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Hinweis Nr. 9 - Amerikas Außenpolitik

von Michael Winkler
gesendet am 02. August 2002

 

Das intensivere Auseinandersetzen mit dem Thema „11. September“ hatte mehrere positive Nebeneffekte. Zum Beispiel schrieben mir Leute zurück, mit denen man sonst weniger in Kontakt ist. Ebenso wirft man mal Themen auf, die ständig im Hinterkopf sind, aber das Projekt auf Arbeit gerade vorgeht oder der Film in Kino interessanter erscheint.

Nebenbei stieß ich dann sozusagen auf ein Wespennest von Themen, deren ich mir zwar bewusst war, aber diese nie so richtig bearbeitet habe. Oft aus Zeitmangel, meistens jedoch aufgrund  mangelnder Informationen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Seite von Mathias Bröckers (www.broeckers.com bzw. die „The WTC Conspiracy“-Reihe http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wtc/default.html) hinweisen. Ein Buch dazu ist gerade beim Verlag „Zweitausendeins“ erschienen. Ich möchte noch mal betonen, dass ich hierfür keine Kommission bekomme J Alles aus freien Stücken – aber wer etwas für sich selbst tun will, der sollte sich „das mal antun“

Ich möchte auch noch mal auf einen interessanten Nebeneffekt der Auseinandersetzung mit den „wichtigen Themen“ dieser Zeit hinweisen. Die ersten Tage ging es mir wahrscheinlich so wie dem Großteil derer, die diese e-Mails etwas intensiver lesen und eventuell im Internet nach weiteren Infos suchen. Anfangs ist es wie das Lesen eines guten Krimis, nur möchte man sich nicht vorstellen, dass es wirklich alles stimmen könnte. Umso länger man sich damit beschäftigt, desto „normaler“ werden die Hintergründe. Ich denke, es geht hier nicht darum, Menschen abzustumpfen, sondern im Gegenteil für Dinge zu sensibilisieren, die genauso wichtig sind wie die alltäglichen Kleinigkeiten und Problemchen des Lebens. 

Wenn man sich etwas mit der Amerikanischen Außenpolitik beschäftigen will, braucht man nur eine beliebige Zeitung aufzuschlagen. Sie findet nahezu überall statt - Kuba, Korea, Vietnam, halb Südamerika, Panama, Irak, Afghanistan etc. etc. Es ist fast schon ungerecht gegenüber den vielen anderen Staaten, die hier nicht erwähnt wurden.
Ich möchte einen Teil eines Artikel von William Blum einfügen. (William Blum verließ das [amerikanische] Außenministerium 1967 und gab, wegen seinem Widerstand zu dem was die Vereinigten Staaten in Vietnam taten, sein Ziel auf, Beamter im Auslandsdienst zu werden. Er wurde einer der Gründer und Redakteure der Washington Free Press, der ersten "alternativen" Zeitung in der Hauptstadt.)

(Links zu den vollständigen Artikeln - Deutsch: http://www.miprox.de/USA_speziell/US-Interventionen.html, Englisch: http://www.zmag.org/ZMag/articles/blum.htm)

Die Triebfeder amerikanischer Außenpolitik war noch nie von irgendeiner Art von Moral bestimmt, stattdessen wurde sie von der Notwendigkeit bestimmt anderen Imperativen zu dienen, die folgendermaßen zusammengefasst werden können:

1. Die Welt für amerikanische Unternehmen sicher zu machen;

2. Die Bilanz von Waffenunternehmen in Amerika zu verbessern, die den Mitgliedern des
   Kongresses großzügig Geld gespendet haben;

3. Jede Art von Gesellschaft zu verhindern, die als erfolgreiches Beispiel für eine Alternative zum kapitalistischen Modell dienen könnte;

4. Die politische und wirtschaftliche Hegemonie so weit wie möglich über ein möglichst großes Gebiet zu erweitern, so wie es sich für eine "Großmacht" gehört;

Das alles in einem, angeblich moralischen Kreuzzug im Namen des Kampfes gegen eine bösen internationalen kommunistische Verschwörung, von deren Existenz die "Kalten Krieger" und die amerikanische Bevölkerung fest überzeugt waren, die aber tatsächlich niemals existierte, ob böse oder nicht ...

