von Michael Winkler |
Ein Hinweis speziell für alle Dresdner: Bis zum 24.04.2003 besteht die Möglichkeit beim Regierungspräsidium Dresden Einwende gegen den Bau der überdimensionierten Waldschlösschenbrücke vorzubringen. Die Waldschlösschenbrücke kostet nicht nur schlappe 141 Mio. Euro (!), sondern ist auch bisher ohne Straßenbahn- und Busanbindung geplant, also nur Autoverkehr, und bringt neben erhöhten Lärm- und Abgasbeeinträchtigungen für Bevölkerung und die Medizinische Akademie vor allen Dingen mehr Verkehr. Mehr Infos unter www.leben-in-dresden.de.
Ebenso vorab ein weiterer Filmtipp: „Herr Wichmann von der CDU“ (www.herrwichmann.de) – der neue Film von Andreas Dresen (u.a. "Die Polizistin","Halbe Treppe"); ein absolutes Muss für Kinogänger! Der eigentlich fürs Fernsehen gedrehte Dokumentarfilm entpuppt sich als Real-Life-Satire, die den erbarmungslos harten Wahlkampf eines 25jährigen CDU-Kandidaten, der manchmal komischer wirkt als alle deutschen Comedy-Stars zusammen, in der von sozialen Missständen geprägten Uckermark zeigt. Man weiß manchmal nicht, ob man lachen oder weinen soll - kurzum ein Meisterwerk, dass zum Nachdenken anregen sollte. Ein Höhepunkt des Films: Angela Merkel singt mit einigen anderen Cash-Dealers-Union-Freunden auf irgendeinem Marktplatz in der Uckermark die deutsche Nationalhymne.
„Irre,
daß ich gewonnen habe. Ich trat an gegen Frieden, Wohlstand - und gegen den
Amtsinhaber.“
George
W. Bush am 14. Juni 2001 zum schwedischen Premierminister Goran Perrson.
Bush hatte nicht bemerkt, daß eine Fernsehkamera noch lief.
(aus Michael Moore „Stupid White Man“, Piper Verlag München 2002)
Ähnlich an sich lustige Dinge (wenn man nicht wüsste, dass es ernst gemeint ist) geben derzeit einige Politiker weltweit von sich – die demokratischen Regierungen dieser Welt entfernen sich immer weiter von denen, die sie einmal gewählt haben. Ähnlich lustig fand ich persönlich eine Äußerung von Colin Powell im DLF (Freitag, 04.04.03), die sinngemäß ausdrückte, dass die USA und Deutschland ihre guten Beziehungen weiterhin pflegen sollten, da „man ja über 50 Jahre gemeinsame Werte hatte“. Nun, da saß ich dann also in meiner Dresdner Küche, die vor 15 Jahren noch zur „sowjetischen Besatzungszone“ gehörte und überlegte, was ich wohl mit einem Amerikaner wie Colin Powell gemeinsam hätte. Ich überlegte und überlegte, doch es fiel mir nichts sofort ein. Was meinte der gute Colin denn da? Redete er auch mit mir? Meinte er McDonald’s oder MTV? Oder Britney Spears und die Massenproduktion von Hollywood, die übrigens angeblich jährlich durch Milliarden deutscher Steuergelder unterstützt wird? Meinte er so etwas wie „westliche Demokratie“? Oder wollte Colin damit durchblicken lassen, dass auch Gerhard, genau wie Georg, die letzte, knapp ausgegangene Wahl gefälscht hat? Das konnte er doch unmöglich ernst gemeint haben, oder?! Vielleicht wollte er damit sagen, dass auch die Deutschen Unmengen an Öl verbrauchen und diesen gemeinsamen „Wert“ doch bitte nicht vergessen sollten – ein Krähe hackt der anderen schließlich kein Auge aus.
Ich überlegte das ganze Wochenende, was ich mit dem Amerika von heute so gemeinsam haben könnte. Mit dem US-Amerika wie es hier in den Medien dargestellt wurde und wird. Mir fiel da eigentlich nichts ein, bis mir am Montagmorgen ein Artikel über eine der letzten Monitorsendungen in die Hände fiel (Link: http://www.wdr.de/tv/monitor/pdf/030403a_deutsche_waffen.pdf). Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: JA, wir haben ziemlich viel gemeinsam. Nicht nur der unstillbare Durst nach Erdöl, nein auch die Faszination für High-Tech-Waffen. Wir Deutsche bauen sie, die „Amis“ benutzen sie zum Massenmord. Die deutsche „Anti-Kriegs-Regierung“ unterstützt den US-amerikanischen „Demokratisierungsfeldzug“ durch kleine Freundschaftsgeschenke. Ich weiß nur nicht, ob das als Wiedergutmachung für die jahrelange Unterstützung von Hitler durch die US-amerikanische Wirtschaft (z.B. IBM, Ford) Mitte der 1930er Jahre oder für den Marshall-Plan gedacht ist. Naja, egal, lang lebe jedenfalls die „Deutsch-Amerikanische Freundschaft“! Ein Hoch auf die gemeinsamen Werte, was auch immer Colin damit meinte.
