von Michael Winkler |
Das intensivere Auseinandersetzen mit dem Thema „11.
September“ hatte mehrere positive Nebeneffekte. Zum Beispiel schrieben mir
Leute zurück, mit denen man sonst weniger in Kontakt ist. Ebenso wirft man
mal Themen auf, die ständig im Hinterkopf sind, aber das Projekt auf Arbeit
gerade vorgeht oder der Film in Kino interessanter erscheint.
Nebenbei stieß ich dann sozusagen auf ein Wespennest von
Themen, deren ich mir zwar bewusst war, aber diese nie so richtig bearbeitet
habe. Oft aus Zeitmangel, meistens jedoch aufgrund mangelnder Informationen. Ich möchte in diesem Zusammenhang
noch einmal auf die Seite von Mathias Bröckers (www.broeckers.com
bzw. die „The WTC Conspiracy“-Reihe http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wtc/default.html)
hinweisen. Ein Buch dazu ist gerade beim Verlag „Zweitausendeins“
erschienen. Ich möchte noch mal betonen, dass ich hierfür keine Kommission
bekomme J Alles aus freien Stücken – aber wer etwas für sich
selbst tun will, der sollte sich „das mal antun“
Ich möchte auch noch mal auf einen interessanten
Nebeneffekt der Auseinandersetzung mit den „wichtigen Themen“ dieser Zeit
hinweisen. Die ersten Tage ging es mir wahrscheinlich so wie dem Großteil
derer, die diese e-Mails etwas intensiver lesen und eventuell im Internet nach
weiteren Infos suchen. Anfangs ist es wie das Lesen eines guten Krimis, nur möchte
man sich nicht vorstellen, dass es wirklich alles stimmen könnte. Umso länger
man sich damit beschäftigt, desto „normaler“ werden die Hintergründe.
Ich denke, es geht hier nicht darum, Menschen abzustumpfen, sondern im
Gegenteil für Dinge zu sensibilisieren, die genauso wichtig sind wie die alltäglichen
Kleinigkeiten und Problemchen des Lebens.
Wenn man sich etwas mit der Amerikanischen Außenpolitik
beschäftigen will, braucht man nur eine beliebige Zeitung aufzuschlagen. Sie
findet nahezu überall statt - Kuba, Korea, Vietnam, halb Südamerika, Panama,
Irak, Afghanistan etc. etc. Es ist fast schon ungerecht gegenüber den vielen
anderen Staaten, die hier nicht erwähnt wurden.
Ich möchte einen Teil eines Artikel von William Blum einfügen. (William Blum
verließ das [amerikanische] Außenministerium 1967 und gab, wegen seinem
Widerstand zu dem was die Vereinigten Staaten in Vietnam taten, sein Ziel auf,
Beamter im Auslandsdienst zu werden. Er wurde einer der Gründer und
Redakteure der Washington Free Press, der ersten "alternativen"
Zeitung in der Hauptstadt.)
(Links zu den vollständigen Artikeln - Deutsch: http://www.miprox.de/USA_speziell/US-Interventionen.html,
Englisch: http://www.zmag.org/ZMag/articles/blum.htm)
Die Triebfeder amerikanischer Außenpolitik war noch nie
von irgendeiner Art von Moral bestimmt, stattdessen wurde sie von der
Notwendigkeit bestimmt anderen Imperativen zu dienen, die folgendermaßen
zusammengefasst werden können:
1.
Die Welt für amerikanische Unternehmen sicher zu machen;
2.
Die Bilanz von Waffenunternehmen in Amerika zu verbessern, die den Mitgliedern
des
Kongresses großzügig
Geld gespendet haben;
3.
Jede Art von Gesellschaft zu verhindern, die als erfolgreiches Beispiel für
eine Alternative zum kapitalistischen Modell dienen könnte;
4.
Die politische und wirtschaftliche Hegemonie so weit wie möglich über ein möglichst
großes Gebiet zu erweitern, so wie es sich für eine "Großmacht"
gehört;
Das alles in einem, angeblich moralischen Kreuzzug im
Namen des Kampfes gegen eine bösen internationalen kommunistische Verschwörung,
von deren Existenz die "Kalten Krieger" und die amerikanische Bevölkerung
fest überzeugt waren, die aber tatsächlich niemals existierte, ob böse oder
nicht ...
Was man in diesem Artikel an Details liest, hört sich
stellenweise so unglaublich an, dass man es eigentlich gar nicht glauben will.
