Ein Treffen in der Küche

"Hallo, Miss Parker."

Die tiefe, dunkle Stimme ließ sie herumfahren. Es war einfach unmöglich, daß sie hier in ihrer Küche erklang.

"Jarod!"

Tatsächlich. Er war es. Der Pretender stand in ihrer Küche, als wäre es die normalste Sache der Welt. Aus einem Reflex heraus griff Miss Parker nach ihrer Waffe. Sie war nicht da. Natürlich, sie hatte sie im Wohnzimmer gelassen, nachdem sie nach Hause gekommen war. Verdammt.

"Was, zum Teufel, machst du hier?" fragte sie, während sie ihn ungläubig anstarrte. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Miss Parker wußte genau, was das bedeutete. Jarod hatte einen Plan; er glaubte, alles unter Kontrolle zu haben. Sie musterte ihn genauer. Bewunderung regte sich in ihr. Warum mußte er auch so verdammt gut aussehen?

"Dich besuchen?" antwortete Jarod versuchsweise auf ihre Frage. Ihre erste Reaktion bestand aus einer gehobenen Braue.

"Für wie blöd hältst du mich eigentlich?" fragte sie und beobachtete fasziniert das Spiel seiner Muskeln, als er das Gewicht verlagerte, sich gegen ihren Kühlschrank lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. War es möglich, daß er das mit Absicht machte?

"Ich halte dich nicht im mindesten für blöd", versicherte er ihr ernsthaft. In seinen Augen funkelte es amüsiert. Es macht ihm Spaß, dachte Miss Parker. Na schön, mal sehen, ob dir das hier auch Spaß macht.

Sie entspannte sich und zog ihre Jacke aus. Jarods Blick glitt bewundernd über die Seidenbluse, die sie darunter trug - und die mehr enthüllte, als sie verdeckte.

"Weißt du, ein Besuch nach Feierabend könnte zu einigen Mißverständnissen führen", meinte Miss Parker in einem beiläufigen Tonfall. Mühsam riß Jarod seine Aufmerksamkeit von seinen Betrachtungen los.

"Ich dachte immer, im Centre gibt es keinen Feierabend", antwortete er nach einer Weile. Seine Stimme klang jetzt rauher als noch vor wenigen Momenten.

"Das kommt ganz auf die Perspektive an", erwiderte Miss Parker. Dieses neue Spiel begann langsam ihr Spaß zu machen. "Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du hier bist."

"Es ist eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben", sagte Jarod ausweichend. Es fiel ihm schwer, seinen Blick nicht über ihren Körper gleiten zu lassen. Was spielte es schon für eine Rolle, warum er hier war? Wichtig war doch nur, daß er hier war.

Miss Parker lächelte. "Tja, es ist nicht, daß ich es nicht versucht hätte..."

Jarod lachte leise. Es stimmte, ein paar Male war sie ihm ziemlich nahe gekommen... Aber das war nicht die Art von Nähe, die er sich vorgestellt hatte. Als er sie musterte, kam er zu dem Schluß, daß er nicht der einzige war, der Mühe hatte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

"Du hast also keinen besonderen Grund, hier zu sein?" erkundigte sie sich schließlich. Als Jarod sie nur ansah, neigte sie den Kopf leicht zur Seite. "Nun, dann nicht", meinte sie mit einem Schulterzucken. "Es war ein langer Tag, und ich bin müde. Ich werde jetzt ins Bett gehen."

Ihre Äußerung erregte ihn, aber er konnte nicht sagen, ob es ihr Tonfall oder ihre Worte waren, die diese Wirkung entfalteten. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem. Als sie sich umdrehte, griff er nach ihrem Arm und hielt sie fest. Sie wandte sich wieder zu ihm um. Diesmal war sie es, die amüsiert wirkte.

"Irgendwelche Einwände, Jarod?" Ihre Stimme war nicht mehr als ein verführerisches Flüstern.

"Ja", brachte er mühsam hervor. Die Gefahren dieser Entwicklung schossen ihm kurz durch den Kopf. Andererseits hatte sie bis jetzt noch nicht einmal den Versuch unternommen, jemanden im Centre zu verständigen. Er lockerte seinen Griff um ihren Arm, ließ seine Finger langsam bis zu ihrer Hand hinuntergleiten. Jarod spürte, wie sie unter seiner Berührung schauderte.

"Das ist sehr interessant", murmelte sie, die Stimme dunkel. "Warum bist du hier?"

"Spielt das eine Rolle?"

"Für mich schon." Ihr Tonfall war weich. Sie stand so dicht vor ihm, daß er ihre Körperwärme spüren konnte. Seine Gedanken rasten.

"Du weißt, warum ich hier bin", erwiderte er mit heiserer Stimme. Er konnte nur noch daran denken, sie zu berühren.

"Sag es mir, Jarod."

Mühsam unterdrückte er ein Stöhnen. "Ich..."

"Komm schon, Jarod."

"Ich wollte dich sehen."

"Nur sehen?" Die unausgesprochene Aufforderung in ihrer Stimme steigerte seine Erregung.

"Nein." Irgendwie gelang es ihm, das Wort verständlich hervorzubringen. Er wollte sie spüren. Jetzt. Hier. Ganz.

"Warum noch?"

...

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