Wer sich
von den Einfällen der Amerikaner in Sachen psychologische Kriegsführung
begeistern lassen will, der sollte mal einen Blick auf folgende Flugblätter
werfen: http://www.globalsecurity.org/military/ops/iraq_art-of-war.htm.
Ein Freund von mir verwendete die selben Flugblätter für eine etwas andere,
aber wesentlich wahrheitsgetreuere Werbekampagne „McDonalds
& Coke im Irak“ und „Neuer
Führer im Irak“. Auch verlinkt im „Hinweis-Newsticker“ (www.oocities.org/michwink/newsticker.htm).
Doch zurück zum Thema „Neue Weltordnung“. Neben den sehr bemerkenswerten Artikel über die „Amerikanische Seidenstraßenstrategy“ und die nahezu deckungsgleichen Karten „Erdöllagerstätten der Welt“ bzw. „Interventionsgebiete der US-Army“ kam einige Tage später noch ein drittes Puzzleteil hinzu. Ende März 2003 las der amerikanische Schiftsteller Peter Reilly, der zu den Unterzeichnern der amerikanischen Friedensinitiative „Not in our Name“ gehörte, im Dresdner Schlosstheater aus einem Text des in New York lebenden Schriftstellers Eliot Weinberger mit dem Titel „Schrei ohne Ton“ vor (http://www.makethemaccountable.com/wein/030115_NYSixteenMonthsAfter.htm). Einen Tag später erschien in der Jungen Welt ein Artikel mit nahezu identischem Inhalt (http://www.jungewelt.de/2003/03-29/004.php). Wer diesen Artikel aufmerksam liest, kann sich so seine Gedanken über die wahren Hintermänner der Anschläge am 11. September machen. Ich möchte folgende Stellen zitieren:
„Eine
Stunde nach den Anschlägen des 11.September 2001 hatte US-Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld in einer ersten Reaktion auf die Ereignisse seinem Stab im
Pentagon die Order gegeben, vorrangig alles zu sammeln, das eine Spur in
Richtung Irak zeigen könnte. Dies geht aus den kürzlich in der New York Times
auszugsweise veröffentlichten persönlichen Aufzeichnungen eines engen
Mitarbeiters des US-Verteidigungsministers hervor.
Sechs
Tage nach den Terroranschlägen, also am 17. September 2001, hatte Pentagonchef
Rumsfeld bereits den Befehl zur Planung des Krieges gegen Irak gegeben, wie die
Washington Post Anfang dieses Jahres enthüllte. (Washington Post, 12.1.2003)
Bis zur Finalisierung der Pläne würde sich eine Rechtfertigung für den Krieg
gegen Irak schon finden lassen. Am liebsten mit dem Segen der UNO, aber notfalls
auch allein. Auch ohne die Briten, wie Kriegsherr Rumsfeld Anfang Februar 2003
zum Entsetzen von Tony Blair wissen ließ.“
Etwas weiter im Text heißt es ..
