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Hinweis Nr. 32 - Neue Weltordnung

von Michael Winkler
gesendet am 02. April 2003

 

 

Veranstaltungshinweis Aktionstag „Reclaim the Base“:

Am 06. April 2003 findet ab 15 Uhr vor der Offiziersschule an der Dresdner Marienallee ein antimilitaristisches Friedensfest unter dem Motto “kreativ statt oliv“ statt. Geplant u.a. DJs, „food not bombs“, Fußball vorm Kasernentor etc. etc. Eigene Aktionen sind gern willkommen! Direkt, kreativ und gewaltfrei!

Mehr Infos zum weltweiten Aktionstag unter www.wri-irg.org

 

Aktuelles zur Dresdner Friedensbewegung gibt es unter:

 www.frieden-dresden.de und unter www.attacdresden.de. Jeden Montag (17 Uhr ab Dreikönigskirche) und Samstag (14.30 Uhr ab Theaterplatz) finden Demonstrationen gegen den Irak-Krieg statt.

 


 

Ein Hallo an alle! Hello everybody!

 

Die heutige Mail möchte ich mit einem Zitat beginnen, welches ich in der Jungen Welt vom Sonnabend (29.03.2003) gefunden habe:

„Journalisten sollten sich aber nicht nur mit abweichenden Meinungen beschäftigen, sondern in erster Linie mit dem, was die Verantwortlichen und die Zuständigen für die Partei formulieren.“

Wolfgang Schäuble, außenpolitischer Sprecher der CDU, am Freitag [28.03.03] im Deutschlandfunk zu den Differenzen innerhalb der Unionsparteien zum Irak-Krieg

 

Nun, Herr Schäuble, wie soll ich Ihre Bemerkung denn verstehen? Wissen Sie, dass es ein Grundgesetz gibt, in dem unter Artikel 5 so etwas wie Meinungs- und Pressefreiheit verankert sind? Vorschlag zur Güte .. Bei den anstehenden bundesweiten Reformen könnte man doch gleich noch das Grundgesetz ändern. Streichen Sie einfach ein paar unwichtige demokratische Grundrechte und dann haben Sie es nicht weit bis zu ihrem wahrscheinlichen „Oberguru“, der im Dezember 2000 sagte:

“If this were a dictatorship, it'd be a heck of a lot easier, just so long as I'm the dictator.” – “Wenn dies eine Diktatur wäre, würde es eine ganze Ecke einfacher, so lange ich der Diktator bin.”

George W. Bush, (http://www.etrend.ch/fundgrube/win_zitate/gwbush.htm)

 

Dies ist die erste e-Mail nach dem Beginn des Irak-Krieges und es wäre wohl kaum etwas anderes zu erwarten gewesen, als über dieses Thema zu schreiben. Ich will dabei nicht so sehr auf den Verlauf des Krieges eingehen, taktische Geplänkel, das Brainwashing der Massenmedien etc. etc. Es dürfte einigen vielleicht aufgefallen sein, dass in den Medien die Rolle des irakischen Volkes sehr selten als ein um seine Heimat kämpfendes Volk dargestellt wird. Die USA und Großbritannien sind gerade dabei, in ein neues Vietnam zu schlittern. Jeder hofft auf einen schnellen Sieg, weil es dann endlich der Börse und damit uns (?!) wieder gut geht. Die wenigstens würden dabei vielleicht auf die Idee kommen, dass einigen Irakern ein Diktator, der 1986 sogar eine Auszeichnung von der UNESCO bekommen haben soll, weil er die Kinder-Analphabetenrate auf unter 20 % senkte (http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Irak/sponeck3.html), dass einigen Irakern ein solcher Diktator vielleicht noch tausendmal lieber wäre als ein Militärregime der Amerikaner und Brite. Ganz Südamerika weiß, was es heißt, wenn demokratisch gewählte Regierungen durch CIA-gesponsorte „Demokratisierungsaktionen“ (mitunter auch als „Befriedungsaktionen“ bezeichnet) gestürzt werden. Über die Farce, die die USA und Großbritannien momentan im Irak veranstalten, muss dennoch so berichtet werden, wie es das System will. Wir sind demokratisch und wir sind die Guten! Deutschland hat zwar einen wichtigen Schritt in Richtung Weltfrieden getan, aber man darf sich dennoch fragen, warum immer noch deutsche AWACS-Flugzeuge und Spürpanzer am Krieg beteiligt sind. Warum gewährt Deutschland den anglo-amerikanischen Bombern Überflugsrechte? Einige der B-52-Bomber fliegen mit Waffen vollbepackt auch über den Dresdner Raum (Link: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=465746). Schaut in diesen Frühlingstagen einfach ab und an mal in das Himmelsblau über euch.

 

Wozu dieser Krieg eigentlich überhaupt? Die Meinungen schwanken innerhalb der Bevölkerung und den Medien von „Befreiung & Demokratisierung des irakischen Volkes“ über „Es geht nur ums Öl.“ bis hin zu einer „Neuen Weltordnung“. Nun wer an Grund Nr. 1 glaubt, der braucht hier nicht weiter zu lesen – da wird mir nicht viel zu einfallen.

