von Michael Winkler |
Ein Hallo an alle! Hello everybody!
Um an meine letzte Mail anzuschließen, möchte ich erneut
mit einer kurzen einführenden Geschichte beginnen. Diesmal zum Thema
„Signalverarbeitung“ bzw. „Bildverarbeitung“ (siehe Abbildung). Einige,
die auf meine letzte e-mail geantwortet haben, sind sich dessen bewusst, dass da
„einiges in der Welt nicht in Ordnung ist“, „aber man kann ja eh nichts
machen“. Also ist es meistens besser, sich nicht allzu sehr um die Dinge zu kümmern.
Das ist auch völlig Ordnung so und man kann das keinem verübeln, da dies 95 %
der Bevölkerung wohl so machen. Man ist also nicht allein J
Aufgrund dessen möchte ich auch noch einmal wiederholen,
worum es in den e-Mails zum „11. September“ eigentlich geht. Es geht NICHT
darum, die Welt „von heute auf morgen“ zu verändern. Es geht auch NICHT
darum, die Menschen von den schönen Seiten des Lebens abzuhalten (im
Gegenteil). Es geht auch keineswegs
darum, irgendwelche Weisheiten über „Gott und die Welt“ zu verbreiten. Es
geht im Grunde nur darum, eines der komplexesten Organe unseres Körpers ab und
zu mal wieder anders einzusetzen: UNSER GEHIRN. Jeder kennt den Begriff „Brainwashing“
und während wir uns vielleicht manchmal über die geistige Beschränktheit
anderer Menschen amüsieren oder aufregen, merken wir gar nicht wie weit unser
eigenes Gehirn davon betroffen sein könnte.
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Zur Sache:
Die Abbildung soll einmal vereinfacht den
Informationsfluss zeigen, den ein Signal von der Realität bis in unser Gehirn
durchläuft. Angefangen bei der „wirklichen Realität“ - die Dinge wie sie
wirklich geschehen sind. Diese „wirkliche Realität“ wird durch Reporter,
Kamerateams, Dokumentarfilmer etc. aufgenommen. Dabei wird zum ersten Mal ein
sogenanntes „Rauschen“ – Störsignale, andere Einflüsse - wirksam.
Was nimmt der Kameramann auf? Wie nimmt er es auf? Worauf konzentriert er
sich? Die Bilder, die durch einen einzelnen Mann aufgenommen werden, sehen später
Millionen oder wie beim Fall des „11. Septembers“ Milliarden von Menschen in
der ganzen Welt. Zu diesem Zeitpunkt muss er sich aber bereits bewusst sein
(oder auch nicht), dass er nur einen Bruchteil der „wirklichen Realität“
erfasst hat.
Diese Signale (Bild & Ton) werden nun an eine „BLACK
BOX“ geliefert, die für die Signalverarbeitung verantwortlich ist. Was in
dieser „BLACK BOX“ nun wirklich geschieht, wissen nur die, die auch drinnen
sind – 99,9 % der Bevölkerung sind jedenfalls draußen. Sagen wir: 0,1 % (in
Deutschland sind das etwa 80000, in der Welt ungefähr 6 Millionen) sitzen in
der „BLACK BOX“. Da wir alle Vertrauen in unsere Demokratie haben und in der
Verfassung (Grundgesetz Artikel 5, siehe Datei im Anhang) steht, dass es KEINE
Pressezensur gibt, vertrauen die 99,9 % der Bevölkerung außerhalb den 0,1 %
innerhalb der BLACK BOX.
Die geometrischen Figuren in der BLACK BOX sind
„Operatoren“, die die sogenannten Filter anwenden – man kann die
Operatoren auch „Regierungen“, „politische Gruppierungen“,
„Geheimdienste“, „Industrie“, „Finanzexperten“ etc. nennen. In der
Signal- bzw. Bildverarbeitung gibt es „Hunderte Arten“ von Filtern. Ein paar
sehr bekannte sind z.B. der „Low-Pass-„ und der „High-Pass-Filter“, das
heißt es kommen nur Signale durch, die entweder eine sehr hohe positive oder
sehr hohe negative Amplitude haben. Der Rest wird weggeschnitten. Es gibt dann
noch solche, und Adobe-Photoshop-Experten werden sie alle kennen, wie
„Weichzeichner“ oder „Kantenfilter“. „Weichzeichner“ lassen sich bei
der Sprache meist sehr gut einsetzen. Häufig trifft man dann auf Formen von „Doublespeak“
– jeder weiß mittlerweile, dass wenn „die Arbeitsmarktlage sich weiterhin
nicht entspannt“, es kurz und gut, mehr Arbeitslose geben wird. Der
„Kantenfilter“ (in allen Variationen) wird auch gern eingesetzt, ist aber
eher dadurch bekannt geworden, dass die Models und Frauen in den
Fernsehzeitungen nie Falten haben. Auffälligerweise werden meistens Filter oder
Werkzeuge eingesetzt, die „verwischen“ oder „störungsfrei machen“.