„Im
Gegensatz dazu wollten die professionellen Diplomaten im US-Außenministerium
unter Leitung des Ex-Generals Colin Powell die Verbündeten lieber in den Krieg
mit einbinden, selbst wenn dadurch die Vorbereitung des Krieges mehr Zeit kosten
würde. Aber im Unterschied zu Vizepräsident Cheney, Verteidigungsminister
Rumsfeld, seinem Stellvertreter Paul D. Wolfowitz und Berater Richard Perle [der
kürzlich von seinem Amt zurücktrat, M.W.], die mit diesem Krieg das »Neue
Amerikanische Jahrhundert« einläuten wollen, ist Powell ein Außenseiter und
gehört nicht zu dem inneren Machtzirkel, der Präsident Bush führt. [...] Ziel
dieses Zirkels ist es, die Rolle der USA als alleinige Supermacht und »unersetzliche
Nation«, ohne die in der Welt nichts geht und gegen die erst recht nichts getan
werden kann, für den Rest des Jahrhunderts zu festigen. Daher spricht man
bereits jetzt vom 21. Jahrhundert als dem »amerikanischen Jahrhundert«. Dazu
gehört die »full dominance«, die volle Dominanz der USA über alle anderen Länder
und möglichen Allianzen von Ländern. Zur Verwirklichung dieser Ziele ist die
Gruppe bereit, sich über alle Bedenken und Befürchtungen, über Völkerrecht
und internationale Konventionen hinwegzusetzen.“
Der Artikel berichtet weiterhin von einer im Umfeld um Vizepräsident Richard „Dick“ Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld 1997 gegründeten Denkfabrik namens »Project For A New American Century« (PNAC – »Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert«), die sich u.a. für die neue US-Präventivschlagdoktrin verantwortlich zeichnete. Und liest man folgenden Abschnitt dürfte sich der Kreis zum 11. September sehr schnell schließen:
„Eine strategische Analyse, von der PNAC-Fabrik im September 2000 kurz vor den Präsidentschaftswahlen unter dem Titel »Die Wiederherstellung der amerikanischen Verteidigung, Strategien, Streitkräfte und Ressourcen für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert« veröffentlicht, wies auf die Gefahr hin, daß bei fortlaufendem Trend dieser laschen Haltung zu Verteidigungsfragen die weltweite amerikanische Vorherrschaft nicht mehr lange aufrechterhalten werden könnte, es sei denn: »ein katastrophales und katalysierendes Ereignis tritt ein, wie ein neues Pearl Harbor«, das die Bereitschaft der amerikanischen Gesellschaft zu Opfern wieder erhöht. Als dieses Ereignis am 11.September 2001 tatsächlich eintrat, saßen diese Leute, deren erklärtes Ziel es ist, die Welt zu dominieren, bereits an den Schalthebeln der amerikanischen Macht.“
Fassen
wir das Ganze zusammen, dann haben wir eine US-Regierung unter Führung von Präsident
Bush, der durch dubiose Art & Weise im Dezember 2000 in sein Amt gelangt
ist. Dahinter steht ein Riege hochrangiger Öl- und Rüstungslobbyisten, die
„zufälligerweise“ noch einem sogenannten Think Tank namens „Project For A
New American Century“ angehören, die sich im Klaren darüber sind, dass die
amerikanische Bevölkerung nur weiter hinter dem amerikanischen
„Demokratisierungskurs“ steht, wenn es ein Ereignis wie „Pearl Harbor“
gibt. Und siehe da, es gibt, weiß Gott (egal, welcher Gott ...), „19 lebensmüde
islamistische Attentäter“, die ihnen genau dieses Ereignis auf dem
Silbertablett liefern. Oh ja, Gott ist gerecht. Er hatte offensichtlich Mitleid
mit dem Think Tank und den finsteren Gestalten, die dahinter stehen.
Oder
man erlaubt sich die seit Monaten heiß diskutierte Frage „Cui bono? – Wem nützt
es?“ zu stellen ... Der Irak-Feldzug und der 11. September stehen sehr wohl in
einem unmittelbaren Zusammenhang, aber nicht der Art & Weise, wie er von der
Bush-Administration zu propagieren versucht wird. Das „Neue (US-)Amerikanische
Jahrhundert“ hat begonnen. Wollen wir hoffen, dass in unserer schnelllebigen
Zeit aus einem Jahrhundert nur ein Jahrzehnt wird.
Es gibt also offizielle Verlautbarungen, die sehr tiefe Einblicke in Geschehnisse geben, die sich ein gesundes Menschenhirn kaum auszumalen getraut. Auch der SPIEGEL (10.03.2003, http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,239340,00.html) darf nun, ein Jahr nach dem diese Dokumente längst im Internet nachlesbar sind, über solche demokratischen Aktionen wie die „Operation Northwoods“ berichten. Dabei handelt es sich um Strategiepapiere aus dem Jahre 1962, die Flugzeugentführungen oder Bombardierungen amerikanischer Städte vorsahen, um einen Angriffsgrund gegen Kuba vortäuschen zu können. J.F. Kennedy lehnte diese Ideen, die hauptsächlich auf einen General namens Lyman L. Lemnitzer zurückgingen, ab und ... war ein reichliches Jahr später tot.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, Euer Micha.
PS1:
Diese e-Mail kann wie immer gern weitergeleitet werden.
PS2: Und da einige der Hinweis-e-Mails sich bereits dem Themenkreis „Public Relations“ und „Steuerung der öffentlichen Massen“ gewidmet haben, sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass der Hollywood-Schinken „Pearl Harbor“ im Mai/Juni 2001, also reichlich 3 Monate vor den Anschlägen, in die Kinos kam (in den USA sicher schon etwas eher).