von Michael Winkler |
Die aktuelle weltpolitische Lage hat schon wieder so viel
Neues zu bieten, dass mir heute nahezu „zuviel“ Passendes einfallen würde.
Bush spricht vor der UNO und macht ihr klar, dass sie im Falle eines
Widerspruchs gegen den Irak-Krieg bedeutungslos werden würde; rein zufällig
oder beabsichtigt oder wie auch immer fasst man in der Woche des Jahrestags
des „11. September“ einige Al-Kaida-Mitglieder; die Bundestagswahlen
stehen ins Haus; Schröder macht seinerseits klar, dass es unter seiner Führung
keine deutsche Beteiligung am „Abenteuer Irak“ geben wird (Zufall? –
nun, wir werden sehen) – und der Sommer scheint auch vorüber zu sein.
Doch zurück zum „Fall Bernays“:
Er wurde wie gesagt immerhin 104 Jahre alt und dem Schlitzohr Bernays fielen
zur Lösung öffentlicher Konflikte bezüglich bestimmter Produkte oder Ideen
einige „clevere“ Mechanismen ein:
„Bernays lernte schnell, daß die effektivste Weise, um
Glaubwürdigkeit für ein Produkt oder ein Vorstellung zu schaffen, eine
Beurteilung durch eine "unabhängige dritte Partei" sei. Wenn
beispielsweise General Motors damit herauskommt, daß die Globale Erwärmung
ein Scherz sei, der von ein paar baumvernarrten Liberalen in die Welt gesetzt
wurde, würden die Leute die Motive von GM bezweifeln, da GM seinen Gewinn
durch den Verkauf von Autos macht. Wenn jedoch ein unabhängiges
Forschungsinstitut mit einem sehr glaubwürdig klingendem Namen wie
"Globale Klima-Koalition" mit einem Forschungsbericht herauskommt,
welcher meint, daß die Globale Erwärmung nur eine Einbildung sei, würden
die Leute verwirrt werden und Zweifel an der ursprünglichen Ansicht bekommen.
Und das ist genau das, was Bernays machte. Mit einer genialen Politik gründete
er "mehr Institute und Stiftungen
als Rockefeller und Carnegie zusammen". (Stauber S. 45)
Unauffällig durch jene Industrien finanziert, deren Produkte bewertet würden,
würden diese "unabhängigen" Forschungseinrichtungen
"wissenschaftliche" Studien und Pressematerial heraussprudeln,
welche das Image erzeugen würden, welches ihre Macher haben wollen.“
(http://www.miprox.de/USA_speziell/Warum_Amerikaner_beinahe_alles_glauben.html)
Es entstanden solche
Institutionen wie die „Temperaturforschungsstiftung“, der
„Verbraucherschutz“, die „Stiftung für Saubere Luft“ oder die
„Allianz für bessere Ernährung“, um nur einige wenige zu nennen.
„Was meinen Sie, wer den Internationalen Rat für
Lebensmittelinformation finanziert? Raten Sie drauf los. Richtig - Monsanto,
DuPont, Frito-Lay, Coca Cola, Nutrasweet - all jene, die aus GM
[gen-manipuliert] - Lebensmitteln Gewinn ziehen. (Stauber S.20)“
Der
angesprochene Artikel enthüllt auf ernste und zugleich dennoch witzige Art
und Weise (Stichwort: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“), wie die
PR-Industrie arbeitet:
„In der weiteren Entwicklung der Massenkontrolle entwickelten PR-Firmen
weitere Richtlinien für effektive Wiedergaben. Hier einige Juwelen:
Merken Sie sich diese Liste.
Fangen Sie an, nach diesen Techniken Ausschau zu halten. Sie sind nicht schwer
zu finden - schauen Sie in die heutige Zeitung oder die Fernsehnachrichten von
heute abend. Sehen Sie, was sie tun; die Jungs sind gut!“
Kennt irgendjemand eine der wirklich großen PR-Agenturen?
Schon mal was von Burson-Marsteller,
Edelman, Hill & Knowlton, Kamer-Singer, Ketchum, Mongovin & Biscoe
& Duchin, BSMG oder Ruder-Finn gehört? Warum kennt man eigentlich
kaum eine dieser PR-Firmen? Der Grund ist so banal wie einleuchtend: das
einfache Rezept von guter PR heißt „Best PR goes unnoticed!“ –
„Die beste PR geschieht unbemerkt!“
Merkt Euch die oben genannten Namen – da geht es das nächste
Mal weiter.
Zum Abschluss noch ein „praktisches Beispiel“, welches
vor allem der Person, der ich gleich zwei „Hinweis-e-Mails“ gewidmet habe,
zu verdanken ist: Edward L. Bernays. Wie schon in der letztem e-Mail
erwähnt, lehnte er es ab, direkt mit den Nazis zusammenzuarbeiten. Zum einen
kann das seiner humanitären Einstellung, der Menschheit ja letzten Endes
etwas Gutes bringen zu wollen, widersprochen haben. Zum anderen, und das ist
wohl m.E. wahrscheinlicher, heißt es nicht umsonst „Best PR goes unnoticed!“ und da macht man sich doch die Hände
nicht selbst dreckig, oder? In einer Buchbesprechung von Larry Tye’s „The
Father of Spin – Edward L. Bernays & The Birth of Public Relations“
ist folgendes nachzulesen:
„Bernays mochte seine Kultivierung als ein Unterstützer
des Feminismus und anderer befreiender Ideen, aber seine Arbeit im Interesse
der United Fruit Company hatte Konsequenzen, die genauso schlimm und
schrecklich waren, wie als hätte er direkt mit den Nazis zusammengearbeitet. „The
Father of Spin“ erhellt neue und wichtige Hintergründe der Ausmaße,
die die Propagandakampagne Bernays’ für die United Fruit Company (heute
United Brands) hatte, welche auf direktem Wege zu einem Sturz der gewählten
Regierung Guatemalas durch die CIA führte.
Der Begriff „Bananenrepublik“ entstand
ursprünglich in Bezug auf die „United-Fruit“-Herrschaft über korrupte
Regierungen in Guatemala and anderen mittelamerikanischen Ländern. Das
Unternehmen nützte faktisch auf brutale Art und Weise Sklavenarbeit aus, um
billige Bananen für den lukrativen US-Markt zu produzieren. Als eine mehr
oder weniger reformistische Regierung in Guatemala versuchte für die Zwecke
des Unternehmens zu regieren, peitschte Bernays in den 1950er Jahren, als
weltweit das kommunistische Gespenst umging, die Medien und die politische
Stimmung gegen diese Regierung auf.“ (http://www.prwatch.org/prwissues/1999Q2/bernays.html, nur in Englisch)
Im Artikel heißt es dann weiter:
„Seine Bemühungen führten
auf direktem Wege zu einem brutalem Militärstaatsstreich ... Das Ergebnis
bedeutete tragischerweise eine jahrzehntelange Tyrannei unter einer
guatemaltekischen Regierung, deren Brutalität, welche mit der der Nazis
konkurrieren konnte, Hunderttausende Menschen (zum größten Teil die verarmte
Mehrheit des Landes – die Maya-Indianer) zu Vertreibung, Folter und Tod
verdammte.“
An den Bananen, die wir tagtäglich essen, klebt also im
wahrsten Sinne des Wortes Blut.
Bis zum nächsten Mal, Euer Micha.
PS: Diese e-Mail kann auch gern weitergeleitet werden –
ich habe überhaupt nichts dagegen.