Trauerzeit

Sydney sah auf die Uhr, schon zum fünften Mal innerhalb von zehn Minuten. Neben ihm saß Broots, die Arme auf den Tisch gelegt, und sah bei jedem Geräusch nervös auf.

Schließlich schien er es nicht mehr auszuhalten. Er sprang auf und begann, unruhig auf und ab zu wandern. Dann, plötzlich, fuhr sein Kopf herum. Auch Sydney hörte die Schritte. Leise, langsam, weniger energisch als sonst.

Angespannt wartete er, bis er sehen konnte, wer die Geräusche verursacht hatte. Es war Miss Parker. Sobald er sie sah, spürte Sydney, wie ihn Schmerz durchzuckte. Sie war ganz in schwarz gekleidet, wirkte dadurch noch blasser als sie ohnehin schon sein mußte. Die dunklen Ringe unter ihren Augen deuteten darauf hin, daß sie seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Und ihre Augen... Der Schmerz darin schien unermeßlich zu sein, quälte auch Sydney. Es tat ihm weh, sie so leiden zu sehen.

"Miss Parker..."

Sie hob die Hand, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken. Sydney ging zu ihr, legte seine Hand auf ihren Arm.

"Ich werde Sie zur Beerdigung begleiten", sagte er fest. "Es sei denn, Sie glauben, daß Sie sich ohne meine Anwesenheit besser fühlen", fügte er sanft hinzu. Aber vermutlich war es ihr ohnehin egal. Ihre Gleichgültigkeit war es, die Sydney am meisten ängstigte. Sicher, sie trauerte, aber er hatte mit Zorn und Wut gerechnet.

Jetzt überraschte sie ihn, indem sie ihre Hand kurz auf seine legte.

"Gut, kommen Sie", sagte sie leise, fast unhörbar. Erst jetzt brachte Broots den Mut auf, sich ihr ebenfalls zu nähern. Miss Parker nickte, bevor er irgend etwas sagen konnte. "Sie auch, Broots."

Sydney überlegte, daß sie wahrscheinlich nur aus diesem Grund hergekommen war. Sie brauchte sie jetzt. Er und Broots waren die einzigen Menschen, denen sie jetzt noch traute, außer Angelo natürlich. Und Jarod. Aber Jarod mußte versuchen, ihr auf eine andere Weise Trost zu spenden, wenn er ihr helfen wollte. Und daß er ihr helfen wollte, stand für Sydney außer Frage.

...

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