Selten dagegen werden Filter wie die „Unscharfmaskierung“ verwendet, welcher
dazu eingesetzt werden kann, bestimmte Details zu verstärken. Man will
niemanden mit den Details (manchmal auch „Nebensächlichkeiten“ genannt) überfordern.
Eigentlich ein netter Zug der Leute in der „Black Box“, oder?
Die besten und einfachsten Bildbearbeitungsbefehle - weil
die schnellsten - sind allerdings „Bildauflösung verändern“ und „Bild
ausschneiden“. In unserer heutigen Gesellschaft, in der alles ziemlich schnell
gehen muss, also wahrlich die effektivsten – weil man meist nur ein Kommando
ausführen muss.
Das mitunter durch mehrere Filter geschickte Signal
erreicht nun die Medien. Erneut wird es durch ein Rauschen verändert. Wann
kommt es in die Medien - Tageszeit? Wie – ins Radio, ins Fernsehen, in die
Zeitung, ins Internet etc.? Kommt es überall auf der Welt gleichzeitig an?
Die Medien geben dann häufig (zwangläufig und auch nicht
immer) ein sehr vereinfachtes Bild der „wirklichen Realität“ wieder (siehe
Abbildung). Im Falle des „11. September“ waren es vor allem zwei Dinge –
die Guten („Wir“) und die Bösen („Die Anderen“). Einige Mitglieder der
deutschen Bundesregierung mussten dies auf sehr amüsante Art & Weise
untermauern (O-Ton Peter Struck, SPD, 12.09. 2001: „Heute sind wir alle
Amerikaner!“). Was für mich im Rückblick gerade eher amüsant erscheint, war
für eine afghanische Hochzeitsgesellschaft letzte Woche weniger amüsant.
Kleiner Ausrutscher der US-Army – kommt in den besten Familien vor! Wie die
chinesische Botschaft in Belgrad oder das Wohnhaus in Sofia im Kosovokrieg 1999?
In der letzten Stufe kommt das Signal dann aus dem Radio,
dem Fernseher, als Zeitungsblatt oder Webpage zu uns. Erneut kommt ein Rauschen
hinzu: Hören/Sehen wir richtig hin? Haben wir überhaupt Lust/Interesse?
Welchen Sender hören, welche Zeitung lesen wir? Haben wir die „letzte
Folge“ der Nachrichten etwa verpasst? Fehlt uns der Zusammenhang? Schliesslich
kann nicht jeder mit einer solchen Begeisterung Nachrichten schauen wie „Big
Brother“, „Ally McBeal“ oder die tägliche Abend-Soap.
Nun gut, was schließen wir nun aus der ganzen
„Bildverarbeitungsgeschichte“? Am Anfang steht die „wirkliche Realität“
und am Ende das große Fragezeichen. Es dürfte verständlich sein, dass man aus
dem Bild mit den zwei Punkten (siehe Abbildung) NIEMALS das Original herstellen
kann. Somit kann es auch NIE Ziel der ganzen Angelegenheit „Nachrichten &
Information“ sein, alles zu verstehen, was sich „da draußen“ so abspielt.
Aber man sollte sich im Klaren darüber sein, dass das was wir auf den
abendlichen Nachrichtenteller bekommen, in jedem Fall nur ein Bruchteil der
ganzen Geschichte ist. Und so mehr man den amtlichen Medien Glauben schenkt,
desto mehr läuft man auch Gefahr „genau das zu sehen, was man sehen soll“
und nicht das, was wirklich da ist. Im Grunde genommen, kann man wohl zwischen
einem Menschen, der jeden Tag Nachrichten schaut und einem der dies überhaupt
nicht tut, den „besser informierten“ nicht mehr ausfindig machen.
Man wird das millionenfache Sterben von Menschen - seit
1945 sind bei kriegerischen Auseindersetzungen angeblich 80 Millionen (!)
Menschen umgekommen - sicherlich nicht beenden. Kriege gibt es seit
Jahrtausenden und höchstwahrscheinlich wird es sie immer geben. Aber man sollte
wenigstens wissen, warum unser Kaffee und unser Benzin so billig ist. Man sollte
schon ab und zu daran denken, dass es uns nur so gut gehen kann, weil
gleichzeitig irgendwo am anderen Ende dieser Welt jemand stirbt.
Wem man nun dafür „dankt“, dass es jedem so geht wie
es ihm geht, dass kann sich jeder selbst raussuchen. Manche nennen ihn
„Gott“, andere „Schicksal“, andere nennen ihn „Präsident“ und ein
nicht ganz unwichtiger Teil der Bevölkerung ist noch nie auf die Idee gekommen,
sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Auch nicht schlecht – wenn man es
kann.
Könnt ihr es?
Einen schönen, sonnigen Tag noch, Euer Micha.
Diese e-mail kann gern weitergeleitet werden – ich habe
überhaupt nichts dagegen.
PS: Nächstes Mal – Mögliche Antworten auf die Fragen
aus Mail 1.