Die Liste der „humanitären Hilfen“, mit der die USA weltweit für die
„Erhaltung der Demokratie“ sorgen, könnte beliebig erweitert werden -
Jugoslawien, erneut Afghanistan, Kolumbien, Venezuela. Es scheint nahezu
keinen Winkel in der Welt zu geben, wo nicht irgendwie ein GI oder ein
CIA-Mann seine Finger im Spiel hatte. Afghanistan war im Prinzip nur ein
weiterer Meilenstein der amerikanischen Geschichte - einer von vielen. Dass
auf die 3000 Toten vom 11. September mehrere Tausend tote Afghanen kommen, ist
einer der Normalitäten, die ich in der letzten Mail angesprochen habe.
„Wenn wir Euer Land schon dem Erdboden gleich machen, dann müsst ihr auch
damit leben, dass ein paar Menschen im Namen von Freiheit und Gerechtigkeit
sterben müssen.“ Haben sich die Wellen dann etwas gelegt, wird Hollywood
wieder ein nettes Rambo-Filmchen drehen und heldenhafte GIs im heldenhaften
Kampf gegen das Böse zeigen. Und unsere Kinder finden die Soldaten genauso
cool, tapfer und gerecht wie ich vor 15 Jahren „Rambo“.
Wusste übrigens jemand, dass die Filmbewertungsstelle
Wiesbaden in Zeiten des „Kalten Krieges“ dem Film „Rambo III“ das Prädikat
„Besonders wertvoll“ verpasste (Link: http://www.f-b-w.org/50-jahre.php
)? Ich möchte jetzt nicht über Kunst und deren Bewertung sprechen, aber mir
fällt da soeben wieder der Film „Pearl Harbor“ ein – aber dazu das nächste
Mal.
Ich weiß, dass sich einige durch diesen Artikel gern an
DDR-Zeiten erinnert fühlen „Der böse Imperialismus! Die bösen USA!“ Man
hörte solche Sprüche im Osten zu lange und folglich war der Zusammenbruch
des Sozialismus die Negation der gesamten Idee und alles, was dazu gehörte.
Doch einige haben bereits festgestellt (vor allem im Westen), dass der „Sieg
über den Sozialismus“ nicht zu einer Stärkung des Kapitalismus geführt
hat, sondern zu einem Ungleichgewicht. Und wird nicht bald ein neuer Feind
gefunden, wird es ziemlich eng zugehen in der US-Wirtschaft. Und letzten Endes
auch für uns – wenn wir uns weiterhin so blind auf den „amerikanischen
Weg“ stützen und verlassen.
Deshalb leuchtet es manchen auch ganz klar ein (allerdings
in anderer Weise als mir), dass eine gutlaufende Wirtschaft nunmal Kriege
braucht, um den Menschen das zu geben, was sie zu brauchen glauben. Um das
ganze System „Kapitalismus“ aufrechtzuerhalten, ist es vor allem wichtig,
die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass es ihr an den Kragen geht. Deshalb
wurden in der „entwickelten ziviliserten Welt“ auch solche Worte wie
„Existenzangst“ erfunden. Komischerweise wissen die restlichen 80 % der
Weltbevölkerung, die schätzungsweise 5 % der weltweiten Besitztümer
beanspruchen, wahrscheinlich nicht mal, was dieses Wort überhaupt bedeutet.
Alles was wir wirklich irgendwann mal tun müssen in diesem Leben, ist eines
schönen Tages von dieser Welt zu gehen – sonst nichts.
Aber wir in der „zivilisierten Welt“ wissen, dass man
auch an morgen denken muss und nicht nur für den Tag leben sollte. Und vielen
denken sogar schon an übermorgen. Sparen lieber auf die Rente, aber glauben,
dass Kinder „zu teuer“ sind. Darum hat Europa auch aus „unerklärlichen
Gründen“ seit Jahren eine negative Bevölkerungsbilanz. Aber man will
solche Fakten nicht immer gleich vor den Augen haben, wenn man an seine Rente
denken muss. „Das wird schon irgendwie.“ Schon mal daran gedacht, dass die
Leute, die heute Gesetze machen und denen wir unser Geld anvertrauen, alle gar
nicht mehr leben, wenn wir dann mal Rente bekommen sollen? Verklagen kann man
dann niemanden mehr J
Als ich 1998 einen indischen Freund in Berlin besuchte,
meinte dieser: „Das deutsche System hat seine Grenze erreicht. Es befindet
sich im Stillstand.“ Damals wusste ich nicht so recht, was er eigentlich
meinte – nur erahnen konnte ich es. Wenn ich mir die Bildungs-, Gesundheit-
oder Familienpolitik (nur eine Auswahl) so anschaue, weiß ich, was er damals
meinte.
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes, sonniges
Wochenende. Euer Micha.
Diese e-mail kann auch gern weitergeleitet werden – ich
habe überhaupt nichts dagegen.
PS: Und da ich gerade bei Deutschland und den USA bin,
mache ich da dass nächste Mal auch weiter – Das „3. Reich“ und die USA.