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Hinweis Nr. 15 - Medien & Propaganda - Teil 1

von Michael Winkler
gesendet am 03. September 2002

  

Ich hatte vor einiger Zeit auf die ZDF-Sendung „Der Tag, der die Welt veränderte - Die Ohnmacht der Mächtigen am 11. September" (Link:  http://www.zdf.de/ZDFde/einzelsendung/0,1970,2036883,00.html) hingewiesen. Das Elbehochwasser hatte dann dafür gesorgt, dass ich eine kurze (eigene) Zusammenfassung wohl vergessen hatte. Nun ja, um es kurz zu machen – die Sendung war einfach lächerlich. Aber sie zeigte den Zustand der offiziellen Medien – Stillstand. Man zeigte Bilder vom 11.9.2001 und die Reaktionen einiger Staatsmänner an diesem Tagen – man „erinnerte“ sich zurück. Joschka Fischer, Peter Struck, BND-Chef August Hanning, Shimon Perez und einige andere, deren Namen ich leider alle wieder vergessen habe (denn man hätte auch Paul Müller aus Buxtehude was sagen lassen können J), erinnerten sich noch einmal ihrer Ohnmacht. Ich glaube, sie sind immer noch ohnmächtig. Immerhin erlaubte sich das ZDF, die Sendung doch zu einer „kritischen Betrachtung“ zu machen, indem man den Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Moussa mal glatt eine (!) von 45 Sendeminuten gewährte, um ihn die äußerst berechtigte Frage stellen zu lassen, wie so etwas überhaupt passieren konnte. WIE KONNTEN DIE FLUGZEUGE ÜBERHAUPT SO WEIT KOMMEN??? Schnitt: Die nächste Szene zeigte dann zum fünften Mal das Flugzeug in den Südturm – oder war’s der Nordturm?! – rasen. Da hatte man die Frage des Generalsekretärs schon längst wieder vergessen. Was für eine Ohnmacht! Und ansteckend war diese Ohnmacht! Einer war ohnmächtiger als der andere und das kollektive Koma wäre fast schon wieder langweilig geworden, wenn da nicht ein bisschen Stimmung in das Kasperletheater gekommen wäre. Miss US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice!!! Wow, was für eine Frau! Ich wusste nicht, ob sie bei ihren Beschreibungen von den Geschehnissen des 11. Septembers, jede Sekunde in Tränen ausbrechen oder sich totlachen würde. Warum? Nun gut, die Situation war folgende. Für das vierte Flugzeug, welches dann irgendwo in Pennsylvania runterkam, hatte Präsident Bush den Abschussbefehl gegeben, für den Fall, dass es nicht landen sollte. Einige Original-Textpassagen (kursiv) der ZDF-Online-Version (http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2009487,00.html):
„Condoleezza Rice, Sicherheitsberaterin USA: ‚Der Präsident gab den Befehl, einen schrecklichen Befehl, das Flugzeug abzuschießen, wenn es nicht landet.’“
Das Flugzeug nähert sich Washington, Cheney erneuert bzw. bestätigt den Abschussbefehl. Dann, ca. 60 Meilen von Washington entfernt, verschwindet das Flugzeug vom Radarschirm.
„Condoleezza Rice, Sicherheitsberaterin USA: ‚Es war ein grauenhafter Moment, nach dem Absturz, als wir uns fragten, ob er wirklich von amerikanischer Hand abgeschossen wurde. Wir waren dann sehr erleichtert, als wir erfuhren, dass es eine Heldentat der Passagiere war, die den Jet zum Absturz brachten, als zuzulassen, dass mit ihm noch mehr Amerikaner getötet werden.’“
Die ZDF-Online-Version fährt fort:
„Bis heute gibt es Zweifel an dieser Version. Aber der Befehl, auf ein amerikanisches Passagierflugzeug zu feuern, zeigt, dass die Supermacht in diesen Stunden mit dem Rücken zur Wand steht, dem Handeln der Terroristen ausgeliefert ist.
Die Zeit, in der die Welt glaubte, es gäbe keine globale Bedrohung mehr, ist in diesem Augenblick vorbei. Und die Antwort der US-Regierung darauf ist Krieg.“  