 

Die Initialzündung der Hinweis-e-Mails war der „11.September“. Okay, wir haben den guten Osama bin Laden schon fast wieder vergessen, aber da war doch so was im Hinterkopf. Schauen wir heute die 19 Monate seitdem zurück, dann sehen wir zwei Angriffskriege mit jeweils sehr schleierhaften Intentionen. Jeder der einigermaßen, die Augen offen halten konnte, wird das Argument, dass die US-Regierung bzw. die Leute, die hinter ihr stehen, nicht völlig unbeteiligt beim größten Attentat auf das amerikanische Volk gewesen sein konnten, eigentlich nur mit dem Satz „Das kann ich mir nicht vorstellen!“ abwehren können.

 

Innerhalb der letzten Wochen folgten dann einige Ereignisse, die für mich alle in einem direkten Zusammenhang standen. Als erstes war da ein Vortrag von Herrn Prof. Dr. Dr. Woit, der Anfang März im Dresdner Ausländerrat über das Thema «USA-Kriege für eine „Neue Weltordnung“ – militärische und ökonomische Aspekte» referierte. Neben vielen sehr erleuchtenden Details blieb bei mir vor allem ein Teil des Vortrags hängen, den ich hier einmal zitieren will:

Ein grundlegendes Dokument der langfristig orientierten Strategie der USA zur Schaffung eines neuen kolonialen Imperiums ist das am 19.03.1999 - also fünf Tage vor Beginn des Krieges gegen Jugoslawien - vom US-Kongreßverabschiedete sogenannte Seidenstraßenstrategiegesetz (Silk Road Strategy Act). Mit ihm hat der US-Kongreß die umfassenden wirtschaftlichen und strategischen Interessen der USA in einer riesigen Region definiert, die sich vom Mittelmeer bis nach Zentralasien erstreckt.

In voller Übereinstimmung mit dem von Brzezinski [„Die einzige Weltmacht“ – „The Big Chessboard“] entwickelten geostrategischen Konzept, über die Beherrschung des eurasischen Kontinents die Welt zu beherrschen, zielt die Seidenstraßenstrategie darauf, die Wettbewerber der USA im Ölgeschäft, darunter Rußland, den Iran und China, zu schwächen und die gesamte Region vom Balkan und dem Schwarzen Meer bis an die chinesische Grenze in einen Flickenteppich amerikanischer Protektorate zu verwandeln.“

(auch nachlesbar in den Arbeitspapieren der Dresdner Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e.V., Nr. 64/2003, PDF-Link: http://www.sicherheitspolitik-dss.de/ap64mult.pdf. Die Zitate stammen im Original aus dem Buch „Global brutal“ von Michel Chossudovsky, einem bekannten kanadischen Politologen, der u.a. auch für www.globalreasearch.ca schreibt. „Global Brutal“ ist beim Verlag 2001 erhältlich.). 

 

Wenige Tage später trudelte bei mir der, bei „LE MONDE Diplomatique“ (Französische Originalseite: http://www.monde-diplomatique.fr/, Deutsche Version: http://www.monde-diplomatique.de/pm/.home) bestellte, „Atlas der Globalisierung“ ein. Als „alter Kartograph“ natürlich ein absolutes Muss, aber auch für den Nichtkartographen ein sehr sehr interessantes Zeitzeugnis. Auf Seite 171 kann man zum Thema „Kriege in der Golfregion“ folgende unten stehende Karte finden. Einige wichtige Stellen habe ich mal Rot eingekreist. Da wäre zum einen die Ölfelder im Irak, um die es in diesem Krieg „überhaupt nicht geht“, sondern „nur um Saddam“. Wenn wir die zugegebenermaßen etwas schlechte JPG-Darstellung etwas genauer anschauen, dann gibt es da noch eine geplante Pipeline durch Afghanistan, wo zufälligerweise ein gewisser Osama Bin Laden beherbergt sein sollte. Aus diesem Grunde bombte die heldenhafte US-Army unter Gefolgschaft der NATO-Partner (incl. den damals noch „amerikanischen Deutschen“) das seit Jahren vom Krieg gezeichnete Land vom Mittelalter wieder zurück in die Steinzeit. Lang lebe „Enduring Freedom“, lang lebe „Iraqi Freedom“!

Der dritte Kreis ist um die Quellenangaben gezogen. Da findet man solche illustren Angaben wie „Petroleum Economist and Arthur Anderson“, „United States Energy Information Administration“, www.globalsecurity.org, „United States Department of Defense“, „The Washington Institute for Near East Policy“, „Internationaler Gerichtshof“ etc. wieder. Da lacht das Herz des Kartographen – eine Karte, die mehr sagt als Tausend Worte!

Im übrigen soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass „Arthur Anderson“ niemand anderes als die Consulting Firma ist, die die Bilanzen des im Juli 2002 bankrott gegangenen Telekommunikationsunternehmen WorldCom bereinigte. Und auch bei der milliardenschweren Enron-Pleite Anfang 2002 agierten sie als Hauptakteure. Ja, ja, die Welt ist so klein.

 

Da diese e-Mail nun schon wieder etwas länger geworden ist, muss ich mich bei einem Trick aus der Fernsehbranche bedienen, der da heißt „Fortsetzung beim nächsten Mal!“

 

In diesem Sinne, lasst es Euch gut gehen, Euer Micha.

 

PS: Diese e-Mail kann wie immer gern weitergeleitet werden.