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Hinweis Nr. 18 - Medien & Propaganda - Teil 3

von Michael Winkler
gesendet am 17. September 2002

   

Die aktuelle weltpolitische Lage hat schon wieder so viel Neues zu bieten, dass mir heute nahezu „zuviel“ Passendes einfallen würde. Bush spricht vor der UNO und macht ihr klar, dass sie im Falle eines Widerspruchs gegen den Irak-Krieg bedeutungslos werden würde; rein zufällig oder beabsichtigt oder wie auch immer fasst man in der Woche des Jahrestags des „11. September“ einige Al-Kaida-Mitglieder; die Bundestagswahlen stehen ins Haus; Schröder macht seinerseits klar, dass es unter seiner Führung keine deutsche Beteiligung am „Abenteuer Irak“ geben wird (Zufall? – nun, wir werden sehen) – und der Sommer scheint auch vorüber zu sein.  

Doch zurück zum „Fall Bernays“:
Er wurde wie gesagt immerhin 104 Jahre alt und dem Schlitzohr Bernays fielen zur Lösung öffentlicher Konflikte bezüglich bestimmter Produkte oder Ideen einige „clevere“ Mechanismen ein:
„Bernays lernte schnell, daß die effektivste Weise, um Glaubwürdigkeit für ein Produkt oder ein Vorstellung zu schaffen, eine Beurteilung durch eine "unabhängige dritte Partei" sei. Wenn beispielsweise General Motors damit herauskommt, daß die Globale Erwärmung ein Scherz sei, der von ein paar baumvernarrten Liberalen in die Welt gesetzt wurde, würden die Leute die Motive von GM bezweifeln, da GM seinen Gewinn durch den Verkauf von Autos macht. Wenn jedoch ein unabhängiges Forschungsinstitut mit einem sehr glaubwürdig klingendem Namen wie "Globale Klima-Koalition" mit einem Forschungsbericht herauskommt, welcher meint, daß die Globale Erwärmung nur eine Einbildung sei, würden die Leute verwirrt werden und Zweifel an der ursprünglichen Ansicht bekommen.
Und das ist genau das, was Bernays machte. Mit einer genialen Politik gründete er "mehr Institute und Stiftungen als Rockefeller und Carnegie zusammen". (Stauber S. 45)
Unauffällig durch jene Industrien finanziert, deren Produkte bewertet würden, würden diese "unabhängigen" Forschungseinrichtungen "wissenschaftliche" Studien und Pressematerial heraussprudeln, welche das Image erzeugen würden, welches ihre Macher haben wollen.“
(http://www.miprox.de/USA_speziell/Warum_Amerikaner_beinahe_alles_glauben.html)  

Es entstanden solche Institutionen wie die „Temperaturforschungsstiftung“, der „Verbraucherschutz“, die „Stiftung für Saubere Luft“ oder die „Allianz für bessere Ernährung“, um nur einige wenige zu nennen.
„Was meinen Sie, wer den Internationalen Rat für Lebensmittelinformation finanziert? Raten Sie drauf los. Richtig - Monsanto, DuPont, Frito-Lay, Coca Cola, Nutrasweet - all jene, die aus GM [gen-manipuliert] - Lebensmitteln Gewinn ziehen. (Stauber S.20)“  

Der angesprochene Artikel enthüllt auf ernste und zugleich dennoch witzige Art und Weise (Stichwort: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“), wie die PR-Industrie arbeitet:
„In der weiteren Entwicklung der Massenkontrolle entwickelten PR-Firmen weitere Richtlinien für effektive Wiedergaben. Hier einige Juwelen:

Merken Sie sich diese Liste. Fangen Sie an, nach diesen Techniken Ausschau zu halten. Sie sind nicht schwer zu finden - schauen Sie in die heutige Zeitung oder die Fernsehnachrichten von heute abend. Sehen Sie, was sie tun; die Jungs sind gut!“  

Kennt irgendjemand eine der wirklich großen PR-Agenturen? Schon mal was von Burson-Marsteller, Edelman, Hill & Knowlton, Kamer-Singer, Ketchum, Mongovin & Biscoe & Duchin, BSMG oder Ruder-Finn gehört? Warum kennt man eigentlich kaum eine dieser PR-Firmen? Der Grund ist so banal wie einleuchtend: das einfache Rezept von guter PR heißt „Best PR goes unnoticed!“ – „Die beste PR geschieht unbemerkt!“
Merkt Euch die oben genannten Namen – da geht es das nächste Mal weiter.  

Zum Abschluss noch ein „praktisches Beispiel“, welches vor allem der Person, der ich gleich zwei „Hinweis-e-Mails“ gewidmet habe, zu verdanken ist: Edward L. Bernays. Wie schon in der letztem e-Mail erwähnt, lehnte er es ab, direkt mit den Nazis zusammenzuarbeiten. Zum einen kann das seiner humanitären Einstellung, der Menschheit ja letzten Endes etwas Gutes bringen zu wollen, widersprochen haben. Zum anderen, und das ist wohl m.E. wahrscheinlicher, heißt es nicht umsonst „Best PR goes unnoticed!“ und da macht man sich doch die Hände nicht selbst dreckig, oder? In einer Buchbesprechung von Larry Tye’s „The Father of Spin – Edward L. Bernays & The Birth of Public Relations“ ist folgendes nachzulesen:
„Bernays mochte seine Kultivierung als ein Unterstützer des Feminismus und anderer befreiender Ideen, aber seine Arbeit im Interesse der United Fruit Company hatte Konsequenzen, die genauso schlimm und schrecklich waren, wie als hätte er direkt mit den Nazis zusammengearbeitet. „The Father of Spin“ erhellt neue und wichtige Hintergründe der Ausmaße, die die Propagandakampagne Bernays’ für die United Fruit Company (heute United Brands) hatte, welche auf direktem Wege zu einem Sturz der gewählten Regierung Guatemalas durch die CIA führte.
Der Begriff „Bananenrepublik“ entstand ursprünglich in Bezug auf die „United-Fruit“-Herrschaft über korrupte Regierungen in Guatemala and anderen mittelamerikanischen Ländern. Das Unternehmen nützte faktisch auf brutale Art und Weise Sklavenarbeit aus, um billige Bananen für den lukrativen US-Markt zu produzieren. Als eine mehr oder weniger reformistische Regierung in Guatemala versuchte für die Zwecke des Unternehmens zu regieren, peitschte Bernays in den 1950er Jahren, als weltweit das kommunistische Gespenst umging, die Medien und die politische Stimmung gegen diese Regierung auf.“
(http://www.prwatch.org/prwissues/1999Q2/bernays.html, nur in Englisch)  

Im Artikel heißt es dann weiter:
„Seine Bemühungen führten auf direktem Wege zu einem brutalem Militärstaatsstreich ... Das Ergebnis bedeutete tragischerweise eine jahrzehntelange Tyrannei unter einer guatemaltekischen Regierung, deren Brutalität, welche mit der der Nazis konkurrieren konnte, Hunderttausende Menschen (zum größten Teil die verarmte Mehrheit des Landes – die Maya-Indianer) zu Vertreibung, Folter und Tod verdammte.“

An den Bananen, die wir tagtäglich essen, klebt also im wahrsten Sinne des Wortes Blut.

Bis zum nächsten Mal, Euer Micha.

PS: Diese e-Mail kann auch gern weitergeleitet werden – ich habe überhaupt nichts dagegen.