Zwei Fragen an Mrs. Rice: „Wenn das Flugzeug nicht abgeschossen wurde, warum waren dann seine Überreste meilenweit verstreut?“, „Wann veranlassen Sie Hollywood dazu, einen Film über das heldenhafte Verhalten der auf dem Flug 93 verunglückten Passagiere zu drehen?“
Zwei Fragen an das ZDF: „Welche Zweifel an dieser Version sind das?“, „Warum schwenken Sie nach einem Satz, der leichte Zweifel andeutet, sofort wieder auf die alte Masche um?“
Zwei Fragen an beide: „Glauben Sie tatsächlich, dass alle Menschen diese Dummheiten glauben?“, „Glauben Sie tatsächlich, dass es nicht irgendwann mal rächen dürfte, dass sie ihr Publikum und die die Ihnen zuhören, derartige Märchen und Absurditäten auftischen?“

Letzten Endes habe ich die Sendung eigentlich ganz amüsant gefunden, zumal mir nach 2 Jahren ZDF-Werbespruch „Auf dem Zweiten sieht man besser.“ auch endlich ein Licht aufging, warum sich die Prominenten auf den Werbetafeln immer ein Auge zuhalten müssen. Auf dem anderen sind sie wahrscheinlich alle blind. Ich hätte einen besseren Slogan für die Herren vom Zweiten „ZDF – Zum Dummwerden Ferurteilt.“   

Da ich in einigen der vorangegangenen e-Mails immer wieder mal auf die Themen „Pearl Harbor“ & „Kino“ gestoßen war, möchte ich da gleich anschließen. Interessant wird es wohl auch, wenn man Quellen Glauben schenkt, dass die USA schon lange vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor (7. Dezember 1941) genauestens von allen Details informiert waren (Links gibt’s Hunderte im Internet – ich will keinen bevorzugen). Selbst die Zeitschrift GEO (Ausgabe 5/2000, glaube ich, war’s  – Suche in der GEO-Online-Maschine leider erfolglos – im Mai fand ich die Seite noch) hatte sich diesem Thema bereits angenommen. Amerika wollte in den Krieg und letzten Endes war Japan nur ein Anfang. Das Endziel hieß Europa. Dort haben die Amerikaner über die letzten 50 Jahren auch hervorragend politisch, wirtschaftlich und „kulturell“ agieren können. Japan konnte man dann auch gleich noch als Übungs- und Testgelände für die neue Nukleartechnik benutzen. Heute, 57 Jahre später, sprechen „Experten“ sogar von einem möglichen nuklearen Präventivschlag gegen den Irak – eine Entwicklung, die weit über das Vorstellbare hinausgeht. Und ich denke spätestens beim Wort „Präventivkrieg“ sollte auch der letzte wissen, dass das alles andere als positive Aussichten für die gesamte Menschheit bedeutet. Passend dazu die Rede von US-Vizepräsident Richard Cheney vor Kriegsveteranen in Nashville vom 26.08.2002 (Link: http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Irak/cheney.html)

Im Juli fiel mir dann noch passend dazu die Kritik zum neuen John-Woo-Film „Windtalkers“ (u.a. mit Nicolas Cage) in die Hände (Link: http://t-movies.t-online.de/zone/movi/kino/kiak/ar/CP/ar-windtalkers.html) - zwei Navajo-Indianer als Funker im Zweiteen Weltkrieg und somit als Geheimwaffe gegen die Japaner. Die Juli-Ausgabe (7/2002) des Dresdner Kino-Kalenders schreibt dazu wörtlich!: „... Im Jahre 1942 rekrutierte die Amerikanische Marine daraufhin hunderte Navajoindianer für ihre Nachrichtentruppen und liesen [Rechtschreibefehler wurden original übernommen] diese den Funkverkehr in ihrer natürlichen Sprache durchführen. Ein Code, der für die Japaner einfach nicht zu knacken war. Dies half den Amerikanern den Krieg zu gewinnen. Sozusagen die letzte Waffe vor der Atombombe, die den Krieg schließlich beendete ...“

