischer Stoffe ist das Fortpflanzungsvermögen vieler Meeresvögel zurückgegangen.  Möglicherweise  gilt  dies auch für einige Walpopulationen. Der Schritt von diesen Tieren zum Menschen ist viel kürzer als man sich normalerweise vorstellt. Diese Gefahren bedrohen erst das Meer und dann auch uns selbst.