Was man in diesem Artikel an Details liest, hört sich stellenweise so unglaublich an, dass man es eigentlich gar nicht glauben will. Die Liste der „humanitären Hilfen“, mit der die USA weltweit für die „Erhaltung der Demokratie“ sorgen, könnte beliebig erweitert werden - Jugoslawien, erneut Afghanistan, Kolumbien, Venezuela. Es scheint nahezu keinen Winkel in der Welt zu geben, wo nicht irgendwie ein GI oder ein CIA-Mann seine Finger im Spiel hatte. Afghanistan war im Prinzip nur ein weiterer Meilenstein der amerikanischen Geschichte - einer von vielen. Dass auf die 3000 Toten vom 11. September mehrere Tausend tote Afghanen kommen, ist einer der Normalitäten, die ich in der letzten Mail angesprochen habe. „Wenn wir Euer Land schon dem Erdboden gleich machen, dann müsst ihr auch damit leben, dass ein paar Menschen im Namen von Freiheit und Gerechtigkeit sterben müssen.“ Haben sich die Wellen dann etwas gelegt, wird Hollywood wieder ein nettes Rambo-Filmchen drehen und heldenhafte GIs im heldenhaften Kampf gegen das Böse zeigen. Und unsere Kinder finden die Soldaten genauso cool, tapfer und gerecht wie ich vor 15 Jahren „Rambo“.

Wusste übrigens jemand, dass die Filmbewertungsstelle Wiesbaden in Zeiten des „Kalten Krieges“ dem Film „Rambo III“ das Prädikat „Besonders wertvoll“ verpasste (Link: http://www.f-b-w.org/50-jahre.php )? Ich möchte jetzt nicht über Kunst und deren Bewertung sprechen, aber mir fällt da soeben wieder der Film „Pearl Harbor“ ein – aber dazu das nächste Mal.

Ich weiß, dass sich einige durch diesen Artikel gern an DDR-Zeiten erinnert fühlen „Der böse Imperialismus! Die bösen USA!“ Man hörte solche Sprüche im Osten zu lange und folglich war der Zusammenbruch des Sozialismus die Negation der gesamten Idee und alles, was dazu gehörte. Doch einige haben bereits festgestellt (vor allem im Westen), dass der „Sieg über den Sozialismus“ nicht zu einer Stärkung des Kapitalismus geführt hat, sondern zu einem Ungleichgewicht. Und wird nicht bald ein neuer Feind gefunden, wird es ziemlich eng zugehen in der US-Wirtschaft. Und letzten Endes auch für uns – wenn wir uns weiterhin so blind auf den „amerikanischen Weg“ stützen und verlassen.

Deshalb leuchtet es manchen auch ganz klar ein (allerdings in anderer Weise als mir), dass eine gutlaufende Wirtschaft nunmal Kriege braucht, um den Menschen das zu geben, was sie zu brauchen glauben. Um das ganze System „Kapitalismus“ aufrechtzuerhalten, ist es vor allem wichtig, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass es ihr an den Kragen geht. Deshalb wurden in der „entwickelten ziviliserten Welt“ auch solche Worte wie „Existenzangst“ erfunden. Komischerweise wissen die restlichen 80 % der Weltbevölkerung, die schätzungsweise 5 % der weltweiten Besitztümer beanspruchen, wahrscheinlich nicht mal, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Alles was wir wirklich irgendwann mal tun müssen in diesem Leben, ist eines schönen Tages von dieser Welt zu gehen – sonst nichts.

Aber wir in der „zivilisierten Welt“ wissen, dass man auch an morgen denken muss und nicht nur für den Tag leben sollte. Und vielen denken sogar schon an übermorgen. Sparen lieber auf die Rente, aber glauben, dass Kinder „zu teuer“ sind. Darum hat Europa auch aus „unerklärlichen Gründen“ seit Jahren eine negative Bevölkerungsbilanz. Aber man will solche Fakten nicht immer gleich vor den Augen haben, wenn man an seine Rente denken muss. „Das wird schon irgendwie.“ Schon mal daran gedacht, dass die Leute, die heute Gesetze machen und denen wir unser Geld anvertrauen, alle gar nicht mehr leben, wenn wir dann mal Rente bekommen sollen? Verklagen kann man dann niemanden mehr J

Als ich 1998 einen indischen Freund in Berlin besuchte, meinte dieser: „Das deutsche System hat seine Grenze erreicht. Es befindet sich im Stillstand.“ Damals wusste ich nicht so recht, was er eigentlich meinte – nur erahnen konnte ich es. Wenn ich mir die Bildungs-, Gesundheit- oder Familienpolitik (nur eine Auswahl) so anschaue, weiß ich, was er damals meinte.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes, sonniges Wochenende. Euer Micha.

Diese e-mail kann auch gern weitergeleitet werden – ich habe überhaupt nichts dagegen.

PS: Und da ich gerade bei Deutschland und den USA bin, mache ich da dass nächste Mal auch weiter – Das „3. Reich“ und die USA.