Ich fasse kurz zusammen: Die amerikanischen Ureinwohner, die Jahrhunderte lang aus ihrer Heimat vertrieben und deren Traditionen mittlerweile nahezu ausgelöscht worden sind, da dies dem Freiheitsdrang des „amerikanischen Volkes“ nun mal so gefiel, „dürfen“ den gleichen Amerikanern dann dabei helfen gegen neue Feinde vorzugehen. Alle Parteien machen ihren Job offensichtlich nicht allzu gern, aber wenn „untere Rassen“ nun mal Fähigkeiten haben, die „obere Rassen“ verwenden können, dann wird man für 134 Filmminuten schnell mal zu Freunden. Leider muss einer der beiden Navajo-Indianer von Nicolas Cage erschossen werden – die Mission macht es nötig; getreu dem Motto der amerikanischen Eroberungszüge „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer“. Aber „das Leben ist hart“ und auch ein junger Amerikaner muss das so schnell wie möglich in seinen Schädel bekommen. Außerhalb des Film, aber wenigstens noch innerhalb der Filmkritik, bekommen die „Bösen“ – die Japaner – dann noch eins mit der Atombombe übergezogen. Zusammenfassung der Zusammenfassung: „Perverse Geschichtsverdrehung“ (egal, ob absichtlich oder unabsichtlich) und der bei mir daraus entstehende Sarkasmus bzw. Zynismus helfen vielleicht kurzzeitig weiter, sind aber keine Lösung.

Bei nahezu jedem Hollywood-Film fallen mir wieder die Dutzend Gründe ein, warum ich mich vor knapp 5 Jahren entschloss, so weit wie möglich jeden Hollywood-Film zu boykottieren. Und heute weiß ich auch wieder, was die beiden Amerikaner (die ich kürzlich in Dresden auf der Straße traf) mit „sozialem Experiment“ meinen. Ich fürchte nämlich (allerdings ohne dass ich jemals in den Staaten war), dass dieses Experiment in den USA schon längst zum Selbstläufer geworden ist. Und die ersten Opfer dieses Experiments haben schon wieder Kinder gezeugt.

Gipfeln wird dieses Experiment und seine Ableger in einer weltweiten „Hilfs- und Rettungsaktion“ namens „Globalisierung“, die notwendigerweise auch militärisch durchgesetzt wird. Es dürfte einigen kein Geheimnis sein, dass es sich bei der sogenannten Globalisierung – so schön „eine große zusammenwachsende Welt in unseren Augen und Ohren“ auch sein mag – nur um die weltweite Durchsetzung von Wirtschaftinteressen der Industriestaaten handelt. Wiedersetzt sich jemand, dann nennt man es „Kampf gegen Terrorismus“ im Namen der „Grenzenlosen Gerechtigkeit“. Und Bösewichte lassen sich überall auf der Welt finden. Und gibt es mal keinen, dann bezahlt man einen, dass er ihn spielt. Erst kam Europa, dann der Nahe Osten und jetzt die ganze Welt. The sky is the limit! Ob die Marsmännchen eigentlich schon wissen, dass sie die nächsten sind? J

Aber Spaß beiseite .. Ich kann jeden verstehen, der mir Anti-Amerikanismus und Panikmache unterstellt. Gleichwohl hat dies alles eigentlich gar nichts damit zu tun. Amerikaner, die Amerika wirklich lieben, haben längst erkannt, dass ihr Land gerade den Bach runter geht. Und wenn Europa nicht bald lernt, auch allein schwimmen zu können, dann sind wir eher den Bach mit runter als wir denken.

Einen schönen, sonnigen Tag noch, Euer Micha.

PS: Diese e-Mail kann auch gern weitergeleitet werden – ich habe überhaupt nichts dagegen.