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Hinweis Nr. 7 - War es nun Bin Laden?

von Michael Winkler
gesendet am 26. Juli 2002

 

Aus aktuellem Anlass möchte ich die bereits angekündigte „Amerikanische Außenpolitik“-Mail bis zum nächsten Mal verschieben. Die amerikanische Politik wird sich so schnell nicht ändern, also kann sie noch etwas warten J 

Anfang der Woche sendete mir eine Freundin ein Zitat aus „Die Zeit“ (von letzter Woche, 18.07.2002, Ausgabe 30/2002 nehme ich an) zu. Für mich war das nicht unbedingt was Überraschendes und in dem ganzen e-Mail-Geschreibe ging mir die Wichtigkeit dieses Zitates wohl doch etwas ab – dies soll nun nachgeholt werden:

Das Zitat entstammt Seite 2 - Rubrik „Worte der Woche“: 
"Er hat die Aktionen nicht operativ vorbereitet, hat vermutlich nicht einmal alle Einzelheiten der Vorbereitung gekannt."
August Hanning (Chef des Bundesnachrichtendienstes über die Rolle Osama bin Ladens bei den Anschlägen vom 11. September.)


Sie (die Freundin) fährt fort: “... es ist wirklich wenig. Allerdings ist es eben um so erstaunlicher, dass einem Mann, der beschuldigt wird, den aufsehenserregenden Terrorakt der vergangenen Jahre geplant zu haben, als Wiedergutmachung der fälschlichen Anschuldigung gerade mal 2 Zeilen gewidment werden.”

Da lässt sich wirklich nicht viel hinzufügen und ich bin immer dankbar für solche Hinweise. Und was sagt uns das nun? Wenn es Bin Laden nicht war, WER WAR ES DENN DANN, bitte schön?

Nun ja, die Filtermethoden haben gut gewirkt – da stehen 2 Zeilen in einer Zeitung für’s Dementi und ca. 100000 Zeilen in 10 Zeitungen für die Anklage. Na, wenigstens kann man niemand behaupten, dass die Bevölkerung nicht ausreichend informiert wurde.

Wenn es nun also Bin Laden nicht war, war es dann vielleicht sein Zwillingsbruder? Hat man ihn „in all der Aufregung“ vielleicht nur verwechselt? Wir sind alle nur Menschen – kann doch mal passieren, oder? Oder eben nicht?

Wer sich an den äußerst bemerkenswerten Artikel der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy (u.a. durch ihr Buch „Gott der kleinen Dinge“ bekannt geworden) vom 28.09.2001 (The Guardian, FAZ) erinnert, wird feststellen, dass die Bezeichnung „Zwillingsbruder“ eine völlig neue Dimension bekommt, wenn man den Artikel mal ganz durchliest (Link am Ende des Zitats):

„Wer ist Usama Bin Ladin aber wirklich? Ich möchte es anders formulieren: Was ist Usama Bin Ladin? Er ist das amerikanische Familiengeheimnis. Er ist der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten. Der brutale Zwilling alles angeblich Schönen und Zivilisierten. Er ist aus der Rippe einer Welt gemacht, die durch die amerikanische Außenpolitik verwüstet wurde …“ (Link: http://faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/dossier_show.asp&doc={BDBEB0A8-EA5F-467F-99C1-CFA4B5AD91BD}&rub={635CF231-D199-4F10-A459-D46BDB9E6CED}# )

Da mir die ganze Sache schon seit einiger Zeit doch immer wieder einen gewissen Spaß bereitet, denn sonst würde ich Euch nicht mit einer solchen „Penetranz zumailen“ J, möchte ich in diesem Kontext gleich mal weitermachen. Wie sagte Hermann Hesse schon mal bezeichnend „Die Welt ist außerhalb der Irrenhäuser nicht weniger drollig als drinnen.“ (sinngemäß, hab’s nicht mehr genau im Gedächtnis)

Gestern sprang mir dann noch folgende Nachricht von der SPIEGEL-Online-Titelseite ins Auge:

Scharping fehlte bei Strucks Vereidigung

Peter Struck ist im Bundestag als neuer Verteidigungsminister vereidigt worden. Der SPD-Politiker machte deutlich, dass Deutschland weiterhin zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr bereit sei.

Der Artikel (Link: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,206701,00.html) erscheint mir als Normalbürger und des Lesens dennoch Mächtiger recht konfus geschrieben:

… Zu den Kritikern von Auslandseinsätzen in den eigenen Reihen sagte er [Struck]: "Der Versuch einer allein militärischen Lösung politischer Konflikte führt in aller Regel nicht zu nachhaltiger Stabilität, sondern trägt nur den Keim weiterer Auseinandersetzungen in sich." Schwerpunkt der deutschen Politik sei die Prävention von Konflikten.

Ja, was will uns unser neuer Verteidigungsminister oder der SPIEGEL denn nun damit sagen? Mahnt er die Kritiker nun oder stimmt er ihnen zu? Was will er nun eigentlich überhaupt? Was wollen die Kritiker? Naja, ich musste wieder mal feststellen, dass mir das Politker- und Zeitungsdeutsch dann einfach doch zu kompliziert ist, um mir wirklich was daraus entnehmen zu können. J Aber das ist nichts Neues, ich weiß.

Nun fiel mir da noch was ein und einigen von Euch vielleicht auch. Struck ? Struck ?!? Struck!!! Achja, Peter Struck - das war doch der „Amerikaner“. Siehe auch „Hinweis-Mail Nr. 2“ - „Heute sind wir alle Amerikaner!“ (Link: http://www.das-parlament.de/2001/39/bundestag/p_a_44.html).

Nun ja, der „11. September“ setzt nun wirklich alle Naturgesetze außer Kraft. Zum ersten Mal in meinem Leben hoffe ich, dass ein Politiker wirklich vergessen hat, was er früher gesagt hat. Denn wenn er sich noch daran erinnert, dann fällt mir nur eines ein: „Gute Nacht, Deutschland!“

In diesem Sinne: Ein wunderschönes Wochenende wünscht Euch Euer Micha.

Diese e-mail kann gern weitergeleitet werden – ich habe überhaupt nichts dagegen.

PS: Beim nächsten Mal dann wirklich etwas zur „Amerikanische Außenpolitik“ – es sei denn, Bundeskanzler Gerhard Schröder verkündet vor dem Bundestag, dass man sich letztes Jahr dann doch etwas geirrt hat in Anbetracht der schockierenden Wirkung der Terroranschläge, aber das bis zu den Bundestagswahlen wieder „ausbügeln“ wird.
Und ich hoffe bis dahin, dass mir die Freundin mit dem zugeschickten Zitat vom BND-Chef Hanning keinen Streich spielen wollte
J